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Gewalt gegen Frauen" bei Justitia et Pax

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Elemente zugunsten einer gleichrangigen Beziehung zwischen Mann und Frau auf derGrundlage ihrer Gottesebenbildlichkeit über Jahrhunderte geringer bewert<strong>et</strong> wurden (Gen1,27). 40 Dem Bild eines hierarchischen Geschlechterverhältnisses entspricht ein machtvollesGottesbild, welches das Selbstverständnis des Mannes und seinen Anspruch auf Weltgestaltungund -beherrschung sakralisiert. Nicht thematisiert jedoch wird, wer Nutzen aus diesemErgänzungskonstrukt von Mann und Frau zieht: „Ergänzung"als zentraler Inhaltweiblicher Existenz - zugunsten von wem? Wenn auch diese Frage nach den Machtverhältnissenkaum offen beantwort<strong>et</strong> wird, so ist die Antwort doch in der Realität zu beobachten:Die im Verhältnis der Geschlechter wirksam werdenden Unterdrückungsstrukturen spitzensich innerkirchlich in den androzentrischen Strukturen und einer abwertenden Behandlungalles Weiblichen zu. Die Kirche muss sich heute also der Frage stellen, ob sie nicht überJahrhunderte das Evangelium so gepredigt hat, dass sie zur <strong>Gewalt</strong>bereitschaft von Männern,zur Ohnmacht von Frauen und Mädchen und zur gesellschaftlichen Duldung von <strong>Gewalt</strong>in der Familie <strong>bei</strong>g<strong>et</strong>ragen hat.Die vor allem von feministisch-theologischer Seite vorg<strong>et</strong>ragene Kritik an der GleichungMensch = Mann und eine breite theologische Auseinanders<strong>et</strong>zung mit der Geschlechterdifferenzhaben den Zusammenhang zwischen der Identifizierung des Göttlichen mit demMännlichen und der realen gesellschaftlichen Marginalisierung von Frauen aufgedeckt. EineNeubewertung christlicher Quellen und Traditionen, die der Erkenntnis Rechnung trägt, dasssich die biblische und christliche Gottesrede in einem Symbolzusammenhang bewegt, derdie soziale Vorherrschaft von Männern über Frauen spiegelt und stützt, stößt innerhalb derKirche jedoch fast überall noch auf entschiedene Widerstände. Da<strong>bei</strong> haben Frauen unterschiedlicherHerkunft und kultureller Prägung mit ihrer theologischen Ar<strong>bei</strong>t gezeigt, dasssich die androzentrische Sprache und Praxis von traditioneller Exegese und Liturgie sehrwohl zugunsten einer befreienden Kraft auflösen lässt. Ein ausgezeichn<strong>et</strong>es Beispiel für dieSprengkraft dieser Art von Theologie liefert Natalie Watson mit ihrer Dekonstruktion desKonzepts vom „Volk Gotes"; eine explizite Vorstelung dieses „Volkes" als Männer undFrauen, die gleichrangige Personen sind, verändere auch die Vorstellung der zwischen ihnenbestehenden Unterordnungs- und Abhängigkeitsbeziehungin Richtung auf ein „Miteinander-Verbunden-Sein", auf eine Interdependenz von Gleichen. Gleiche jedoch werden nicht unterjocht,geringgeacht<strong>et</strong>, benutzt. 41Fazit: Für die kirchliche Praxis bedeuten diese Überlegungen, dass für effektive gewaltminderndeAnsätze ein radikales Umdenken und eine Neubewertung christlicher Traditionsbeständeerforderlich sind. Die Ergebnisse dieses Umdenkens müssen in die Ausbildung kirch-4041Gen 1,27 = erster Schöpfungsbericht: “Und Got schuf den Menschen nach seinem Bilde [.] als Mann und Frau erschuf ersie“; Gen 2,18 = zweiter Schöpfungsbericht: “Es ist nicht gut, dass der Mensch alein sei. Ich werde ihm eine Hilfe machen,die ihm entspricht“.Vgl. Watson, Natalie/ King, Ursula: Is there a future for Feminist Theology?; Sheffield Academic Press, 1999.48

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