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terre des hommes Deutschland (2003): Kinderarbeit - kein Kinderspiel

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BolivienDer Preis <strong>des</strong> Zinns<strong>Kinderarbeit</strong> im Boliviens Bergbauregion18Kinder und Jugendlichemahlen ErzstaubfeinFoto: Peter Strack /<strong>terre</strong> <strong>des</strong> <strong>hommes</strong>Früher gab es für die Kinder der COMIBOL-Minenarbeiterin Boliviens staatlicher Zinnmine noch verbilligteLebensmittel. Die Gesundheitsversorgungwar kostenlos, und die Kinder konnten regelmäßigzur Schule gehen. In den 1980er Jahren begann dieKrise: Der Weltmarktpreis für Zinn sank. Die meistenstaatlichen Minen wurden daraufhin geschlossen.Über 32.000 Arbeiter wurden entlassen. Viele sindin den tropischen Teil Boliviens gezogen und lebenvom Anbau von Cocapflanzen. In den Bergbaugebietenwächst die Armut und immer mehr Kindermüssen arbeiten.Kahle braune Berge, graue Geröllmassen. Hierund dort ein Gebirgsfluss, der trübes, chemiever-Zinnbarone und <strong>Kinderarbeit</strong>erHeute sind die meisten Minen ausgebeutet und dasStraßenbild ist nicht mehr von Männern in Schutzhelmenund zerschlissener Arbeitskleidung geprägt.Statt<strong>des</strong>sen steigt die Zahl der Kinder, die als Lastenträger,Busschaffner, Schuhputzer, Straßenverkäuferoder auf den Erzhalden schuften. Wer heute noch imBergwerk arbeitet, tut dies auf eigene Faust und aufeigenes Risiko. Da die industrielle Verarbeitung zuteuer geworden ist, werden die Erze von Hand undunter Einsatz von giftigen Chemikalien in den Flüssengewaschen und konzentriert. Ungeklärt fließt diegefährliche Brühe flussabwärts, wo sie später dieFischbestände der Guaraní-Indianer im Pilcomayo-Fluss vergiften.»Mein Vater holt das Erz aus dem Berg undbringt es in Säcken hier an den Fluss. Da müssenwir es weiterverarbeiten. Die wertlosen Steinemüssen aussortiert werden, dann wird das Zinnherausgewaschen und nach Llallagua an die Kooperativeverkauft«, erzählt der elf Jahre alteMiguel Angel. Fünf Stunden am Tag schuftet erhier am Fluss. Die Arbeit macht ihn schon nacheiner halben Stunde müde. Weil sein Vater heutenicht so viel Erz gebracht hat, kann er mit denanderen Kindern Fußball spielen. »Da oben«,sagt er, »arbeiten welche, die sind noch viel jünger.Foto: ChristelKovermann / <strong>terre</strong><strong>des</strong> <strong>hommes</strong>seuchtes Wasser mit sich führt. Wer in dieser wüstenähnlichenGegend – 4.000 Meter über dem Meeresspiegel– lebt, muss hart arbeiten. Einst waren dieZinnminen von Potosí, Llallagua und Huanuni/Oruro der Reichtum Boliviens. Doch von demReichtum profitierten nur wenige. Einer von ihnenwar der Zinnbaron Simón Patiño, zu Lebzeiteneiner der reichsten Männer der Erde. Welchen Preisdie Arbeiter in den Minen aber für diesen Reichtumzahlen mussten, beschreibt der uruguayische SchriftstellerEduardo Galeano in seinem Buch »Die offenenAdern Lateinamerikas«: »Die bolivianischenMinenarbeiter gehen an verfaulten Lungen zuGrunde, damit die Welt billiges Zinn verbrauchenkann. Nach einem Jahr werden die ersten Symptomespürbar, und nach zehn Jahren zieht man inden Friedhof ein.«BolivienIn Bolivien haben 14 Prozent der Bevölkerung wenigerals 1 Dollar am Tag, das Bruttosozialprodukt liegtbei 940 US-Dollar pro Kopf. Acht Prozent der Männerund 21 Prozent der Frauen sind Analphabeten.91 Prozent der Kinder werden eingeschult, 18 Prozentbrechen die Schule vor dem fünften Schuljahr ab.

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