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d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR

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Nachhaltigkeit, Berge ����<br />

Prinzip der Nachhaltigkeit nur<br />

schleppend umgesetzt<br />

Rat für Landespflege zieht nach 40<br />

Jahren in Festveranstaltung Bilanz<br />

Das Wort "Nachhaltigkeit" ist zwar mit<br />

verschiedensten Bedeutungen in aller<br />

Munde, die konkrete Umsetzung des<br />

Prinzips Nachhaltigkeit entsprechend den<br />

Ergebnissen der Rio-Konferenz für Umwelt<br />

und Entwicklung von 1992 ist jedoch nach<br />

wie vor mangelhaft - und dies kurz vor der<br />

Rio-Folgekonferenz in Johannesburg. Zu<br />

diesem ernüchternden Ergebnis kamen<br />

die Teilnehmer der festlichen Fachveranstaltung<br />

"Die verschleppte Nachhaltigkeit:<br />

frühe Forderungen - aktuelle Akzeptanz"<br />

anlässlich des 40-jährigen Bestehens des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Rates für Landespflege (DRL)<br />

am 1. und 2. Juli 2002 in Berlin.<br />

"Die Forderungen der Grünen Charta von<br />

der Mainau von 1961 sind fast alle noch<br />

genauso gültig wie vor 40 Jahren" konstatierte<br />

der Sprecher des Rates, Prof. Dr.<br />

Wolfgang Haber. Bereits 1961, lange vor<br />

der Ausarbeitung einer Europäischen<br />

Strategie für nachhaltige Entwicklung und<br />

einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

wurde in der "Grünen Charta von der<br />

Mainau", der Arbeitsg<strong>rund</strong>lage des DRL,<br />

der Gedanke der Nachhaltigkeit aufgegriffen.<br />

Die Grüne Charta umfasst einen Zielkatalog<br />

von 12 Forderungen, die darauf<br />

ausgerichtet sind, eine gesunde Wohn-<br />

und Erholungslandschaft sowie Agrar- und<br />

Industrielandschaft aufzubauen und zu<br />

erhalten. Diese frühzeitig formulierten<br />

Ziele stimmen größtenteils mit denen der<br />

Umweltkonferenz für Umwelt und Entwicklung<br />

in Rio de Janeiro von 1992 überein;<br />

selbst der Klimaschutz wurde schon 1961<br />

in der Grünen Charta gefordert.<br />

In seinem Festvortrag beschrieb Prof. Dr.<br />

Udo E. Simonis, Wissenschaftszentrum<br />

Berlin, die lange Geschichte und Karriere<br />

des Begriffes Nachhaltigkeit und kennzeichnete<br />

die bedeutendsten umweltpolitischen<br />

Etappen auf dem Weg bis heute. �<br />

26�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Unter der Überschrift "Nachhaltigkeit in<br />

Politik und Wirtschaft: Langstreckenlauf<br />

mit Sprintern" skizzierte zunächst Prof. Dr.<br />

Herwig Hulpke, Bayer AG, die Herausforderungen<br />

für die Wirtschaft bei der Umsetzung<br />

in ökonomisches Handeln. Diese<br />

lägen u.a. an den diffusen Vorstellungen<br />

von Nachhaltigkeit bei den Beteiligten an<br />

Entscheidungsprozessen und der weitgehenden<br />

Ausklammerung eines Konfliktmanagements<br />

und der Risiko-Kommunikation<br />

aus der Nachhaltigkeitsdebatte.<br />

Prof. Dr. Ernst U. von Weizsäcker ergänzte,<br />

die politischen Rahmenbedingungen<br />

zur Umsetzung von Nachhaltigkeit hätten<br />

sich mit dem Ende des Ost-West-<br />

Konfliktes zugunsten von Globalisierung<br />

der Wirtschaft bei gleichzeitiger Schwächung<br />

des einzelstaatlichen Handelns<br />

verändert. Auch in den Staaten der westlichen<br />

Welt gingen die Staatshaushalte<br />

zurück, wodurch die Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeitszielen erschwert werde.<br />

Hoffnung müsse auf neue Demokratieansätze,<br />

z. B. durch die Aktivitäten von<br />

Nichtregierungsorganisationen, gesetzt<br />

werden.<br />

Dr. Stefan Körner, TU Berlin, und Prof. Dr.<br />

Lothar Finke, Universität Dortmund, befassten<br />

sich mit dem Themenkomplex<br />

"Freiraum und Stadt". Sie präsentierten<br />

gegensätzliche Thesen, zum einen für<br />

eine maßvolle Suburbanisierung und<br />

Gestaltung des Freiraums, zum anderen<br />

für qualitätvolle Innenentwicklung der<br />

Städte. Auch hier ergäben sich bei der<br />

konkreten Umsetzung erhebliche Probleme,<br />

zumal die Kommunen angesichts<br />

leerer Kassen auf Planungen im Sinne von<br />

Nachhaltigkeit, z.B. durch ästhetische und<br />

ökologische Aufwertung des Freiraums<br />

oder Umnutzung und Recycling von Flächen<br />

im Innenbereich, verzichten müssten.<br />

So verliefen viele gute Ansätze Lokaler<br />

Agenden 21 häufig im Sande. Die in<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

geforderte Reduzierung des<br />

Flächenverbrauchs auf 30 ha/Tag wurde<br />

zwar begrüßt, gehe aber nicht weit genug.<br />

�<br />

Dr. Georg Sperber, Bund Naturschutz in<br />

Bayern, und Professor Dr. Karl-Reinhard<br />

Volz, Universität Freiburg, bemängelten im<br />

Themenblock "Forstwirtschaft - wirklich<br />

nachhaltig?" übereinstimmend, dass das<br />

vorhandene traditionelle Wissen über eine<br />

nachhaltige Waldbewirtschaftung in der<br />

Praxis immer noch zuwenig Anwendung<br />

finde. Nach wie vor würden einseitige<br />

ökonomische Anbaumethoden in der<br />

Forstwirtschaft bevorzugt verfolgt. Dies<br />

gelte sowohl für den Staats- als auch für<br />

den Privatwald.<br />

Dass der Naturschutz in der Gesellschaft<br />

um Akzeptanz zu kämpfen hat, stellten Dr.<br />

Mario Broggi, Forschungsanstalt für Wald,<br />

Schnee und Landschaft, Schweiz, und<br />

Professor Dr. Konrad Ott, Universität<br />

Greifswald, unter dem Thema "Naturschutz<br />

in der Akzeptanzfalle" heraus. Es<br />

bestehe zwar ein generelles Verständnis<br />

für die Belange des Naturschutzes, daraus<br />

möglicherweise resultierende Veränderungen<br />

<strong>beim</strong> Handeln würden aber,<br />

häufig aus Unwissenheit und Angst vor<br />

Einschränkungen, abgelehnt. Hier zeige<br />

sich besonders die Notwendigkeit, die<br />

Kommunikation zwischen Naturschützern<br />

und Betroffenen zu verbessern.<br />

Obwohl eine Reihe von Umweltproblemen<br />

in der Vergangenheit gemindert werden<br />

konnten, ist die "Grüne Charta von der<br />

Mainau" nach wie vor aktuell. Dies belegte<br />

die abschließende Diskussion mit den<br />

anwesenden Fachleuten. Hinzugekommen<br />

sei eine europäische und internationale<br />

Dimension; EU-Erweiterung und Globalisierung<br />

stellten neue Herausforderungen für<br />

Naturschutz und Umweltentwicklung dar.<br />

Unterstrichen wurde die Bedeutung des<br />

DRL bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit,<br />

da er das einzige unabhängige und<br />

interdisziplinär tätige Fachgremium in<br />

D<strong>eutschland</strong> ist, das Gutachten und Empfehlungen<br />

für Fragen des Naturschutzes<br />

und der Landschaftspflege auf allen Ebenen<br />

vom Bund bis zu den Kommunen<br />

erarbeitet.<br />

Die Beiträge der festlichen Fachtagung<br />

werden in einem Heft der DRL-Schriftenreihe<br />

veröffentlicht. Ergänzt wird der Band<br />

durch ein Resümee des DRL und einer<br />

Zusammenfassung der Handlungsanforderungen<br />

für den Naturschutz. Weitere<br />

Informationen können auch der Internetseite<br />

des DRL entnommen werden. ��<br />

Gastautorin: Ruth Rottmann, DRL

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