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Ausgabe 05/2011 Wirtschaftsnachrichten Süd

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Ö 14ENERGIE & UMWELTZUM THEMAPrim. Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer, MBAInnere Medizin, Kardiologie, SportmedizinUniversitätsinstitut für präventive und rehabilitativeSportmedizin derParacelsus Medizinischen Privatuniversität SalzburgWährend wir uns viele Gedanken darüber machen,ob man mit diesem oder jenem Leiden Sport treibendarf, wird völlig außer Acht gelassen, dass Bewegungsmangeldie Ursache vieler Zivilisationskrankheitenund somit der Killer Nummer eins ist. Es stelltsich somit nicht die Frage „Wer darf sich bewegen?“,sondern „Was ist die richtige Art der Bewegung und des Sports für den Einzelnen?“;kurz gefasst: nicht „ob“, sondern „wie“ ist die Frage.Radfahren stellt in unseren Breiten ein ideales und viel genutztes Fortbewegungsundauch Trainingsgerät dar. Nahezu ohne es zu bemerken, verbrennt man so aufdem Weg zur Schule, Arbeit und zum Einkaufen reichlich Kalorien, was dazu beiträgt,dass wir unser ideales Körpergewicht halten oder erreichen können. Bewegung gehörtin den Alltag integriert, da man sich so fit hält. Nach der Arbeit schaffen es dann nurnoch die wenigsten, sich zum Sporteln zu motivieren. Es bleibt zu hoffen, dass derTeil der Bevölkerung, der gesundheitlich in der Lage ist, radzufahren, dies auch tut.Dass dem nicht so ist, sieht man täglich im Straßenverkehr. Daher bedarf es von allenSeiten größerer Anstrengung, um Radfahren noch attraktiver zu machen und durchverbesserte Infrastruktur wie sichere und auch sportlich befahrbare Radwege, sichereRadständer, Dusch- und Umkleidegelegenheit am Arbeitsplatz u.v.m. den potenziellenRadler zum Radeln einzuladen. Wenngleich hier Besserung zu beobachten ist, so gibtes weiterhin viel zu tun.Allerdings gibt es auch einen Bevölkerungsteil, der gerne Rad fahren würde, diesaber aus eigener Kraft aufgrund gesundheitlicher Gebrechen oder aber völliger Untrainiertheitnicht mehr kann. Für diese Gruppe gibt es seit kurzem die E-Bikes, eineprinzipiell segensreiche Erfindung. Ziel dieser Erfindung sollte es allerdings sein, dieE-Bikes wie Krücken einzusetzen. Wenngleich es Patientengibt, die chronisch auf Krücken und andere Gehhilfen angewiesensind, so schafft es der überwiegende Teil, sich von diesenwieder zu trennen. Und genauso sollte es auch mit denE-Bikes sein. Gefährlich werden E-Bikes dann, wenn Sie von Personen benutzt werden,die eigentlich gar keine „Radl-Hilfe“ (mehr) benötigen. Tauscht man sein Radunnötigerweise gegen ein E-Bike ein, so vergibt man die Chance, im Alltag etwas fürsein Herzkreislaufsystem zu tun, und vertut so die Gelegenheit, etwas gegen Erkrankungsrisiko,frühzeitige Invalidität und Tod zu unternehmen. Anstatt Kalorien nahezuunbemerkt wegzustrampeln, werden diese bald als nicht nur optisch wahrnehmbare,sondern auch prognostisch ungünstige Fettdepots sichtbar. Dies ist ungesund undunnötig, da es in Zeiten des Überflusses keinen Sinn macht, Fettdepots für schlechteZeiten anzulegen.Es muss unser Ziel sein, uns im Alltag so viel wie möglich zu bewegen. Ist dies ausgesundheitlichen Gründen nicht möglich, so ist ein E-Bike eine willkommene „Krücke“.Allerdings muss es das Bestreben sein, sich von dieser Krücke schnellstmöglichzu trennen. Wenn E-Bikes von Personen genutzt werden, die selbstständig radelnkönnen, so ist dies für die Volksgesundheit und somit auch für die Ökonomie ein Verlust.Dem gilt es dadurch gegenzusteuern, dass das umweltfreundliche und gesundeRadfahren aus eigener Kraft sicherer und attraktiver gemacht wird. Förderungen gehörennicht in den E-Bike- oder Strom-Sektor, sondern in den „grünen“ und gesundenAntrieb aus Muskelkraft.WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 5/<strong>2011</strong>Foto: privatGesundheitsminister Stöger müssteim Sinne der Gesundheitsförderungmit aller Konsequenz Freibeträgevom Finanzministeriumeinfordern...... und Finanzministerin Fektersollte gerade diese Absetzbarkeitermöglichen – mit gleichzeitigemVerzicht aus Steuereinnahmen ausder E-Bike-Energie. Fotos: APABlickwinkel ÖkologieAus ökologischer Sicht bergen E-Bikesselbstverständlich Vorteile, die man unterkeinen Umständen außer Acht lassen sollte:insbesondere im urbanen Bereich, wenndiese eine echte Alternative zum Auto darstellen.„Ich steige vom Auto auf ein Elektrofahrradum!“ Diese Zielgruppe vermeidetsomit die Verbrennung fossiler Energieträgerund vermindert speziell in feinstaubbelastetenRegionen Emissionswerte und Verwirbelunggegen null. Nicht vergessen darf jedochwerden, dass der österreichischeStrom-Mix auch atomare, kalorische bzw.fossile Quellen anzapft. Wenn jemand alsodas Gefühl hat, ökologisch etwas Gutes tunzu wollen, dann sollte er sich unbedingt dienächste Rubrik zu Gemüte führen.Blickwinkel GesundheitAus diesem Blickwinkel gibt es eine eindeutigePositionierung zu den E-Bikes. Wer sichbewegen möchte und kann, der sollte auf daskonventionelle Fahrrad nicht mehr verzichten– er leistet damit nämlich gleichsam denwesentlichsten ökologischen Beitrag, den esgibt: sich selbst durch Sport, durch Ernährungder Natur näherzubringen. Mit dieserEinstellung und daraus resultierenden Handlungkommt man dem Umweltgedankenschon ziemlich nahe: Geht es dem Menschengut, freut sich die Menschheit!Nicht zu vergessen unsere VorbildfunktionZiel dieser Erfindung sollte es allerdings sein,die E-Bikes wie Krücken einzusetzen.den nachkommendenGenerationengegenüber.Wenn manJugendlichen von klein auf vorlebt, mit welchgeringem Widerstand bzw. durch Einsatz vonFremdenergie man gewisse aufgetrageneAufgaben löst, dann werden Verhaltensmustererzeugt, die uns innerhalb weniger Jahrzehntesukzessive und stetig von unseren biologischenAnlagen immer weiter entfernen.Wir sind dahingehend konditioniert, mittelsunseres Herzkreislaufsystems und unseresBewegungsapparates Nahrung zu verbrennenund somit Energie zu gewinnen. Undwie schon vorab erwähnt: Unsere Akkusrund um unsere Hüften sind prall gefüllt.Was hindert uns also, auf diese naturgegebenenEnergiequellen und somit auf unsereReserven zuallererst zurückzugreifen?Ein Aufruf noch an die Politik: Forcieren wirdoch nicht die fortschreitende Bewegungsreduktion– auch von staatlicher Seite durch Förderungzugunsten von E-Bikes. Stecken wirdoch besser diese Förderungen in Anreize,mehr zu schwimmen, zu laufen oder das aktiveVereinssportwesen zu stärken! Initiieren wireinen Lohnsteuerfreibetrag von – sagen wir –1000 Euro pro Jahr durch die bewusste Teilnahmeam Sport. Absetzbarkeit von Sportgeräten,Vereinsmitgliedschaften, Laufschuhen,Fahrrädern usw. ist nämlich die beste Gesundheitsprophylaxegegen die Volkskrankheit„tödlicher Bewegungsmangel“! Ü

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