Themenspezifische Planungshilfen - LZG.NRW
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Ortsnahe Koordinierung Häusliche Gewalt und Gesundheit<br />
Gesundheitliche Folgen können kurz-, mittel- und langfristig sein. Häufig ist kein<br />
klares Verhältnis von Ursache und Wirkung erkennbar. Erschwerend für die Professionellen<br />
im gesundheitlichen Versorgungssystem kommt hinzu, dass Verletzungen<br />
häufig nicht als frische Verletzungen in die gesundheitliche Versorgung eingebracht<br />
werden, so dass auch auf alte, häufig schlecht verheilte Verletzungen geachtet werden<br />
muss.<br />
Es bedeutet in der Konsequenz, dass die im Gesundheitssystem Beschäftigten<br />
umdenken müssen und ihren Blick auf gesundheitliche Störungen insgesamt um<br />
den Aspekt „Gewalt“ als eine mögliche Ursache erweitern müssen.<br />
Wann sollten Professionelle aufmerksam werden?<br />
Als Warnzeichen für häusliche Gewalt werden sogenannte „red flags“<br />
formuliert (vgl. Heise u. a. 1999). Bei den Professionellen sollten die folgenden<br />
Anzeichen erhöhte Aufmerksamkeit auslösen:<br />
1. chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursache haben,<br />
2. Verletzungen, die nicht mit der Erklärung ihres Entstehens übereinstimmen,<br />
3. verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien<br />
4. Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrolliert und nicht von der Seite<br />
der Frau weichen will,<br />
5. physische Verletzungen während der Schwangerschaft,<br />
6. spätes Beginnen der Schwangerschaftsvorsorge,<br />
7. häufige Fehlgeburten,<br />
8. häufige Suizidversuche und –gedanken,<br />
9. Verzögerungen zwischen Zeitpunkt der Verletzung und Aufsuchen der<br />
Behandlung,<br />
10. chronische reizbare Darmstörungen und<br />
11. chronische Beckenschmerzen.<br />
(vgl. Hagemann-White und Bohne 2003)<br />
1.5 Standards für gesundheitsbezogene Intervention<br />
Die Schlüsselfunktion des Gesundheitssystems ist zweifach begründet:<br />
Die aufmerksame, kompetente und wirksame Intervention zur Bewältigung und<br />
Heilung von Gewaltauswirkungen gehört essenziell zum Aufgabengebiet der Medizin<br />
und aller Heilbehandlungen. Sie sind zur Bemühung verpflichtet, Krankheitsursachen<br />
zu erkennen, um das, was in ihrer Macht steht, zur Heilung beizutragen.<br />
Keine andere Institution hat eine so große Chance, präventiv zu wirken und ein<br />
so unmittelbares institutionelles Interesse daran, dies zu tun, schon um die Kosten<br />
und Anstrengungen einer langwierigen Behandlung der sekundären Erkrankungen<br />
zu vermeiden.<br />
Klares Verhältnis von<br />
Ursache und Wirkung sind<br />
häufig nicht erkennbar<br />
Das Gesundheitssystem:<br />
Chance zur präventiven<br />
Mitwirkung und<br />
institutionelles Interesse<br />
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