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TAGUNGGegner geben sichDas selbstbestimmungskritische «Forum Gesundheit und Medizin» hat an seiner jährlichen Tagungim Kunsthaus Zürich die Sterbehilfe in der Schweiz dem gewohnt kritischen Blick unterworfen –nach den vielen politischen Entscheidungen pro Sterbehilfe allerdings in moderaten Tönen.In der Vergangenheit wurde an derjährlichen Tagung von Sterbehilfegegnernauch schon scharf RichtungOrganisationen wie EXIT und Dignitasgeschossen. Dieses Mal aberzeigten sich mehrere Redner undviele der etwa 350 Zuhörer offengegenüber der Sterbehilfe. Beim Forum«Gesundheit und Medizin» imZürcher Kunsthaus stand diese unterdem Titel «Sterbe, wer will?» imBrennpunkt.Die Sterbehilfe und organisierteSuizidhilfe als ethische Frage undgesellschaftliche Herausforderung– und trotz zwei klaren Abstimmungsresultatenim Kanton Zürichund dem Zuspruch des Bundesratesfür die Sterbehilfe stellten sich dieOrganisatoren der Tagung die Frage:«Wie weiter in der Schweiz?»Der Palliativmedizin den Platzeinräumen, den sie verdienen würde,und dabei das Thema Sterbehilfenicht ausser Acht lassen. Daswollten die Organisatoren. Gekommensind in der Zuhörerschaftauch einige Ärzte. Palliativ Careim Spannungsfeld mit Sterbehilfeund organisierter Suizidhilfe, daswaren die zentralen Punkte währendden fast acht Stunden im ZürcherKunsthaus. Das Programmwar gespickt mit Referenten ausMedizin, Psychiatrie und Justiz –an Ver tretern oder expliziten Be-fürwortern der Sterbehilfe fehltees jedoch gänzlich. Ganz bewusst,sagt Tagungsleiter Matthias Mettner.Denn der Anlass hätte sonsteinen ganz anderen Rahmen erhalten.Obschon damit eine objektiveWahrnehmung auf die Thematiknicht gegeben war, betont Mettner,dass beide, Palliativmedizin undSterbehilfe, aufeinander zugehenund den ständigen Dialog pflegenmüssen.Mensch im MittelpunktDie Redner, viele von ihnen Deutsche,waren Schwergewichte ihresGebiets. Etwa Gian Domenico Borasio,Professor der Neurologie undPalliativmedizin an der UniversitätLausanne. Er sagte, die Suizidhilfetreffe bloss auf einen verschwindendkleinen Teil der Bevölkerung zu.Weit wichtiger scheine ihm daherdie Förderung von Palliativ Care. «Esist nicht die Krankheit, sondern derMensch, der bei der Palliativmedizinim Zentrum steht.» Dessen Lebensqualitätsoll verbessert werden, nurdarum gehe es. Borasios Rede wardurchsetzt mit Pointen und unterhaltsam,das Publikum lachte, trotzdes delikaten Themas. Er zeigte dieVersorgungsengpässe auf, gerade inder Zentralschweiz, und sagte: «DasFehlen von Palliativmedizin ist einAttentat auf die Selbstbestimmung.»Borasio sieht den Begriff Sterbehilfeals emotional überfrachtet,zweideutig und durch Missbrauchgefährdet. Palliativ Care dagegensei als «positive aktive Sterbehilfe»zu betrachten. Ein Allerheilmittelalso? Das dann doch nichtganz. Bei Sonderfällen zumindestsolle der Arzt dem Patienten nichtim Wege stehen, sollte dieser denSterbewunsch äussern. Schliesslichhabe jeder Mensch das Recht, einemedizinische Hilfe abzulehnen.Und was hält Borasio von EXIT?«EXIT ist nichts anderes als der gemeinnützigeVerkäufer einer preisgünstigenSterbeversicherung.»In diesem Sinne könne man sichfragen, weshalb nicht mehr jungeMenschen Mitglied werden wollen.Was dem deutschen Professorallerdings zu schaffen macht, istein Ungleichgewicht in der öffentlichenWahrnehmung. «Von 1000Menschen nehmen nur deren fünfSuizidhilfe in Anspruch, aber überdiese fünf wird 200 Mal mehr berichtet.»Borasio sieht drei einfacheRegeln für gute Entscheidungen amLebensende: reden, reden, reden.So habe er in Lausanne eine Patientinbetreut, die darauf nach Hauseging und EXIT anrief. «Und auchdas ist in Ordnung.»Der ärztliche Direktor und ChefarztMartin E. Keck warnte an derGian Domenico BorasioBrigitte TagAndreas Brunner14 EXIT-INFO 4.2012

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