magazin für intermodalen transport und logistik - Schiffahrt und ...
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TITELTHEMA:<br />
TRANSPORT UND UMSCHLAG<br />
AN MAIN UND DONAU<br />
SUT-Gespräch mit neuem Väth-Reedereichef Frank Mützel:<br />
Auf der Donau zu Hause<br />
Frank Mützel (46) hat am 1.1.2006<br />
den Chefsessel der Würzburger<br />
Reederei Gebrüder Väth KG übernommen<br />
<strong>und</strong> macht das Unternehmen<br />
seither fit <strong>für</strong> die Zukunft.<br />
Neuen Herausforderungen,<br />
beispielsweise in der Containerschifffahrt<br />
will Mützel mit neuen<br />
Marktstrategien, etwa der<br />
Kooperation mit Short-Sea-<br />
Reedereien aus dem Schwarzmeerraum,<br />
begegnen.<br />
Bereits seit 1890 ist die Reederei Väth<br />
auf den europäischen Wasserstraßen,<br />
damals vor allem aber auf dem Main,<br />
aktiv. Mit einer Tragfähigkeit von<br />
8600 Zentnern war das MS „Morgenstern“<br />
die Keimzelle der heutigen Flotte, die 13<br />
Schiffe sowie gemietete Schubleichter mit<br />
einer Gesamttonnage von ca. 30.000 t umfasst.<br />
Auch ein MS Morgenstern ist wieder<br />
dabei: heute aber mit einer Tragfähigkeit von<br />
2872 t. R<strong>und</strong> 600.000 t Güter hat das Unternehmen<br />
mit diesen Schiffen im letzten Jahr<br />
<strong>transport</strong>iert. Hinzu kamen noch fast 100.000<br />
t Güter, die mit Fremdschiffen befrachtet<br />
wurden. „Unser Fahrtgebiet erstreckt sich<br />
von der ARA-Range bis zum schwarzen Meer,<br />
aber die Donauwechselverkehre sind unser<br />
Schwerpunkt“, erläutert der neue Sprecher<br />
der Geschäftsführung der Reederei Väth.<br />
Mützel kommt aus der Familie: er ist der<br />
Neffe von Gerd Mützel, der das Unternehmen<br />
MS MORGENSTERN in der Beladung im Hafen<br />
Straubing Bild: Väth KG<br />
32<br />
5/2006<br />
MAGAZIN FÜR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK<br />
Frank Mützel:<br />
„In der Reederei<br />
Väth<br />
steckt noch<br />
eine Menge<br />
Potenzial!“<br />
Bild: Götze-<br />
Rohen<br />
über Jahrzehnte geleitet <strong>und</strong> geprägt hat.<br />
Frank Mützel hat Betriebswirtschaft studiert<br />
(Dipl. Ökonom) <strong>und</strong> ist auch Gesellschafter<br />
des Familienunternehmens. Nachdem er<br />
bereits die ersten fünf Lebensjahre an Bord<br />
eines Väth-Schiffes verbrachte, hat Mützel<br />
während seiner Semesterferien an Bord von<br />
Schiffen der Reederei gearbeitet <strong>und</strong> damit<br />
die praktischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> seine neue<br />
Aufgabe erworben. Zuletzt war Mützel Geschäftsführer<br />
der Trans Lloyd Shipmanagement<br />
GmbH <strong>und</strong> davor Geschäftsführungsassistent<br />
bei der Deutschen Binnenreederei<br />
GmbH in Berlin.<br />
Die ersten sechs Monate seit Übernahme des<br />
neuen Postens bilanziert Mützel sachlich <strong>und</strong><br />
nüchtern. „Ich habe mich zunächst um die<br />
innere Organisation gekümmert. Es war mir<br />
Koppelverband der Reederei Väth mit Massengut<br />
<strong>und</strong> Stückgut auf dem Main bei Würzburg<br />
Bild: Väth KG<br />
wichtig, die internen Abläufe <strong>und</strong> Prozesse<br />
zu analysieren <strong>und</strong> da wo nötig zu<br />
verbessern. Neben der Verantwortung <strong>für</strong> die<br />
Strategie werde ich mich – gemeinsam mit<br />
unserem Team – aber auch um die Potenziale<br />
möglicher Kooperationen <strong>und</strong> neuer<br />
Geschäftsfelder kümmern“, beschreibt<br />
Mützel seine Arbeit. Neben dem klassischen<br />
Binnenschiffs<strong>transport</strong> sieht Mützel Potenziale<br />
in der Logistik <strong>und</strong> kombinierten Fluss-<br />
See-Transporten. In der schifffahrtsnahen<br />
Logistik hat Väth bereits zwei ges<strong>und</strong>e<br />
Standbeine: einen eigenen Umschlags- <strong>und</strong><br />
Lagerbetrieb im Hafen Nürnberg <strong>und</strong> eine<br />
1/3-Beteiligung an der Hafen<strong>logistik</strong> Straubing<br />
GmbH. „Diese Aktivitäten werden wir<br />
weiter ausbauen. So werden wir demnächst<br />
die Lagerkapazitäten in Straubing erweitern.<br />
Bereits heute sind Container ein wichtiges<br />
Transportgut <strong>für</strong> die Väth-Flotte Bild: Väth KG<br />
Die Kombination von Fluss- <strong>und</strong> See<strong>transport</strong>en<br />
wäre neu <strong>für</strong> Väth. Durch meine letzte<br />
Tätigkeit habe ich gute Kontakte zu Short-<br />
Sea-Reedereien“, erläutet Mützel. Mit<br />
solchen Partnern sieht Mützel Chancen <strong>für</strong><br />
neue Kooperationen, mit denen kombinierte<br />
Verkehre per Binnen- <strong>und</strong> Seeschiff beispielsweise<br />
zum russischen Wasserstraßensystem<br />
entwickelt werden können. Das<br />
Kerngeschäft soll nach Mützels Vorstellungen<br />
aber die Binnenschifffahrt bleiben. „Langfristig<br />
soll Väth eine Reederei mit maximal 20<br />
eigenen Einheiten <strong>und</strong> einer attraktiven<br />
Dienstleistungspalette werden“, skizziert<br />
Mützel seine Zukunftsvision.<br />
Aber Mützel denkt auch über die Grenzen<br />
des eigenen Unternehmens hinaus. „Wir<br />
werden uns auch stärker als bisher in der<br />
Branche engagieren. Wir sind Mitglied im<br />
B<strong>und</strong>esverband der deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB), in dem ich zukünftig in der<br />
Arbeitsgruppe Nautik mitarbeiten werde“,<br />
sagt Mützel zu einem stärkeren verbandspolitischen<br />
Engagement. Das dies dringend<br />
nötig sei, zeige die aktuelle Lage beim<br />
Donauausbau zwischen Straubing <strong>und</strong> Vilshofen:<br />
„Wie lange noch soll unter dem Deckmantel<br />
des Naturschutzes die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der Schifffahrt auf der Donau<br />
blockiert werden“, fragt Frank Mützel. Er<br />
spricht damit den jüngsten Versuch des B<strong>und</strong><br />
Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz Deutschland an, die<br />
Ausbauvariante C280 <strong>für</strong> die Donau zu torpedieren.<br />
„Die Donau ist Teil eines paneuropäischen<br />
Verkehrskorridors. Wenn wir der<br />
Verkehrsprobleme Herr werden wollen,<br />
müssen wir die Wasserstraßeninfrastruktur<br />
den Erfordernissen anpassen“, betont Mützel<br />
abschließend. Axel Götze-Rohen ❑<br />
Modernes Väth-Doppelhüllensicherheitsschiff<br />
mit den Abmessungen 110 x 11 m, Ladefähigkeit<br />
2.300 t, <strong>für</strong> den kombinierten Transport von<br />
Massengut unter Deck <strong>und</strong> Containern auf dem<br />
hier<strong>für</strong> speziell ausgelegten Lukendach als<br />
2. Ladedeck. Dank einer Schubschulter kann das<br />
Schiff auch als Koppelverband mit Schubleichtern<br />
betrieben werden Bild: Väth KG