WiYou_2009-04_rz.qxd:Layout 1 - WiYou Thüringen - Ausbildung
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Des Wirtschaftsministers<br />
rechte Hand<br />
Dass eine Bankkaufmannlehre dich nicht dazu zwingt, den Rest deines Lebens in einer Bank oder Sparkasse zu verbringen, macht<br />
die Karriere von Stefan Schatkowsky deutlich. Stefan hat sich von Anfang an Ziele gesteckt, immer kleine, die er bewältigen konnte<br />
und machte straight seinen Weg. Heute ist er der persönliche Mitarbeiter des Thüringer Wirtschaftsministers Jürgen Reinholz<br />
und sein Job als Beamter im öffentlichen Dienst ist alles andere als eintönig oder langweilig.<br />
Eines war für Stefan schon während des Abiturs klar: er wollte nicht<br />
studieren, sondern eine ordentliche <strong>Ausbildung</strong> abschließen und Geld<br />
verdienen. Seine Familie und Freunde wollten ihn zwar alle im weißen<br />
Kittel in irgendeinem Institut sehen, da seine Leistungskurse diese<br />
Richtung eigentlich schon vorgaben, aber Stefan wollte zu einer Bank.<br />
Da sah er sein erstes kleines Ziel. Wirtschaft und Informatik interessierten<br />
ihn schon lange und der Zufall spielte ihm in die Hände, als die<br />
Dresdner Bank in Frankfurt am Main ein Pilotprojekt startete. Das<br />
nannte sich Fachberater Softwaretechnik und ist eine Mischung aus<br />
Bankkaufmann und Fachinformatiker und fand in Kooperation mit<br />
Siemens Nixdorf statt.<br />
Noch während seines Abiturs wurde Stefan zum zweitägigen Aus -<br />
wahlverfahren eingeladen. Tests, Übungen und Einzelgespräche sind<br />
es, an die er sich erinnert und die Sicherheit, nicht weiter beachtet zu<br />
werden. Zwei Tage später, damals war er in der zwölften Klasse, hatte<br />
er seinen <strong>Ausbildung</strong>svertrag in der Tasche. Die Folge war nach dem<br />
Abi der Auszug zu Hause. Es ging dann allein in die große fremde<br />
Stadt. „Das war nicht leicht, das muss man schon sagen.“, erinnert sich<br />
Stefan an die Zeit. Aber der Arbeitgeber stand ihm zur Seite. So wohnte<br />
er die ers ten zwei Monate in einem Hotel und hatte Zeit, sich einzugewöhnen.<br />
Nach der <strong>Ausbildung</strong> wurde er sofort übernommen.<br />
Danach war er zuständig für Singapur und New<br />
York, hat Geld verdient und es machte Spaß. Alle<br />
glaubten, ab jetzt hätte er es geschafft und seine<br />
Zukunft im Bankenwesen sei gesichert. Doch irgendwie<br />
wusste Stefan, dass ihm das nicht reichte. Dazu<br />
kam noch die Krise des neuen Marktes zu Beginn des<br />
Jahrtausends und die Unsicherheit des Arbeitsplatzes wuchs. „Ich habe<br />
mir meine Entscheidung nicht einfach gemacht.“, sagt Stefan rückblickend.<br />
„Ich hatte mich aber schon länger für ein Studium zum<br />
Diplom-Verwaltungsfachwirt interessiert und habe einfach mal eine<br />
Bewerbung nach Weimar ins Landesverwaltungsamt geschickt. Das<br />
schreckt vielleicht erst einmal ab“, glaubt Stefan. „Denn es hört sich<br />
ziemlich verstaubt an und wenn man das Gebäude dazu sieht, will man<br />
als junger Mensch auch nicht unbedingt drin arbeiten.“ Jedoch ist das<br />
Landesverwaltungsamt die zentrale Anlaufstelle für die Bewerbungen.<br />
Hier wird alles Weitere organisiert. Das eigentliche Studium findet in<br />
der Verwaltungsfachhochschule Gotha statt.<br />
Gesagt – getan: Stefan wurde also nach Einreichen seiner Bewerbung<br />
eingeladen, absolvierte wieder alle Tests und war sich einmal mehr si-<br />
Titel<br />
cher, wieder zurück nach Frankfurt gehen zu können, wenn er nicht genommen<br />
werden würde. Es gab Fragen wie: „Wofür steht der achte<br />
Stern im Thüringer Wappen?“ oder „Wie heißen die kreisfreien Städte<br />
<strong>Thüringen</strong>s?“. Aber auch quer durch die Weltpolitik wurde gefragt. Aber<br />
wie schon bei der Bank hatte Stefan auch diesen Test bestanden und<br />
wurde angenommen.<br />
So folgte also das Studium in Gotha. Während der drei Jahre absolvierte<br />
Stefan die verschiedenen Praxisphasen, und war unter anderem<br />
im Landesverwaltungsamt und in der Staatskanzlei, bei denen er bereits<br />
selbstständig größere Veranstaltungen plante und organisierte.<br />
Beworben hatte er sich während des Studiums bei verschiedenen<br />
Ministerien, sein Wunschziel war aber das Wirtschaftsministerium. Dort<br />
arbeitete Stefan zunächst im Referat für allgemeine Wirtschaftspolitik.<br />
Dort war er zwei Jahre, organisierte weiterhin Veranstaltungen, lud hohe<br />
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft ein und sorgte für den<br />
reibungslosen Ablauf der Events. Man könnte sagen, Stefan war so etwas<br />
wie ein Event-Manager für den öffentlichen Dienst. Alles andere also,<br />
als verstaubte Ordner und Ablagen zu sortieren, wie sich viele das<br />
vorstellen. Und bei einer dieser Gelegenheiten wurde schließlich<br />
„Das Landesverwaltungsamt sollte mehr an Ausbil dungsmessen teilnehmen.<br />
Der Beruf kann moderner dargestellt werden, als in <strong>Ausbildung</strong>sbroschüren<br />
oder im Internet. Es sollte mehr gezeigt werden, was ein junger Mensch<br />
erreichen kann, welche Möglichkeiten sich bieten und dass die Klischees,<br />
die in vielen Köpfen herrschen, gar nicht existent sind.“<br />
<strong>Thüringen</strong>s Wirtschaftsminister auf ihn aufmerksam und fragte ihn, ob<br />
er sich eine Position als persönlicher Mitarbeiter vorstellen kann. „Das<br />
ist kein Job für jemanden, den man machen kann, wenn man Familie<br />
mit Kindern hat. Man ist eigentlich rund um die Uhr für den Minister<br />
da. Ich habe dadurch auch ein besonderes Vertrauensverhältnis“, sagt<br />
Stefan. Lange musste er aber nicht überlegen, um Ja zu sagen und ist<br />
nun seit über einem Jahr die rechte Hand des Ministers.<br />
Während des Studiums ist man bereits Beamter auf Widerruf. Nach<br />
dem Studium kann man sich dann auf offene Stellen bewerben, die von<br />
Ministerien und Ämtern ausgeschrieben wurden. Als Stefan sein<br />
Studium begann, hieß es noch, dass wahrscheinlich niemand direkt<br />
übernommen werden kann, weil zu wenig Stellen zu vergeben waren.<br />
Zum Ende seines Studiums war das bereits anders. (rw)<br />
<strong>04</strong>/<strong>2009</strong> · <strong>WiYou</strong>: Wirtschaft und Du<br />
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