GvO <strong>Bochum</strong> LokalNeue Behandlungserfolge bei KeratokonusKnappschaftskrankenhaus <strong>Bochum</strong>-LangendreerDie Augenklinik am Knappschaftskrankenhaus in <strong>Bochum</strong>-Langendreerbietet ein neues Verfahren zur Behandlung der Hornhaut, umkrankhafte Prozesse aufzuhalten.Knappschaftskrankenhaus<strong>Bochum</strong> – LangendreerIn der Schornau 23-2544892 <strong>Bochum</strong>0234 - 299-0Direktor Univ.- Prof.Dr. med. B. DickFrau Sabine BuchnerAugenoptikermeisterin,Leiterin Studienzentrum0234 - 2993142sabine.buchner@kkbochum.deIn den vergangenen Jahren wurde auf der Basisder Vernetzung der Kollagenfasern eine Methodezur Verfestigung der Hornhaut entwickelt, umdamit ein weiteres Her<strong>vor</strong>wölben der Hornhautbeim Keratokonus zu verhindern.Der Keratokonus ist eine meist beidseits auftretendeHornhauterkrankung mit kegelförmigerVorwölbung und Verdünnung der Kornea (Hornhaut).Erste Symptome stellen eine zunehmendeKurzsichtigkeit und einen Astigmatismus dar, diesich bereits in der Pubertät und im frühen Erwachsenenalterzeigen können. Dazu gehörendas Wahrnehmen von Lichtringen um Leutquellensowie erhöhte Lichtempfindlichkeit. Der Keratokonuswird in frühen Stadien mit formstabilen Kontaktlinsenund Keratokonuslinsen behandelt. Beispäten Formen ist eine Keratoplastik erforderlich.Der Keratokonus tritt in der Bevölkerung bei einemvon 2000 Menschen auf. Die Ursachen des Keratokonussind heutzutage noch weitgehend unbekannt.Er kommt familiär gehäuft <strong>vor</strong>, was unteranderem auch für eine vererbte Ursache sprechenkann. Der einzige gesicherte Umstand, der einhohes Risiko für die Entstehung eines Keratokonusdarstellt, ist heftiges und häufiges Augenreibenüber Jahre hinweg (zum Beispiel bei Allergien).Bezüglich des zeitlichen Verlaufs unterscheidetman zwischen einer “stillen” Form des Keratokonus,der sogenannten “Forme Fruste”, und dem<strong>vor</strong>anschreitenden Keratokonus, der “progressiven”Form.Forme Fruste:Die “Forme Fruste” ist 10mal so häufig wie diefortschreitende Form. Sie erzeugt in der Regelkeinerlei Symptome und ist für den Patienten voneiner normalen Hornhautverkrümmung, die überein Brillenglas korrigiert wird, nicht zu unterscheiden.Entdeckt wird sie häufig zufällig anlässlicheiner augenärztlichen Kontrolle. Sie muss nur ärztlichbeobachtet, bei stabilem Zustand aber nichtbehandelt werden.Progressive Form:Diese ist aggressiv und kann sich bereits im Teenageralterbemerkbar machen. Mit Fortschreitender Erkrankung wird die Korrektur der Sehschärfemittels Brillengläsern immer schwerer, da dieVorwölbung der Hornhaut unregelmäßig ist. Einsolch unregelmäßiger “Astigmatismus” (Hornhautverkrümmung)kann besser durch formstabileKontaktlinsen korrigiert werden, da diese durchden darunter liegenden Tränenfilm gröbsten Unebenheitenausgleichen können. So ist in einer bestimmtenPhase der Erkrankung eine gute Sehversorgungmöglich, bei der Betroffene bis zu 100%Sehkraft erreichen können. Nimmt die Vorwölbungder Hornhaut jedoch weiter zu, so kommtder Zeitpunkt, an dem auch harte Kontaktlinsennicht mehr getragen werden können, da sieimmer wieder herausfallen. Mit der zunehmendenAuswölbung wird die Hornhaut unterhalb desZentrums immer dünner. Sie kann durchbrechenX | <strong>Gesundheit</strong> <strong>vor</strong> <strong>Ort</strong> Lokal 3/2007
GvO <strong>Bochum</strong> Lokalund vernarben. Dies setzt die Sehschärfeauf Dauer herunter. Die bislang einzigeMöglichkeit der Therapie bestand darin,die erkrankte Hornhaut zu entfernen unddurch eine Spender-Hornhaut zu ersetzen(Hornhaut-Transplantation). Eine solcheOperation ist jedoch eine Organverpflanzungmit den damit verbundenen Risikenund Komplikationen. Ein angemessenesSehvermögen wird häufig erst circa 2 Jahrenach der Operation erreicht. Zudem trifftdie Hornhautverpflanzung beim Keratokonuszumeist junge Menschen, was heißt,dass das Transplantat über Jahrzehnte hinwegeinwandfrei funktionieren muss.UV-Riboflavin-Crosslinking der HornhautEs stehen eine Reihe moderner Untersuchungsmethodenzur Verfügung, mittels dererein Keratokonus festgestellt werden kann:Hornhaut-Topographie:diese nimmt eine “Höhenkarte” der Hornhautauf, welche einen Keratokonus im unterenAnteil der Hornhaut erkennen lässt.Hornhaut-Pachymetrie:eine Ultraschall-Untersuchung der Hornhautdickeergibt beim Keratokonus eineVerdünnung im unteren Hornhautbereich.CrosslinkingEine neue Methode zur Behandlung desfrühen Keratokonus stellt das CornealCross Linking, die photochemische Vernetzungder oberflächlichen Kollagenfibrillender Hornhaut mit UV Licht und Riboflavin,dar. Crosslinking ist eine Methode zur mechanischenStabilisierung von Gewebe.Crosslinking ist nicht neu in der Medizin.Das Crosslinking von Geweben wird inanderen Fächern der Medizin (u.a. <strong>Ort</strong>hopädie,Hals-Nasen-Ohren, Herzchirurgie)bereits seit vielen Jahren eingesetzt. DasAnwenden von Crosslinking am Auge istjedoch relativ neu.Crosslinking bewirkt eine Quervernetzungzwischen den Fasern eines Gewebes. Diesist vergleichbar mit einem Netz, das zusätzlicheVerstrebungen erhält und dadurchmechanisch stabiler wird.Crosslinking der Hornhaut wird durch eineKombination von UV-Bestrahlung mit Verabreichungvon Riboflavin-Augentropfen(Vitamin B2 Abkömmling) erreicht. DieIntensität der UV-Strahlung ist dabei sogewählt, dass die unter der Hornhaut gelegenenAugenstrukturen nicht betroffenwerden. Theoretisch kann es durch dieUV-Strahlung zu einer Schädigung derHornhautinnenschicht, der Linse oder derNetzhaut kommen. Bisher wurden bei derBehandlung von Patienten mit ausreichenddicken Hornhäuten keine solchen Komplikationenberichtet.Es handelt sich um eine vergleichsweiseneuere Therapie, so dass Langzeitdaten zurPrognose und zu möglichen Spätkomplikationenfehlen. Prinzipiell sind Infektionenund Entzündungen der Hornhaut und desAugeninneren, Hornhautgeschwüre, -trübungenund die Entwicklung eines grauenStares möglich, die zu einer dauerhaftenEinschränkung der Sehfunktion führenkönnen. Nach den bisherigen Erfahrungenaus tierexperimentellen Untersuchungenund ersten Anwendungen an Patientensind keine Nebenwirkungen bekannt.Die Operation kann ambulant durchgeführtwerden, dauert circa 60 Minuten und erfolgtunter örtlicher Betäubung. In einem erstenSchritt wird die Versiegelungsschicht derHornhaut, das Epithel, entfernt. Dies ist notwendig,damit die Riboflavin-Augentropfen(Vitamin B2) in die Hornhaut gelangen können.Anschließend wird die Hornhaut während30 Minuten mit UV-Licht behandelt undbekommt zum Schluss eine Verbands-Kontaktlinse. Diese verbleibt einige Tage aufdem Auge und wird dann entfernt.Seit dem 08.06.2004 ist das Knappschaftskrankenhaus<strong>Bochum</strong>-Langendreer alserste deutsche Universitätsklinik nach KTQzertifiziert.Ziel der Operation ist es, die Vorwölbungder Hornhaut zu stabilisieren. Die Erkrankungkann also nicht rückgängig gemacht,sondern im besten Fall in der bestehendenForm “eingefroren” werden. Sollte späteraus irgendwelchen Gründen eine Hornhautverpflanzungnotwendig werden, sokann diese jederzeit ohne Nachteile für dasAuge durchgeführt werden.Durch die Operation ist ein Teil der Hornhautoberflächeoffen. Dies verursacht zumTeil Schmerzen, die in der Regel nach circa48 Stunden praktisch verschwunden sindund <strong>vor</strong>her mit Schmerztabletten behandeltwerden können.An den ersten 3 Tagen nach der Operationwerden tägliche Kontrollen durchgeführt.Tag 4 bis Woche 6: während dieser Zeitwerden morgens und abends entzündungshemmendeund/ oder antibiotischeAugentropfen nach individuellen Bedarfangewendet. Das Auge bleibt bis zu ca.2 Wochen gerötet, Kratzen, Brennen undBeißen kann 6-8 Wochen andauern. ZurLinderung der Beschwerden bekommtder/die Patient/in künstliche Tränen verschrieben.In dieser Zeit kann die Sicht verschwommenersein als zu<strong>vor</strong>, danach wirdin der Regel die gleiche (seltener sogar einebessere) Sehschärfe <strong>vor</strong>handen sein wie<strong>vor</strong> der Operation.<strong>Gesundheit</strong> <strong>vor</strong> <strong>Ort</strong> Lokal 1/2006 3/2007 |XI