Inhaltsverzeichnis - Kunsthalle Bremen
Inhaltsverzeichnis - Kunsthalle Bremen
Inhaltsverzeichnis - Kunsthalle Bremen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />
er kommt stets mit dem Nötigsten sehr gut aus, lebt konsequent mit einer<br />
konsumkritischen Haltung. Hundertwasser ist ein aufgeschlossener und lebensbejahender<br />
Mensch, der gleichzeitig auf die Meinung seiner Mitmenschen oder gesellschaftlichen<br />
Konsens nicht viel setzt. Er arbeitet, lebt und handelt aus inneren Impulsen heraus. Ein<br />
passendes Sinnbild hierfür ist der Gobelin PISSENDER KNABE MIT<br />
WOLKENKRATZER (Abb. 1, Tapisserie, WV 133), den Hundertwasser 1952 frei nach<br />
dem Motto „Probieren geht über Studieren“ ohne Kartonvorlage webt. Der Künstler<br />
hierzu:<br />
„Der Gobelin, den ich 1952 in Wien webte, entstand nur dadurch, weil ich mit den<br />
Webern Riedl und Schidlo eine Wette abgeschlossen hatte, und zwar behaupteten die<br />
beiden, man kann einen Gobelin nur nach einem Karton weben, also nach einer Unterlage<br />
in der Größe des Goblins selbst. (…) Da ich insistierte, brachte ich die beiden dazu, mir<br />
einen Webstuhl zu borgen. (…) Da ich mit einer Hose begann, muss natürlich ein Körper,<br />
Arme und zum Schluss ein Kopf kommen, im Hintergrund eben Fenster, wenn man schon<br />
Fenster macht, muss das Ganze natürlich oben ein Dach bekommen, und so brachte ich<br />
den Gobelin fertig und habe eine Wette gewonnen.“<br />
Die Hochhäuser im Hintergrund zeigen, dass sich der Künstler in diesem frühen Werk<br />
von 1952 bereits mit dem Thema Architektur beschäftigt. Das bildbeherrschende Motiv<br />
des Gobelins, jener „pissende Knabe“, der dem Teppich auch seinen Titel gibt,<br />
unterstreicht Hundertwassers Freude an Provokationen und Normbruch. Hundertwasser<br />
tritt an gegen Spießigkeit und Konvention.<br />
Hundertwasser zeigt uns immer wieder,<br />
dass alles möglich ist. Seit etwa den<br />
1970er Jahren nennt er sich Friedensreich<br />
Regentag Dunkelbunt Hundertwasser; er<br />
hatte dunkelbunte Farben und Regentage<br />
eben gern. Unkonventionell ist auch sein<br />
äußeres Erscheinungsbild: Ein Mann mit<br />
Vollbart, gerne mit weit geschnittener<br />
Kleidung, einem großem Schlapphut und<br />
Abb. 2<br />
selbstgenähten Schuhen. Oder wie wäre es vollkommen ohne jegliche Kleidung wie bei<br />
seiner NACKTREDE FÜR DAS ANRECHT AUF DIE DRITTE HAUT (Abb. 2)? Bei<br />
Seite | 5