Mitgliederversammlung 2012 - VSVI Niedersachsen
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sen berichtet. Eine Vielzahl von<br />
nachgerechneten Betonbrücken besitzt<br />
rechnerisch nach den derzeit gültigen<br />
Bemessungsmodellen des DIN-Fachberichtes<br />
102 keine ausreichende<br />
Querkrafttragfähigkeit. Am Brückenbauwerk<br />
liegen aber keine Hinweise<br />
auf eine Überbeanspruchung vor.<br />
Dieser Sachverhalt ist Gegenstand der<br />
aktuellen Forschung. Es wird erwartet,<br />
dass in einer späteren Auflage der<br />
Nachrechnungsrichtlinie eine Vorgehensweise<br />
zur Bewertung der<br />
Querkrafttragfähigkeit von bestehenden<br />
Betonbrücken enthalten sein wird.<br />
Im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit<br />
sind alle Dekompressionsnachweise<br />
erfüllt. Die erforderliche<br />
Bewehrung zur Beschränkung der Rissbreite<br />
ist geringer als die vorhandene<br />
Bewehrung.<br />
In Querrichtung ist der Spannstahlquerschnitt<br />
für die Aufnahme der Biegemomente<br />
ausreichend. Der Ermüdungs -<br />
nachweis für den Betonstahl und den<br />
Spannstahl wurde erfüllt. Querkraftbewehrung<br />
ist nicht erforderlich. Die<br />
Dekompressionsnachweise werden für<br />
die Kragarme und die obere Hohlkantenplatte<br />
erfüllt. Die Anforderungen<br />
zur Beschränkung der Rissbreite sind<br />
erfüllt.<br />
Ziellastniveau BK60 und Bemessung<br />
nach DIN-Fachbericht 102<br />
Die Biegetragfähigkeit ist im Grenzzustand<br />
der Tragfähigkeit erfüllt. Die<br />
Defizite bei der erforderlichen<br />
Querkraftbewehrung sind ähnlich groß<br />
wie beim Ziellastniveau LM1. Die<br />
Querkrafttragfähigkeit ist somit auch<br />
für die Verkehrslasten infolge BK60<br />
rechnerisch nicht nach den Bemessungsvorschriften<br />
des DIN-Fachberichtes<br />
102 nachweisbar.<br />
Ziellastniveau BK60 und Bemessung<br />
nach DIN 4227<br />
Gemäß der Nachrechnungsrichtlinie<br />
dürfen Betonbrücken mit einem Ziellastniveau<br />
von BK60 nach dem letzten<br />
Normenstand vor Einführung der DIN-<br />
Fachberichte bemessen werden. Wird<br />
der Steg nach DIN 4227-07.1988<br />
(gültig bis 03.2003) für BK60 bemes -<br />
sen, bleiben die Hauptzugspannungen<br />
unter den zulässigen Werten gemäß<br />
Tabelle 9 der DIN 4227. Ein Nachweis<br />
der Schubbewehrung ist dann nicht<br />
erforderlich. Das gleiche Bemessungskonzept<br />
lag auch der DIN 4227<br />
(10.1953) zugrunde, welche in der<br />
Bestandsstatik angewendet wurde. Die<br />
Verfasser der DIN gingen davon aus,<br />
dass bei Hauptzugspannungen von<br />
σI ≤ 2,0 MN/m² und einer Betongüte<br />
B 450 die Schubspannungen vom<br />
Beton aufgenommen werden.<br />
Lager und Unterbauten<br />
Die Raschplatzhochstraße wurde für<br />
BK60 bemessen. Die Nachrechnung für<br />
das Ziellastniveau BK60 zeigt eine sehr<br />
gute Übereinstimmung mit der<br />
Bestandsstatik (Abweichung ≤ 4 %).<br />
Die Lager und Unterbauten sind für das<br />
Ziellastniveau BK60 ausreichend<br />
bemessen.<br />
Fazit<br />
Die Raschplatzhochstraße wurde mit<br />
spannungsrisskorrosionsgefährdetem<br />
Spannstahl hergestellt. Die rechnerische<br />
Untersuchung gemäß der HandlungsanweisungSpannungsrisskorrosion<br />
ergab ein sehr gutes Ankündigungsverhalten.<br />
Dies ist darauf<br />
zurückzuführen, dass das sehr schlanke<br />
Brückenbauwerk hoch vorgespannt<br />
wurde. Bei einem Ausfall durch Spannungsrisskorrosion<br />
verbleibt so eine<br />
ausreichend große Restspannstahl -<br />
fläche, wodurch ein plötzliches Ver-<br />
Schwerpunkt<br />
sagen ohne Vorankündigung rechnerisch<br />
ausgeschlossen werden kann.<br />
Für die Nachrechnung gemäß der<br />
Nachrechnungsrichtlinie konnte durch<br />
die Ergebnisse einer Verkehrszählung<br />
als Ziellastniveau BK60 nach DIN 1072<br />
(1985) festgelegt werden. Zwar konnte<br />
die Biegetragfähigkeit für das LM1<br />
nach DIN-Fachbericht 101 nachge -<br />
wiesen werden, doch traten beim LM1<br />
und auch bei BK60 nach DIN 1072<br />
große Defizite bei der Bemessung der<br />
Querkrafttragfähigkeit nach DIN-Fachbericht<br />
102 auf. Beim Nachweis der<br />
Schubspannungen nach DIN 4227,<br />
werden hingegen die zulässigen<br />
Hauptzugspannungen nicht über -<br />
schritten.<br />
Der Unterschied zwischen den Bemessungsmodellen<br />
des DIN-Fachberichtes<br />
102 und der DIN 4227 hinsichtlich der<br />
Bewertung der tatsächlichen Querkrafttragfähigkeit<br />
von Betonbrücken wird<br />
durch die hier vorgestellten Ergebnisse<br />
deutlich. Es besteht dringender<br />
Klärungsbedarf, wie bei der Nachrechnung<br />
bestehender Betonbrücken diesbezüglich<br />
vorzugehen ist.<br />
Dr.-Ing. Joachim Göhlmann<br />
grbv Ingenieure im Bauwesen<br />
GmbH & Co. KG<br />
<strong>VSVI</strong>-Information August <strong>2012</strong> | 15