4. Die Fachtagung„<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen"4.1 Zum Projekt FachtagungAm 21./ 22. Oktober 1999 lud die Projektgruppe „Frauen und Menschenrechte" der DeutschenKommission <strong>Justitia</strong> <strong>et</strong> <strong>Pax</strong> kirchliche Verbände, Vereine und Hilfswerke ins Gustav-Stresemann-lnstitut nach Bonn zu einer Fachtagung ein, um sich mit ihnen über ihre Erfahrungenim Engagement <strong>gegen</strong> „<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen" auszutauschen. Da<strong>bei</strong> war es erklärtesZiel der Fachtagung, mehr über das Profil kirchlicher Ar<strong>bei</strong>t in diesem Bereich zu erfahren.Es ging darum, konzeptionelle und m<strong>et</strong>hodische Ansätze im kirchlichen Engagementkennen zu lernen, deren Erfolge und Grenzen zu untersuchen und neue Potentiale zu erschließenim Hinblick auf eine (angestrebte) gemeinsame Praxis der katholischen / ökumenischenAkteure.Drei verschiedene Momente prägten das „Projekt Fachtagung" - Vorbereitung, Tagung,Nachar<strong>bei</strong>t. Die Gespräche im Vorfeld mit katholischen Verbänden, die sich in der Verminderung/ Verhinderung von <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen in Deutschland engagieren, wurden über denInformationsaustausch über aktuelle Aktionen hinaus zu einem gemeinsamen Nachdenkenüber die strukturellen Bedingungen von <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen. Die Tagung selbst bot nebeneiner Fülle von Informationen zu Teilaspekten von <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen den Rahmen, überdas Verhältnis von kirchlichem Selbstverständnis und persönlicher / institutioneller Praxis zudiskutieren, während in der Nachbereitungsphase, in der vor allem kirchliche Hilfswerke undVerbände der Entwicklungszusammenar<strong>bei</strong>t zu Wort kamen, die Frage nach dem Stellenwertdes Themas <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen in der Gesamtstrategie der jeweiligen Institution einenstarken Akzent s<strong>et</strong>zte.Der Beitrag von evangelischer Seite beschränkte sich auf Ideen, Anregungen und Kritik ausden Gesprächen mit dem „Weltgeb<strong>et</strong>stag der Frauen" (WGT- als ökumenischer Initiative)und der Evangelischen Frauenar<strong>bei</strong>t Deutschlands (EFD - als Vertr<strong>et</strong>erin der evangelischlutherischenKirche); ihre Beiträge und Impulse fanden Eingang teils in das Vorbereitungsdokumentzur Tagung, teils in die vorliegende Dokumentation.4.1.1 Zur Vorbereitungsphase - <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen aus der Sicht der katholischenVerbändeZiel der Vorbereitungsphase war es, a) über den Kontakt zu Fachfrauen den theor<strong>et</strong>ischenInput für ein umfassendes Gesamtverständnis der Problematik <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen für dieTagung sicherzustellen, sowie b) die Informationen über die aktuelle Praxis der kirchlichenVerbände für die Tagung inhaltlich und m<strong>et</strong>hodisch aufzubereiten.12
In den Gesprächen im Vorfeld bericht<strong>et</strong>en Vertr<strong>et</strong>erinnen ausgewählter katholischer Verbändeüber ihre beruflichen und persönlichen Erfahrungen in der Ums<strong>et</strong>zung des Themas<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen. 2 Da<strong>bei</strong> stellte sich ziemlich bald heraus, dass die Praxisorientierungdes Gesprächsleitfadens (orientiert am Informationsbedarf der Projektgruppe) zu kurz griff.Neben den Informationen über konkr<strong>et</strong>e Aktionen, m<strong>et</strong>hodische Aspekte und Strategien zurProblematik <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen bestand <strong>bei</strong> den Gesprächspartnerinnen das Bedürfnis,grundlegendere Fragestellungen ihres spezifisch kirchlichen Ar<strong>bei</strong>tsfeldes zu diskutieren, soz.B. über das Spannungsfeld zwischen eigenem Erleben und Verstehen und einer institutionellenPraxis, die sich erst zu vergewissern beginnt über die Unvereinbarkeit zwischen demchristlichen Menschenbild und jeglicher Form von Diskriminierung und <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong>überFrauen und Mädchen. So wurde die Vorbereitungsphase zur Fachtagung unversehens zumImpuls, sich vertieft mit dem eigenen Selbstverständnis als europäisch-christlich geformte,kirchlich engagierte Akteurinnen im Verhältnis zur <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen auseinander zu s<strong>et</strong>zenund Kongruenz / Inkongruenz der eigenen Praxis bzw. der Institutionen-strukturellenVorgaben daran zu messen.Die Ergebnisse der ersten Gesprächsrunde fanden teils Eingang in das Vorbereitungsdokumentder Tagung, teils wurden sie während der Tagung präsentiert. 3 Einige übergreifendeAspekte sollen jedoch hier besonders hervorgehoben werden, da sie den - nicht nur kirchenspezifischen- Umgang mit dem Thema <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen gut charakterisieren. Dazugehören a) eine implizite Zuweisung der <strong>Gewalt</strong>problematik an die Frauen bzw. an Strukturdefizite,b) eine manifeste Schwierigkeit, das Thema <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen als konstituierendesElement der eigenen Lebenswirklichkeit zu erkennen und zu akzeptieren, und c) einebesondere Schwierigkeit, den Herausforderungen des Ar<strong>bei</strong>tsfeldes <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen imspezifischen Kontext kirchlicher Strukturen erfolgreich zu begegnen.a) Für die Gespräche im Vorfeld waren explizit kirchliche Frauenverbände und Hilfswerkeausgewählt worden. Dies legt die Vermutung nahe, dass <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen offenbarals eine „Frauen- bzw. Entwicklungsfrage" gesehen wird. Bedeut<strong>et</strong> das, dass die Frauenfür die Auseinanders<strong>et</strong>zung mit der Problematik <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen die Verantwortungtragen (sollen) - <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen also kein Thema für die Männerseelsorge, dieGemeindear<strong>bei</strong>t, die Priesterausbildung, den Ministrantenzirkel <strong>et</strong>c. ist? Ebenso wirdsuggeriert, dass <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen ein Problem zu sein scheint, das „woanders", abernicht <strong>bei</strong> uns unter den Nägeln brennt - <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen als Symptom der Unter-2 An der ersten Gesprächsrunde nahmen teil: CARITAS/IN VIA–Regine Rosner; KDFB–Jutta Wojan; kfd–Henny Engels,Sabine Harles: SKF–Gabriele Glorius; WGT–Nicole Schenda.3 Das Vorbereitungsdokument konzentriert sich auf die konzeptionellen Grundlagen von Gendergewalt / <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauenund formuliert Hypothesen zum Umgang mit dem Thema; der Tagungsbericht fokussiert die Gesprächsergebnisse zur kirchlichenPraxis. „<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Frauen als Thema katholischer Frauenar<strong>bei</strong>t“; vgl. im Anhang S. 62-78 und S. 99-109.13
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