d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR
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Verkehr ����<br />
Lkw-Maut: Verlagerung auf<br />
die Schiene unwahrscheinlich<br />
Maut bringt mehr Geld für Verkehrswegebau,<br />
vor allem Straßenbau<br />
Nach Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />
hat der Bundesrat im März nun<br />
auch in D<strong>eutschland</strong> endlich einer leistungsabhängigen<br />
Schwerverkehrsabgabe<br />
(LSVA) - auch Lkw-Maut genannt - zugestimmt.<br />
Das entsprechende Gesetz trat<br />
damit in Kraft. Damit führt nach der<br />
Schweiz ein zweites Land in Europa eine<br />
Gebühr ein, die eine gerechtere Kostenanlastung<br />
im Straßengüterverkehr möglich<br />
macht. Allein die Tatsache der Erhebung<br />
einer Lkw-Maut voraussichtlich ab 2003<br />
ist erst einmal positiv zu sehen.<br />
Die Regelungen im Detail lassen hingegen<br />
nicht viel Gutes erwarten, und wenn mit<br />
der Lkw-Maut der Einstieg "in den Systemwechsel<br />
von der reinen öffentlichen<br />
Haushaltsfinanzierung zur (ergänzenden)<br />
Nutzerfinanzierung für die Verkehrswege"<br />
(Bundesverkehrsministerium) gelingt,<br />
dann ist leicht vorstellbar, was auf unser<br />
Land mit seinem sehr dichten Verkehrsnetz<br />
zukommen wird. Denn in den letzten<br />
fünf Jahren ist die Zunahme der Siedlungs-<br />
und Verkehrsfläche mit täglich 129<br />
ha noch größer geworden als zuvor<br />
(1993-1997: 120 ha/Tag).<br />
3,4 Mrd Euro Maut-Einnahmen jährlich<br />
Die Lkw-Maut wird strecken-, emissions-<br />
und gewichtsabhängig für alle Lkw ab 12 t<br />
zulässigem Gesamtgewicht für zurückgelegte<br />
Strecken auf Autobahnen zu entrichten<br />
sein. Im Schnitt sind pro Autobahn-<br />
Kilometer 15 Cent zu zahlen. Moderne<br />
schadstoffärmere Modelle mit gut 11 Cent<br />
zahlen ein Viertel weniger, "Stinker" mit<br />
knapp 19 Cent ein Viertel mehr.<br />
In den Verhandlungen um die Zustimmung<br />
des Bundesrates wurde der ursprüngliche<br />
Gesetzentwurf verändert. Auf Wunsch der<br />
Länder wurde neu aufgenommen, dass<br />
das Maut-Aufkommen "zum überwiegenden<br />
Teil zweckgebunden für die Verbesserung<br />
der Verkehrsinfrastruktur verwendet"<br />
werden soll. Dem Transport-Gewerbe<br />
wurde ein Ausgleich von 300 Mio Euro<br />
jährlich durch ein Entgegenkommen bei<br />
der Mineralöl- und Kfz-Steuer zugesichert<br />
und dem Bundesfinanzministerium eine<br />
Kompensation für den Wegfall der Mittel<br />
aus der Euro-Vignette in Höhe von 800<br />
Mio Euro pro Jahr zugesagt - obwohl heute<br />
de facto nur 400 Mio Euro daraus als<br />
Einnahmen in die Bundeskasse fließen. �<br />
36�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Jährlich wird mit Maut-Einnahmen von<br />
<strong>rund</strong> 3,4 Mrd jährlich gerechnet, bis zu<br />
800 Mio Euro, fast ein Viertel, verschlingt<br />
das Betriebssystem zur Erhebung der<br />
Maut. Zieht man die Kompensationen für<br />
das Lkw-Gewerbe und den Finanzminister<br />
ab, bleiben 1,5 Mrd Euro im Jahr. Rund<br />
die Hälfte dieser "Überschüsse" sind fest<br />
in das von der Bundesregierung geplante<br />
Anti-Stau-Programm für die Jahre 2003-<br />
2007 verplant. Aus den dort vorgesehenen<br />
<strong>rund</strong> 3,7 Mrd Euro sollen zur Häfte<br />
Bundesautobahnen (1,9 Mrd) neu und<br />
ausgebaut werden, die andere Häfte soll<br />
in Investitionen für Schienen (1,4 Mrd)<br />
und Wasserstraßen (0,4 Mrd) fließen.<br />
Nur Straßenabnutzung gilt bisher als<br />
Maut-G<strong>rund</strong><br />
Das immer wieder von offizieller Seite<br />
genannte Ziel der Lkw-Maut, Güterverkehr<br />
von der Straße auf die Schiene zu verlagern,<br />
ist im Mautgesetz gar nicht explizit<br />
erwähnt und erscheint aufg<strong>rund</strong> der Ausgestaltung<br />
der Maut auch nicht erreichtbar.<br />
Die Gründe dafür sind:<br />
- Die Höhe der Maut ist viel zu gering. So<br />
hatten nicht nur Umweltverbände, sondern<br />
auch das Umweltbundesamt und<br />
die <strong>Deutsche</strong> Bahn AG eine deutlich höhere<br />
Maut gefordert. Nur ein Bruchteil<br />
seiner immensen externen Kosten - etwa<br />
durch Lärm, Unfälle oder Luftverschmutzung<br />
- werden dem Lkw angelastet. Die<br />
Maut wird nur mit den Kosten der Verkehrsinfrastruktur<br />
(Wegekosten) begründet.<br />
In der Schweiz gilt ab 2005 für<br />
einen Zehntonner immerhin eine Maut<br />
von 64 Cent pro Kilometer.<br />
- Bundesstraßen und Lkws unter 12<br />
Tonnen hätten in die Maut-Pflicht einbezogen<br />
werden müssen. Dies wäre trotz<br />
der dem angeblich entgegen stehenden<br />
EU-Wegekosten-Richtlinie (RL 1999/62/<br />
EG) möglich, da diese Ausnahmen aus<br />
Sicherheits- und Verlagerungsgründen<br />
zulässt. Jetzt ist ein Ausweichen auf<br />
Bundesstraßen und ein Umsatteln auf<br />
kleinere Lkws zu befürchten.<br />
- Die Einnahmen fließen überwiegend in<br />
den Straßenbau und fördern damit wieder<br />
den Lkw-Verkehr. Ausschließlich<br />
Schiene und Wasserstraße hätten Förderung<br />
verdient.<br />
�<br />
Von der Entstehungsgeschichte her kam<br />
es zur LSVA aufg<strong>rund</strong> der Vorschläge zu<br />
Autobahn-Nutzungsentgelten aus der<br />
Pällmann-Kommission. Das nach ihrem<br />
Vorsitzenden Wilhelm Pällmann benannte<br />
Gremium hatte auf der Suche nach neuen<br />
Wegen, um Mittel für die Verkehrsinfrastruktur<br />
zu beschaffen, unter anderem die<br />
"Umstellung der Finanzierung der Bundesverkehrswege<br />
auf Nutzerfinanzierung"<br />
und "die konsequente Anwendung des<br />
Verursacherprinzips" vorgeschlagen. Das<br />
hätte also Nutzungsentgelte für alle Fahrzeuge<br />
auf allen Fernstraßen bedeuten<br />
müssen.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur-<br />
Finanzierungsgesellschaft<br />
In Folge der Einführung der LSVA legte<br />
die Bundesregierung im März einen Gesetzentwurf<br />
zur Errichtung einer privatwirtschaftlich<br />
organisierten Finanzierungsgesellschaft<br />
für die Verkehrsinfrastruktur<br />
vor. Mitte Mai beschloss der<br />
Bundestag das vorgeschlagene Gesetz.<br />
Damit wird erstmals eine GmbH zur Finanzierung<br />
des Anti-Stau-Programms zur<br />
Verfügung stehen. Die Gesellschaft verteilt<br />
Mittel aus der Lkw-Maut und den Abgaben<br />
der Bundeswasserstraßen und wird für<br />
Neu- und Ausbau, Betrieb und Unterhaltung<br />
von Bundesfernstraßen und Wasserstraßen<br />
sowie für Bau, Ausbau und Ersatzinvestitionen<br />
von Schienenwegen<br />
zuständig sein.<br />
Bundesrechnungshof-Kritik<br />
<strong>Der</strong> Bundesrechnungshof nannte eine<br />
private Gesellschaft parallel zur bestehenden<br />
öffentlichen Verwaltung "entbehrlich"<br />
und konnte nicht erkennen, warum diese<br />
transparenter arbeiten solle als die Verwaltung.<br />
Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit<br />
fehlten völlig. Mit dem Verweis auf die<br />
"haushaltsneutrale" Finanzierung erwecke<br />
die Bundesregierung zudem den Eindruck,<br />
der Eigenaufwand der Gesellschaft<br />
belaste nicht den Bund, sondern den<br />
Nutzer. Tatsächlich schmälere aber der<br />
Aufwand die letztlich für die Infrastruktur<br />
zur Verfügung stehenden Mittel. In der<br />
Anhörung des Bundestages sprachen sich<br />
BUND und VCD auch mit Bezug auf die<br />
Rechnungshof-Kritik gegen die zusätzliche<br />
private Gesellschaft aus. �