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BUCHNitschke/Stewart«Die friedliche Pille»EXIT propagiert keine einsamen Suizide;im Gegenteil: Unser Bestreben istes, unseren Mitgliedern eine kompetenteund liebevolle Sterbebegleitunganzubieten, wenn alle gesetzlichenund statutarischenVorgabenerfüllt sind. DasBuch «Die friedlichePille», verbotenin Australienund Neuseeland,führt uns wiedereinmal vorAugen, wie sehreine liberale Gesetzgebungin Bezug auf alle Belangerund um die Sterbehilfe für betroffeneMenschen von eminenter Bedeutungist. Das Anliegen des Buches (es richtetsich an Betagte, Unheilbar-Kranke,deren Familien sowie an allgemeinInteressierte) ist vom Grundsatz herabsolut ehrenwert, genauso wie dieÜberzeugung der Autoren, wonaches ein menschliches Grundrecht ist,in Würde zu leben und zu sterben.Überzeugend ist auch das Bekenntnis,wonach Menschen nicht durchdie Bereitstellung von Informationenzum Sterben animiert oder ermutigtwerden. Im Gegenteil: Indem man alteund kranke Menschen, so der Tenordes Buches, mit den nötigen Informationenversorgt, damit sie ihr Schicksalselbst in die Hand nehmen können, ermöglichtman ihnen, von dieser Sorgebefreit, sich wieder auf das Leben konzentrierenzu können.Das auf Englisch verfasste Buchist erstmals in deutscher Sprache erschienen.Verschiedene Methoden fürein selbstbestimmtes Sterben werdenanalysiert und bewertet. Die im Buchbeschriebenen Methoden sind mitgrösster Vorsicht zu bewerten. EXITbezweifelt deren Umsetzbarkeit. Nurschon die komplexe Beschreibung desoptimalen Gasflusses bei der Anwendungdes sogenannten «EXIT Bags»lässt den durchschnittlich handwerklichbegabten Menschen ratlos zurück.Die «Bauanleitung» für einensogenannten «Betty Bag» bringt auchden Fachmann zum Staunen, auchwenn einige der Geräte bei den Autorenbestellt werden können. Dasebenfalls beschriebene Versterbenmit Kohlenmonoxid ist nicht jedermannsSache.Zusammenfassend lässt sich festhalten,dass die im Buch beschriebenenMethoden in Bezug auf dieErfolgsaussichten viele Fragen offenlassen bzw. schon in Bezug auf Herstellung,Import und Anwendungenorme Schwierigkeiten aufzeigen.Unter dem eingangs Ausgeführtenrechtfertigt es sich aber trotzdem,dieses Buch zu besprechen. Entscheidendsind die ehrenwerten Motive derVerfasser; die im Buch selber aufgelistetenMethoden und Anleitungenberühren insofern, als dass uns einmalmehr die Wichtigkeit unsererSchweizerischen Gesetzgebung inBezug auf die Sterbehilfe vor Augengeführt wird. Bei uns ist es glücklicherweisenicht erforderlich, dasSterbemittel Natrium-Pentobarbitalirgendwo, in abgelegenen, ausländischenGrenzregionen, zu beschaffenund dafür erst noch übersetzte Preisezu bezahlen. Auch die Qualitätsfragevon so beschafften Medikamentenbleibt ein Problem.(Red.)EXIT-Prädikat ehrenwert,aber komplexDr. Philip Nitschke, Dr. Fiona Stewart«Die friedliche Pille»Selbstverlag, Irland, 2011339 Seiten, 49.90 FrankenISBN 978-0-9788788Friess/Reutlinger«Wie sterben?»Momentan wird in Deutschland mehrals in der Schweiz die Sterbehilfe, eigentlichSuizidhilfe,intensivdiskutiert. Dasliegt daran, dassdie konservativedeutsche Regierungein Verbotder «gewerblichen»Suizidhilfeplant. MichaelFriess, deutscherTheologe, der zum Thema promovierthat, und Markus Reutlinger, EXIT-Freitodbegleiter,haben nun dazu ein Debattenbuchherausgegeben. Eine kurzeEinführung in das Thema stammtvon Herausgeber Friess. Ausgehendvon Fallschilderungen behandelt dannReutlinger die Thematik aus praxisbezogenerSicht. Ergänzend beschreibtWalter Fesenbeckh, ebenfalls Theologeund EXIT-Freitodbegleiter, dieSchweizer Suizidhilfe-«Szene». Dabeispielt die Verankerung im typischschweizerischen Liberalismus einewichtige Rolle, ebenso die isolierteund einflusslose Position der SchweizerKirchen. Elke Baezner, PräsidentinDeutsche Gesellschaft für HumanesSterben, nimmt Stellung. Der WienerUniversitätstheologe Ulrich Körtnerbeleuchtet die kontroverse Situationim Europäischen Protestantismus,während der Landesbischof der BayrischenLutherischen Kirche HeinrichBedford-Strohm einen Beitrag gelieferthat, in dem er Lebensschutz und Suizidhilfe,wie in den Kirchen üblich,als antagonistische Positionen interpretiert.Insgesamt ist dies also ein Buch,das für Schweizer Leser geeignet ist,Einblick in die deutsche Debatte zugewinnen und dabei den schon astronomischzu nennenden Abstandkennenzulernen, der zwischen dengrundliberalen Werten der schweizerischenGesellschaft und jenen derbundesrepublikanischen, mehr oderminder subtil von den konservativenkirchlichen Kräften beeinflussten,deutschen Gesellschaft zu beobachtenist. Während dort die Debattegerade beginnt, hat die Schweiz sieschon beendet und dabei die Selbstbestimmungbeim Sterben längstverinnerlicht. Was mit Sicherheit aufden langjährigen und couragiertenEinsatz zurückzuführen ist, den dieExponenten der Suizidhilfevereinegeleistet haben. Freiheiten fallen ebennicht vom Himmel, sondern werdenin manchmal harten Kämpfen errungen.Die Schweiz ist in solchen FragenJahrzehnte weiter als Deutschland.Dieser Unterschied leuchtet imBuch deutlich auf.(WF)EXIT-Prädikat umfassendMichael Friess/Markus Reutlinger«Wie sterben? Zur Selbstbestimmungam Lebensende. Eine Debatte»Gütersloher Verlagshaus, München, 2013160 Seiten, 25.90 FrankenISBN 978-3-579-06849-7EXIT-INFO 4.2012 31

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