Mitgliederversammlung 2012 - VSVI Niedersachsen
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Seminarecho<br />
Neue Wege im Stadtverkehr<br />
am 15. März <strong>2012</strong> in Bremen<br />
Leiter: Dipl.-Ing. Enno Wagener<br />
Das diesjährige Seminar fand trotz des<br />
bereits laufenden Umbaus des Hochschulgebäudes<br />
wieder wie gewohnt im<br />
Hörsaal S 5 der Hochschule Bremen<br />
statt. Der Seminarleiter Dipl.-Ing. Enno<br />
Wagener konnte im Namen des Präsidiums<br />
der <strong>VSVI</strong> 84 Teilnehmer begrüßen.<br />
Das zeigt, dass das Interesse an aktuellen<br />
Themen zur innerstädtischen<br />
Verkehrsplanung nach wie vor sehr<br />
groß ist.<br />
Das Seminar wurde eröffnet mit dem<br />
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Carsten W.<br />
Müller über Radschnellwege und<br />
ihre Möglichkeiten. Im ersten Teil des<br />
Vortrags stellte er die nach umfangreichen<br />
Recherchen gewonnenen<br />
Erkenntnisse über Radschnellwege<br />
(RSW) im europäischen Ausland vor.<br />
Demnach sind RSW vor allem in Dänemark,<br />
den Niederlanden und England<br />
bereits weit verbreitet. „Vorradler“ und<br />
Vorbild ist dabei die dänische Hauptstadt<br />
Kopenhagen, die mit einem<br />
Modal Split für den Radverkehr von 36<br />
Prozent die Spitzenposition in Europa<br />
einnimmt. In chinesischen Städten liegt<br />
dieser sogar bei bis zu 56 Prozent. Voraussetzungen<br />
dafür, dass die „Bicycle<br />
Super Highways“ von den Radfahrern<br />
auch in ausreichendem Maße angenommen<br />
werden, sind unter anderem<br />
Prof. Dr.-Ing. Müller<br />
34 | <strong>VSVI</strong>-Information August <strong>2012</strong><br />
eine möglichst kreuzungsfreie Führung,<br />
eine deutliche Kennzeichnung der<br />
Hauptrouten und Angebote zur Fahrradmitnutzung.<br />
In Verbindung mit<br />
neuen Technologien am Fahrrad selbst<br />
(zum Beispiel Pedelecs) wäre gegenüber<br />
heute eine Verdopplung der Pendlerdistanzen<br />
für Radfahrer möglich; in<br />
den Niederlanden liegen diese heute<br />
bereits bei bis zu 15 Kilometer. Neben<br />
einer deutlichen Reduzierung des CO2-<br />
Ausstoßes kann damit insbesondere in<br />
Ballungsräumen eine Entlastung vorhandener<br />
Verkehrsmittel (auch ÖPNV)<br />
und ein Entgegenwirken gegen die zu<br />
erwartende Parkraumverknappung<br />
erreicht werden.<br />
Im zweiten Teil des Vortrags ging es um<br />
die Frage, ob Fahrradschnellwege auch<br />
in Bremen zukünftig eine Rolle spielen<br />
könnten. Mit einem Modal-Split von<br />
circa 19 Prozent sind die Bremer Radfahrer<br />
zumindest im nationalen Vergleich<br />
schon recht aktiv. Gemäß den<br />
von Prof. Müller vorgestellten Ergebnissen<br />
mehrerer Semesterarbeiten können<br />
durchaus noch zusätzliche Potenziale<br />
zur Steigerung des Fahrradverkehrs in<br />
Bremen ausgeschöpft werden. Grundlegende<br />
Probleme sind dabei die Integration<br />
von Radschnellwegen in vorhandene<br />
Stadträume und die meist<br />
Foto: Dipl.-Ing. Enno Wagener<br />
Der Snelbinder bei Lent, Nijmwegen<br />
vom MIV dominierten Knotenpunkte.<br />
Auch das Problem der sehr inhomogenen<br />
Geschwindigkeiten auf RSWs gilt<br />
es in Zukunft zu lösen. Dies erfordert<br />
nicht nur bauliche Veränderungen sondern<br />
auch ein hohes Maß an Disziplin<br />
und Rücksichtnahme auf Seiten der<br />
Radfahrer. Aber angesichts der zu erreichenden<br />
Ziele lohnt es sich durchaus<br />
auch weiterhin über schnelle Verbindungen<br />
für Radfahrer nachzudenken<br />
und eine Umsetzung nicht nur in Bremen<br />
sondern auch in anderen deutschen<br />
Ballungszentren voranzutreiben.<br />
Nach einer kurzen Kaffeepause referierte<br />
Dipl.-Ing Uwe Wilma vom<br />
Hamburger Planungsbüro Argus über<br />
Sicherheitsmängel in der Straßenraumgestaltung.<br />
Mit Hilfe von Sicherheitsaudits können<br />
Sicherheitsdefizite bei Planung, Entwurf<br />
und Bau von Straßen frühzeitig,<br />
systematisch und unabhängig ermittelt<br />
werden. Grundlegendes Ziel dabei ist<br />
die Optimierung der Verkehrssicherheit<br />
und damit einhergehend die Verringerung<br />
von Unfallzahlen. Eine<br />
Anleitung zur formalen Durchführung<br />
von Sicherheitsaudits enthalten die<br />
ESAS (Empfehlungen für das Sicherheitsaudit<br />
an Straßen, FGSV 2002).<br />
Foto: Prof. Dr.-Ing. Carsten Wilm Müller