d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR
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Nachhaltigkeit ����<br />
Die "Hermes-beweg-dich"-<br />
Kampagne<br />
<strong>Deutsche</strong> Exportkreditagentur Hermes<br />
bürgt für umstrittene Projekte<br />
In Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
haben Staudammprojekte, die Menschen<br />
vertreiben, Zellstoff- und Papierwerke, für<br />
die Urwälder gerodet oder in Plantagen<br />
verwandelt werden, und Bergbauprojekte,<br />
die traditionelle Landrechte mit Füssen<br />
treten, häufig eine Gemeinsamkeit: An<br />
ihrer Verwirklichung sind Unternehmen<br />
aus Industrieländern beteiligt, die sich ihre<br />
Exporte oder Investitionen im Heimatland<br />
durch Exportkreditagenturen finanzieren<br />
oder absichern lassen.<br />
Für die exportierenden Firmen bedeutet<br />
dies Risikofreiheit: ihre Lieferung wird auf<br />
jeden Fall bezahlt, entweder durch den<br />
ausländischen Kunden, oder, falls dieser<br />
zahlungsunfähig ist, durch den heimischen<br />
Staat. So lassen sich Firmen auf<br />
manches unsinnige Projekt ein. In den<br />
Industrieländern läuft dies unter dem<br />
Stichwort "Außenwirtschaftsförderung”<br />
und scheint der alleinigen Moral zu gehorchen,<br />
wonach alles gut ist, was für<br />
heimische Arbeitsplätze gut ist.<br />
So verwundert es nicht, dass die deutsche<br />
Exportkreditagentur "Hermes" immer<br />
wieder auch Bürgschaften für höchst<br />
umstrittene Projekte übernimmt, neben<br />
den oben genannten Beispielen etwa für<br />
Rüstungsgeschäfte, die regionale Konflikte<br />
anheizen und die Käuferländer in Schuldenkrisen<br />
stürzen. Auch unter Klimagesichtspunkten<br />
sind viele geförderte Geschäfte<br />
fragwürdig. Durch die Förderung<br />
von Kohle- oder Atomkraftwerken werden<br />
Entwicklungs- und Schwellenländer für<br />
Jahrzehnte auf nicht-nachhaltige Energiepfade<br />
festgelegt.<br />
Um die Unterstützung für zerstörerische<br />
Projekte auszuschließen, setzen sich<br />
zahlreiche Umwelt-, Entwicklungs- und<br />
Menschenrechtsgruppen seit 1997 in der<br />
Hermesreform-Kampagne für eine verantwortlichere<br />
Vergabe von Hermes-Bürgschaften<br />
ein. Sie fordern, dass Projekte<br />
Umwelt- und Sozialstandards einhalten,<br />
die betroffene Bevölkerung in die Planung<br />
einbezogen wird und manche Geschäfte,<br />
z.B. Rüstungsexporte oder Projekte in<br />
Naturschutzgebieten, von der Förderung<br />
völlig ausgeschlossen werden. �<br />
22�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Hermes-Leitlinien nur ein allererster<br />
Schritt<br />
Die dazu im Jahre 2001 erlassenen "Leitlinien<br />
für die Berücksichtigung von ökologischen,<br />
sozialen und entwicklungspolitischen<br />
Gesichtspunkten bei der Übernahme<br />
von Ausfuhrgewährleistungen des<br />
Bundes” können bestenfalls als ein erster<br />
Schritt hin zu einer echten Reform gesehen<br />
werden. Damit das Reförmchen nachgebessert<br />
wird, muss jedoch bereits vor<br />
Beginn der nächsten Legislaturperiode<br />
genügend politischer Druck aufgebaut<br />
werden.<br />
Die Koordinatoren der Hermesreform-<br />
Kampagne, die Nichtregierungsorganisationen<br />
Urgewald und WEED planten daher<br />
eine neue, öffentlichkeitswirksame Kampagne<br />
im Vorfeld der Wahlen. Ziel von<br />
"Hermes beweg dich” ist es, die über 120<br />
Träger der Hermes-Kampagne sowie<br />
weitere Organisationen zu aktivieren,<br />
damit sie ihren lokalen BundestagskandidatInnen<br />
auf den Zahn fühlen. So sollen<br />
die KandidatInnen zur Außenwirtschaftsförderung<br />
sensibilisiert werden und diese<br />
als ein Thema mit gesellschaftlicher Bedeutung<br />
wahrnehmen.<br />
Umfrage unter den Bundestags-<br />
KandidatInnen zur Außenwirtschaft<br />
Herzstück der Kampagne ist eine Umfrage<br />
unter den BundestagskandidatInnen zu<br />
Fragen der Außenwirtschaftsförderung, in<br />
dem sie sich zu den Fragen Transparenz,<br />
Umwelt und Sozialstandards sowie Ausschlusskriterien<br />
äussern sollten. Dank des<br />
engagierten Einsatzes von zahlreichen<br />
Gruppen (BUND, Grüne Liga, Attac, Weltläden,<br />
Lokale-Agenda-Gruppen u.a.),<br />
liegen nun die Umfrageergebnisse vor. �<br />
Grüne und PDS für bessere Regeln,<br />
CDU und FDP dagegen, SPD gespalten<br />
Die Grünen räumen in den Antworten und<br />
mit einem eigenen Beschluss ein, dass die<br />
Hermesleitlinien von 2001 höchstens ein<br />
kleiner erster Schritt sind und kündigen<br />
an, die Reform der Außenwirtschaftsförderung<br />
weiter voran treiben zu wollen.<br />
Die SPD weist die größte Meinungsvielfalt<br />
auf. Dort ist die Parteispitze klar gegen<br />
weitere Schritte und behauptet, mit den<br />
Hermesleitlinien sei alles bereits bestens<br />
geregelt. Jedoch spricht sich die Mehrheit<br />
der Umfrage-TeilnehmerInnen sehr deutlich<br />
für eine Verschärfung der Vergabekriterien<br />
aus.<br />
Die PDS zeigt in den Umfrageergebnissen<br />
ihre Haltung der letzten Jahre: sie setzt<br />
sich engagiert für eine deutliche Verschärfung<br />
der Vergabekriterien in der Außenwirtschaftsförderung<br />
ein.<br />
Die CDU spricht sich klar gegen Standards<br />
aus, setzte jedoch einen eigenen mit<br />
einem gleichlautenden Standard<strong>brief</strong> von<br />
19 KandidatInnen. Dieser legt deutlich die<br />
Haltung dar, dass Hermesbürgschaften<br />
ein wichtiges Instrument der Außenwirtschaftsförderung<br />
seien, deren Vergabe<br />
nicht unnötig bürokratisiert und damit<br />
erschwert werden solle.<br />
Gleiches gilt für die FDP, die in ihren<br />
Antworten - nicht überraschend - klar<br />
gegen Änderungen bei der Außenwirtschaftsförderung<br />
eintritt.<br />
Wieweit die Ankündigungen, sich für weitere<br />
Schritte hin zu einer verbesserten<br />
Reform einzusetzen, leere Wahlversprechen<br />
bleiben, kann sich erst nach der<br />
Wahl zeigen. Zumindest die Sensibilisierung<br />
zahlreicher BundestagskandidatInnen<br />
zum Thema scheint geglückt. Um<br />
diese weiter zu treiben, empfehlen Urgewald<br />
und WEED, das Thema Umwelt- und<br />
Sozialstandards für die Außenwirtschaftsförderung<br />
zusätzlich bei Wahlkampfveranstaltungen<br />
einzubringen. Termine von<br />
Veranstaltungen, bei denen dies möglich<br />
ist, können ebenso wie eine ausführlichere<br />
Zusammenfassung der Umfrageergebnisse<br />
im Urgewald-Büro nachgefragt werden.<br />
��<br />
Gastautorin: Regine Richter, Urgewald