Mitgliederversammlung 2012 - VSVI Niedersachsen
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gangen, wozu eine fachgerechte Bauüberwachung<br />
von Instandsetzungsarbeiten<br />
gehört.<br />
Brückenkonstruktion<br />
Die Brücke wurde in den Jahren 1967<br />
bis 1970 von der Arge „Werdeseebrücke<br />
Bremen“ (Dyckerhoff & Widmann<br />
AG, Grün & Bilfinger AG) errichtet. Sie<br />
weist eine Gesamtlänge L = 615 m bei<br />
einer Gesamtbreite B = 13,95 m und<br />
einer zweistreifigen (d. h. einspurig je<br />
Fahrtrichtung) Fahrbahnbreite b = 7,50<br />
m auf. Das Gesamtbauwerk setzt sich<br />
aus den Teilbauwerken Flutbrücke (LF =<br />
375 m, den Werdersee querend) und<br />
Strombrücke (LS = 240 m, über die<br />
Weser) – beide gelenkig miteinander<br />
verbunden –, sowie einer Spindelrampe<br />
und zwei Treppenanlagen zusammen.<br />
Der Überbau der 11-feldrigen Flutbrücke<br />
ist im Bereich des Werdersees<br />
sowie in den beiden angrenzenden Feldern<br />
(Stützweiten: 32,00 - 64,00 -<br />
32,00 m) mit dem Querschnitt eines<br />
einzelligen Hohlkastens und in allen<br />
anderen Feldern mit dem eines zweistegigen<br />
Plattenbalkens, jeweils Querschnittshöhe<br />
h = 2,00 m = const., ausgebildet<br />
(Bild 2, s. auch Bild 4). Der<br />
Überbauquerschnitt der 4-feldrigen<br />
Strombrücke ist im Übergangsbereich<br />
zur Flutbrücke ein zweistegiger Plattenbalken,<br />
in den drei übrigen Feldern<br />
liegt ein einzelliger Hohlkasten mit variabler<br />
Querschnittshöhe vor (Bild 3).<br />
Beide Überbauabschnitte sind in Längsund<br />
Querrichtung mit Stabstählen des<br />
Spannverfahrens Dywidag, St 80/105,<br />
beschränkt vorgespannt (Längsvorspannung:<br />
∅ 32 mm, Quervorspannung: ∅<br />
26 mm). Die Querkraftbewehrung<br />
besteht im Wesentlichen aus Schubnadeln<br />
∅ 32 mm des genannten Spannverfahrens.<br />
Für den Bauwerksbeton der<br />
Überbauten wurde ein B 450 gewählt,<br />
für die Betonstahlbewehrung überwiegend<br />
BSt III K. Das Bauwerk ist in Brückenklasse<br />
(BK) 60 gemäß DIN<br />
1072:1952-06 eingestuft, seine Auslegung<br />
erfolgte nach den Regeln der DIN<br />
4227:1953-10 im Zusammenhang mit<br />
den ZB DIN 4227 02.66 und DIN<br />
1075:1955-04.<br />
Objektbezogene Schadenanalyse<br />
und Folgerungen<br />
Allgemeines<br />
Die objektbezogene Schadenanalyse<br />
(OSA) wurde aufgrund der zuvor vorgefundenen<br />
schwerwiegenden und zum<br />
Teil auch unklaren Schadensbildern vorgenommen.<br />
Hauptsächliche Schadenkriterien<br />
für die Durchführung der OSA<br />
waren: Nicht direkt zu klärende Rissbilder<br />
wie parallel zu den Spanngliedern<br />
in der Hohlkasten-Bodenplatte der Flutbrücke<br />
im Feld über den Werdersee<br />
verlaufende Längsrisse, die bereits einmal<br />
instand gesetzt worden waren und<br />
sich wieder geöffnet hatten; starke<br />
Durchfeuchtungen mit der Vermutung<br />
einer erheblichen Korrosion von<br />
Bild 2: Flutbrücke, Ansicht Bild 3: Strombrücke, Ansicht<br />
Schwerpunkt<br />
Bewehrungselementen (Spann- und<br />
Betonstahl); vermutete erhebliche<br />
Chloridbelastung mit einem Schädigungsverlauf,<br />
der den Erfahrungswerten<br />
der Schädigungsmodelle nicht entsprechen<br />
könnte; Annahme weiterer<br />
versteckter Schäden. Vom ASV Bremen<br />
wurde für die OSA die Prof. Bellmer<br />
Ingenieurgruppe GmbH, Bremen (im<br />
Folgenden: pb+), unter Hinzuziehung<br />
der Amtlichen Materialprüfungsanstalt<br />
der Freien Hansestadt Bremen (MPA<br />
Bremen), der Fairma CITec, Dresden,<br />
und des TÜV Nord beauftragt.<br />
Flutbrücke<br />
Im Bereich des Feldes D-G (Bild 4)<br />
wurde in der vorgespannten Bodenplatte<br />
des Überbaus ein den zulässigen<br />
Grenzwert (bei Spannbeton: 0,2 M.-%<br />
bezogen auf den Zementgehalt) um<br />
das 25-fache überschreitender Chloridgehalt<br />
festgestellt. Bei einer derartig<br />
hohen Chloridbelastung muss mit<br />
Chloridkorrosion gerechnet werden,<br />
dies zumal insbesondere im Feld E-F<br />
Rostbildungen an den Verankerungsstellen<br />
der Bodenplatten-Spannglieder<br />
sowie Abplatzungen mit freiliegender<br />
Bewehrung zu beobachten waren (Bild<br />
5). An etwa 40 % der daraufhin freigelegten<br />
Spannglieder – darüber hinaus<br />
wurde eine flächendeckende Potentialfeldmessung<br />
durchgeführt – konnten<br />
auch tatsächlich tiefe Rostnarben (bis<br />
zu 4 mm) infolge von Lochfraßkorrosion<br />
im Feld E-F festgestellt werden<br />
<strong>VSVI</strong>-Information August <strong>2012</strong> | 17