12.07.2015 Aufrufe

terre des hommes Deutschland (2003): Kinderarbeit - kein Kinderspiel

terre des hommes Deutschland (2003): Kinderarbeit - kein Kinderspiel

terre des hommes Deutschland (2003): Kinderarbeit - kein Kinderspiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MaliLernen und LachenEin Klassenzimmer in Westafrika12Schulschlaf:Ende eineslangen TagesFoto: Veit MetteLernen mit SpaßFoto: Veit MetteFatou ist eingeschlafen. Kaum hatte der Unterrichtbegonnen, da fielen ihr schon die Augen zu. Auf densanften Stups ihrer Nachbarin reagiert sie nicht mehr,also lässt man sie schlafen. Es ist ein merkwürdigesKlassenzimmer in Bamako, der Hauptstadt von Mali:Es scheint fast, als mangele es hier an der nötigenDisziplin. Fatou schläft, andere Mädchen sprechenund kichern miteinander. Die Tür steht weit offen;mal kommt eine Schülerin verspätet herein, eineandere muss früher gehen. Auch die Zeit ist ungewöhnlich:Der Unterricht hat erst abends um achtbegonnen; draußen ist es schon stockdunkel. Knapp30 Schülerinnen sind hier versammelt. Es sind jungeFrauen darunter; eine von ihnen trägt ein Baby aufdem Rücken. Andere, wie die elfjährige Fatou, sindselbst noch Kinder. Aber eines haben alle gemeinsam:einen schweren Job. Die Mädchen, die hieram Abend die Schulbank drücken, arbeiten tagsüberals Hausmädchen, so wie tausende andere inWestafrika, die ihre Dörfer verlassen haben, um inder Stadt ein bisschen Geld zu verdienen.Arbeitende SchattenAuch die 15-jährige Assan Fofana besucht die Abendschule.Vor drei Jahren haben ihre Eltern sie in denZug nach Bamako gesteckt, seitdem arbeitet sie imHaus einer Witwe mit acht Kindern. Ihr Arbeitstagist lang und hart: Um fünf wird sie geweckt, undnach dem Morgengebet, das der Islam vorschreibt,bereitet sie das Frühstück. Sämtliche Hausarbeit istSache von Assan. Nach dem Frühstück putzt sie dasHaus, während die Kinder ihrer Chefin zur Schulegehen. Danach steht sie gebückt über den Plastikwannenim Innenhof und wäscht die Kleider derFamilie. Sobald die Wäsche auf der Leine hängt, musssie die täglichen Einkäufe erledigen und anschließenddas Mittagessen vorbereiten – meist Reis oder Hirsemit einer Soße aus Gemüse, manchmal auch Fleisch.Nicht nur für die Arbeit im Haus ist Assan zuständig,sie muss auch Geld verdienen für ihre Arbeitgeber.Das Produktivkapital der Familie ist eine große,altersschwache Kühltruhe, in der Leitungswassergelagert wird – abgepackt in kleinen durchsichtigenPlastiktüten. Solche Beutel werden hier an jederEcke angeboten: Der Käufer beißt ein kleines Lochhinein und spritzt sich das Wasser in den Mund.Am späten Vormittag, wenn die Tageshitze einsetzt,schleppt Assan einen großen Eimer mit Wasserbeutelnzum Markt. »Das ist die schwerste Zeit <strong>des</strong>Tages«, sagt sie. Die Hitze, das Gewicht <strong>des</strong> Eimers,das Gedränge auf dem Markt, der Ärger mit unfreundlichenKunden – eine endlose Quälerei. Undimmer die Angst, nicht genug zu verkaufen: ZehnFrancs-CFA kostet so ein Beutel, das sind anderthalbCent. 150 Beutel pro Tag soll sie verkaufen, anderenfallskann es Ärger geben. Einmal, gegen zwei Uhrnachmittags, kommt sie zum Haus zurück, um etwaszu essen und den Eimer nachzufüllen. Dann geht siewieder auf den Markt.Dieser Markt ist nicht der bunte und freundliche»Marché Rose« von Bamako, der in jedem Reiseführerabgebildet ist. Es ist der Markt der armenLeute, auf den sich <strong>kein</strong>e Touristen verirren: Bretterverschlägeauf schlammigem Boden, faulige Gerüche,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!