SERVICEKoralmtunnel geht in die heiße Phase32 km Bauprojekt nimmt konkrete Formen anaber auch als Fluchtwege in die jeweils andereRöhre. In der Tunnelmitte wird sich eineNothaltestelle befinden.Bischof Egon Kapellari, Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner, LH Gerhard Dörfler,EU-Kommissarin Desiree Oen, BM Doris Bures, LH Franz Voves und Christian Kern (ÖBB)beim symbolischen Spatenstich zum Beginn der Bauarbeiten am 20 km langen Hauptabschnittdes Koralmtunnels.Foto: ÖBBMir geht es um die Bahninfrastruktur alsGanzes. Um umweltfreundlichen Verkehr,die beste Verbindung der österreichischenRegionen sowie um die besteAnbindung an die internationalen Zentren“,bekennt sich Verkehrsministerin Doris Bureszu den beiden Großprojekten Kor -alm- und Semmeringtunnel, dienun definitiv auf Schiene sind unddas österreichische Schlüsselstückdes Baltisch-Adriatischen Korridorsschließen.Der Bau des nicht unumstrittenen,insgesamt über 30 Kilometer langenKoralmtunnels als Teil der„Neuen Südbahn“ gliedert sich indas Baulos Koralmtunnel 1 (KAT1)vom Ostportal im steirischen Frauentalbis in den Bereich Leibenfeldbei Deutschlandsberg. Das BaulosKAT2 führt von Leibenfeld bis zumDurchschlag zu den BaulosenKAT1 und KAT3 unter dem Bergüber die Landesgrenze Steiermark-Kärnten hinweg. Das Baulos KAT3führt vom Kärntner Westportal inMitterpichling bei St. Paul im Lavanttalbis zum Durchschlag zumBaulos KAT2. Der Tunnel selbst ist32,9 Kilometer lang.Mit den Arbeiten am 20 Kilometerlangen Hauptabschnitt des Koralmtunnelswurde nach dem feierlichenSpatenstich mit Ehrengästen imsteirischen Deutschlandsberg begonnen.Der Tunneldurchschlagsoll 2017 erfolgen. Der Koralmtunneldurchquert das Gebirgsmassivder Koralpe mit einer maximalenÜberdeckung von etwa 1200 Metern.Die beiden Tunnelröhren verlaufen ineinem Achsabstand von rund 40 Metern undsind alle 500 Meter durch so genannte Querschlägemiteinander verbunden. In diesenQuerschlägen sind bahntechnische Einrichtungenenthalten, sie dienen im GefahrenfallInvestition in SchienenausbauDie Koralmbahn soll zu einer 130 Kilometerlangen, zweigleisigen Hochleistungsstreckeausgebaut werden, die Graz und Klagenfurtmiteinander verbindet. Braucht man derzeitnoch rund fast Stunden, um die Strecke zubewältigen, werden Reisezüge diese künftigin weniger als einer Stunde zurücklegen.Die Gesamtkosten der 130 km langen Kor -almbahn belaufen sich auf etwa 5,3 MilliardenEuro. Rund 80 km der Koralmbahn sindin Bau oder bereits in Teilen fertig gestellt.Darüber hinaus wurden seit 2001 zehn Bahnhöfeund Haltestellen, 101 Eisenbahnbrückensowie Straßenunter- ebenso wie Straßenüberführungenumgebaut bzw. neu errichtet.„Der Schienenausbau ist ein Mobilitätsversprechen.Wir wissen aus unserer Verkehrsprognose,dass der Güterverkehr sowie dieMobilität der Menschen bis 2030 stark zunehmenwird. Verkehr muss außerdemauch leistbar sein“, meint DorisBures. „Denn ich sehe Mobilitätals Grundbedürfnis der Menschenund natürlich auch als wesentlicheGrundlage für die Wirtschaft an.Angesichts der massiven Verteuerungbei Treibstoffen – und allenPrognosen lassen erwarten, dass derPreis für Erdöl auch langfristig steigenwird – muss man den Ausbauder Schiene als echte Zukunftsvorsorgeverstehen.“ Die Kritik mancherSkeptiker, die von enormenKosten für dieses Großprojekt sprechen,wollen jedoch keineswegsverstummen. „Wenn wir über Kostenreden, dann auch über die Kostenfürs Nicht-Bauen. Hier stehenunterm Strich höhere Arbeitslosigkeit,Umweltverschmutzung, Dauerstauauf den Straßen und keineAussicht, dass wir unsere ehrgeizigenKlimaschutzziele erreichen.Und das ist mit Sicherheit fürÖsterreich nicht die billigere Lösung.Der Schienenausbau kostetzwar Geld, aber dieser Ausbaubringt umweltfreundliches Wachstum,und wir schaffen und sicherndamit österreichweit in der Bauphase40.000 Arbeitsplätze und inder Betriebsphase sogar fast50.000.“ ÜÖ 6WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong>
SERVICEMit Sinn und VerstandIm Gespräch mit den <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>spricht diesteirische GesundheitslandesrätinKristina Edlinger-Ploderüber das Budget und was dieBevölkerung durch Einsparungenerwartet.n Die neue Gesundheitsstrategie desLandes steht unter dem Motto „Yes,we care“. Wie wollen Sie die Maßnahmenkonkret umsetzen?Laut der aktuellen ÖBIG-Studie im Vergleichzu 15 ausgewählten europäischenStaaten liegt Österreich am dritten Platz beiden <strong>Ausgabe</strong>n für Gesundheit im Vergleichzum BIP. Bei den Kosten im stationären Bereichführt Österreich die Tabelle mit denhöchsten <strong>Ausgabe</strong>n an. Weitere signifikanteMerkmale sind eine überdurchschnittlicheÄrztedichte, die überdurchschnittliche Anzahlan Spitalsbetten oder medizinisch-technischenGroßgeräten. Im Gegensatz dazulassen sich in fast allen gesundheitsbezogenenLeistungsergebnissen keine vorderenPlätze für unser Land ausmachen. Daher sindwir angetreten, neue Wege zu gehen, die wirlängst als richtig und notwendig erachtet haben.Der Mut zur Umsetzung hat bisher gefehlt.Mit der Notwendigkeit, durch einenSparkurs das Land vor einem Finanzinfarktzu bewahren, haben sich plötzlich Chancenaufgetan, eingefahrene Systeme zu verändernund verkrustete Strukturen aufzubrechen,gleichzeitig aber den Nutzen und dieEffizienz für die Menschen zu verbessern.Im Bereich der Krankenanstalten setzen wirjetzt Maßnahmen, die ein vor 150 Jahren erdachtesund seither immer nur bruchstückhaftverändertes System von der Wurzel anreformiert und erneuert sowie an die Entwicklungeninternationaler Standards vonheute anpasst. Spezialisierung garantiertqualitativ hochwertige Versorgung und nichteine österreichtypische Schrebergartenmentalität.„Jedem Patienten alles“ ist keine Optionfür die Zukunft, sondern „Jedem Patientenalles, was er braucht“. In Zukunft gilt„ambulant vor stationär“. In der Pflege wollenwir das ermöglichen, was sich die ältereGeneration am meisten wünscht: Durch denAusbau der Mobilen Dienste sollen Pflegebedürftigeso lange als möglich in den eigenenvier Wänden bleiben können, erst wennes anders nicht geht, ist das Pflegeheim diebessere Alternative. Langfristig müssen wirauch einen Trend umkehren: Derzeit gebenwir nur zwei Prozent unserer Gesundheitsausgabenfür Gesundheitsförderung aus –also für die Vorsorge, damit wir nicht krankwerden. Das muss sich ändern. „Yes, wecare“ bedeutet, wir kürzen nicht einfach linearoder „gedankenlos“. Vielmehr sorgenwir uns sehr wohl und sehr intensiv um jedeneinzelnen Standort, jeden einzelnen Arbeitsplatz,aber vor allem um die wohnortnaheund qualitativ hochwertige Versorgung derSteirerinnen und Steirer.n Sie planen eine Strukturreform in denSpitälern. Welche Vorgaben bekommtdie KAGes hier von Ihrem Ressort?Zunächst einmal die Anpassung der Versorgungsstrukturenan die neuen Herausforderungenauf Basis der neuesten medizinischenErkenntnisse. Die Aufgaben der KAGes-Häuser und des Klinikums werden klar verteiltund neue Strukturvoraussetzungen fürdie Konzentration von Spezialkompetenzengeschaffen. Es wird zu einer vertieften Kooperationzwischen stationärer und ambulanterVersorgung kommen. Versorgungslückenim niedergelassenen Bereich sollendurch Kooperationen mit dem Krankenhausabgefangen werden. Durch Verlagerungenund Zusammenführung ganzer Abteilungenkönnen wir Sparpotenziale heben undgleichzeitig die neuen Abteilungen auch personellbesser ausstatten, was dem Personalund den PatientInnen gleichermaßen zugute -kommt. Die chirurgische Versorgung wirdweiter ausdifferenziert und an allen Krankenhäusernwird eine ambulante Erstversorgungseinheitimplementiert. Bei gleichzeitigerStärkung von tages- und wochenklinischenLeistungen wird die Bettenzahl um735 Betten reduziert.n Es sollen auch zwei Kliniken geschlossenwerden. Bleibt es trotz Einwändender Belegschaft bei diesem Plan?Im Sinne der Frage werden keine Klinikengeschlossen. Anders als bei „Betriebsschließungen“verliert keine Mitarbeiterin, keinMitarbeiter den Arbeitsplatz. Sämtliche Abteilungenvon Hörgas und Enzenbach werdenan das LSF Graz und ans LKH West verlagert.Die hohe Kompetenz etwa der Pulmologie,der TBC-Behandlung oder dasSchlaflabor bleiben am neuen Standort erhalten.In Mariazell wird die bettenführendeEinheit stillgelegt, es bleibt eine ambulanteErstversorgungseinheit mit einem 7-Tageund24-Stunden-Betrieb vor Ort. Richtig ist,dass die Häuser Hörgas und Enzenbachkeine KAGes-Spitäler mehr beherbergen.Aber auch da bin ich um eine Nachnutzungim Interesse der Region bemüht. Ohne etwaszu versprechen zu können, sondiere ich derzeitMöglichkeiten im Bereich Pflege oderKinder-Rehabilitation.n Die Proteste gegen das Budget und dieEinsparungen im Gesundheits- undSozialbereich reißen nicht ab. Was sagenSie den Protestierenden?Veränderungen sind angekündigt, aber dieDetails noch zu wenig bekannt. Dass dies zuVerunsicherungen führt, ist verständlich. Ichvertraue darauf, dass mit zunehmender Konkretisierungund wenn sich die ersten Maßnahmenabbilden, die Sinnhaftigkeit undZweckmäßigkeit auch für die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter erkennbar wird. Ich binüberzeugt, dass viele im Unterbewusstseinganz genau wissen, dass Änderungen notwendigsind. Die Änderungen sichern Standorteund Arbeitsplätze, aber auch medizinischeQualität besser ab als ein Beharren aufüberholten Traditionen. Ich vertraue auf guteGespräche und einen Kurs der Kommunikation,der in den nächsten Monaten für vieleBetroffene den Weg der zukünftigen beruflichenPerspektive sichtbarer machen kann.Klar ist: Wer sich jetzt noch den Reformenverschließt, verantwortet erzwungene Spitalsschließungenvon morgen oder die gänzlicheUnfinanzierbarkeit der Pflege. Vor allemdie Gemeinden und deren Verantwortungsträgerwerden dies bestätigen, auch wenn sichmanche aus nachvollziehbaren Gründen jetztden Protesten ihrer Gemeindebürger oder derBediensteten anschließen.ÜWIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong> Ö 7