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d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR

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DEUTSCHLAND-RUNDBRIEF<br />

herausgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>) e.V.


2�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

08.02<br />

DEUTSCHLAND-RUNDBRIEF<br />

herausgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />

Impressum �����<br />

D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong><br />

Naturschutz- und Umweltpolitik<br />

auf Bundesebene<br />

Jahrgang 8 (2002), Heft 08<br />

Erscheinungstag: 30. August 2002<br />

Herausgeber<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong>,<br />

Dachverband der deutschen Natur- und<br />

Umweltschutzverbände (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />

Geschäftsstelle Bonn<br />

<strong>DNR</strong>, Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />

Tel. 0228 / 35 90-05, Fax -96<br />

Redaktion<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Matthias Bauer<br />

<strong>DNR</strong>, Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 44 33 91-82, Fax -80<br />

eMail: info-berlin@dnr.de<br />

Internet: www.dnr.de/drb<br />

Abonnement-Verwaltung<br />

Thomas Kreutzberg, Geschäftsstelle Bonn<br />

eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />

Preise: siehe 3. Umschlagseite<br />

Bezüglich vergünstigter Abonnements<br />

bitte bei der Redaktion nachfragen.<br />

Technik<br />

Design: Florian Braun, Berlin<br />

Layout: Matthias Bauer, <strong>DNR</strong> Berlin<br />

Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />

Gastartikel<br />

Artikel aus Verbänden und Forschung sind<br />

willkommen. Die Redaktion behält sich<br />

Kürzung und redaktionelle Bearbeitung<br />

vor. Beiträge per eMail erleichtern die<br />

Arbeit. Namentlich gezeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion/des Herausgebers wieder.<br />

Redaktionsschluss: 15. jeden Monats.<br />

Copyright<br />

Die Urheberrechte liegen <strong>beim</strong> Herausgeber.<br />

Einzelne Artikel können nachgedruckt<br />

werden, wenn die Quelle angegeben wird.<br />

Die Redaktion freut sich über ein Belegexemplar.<br />

Eine regelmäßige freie Weitergabe<br />

des Heftes ist in keiner Form zulässig.<br />

Förderhinweis<br />

Dieses Projekt wurde finanziell vom Bundesumweltministerium<br />

gefördert. Die<br />

Förderer übernehmen keine Gewähr für<br />

die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit<br />

der Angaben sowie für die Beachtung<br />

der Rechte Dritter. Die geäußerten<br />

Ansichten und Meinungen müssen nicht<br />

mit denen der Förderer übereinstimmen.


� � �<br />

Editorial �����<br />

Kontakt �����<br />

Nichts ist mehr wie es war...<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

"Es ist nichts mehr wie es war..." - mit<br />

diesen Worten fasste Stefanie Schwandt<br />

vom Umweltzentrum Dresden die nicht nur<br />

für Umweltverbände erschütternde Bilanz<br />

der Elbeflut zusammen. Das Umweltzentrum<br />

mitten in der Dresdener Altstadt bot<br />

den verschiedensten Verbänden und<br />

umweltorientierten Unternehmungen eine<br />

Heimstatt. <strong>Der</strong>zeit steht die Frage, wie<br />

hier und an anderen Stellen die Arbeit<br />

weitergehen soll, ob das Haus wieder<br />

instand gesetzt werden kann, wie die<br />

Mittel dafür zusammenkommen. Umweltschützer<br />

sind also nicht nur Mahner und<br />

Rufer, sondern hier - und auch im Persönlichen<br />

- selbst von der Flutkatastrophe<br />

betroffen. Einen Aufruf zu Spenden für<br />

das Dresdner Umweltzentrum finden Sie<br />

auf Seite 41.<br />

Angesichts der Hochwasserkatastrophe<br />

klingt es zumindest nach einem Hoffnungsschimmer,<br />

wenn Bundesverkehrsminister<br />

Bodewig nun den weiteren Ausbau<br />

- und damit die weitere Zerstörung -<br />

der Elbe auf den Prüfstand stellen wird,<br />

gedrängt auch von Bundeskanzler Schröder.<br />

Ohne Flut hätte sich in dieser Frage<br />

trotz des von Anfang an starken Protests<br />

der Umweltverbände und trotz der "Elbe-<br />

Erklärung" so leicht nichts bewegt. Ein<br />

gewisser Einfluss auf den weiteren Fortgang<br />

der Dinge wird dabei auch der<br />

kommenden Bundestagswahl nicht abzusprechen<br />

sein. Mehr zum Thema Hochwasser<br />

können Sie auf Seite 12 und ab<br />

Seite 40 lesen.<br />

Heikel wird es allerdings, wenn dieselben<br />

Umweltverbände, die einfordern, dass das<br />

Schicksal unserer Flüsse nicht weiter <strong>beim</strong><br />

Bundesverkehrsministerium liegen darf,<br />

auf der Klimaschutzbühne bei ihrem Eintreten<br />

für die Ausweitung der erneuerbaren<br />

Energien auch den verstärkten Verbau<br />

der Fließgewässer einfordern. Hier stehen<br />

Gewässer- und Hochwasserschutz mit der<br />

Energieerzeugung im Widerspruch. Die<br />

Betreiber von Wasserkraftanlagen leisten<br />

erheblichen Widerstand, wenn es um die<br />

Gewässerschutzauflagen der neuen EU-<br />

Wasserrahmenrichtlinie geht, sowohl auf<br />

europäischer als auch auf Bundesebene,<br />

und sie finden durchaus Widerhall bei den<br />

Verbänden. �<br />

Das wäre nur halb so schlimm, wenn auf<br />

der Ebene von Sachargumenten das Für<br />

und Wider der verschiedenen Ansätze<br />

debattiert würde. Wenn der Bundesverband<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wasserkraftwerke vor<br />

dem Umweltausschuss des Bundestags im<br />

Zuge der Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes<br />

Stellungnahmen mit Titeln wie<br />

"... Querbauwerke und Ufermauern fördern<br />

regelmäßig den Fischbestand" abgibt,<br />

wird die Debatte jedoch auf die<br />

Ebene naturwissenschaftlich unhaltbarer<br />

Postulate getragen, zumal gerade der<br />

Flussverbau als die Hauptursache für das<br />

Aussterben von Fischarten ermittelt wurde.<br />

Als selbstverständlich gilt vielen Umweltschützern<br />

auch, dass Wasserkraft<br />

g<strong>rund</strong>sätzlich klimaneutral sei. Dem ist<br />

nicht so. In tropischen Gebieten liegen die<br />

CO2- und die noch klimarelevanteren<br />

Methan-Emissionen von Wasserkraftwerken<br />

zuweilen über der Treibhausgasemission<br />

von konventionellen Kraftwerken<br />

vergleichbarer Leistung. In unseren Breiten<br />

können wir davon ausgehen, dass<br />

Wasserkraft etwa zwei Drittel weniger<br />

klimarelevant ist als Kohlekraftwerke mit<br />

hohem Wirkungsgrad.<br />

International hat UNDP-Direktor Klaus<br />

Töpfer inzwischen ebenfalls das Problem<br />

zur Sprache gebracht. Die großen Staudämme<br />

setzen sich immer mehr mit Sedimenten<br />

zu und büßen damit dramatisch<br />

an Kapazität zur Wasserspeicherung und<br />

Energiegewinnung ein. �<br />

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />

dieser Ausgabe lagen die Ergebnisse des<br />

Weltgipfels in Johannesburg noch nicht vor<br />

- falls überhaupt substanzielle Fortschritte<br />

erreicht wurden. Klimawandel kann unzweifelhaft<br />

zu vermehrtem Auftreten von<br />

extremen Niederschlägen und damit zu<br />

einer Häufung von Jahrhundert- oder<br />

Jahrtausendfluten beitragen. Die Auswirkungen<br />

und Schäden stehen aber auch in<br />

Zusammenhang mit der versiegelten<br />

Fläche und der Regenwasserkanalisation,<br />

die das Wasser auf schnellem Wege den<br />

Gewässern zuführt, und mit den Flussbegradigungen<br />

und der Übernutzung der<br />

Flussauen, durch die oft 80 Prozent der<br />

natürlichen Überschwemmungsflächen<br />

verloren gingen. Wir werden die Probleme<br />

also nicht lösen können, wenn wir sie nur<br />

eindimensional betrachten.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine<br />

anregende Lektüre.<br />

Michael Bender<br />

Grüne Liga/<strong>DNR</strong>-Gesprächskreis Wasser<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��3�


Inhalt �<br />

2 Impressum<br />

3 Editorial<br />

• Nichts ist mehr wie es war...<br />

5 Johannesburg 2002<br />

• <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />

• Hoffnung? Pro und Contra<br />

8 Agrarwende, Verbraucher<br />

• Unterstützung für Ökolandbau<br />

• Kritik am QS-Fleischsiegel<br />

• Futtermittelindustrie: Keine Wende<br />

• "Tiergerechte Aufzucht" irrefürend<br />

• Kinder besser vor Werbung schützen<br />

11 Abfall<br />

• Dosenpfand: Vorteile<br />

• Mülldeponien: Mehr Umweltschutz<br />

12 Energie, Klima<br />

• Hochwasser: Chance zum Umsteuern<br />

• "Auf Kinderfüßen durch die Welt"<br />

• Bericht der Enquete-Kommission<br />

• Strompreise werden steigen<br />

• WestLB finanziert umstrittene Pipeline<br />

• BDI gegen Umweltstandards<br />

• Wahlprogramme zur Energiepolitik<br />

• Heizen mit Getreide<br />

• Schwere Störfälle im AKW Brunsbüttel<br />

4�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

20 Gentechnik<br />

• Bauern wollen keine Gentechnik<br />

• Gen-Verunreinigung von Honig<br />

• Embryo-Patent widerrufen<br />

• Vorbereitungen für Stammzell-Import<br />

22 Nachhaltigkeit<br />

• Die "Hermes-beweg-dich"- Kampagne<br />

• Stoiber im Umwelttest<br />

• Industrie gegen Umweltregeln<br />

• Nachhaltiger Warenkorb<br />

• Biobaumwolle braucht Partner<br />

• Streit um Ökosteuer<br />

• Nachhaltigkeit bleibt unkonkret<br />

27 Jahr der Berge<br />

• Gletscher und Klimaveränderung<br />

• <strong>DNR</strong>-Projekt hat begonnen<br />

• Aktion: Feuer in den Bergen<br />

30 Naturschutz<br />

• Naturschutz und Nationalsozialismus<br />

• Bestandsaufnahme im "Grünen Band"<br />

• Neues Kriterium für Artenvielfalt<br />

• Brücken in der Agrarlandschaft<br />

• FSC-Gütesiegel für deutschen Wald<br />

36 Tierschutz<br />

• Erste Kampfhundeverordnung nichtig<br />

• Hochwasser: Soforthilfe für Tierheime<br />

36 Verkehr<br />

• Lkw-Maut: Umwelteffekt unklar<br />

• Auto-Umweltliste 2002<br />

• Schienenverkehr: Klimaschonend<br />

• Alleen-Kampagne<br />

40 Wasser<br />

• Hochwasser und Naturschutz<br />

• Umweltzentrum Dresden zerstört<br />

• Lebendige Radolfzeller Aach<br />

• Trinkwasser-Privatisierung<br />

• Erster Internationaler Elbe-Badetag<br />

44 Verschiedenes<br />

• Mobilfunk: Gesundheitsgefahr<br />

• Sommerakademie zur Globalisierung<br />

• Wettbewerb belohnt Ehrenamt<br />

46 Verbände<br />

• Interview mit Michael Zschiesche<br />

• Mehr Mitglieder bei BUND und NABU<br />

• 50 Jahre Bund gegen Missbrauch<br />

der Tiere<br />

• 20 Jahre Robin Wood<br />

50 Lesenswert<br />

• Interessante Publikationen<br />

56 Service<br />

• Termine, eMail-Informationsdienste


� � �<br />

Johannesburg 2002 �����<br />

Kontakt �����<br />

<strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />

Einsatz für konkreten Aktionsplan auf<br />

dem Nachhaltigkeitsgipfel<br />

Beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung<br />

vom 26. August bis zum 5. September<br />

in Johannesburg (Südafrika) war <strong>DNR</strong>-<br />

Präsident Hubert Weinzierl als stellvertretender<br />

Vorsitzender des Rates für Nachhaltige<br />

Entwicklung Mitglied der offiziellen<br />

deutschen Regierungsdelegation. Er und<br />

weitere <strong>DNR</strong>-VertreterInnen versuchten<br />

dort Einfluss auf die Verhandlungen und<br />

Ergebnisse zu nehmen und informierten<br />

die Medien über aktuelle Entwicklungen<br />

und deren Einschätzungen aus <strong>DNR</strong>-Sicht.<br />

Als Gesprächspartner des <strong>DNR</strong> waren<br />

auch Vizepräsident Prof. Dr. Manfred<br />

Niekisch, Generalsekretär Helmut Röscheisen<br />

und die Leiterin für EU-Koordination<br />

und Internationales, Nika Greger, in Johannesburg<br />

vertreten.<br />

Die <strong>DNR</strong>-Delegation setzte sich auf dem<br />

Nachhaltigkeitsgipfel für die Bildung einer<br />

strategischen Allianz der EU mit den G77-<br />

Ländern und China sowie afrikanischen<br />

Staaten für einen konkreten Aktionsplan<br />

ein, um durch Systemveränderungen der<br />

internationalen Finanzarchitektur und des<br />

globalen Handelssystems sowie einen<br />

erhöhten Nord-Süd-Ressourcentransfer<br />

die Weichen für eine weltweit nachhaltige<br />

Entwicklung zu stellen.<br />

Die UN-Konferenz begann erst nach Redaktionsschluss.<br />

Im nächsten Rund<strong>brief</strong><br />

folgt ein ausführlicher Bericht mit einer<br />

Einschätzung der Ergebnisse aus der<br />

Sicht des <strong>DNR</strong>. ��<br />

Diskussion<br />

Give me hope, Jo'anna<br />

Global reden, national aufschieben - es<br />

braucht keine sonderlich böse Zunge, um<br />

das Verhalten vieler Staaten bei den<br />

Verhandlungen über nachhaltige Entwicklung<br />

so zu umschreiben. Was nützen<br />

aufwändige Konferenzen und mehr oder<br />

weniger wohlklingende Abkommen, wenn<br />

am Ende doch jeder macht, was er will?<br />

Ist es sinnvoll für Nichtregierungsorganisationen,<br />

sich überhaupt daran zu beteiligen?<br />

Diese Frage stellt sich ganz besonders<br />

zum Weltgipfel in Johannesburg.<br />

Denn obwohl ein gutes Ergebnis angesichts<br />

der globalen Probleme dringend<br />

notwendig wäre, gab der bisherige Verlauf<br />

der Vorbereitungen wenig G<strong>rund</strong> zur<br />

Hoffnung.<br />

<strong>Der</strong> erste Weltumweltgipfel in Rio de Janeiro<br />

1992 hatte historische Bedeutung.<br />

Erstmalig gaben die Industrieländer zu,<br />

dass ihre Produktions- und Konsummuster<br />

für die Überlebenskrise der Menschheit<br />

verantwortlich sind. Gleichzeitig wurden<br />

Umwelt und Entwicklung endlich<br />

zusammen gedacht und den Entwicklungsländern<br />

bessere Chancen in Aussicht<br />

gestellt.<br />

Die Umweltbewegung hatte maßgeblichen<br />

Anteil an diesem Erfolg. Sie hatte Alarm<br />

geschlagen, als Umweltprobleme von den<br />

Regierungen noch gar nicht wahrgenommen<br />

wurden. Und sie hatte Konzepte für<br />

einen schonenden Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen entworfen. Doch die<br />

schwerste Aufgabe stand erst bevor: Das<br />

über Jahre gewachsene Bewusstsein für<br />

ökologische Probleme und die Aufbruchstimmung<br />

von Rio mussten in konkretes<br />

Handeln umgesetzt werden.<br />

<strong>Der</strong> BUND hat sich dafür von Anfang an<br />

engagiert. Noch Ende 1992 gründete er<br />

zusammen mit dem Dachverband <strong>DNR</strong><br />

das Forum Umwelt & Entwicklung, um den<br />

Rio-Folgeprozess in D<strong>eutschland</strong> voranzutreiben.<br />

1996 veröffentlichte er zusammen<br />

mit Misereor die Studie „Zukunftsfähiges<br />

D<strong>eutschland</strong>“ und löste damit eine<br />

breite gesellschaftliche Debatte über die<br />

Perspektiven einer global nachhaltigen<br />

Entwicklung aus. 2001 baute er zusammen<br />

mit seinen internationalen Partnern<br />

von Friends of the Earth auf dem Klimagipfel<br />

in Bonn ein riesiges Klima-<br />

Rettungsboot und trug so dazu bei, dass<br />

die Verhandlungen nicht vollends<br />

scheiterten. �<br />

• <strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>), Am<br />

Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />

Tel. 0228 / 35 90 05<br />

Hubert Weinzierl, Präsident<br />

Tel. 09966-777, Fax -490<br />

eMail: hubert.weinzierl@dnr.de<br />

Nika Greger, Leiterin Internationales<br />

Tel. 030 / 443391-86, Fax -80<br />

• Give me hope, Jo'anna<br />

BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />

eMail: bund@bund.net<br />

Internet: www.bund.net<br />

www.rio-plus-10.org<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��5�


Johannesburg 2002 ����<br />

� Trotz solcher Bemühungen blieben die<br />

Versprechen von Rio weitestgehend unerfüllt.<br />

Die Agenda 21, das Abschlussdokument<br />

des Gipfels, wurde als Fahrplan für<br />

das 21. Jahrhundert gefeiert - und doch<br />

nicht umgesetzt. Nach wie vor sind 1,2<br />

Milliarden Menschen ohne Zugang zu<br />

sauberem Trinkwasser. <strong>Der</strong> Ausstoß klimaschädlicher<br />

Gase stieg weltweit um 9<br />

Prozent (2001), anstatt auf das Maß von<br />

1990 zurückzugehen. Fast jeder zweite<br />

Mensch muss mit weniger als 2 Dollar pro<br />

Tag auskommen. Von dem Ziel, 0,7 Prozent<br />

ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungsprojekte<br />

aufzubringen, haben<br />

sich die Industrienationen immer weiter<br />

entfernt. D<strong>eutschland</strong> liegt derzeit bei<br />

0,27 Prozent.<br />

Für die mangelnden Fortschritte seit Rio<br />

gibt es Gründe. Um aus der Agenda 21<br />

mehr als eine schöne Absichtserklärung<br />

zu machen, hätte sie mit verbindlichen<br />

Zeitplänen, Kontrollinstanzen, Sanktionsmechanismen<br />

und Finanzquellen versehen<br />

werden müssen. So aber blieb es ohne<br />

Folgen, als die Politik sich im Laufe der<br />

neunziger Jahre zusehends vom Ziel der<br />

nachhaltigen Entwicklung verabschiedete<br />

und stattdessen unter der Leitung der<br />

WTO einen Kurs der wirtschaftlichen Entgrenzung<br />

einschlug. Während der Freihandel<br />

ausgeweitet wurde, kamen globale<br />

ökologische Vereinbarungen nur noch<br />

stockend voran.<br />

Auch die Vorbereitungen für Johannesburg,<br />

bei denen der BUND im Namen von<br />

Friends of the Earth intensive Lobbyarbeit<br />

leistet, gerieten in die Krise. Die Delegationen<br />

waren nicht in der Lage, sich im<br />

Vorfeld auf einen griffigen Verhandlungstext<br />

zu einigen. Allen voran sträuben sich<br />

die USA, tatkräftig unterstützt von Kanada,<br />

Australien und den OPEC-Staaten,<br />

gegen jede internationale Verpflichtung,<br />

die den Planeten und die Zukunft der<br />

Menschheit schützen könnte. Die EU-<br />

Länder, die noch im Klimaprozess eine<br />

Führungsrolle eingenommen hatten,<br />

traten erschreckend unkoordiniert und<br />

zurückhaltend auf. Unter diesen Umständen<br />

war es sogar besser, dass vor Johannesburg<br />

keine Einigung erzielt wurde. �<br />

6�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

<strong>Der</strong> BUND kämpft mit Friends of the Earth<br />

für einen Umweltgipfel, der die Ursachen<br />

der zunehmenden Armut und Umweltzerstörung<br />

benennt und ein zukunftsfähiges<br />

Aktionsprogramm für die nächsten Jahre<br />

festlegt. Dazu gehört, dass Umweltabkommen<br />

immer Vorrang vor Handelsabkommen<br />

haben. Für diese Position hat<br />

Friends of the Earth kürzlich in einer<br />

Stellungnahme geworben, die mittlerweile<br />

von 167 Nichtregierungsorganisationen<br />

aus 52 Ländern unterschrieben wurde.<br />

Auch von EU-Handelskommissar Pascal<br />

Lamy wurde sie ausdrücklich begrüßt.<br />

In einer breit angelegten Johannesburg-<br />

Kampagne fordert der BUND darüber<br />

hinaus eine Konvention zur Unternehmensverantwortung.<br />

Denn die negativen<br />

Entwicklungen seit Rio sind nicht zuletzt<br />

auf das Fehlverhalten internationaler<br />

Großkonzerne zurückzuführen. „Global<br />

Players“ müssen durch globale Regeln<br />

verpflichtet werden, umfassend über die<br />

ökologischen und sozialen Folgen ihres<br />

Tuns zu berichten. Im Streitfall müssen sie<br />

in ihren Heimatländern verklagt werden<br />

können. Zugleich sollen Anwohner und<br />

Gemeinden ein ver<strong>brief</strong>tes Recht auf die<br />

natürlichen Ressourcen erhalten, die sie<br />

für eine gesunde und nachhaltige Lebensweise<br />

benötigen.<br />

In Johannesburg kommt es darauf an,<br />

dass die EU-Länder zusammen mit den<br />

Ländern des Südens die Initiative ergreifen.<br />

Unverbindliche Einzelinitiativen von<br />

Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

reichen nicht aus. Die Teilnehmerstaaten<br />

müssen der Globalisierung<br />

klare soziale und ökologische Grenzen<br />

setzen. Nur dann wird Johannesburg<br />

2002 ähnliche Bedeutung erlangen wie<br />

Rio 1992.<br />

Auf alle Fälle lohnt es sich, für einen solchen<br />

Ausgang zu streiten. Eine Chance<br />

wie Johannesburg gibt es nicht alle Tage.<br />

��<br />

Gastautorin: Angelika Zahrnt,<br />

BUND-Bundesvorsitzende<br />

Diskussion<br />

Bewegung stärken statt<br />

falsche Hoffnungen wecken<br />

Alle großen Nichtregierungsorganisationen<br />

im Bereich Umwelt und Entwicklung<br />

haben Flugblätter und Plakate gedruckt<br />

und ihre Mitgliedermagazine mit großen<br />

Artikeln zur internationalen Konferenz<br />

über Umwelt und Entwicklung in Johannesburg<br />

gefüllt. "Give me hope Jo'anna"<br />

titelte das letzte BUNDmagazin (Siehe<br />

auch nebenstehender Beitrag; d.R.).<br />

Vor zehn Jahren brachte die Rio-Konferenz<br />

die Agenda 21 auf den Weg. Weltweit<br />

genoss das Thema Umwelt einen Höhepunkt<br />

an Aufmerksamkeit. Schon die<br />

Agenda war bei näherer Lektüre ein unerträgliches<br />

Dokument: Gen-, Atom- und<br />

Biotechnologie sollten den Weg in eine<br />

ökologische Zukunft weisen. Ein Bruch mit<br />

dem Wachstumsparadigma fand nicht<br />

statt. Was danach folgte, war für Umwelt<br />

und Entwicklung noch verheerender. Denn<br />

die globalen Umweltprobleme wie Treibhauseffekt,<br />

Regenwaldzerstörung, Überfischung<br />

und Wasserknappheit haben sich<br />

durchweg verschlimmert. Die kleinen<br />

Erfolge lokaler Agenda-Projekte und<br />

ökologische Vorzeigeprojekte konnten<br />

daran nichts ändern.<br />

Die Geschwindigkeit der Zerstörung nimmt<br />

zu. Ein wichtiger G<strong>rund</strong> dafür: Zu den<br />

globalen Umweltproblemen kamen noch<br />

die Umweltprobleme durch die Globalisierung.<br />

Die zunehmende Internationalisierung<br />

ließ den Energieverbrauch für Luftverkehr<br />

und internationalen Schiffsverkehr<br />

in die Höhe schnellen. Das Internet und<br />

die neuen Kommunikationstechnologien<br />

fressen immer größere Teile des Weltenergieverbrauchs.<br />

Seit der Gründung der<br />

Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr<br />

1995 steht der Freihandel über ökologischen<br />

Verträgen. Immer wieder zwingt der<br />

Internantionale Währungsfond (IWF) die<br />

Entwicklungsländer zu einer gnadenlosen<br />

Exportorientierung <strong>beim</strong> Abbau von Rohstoffen<br />

und zur Umstellung auf landwirtschaftliche<br />

Exportprodukte. Umweltzerstörung<br />

ist überall die Folge. Kann der Gipfel<br />

in Johannesburg daran etwas ändern? �


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Die vielen öffentlichen Diskussionen und<br />

die mediale Aufmerksamkeit für den Zusammenhang<br />

zwischen Entwicklungs- und<br />

Umweltkrise sind sicher positiv. Unzählige<br />

Veranstaltungen werden zu diesem Thema<br />

auch bei uns stattfinden. Attac sollte<br />

diese Veranstaltungen nutzen, um auf<br />

unsere Forderungen zur Zivilisierung der<br />

Globalisierung hinzuweisen. Große Erwartungen<br />

an und Hoffnungen für die Johannesburg-Konferenz<br />

waren dagegen unangebracht.<br />

Multilaterale Vereinbarungen im<br />

Interesse von Umwelt und Entwicklung<br />

hatten schon vor Johannesburg ihre derzeitigen<br />

politischen Schwierigkeiten bewiesen.<br />

Die Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung<br />

im mexikanischen Monterrey<br />

endete mit Belanglosigkeiten und<br />

vor allem mit einem "gut, dass wir darüber<br />

gesprochen haben". Ein Verbot von<br />

Landminen, weitergehende Kinderrechte,<br />

die Einschränkung von Biowaffen und<br />

etliche weitere Beispiele ergänzen die<br />

Liste des Scheiterns. Die Klimakonvention<br />

von Kioto kam immerhin zu einem Beschluss.<br />

Im Kleingedruckten ermöglicht er<br />

jedoch den Industrieländern so weiterzuwirtschaften<br />

wie bisher. Von den notwendigen<br />

CO2-Einsparungen von 90 Prozent<br />

ist nichts zu sehen. Solange sich die<br />

Kräfteverhältnisse in den jeweiligen Nationalstaaten<br />

nicht g<strong>rund</strong>legend verändert<br />

haben, ist von der internationalen Ebene<br />

nicht viel zu erwarten.<br />

Viele ernüchterte UmweltschützerInnen<br />

erhoffen sich, auf der internationalen<br />

Ebene den Lebensstilwandel durchsetzen<br />

zu können, für den wir in den Industriestaaten<br />

derzeit keine Mehrheit haben.<br />

Dahinter steht ein falsches Verständnis<br />

internationaler Politik. Dort wird letztlich<br />

nur umgesetzt, was die mächtigsten nationalen<br />

Akteure wollen. Die ernüchternde<br />

Bilanz internationaler Abkommen zeigt<br />

daher, dass unsere Koalitionen auf der<br />

nationalen Ebene noch viel zu schwach<br />

sind.<br />

Statt unseren Politikern viele gut gemeinte<br />

Ratschläge und Wünsche mit auf internationale<br />

Konferenzen zu geben, sollten wir<br />

unsere Hausaufgaben hier erledigen. Die<br />

Ökologiebewegung sollte sich verstärkt in<br />

die neue globale Protestbewegung einbringen.<br />

Diese Bewegung ist aus ökologischer<br />

Sicht eine große Chance. Umweltfragen<br />

sind ein logischer Bestandteil der<br />

globalisierungskritischen Agenda. Mit Hilfe<br />

dieser neuen Bewegung könnte eine ganz<br />

neue Politisierung globaler ökologischer<br />

Fragen gelingen. �<br />

Eine solche Beteiligung fällt der Umweltbewegung<br />

in D<strong>eutschland</strong> jedoch schwer.<br />

Viele Umweltgruppen haben das Protestieren<br />

mit vielen Menschen verlernt. Auch<br />

ökonomische Fragestellungen sind vielen<br />

lokalen Öko-Gruppen weitgehend ein Buch<br />

mit sieben Siegeln. Die bisher schwache<br />

Beteiligung ökologischer Gruppen an der<br />

großen globalisierungskritischen Koalition<br />

ist für die bundesrepublikanische globalisierungskritische<br />

Bewegung allerdings ein<br />

großer Mangel. Umweltgruppen könnten<br />

gemeinsam mit entwicklungspolitischen<br />

Gruppen eine sehr wichtige Wächterrolle<br />

spielen. Sie sollten dafür sorgen, dass der<br />

sich langsam anbahnende wirtschaftspolitische<br />

Kurswechsel die Interessen von<br />

Natur und Entwicklungsländern nicht<br />

vergisst. Das gilt sowohl für die globalisierungskritische<br />

Bewegung als auch für den<br />

öffentlichen Diskurs. Auch wenn von den<br />

Verhandlungen in Johannesburg nicht<br />

viele Ergebnisse zu erwarten sind, muss<br />

die Umweltbewegung nicht verzagen.<br />

Auch angesichts der Globalisierung ist ein<br />

g<strong>rund</strong>legendes ökologisches Umsteuern in<br />

den Industrieländern möglich. Die Umstellungskosten<br />

sind verhältnismäßig gering<br />

und gesamtwirtschaftlich eher ein Vorteil.<br />

Anders als z.B. die Besteuerung von<br />

Kapitaleinkünften ist Umweltpolitik weiterhin<br />

eine nationale oder doch europäische<br />

Veranstaltung.<br />

Die globalen Umweltprobleme lassen sich<br />

durch das Handeln auf nationaler Ebene<br />

allein freilich nicht lösen. Dazu braucht es<br />

eine starke internationale Bewegung, die<br />

eine internationale Regulierung durchsetzt.<br />

Ein g<strong>rund</strong>legendes ökologisches<br />

Umsteuern auf nationaler wie internationaler<br />

Ebene wird nur in Auseinandersetzung<br />

mit den Interessen der großen<br />

multinationalen Unternehmen gelingen.<br />

Für diese Auseinandersetzung braucht die<br />

Umweltbewegung ein breites Bündnis für<br />

Alternativen zur neoliberalen Politik. ��<br />

Gastautor: Sven Giegold,<br />

Attac D<strong>eutschland</strong><br />

• Give me hope, Jo'anna<br />

BUND, Dr. Angelika Zahrnt, Am Köllnischen<br />

Park 1, 10179 Berlin<br />

Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />

eMail: bund@bund.net<br />

Internet: www.bund.net<br />

www.rio-plus-10.org<br />

• Bewegung stärken statt<br />

falsche Hoffnungen wecken<br />

Attac D<strong>eutschland</strong>, Sven Giegold, Artilleriestr.<br />

6, 27283 Verden<br />

Tel. 04231 / 9575-91, Fax -94<br />

eMail: giegold@attac.org<br />

Internet: www.attac-netzwerk.de<br />

www.bewegungswerkstatt.org/giegold<br />

<strong>Der</strong> BUND ist Mitglied im Attac-Netzwerk.<br />

Wir danken für die freundlichen<br />

Genehmigungen zum Abdruck der Beiträge,<br />

die in den jeweiligen Mitgliederzeitschriften<br />

erschienen.<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��7�


Agrarwende, Verbraucher ����<br />

Unterstützung für Ökolandbau<br />

<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) hat anlässlich<br />

der Zwischenbilanz des Bundesprogramms<br />

Ökologischer Landbau durch<br />

Verbraucherschutzministerin Künast eine<br />

konsequente Weiterführung der Agrarwende<br />

gefordert. NABU-Sprecher Bernd<br />

Pieper sagte, der Ökolandbau entspreche<br />

am ehesten dem Idealbild einer nachhaltigen<br />

Landbewirtschaftung und erbringe<br />

wichtige gesellschaftliche Leistungen in<br />

den Bereichen Boden, Wasser, Luft sowie<br />

Artenvielfalt.<br />

Expertengremien und unabhängige Einrichtungen<br />

hätten in ihren Gutachten die<br />

Vorteile einer Ausweitung des Ökolandbaus<br />

für Natur und Umwelt aufgezeigt. So<br />

seien die Emissionen der Treibhausgase<br />

CO2, Methan und Lachgas bezogen auf<br />

das Endprodukt etwa zweifach geringer<br />

als im konventionellen Landbau. Zur<br />

Produktion eines Liters Milch würde nur<br />

die halbe Energiemenge benötigt.<br />

Auch <strong>beim</strong> Gewässerschutz zeige der<br />

Ökolandbau deutliche Vorteile wegen der<br />

fast dreifach niedrigeren Stickstoffüberschüsse<br />

und des Verzichts auf chemischsynthetische<br />

Pestizide. Mehrere große<br />

Wasserversorgungsunternehmen förderten<br />

bereits die Umstellung auf Ökolandbau.<br />

Auch die Vorkommen von Tier- und<br />

Pflanzenarten auf Biobetrieben seien<br />

teilweise mehr als doppelt so hoch wie im<br />

konventionellen Landbau.<br />

Es sei daher unverständlich, wenn Agrarexperten<br />

der Union von einer Rücknahme<br />

der Agrarwende sprächen oder Konsequenzen<br />

aus dem Zwischenbericht von<br />

EU-Agrarkommissar Fischler zur Agenda<br />

2000 verweigerten. "Die Pflege der alten<br />

Agrarlobby führt hier zur völligen Unbeweglichkeit",<br />

so Pieper. Den Vorschlag des<br />

Bauernverbandes, zur Zertifizierung der<br />

im EU-Vergleich strengeren Anforderungen<br />

deutscher Öko-Anbauverbände ein<br />

"Biosiegel-Plus" einzuführen, beurteilte<br />

der NABU skeptisch. Landwirte und<br />

Verbraucher benötigten kein weiteres<br />

Siegel, sondern "eine moderne und ökologische<br />

Agrarpolitik aus einem Guss."<br />

Wegen der wiederholten Kritik des konventionellen<br />

Agrarlobby an der Nachhaltigkeit<br />

des ökologischen Landbaus hat der<br />

NABU die wissenschaftlich belegten<br />

Vorteile des Ökolandbaus in einer Übersicht<br />

zusammengestellt. ��<br />

8�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Information über Öko-Landbau<br />

auf 200 Musterhöfen<br />

Die deutschen Bauern können sich ab<br />

sofort in bundesweit 200 Musterbetrieben<br />

über den Öko-Landbau informieren. Für<br />

ein entsprechendes Projekt gab Bundesagrarministerin<br />

Renate Künast (Grüne) im<br />

Juli den Start frei. Die Musterbetriebe<br />

bieten auch Verarbeitern von ökologischen<br />

Lebensmitteln, Händlern und Verkaufspersonal<br />

sowie anderen interessierten<br />

Gruppen wie Schulklassen Einblicke in<br />

den Ökolandbau. Die Zahl der ökologisch<br />

wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe<br />

stieg 2001 um <strong>rund</strong> 15 Prozent.<br />

Über 600.000 Hektar landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche von fast 15.000 Betrieben<br />

wurden nach Öko-Kriterien bewirtschaftet.<br />

Die Fläche ist <strong>rund</strong> zweieinhalbmal so<br />

groß wie das Saarland. ��<br />

Stoiber gegen Modulation<br />

Unions-Kanzlerkandidat verspricht bei<br />

Wahlsieg Förderprogramm für Bauern<br />

Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber<br />

will bei einem Wahlsieg im September ein<br />

"Investitionsförderprogramm für die Landwirtschaft"<br />

auflegen. Die für 2003 im Rahmen<br />

der Modulation (Umschichtungen für<br />

nachhaltige Landnutzung) vorgesehene<br />

Kürzung der Agrarsubventionen um 107<br />

Millionen Euro bezeichnete er als "Investitionsbremse".<br />

Die Mittel seien nötig, um<br />

den Strukturwandel zu begleiten und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu<br />

erhalten, sagte Stoiber bei der Vorstellung<br />

seines agrarpolitischen Konzepts im Juli in<br />

Nürnberg vor <strong>rund</strong> 500 Bauernvertretern.<br />

<strong>Der</strong> CSU-Vorsitzende erteilte Bestrebungen,<br />

Direktzahlungen an die Landwirtschaft<br />

zu reduzieren, eine klare Absage.<br />

Dies hätte einen "massiven Wettbewerbsnachteil"<br />

zur Folge, weil die deutschen<br />

Bauern mit höheren Standards und Kosten<br />

produzierten als die Konkurrenz.<br />

Stoiber sagte, die Sorge "um die Zukunft<br />

der Landwirtschaft" habe ihn unter anderem<br />

dazu bewogen, als Kanzlerkandidat<br />

anzutreten. Verbraucherschutzministerin<br />

Renate Künast (Grüne) warf Stoiber vor,<br />

"410.000 konventionelle Höfe und ihre<br />

Familien gegen 13.000 Ökobetriebe<br />

auszuspielen". Grüne und NABU kritisierten<br />

Stoibers Agrarprogramm inzwischen<br />

als "Rückfall in die Vergangenheit".��<br />

QS-Fleischsiegel "nur ein<br />

kleiner Schritt vorwärts"<br />

Verbraucherverbände fordern rasche<br />

Nachbesserung und Perspektivpläne<br />

<strong>Der</strong> Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />

(vzbv) hat schärfere Kriterien für das<br />

neue QS-Prüfzeichen für Fleischprodukte<br />

gefordert. Die jetzigen Statuten des Prüfzeichens<br />

gingen in wichtigen Punkten nur<br />

wenig über die gesetzlichen Mindeststandards<br />

hinaus, sagte vzbv-Vorstand Edda<br />

Müller. Zudem sei für den Verbraucher<br />

nicht erkennbar, ob der Betrieb die QS-<br />

Anforderungen vollständig oder nur teilweise<br />

erfülle.<br />

Dadurch sei die Chance verpasst worden,<br />

den Verbrauchern eine vertrauenswürdige<br />

Alternative zwischen Bio- und Massenmarkt<br />

anzubieten. Immerhin sichere das<br />

Prüfsiegel gesetzliche Standards ab und<br />

sei mit einigen Verbesserungen eine<br />

Alternative zur anonymen Massenware.<br />

Dies reiche jedoch keinesfalls aus.<br />

<strong>Der</strong> vzbv fordert eine rasche Nachbesserung<br />

der QS-Kriterien, ein wirksames<br />

Kontrollsytem sowie genau definierte<br />

Sanktionen bei Verstößen. Konkret verlangt<br />

der Verband ein vollständiges Verbot<br />

von antibiotischen Leistungsförderern,<br />

einen sorgfältigen Umgang mit Antibiotika,<br />

mehr Platz für die Tiere, ein Verbot von<br />

Vollspaltenböden und Anbindehaltung,<br />

eine Reduzierung der zulässigen Transportzeit<br />

auf vier Stunden, Gentechnik-freie<br />

Futtermittel sowie eine Kennzeichnung der<br />

Tierarten bei Zutaten tierischen Ursprungs<br />

und die chargenweise Rückverfolgbarkeit<br />

bei Schweinefleisch.<br />

Positive Ansätze <strong>beim</strong> QS-Siegel seien das<br />

teilweise Verbot von Antibiotika als Leistungsförderer<br />

in der Mast, eine Positivliste<br />

der Futterinhaltsstoffe sowie die Verpflichtung<br />

der Benennung eines Vertragstierarztes.<br />

��<br />

Verbraucherbeirat berufen<br />

Bundesverbraucherministerin Renate<br />

Künast hat einen wissenschaftlichen Beirat<br />

für Verbraucher- und Ernährungspolitik<br />

berufen. Ihm gehören 12 WissenschaftlerInnen<br />

unterschiedlichster Fachgebiete<br />

an. Die konstituierende Sitzung findet<br />

Anfang September statt. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Noch keine Agrarwende in der<br />

Futtermittelindustrie<br />

Verbände: Tierfutter wurde zum<br />

"Abfalleimer unserer Gesellschaft"<br />

Angesichts der Skandale um hormonbelastete<br />

Futtermittel fordert der BUND ein<br />

schnelles Durchgreifen gegen die Futtermittelindustrie.<br />

Die Serie von Landwirtschaftsskandalen<br />

der vergangenen zwei<br />

Jahre von BSE über illegale Antibiotika bis<br />

zu Nitrofen habe ihren Ursprung "immer<br />

wieder in den kriminellen Energien dieser<br />

Branche" gehabt. BUND-Agrarexperte<br />

Hubert Weiger sagte, Futtermittel seien<br />

immer noch "der Abfalleimer unserer<br />

Gesellschaft". Erlaubt sei alles, was nicht<br />

ausdrücklich verboten sei. Die billigsten<br />

Reststoffe würden verwertet, ohne Rücksicht<br />

auf Mensch, Tier und Umwelt. Weiger<br />

forderte Transparenz und Produkthaftung<br />

gegenüber den Bauern.<br />

Kontrolle über Futtermittel durch<br />

Selbstversorgung zurückgewinnen<br />

Langfristiges Ziel müsse der Ausstieg aus<br />

der industriellen Agrarproduktion sein. Die<br />

einzige Alternative sei eine bäuerliche<br />

Landwirtschaft, die Pflanzenbau und<br />

Tierhaltung wieder in einem Betrieb integriere<br />

und durch größtmögliche Selbstversorgung<br />

die Kontrolle über ihre Futtermittel<br />

zurückgewinne. Ähnlich äußerte<br />

sich der NABU. <strong>Der</strong> Verband forderte ein<br />

"Reinheitsgebot" für Futtermittel. Gerade<br />

die Schweinehaltung zeichne sich durch<br />

agrarindustrielle Strukturen aus, die ihre<br />

Futtermittel auf dem Weltmarkt bezögen<br />

und regelmäßig Leistungsförderer und<br />

Antibiotika <strong>beim</strong>ischten. Auf EU-Ebene<br />

solle über eine Positivliste von Inhaltsstoffen<br />

genau festgelegt werden, was verfüttert<br />

werden dürfe. Dabei müssten<br />

Verbraucher- und Umweltverbände eng<br />

einbezogen werden. <strong>Der</strong> NABU forderte<br />

die Bundesregierung auf, zu prüfen, ob<br />

Schadenersatzansprüche an den US-<br />

Pharmahersteller Wyeth gerichtet werden<br />

könnten, da der belgische Lieferant des<br />

mit Sondermüll versetzten Glucosesirups<br />

Konkurs angemeldet hat. Wyeth Irland<br />

steht im Verdacht, Altmedikamente in die<br />

Futtermittel entsorgt zu haben.<br />

<strong>Der</strong> Verbraucherverband vzbv forderte,<br />

die Beweispflicht bei gepanschten Futtermitteln<br />

nicht den Bauern, sondern dem<br />

Hersteller aufzuerlegen. Sprecher Carel<br />

Mohn sagte, die jüngste Entwicklung sei<br />

nicht erstaunlich, wenn man betrachte,<br />

welche Gewinnspannen auf diesem Sektor<br />

möglich seien. ��<br />

Gericht verbietet Aufdruck<br />

"tiergerechte Aufzucht"<br />

Geflügelzüchter müssen irreführende<br />

Kennzeichnung unterlassen<br />

Im Kampf gegen die irreführende Etikettierung<br />

von Lebensmitteln haben die<br />

Verbraucherzentralen einen Etappensieg<br />

errungen: Nach einem Urteil des Landgerichts<br />

Oldenburg darf Mastgeflügelfleisch<br />

nicht mit der Bezeichnung "tiergerechte<br />

Aufzucht" gekennzeichnet werden.<br />

Dies sei ein "Signal an die Lebensmittelindustrie,<br />

dass die Praxis der Irreführung<br />

und Täuschung nicht nur von den Verbrauchern,<br />

sondern endlich auch von der<br />

Rechtsprechung missbilligt wird", so der<br />

Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />

(vzbv). Auslöser war eine Musterklage des<br />

vzbv gegen die Firma Stolle im Rahmen<br />

einer Aktion der Verbraucherzentralen,<br />

die den Geflügelmarkt transparenter<br />

machen sollte.<br />

In seinem Urteil sah das Landgericht<br />

einen Verstoß sowohl gegen europäisches<br />

Recht als auch gegen das Lebensmittel-<br />

und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG),<br />

das irreführende Angaben bezüglich der<br />

Herstellungsart von Lebensmitteln verbietet.<br />

Nach EU-Recht dürfen lediglich die<br />

Begriffe extensive Bodenhaltung, Auslaufhaltung,<br />

bäuerliche Auslaufhaltung und<br />

bäuerliche Freilandhaltung als Haltungsformen<br />

genannt und allenfalls um Hinweise<br />

auf die Besonderheiten der jeweiligen<br />

Haltungsform ergänzt werden.<br />

In seiner Begründung bemerkt das Gericht,<br />

mit dem Begriff "tiergerechte Aufzucht"<br />

würden die Verbraucher über die<br />

Haltungsform als wichtiges Kriterium einer<br />

Kaufentscheidung getäuscht.<br />

<strong>Der</strong> vzbv fordert eindeutige Etikettierungen<br />

mit Mindestangaben zur Herkunft,<br />

Fütterung und Mastdauer, eine Definition<br />

und gesetzliche Festschreibung der Begriffe<br />

"art- und tiergerechte Haltung" sowie<br />

den Abbau von Vollzugsdefiziten in der<br />

Lebensmittelüberwachung und eine verstärkte<br />

Kontrolle der Einhaltung der festgelegten<br />

Haltungskriterien. �<br />

• Unterstützung für<br />

Ökolandbau<br />

NABU, Bernd Pieper, Herbert-Rabius-<br />

Str. 26, 53225 Bonn<br />

Tel. 0228 / 4036-0, Fax -200<br />

eMail: nabu@nabu.de<br />

Internet: www.nabu.de<br />

• Information über Öko-Landbau<br />

auf 200 Musterhöfen<br />

BMVV (s.o.)<br />

Internet:<br />

www.verbraucherministerium.de<br />

• Stoiber gegen Modulation<br />

CSU, Nymphenburger Str. 64, 80335<br />

München<br />

Tel. 089 / 1243-0, Fax -299<br />

Internet: www.csu.de/home/<br />

Display/Politik/Themen/<br />

Verbraucherschutz/Landwirtschaft<br />

Siehe auch Seite 23<br />

• Beirat für Verbraucher- und<br />

Ernährungspolitik berufen<br />

BMVV, PF 140270, 53107 Bonn<br />

Tel. 0228 / 529-0, -4306<br />

eMail: poststelle@bml.bund.de<br />

Internet:<br />

www.verbraucherministerium.de/presse<br />

-woche-2002/PM-252-2002.htm<br />

• QS-Fleischsiegel "nur ein<br />

kleiner Schritt vorwärts"<br />

vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />

eMail: info@vzbv.de<br />

Internet: www.vzbv.de<br />

QS-Siegel im Internet: www-q-s.info<br />

• Noch keine Agrarwende in<br />

der Futtermittelindustrie<br />

BUND-BN, Hubert Weiger, Dr.-Johann-<br />

Maier-Str. 4, 93049 Regensburg<br />

Tel. 09 41 / 29720-0, Fax -30<br />

eMail: info@bund-naturschutz.de<br />

Internet: www.bund-naturschutz.de<br />

• Gericht verbietet Aufdruck<br />

"tiergerechte Aufzucht"<br />

vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />

eMail: info@vzbv.de<br />

Internet: www.vzbv.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��9�


Agrarwende, Verbraucher ����<br />

Kinder sollen besser vor<br />

Werbung geschützt werden<br />

vzbv: "Suggestive Steuerung des<br />

Konsumverhaltens unterbinden"<br />

<strong>Der</strong> Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />

(vzbv) fordert einen verstärkten Schutz<br />

von Kindern und Jugendlichen vor der<br />

zunehmenden Werbeflut. Die "suggestive<br />

Steuerung des übertriebenen Konsumverhaltens"<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

durch Werbung müsse unterbunden werden,<br />

sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.<br />

Die besondere Schutzbedürftigkeit von<br />

Kindern und Jugendlichen sei durch wirksamere<br />

Regeln besser zu verankern.<br />

Werbeformen, die die Unerfahrenheit,<br />

Leichtgläubigkeit und Neugier von Kindern<br />

und Jugendlichen auszunutzten, müssten<br />

verbannt werden. <strong>Der</strong> vzbv begrüßte die<br />

Ankündigung von Bundesverbraucherschutzministerin<br />

Künast, den Schutz von<br />

Kindern als Verbraucher stärker in den<br />

Vorderg<strong>rund</strong> zu stellen.<br />

Zahlungskräftige, aber unerfahrene<br />

Zielgruppe, neue Werbeformen<br />

Allein die etwa acht Millionen deutschen<br />

Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren<br />

verfügen über 14 Mrd Euro Kaufkraft in<br />

Form von Taschengeld, Geldgeschenken<br />

und Nebeneinkünften. So war in den<br />

vergangenen Jahren eine stetige Ausweitung<br />

der an Kinder und Jugendliche gerichteten<br />

Werbung zu beobachten. Es wird<br />

geschätzt, dass Kinder allein über das<br />

Fernsehen durchschnittlich an die 1000<br />

Werbespots im Monat sehen.<br />

Darüber hinaus bedient sich die Werbung<br />

zunehmend neuer Medien und Formen<br />

und dringt auch in Bereiche ein, die bislang<br />

weitgehend werbefrei waren, etwa<br />

durch "Schulsponsoring". Formen der<br />

Werbung in den neuen Medien sind das<br />

unaufgeforderte Zusenden von Werbetexten<br />

über E-Mail ("Spamming") oder Werbung<br />

per SMS oder Internet. Als übergreifender<br />

Trend ist festzustellen, dass die<br />

neuen Werbemethoden tendenziell zu<br />

einer Verwischung der Grenzen zwischen<br />

redaktionellem Inhalt und Werbebotschaft<br />

führen.<br />

Auch die Inhalte der Werbung bezeichnet<br />

der vzbv als problematisch, so die massive<br />

Bewerbung gesundheitlich problematischer<br />

Lebensmittel, wie Limonaden, Süßwaren<br />

oder Fast Food. Nach einer Untersuchung<br />

der Universität Gießen beziehen<br />

40% der Kinder ihr Wissen über Ernährung<br />

aus der Fernsehwerbung. �<br />

10�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Zudem werde die Werbung auf G<strong>rund</strong>lage<br />

intensiver Marktforschungen immer mehr<br />

auf die unerfahrene Zielgruppe zugeschnitten,<br />

kritisierte die vzbv-Vorsitzende<br />

Edda Müller. Eine Intervention der Politik<br />

sei überfällig.<br />

Verbraucherschützer: Jugendschutz ins<br />

EU-Wettbewerbsrecht<br />

Für mehr Schutz von Kindern und Jugendlichen<br />

vor gefährdenden und unlauteren<br />

Werbeformen fordert der vzbv eine Verankerung<br />

des Kinder- und Jugendschutzes<br />

im Rahmen der europaweiten Neuordnung<br />

des Wettbewerbsrechts und den Verzicht<br />

auf Werbung, die direkte Kaufappelle an<br />

Minderjährige richtet. Ferner sollten Aufforderungen<br />

an Kinder und Jugendliche<br />

verboten werden, Eltern oder Vertrauenspersonen<br />

zum Kauf der beworbenen Ware<br />

oder Leistung zu bewegen. Minderjährige<br />

sollten zudem nicht mit Werbemitteln wie<br />

Gewinnspielen, Preisausschreiben oder<br />

Geschenken irregeführt oder zum Kauf<br />

verleitet oder in ihrer Spielleidenschaft<br />

ausgenutzt werden.<br />

<strong>Der</strong> vzbv fordert zudem die Erarbeitung<br />

einheitlicher Regeln für das Schulsponsoring<br />

unter Beteiligung von Verbraucherschützern<br />

und Sozialverbänden. Kinder<br />

und Jugendliche sollen auch nicht mehr<br />

aufgefordert werden dürfen, personenbezogene<br />

Daten ohne die Zustimmung ihrer<br />

Eltern anzugeben. Auf Internet-Seiten, die<br />

sich vorwiegend an Kinder und Jungendliche<br />

richten, sollen Alkohol- und Tabakwerbung<br />

verboten werden. Auch Dialer-<br />

Programme, die gegen Entgelt Dateien<br />

aus dem Internet herunterladen und<br />

Dienste anbieten, sollen nach Ansicht der<br />

Verbraucherschützer auf diesen Seiten<br />

nicht zulässig sein.<br />

Künast: Industrie macht Kinder dick<br />

Verbraucherschutzministerin Renate<br />

Künast (Grüne) hat der Lebensmittelwirtschaft<br />

Mitverantwortung am "alarmierenden<br />

Trend" zum Übergewicht bei Kindern<br />

gegeben. Süßigkeiten und Fast Food<br />

seien überzuckert, zu fett und überteuert.<br />

Entgegen der Werbung seien die Produkte<br />

keineswegs besser für die Entwicklung der<br />

Kinder. "Die Wirtschaft geht mit den<br />

Verbrauchern nicht ehrlich um." Künast<br />

kündigte Verhandlungen mit Branchenvertretern<br />

an. In den letzten 15 Jahren hat<br />

sich der Zahl der übergewichtigen Kinder<br />

und Jugendlichen mehr als verdoppelt.<br />

��<br />

Bund darf vor gefährlichen<br />

Produkten warnen<br />

Bundesverfassungsgericht entschied<br />

zum Glykol-Skandal<br />

Die Bundesregierung darf die Bürger aktiv<br />

vor Gesundheitsrisiken warnen und dazu<br />

auch Listen betroffener Produkte und<br />

ihrer Hersteller veröffentlichen. Die staatlichen<br />

Informationen müssen aber sachlich<br />

und zutreffend sein. Das geht aus einem<br />

Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom<br />

Juli hervor. Darin billigten die Richter die<br />

Herausgabe einer Namensliste im Glykolskandal<br />

aus dem Jahr 1985. Damals hatte<br />

das Bundesgesundheitsministerium eine<br />

Liste mit Weinen herausgegeben, in denen<br />

das Frostschutzmittel Diethylenglykol<br />

festgestellt worden war.<br />

Die Verfassungsrichter verwiesen in ihrer<br />

Begründung auch auf aktuelle Krisen im<br />

Agrar- und Lebensmittelbereich. Diese<br />

zeigten, "wie wichtig öffentlich zugängliche,<br />

mit der Autorität der Regierung versehene<br />

Informationen" zur Bewältigung<br />

der Situation seien.<br />

Die Bundesregierung sieht sich in ihrer<br />

Politik bestätigt. Das Urteil gebe dem<br />

Bund die Möglichkeit, "genauer als bisher<br />

zu informieren", sagte ein Sprecher. ��<br />

Gefährliche Bakterien im<br />

Fleisch<br />

In so genannten Chicken Nuggets fanden<br />

von der Zeitschrift Öko-Test beauftragte<br />

Labors das verbotene Antibiotikum Nitrofuran<br />

sowie Campylobacter- und E.-coli-<br />

Bakterien. Die Bakterien können die besonders<br />

bei Kindern gefährlichen Durchfallerkrankungen<br />

auslösen. Zudem enthielten<br />

vorgebratene Chicken Nuggets zu<br />

viele ungesunde Transfettsäuren. Mitunter<br />

enthalte eine einzige Portion wesentlich<br />

mehr, als ein Kind an einem Tag zu sich<br />

nehmen dürfe, so Öko-Test. Die Hersteller<br />

Rewe und Iglo, deren Produkte Nitrofuran<br />

enthielten, nahmen ihre Produkte sofort<br />

aus dem Handel. ��


� � �<br />

Abfall �����<br />

Kontakt �����<br />

Dosenpfand bringt Vorteile<br />

Ablehnungsfront gegen Plichtpfand<br />

bröckelt<br />

"Die Blockadefront gegen das Dosenpfand<br />

ist zusammengebrochen", kommentierte<br />

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Umwelthilfe, die Entscheidung<br />

zur Einführung des Dosenpfandes von<br />

8.000 Getränkefachmärkten sowie von<br />

D<strong>eutschland</strong>s größtem Lebensmitteldiscounter<br />

Aldi. Dies habe ebenso Signalwirkung<br />

wie die Ausschreibung für den Aufbau<br />

einer Rücknahmeinfrastruktur durch<br />

die Karstadt-Gruppe.<br />

Brauereien investieren in<br />

Mehrweganlagen<br />

Die Auslösung des Einwegpfandes durch<br />

die Bundesregierung am 1. Juli habe eine<br />

"Mehrweg-Investitionswelle" bei den mittelständischen<br />

Privatbrauereien ausgelöst,<br />

teilte deren Verbandsgeschäftsführer<br />

Roland Demleitner mit. Günther Guder,<br />

geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Getränkefachgroßhandels,<br />

sagte, die großen Handelskonzerne<br />

hätten die Aussichtslosigkeit<br />

ihres Widerstandes gegen das Pflichtpfand<br />

erkannt.<br />

Den Ankündigungen zur Dosenpfand-<br />

Einführung waren zwei Entscheidungen<br />

des Verwaltungsgerichts Potsdam und<br />

des Bundesverwaltungsgerichts vorausgegangen,<br />

die diverse Einzelklagen als<br />

"insgesamt unzulässig" bezeichnet hatten<br />

(DRB 06/07.02, S. 6).<br />

Jede vermiedene Dose schützt die<br />

Umwelt<br />

Die Diskussion um das Dosenpfand hat<br />

auch die Ökobilanzen von Ein- und Mehrwegverpackungen<br />

wieder zum öffentlichen<br />

Thema gemacht. Dabei sprachen Verpackungsindustrie<br />

und Großbrauereien von<br />

einer "mangelnden ökologischen Wirksamkeit"<br />

des Pfandes. Dem widersprach<br />

die Verbraucher Initiative: Die Ökobilanz<br />

des Umweltbundesamtes aus dem Jahr<br />

2000 habe "wissenschaftlich fundiert die<br />

ökologische Spreu vom Weizen getrennt",<br />

sagte der Umweltexperte des Verbraucherverbandes,<br />

Ralf Schmidt. Dosen und<br />

Einwegflaschen hätten sich dabei eindeutig<br />

als Verlierer gezeigt. Sie verbrauchten<br />

in hohem Maße natürliche Ressourcen<br />

und Energie und trügen zur Klimaänderung<br />

bei. ��<br />

Mehr Umweltschutz auf<br />

Mülldeponien<br />

Neue Verordnung soll in Zukunft<br />

Altlasten verhindern<br />

Seit August gelten neue Anforderungen an<br />

Mülldeponien in D<strong>eutschland</strong>. Mit dem<br />

Inkrafttreten der Deponieverordnung soll<br />

die umweltverträgliche Abfallentsorgung<br />

weiter ausgebaut werden.<br />

Bundesumweltminister Jürgen Trittin<br />

bezeichnete die Verordnung als "ein Stück<br />

Generationengerechtigkeit". Sie stelle<br />

sicher, dass nachfolgenden Generationen<br />

keine Altlasten hinterlassen würden, die<br />

teuer saniert werden müssten. Deponien<br />

sollten künftig "Bestandteil der nachhaltigen<br />

Entsorgungsinfrastruktur eines modernen<br />

Industriestaates sein", so der<br />

Minister.<br />

Die Deponieverordnung enthält detaillierte<br />

Anforderungen an Errichtung, Beschaffenheit,<br />

Betrieb, Stilllegung sowie Nachsorge<br />

von Deponien und Langzeitlagern.<br />

Diese technischen, betrieblichen und<br />

organisatorischen Anforderungen sind für<br />

jeden Anlagenbetreiber ab sofort rechtsverbindlich.<br />

Ökologisch unzulängliche<br />

Deponien dürfen ab 2009 nicht mehr<br />

betrieben werden. Damit soll die abzulagernde<br />

Menge und deren Schadstoffgehalt<br />

auf ein für Umwelt und Gesundheit<br />

vertretbares Maß beschränkt werden.<br />

EU-Standards nun in D<strong>eutschland</strong><br />

umgesetzt<br />

Gemeinsam mit der seit März 2001 geltenden<br />

Abfallablagerungsverordnung, die<br />

eine Vorbehandlung des Deponieabfalls<br />

vorsieht, dient die neue Verordnung der<br />

Umsetzung der EU-Deponierichtlinie. Mit<br />

der Einführung europaweit einheitlicher<br />

Standards soll dem Umweltdumping durch<br />

Billigdeponien Einhalt geboten werden.<br />

Alle Deponiebetreiber, außer den öffentlich-rechtlichen<br />

und damit staatlich abgesicherten,<br />

sind künftig verpflichtet, Finanzmittel<br />

für den Fall bereitzuhalten,<br />

dass Weiterbetrieb, Stilllegung oder Nachsorge<br />

der Anlage nicht der Zulassung<br />

entsprechen. Damit soll das Verursacherprinzip<br />

gestärkt und verhindert werden,<br />

dass privat erwirtschaftete Gewinne aus<br />

einer Deponie abgeschöpft und die hohen<br />

Kosten für Stilllegung und Nachsorge auf<br />

die Allgemeinheit abgewälzt werden können.<br />

��<br />

• Kinder sollen besser vor<br />

Werbung geschützt werden<br />

vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />

eMail: info@vzbv.de<br />

Internet: www.vzbv.de<br />

• Bund darf vor gefährlichen<br />

Produkten warnen<br />

Az. 1 BvR 558/91 und 1 BvR 1428/91<br />

• Gefährliche Bakterien im<br />

Fleisch<br />

Genaue Ergebnisse: Öko-Test 8/2002<br />

• Dosenpfand bringt Vorteile<br />

<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe, Jürgen Resch,<br />

Güttinger Str. 19, 78315 Radolfzell,<br />

Tel. 07732 / 9995-0, Fax -77<br />

mobil: 0171-3649170<br />

eMail: info@duh.de<br />

Verbraucher Initiative, Elsenstr. 106,<br />

12435 Berlin<br />

Tel. 030 / 536073-3, Fax -45<br />

eMail: mail@vebraucher.org<br />

• Mehr Umweltschutz auf<br />

Mülldeponien<br />

BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />

Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />

eMail: presse@bmu.de<br />

Internet: www.bmu.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��11�


Energie, Klima ����<br />

Flutkatastrophe: Chance zum<br />

Umsteuern <strong>beim</strong> Klimaschutz<br />

<strong>DNR</strong> vor Johannesburg-Gipfel:<br />

"USA führen Krieg gegen die Natur"<br />

Angesichts der beispiellosen Flutkatastrophen<br />

in Europa und anderen Teilen der<br />

Welt als Folge von Wetterextremen durch<br />

Klimaveränderungen hat der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Naturschutzring</strong> die USA eines "Krieges<br />

gegen die Natur" bezichtigt.<br />

Wer wie die Amerikaner für 25% der vom<br />

Menschen verursachten Treibhausgase<br />

verantwortlich sei und gleichzeitig das<br />

Klimaschutzabkommen von Kioto boykottiere,<br />

gehöre "auf die Anklagebank eines<br />

noch zu schaffenden internationalen<br />

Umweltgerichtshofs," erklärte der Präsident<br />

des <strong>DNR</strong>, Hubert Weinzierl. Die USA<br />

würden sehr rasch dem Kioto-Abkommen<br />

beitreten, wenn Sammelklagen etwa der<br />

Flutopfer in Europa gegen die "skandalöse<br />

Politik" der US-Regierung aussichtsreich<br />

wären.<br />

Forderungen an Johannesburg-Gipfel<br />

Bei der Ende August in Johannesburg<br />

beginnenden UN-Konferenz zu nachhaltiger<br />

Entwicklung mit 50.000 Teilnehmern<br />

und mehr als 100 Regierungschefs kündigte<br />

der <strong>DNR</strong> sein energisches Eintreten<br />

für den Klimaschutz und die Armutsbekämpfung<br />

an. Man werde in Johannesburg<br />

"alle Hebel in Bewegung setzen, um endlich<br />

eine weltweite Besteuerung von Flugbenzin<br />

zu erreichen", versicherte <strong>DNR</strong>-<br />

Generalsekretär Helmut Röscheisen. Die<br />

wachsenden Abgase aus dem Flugverkehr<br />

gelten als wichtige Ursache der Klimaveränderungen.<br />

<strong>Der</strong> Johannesburg-Gipfel sei<br />

die letzte Chance zum weltweiten Umsteuern,<br />

"damit wenigstens die kommenden<br />

Generationen nicht ganz absaufen", sagte<br />

<strong>DNR</strong>-Präsident Weinzierl.<br />

<strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> sprach sich erneut nachdrücklich<br />

für eine weitere Anhebung der Ökosteuer<br />

aus, um den Energieverbrauch noch mehr<br />

zu drosseln. <strong>Der</strong> Dachverband schlug vor,<br />

künftig einen Teil des Aufkommens zur<br />

Förderung von Energieeinsparmaßnahmen<br />

und regenerativen Energien einzusetzen.<br />

�<br />

12�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

BUND und NABU kritisieren Opposition<br />

und Unternehmerverbände<br />

<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) forderte<br />

angesichts der Flutkatastrophe alle Parteien<br />

auf, wirksamen Klimaschutz als<br />

Pflichtaufgabe mit höchster Priorität zu<br />

begreifen. Bei aller Tragik der Ereignisse<br />

berge die Katastrophe auch die Chance,<br />

ein Umdenken einzuleiten und dem Klimaschutz<br />

endlich die existenzielle Bedeutung<br />

beizumessen, die ihm zukomme, sagte<br />

NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen.<br />

Spätestens die aktuellen Flutschäden<br />

führten die Frage nach den Kosten des<br />

Klimaschutzes ad absurdum. So seien in<br />

den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz<br />

und Nutzung der Erneuerbaren<br />

Energien noch viel größere Kraftakte<br />

als bisher erforderlich.<br />

Billen kritisierte insbesondere die Oppositionsparteien<br />

und deren "dauernde Attacken<br />

gegen die Ökosteuer und gegen die<br />

Förderung der Erneuerbaren Energien".<br />

Wenn die Union jetzt als einzigen Lösungsvorschlag<br />

die Atomkraft anführe,<br />

versuche sie, "den Teufel mit dem Beelzebub<br />

auszutreiben". Bezeichnend sei auch,<br />

dass Kanzlerkandidat Stoiber keinen<br />

Umweltexperten in sein Kompetenzteam<br />

berufen habe.<br />

<strong>Der</strong> BUND forderte angesichts der Hochwasserkatastrophe<br />

eine drastische Reduzierung<br />

der Flächenversiegelung, Rückbaumaßnahmen<br />

an kanalisierten Flüssen<br />

und den Stopp weiterer Kanalisierungen,<br />

um natürliche und kontrollierte Überschwemmungsflächen<br />

zu schaffen (siehe<br />

Seite 40). Bundesgeschäftsführer Gerhard<br />

Timm kritisierte, dass "ausgerechnet am<br />

Tag der größten Überschwemmungen und<br />

erster Hochwasseropfer deutsche Unternehmensverbände<br />

gegen die staatliche<br />

Förderung von Wind- und Solarstrom<br />

polemisieren". Zu einer ökologischen<br />

Energie- und Verkehrspolitik gebe es<br />

keine Alternative. Dies bedeute auch<br />

sparsamere Autos sowie weniger Straßen-<br />

und mehr Bahnverkehr.<br />

Klimaforscher: Welt-Energiesystem<br />

umstellen<br />

Die Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa<br />

ist nach Einschätzung des Klimaforschers<br />

Hans Joachim Schellnhuber eines<br />

der größten Schadensereignisse weltweit.<br />

Mit etwa 25 Mrd Euro Schaden werde<br />

diese Flut nur von dem Erdbeben im<br />

japanischen Kobe 1995 (100 Mrd. Euro)<br />

übertroffen, sagte der Direktor des Potsdam<br />

Instituts für Klimafolgenforschung. �<br />

Das Hochwasser sei "Teil einer Häufung<br />

von Umweltkatastrophen, die voll ins Bild<br />

des in Gang kommenden Klimawandels<br />

passt", erklärte Schellnhuber. An diesem<br />

Wandel trage letztlich der Mensch die<br />

Schuld. Dem würden nahezu alle Wissenschaftler<br />

weltweit zustimmen.<br />

Die zunehmende Erderwärmung durch<br />

Kohlendioxid und andere Treibhausgase<br />

kann Schellnhubers Ansicht nach nur<br />

durch eine Umstellung des weltweiten<br />

Energiesystems gebremst werden. Ein<br />

"groß angelegtes Investitionsprogramm<br />

aller Industrienationen" für Sonnen, Wind-<br />

und Wasserenergie sei nötig. Dies würde<br />

einen "ungeheuren Schub für Beschäftigung<br />

und Innovation, so wie einst das US<br />

amerikanische Weltraumprogramm", bedeuten.<br />

"Dimension des Problems noch nicht<br />

erkannt"<br />

Bislang hätten auch in D<strong>eutschland</strong> weder<br />

Umweltpolitiker noch Naturschützer die<br />

volle Dimension des Problems erkannt,<br />

kritisierte der Institutsdirektor. Sie konzentrierten<br />

sich "noch immer auf Dinge<br />

wie Mülltrennung und Verpackungsgesetze"<br />

statt auf eine weitgehende Reduzierung<br />

des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes.<br />

Bis etwa 2025 müsse dieser in einer<br />

globalen Großanstrengung um <strong>rund</strong> 20<br />

Prozent gesenkt werden, damit überhaupt<br />

ein Effekt spürbar sei, sagte Schellnhuber.<br />

Unmöglich sei dies nicht. Als im 18. Jahrhundert<br />

die Wälder weitgehend gerodet<br />

gewesen seien, habe man auf Kohle umgestellt,<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg auf<br />

Erdöl. Eine Umstellung sei also durchaus<br />

machbar.<br />

Zumindest theoretisch sind diese Fakten<br />

auch der Bevölkerung klar. Nach einer<br />

kürzlich veröffentlichten Umfrage des<br />

Bundesumweltministeriums zufolge glaubt<br />

die Mehrzahl der <strong>Deutsche</strong>n, dass die<br />

prognostizierten Klimaveränderungen<br />

eintreten werden. 27% der Befragten sind<br />

davon "voll und ganz", 50% "ziemlich<br />

überzeugt". 46% der <strong>Deutsche</strong>n halten<br />

eine weltweite Klimaveränderung für "äußerst"<br />

oder "sehr gefährlich". 94% der<br />

Befragten sehen den Klimaschutz als<br />

"wichtige politische Aufgabe". Die Hälfte<br />

der Befragten zeigte sich überzeugt, dass<br />

sich der Klimawandel noch stoppen lässt.<br />

��<br />

Siehe auch Seiten 40/41.


� � �<br />

Kontakt �����<br />

"Auf Kinderfüßen durch die<br />

Welt"<br />

Kampagne von Verkehrsclub und<br />

Klimabündnis erfolgreich beendet<br />

Zum Abschluss der gemeinsamen Kampagne<br />

des Verkehrsclubs D<strong>eutschland</strong><br />

(VCD) und des Klima-Bündnisses "Auf<br />

Kinderfüßen durch die Welt" (DRB 04.02,<br />

S. 18) haben Kinder aus Wittenberg Ende<br />

August alle bundesweit gesammelten<br />

"Grünen Meilen" an Umwelt-Staatssekretärin<br />

Simone Probst übergeben.<br />

Während der Kampagne sammelten<br />

30.000 Kinder im Alter von vier bis zehn<br />

Jahren aus ganz D<strong>eutschland</strong> über<br />

140.000 "Grüne Meilen" für den Weltgipfel<br />

in Johannesburg, indem sie Alltagswege<br />

umweltfreundlich zu Fuß, per Rad, Roller,<br />

Bus oder Bahn zurücklegten. Damit haben<br />

die Kinder ihr Ziel weit übererfüllt, Johannesburg<br />

umweltfreundlich zu erreichen:<br />

Die 8.877 Kilometer lange symbolische<br />

Reise von Berlin nach Südafrika wurde zu<br />

einer mehr als dreifachen Um<strong>rund</strong>ung der<br />

Erde.<br />

Mobil mit Fantasie<br />

VCD-Geschäftsführer René Waßmer sagte,<br />

das "großartige" Ergebnis zeige, "dass wir<br />

in Sachen nachhaltige Mobilität auf die<br />

Kleinen setzen können". Es sei entscheidend,<br />

dass umweltschonende Fortbewegung<br />

schon im Kindergarten beginne.<br />

Durch die Kampagne hätten Kinder mit<br />

viel Spaß und Phantasie spielerisch etwas<br />

über den Zusammenhang von Klimawandel,<br />

Verkehr und eigenem Verhalten lernen<br />

und den verantwortungsvollen und<br />

selbständigen Umgang mit Mobilität üben<br />

können.<br />

Vor dem Hinterg<strong>rund</strong> von Unwettern und<br />

Flutkatastrophen sei es dringend<br />

erforderlich, das Verhalten der Menschen<br />

ebenso wie die politischen Rahmenbedingungen<br />

zu verändern, um Verkehr umwelt-<br />

und klimaverträglicher zu gestalten,<br />

sagte Waßmer. Nachdem die Kinder in<br />

vorbildlicher Weise den Anfang gemacht<br />

hätten, seien nun die Erwachsenen gefragt.<br />

Umweltminister Jürgen Trittin hat<br />

zugesagt, die Kinder-Meilen und ihre<br />

Forderungen mit nach Johannesburg zu<br />

nehmen. ��<br />

Privater Einstieg ins<br />

Solarzeitalter<br />

Fördermöglichkeiten gut wie nie,<br />

doch auch unseriöse Firmenangebote<br />

Immer mehr Hausbesitzer entscheiden<br />

sich für die umweltfreundliche Sonnenenergie,<br />

entweder zur Stromerzeugung<br />

(Photovoltaik) oder zur Warmwasserbereitung<br />

(Solarthermie). Die Bedingungen für<br />

den Einbau haben sich in den letzten drei<br />

Jahren enorm verbessert. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz,<br />

dem 100.000-<br />

Dächer-Programm und dem Marktanreizprogramm<br />

stehen Privathaushalten gleich<br />

drei Fördertöpfe zur Verfügung. Die Solaranlage<br />

auf dem eigenen Dach kann<br />

damit zur lohnenden Investition werden.<br />

Allerdings gibt es in der jungen Solarbranche<br />

auch Unternehmen, die über zu wenig<br />

Erfahrungen verfügen. So werden häufig<br />

überdimensionierte Anlagen verkauft oder<br />

<strong>beim</strong> Verlegen und Isolieren der Rohrleitungen<br />

treten Mängel auf. Die Verbraucher<br />

Initiative rät deshalb, nicht nur auf<br />

den Preis, sondern auch auf die Qualität<br />

der Installation zu achten. Jeder Mangel<br />

senke die Effizienz der Anlage und koste<br />

bares Geld. Verbraucher sollten mehrere<br />

Angebote einholen und sich von den<br />

Unternehmen Referenz-Anlagen nennen<br />

lassen. Die Verbraucher Initiative hat<br />

Informationen über Technik, Planung,<br />

Kauf und Förderung von privaten Solaranlagen<br />

in einer kurzen Broschüre zusammengestellt.<br />

��<br />

600 Solaranlagen auf<br />

Kirchendächern<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) hat die sechshunderste Solaranlage<br />

auf einem Kirchendach bewilligt. Ursprünglich<br />

sollten 300 Solaranlagen auf<br />

Kirchen mitfinanziert werden. Die DBU<br />

zahlt 50 Prozent der Kosten für Photovoltaik-<br />

und Solarthermieanlagen.<br />

Aus den ursprünglich vorgesehenen 5,1<br />

Millionen Euro für dieses Programm wurden<br />

inzwischen 14,3 Millionen Euro. Jetzt<br />

können noch einmal 100 Kirchengemeinden<br />

mit positiven Bescheiden rechnen. Die<br />

Kirchen gelten als Multiplikatoren für<br />

Solaranlagen. In den USA nutzen derzeit<br />

immer mehr Kirchengemeinden Strom aus<br />

Windkraftanlagen. ��<br />

• Flutkatastrophe: Chance<br />

zum Umsteuern <strong>beim</strong><br />

Klimaschutz<br />

<strong>DNR</strong>, Präsident Hubert Weinzierl, Am<br />

Michaelshof 8-10, 53117 Bonn<br />

Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96<br />

eMail: hubert.weinzierl@dnr.de<br />

Internet: www.dnr.de<br />

Umfrage im Internet:<br />

www.umweltbewusstsein.de<br />

• Auf Kinderfüßen durch die<br />

Welt"<br />

VCD, Daniel Kluge, Novalisstr. 10,<br />

10115 Berlin<br />

Tel. 030 / 280471-12, Fax -17<br />

eMail: presse@vcd.org<br />

Internet: www.vcd.org<br />

Klima-Bündnis der europäischen Städte<br />

mit indigenen Völkern, Angela Hanisch,<br />

Galvanistr. 28, 60486 Frankfurt<br />

Tel. 069 / 717139-12, Fax -93<br />

eMail: a.hanisch@klimabuendnis.org<br />

Internet: www.klimabuendnis.org<br />

• Privater Einstieg ins<br />

Solarzeitalter<br />

vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />

eMail: info@vzbv.de<br />

Internet: www.vzbv.de<br />

Broschüre: 2,60 Euro<br />

• 600 Solaranlagen auf<br />

Kirchendächern<br />

<strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU), PF 1705, 49007 Osnabrück<br />

Tel. 0541 / 9633-0, Fax -190<br />

eMail: info@dbu.de<br />

Internet: www.dbu.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��13�


Energie, Klima ����<br />

Energieversorgung in<br />

D<strong>eutschland</strong> nicht nachhaltig<br />

Endbericht der Enquete-Kommission:<br />

80-Prozent-Reduktion realisierbar<br />

Aufgabe der Enquete-Kommission "Nachhaltige<br />

Energieversorgung" war, die Chancen<br />

einer nachhaltigen Entwicklung bis<br />

zum Jahr 2050 einzuschätzen. Dazu<br />

wurden 14 Szenarien und Varianten untersucht,<br />

wirtschaftliche und technischen<br />

Potentiale sowie praktische und politische<br />

Handlungsoptionen ausgelotet. Wichtigstes<br />

Ergebnis: Die Minderung der Treibhausgasemissionen<br />

um 80 Prozent ist<br />

technisch machbar und bezahlbar.<br />

Vor der parlamentarischen Sommerpause<br />

legte die Kommission ihren Endbericht<br />

vor. <strong>Der</strong> Bericht sei ein Versuch, Nachhaltigkeit<br />

in Fachpolitik zu übersetzen, sagte<br />

der Sprecher der SPD-Fraktion in der<br />

Enquete-Kommission, Axel Berg. Die<br />

Mitglieder fanden heraus, dass die derzeitige<br />

Energieversorgung in D<strong>eutschland</strong><br />

nicht nachhaltig ist. Darüber, wie die<br />

drastische Reduktion der Treibhausgase<br />

in den kommenden 50 Jahren umgesetzt<br />

werden kann, gibt es g<strong>rund</strong>sätzlich unterschiedliche<br />

Vorstellungen unter den Politikern.<br />

Während Rot-Grün die Energiewende zu<br />

einer effizienten, langfristig möglichst<br />

vollständigen Versorgung mit erneuerbaren<br />

Energien schaffen will, setzen Union<br />

und FDP weiter auf Atomkraft. Unter Einrechnung<br />

externer Kosten sei dies auch<br />

wirtschaftlich der teuerste Weg, sagte<br />

Berg. Die Energie-Enquete-Kommission<br />

legte dem <strong>Deutsche</strong>n Bundestag Handlungsempfehlungen<br />

vor, wie sich das Ziel<br />

einer Treibhausgasreduktion um 40 Prozent<br />

bis 2020 und 80 Prozent bis 2050<br />

auf diesem Weg erreichen lässt.<br />

<strong>Der</strong> Erfolg der internationalen Klimapolitik<br />

könnte wesentlich vom Erfolg der deutschen<br />

Klimapolitik der nächsten Jahre<br />

abhängen. In einer aktuellen Studie haben<br />

Wissenschaftler des Wuppertal Instituts<br />

und von Germanwatch eine Zehn-Jahres-<br />

Bilanz internationaler und deutscher<br />

Klimapolitik gezogen. D<strong>eutschland</strong> müsse<br />

jetzt alles daran setzen, das gefährdete<br />

Reduktionsziel für das Jahr 2005 zu erreichen.<br />

��<br />

14�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Strompreise werden deutlich<br />

steigen<br />

Marktliberalisierung zeigt Wirkung<br />

Nach Ansicht der Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

in Baden-Württemberg<br />

(TA-Akademie) wird der Strompreis in<br />

D<strong>eutschland</strong> bis 2010 um mindestens<br />

zehn Prozent steigen. Gleichzeitig soll sich<br />

der Ausstoß des klimaschädlichen Gases<br />

Kohlendioxid bis 2010 bei der Stromerzeugung<br />

um mindestens zehn Prozent<br />

gegenüber 2000 vermindern. Zehn Wissenschaftler<br />

wirkten an einer Studie mit, in<br />

der die Auswirkungen der Liberalisierung<br />

des deutschen Strommarktes bis 2010<br />

untersucht wurden.<br />

Einig waren sich die Experten in der Annahme,<br />

dass in den kommenden Jahren<br />

auf jeden Fall weitere Anstrengungen im<br />

Klimaschutz unternommen werden. Um<br />

die energiepolitischen Ziele für Klimaschutz<br />

und Umweltverträglichkeit durchzusetzen,<br />

seien im liberalisierten Markt<br />

weiter staatliche Regulierungen erforderlich,<br />

sagte Georg Förster, einer der Autoren<br />

der Studie. Diese Maßnahmen werden<br />

die Preise in jedem Fall in die Höhe treiben,<br />

egal, ob der Klimaschutz im nationalen<br />

Alleingang oder auf europäischer<br />

Ebene realisiert werde, heißt es in der<br />

Studie.<br />

<strong>Der</strong> Strommarkt ist bundesweit für <strong>rund</strong><br />

ein Drittel des klimaschädlichen Treibhausgases<br />

Kohlendioxid verantwortlich,<br />

die übrigen zwei Drittel stammen vor allem<br />

aus der Wärmeerzeugung und dem Verkehr.<br />

Die Studie der TA-Akademie wurde<br />

mit Hilfe der Cross-Impact-Analyse, einem<br />

innovativen Szenarioverfahren aus der<br />

Strategieplanung, durchgeführt. Dabei<br />

entwarfen die Wissenschaftler vier Zukunftsszenarien,<br />

wie sich der Strommarkt<br />

bis zum Jahr 2010 auf der Basis der<br />

derzeitigen Energiepolitik zum Klimaschutz<br />

und zur Ressourcenschonung<br />

entwickeln könnte. Die einzelnen Modelle<br />

unterscheiden sich hinsichtlich der staatlichen<br />

Eingriffstiefe, der Stromversorgung<br />

(Preise, Emissionen, Kraftwerkspark) und<br />

des Verbraucherverhaltens. ��<br />

Klimaschutz für jeden Tag<br />

Kampagne wirbt für klimafreundliches<br />

Verhalten im Alltag<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena) hat<br />

mit der bundesweiten Kampagne "Aktion<br />

Klimaschutz" begonnen. Diese Aktion<br />

informiert Verbraucher darüber, wie sie in<br />

den verschiedenen Bereichen des Alltags<br />

zum Klimaschutz beigetragen können. Ziel<br />

ist es, die Einsparpotentiale für das Treibhausgas<br />

CO2 in den privaten Haushalten<br />

besser zu erschließen.<br />

Die dena wird dabei vom Bundesumweltministerium<br />

und der <strong>Deutsche</strong>n Bahn AG<br />

unterstützt. In Anzeigen, und bei Veranstaltungen<br />

werden Hinweise gegeben, wie<br />

<strong>beim</strong> Heizen, Waschen, Kochen und unterwegs<br />

Energie intelligent genutzt und<br />

gespart werden kann. In einer Broschüre<br />

werden die Ratschläge bundesweit verbreitet.<br />

Die Aktion Klimaschutz ist Teil des Klimaschutzprogramms<br />

der Bundesregierung.<br />

Die Konsumenten beeinflussten mit ihren<br />

Kaufentscheidungen, mit der Wahl des<br />

Verkehrsmittels und dem bewussten<br />

Umgang mit Energie die Klimabilanz,<br />

sagte dena-Geschäftsführerin Kristina<br />

Steenbock. Verbraucher entschieden<br />

täglich über die weitere Verbreitung energiesparender<br />

Techniken. Deswegen seien<br />

ihre Entscheidungen für den Klimaschutz<br />

so wichtig. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Alpenverein bezieht grünen<br />

Strom<br />

DAV kooperiert mit NaturEnergie<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Alpenverein (DAV), mit<br />

650.000 Mitgliedern weltgrößter Bergsteigerverein,<br />

ist neuer Partner der Natur-<br />

Energie AG. Beide wollen das Familienbergsteigen<br />

fördern, und die DAV-<br />

Bundesgeschäftsstelle in München sowie<br />

das "Haus des Alpinismus" auf der Praterinsel<br />

werden künftig mit regenerativ erzeugtem<br />

"NaturEnergie Gold"-Strom versorgt.<br />

NaturEnergie hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten <strong>rund</strong> 350 Millionen Euro<br />

in die Modernisierung alter Wasserkraftanlagen<br />

investiert. <strong>Der</strong> DAV gab für die<br />

regenerative Energieversorgung seiner<br />

Berghütten zwischen 1985 und 2001<br />

mehr als 100 Millionen Euro aus. ��<br />

Keine Forschungsförderung<br />

für Methanhydrat-Abbau<br />

Statt dessen soll der Einfluss auf das<br />

Klima untersucht werden<br />

<strong>Der</strong> Bundestag hat sich dagegen ausgesprochen,<br />

die Forschung des Methanhydratabbaus<br />

zu fördern. Statt dessen soll<br />

nach einem Antrag der rot-grünen Koalition<br />

die Wirkung des Stoffes auf das Klima<br />

untersucht werden.<br />

Methanhydrate sind feste Verbindungen<br />

von Gas und Wasser, die unter hohem<br />

Druck in der Meerestiefe entstehen. Bei<br />

ihrer Nutzung werden in hohem Maße<br />

Klimagase freigesetzt. Es gibt sehr unterschiedliche<br />

Annahmen über ihr Vorkommen.<br />

Sie reichen von "kaum vorhanden"<br />

bis hin zum Vielfachen der Erdgasvorkommen.<br />

Sollten Methanhydrate tatsächlich<br />

in großen Mengen am Meeresboden<br />

vorkommen, hätte ihr Abbau Experten<br />

zufolge eine Klimakatastrophe zur Folge.<br />

Die Opposition wollte den wirtschaftlichen<br />

Abbau der Gashydrate weiter fördern und<br />

warf der Regierung Technikfeindlichkeit<br />

vor. Rot-grün stelle Wissenschaft und<br />

Forschung unter das Diktat der Klima- und<br />

Umweltschutzziele, so Union und FDP.<br />

��<br />

WestLB bleibt Hauptfinanzier<br />

von umstrittener Ölpipeline<br />

Julia Butterfly Hill bei friedlichem<br />

Protest in Ecuador verhaftet<br />

Bei friedlichen Protesten gegen den Bau<br />

der OCP-Ölpipeline in Ecuador ist die<br />

weltweit bekannte US-amerikanische<br />

Umweltaktivistin Julia Butterfly Hill verhaftet<br />

worden. Sieben weitere Aktivisten<br />

wurden festgenommen, darunter auch die<br />

ecuadorianische Umweltschützerin Yvonne<br />

Ramos, die im Januar als Expertin im<br />

nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf<br />

über die Umweltzerstörung durch<br />

den Bau der Pipeline berichtet hatte.<br />

Die acht Umweltschützer hatten in Quito<br />

vor der Zentrale des US-Ölkonzerns Occidental<br />

Petroleum friedlich gegen den Bau<br />

der so genannten OCP-Ölpipeline durch<br />

den Regenwald Ecuadors demonstriert.<br />

Occidental führt das Konsortium internationaler<br />

Ölfirmen, die den Bau der Pipeline<br />

planen. Mit einem Milliarden-Kredit ist die<br />

Westdeutsche Landesbank (WestLB)<br />

wichtigster Finanzgeber. Die Landesregierung<br />

von NRW ist mit 43 Prozent größter<br />

Anteilseigner an der WestLB.<br />

Die Öl-Pipeline soll von den Regenwäldern<br />

im Amazonasbecken quer durch die Anden<br />

bis zur Pazifikküste führen. Neben<br />

der Zerstörung von Urwäldern für den Bau<br />

der Pipeline befürchten Umweltschützer<br />

Ölunfälle. Denn die Route verläuft durch<br />

erdbebengefährdete Gebiete und an<br />

aktiven Vulkanen und Trinkwasserreservoirs<br />

vorbei.<br />

Julia Butterfly wurde als "Baumfrau" bekannt,<br />

als sie zwei Jahre lang auf einem<br />

zweitausend Jahre alten Redwood-Baum<br />

in Kalifornien lebte und 1999 die Abholzung<br />

verhinderte. Sie kam nach Ecuador,<br />

um die lokale Bevölkerung in ihrem Kampf<br />

gegen die OCP-Pipeline zu unterstützen.<br />

��<br />

• Energieversorgung in<br />

D<strong>eutschland</strong> nicht<br />

nachhaltig<br />

Energie-Enquete-Abschlussbericht und<br />

weitere Informationen im Internet:<br />

www.bundestag.de/energie<br />

Klima-Studie des Wuppertal Instituts<br />

und von Germanwatch im Internet:<br />

www.nachhaltigkeitsrat.de/aktuell/<br />

news/18-07-02_02<br />

• Strompreise werden<br />

deutlich steigen<br />

TA-Akademie, Dr. Wolfgang Weimer-<br />

Jehle, Industriestr. 5, 70565 Stuttgart<br />

Tel. 0711 / 9063-104<br />

eMail:<br />

wolfgang.weimer-jehle@ta-akademie<br />

Georg Förster: Szenarien einer liberalisierten<br />

Stromversorgung, 7,70 Euro<br />

plus Versand, Stuttgart 2002. Bezug:<br />

TA-Akademie, Fax 0711 / 9063-299<br />

eMail: info@ta-akademie<br />

Als Datei zum Herunterladen im<br />

Internet: www.ta-akademie .de<br />

• Klimaschutz für jeden Tag<br />

<strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena),<br />

Stella Matsoukas, Chausseestr. 128a,<br />

10115 Berlin<br />

Tel. 030 / 7261656-57, Fax -99,<br />

eMail: matsoukas@<br />

deutsche-energie-agentur.de<br />

Internet: www.aktion-klimaschutz.de<br />

Broschüre: "Lasst uns das Klima retten<br />

- 25 einfache Energiespartipps für zu<br />

Hause und unterwegs" kostenlos bei<br />

der dena<br />

• Alpenverein bezieht grünen<br />

Strom<br />

<strong>Deutsche</strong>r Alpenverein, Von-Kahr-Str.<br />

2-4, 80997 München<br />

Tel. 089 / 14003-94<br />

eMail: andrea haendel@alpenverein.de<br />

• Keine Forschungsförderung<br />

für Methanhydrat-Abbau<br />

Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion,<br />

11011 Berlin<br />

Tel. 030 / 2275-7212, Fax -6962<br />

eMail: presse@gruene-fraktion.de<br />

Internet:www.gruene-fraktion.de<br />

• WestLB bleibt<br />

Hauptfinanzier von<br />

umstrittener Ölpipeline<br />

Rettet den Regenwald, Friedhofsweg<br />

28, 22337 Hamburg<br />

Tel. 040 / 4103804<br />

eMail: info@regenwald.org<br />

Internet: www.regenwald.org<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��15�


Energie, Industrie ����<br />

Industrie lässt Vereinbarung<br />

für Johannesburg platzen<br />

BDI will doch keine höheren Umweltstandards<br />

bei Auslandsinvestitionen<br />

Mehrere Monate verhandelten die Bundesregierung<br />

und Vertreter aus der Privatwirtschaft<br />

und der Zivilgesellschaft um<br />

soziale und ökologische Mindeststandards<br />

bei Auslandsdirektinvestitionen. Dieses<br />

Projekt sollte ein deutsches Vorzeigeobjekt<br />

in Johannesburg im Rahmen der<br />

sogenannten Typ-II-Partnerschaftsinitiativen<br />

werden, die auf freiwilligen<br />

Vereinbarungen zwischen Regierungen,<br />

Industrie und zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />

beruhen. Nun ist alles am Widerstand<br />

der Industrie gescheitert. <strong>Der</strong> Bundesverband<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Industrie (BDI) hat<br />

seine Unterschrift verweigert.<br />

Die Weigerung ist auf scharfe Kritik von<br />

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen<br />

gestoßen, die sich im Rahmen des 18<br />

Monate dauernden Prozesses auf eine<br />

Reihe von Zugeständnissen eingelassen<br />

hatten. Nichtregierungsorganisationen<br />

(NRO) fordern nun von der Regierung, die<br />

notwendigen Regeln zu setzen. Auf Kritik<br />

stiess auch die Vorgehensweise des BDI,<br />

der seine DialogparterInnen nicht einmal<br />

persönlich über seinen Ausstieg informierte<br />

- die NRO-VertreterInnen erfuhren es<br />

aus der Presse.<br />

Die G<strong>rund</strong>sätze, die erarbeitet werden<br />

sollten, wären ein erster Schritt gewesen,<br />

um deutsche Unternehmen zu verpflichten,<br />

in ihren Auslandsinvestitionen über<br />

das Umweltrecht des Gastlandes hinauszugehen<br />

und höhere Standards zu setzen.<br />

Statt auf isolierte positive Einzelbeispiele<br />

aus ihrer Unternehmenspraxis zu<br />

verweisen, so ein BUND-Vertreter, hätten<br />

die Unternehmen mit den G<strong>rund</strong>sätzen<br />

zeigen können, dass sie gewillt sind, ihre<br />

Praxis weltweit zu verbessern und nicht<br />

mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen.<br />

Bereits im Vorfeld hatten die Umwelt- und<br />

Entwicklungsverbände allerdings betont,<br />

dass sie die Initiative des BMU zwar begrüßten,<br />

sich aber zusätzlich zu den<br />

freiwilligen G<strong>rund</strong>sätzen weiter gehende<br />

zwischenstaatliche Regeln für transnational<br />

agierende Unternehmen wünschten.<br />

��<br />

16�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Protest gegen Energie-<br />

Kampagnen der Opposition<br />

<strong>Der</strong> BUND hat in Dresden gegen die mangelnde<br />

Klimaschutzpolitik der Oppositionsparteien<br />

protestiert. Mit Großplakaten wie<br />

"Gegen Treibhausgase helfen keine Deiche!"<br />

kritisierten die Aktivisten deren<br />

Umweltpolitik. Bemängelt werden vor<br />

allem die wiederholt gestarteten Kampagnen<br />

gegen die stärkere Förderung erneuerbarer<br />

Energien und die Ökosteuer.<br />

Diese Politik sei angesichts zunehmender<br />

Wetterextreme und Hochwasserkatastrophen<br />

völlig verfehlt. Energiesparmaßnahmen<br />

und dem Ausbau erneuerbarer Energien<br />

müsse jetzt neuer Schub gegeben<br />

werden. �<br />

Bundesgerichtshof entscheidet<br />

für umweltfreundliche Energie<br />

G<strong>rund</strong>stückskäufer müssen Fernwärme<br />

aus kommunalem BHKW beziehen<br />

Eine Gemeinde darf die Käufer von kommunalen<br />

G<strong>rund</strong>stücken in einem Neubaugebiet<br />

zum Bezug von Fernwärme aus<br />

dem gemeindeeigenen Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) verpflichten. Das hat der Kartellsenat<br />

des Bundesgerichtshofs (BGH) in<br />

Karlsruhe im Juli entschieden. Die Richter<br />

wiesen damit in letzter Instanz eine Klage<br />

des Brennstoffhandel-Verbandes ab.<br />

Dieser hatte das Verhalten der Gemeinde<br />

Börnsen in Schleswig-Holstein in zwei<br />

Instanzen erfolgreich als wettbewerbswidrig<br />

beanstandet. <strong>Der</strong> BGH-Kartellsenat<br />

teilte als Begründung mit, wenn die Gemeinde<br />

durch ihre Beteiligung an einem<br />

BHKW Aufgaben der Daseinsvorsorge<br />

wahrnehme, liege keine Vorzugsstellung<br />

der öffentlichen Hand vor. ��<br />

Energiewirtschaftsgesetz:<br />

Bundesrat fürchtet Monopole<br />

<strong>Der</strong> Bundesrat hat den vom Bundestag<br />

angenommenen Einigungsvorschlag des<br />

Vermittlungsausschusses zur Neuregelung<br />

des Energiewirtschaftsrechts abgelehnt.<br />

Das Gesetz enthalte "Vermutungsregelungen",<br />

mit denen der kartellbehördliche<br />

Handlungsspielraum im Bereich der<br />

Missbrauchsaufsicht über marktbeherrschende<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

zu sehr eingeschränkt werde. Die Verbändevereinbarungen<br />

Strom und Gas der<br />

Versorgungsunternehmen seien hierdurch<br />

hinsichtlich der Kalkulation der Netznutzungsentgelte<br />

weitestgehend einer kartellrechtlichen<br />

Kontrolle entzogen, urteilte die<br />

Länderkammer. Eine faktische Festschreibung<br />

der Netznutzungsentgelte in den<br />

Bereichen Strom und Gas sei somit zu<br />

befürchten, die die Funktionsfähigkeit des<br />

Wettbewerbs erheblich beeinträchtigen<br />

würde. Dies sei auch im Hinblick auf den<br />

internationalen Wettbewerb schädlich und<br />

daher nicht zu rechtfertigen. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Ökologische Stadtsanierung<br />

Bundesbauminister Bodewig hat Preise<br />

für die besten Konzepte zur ökologischen<br />

Stadtsanierung im Rahmen eines eines<br />

europäischen Wettbewerbs verliehen. <strong>Der</strong><br />

Wettbewerb sollte der Entwicklung und<br />

Umsetzung nachhaltiger Planungen zur<br />

Wiederbelebung brachliegender Innenstadtbereiche<br />

dienen. Bei der Modernisierung<br />

von Altbauten und dem Bau von<br />

Neubauten sollten hier energetisch vorbildliche<br />

Lösungen unter weitgehender<br />

Nutzung erneuerbarer Energien verwirklicht<br />

werden. <strong>Der</strong> Minister hob dabei die<br />

Energieeinsparverordnung, das CO2-<br />

Gebäudesanierungsprogramm der KfW,<br />

das Programm "Stadtumbau Ost" und die<br />

<strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena) hervor.<br />

Die im Februar dieses Jahres in Kraft<br />

getretene Energieeinsparverordnung soll<br />

maßgeblich zur Erschließung von Einsparpotenzialen<br />

beitragen, unter anderem<br />

durch Vorschriften zur Erneuerung von<br />

<strong>rund</strong> zwei Millionen alter Heizkessel bis<br />

2006 sowie durch Einführung von Energieverbrauchszahlen<br />

für Altbauten auf<br />

freiwilliger Basis. Bei Neubauten soll so<br />

der durchschnittliche Heizenergiebedarf<br />

auf umgerechnet sieben Liter Heizöl pro<br />

Quadratmeter und Jahr gesenkt werden.<br />

��<br />

• Industrie lässt Vereinbarung<br />

für Johannesburg platzen<br />

WEED, Bertha-von-Suttner-Platz 13,<br />

53111 Bonn<br />

Tel. 0228-766130, Fax -696470<br />

eMail: weed@weedbonn.org<br />

Internet: www.weedbonn.org<br />

BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />

eMail: bund@bund.net<br />

Internet : www.bund.net<br />

• Protest gegen Energie-<br />

Kampagnen der Opposition<br />

BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />

eMail: bund@bund.net<br />

Internet: www.bund.net<br />

• Bundesgerichtshof<br />

entscheidet für<br />

umweltfreundliche Energie<br />

Az: KZR 30/00<br />

Gemeinde Börnsen, Walter Heisch<br />

Tel. 040 / 7208-201 Fax -898<br />

eMail: br@spd-boernsen.de<br />

• Energiewirtschaftsgesetz:<br />

Bundesrat fürchtet<br />

Monopole<br />

Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes<br />

zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts<br />

Drucksache 611/02 (Beschluss)<br />

• Ökologische Stadtsanierung<br />

Bundesbauministerium (BMVBW), Bürgerservice,<br />

Invalidenstr. 44, 10115<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 2008-0<br />

eMail: buergerinfo@bmvbw.bund.de<br />

Internet: www.bmvbw.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��17�


Energie, Atom ����<br />

Wahlprogramme zur<br />

Energiepolitik bewertet<br />

Eurosolar-Test sieht Koalition weit vor<br />

Opposition, aber verbesserungswürdig<br />

Die Solarenergie-Vereinigung Eurosolar<br />

hat wie schon 1998 die in den Wahlprogrammen<br />

der Parteien enthaltenen Aussagen<br />

zur Energiepolitik einer Punktebewertung<br />

unterzogen. Maßgebend dafür<br />

waren zehn Forderungen für die Weiterführung<br />

und den Ausbau der Politik für<br />

Erneuerbare Energien:<br />

- Erhalt und Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

mit differenzierten<br />

Vergütungen<br />

- Ausbau des Marktanreizprogramms für<br />

Erneuerbare Energien<br />

- Vorantreiben der Entwicklung von emissionsfreien<br />

und CO2-neutralen Fahrzeugen<br />

mit Erneuerbaren Energien, Strategie<br />

weg von fossiler Energieabhängigkeit<br />

- Erneuerbare Energien als Priorität der<br />

Forschungspolitik, Einstellen der Atomfusionsforschung<br />

- Abbau der vielfachen steuerlichen Privilegien<br />

für atomare und fossile Energien<br />

- Umwidmen der Kohlesubventionen:<br />

Strukturwandel von der Kohlewirtschaft<br />

hin zur Produktion ökologischer Energietechniken<br />

- Schwerpunkt Erneuerbare Energien in<br />

der Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Intensivieren der Exportförderung,<br />

Aufbau einer Internationalen Agentur für<br />

Erneuerbare Energien<br />

- Abbau administrativer Hemmnisse gegenüber<br />

Erneuerbaren Energien<br />

- Vorantreiben der Politik für Erneuerbare<br />

Energien in EU und UN-Organisationen,<br />

Aufhebung des EURATOM-Vertrages<br />

- Verdopplung des Anteils Erneuerbarer<br />

Energien in der Energieversorgung in<br />

der nächsten Legislaturperiode.<br />

In der Punktebewertung der Wahlprogramme<br />

schneiden Bündnis 90 / Die<br />

Grünen mit 34 von 50 Punkten am besten<br />

ab (1998: 38 Punkte). Die SPD holt im<br />

Vergleich zum letzten Wahlprogramm mit<br />

28 gegenüber 19 Punkten im Jahr 1998<br />

auf und liegt auf dem zweiten Platz. An<br />

dritter Stelle steht die PDS (8 Punkte), die<br />

einige positive plakative Forderungen<br />

aufstellt, aber keine Instrumente nennt<br />

(1998: 14 Punkte). Die CDU/CSU kam in<br />

der Bewertung auf 7 Punkte (1998: 6<br />

Punkte), die FDP auf 3 Punkte (1998: 9<br />

Punkte). ��<br />

18�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Mit Getreide heizen:<br />

Technisch kein Problem<br />

Die Verfeuerung von Nahrungsmitteln<br />

ist jedoch ethisch umstritten<br />

Angesichts schlechter Erlöserwartungen<br />

für die kommende Getreideernte denken<br />

die Bauern verstärkt über andere Verwertungsmöglichkeiten<br />

der Feldfrüchte nach.<br />

Nach Informationen des niedersächsischen<br />

Landvolkverbandes wird dabei eine<br />

äußerst ungewöhnlich erscheinende Variante<br />

diskutiert: das Heizen mit Getreide.<br />

<strong>Der</strong> Getreidepreis liegt bereits seit 1999<br />

unter seinem Wert als Brennstoff. Für die<br />

diesjährige Ernte wird eine weitere Senkung<br />

um zehn bis 15 Prozent befürchtet.<br />

Dagegen werden die Preise für Öl und Gas<br />

langfristig weiter steigen. Rein rechnerisch<br />

würden ungefähr 2,5 kg Getreide benötigt,<br />

um einen Liter Heizöl zu ersetzen.<br />

Bei einem Getreidepreis von 100 Euro je<br />

Tonne - dieser Wert wird voraussichtlich<br />

demnächst deutlich unterschritten - dürfte<br />

Heizöl nicht teurer sein als 24 Cent pro<br />

Liter, um mit Getreide ökonomisch gleichzuziehen.<br />

Auch technisch ist die Verfeuerung von<br />

Getreide attraktiv. Getreide hat eine verhältnismäßig<br />

hohe Energiedichte, lässt<br />

sich als homogenes Material mit sehr<br />

guter Fließfähigkeit gut lagern, mechanisch<br />

fördern und dosieren und eignet<br />

sich deshalb für automatische Feuerungsanlagen.<br />

Besonders gut geeignet erscheinen<br />

nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

Anlagen, die für die Verbrennung von<br />

Holzpellets entwickelt wurden.<br />

Bedürfnis nach Wärme contra<br />

Bedürfnis nach Nahrung<br />

Es gibt jedoch Probleme, die technisch<br />

noch zu lösen sind, etwa die Staub- und<br />

Stickoxidemissionen. Außerdem fällt erheblich<br />

mehr Asche an als bei der Verfeuerung<br />

von Holz, auch von stärkerer Schlackenbildung<br />

und Korrosion der Kessel<br />

wird berichtet. Überdies bewegt sich die<br />

Verbrennung von Getreide in D<strong>eutschland</strong><br />

zurzeit noch in einer rechtlichen Grauzone<br />

und ist in Kleinanlagen unter 15 kW nicht<br />

zulässig. �<br />

Größte Barriere für das Heizen mit Getreide<br />

sind allerdings ethische Bedenken.<br />

Darf man ein Lebensmittel verbrennen,<br />

wenn so viele Menschen auf der Erde<br />

hungern, fragen nicht nur religiös gebun<br />

dene Menschen. Dann wäre allerdings<br />

auch der Anbau von Raps auf Stilllegungsflächen<br />

für die Biodiesel-Erzeugung verwerflich.<br />

Fachleute warnen auch immer<br />

wieder davor, Getreide in die Dritte Welt<br />

zu liefern, weil damit dort die Märkte<br />

zerstört werden. Hier zu Lande ist Getreide<br />

andererseits im Überschuss vorhanden.<br />

In die Verbrennung gelangt zunächst<br />

ohnehin nur Abfallgetreide, das für die<br />

menschliche Ernährung nicht geeignet ist.<br />

Durch zunehmende Qualitätsansprüche,<br />

etwa den Ausschluss von mit bestimmten<br />

Pilzen belastetem Getreide, nehmen die<br />

als Abfall deklarierten Mengen voraussichtlich<br />

zu. Sie dürfen aber künftig auch<br />

nicht mehr deponiert werden und würden<br />

ohnehin in der Müllverbrennung landen.<br />

Schließlich argumertiert der Landvolkverband,<br />

neben dem Nahrungsbedürfnis<br />

gebe es auch ein Bedürfnis nach Wärme,<br />

das die Menschen derzeit vor allem durch<br />

das Verbrennen fossiler Stoffe wie Öl, Gas<br />

und Kohle auf Kosten ihrer Nachkommen<br />

und der Umwelt deckten. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Überflugverbot für<br />

Atomkraftwerke gefordert<br />

<strong>Der</strong> BUND sieht schwere Versäumnisse<br />

der zuständigen Behörden in der Sicherung<br />

von Atomkraftwerken gegen Flugzeugunfälle<br />

und gezielte terroristische<br />

Anschläge. Nach Ansicht der badenwürttembergischen<br />

Landesvorsitzenden<br />

Brigitte Dahlbender müssten diese enormen<br />

Gefahrenquellen unbedingt in die<br />

gegenwärtigen Staatsvertragsverhandlungen<br />

über den Flugverkehr am Hochrhein<br />

mit einbezogen werden.<br />

Die Antwort des Regierungspräsidiums<br />

Freiburg auf einen Brief des BUND zeige,<br />

dass man aus den Anschlägen vom 11.<br />

September und dem Flugzeugabsturz am<br />

Bodensee nichts gelernt habe. In<br />

D<strong>eutschland</strong> habe man mögliche Überflugverbote<br />

prüfen wollen, Frankreich<br />

habe sogar den Luftraum über Atomanlagen<br />

durch Raketen überwachen lassen<br />

wollen. Davon sei nicht mehr die Rede.<br />

Axel Mayer vom BUND Südlicher Oberrhein<br />

sagte, dass die Atomanlagen der<br />

Region einen Flugzeugabsturz nicht überstehen<br />

würden, sei sicher. Bei der Freisetzung<br />

von Teilen des radioakiven Inventars<br />

eines der grenznahen AKWs in Fessenheim,<br />

Leibstadt, Beznau oder der<br />

Atomanlagen in Würenlingen müssten je<br />

nach Windrichtung und Wetterlage Gebiete<br />

bis zu 150 Kilometer um die Atomanlage<br />

schnell und dauerhaft evakuiert werden.<br />

��<br />

Explosion im AKW Brunsbüttel<br />

war nicht die erste<br />

Anfang August wurde bekannt, dass es<br />

vor mehr als zehn Jahren im Atomkraftwerk<br />

Brunsbüttel zu einer Wasserstoffexplosion<br />

kam, den der Betreiber HEW übersehen<br />

oder verschwiegen hat. Diese<br />

Explosion hätte ähnliche Ausmaße annehmen<br />

können wie der im vergangenen<br />

Dezember aufgetretene Störfall, so die<br />

Umweltorganisation Robin Wood.<br />

<strong>Der</strong> Störfall im Dezember 2001 war der<br />

bisher gravierendste seiner Art in der<br />

Bundesrepublik. Wäre die Explosion drei<br />

bis vier Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter<br />

aufgetreten, hätte es einen<br />

Störfall mit Einsatz der Notkühleinrichtungen<br />

geben können. Experten der Gesellschaft<br />

für Anlagen- und Reaktorsicherheit<br />

halten es sogar für möglich, dass dann<br />

radioaktiver Dampf in die Umgebung<br />

abgeblasen worden wäre. Eine radioaktive<br />

Wolke hätte nach Robin-Wood-Angaben<br />

binnen weniger Minuten die Bevölkerung<br />

über der schleswig-holsteinischen Stadt<br />

Itzehoe, aber auch die Städte Kiel oder<br />

Hamburg erreichen können.<br />

Robin Wood liegt nach eigenen Angaben<br />

ein interner Bericht der Gesellschaft für<br />

Reaktorsicherheit (GRS) vor, aus dem<br />

hervorgeht, dass Knallgasexplosionen in<br />

Siedewasserreaktoren wie in Brunsbüttel<br />

auch in Zukunft nicht ausgeschlossen<br />

werden könnten. Robin Wood forderte die<br />

schleswig-holsteinische Landesregierung<br />

und die Bundesregierung auf, den Atommeiler<br />

Brunsbüttel endgültig stillzulegen<br />

und HEW wegen mangelnder Zuverlässigkeit<br />

die Genehmigung für den Betrieb von<br />

Atomkraftwerken zu entziehen. ��<br />

• Wahlprogramme zur<br />

Energiepolitik bewertet<br />

EUROSOLAR e.V., Kaiser-Friedrich-<br />

Straße 11, 53113 Bonn<br />

Tel. 0228 / 3623-73, -75<br />

Fax 0228 / 3612-79, -13<br />

eMail: inter_office@eurosolar.org<br />

Parteien-Bewertung mit Begründung:<br />

in "Solarzeitalter" Nr. 2/2002 und im<br />

Internet: www.eurosolar.org/download/<br />

SZA_2_2002_Pruefsteine.pdf<br />

• Mit Getreide heizen:<br />

Technisch kein Problem<br />

<strong>Deutsche</strong>r Bauernverband, Godesberger<br />

Allee 142-148, 53175 Bonn<br />

Tel. 0228 / 8198-238, Fax -231<br />

eMail: presse@bauernverband.de<br />

Internet: www.bauernverband.de<br />

• Überflugverbot für<br />

Atomkraftwerke gefordert<br />

BUND Baden-Württemberg, Paulinenstr.<br />

47, 70178 Suttgart<br />

Tel. 0711 / 620306-0, Fax -77<br />

eMail: bund.bawue@bund.net<br />

Internet: www.bund.net/bawue<br />

• Explosion im AKW<br />

Brunsbüttel nicht die erste<br />

Robin Wood, Energiereferentin Bettina<br />

Dannheim<br />

Tel. 040 / 38089221<br />

eMail: energie@robinwood.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��19�


Gentechnik ����<br />

Bauern wollen keine<br />

Gentechnik<br />

<strong>Deutsche</strong> und kanadische Landwirte<br />

protestieren bei Gentechnik-Konzern<br />

Sieben von zehn Landwirten in D<strong>eutschland</strong><br />

sind gegen Gentechnik auf dem<br />

Acker. Dies belegt eine neue repräsentative<br />

Umfrage der Wickert Institute. 70% der<br />

Bauern - ebenso viele wie vor fünf Jahren<br />

- wollen kein genmanipuliertes Saatgut<br />

anbauen und 72% kein Gen-Futter für<br />

ihre Tiere kaufen. Ebenso viele Bauern<br />

wollen informiert werden, wenn benachbarte<br />

Landwirte Gen-Pflanzen anbauen.<br />

"Keine Gen-Pflanzen auf den Acker" forderten<br />

daher Greenpeace-Aktivisten zusammen<br />

mit Bauern der Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerliche Landwirtschaft (AbL)<br />

Anfang August in einer Protestaktion vor<br />

der Zentrale der Bayer AG in Leverkusen.<br />

Die Landwirte werfen dem Gentechnik-<br />

Konzern vor, dass sich seine Gen-Pflanzen<br />

unkontrolliert ausbreiten. An dem<br />

Protest beteiligen sich auch Ökofarmer<br />

aus Kanada, deren Existenz von der<br />

unkontrollierten Ausbreitung der Gen-<br />

Pflanzen auf ihre Felder und von verunreinigtem<br />

Saatgut bedroht ist. In Kanada<br />

wachsen bereits auf über der Hälfte aller<br />

Rapsfelder Genpflanzen, deren Gene sich<br />

über Pollenflug ausbreiten. Die Farmer<br />

können nicht mehr garantieren, dass ihr<br />

Raps frei von Gentechnik ist, und ihn<br />

deshalb nicht mehr als Ökoware verkaufen.<br />

So waren sie genötigt, den Anbau<br />

aufzugeben. Ökofarmer aus dem kanadischen<br />

Bundesstaat Saskatchewan haben<br />

Bayer/Aventis und den US-Konzern Monsanto<br />

deswegen auf Schadensersatz<br />

verklagt.<br />

Damit sich Firmen in Zukunft nicht mehr<br />

aus der Verantwortung ziehen könnten,<br />

fordert Greenpeace, auf dem UN-Weltgipfel<br />

in Johannesburg G<strong>rund</strong>lagen für ein<br />

internationales Haftungsrecht zu legen.<br />

Selbstverpflichtungen der Industrie reichten<br />

nicht aus. Im Fall der kanadischen<br />

Bauern müssten die finanziellen Schäden,<br />

die ihnen durch die Ausbreitung der Gen-<br />

Pflanzen entstehen, durch die Saatgut-<br />

Konzerne ersetzt werden. ��<br />

20�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Genmanipulierte Lebensmittel<br />

verändern Darmbakterien<br />

Forscher der Universität Newcastle (Großbritannien)<br />

haben nach Informationen des<br />

BUND zum ersten Mal an Menschen nachgewiesen,<br />

dass sich gentechnisch veränderte<br />

Bestandteile aus Lebensmitteln<br />

unter bestimmten Bedingungen auf Bakterien<br />

im Verdauungstrakt übertragen können.<br />

Damit würden Befürchtungen über<br />

die Gesundheitsgefahr von Gen-Food<br />

bekräftigt, so der BUND. Es ließe sich<br />

nicht länger ausschließen, dass gentechnisch<br />

herbeigeführte Eigenschaften von<br />

Pflanzen wie Antibiotikaresistenz vom<br />

menschlichen Organismus aufgenommen<br />

werden könnten. Angesichts dessen sei es<br />

unverantwortlich, Lebensmittel mit bis zu<br />

einem Prozent gentechnisch veränderten<br />

Bestandteilen wie geplant nicht zu kennzeichnen.<br />

�<br />

Gentechnische Verunreinigung<br />

von Honig festgestellt<br />

Die Pollen eines Gentechnik-Versuchsfelds<br />

von Bayer/Aventis südlich von Magdeburg<br />

(Sachsen-Anhalt) haben dort erzeugten<br />

Bienenhonig nach Angaben von Greenpeace<br />

gentechnisch verunreinigt. Entsprechende<br />

Laboranalysen stellte die Umweltorganisation<br />

im Juli vor und berichtete<br />

außerdem, dass sich der Gen-Raps des<br />

Bayer-Feldes auf die umliegenden normalen<br />

Rapsfelder ausgekreuzt habe. Einige<br />

Tage später protestierten Greenpeace-<br />

Aktivisten vor der Zentrale des Konzerns<br />

in Leverkusen und forderten von Bayer,<br />

keine Gen-Pflanzen mehr in freier Natur<br />

anzupflanzen.<br />

Bayer als verantwortliche Firma schiebe<br />

den Verbrauchern ungefragt Gentechnik<br />

unter, kritisierte Greenpeace-Gentechnikreferent<br />

Henning Strodthoff. Auch die<br />

Imker hätten keine Möglichkeit, die Bienen<br />

von den Gen-Pflanzen fern zu halten.<br />

<strong>Deutsche</strong>r Honig im Supermarkt ist laut<br />

Greenpeace noch weitgehend gentechnikfrei.<br />

In D<strong>eutschland</strong> ist die Freisetzung<br />

von Gen-Raps bislang nur auf Versuchsfeldern<br />

erlaubt. Dagegen ist kanadischer<br />

Honig bereits stark gentechnisch verunreinigt,<br />

da in Kanada Gen-Raps großflächig<br />

kommerziell angebaut wird. Kanadischen<br />

Gen-Honig der Marken Biophar und<br />

Breitsamer hatte Greenpeace im Juni in<br />

deutschen Supermärkten entdeckt. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Patent auf menschlichen<br />

Embryo widerrufen<br />

Weitere Embryo-Patente beantragt<br />

Die Einspruchsabteilung des Europäischen<br />

Patentamtes (EPA) in München hat das im<br />

Februar 2000 von Greenpeace aufgedeckte<br />

"Embryo-Patent" EP 695351 der<br />

Universität Edinburgh zum großen Teil<br />

widerrufen. Alle Ansprüche auf menschliche<br />

embryonale Stammzellen sowie<br />

menschliche Embryonen wurden gestrichen.<br />

Enthalten bleiben nur Ansprüche auf<br />

menschliche Zellen, die nicht von Embryonen<br />

stammen. Es sei ein Erfolg für die<br />

Einspruchführenden, dass der menschliche<br />

Embryo und embryonale Stammzellen<br />

aus dem "Skandal-Patent" ausgenommen<br />

wordenseien, sagte Christoph Then, Gentechnik-<br />

und Patentexperte von Greenpeace.<br />

Die Prüfer begründen die weitreichende<br />

Einschränkung des Patents damit, dass<br />

wesentliche Teile des Patentes technisch<br />

nicht durchführbar seien. Auch den ethischen<br />

Einwänden der 14 Einspruchsparteien<br />

wurde zum Teil statt gegeben, da<br />

Patente auf die kommerzielle Verwertung<br />

menschlicher Embryonen durch die Gen-<br />

Patentrichtlinie der EU verboten sind.<br />

<strong>Der</strong> Fall zeige jedoch, dass die EU-Richtlinie<br />

nicht ausreiche, um in Zukunft Patente<br />

auf menschliche Embryonen zu verhindern,<br />

so Then. Ein Vergleich mit früheren<br />

Entscheidungen zeige die "Willkür", mit<br />

der das Amt die Gen-Patentrichtlinie auslege.<br />

So lehnte der Patentprüfer im August<br />

2001 einen Einspruch auf ein Patent<br />

auf Mischwesen aus Mensch und Tier ab,<br />

obwohl das Amt auch in diesem Fall davon<br />

ausgeht, dass das Patent eine kommerzielle<br />

Verwertung menschlicher Embryonen<br />

umfasst.<br />

<strong>Der</strong> deutsche Bundestag wird die Frage,<br />

ob und wie die EU-Genpatent-Richtlinie in<br />

deutsches Recht umgesetzt werden soll,<br />

voraussichtlch zu Beginn der neuen<br />

Legislaturperiode entscheiden.<br />

Nach Greenpeace-Recherchen sind über<br />

ein Dutzend weiterer Patente beantragt,<br />

die auch menschliche Embryonen mit<br />

umfassen. Außerdem erteile das Amt seit<br />

Jahren Patente auf Säugetiere, Pflanzen<br />

und menschliche Gene. ��<br />

Vorbereitungen für<br />

Stammzellen-Import<br />

Ethikkommission berufen: Fünf<br />

Stammzellforscher, vier Ethiker<br />

Nach dem Inkrafttreten des Stammzellgesetzes<br />

zum 1. Juli werden nun die Voraussetzungen<br />

für ein Genehmigungsverfahren<br />

geschaffen. Die Bundesregierung hat<br />

dazu die Mitglieder der Ethikkommission<br />

benannt, die über den Import embryonaler<br />

Stammzellen befinden soll. Jeder Import<br />

embryonaler Stammzellen muß von<br />

den Mitgliedern der Kommission auf seine<br />

wissenschaftliche und medizinische Hochrangigkeit<br />

hin begutachtet und mehrheitlich<br />

befürwortet werden. Dem Gremium<br />

gehören vier Vertreter von Theologie und<br />

Ethik, jedoch fünf Vertreter aus Medizin<br />

und Biologie an. Bei letzteren handelt es<br />

sich um Fachleute für Stammzellforschung,<br />

die sich zuvor für die Forschung<br />

an den aus menschlichen Embryonen<br />

gewonnenen Zellen stark gemacht hatten.<br />

Zu den Vertretern von Ethik und Theologie<br />

gehört ein ehemaliger Vertreter der biomedizinischen<br />

Enquetekommission des<br />

Bundestages.<br />

Das Robert-Koch-Institut erwartet noch in<br />

diesem Jahr zehn bis fünfzehn Import-<br />

Anträge, teilte die Behörde auf Anfrage<br />

mit. Das neue Gesetz ermöglicht den<br />

Import embryonaler menschlicher Stammzellen,<br />

die weltweit vor dem 1. Januar<br />

2002 gewonnen worden sind. Mit dem<br />

Stichtag wollte der Gesetzgeber verhindern,<br />

daß eine Nachfrage aus D<strong>eutschland</strong><br />

zur Tötung von Embryonen führt.<br />

Mit Hilfe der Stammzellen wollen Wissenschaftler<br />

Techniken entwickeln, krankes<br />

durch gesundes Gewebe zu ersetzen.<br />

Das Robert-Koch-Institut erwartet noch in<br />

diesem Jahr zehn bis fünfzehn Import-<br />

Anträge. Bisher war mit höchstens drei<br />

entsprechenden Forschungsprojekten in<br />

D<strong>eutschland</strong> gerechnet worden. �<br />

• Bauern wollen keine<br />

Gentechnik<br />

Greenpeace, Henning Strodthoff,<br />

Große Elbstr. 39d, 22767 Hamburg<br />

Tel. 040 / 306-18295, Fax -31095<br />

eMail:<br />

henning.strodthoff@greenpeace.de<br />

• Gentechnische<br />

Verunreinigung von Honig<br />

festgestellt<br />

Greenpeace, Christoph Then, Große<br />

Elbstr. 39d, 22767 Hamburg<br />

Tel. 0171-878 08 32<br />

Internet:<br />

www.greenpeace.de/gentechnik<br />

• Patent auf menschlichen<br />

Embryo widerrufen<br />

Greenpeace, Christoph Then (s.o.)<br />

EU-Genpatent-Richtlinie: 98/44/EG<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��21�


Nachhaltigkeit ����<br />

Die "Hermes-beweg-dich"-<br />

Kampagne<br />

<strong>Deutsche</strong> Exportkreditagentur Hermes<br />

bürgt für umstrittene Projekte<br />

In Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

haben Staudammprojekte, die Menschen<br />

vertreiben, Zellstoff- und Papierwerke, für<br />

die Urwälder gerodet oder in Plantagen<br />

verwandelt werden, und Bergbauprojekte,<br />

die traditionelle Landrechte mit Füssen<br />

treten, häufig eine Gemeinsamkeit: An<br />

ihrer Verwirklichung sind Unternehmen<br />

aus Industrieländern beteiligt, die sich ihre<br />

Exporte oder Investitionen im Heimatland<br />

durch Exportkreditagenturen finanzieren<br />

oder absichern lassen.<br />

Für die exportierenden Firmen bedeutet<br />

dies Risikofreiheit: ihre Lieferung wird auf<br />

jeden Fall bezahlt, entweder durch den<br />

ausländischen Kunden, oder, falls dieser<br />

zahlungsunfähig ist, durch den heimischen<br />

Staat. So lassen sich Firmen auf<br />

manches unsinnige Projekt ein. In den<br />

Industrieländern läuft dies unter dem<br />

Stichwort "Außenwirtschaftsförderung”<br />

und scheint der alleinigen Moral zu gehorchen,<br />

wonach alles gut ist, was für<br />

heimische Arbeitsplätze gut ist.<br />

So verwundert es nicht, dass die deutsche<br />

Exportkreditagentur "Hermes" immer<br />

wieder auch Bürgschaften für höchst<br />

umstrittene Projekte übernimmt, neben<br />

den oben genannten Beispielen etwa für<br />

Rüstungsgeschäfte, die regionale Konflikte<br />

anheizen und die Käuferländer in Schuldenkrisen<br />

stürzen. Auch unter Klimagesichtspunkten<br />

sind viele geförderte Geschäfte<br />

fragwürdig. Durch die Förderung<br />

von Kohle- oder Atomkraftwerken werden<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer für<br />

Jahrzehnte auf nicht-nachhaltige Energiepfade<br />

festgelegt.<br />

Um die Unterstützung für zerstörerische<br />

Projekte auszuschließen, setzen sich<br />

zahlreiche Umwelt-, Entwicklungs- und<br />

Menschenrechtsgruppen seit 1997 in der<br />

Hermesreform-Kampagne für eine verantwortlichere<br />

Vergabe von Hermes-Bürgschaften<br />

ein. Sie fordern, dass Projekte<br />

Umwelt- und Sozialstandards einhalten,<br />

die betroffene Bevölkerung in die Planung<br />

einbezogen wird und manche Geschäfte,<br />

z.B. Rüstungsexporte oder Projekte in<br />

Naturschutzgebieten, von der Förderung<br />

völlig ausgeschlossen werden. �<br />

22�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Hermes-Leitlinien nur ein allererster<br />

Schritt<br />

Die dazu im Jahre 2001 erlassenen "Leitlinien<br />

für die Berücksichtigung von ökologischen,<br />

sozialen und entwicklungspolitischen<br />

Gesichtspunkten bei der Übernahme<br />

von Ausfuhrgewährleistungen des<br />

Bundes” können bestenfalls als ein erster<br />

Schritt hin zu einer echten Reform gesehen<br />

werden. Damit das Reförmchen nachgebessert<br />

wird, muss jedoch bereits vor<br />

Beginn der nächsten Legislaturperiode<br />

genügend politischer Druck aufgebaut<br />

werden.<br />

Die Koordinatoren der Hermesreform-<br />

Kampagne, die Nichtregierungsorganisationen<br />

Urgewald und WEED planten daher<br />

eine neue, öffentlichkeitswirksame Kampagne<br />

im Vorfeld der Wahlen. Ziel von<br />

"Hermes beweg dich” ist es, die über 120<br />

Träger der Hermes-Kampagne sowie<br />

weitere Organisationen zu aktivieren,<br />

damit sie ihren lokalen BundestagskandidatInnen<br />

auf den Zahn fühlen. So sollen<br />

die KandidatInnen zur Außenwirtschaftsförderung<br />

sensibilisiert werden und diese<br />

als ein Thema mit gesellschaftlicher Bedeutung<br />

wahrnehmen.<br />

Umfrage unter den Bundestags-<br />

KandidatInnen zur Außenwirtschaft<br />

Herzstück der Kampagne ist eine Umfrage<br />

unter den BundestagskandidatInnen zu<br />

Fragen der Außenwirtschaftsförderung, in<br />

dem sie sich zu den Fragen Transparenz,<br />

Umwelt und Sozialstandards sowie Ausschlusskriterien<br />

äussern sollten. Dank des<br />

engagierten Einsatzes von zahlreichen<br />

Gruppen (BUND, Grüne Liga, Attac, Weltläden,<br />

Lokale-Agenda-Gruppen u.a.),<br />

liegen nun die Umfrageergebnisse vor. �<br />

Grüne und PDS für bessere Regeln,<br />

CDU und FDP dagegen, SPD gespalten<br />

Die Grünen räumen in den Antworten und<br />

mit einem eigenen Beschluss ein, dass die<br />

Hermesleitlinien von 2001 höchstens ein<br />

kleiner erster Schritt sind und kündigen<br />

an, die Reform der Außenwirtschaftsförderung<br />

weiter voran treiben zu wollen.<br />

Die SPD weist die größte Meinungsvielfalt<br />

auf. Dort ist die Parteispitze klar gegen<br />

weitere Schritte und behauptet, mit den<br />

Hermesleitlinien sei alles bereits bestens<br />

geregelt. Jedoch spricht sich die Mehrheit<br />

der Umfrage-TeilnehmerInnen sehr deutlich<br />

für eine Verschärfung der Vergabekriterien<br />

aus.<br />

Die PDS zeigt in den Umfrageergebnissen<br />

ihre Haltung der letzten Jahre: sie setzt<br />

sich engagiert für eine deutliche Verschärfung<br />

der Vergabekriterien in der Außenwirtschaftsförderung<br />

ein.<br />

Die CDU spricht sich klar gegen Standards<br />

aus, setzte jedoch einen eigenen mit<br />

einem gleichlautenden Standard<strong>brief</strong> von<br />

19 KandidatInnen. Dieser legt deutlich die<br />

Haltung dar, dass Hermesbürgschaften<br />

ein wichtiges Instrument der Außenwirtschaftsförderung<br />

seien, deren Vergabe<br />

nicht unnötig bürokratisiert und damit<br />

erschwert werden solle.<br />

Gleiches gilt für die FDP, die in ihren<br />

Antworten - nicht überraschend - klar<br />

gegen Änderungen bei der Außenwirtschaftsförderung<br />

eintritt.<br />

Wieweit die Ankündigungen, sich für weitere<br />

Schritte hin zu einer verbesserten<br />

Reform einzusetzen, leere Wahlversprechen<br />

bleiben, kann sich erst nach der<br />

Wahl zeigen. Zumindest die Sensibilisierung<br />

zahlreicher BundestagskandidatInnen<br />

zum Thema scheint geglückt. Um<br />

diese weiter zu treiben, empfehlen Urgewald<br />

und WEED, das Thema Umwelt- und<br />

Sozialstandards für die Außenwirtschaftsförderung<br />

zusätzlich bei Wahlkampfveranstaltungen<br />

einzubringen. Termine von<br />

Veranstaltungen, bei denen dies möglich<br />

ist, können ebenso wie eine ausführlichere<br />

Zusammenfassung der Umfrageergebnisse<br />

im Urgewald-Büro nachgefragt werden.<br />

��<br />

Gastautorin: Regine Richter, Urgewald


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Edmund Stoiber im<br />

Umwelttest<br />

Verbände diskutierten mit dem CDU-<br />

Kanzlerkandidaten über Umweltpolitik<br />

SpitzenvertreterInnen von vier großen<br />

deutschen Umweltorganisationen haben<br />

Ende August in München mit dem Kanzlerkandidaten<br />

der CDU/CSU, Edmund<br />

Stoiber, über Kernforderungen zur künftigen<br />

Umweltpolitik diskutiert. Die TeilnehmerInnen<br />

waren der Präsident des <strong>DNR</strong>,<br />

Hubert Weinzierl, die Vorsitzende des<br />

BUND, Angelika Zahrnt, der Präsident des<br />

WWF, Carl Albrecht von Treuenfels sowie<br />

das Mitglied des NABU-Präsidiums Johannes<br />

Merck.<br />

Die Verbände brachten folgende Themenfelder<br />

ins Gespräch:<br />

Klima und Energie: Gegen CO 2-Ziel und<br />

Ökosteuer, aber für Windenergie<br />

Die Forderung der Umweltverbände, die<br />

Bundesregierung solle sich auf ein CO2-<br />

Reduktionsziel von 40% bis 2020 festlegen,<br />

wies Stoiber als irreal und technisch<br />

nicht machbar zurück. Eine quantifizierte<br />

Festlegung über 2010 hinaus wolle er nur<br />

im Rahmen der EU machen. Statt - wie<br />

von den Umweltverbänden gefordert - die<br />

Ökologische Steuerreform fortzuführen,<br />

setzt Stoiber allein auf eine europaweite<br />

Schadstoffabgabe. Die Förderung erneuerbarer<br />

Energien - einschließlich der<br />

Windenergie - solle aber fortgeführt werden.<br />

Begrüßt haben die Umweltverbände<br />

das von Stoiber vorgeschlagene Förderprogramm<br />

zur Wärmedämmung in Altbauten.<br />

Agrarpolitik: Für grüne Gentechnik<br />

und mehr Regionalkompetenz<br />

Stoiber lobte zwar die verstärkte Umschichtung<br />

von EU-Agrarmitteln zur Förderung<br />

des ländlichen Raums und des<br />

Naturschutzes, forderte jedoch mehr<br />

regionale Kompetenzen bei der Umsetzung.<br />

Den von den Umweltverbänden<br />

geforderten Verzicht auf Gentechnik in der<br />

Landwirtschaft lehnte er ab, weil D<strong>eutschland</strong><br />

sich damit wirtschaftliche Zukunftschancen<br />

verbaue (siehe auch Seite 8).<br />

Mehr Naturschutz<br />

Eine nationale Naturschutzstrategie halte<br />

er für ebenso wichtig wie eine verstärkte<br />

Unterstützung von internationalen Naturschutzaufgaben<br />

im Rahmen einer intensivierten<br />

Entwicklungshilfe durch die Bundesregierung.<br />

�<br />

Hochwasserschutz und Flussbau:<br />

Keine Absage an Donau-Ausbau<br />

Angesprochen auf die aktuelle Hochwasserkatastrophe<br />

verteidigte Stoiber seinen<br />

Kurs, weitere Flussbaumaßnahmen und<br />

insbesondere auch die Staustufen an der<br />

Donau zu prüfen. Dies stieß auf massiven<br />

Widerspruch der Umweltverbände. Positiv<br />

werteten die Verbände dagegen die Aussage<br />

des Kanzlerkandidaten, dass in<br />

großem Umfang weitere natürliche Überflutungsräume<br />

für die Flüsse geschaffen<br />

werden müssten.<br />

Wirtschaft: Freiwilliger "Umweltpakt"<br />

statt Ordnungspolitik<br />

Bemerkenswert erschien den VertreterInnen<br />

der Umweltverbände, dass der Kanzlerkandidat<br />

die Unternehmer und die<br />

Wirtschaft stärker in die umweltpolitische<br />

Pflicht nehmen will. Ob allerdings der<br />

angestrebte Umweltpakt, der nur auf<br />

freiwillige Leistungen der Wirtschaft setzt,<br />

ausreiche, ist nach Ansicht der Umweltverbände<br />

noch nicht absehbar. Deshalb<br />

seien ordnungspolitische Regelungen<br />

weiterhin nötig.<br />

Umweltkompetenz: Kein Schattenminister,<br />

unklare Wahlaussagen<br />

Obwohl Stoiber nach eigener Aussage den<br />

Umwelt- und Naturschutz für eine "zeitlose<br />

Daueraufgabe höchster Priorität" hält,<br />

hat er in seinem sogenannten Kompetenzteam<br />

niemand für diesen zentralen<br />

Aufgabenbereich benannt. Dies kritisierten<br />

die Öko-Verbände ebenso wie die mangelnde<br />

Umweltkompetenz der CDU/CSU-<br />

Fraktion, wie sie in den letzten vier Jahren<br />

zum Ausdruck kam, und die sehr allgemein<br />

gehaltenen Aussagen im Wahlprogramm.<br />

��<br />

Autor: Christoph Markl-Meider, <strong>DNR</strong><br />

Industrie gegen Umweltregeln<br />

Die nächste Bundesregierung soll eine<br />

Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen garantieren und stärker in<br />

Bundesverkehrswege investieren. Dies<br />

forderte der Bundesverband der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Industrie (BDI) im Juli in Berlin.<br />

D<strong>eutschland</strong> sei noch im Wachstumstief.<br />

Umweltschutzregelungen müssten abgebaut<br />

werden, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

deutscher Unternehmen zu erhalten.<br />

Daher begrüße man die Wahlaussagen<br />

von FPD und Union. �<br />

• Die "Hermes-beweg-dich"-<br />

Kampagne<br />

Urgewald e.V., Regine Richter, Prenzlauer<br />

Allee 230, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-69, Fax -33<br />

eMail: regine@urgewald.de<br />

Internet: www.hermes-beweg-dich.de<br />

• Edmund Stoiber im<br />

Umwelttest<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>),<br />

Präsident Hubert Weinzierl, 94344<br />

Wiesenfelden<br />

Tel. 09966-777, Fax -4 90<br />

eMail hubert.weinzierl@dnr.de<br />

Internet: www.dnr.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��23�


Nachhaltigkeit ����<br />

Nachhaltiger Warenkorb<br />

Barrieren für umwelt- und sozialverträglichen<br />

Konsum abbauen<br />

<strong>Der</strong> Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />

(vzbv) hat die Verbraucher aufgerufen,<br />

den Ende August vorgestellten "Nachhaltigen<br />

Warenkorb" auf seine Praxistauglichkeit<br />

zu testen. <strong>Der</strong> Warenkorb wurde<br />

vom "Rat für Nachhaltige Entwicklung"<br />

zusammengestellt und soll eine Orientierung<br />

über umwelt- und sozialverträgliche<br />

Einkaufsmöglichkeiten geben. Die Verbraucher<br />

seien dazu bereit, sagte vzbv-<br />

Vorstand Edda Müller bei der Vorstellung<br />

des Nachhaltigen Warenkorbs in Berlin,<br />

das Problem sei, zu entscheiden, w e l -<br />

c h e Produkte und Dienstleistungen der<br />

Umwelt und den Menschen am ehesten<br />

gerecht werden.<br />

Mit dem Warenkorb wolle man niemandem<br />

das "richtige" Einkaufen vorschreiben, so<br />

Edda Müller, die auch Mitglied in dem von<br />

der Bundesregierung berufenen Rat für<br />

Nachhaltige Entwicklung ist. Vielmehr<br />

wollten die Ratsmitglieder herausfinden,<br />

wo es noch Barrieren für einen umwelt-<br />

und sozialverträglichen Konsum gebe.<br />

Häufig fehlten Produktinformationen, oder<br />

nachhaltige Produkte seien nur mit großem<br />

Aufwand zu bekommen.<br />

<strong>Der</strong> Nachhaltige Warenkorb soll nun eine<br />

breite Diskussion in Gang setzen. Edda<br />

Müller: "Es hilft nichts, der alleinstehenden<br />

berufstätigen Mutter zu predigen, dass sie<br />

täglich regionale Produkte der Saison aus<br />

Bioanbau kochen und sich eine Solaranlage<br />

aufs Dach ihrer Mietwohnung setzen<br />

soll." Man müsse sehen, was für die Menschen<br />

im Alltag machbar sei und ihnen<br />

praktische Orientierung geben könne.<br />

Um die Schwierigkeiten der Verbraucher<br />

deutlicher benennen zu können, wird die<br />

Alltagstauglichkeit des Nachhaltigen Warenkorbs<br />

derzeit in 72 Testhaushalten<br />

erprobt. Im Ergebnis sollen die Empfehlungen<br />

optimiert werden. Darüber hinaus<br />

kann jeder Haushalt den Nachhaltigen<br />

Warenkorb schon jetzt erproben. <strong>Der</strong> vzbv<br />

bietet dazu einen Leitfaden über "nachhaltigen<br />

Konsum", einen Einkaufsführer<br />

mit Qualitätszeichen ("Label") für bestimmte<br />

Produktgruppen und ein Haushaltsbuch,<br />

in dem Verbraucher festhalten<br />

können, wann und warum ihre Nachfrage<br />

nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen<br />

nicht befriedigt werden konnte.<br />

��<br />

24�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Biobaumwolle braucht Partner<br />

Handtuch-Aktion des Pestizid Aktions-<br />

Netzwerks<br />

Das Pestizid-Aktions-Netzwerk e.V. (PAN<br />

Germany) nahm den Johannesburg-Gipfel<br />

zum Anlass, mit Handtüchern aus Biobaumwolle<br />

zu "zeigen, dass Nachhaltigkeit<br />

in die Tat umgesetzt werden kann".<br />

Werbeträger am Waschbecken<br />

Textilien aus Bio-Baumwolle leisten einen<br />

direkten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.<br />

Dennoch konnten sie bisher nur<br />

einen kleinen Nischenmarkt erobern.<br />

"Cotton Connection", die Baumwoll-Kampagne<br />

von PAN Germany, will das ändern<br />

und hat Organisationen, Einrichtungen,<br />

Institutionen und Einzelpersonen aufgerufen,<br />

Handtücher, die aus kontrolliert biologischer<br />

Baumwolle hergestellt sind, bei<br />

PAN zu erwerben. Auf den Frottee-Handtüchern<br />

ist das Motto der Aktion "Biobaumwolle<br />

braucht Partner" eingestickt.<br />

"Auch wenn jede Organisation sich nur mit<br />

einer kleinen Stückzahl beteiligt, wird die<br />

Aktion insgesamt größere Wirkung zeigen",<br />

hofft Alexandra Baier, Koordinatorin<br />

der "Cotton Connection".<br />

Biobaumwolle hat Zukunft<br />

Seit 1992 arbeitet die Cotton Connection<br />

zum Thema Baumwolle. <strong>Der</strong> massive<br />

Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und<br />

von anderen Agrarchemikalien gefährdet<br />

die Gesundheit und die Umwelt in den<br />

Anbauländern. Gleichzeitig ist D<strong>eutschland</strong><br />

mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch<br />

von knapp 26 kg pro Person Weltmeister<br />

im Konsum von Textilien. Doch es<br />

geht auch anders, erklärt Alexandra Baier:<br />

„Mehr als 20 Jahre biologischer Anbau<br />

von Baumwolle und zahlreiche Pilotprojekte<br />

weltweit beweisen, dass eine umweltfreundliche<br />

und sozial gerechte Produktion<br />

der Naturfaser möglich und auch<br />

wirtschaftlich sinnvoll ist.“<br />

Die 50 x 100 cm großen Handtücher<br />

stehen in gelber, blauer und grüner Farbe<br />

zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. <strong>Der</strong><br />

Schriftzug "Biobaumwolle braucht Partner"<br />

ist jeweils in roter Farbe eingestickt. Auch<br />

für Organisationen und Einrichtungen, die<br />

neue Bettwäsche, Tischdecken etc. benötigen<br />

und diese aus kontrolliert biologischer<br />

Baumwolle erwerben wollen, bietet<br />

die Cotton Connection einen umfassenden<br />

Informations- und Beratungsservice. ��<br />

Jugendliche geben Parteien<br />

schlechte Noten<br />

50 Jugendvertreter haben die Programme<br />

der Bundestagsparteien anhand der<br />

Kriterien Ökologie, Globalisierung, Staatsverschuldung,<br />

Bildung und Jugendpolitik<br />

bewertet. Alle Wahlprogramme seien unter<br />

den Kriterien der Generationenverträglichkeit<br />

und Nachhaltigkeit ungenügend,<br />

kommentierten die Veranstalter, die internationale<br />

Jugendorganisation YOIS (Jugend<br />

für Generationengerechtigkeit und<br />

Nachhaltigkeit), das Ergebnis. Generell<br />

kritisierten die Teilnehmer Unverbindlichkeit<br />

und "schwammige Formulierungen".<br />

Die Grünen schnitten mit 107 von 200<br />

Punkten relativ am besten ab. Es folgten<br />

die SPD mit 80, die PDS mit 67, die FDP<br />

mit 62 und CDU/CSU mit 60 Punkten.<br />

Aufg<strong>rund</strong> der g<strong>rund</strong>sätzlich "ungenügenden"<br />

Leistungen wird jedoch ausdrücklich<br />

keine Wahlempfehlung gegeben. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Streit um Ökosteuer<br />

Union will nicht erhöhen, SPD nur noch<br />

einmal<br />

Die Union hat die Ökosteuer als "Bedrohung<br />

für die Konjunktur" bezeichnet. Die<br />

CDU-Vorsitzende und ehemalige Umweltministerin<br />

Angela Merkel warnte in Berlin<br />

eindringlich vor weiteren Ökosteuerschritten.<br />

Autofahrer und Familien seien durch<br />

die Steuer jedes Jahr mehr belastet worden.<br />

Mit der Union werde es weder 2003<br />

noch später eine Erhöhung geben. Laut<br />

Wahlprogramm will die Union die bestehenden<br />

vier Ökosteuerstufen vorerst<br />

beibehalten, die für Anfang 2003 geplante<br />

fünfte Stufe aber aussetzen. Mittelfristig<br />

will die Union die Steuer in eine EU-einheitliche<br />

"schadstoffbezogene Abgabe"<br />

umwandeln. Die SPD will die Ökosteuer am<br />

1. Januar 2003 wie geplant noch einmal<br />

anheben, dann aber auf weitere Erhöhungen<br />

verzichten.<br />

FDP eindeutig gegen Ökosteuer<br />

Auch der finanzpolitische Sprecher der<br />

FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto<br />

Solms, warnte vor einer Erhöhung der<br />

Ökosteuer. Leidtragende seien die<br />

Verbraucher, besonders die sozial Schwachen.<br />

Die Steuer habe ökologisch keine<br />

Vorteile gebracht, jedoch das Wirtschaftswachstum<br />

gedämpft und damit zur steigenden<br />

Arbeitslosigkeit beigetragen.<br />

Solms grenzte sich auch von der Union<br />

ab. Während sie die Steuer beibehalten<br />

wolle, strebe die FDP eine Senkung an.<br />

Grüne wollen Ökosteuer weiter<br />

entwickeln, PDS betont Sozialaspekt<br />

<strong>Der</strong> Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl,<br />

Joschka Fischer, bezeichnete<br />

die Ökosteuer als Erfolg. Allerdings gebe<br />

es Akzeptanzprobleme. Leider lasse sich<br />

der "allgemeine Steuerfrust" immer zuerst<br />

bei der Ökosteuer ab, sagte der Außenminister<br />

im Juli in einem Zeitungsinterview.<br />

Die Grünen hatten sich in ihrem Wahlprogramm<br />

auf eine "Weiterentwicklung" der<br />

Ökosteuer festgelegt. Konkrete Erhöhungsschritte<br />

sollen aber von sozialen<br />

Gesichtspunkten und dem Energiepreis<br />

abhängig gemacht werden. Bundesumweltminister<br />

Jürgen Trittin (Grüne) betonte,<br />

die Weiterentwicklung der Steuer sei<br />

keine Frage des Ob, sondern des Wie.<br />

Die PDS will die Ökosteuer "sozial umgestalten"<br />

und einen Ausgleich für untere<br />

Lohngruppen einführen. Die Einnahmen<br />

sollen für ökologische Projekte verwendet<br />

werden. �<br />

Bundesweite Servicestelle für<br />

Lokale Agenda 21 eröffnet<br />

Kurz vor dem Weltgipfel für Nachhaltige<br />

Entwicklung wurde in Bonn die bundesweite<br />

Servicestelle für die Lokale Agenda 21<br />

eröffnet. Sie soll vor allem die Umsetzung<br />

der Agenda 21 auf lokaler Ebene voran<br />

bringen. Die Servicestelle soll Dialogplattform,<br />

Netzwerk und Dienstleister für alle<br />

im Agenda-Prozess Engagierten sowie für<br />

Medien, Multiplikatoren und die interessierte<br />

Öffentlichkeit sein. ��<br />

• Nachhaltiger Warenkorb<br />

vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />

eMail:<br />

nachhaltiger.warenkorb@vzbv.de<br />

Leitfaden, Einkaufsführer und Haushaltsbuch<br />

im Internet:<br />

www.nachhaltigkeitsrat.de<br />

www.vzbv.de/mediapics/<br />

1029747142Nachhaltiger_<br />

Warenkorb_RNE_2002.pdf<br />

• Biobaumwolle braucht<br />

Partner<br />

PAN Germany, Cotton Connection,<br />

Alexandra Baier, Nernstweg 32,<br />

22765 Hamburg<br />

eMail:<br />

alexandra.baier@pan-germany.org<br />

Tel. 040 / 3991910-0, -25<br />

Fax 040 / 3907520<br />

• Jugendliche geben Parteien<br />

schlechte Noten<br />

YOIS D<strong>eutschland</strong>, Rissener Landstr.<br />

193, 22559 Hamburg<br />

Tel. 040 / 822904-24 Fax -25<br />

eMail: info@yois.de<br />

Testergebnisse im Internet:<br />

www.yois.de<br />

• Bundesweite Servicestelle<br />

für Lokale Agenda 21<br />

Agenda-Transfer, Bundesweite Servicestelle<br />

Lokale Agenda 21, Budapester<br />

Straße 11, 53111 Bonn<br />

Tel. 0228 / 60461-30, Fax -38<br />

eMail: service@agenda-transfer.de<br />

Internet: www.agendaservice.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��25�


Nachhaltigkeit, Berge ����<br />

Prinzip der Nachhaltigkeit nur<br />

schleppend umgesetzt<br />

Rat für Landespflege zieht nach 40<br />

Jahren in Festveranstaltung Bilanz<br />

Das Wort "Nachhaltigkeit" ist zwar mit<br />

verschiedensten Bedeutungen in aller<br />

Munde, die konkrete Umsetzung des<br />

Prinzips Nachhaltigkeit entsprechend den<br />

Ergebnissen der Rio-Konferenz für Umwelt<br />

und Entwicklung von 1992 ist jedoch nach<br />

wie vor mangelhaft - und dies kurz vor der<br />

Rio-Folgekonferenz in Johannesburg. Zu<br />

diesem ernüchternden Ergebnis kamen<br />

die Teilnehmer der festlichen Fachveranstaltung<br />

"Die verschleppte Nachhaltigkeit:<br />

frühe Forderungen - aktuelle Akzeptanz"<br />

anlässlich des 40-jährigen Bestehens des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Rates für Landespflege (DRL)<br />

am 1. und 2. Juli 2002 in Berlin.<br />

"Die Forderungen der Grünen Charta von<br />

der Mainau von 1961 sind fast alle noch<br />

genauso gültig wie vor 40 Jahren" konstatierte<br />

der Sprecher des Rates, Prof. Dr.<br />

Wolfgang Haber. Bereits 1961, lange vor<br />

der Ausarbeitung einer Europäischen<br />

Strategie für nachhaltige Entwicklung und<br />

einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

wurde in der "Grünen Charta von der<br />

Mainau", der Arbeitsg<strong>rund</strong>lage des DRL,<br />

der Gedanke der Nachhaltigkeit aufgegriffen.<br />

Die Grüne Charta umfasst einen Zielkatalog<br />

von 12 Forderungen, die darauf<br />

ausgerichtet sind, eine gesunde Wohn-<br />

und Erholungslandschaft sowie Agrar- und<br />

Industrielandschaft aufzubauen und zu<br />

erhalten. Diese frühzeitig formulierten<br />

Ziele stimmen größtenteils mit denen der<br />

Umweltkonferenz für Umwelt und Entwicklung<br />

in Rio de Janeiro von 1992 überein;<br />

selbst der Klimaschutz wurde schon 1961<br />

in der Grünen Charta gefordert.<br />

In seinem Festvortrag beschrieb Prof. Dr.<br />

Udo E. Simonis, Wissenschaftszentrum<br />

Berlin, die lange Geschichte und Karriere<br />

des Begriffes Nachhaltigkeit und kennzeichnete<br />

die bedeutendsten umweltpolitischen<br />

Etappen auf dem Weg bis heute. �<br />

26�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Unter der Überschrift "Nachhaltigkeit in<br />

Politik und Wirtschaft: Langstreckenlauf<br />

mit Sprintern" skizzierte zunächst Prof. Dr.<br />

Herwig Hulpke, Bayer AG, die Herausforderungen<br />

für die Wirtschaft bei der Umsetzung<br />

in ökonomisches Handeln. Diese<br />

lägen u.a. an den diffusen Vorstellungen<br />

von Nachhaltigkeit bei den Beteiligten an<br />

Entscheidungsprozessen und der weitgehenden<br />

Ausklammerung eines Konfliktmanagements<br />

und der Risiko-Kommunikation<br />

aus der Nachhaltigkeitsdebatte.<br />

Prof. Dr. Ernst U. von Weizsäcker ergänzte,<br />

die politischen Rahmenbedingungen<br />

zur Umsetzung von Nachhaltigkeit hätten<br />

sich mit dem Ende des Ost-West-<br />

Konfliktes zugunsten von Globalisierung<br />

der Wirtschaft bei gleichzeitiger Schwächung<br />

des einzelstaatlichen Handelns<br />

verändert. Auch in den Staaten der westlichen<br />

Welt gingen die Staatshaushalte<br />

zurück, wodurch die Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeitszielen erschwert werde.<br />

Hoffnung müsse auf neue Demokratieansätze,<br />

z. B. durch die Aktivitäten von<br />

Nichtregierungsorganisationen, gesetzt<br />

werden.<br />

Dr. Stefan Körner, TU Berlin, und Prof. Dr.<br />

Lothar Finke, Universität Dortmund, befassten<br />

sich mit dem Themenkomplex<br />

"Freiraum und Stadt". Sie präsentierten<br />

gegensätzliche Thesen, zum einen für<br />

eine maßvolle Suburbanisierung und<br />

Gestaltung des Freiraums, zum anderen<br />

für qualitätvolle Innenentwicklung der<br />

Städte. Auch hier ergäben sich bei der<br />

konkreten Umsetzung erhebliche Probleme,<br />

zumal die Kommunen angesichts<br />

leerer Kassen auf Planungen im Sinne von<br />

Nachhaltigkeit, z.B. durch ästhetische und<br />

ökologische Aufwertung des Freiraums<br />

oder Umnutzung und Recycling von Flächen<br />

im Innenbereich, verzichten müssten.<br />

So verliefen viele gute Ansätze Lokaler<br />

Agenden 21 häufig im Sande. Die in<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

geforderte Reduzierung des<br />

Flächenverbrauchs auf 30 ha/Tag wurde<br />

zwar begrüßt, gehe aber nicht weit genug.<br />

�<br />

Dr. Georg Sperber, Bund Naturschutz in<br />

Bayern, und Professor Dr. Karl-Reinhard<br />

Volz, Universität Freiburg, bemängelten im<br />

Themenblock "Forstwirtschaft - wirklich<br />

nachhaltig?" übereinstimmend, dass das<br />

vorhandene traditionelle Wissen über eine<br />

nachhaltige Waldbewirtschaftung in der<br />

Praxis immer noch zuwenig Anwendung<br />

finde. Nach wie vor würden einseitige<br />

ökonomische Anbaumethoden in der<br />

Forstwirtschaft bevorzugt verfolgt. Dies<br />

gelte sowohl für den Staats- als auch für<br />

den Privatwald.<br />

Dass der Naturschutz in der Gesellschaft<br />

um Akzeptanz zu kämpfen hat, stellten Dr.<br />

Mario Broggi, Forschungsanstalt für Wald,<br />

Schnee und Landschaft, Schweiz, und<br />

Professor Dr. Konrad Ott, Universität<br />

Greifswald, unter dem Thema "Naturschutz<br />

in der Akzeptanzfalle" heraus. Es<br />

bestehe zwar ein generelles Verständnis<br />

für die Belange des Naturschutzes, daraus<br />

möglicherweise resultierende Veränderungen<br />

<strong>beim</strong> Handeln würden aber,<br />

häufig aus Unwissenheit und Angst vor<br />

Einschränkungen, abgelehnt. Hier zeige<br />

sich besonders die Notwendigkeit, die<br />

Kommunikation zwischen Naturschützern<br />

und Betroffenen zu verbessern.<br />

Obwohl eine Reihe von Umweltproblemen<br />

in der Vergangenheit gemindert werden<br />

konnten, ist die "Grüne Charta von der<br />

Mainau" nach wie vor aktuell. Dies belegte<br />

die abschließende Diskussion mit den<br />

anwesenden Fachleuten. Hinzugekommen<br />

sei eine europäische und internationale<br />

Dimension; EU-Erweiterung und Globalisierung<br />

stellten neue Herausforderungen für<br />

Naturschutz und Umweltentwicklung dar.<br />

Unterstrichen wurde die Bedeutung des<br />

DRL bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit,<br />

da er das einzige unabhängige und<br />

interdisziplinär tätige Fachgremium in<br />

D<strong>eutschland</strong> ist, das Gutachten und Empfehlungen<br />

für Fragen des Naturschutzes<br />

und der Landschaftspflege auf allen Ebenen<br />

vom Bund bis zu den Kommunen<br />

erarbeitet.<br />

Die Beiträge der festlichen Fachtagung<br />

werden in einem Heft der DRL-Schriftenreihe<br />

veröffentlicht. Ergänzt wird der Band<br />

durch ein Resümee des DRL und einer<br />

Zusammenfassung der Handlungsanforderungen<br />

für den Naturschutz. Weitere<br />

Informationen können auch der Internetseite<br />

des DRL entnommen werden. ��<br />

Gastautorin: Ruth Rottmann, DRL


� � �<br />

Kontakt �����<br />

GLS-Bank führt Ökobank-<br />

Geschäfte weiter<br />

Nach der Zustimmung der Hauptversammlung<br />

der Bank Aktiengesellschaft (BAG) in<br />

Hamm steht der Übernahme der Geschäfte<br />

der Ökobank durch die GLS-Bank nichts<br />

mehr im Wege. Die BAG hatte die Ökobank<br />

im September 2001 zunächst übernommen,<br />

um diese nach zwei geplatzten<br />

Großkrediten zu sanieren. Die anthroposophisch<br />

orientierte GLS Gemeinschaftsbank<br />

wird nun ab Januar 2003 neben<br />

ihrem Hauptsitz Bochum zusätzlich an<br />

den bisherigen Ökobank-Standorten<br />

Frankfurt und Freiburg präsent sein. Alle<br />

Ökobank-MitarbeiterInnen werden übernommen.<br />

Die Angebotspalette der neuen Bank soll<br />

erweitert werden. Viele der Ökobank-<br />

Angebote wie ökologische Baufinanzierungen<br />

seien bisher auch von den GLS-<br />

Kunden nachgefragt worden, sagte GLS-<br />

Vorstand Thomas Jorberg. Die GLS-Bank<br />

werde ihre konsequente Orientierung auf<br />

die Förderung ökologisch-sozialer Projekte<br />

beibehalten. Jorberg sagte, er gehe<br />

davon aus, dass die GLS-Bank ihr kontinuierliches<br />

Wachstum von <strong>rund</strong> 15 Prozent<br />

pro Jahr fortsetzen könne. Ethisch-ökologische<br />

Geldanlagen lägen "seit Jahren im<br />

Trend".<br />

Gemeinsam mit den Ökobank-Kunden<br />

betreut die GLS-Bank künftig über 45.000<br />

Anleger, die ihr Geld gezielt zugunsten<br />

von ökologischen, sozialen und kulturellen<br />

Projekten investieren wollen. Die GLS-<br />

Bank finanziert derzeit in ganz D<strong>eutschland</strong><br />

über 1.400 Projekte. ��<br />

Neue Daten über Gletscher<br />

und Klimaveränderung<br />

Alpengletscher schrumpfen in<br />

beängstigender Deutlichkeit<br />

Die Hochgebirgsgletscher in den Alpen<br />

sind in den letzten 20 Jahren schneller als<br />

je zuvor abgeschmolzen. Bis zum Ende<br />

des Jahrhunderts werden sie fast vollständig<br />

verschwunden sein, wenn die globale<br />

Erwärmung so fortschreitet wie bisher.<br />

Diese Entwicklung hat die Münchner Gesellschaft<br />

für ökologische Forschung in<br />

einer groß angelegten Fotodokumentation<br />

über die gesamte Alpenregion dokumentiert.<br />

Mit Unterstützung von Greenpeace<br />

D<strong>eutschland</strong> wurden mehr als 2000 historische<br />

Gletscheraufnahmen mit aktuellem<br />

Datenmaterial verglichen. Die im Internet<br />

abrufbaren Beispiele sind auch für den<br />

Laien sehr eindrucksvoll.<br />

Die Fotodokumentation belege, was seit<br />

langem bekannt sei, so der Greenpeace-<br />

Klimaexperte Wolfgang Lohbeck: <strong>Der</strong><br />

Gletscherschwund sei ein alarmierendes<br />

Anzeichen für eine drohende Klimakatastrophe.<br />

Die von den auftauenden Permafrostgebieten<br />

in den Alpen ausgehenden<br />

Gefahren wie Gletscherseenbildung sowie<br />

die Nutzung der Gletscher als Trinkwasserspeicher<br />

zeige die grosse Bedeutung<br />

der Gletscher für die Bewohner der Alpen.<br />

<strong>Der</strong> Abfluss aus den alpinen Gletschern<br />

hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.<br />

Nach dem Abtauen der Trinkwasserspeicher<br />

wird mit einem Absinken des<br />

G<strong>rund</strong>wassers und Engpässen bei der<br />

Trinkwasserversorgung in den Bergen und<br />

den Randgebieten gerechnet. ��<br />

• Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

nur schleppend umgesetzt<br />

<strong>Deutsche</strong>r Rat für Landespflege (DRL),<br />

Konstantinstr. 110, 53179 Bonn<br />

Tel. 0228 / 33-1097, Fax -4727<br />

eMail: drl-bonn@t-online.de<br />

Internet: www.landespflege.de<br />

• GLS-Bank führt Ökobank-<br />

Geschäfte weiter<br />

GLS Gemeinschaftsbank eG,<br />

PF 10 08 29, 44708 Bochum<br />

Tel. 0234 / 5797-0, Fax -133<br />

bochum@gemeinschaftsbank.de<br />

www.gemeinschaftsbank.de<br />

• Neue Daten über Gletscher<br />

und Klimaveränderung<br />

Gesellschaft für ökologische Forschung<br />

Frohschammerstr. 14, 80807 München<br />

Tel. 089 / 359-8586, Fax -6622<br />

eMail:<br />

info@oekologische-forschung.de<br />

Internet: www.gletscherarchiv.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��27�


Nachhaltigkeit, Berge ����<br />

<strong>DNR</strong>-Projekt zum "Jahr der<br />

Berge" hat begonnen<br />

Nachhaltig aktiv für die Berggebiete<br />

Über 200 Initiativen, Verbände und andere<br />

Gruppen engagieren sich in deutschen<br />

Mittelgebirgen und den bayerischen Alpen<br />

schon seit geraumer Zeit und intensiv für<br />

eine nachhaltige Entwicklung - und dabei<br />

sind nationale Organisation wie BUND,<br />

NABU & Co. trotz ihrer zahlreichen Ortsgruppen<br />

jeweils nur einmal mitgezählt.<br />

Dieses erstaunliche Ergebnis resultiert<br />

aus einer Recherche des <strong>DNR</strong> zum Auftakt<br />

seines Partizipations-Projektes zum UN-<br />

"Jahr der Berge". Von Juni 2002 bis Mai<br />

2003 soll dabei versucht werden, konkrete<br />

Instrumente für die Partizipation der<br />

Umweltgruppen an der Berggebietsentwicklung<br />

weiter zu entwickeln oder zu<br />

verbessern.<br />

Alle reden von Partizipation...<br />

Ausgangspunkt für das <strong>DNR</strong>-Projekt war<br />

die Überzeugung, dass ein großes Wissens-Potenzial<br />

in den Bergregionen bereits<br />

vorhanden ist, aber zu wenig über<br />

die lokale oder regionale Bekanntheit<br />

hinausgelangt. Bei einer verstärkten<br />

Beachtung der entsprechenden Gruppen<br />

auch in überregionalen Prozessen ließe<br />

sich dagegen ein deutlicher Schub in der<br />

Entwicklung zur Nachhaltigkeit und zum<br />

Schutz der sensiblen Gebirgs-Ökosysteme<br />

erreichen.<br />

Das erste Ergebnis bestätigt die Annahme.<br />

Dies umso mehr, als die Aktivitäten<br />

der bisher gefundenen Gruppierungen<br />

eine große Bandbreite aufweisen: von<br />

Verkehrs-Initiativen für die Aufrechterhaltung<br />

von Bahnstrecken in die Täler reichen<br />

sie über Kooperationen von Landwirtschaft<br />

und Naturschutz, Dorfläden als<br />

gesellschaftliche Zentren, Bergheubörsen<br />

und bergspezifische Themenwanderwegen<br />

bis hin zu eigenen umfassenden Leitbildern<br />

in den Gemeinden. Eine Fundgrube<br />

an Ideen und Erfahrungen.<br />

In den nächsten Monaten sollen möglichst<br />

noch weitere Gruppen aufgespürt werden,<br />

und jeder Tipp ist hoch willkommen! �<br />

28�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Umweltbrennpunkte in den Bergen -<br />

öffentliche Aktionen<br />

Für den <strong>DNR</strong> sind die Veröffentlichungen<br />

mit "Best-Practise"- und Adressen-Sammlungen,<br />

die aus der erwähnten Recherche<br />

resultieren werden, nur ein erster Schritt.<br />

Weitere bestehen darin, dass eine Öffentlichkeit<br />

für die aktuellen Anliegen der<br />

Umweltorganisationen geschaffen wird<br />

und ihre Forderungen gezielt in die Politik<br />

Eingang finden können.<br />

Ein Beispiel dazu ist eine entsprechende<br />

Rubrik auf der Internetseite des <strong>DNR</strong>, die<br />

noch in diesem Monat zur Verfügung<br />

gestellt wird; ein weiteres die Aktion "Feuer<br />

in den Bergen" (siehe nebenstehender<br />

Beitrag).<br />

"Berggebiets-Entwicklung" geht auch<br />

Mittelgebirgsregionen etwas an<br />

Den wenigsten ist bewusst, dass je nach<br />

Kriterien ein Drittel bis die Hälfte der<br />

Landesfläche in D<strong>eutschland</strong> "Berggebiete"<br />

sind: besonders sensible Ökosysteme<br />

mit wichtigen Ressourcen. Berge sind<br />

Wasserspeicher, "Gen-Bank", Lieferant<br />

von Holz und Bodenschätzen, Rückzugsgebiet<br />

für die Natur und Erholungsraum<br />

für die Menschen zugleich. Wegen ihrer<br />

Geologie, der steilen Hänge und Meteorologie<br />

sind sie zur selben Zeit besonders<br />

anfällig und geben schließlich auch natürliche<br />

Grenzen für Erschließungen vor:<br />

Straßenbauer wissen das nur zu gut,<br />

Bergbauern und andere aber auch.<br />

Doch ein entsprechendes öffentliches<br />

Bewusstsein besteht bestenfalls in Bezug<br />

auf die Alpen. "Uns betrifft das Thema ja<br />

nicht", meinte erst kürzlich der Redakteur<br />

einer sehr großen Frankfurter Tageszeitung<br />

- dabei ist Hessen das Land mit den<br />

meisten Mittelgebirgen in D<strong>eutschland</strong>.<br />

Die Äußerung ist symptomatisch für die<br />

Wahrnehmung, in der Bevökerung, aber<br />

auch in der Politik. Eine nationale Mittelgebirgs-Politik<br />

existiert noch nicht. Und in<br />

den Regionen selbst fehlt sie oft schon<br />

deshalb, weil mitten durch die Gebirge<br />

Verwaltungsgrenzen, Landesgrenzen und<br />

selbst die EU-Außengrenze nach Tschechien<br />

verlaufen und Absprachen oder<br />

regionsbezogene Planungen erschweren<br />

bis unmöglich machen. �<br />

Zielgruppe Politik<br />

Das abschließende Produkt des Projektes<br />

soll ein Handlungsplan "Nachhaltige Entwicklung<br />

von Bergregionen in D<strong>eutschland</strong>"<br />

aus Umweltsicht werden. Die vorausgegangenen<br />

Projektergebnisse werden<br />

darin einfließen und in konkrete Benennungen<br />

von Maßnahmen und Akteuren<br />

münden. Voraussichtlich im Mai 2003 wird<br />

der Handlungsplan an die Bundesregierung<br />

übergeben werden. Sein Entwurf wird<br />

im Winter 2002 und Frühjahr 2003 mit<br />

Hilfe einer schriftlichen Vernehmlassung<br />

sowie mehreren regionalen workshops mit<br />

allen regionalen Beteiligten abgestimmt. -<br />

<strong>Der</strong> "Bottom-up-Prozess" - trendige Forderung<br />

in allen Reden über Regionalentwicklung<br />

- soll damit bei den Umweltverbänden<br />

Wirklichkeit werden. Von unten<br />

nach oben - das bedeutet: Mitmachen ist<br />

erwünscht! ��<br />

Autorin: Heike Aghte, <strong>DNR</strong><br />

Keine neuen Alpenautobahnen<br />

D<strong>eutschland</strong> hat die Protokolle zur Alpenkonvention<br />

(DRB 04.02, S. 42) ratifiziert.<br />

Dem Gesetzentwurf stimmte im Juli auch<br />

der Bundesrat zu. Umweltminister Trittin<br />

forderte die anderen Vertragsstaaten, vor<br />

allem die EU, auf, die Protokolle schnell zu<br />

ratifizieren, "damit die vorgesehenen<br />

Maßnahmen endlich umgesetzt werden<br />

können". Im Verkehrsprotokoll ist u.a.<br />

festgeschrieben, dass keine neuen alpenquerenden<br />

Autobahnen gebaut werden<br />

dürfen. Kürzlich nahm eine Arbeitsgruppe<br />

mit Vertretern D<strong>eutschland</strong>s, Österreichs<br />

und Italiens die Arbeit auf, um bessere<br />

Bedingungen für den Schienen-Güterverkehr<br />

durch die Alpen zu schaffen. �<br />

Erlebnisausstellung<br />

Im Juli startete die Wanderausstellung des<br />

Bundesverbraucherministeriums zum Jahr<br />

der Berge. <strong>Der</strong> "Pfad der Sinne" soll Besucher<br />

aus Großstädten erreichen. Stationen<br />

sind Frankfurt, Bremen, Leipzig, Berlin,<br />

Hamburg, Duisburg, Würzburg, Stuttgart<br />

und Bonn. Die Exposition soll "auf<br />

anschauliche Weise die Bedeutung der<br />

Berge für Mensch und Natur verdeutlichen<br />

und die Faszination und Einzigartigkeit<br />

der Hoch- und Mittelgebirge, aber auch<br />

deren Probleme vermitteln." ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Feuer in den Bergen - Zeichen<br />

für nachhaltige Entwicklung<br />

Im Internationalen Jahr der Berge<br />

gehen die Probleme nicht aus<br />

Trotz der Regenfälle ließen sich viele<br />

Menschen nicht davon abhalten, am zweiten<br />

Sonnabend im August mit verschiedenen<br />

"feurigen Spektakeln" in den Bergregionen<br />

auf bestehende Probleme, aber<br />

auch auf Lösungsansätze aufmerksam<br />

machen und Zeichen für eine menschen-<br />

und umweltgerechte Entwicklung setzen.<br />

Die meisten Feuer brannten in den Alpen,<br />

dem Gebirge, das neben den Rocky Mountains<br />

als das weltweit am stärksten bedrohte<br />

gilt. Etwa 60 Feuer in der Schweiz,<br />

Italien, Liechtenstein, Österreich und<br />

D<strong>eutschland</strong> waren zu beobachten, einige<br />

waren mit großen begleitenden Aktionen<br />

unter dem Motto "Mehr Natur und Kultur<br />

statt Transit" organisiert.<br />

"Mehr Natur und Kultur statt Transit"<br />

Schon im Mittelalter wurden Mahnfeuer in<br />

den Alpen entzündet, wenn Gefahr in<br />

Verzug war. Mitte der 80er Jahre wurde<br />

die Tradition von Schweizer Umweltaktivisten<br />

wieder aufgegriffen, und seither brennen<br />

jedes Jahre Hunderte von Feuern an<br />

Umweltbrennpunkten. In D<strong>eutschland</strong><br />

koordinierten die Alpenschutzkommission<br />

CIPRA und der <strong>Deutsche</strong> <strong>Naturschutzring</strong><br />

(<strong>DNR</strong>) die Aktionen. Im Mittelpunkt der<br />

Warnungen stand - schon zum wiederholten<br />

Male - der Verkehr, eines der größten<br />

Probleme für Bergregionen Mitteleuropas,<br />

gegen das noch immer keine adäquaten<br />

Maßnahmen ergriffen wurden. In Bad<br />

Reichenhall wurde mit einer Andacht und<br />

einem Mahnfeuer gegen den Neubau<br />

einer Umgehungsstraße und den Kirchholztunnel<br />

durch das Naherholungsgebiet<br />

Golling protestiert. Im Werdenfelser Land<br />

fanden "feurige" Aktionen für die Erhaltung<br />

der Bahnstrecken Garmisch - Reute<br />

und Murnau - Oberammergau statt, die<br />

gleichzeitig auf die immer noch vorhandenen<br />

Probleme durch den Transit und den<br />

zunehmenden Freizeitverkehr hinwiesen.<br />

Um nachhaltiges Wirtschaften ging es bei<br />

den Aktionen im Chiemgau bei Rosenheim.<br />

Hier wurden die bisherigen Planungen des<br />

Vereins "Region aktiv" mit einer Fackelkette<br />

auf der Hochries und Feuern auf der<br />

Kampenwand eindrucksvoll gewürdigt. �<br />

Feuer auch in der Hauptstadt<br />

Das nördlichste Feuer brannte mitten in<br />

der Hauptstadt Berlin. Stellvertretend für<br />

die Mittelgebirgs-Regionen, die immerhin<br />

40% der Fläche D<strong>eutschland</strong>s ausmachen,<br />

wurde ein Feuer von Betroffenen<br />

aus dem Thüringer Wald angezündet.<br />

Dieser ist von mehreren Bauprojekten,<br />

allein drei Autobahnen (A44, A71, A73)<br />

und nun auch wieder von einer geplanten<br />

ICE-Neubau-Strecke betroffen, während<br />

regionale Lösungen, vor allem auf der<br />

Schiene, mehr als stiefmütterlich behandelt<br />

werden. Dies umzukehren ist die<br />

Forderung der Umweltschützer. Die Gruppe<br />

war in den Wochen zuvor auf ihrer<br />

traditionellen Fahrrad-Tour durch die<br />

Region und bis in die Hauptstadt geradelt<br />

und hatte auf die Probleme und Lösungsansätze<br />

aufmerksam gemacht. Ein ganztägiger<br />

Verkehrskongress sowie das<br />

abendliche Feuer bildeten den Abschluss<br />

ihrer Tour. "In Berlin werden die Entscheidungen<br />

über immer neue Verkehrswege<br />

getroffen, die Bevölkerung vor Ort muss<br />

sie dann ausbaden", war die Begründung<br />

der Gruppe "Tour de Natur" für ihr Tour-<br />

Ziel im Wahljahr.<br />

Recherchen im "UNO-Jahr der Berge"<br />

Nach Erkenntnissen des <strong>DNR</strong> ist die Situation<br />

im Thüringer Wald besonders krass,<br />

entspricht aber der Lage in vielen Mittelgebirgen:<br />

ob Elbsandstein- oder Fichtelgebirge,<br />

Rheintal oder Schwarzwald -<br />

überall sind Fernstraßenneubauten oder<br />

großangelegte Erweiterungen geplant -<br />

mit genau den Umweltfolgen, die auch die<br />

Alpentäler bedrohen und in Thüringen nun<br />

eintreten. <strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> recherchiert im Rahmen<br />

seines Projekts zum " Internationalen<br />

Jahr der Berge" zu Umweltbrennpunkten<br />

in deutschen Gebirgsregionen und zum<br />

Engagement der Umweltgruppen. Seine<br />

Bewertung: Zwar sind die Kosten für die<br />

Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs in<br />

den Gebirgsregionen höher als im Flachland,<br />

doch muss für eine ökologisch und<br />

ökonomisch sinnvolle Entwicklung der<br />

Regionen auch eine politische Willensbekundung<br />

für die Alternativen zum Auto<br />

getroffen werden.<br />

"Umweltschutz braucht langen Atem, und<br />

die Themen werden leider nicht so schnell<br />

ausgehen", so das Fazit von CIPRA. So<br />

werden auch im nächsten Jahr am 2.<br />

Wochenende im August zahlreiche Feuer<br />

und Fackeln für die Bergregionen leuchten.<br />

��<br />

Autorin: Heike Aghte, <strong>DNR</strong><br />

• <strong>DNR</strong>-Projekt zum "Jahr der<br />

Berge" hat begonnen<br />

<strong>DNR</strong>, Projekt "Jahr der Berge", Heike<br />

Aghte, Prenzlauer Allee 230, 10405<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-87, Fax -80<br />

mobil: 0170-5389971<br />

eMail: heike.aghte@dnr.de<br />

Internet: www.dnr.de<br />

• Erlebnisausstellung<br />

Bundesverbraucherministerium<br />

(BMVEL), PF 140270, 53107 Bonn<br />

Tel. 0228 / 529-0, -4306<br />

Internet: www.berge2002.de<br />

• Feuer in den Bergen -<br />

Zeichen für nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

<strong>DNR</strong>, Projekt "Jahr der Berge" (s.o.)<br />

CIPRA D<strong>eutschland</strong>, Wolfgang Kubutsch<br />

Tel. 0831-5209503, Fax -18024<br />

Internet: www.cipra.de<br />

www.feuerindenalpen.org<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��29�


Naturschutz, Artenschutz ����<br />

Naturschutz und<br />

Nationalsozialismus<br />

Erster internationaler Kongress in<br />

Berlin<br />

Über Jahrzehnte blieb das Thema Naturschutz<br />

und Nationalsozialismus in beiden<br />

deutschen Staaten unaufgearbeitet. Anfang<br />

Juli beschäftigte sich erstmals eine<br />

internationale Tagung mit dem Naturschutz<br />

im NS-Staat und den Auswirkungen<br />

auf das Nachkriegsd<strong>eutschland</strong>.<br />

1935 wurde im Ressort des "Reichsforstmeisters"<br />

Hermann Göring das "Reichsnaturschutzgesetz"<br />

verabschiedet. Mit dem<br />

Gesetz sahen sich viele Naturschützer<br />

damals am Ziel ihrer Wünsche, waren<br />

doch alle Versuche zur Verabschiedung<br />

eines solchen Gesetzes in der Weimarer<br />

Republik gescheitert. Welche Rolle aber<br />

der Naturschutz im NS-Staat wirklich<br />

spielte, ob es eine "grüne" NS-Politik gab<br />

oder ob der Naturschutz doch nur Feigenblatt<br />

für die forcierte Industrialisierung<br />

und Aufrüstung war, mit gravierenden<br />

Eingriffen in Natur und Landschaft - diese<br />

Frage stand im Zentrum des dreitägigen<br />

Fachkongresses in Berlin, der von der<br />

Stiftung Naturschutzgeschichte Königswinter<br />

zusammen mit der Universität Bielefeld<br />

mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums<br />

organisiert wurde.<br />

Das Reichsnaturschutzgesetz habe im<br />

Zweifelsfall hinter konkurrierenden Ansprüchen<br />

der Wehrmacht, der Siedlungsflächenbeschaffung<br />

oder der Energiewirtschaft<br />

zurückstehen müssen, so Edeltraut<br />

Klüting vom Westfälischen Heimatbund.<br />

<strong>Der</strong> NS-Staat habe trotz mancher Ansätze<br />

keinen konsequenten Natur- und Umweltschutz<br />

betrieben, sondern durch die<br />

Kriegswirtschaft oder den Straßenbau<br />

Naturlandschaften in großem Ausmaße<br />

zerstört. �<br />

30�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Einer der nationalsozialistischen Politiker,<br />

der nach 1945 als Anhänger des alternativen<br />

Landbaus und "missverstandener<br />

Grüner" auftrat, war "Reichsbauernführer"<br />

Walter Darré, dessen Vergangenheit<br />

Gesine Gerhard von der Universität Kalifornien<br />

(USA) beleuchtete. Ihn aufg<strong>rund</strong><br />

seines punktuellen Interesses für alternativen<br />

Landbau als "Naturschützer" zu<br />

bezeichnen, sei ebenso irreführend wie<br />

die NSDAP eine "Grüne Partei" zu nennen.<br />

Darré habe zusammen mit Heinrich Himmler<br />

das "SS-Rasseamt" gegründet, welches<br />

die "Besiedlung" der "Ostgebiete" mit<br />

einer neuen bäuerlichen "Elite" anstrebte.<br />

Warum allerdings Darré und damit die<br />

Landwirtschaft hohe Aufmerksamkeit bei<br />

der Stiftung Naturschutzgeschichte finden,<br />

das Jagd- und Forstwesen aber bis jetzt<br />

nur wenig beleuchtet wird, rief bei vielen<br />

Naturschützern Kritik hervor.<br />

Kollaboration von Landschaftsplanern<br />

mit dem nationalsozialitischen Staat<br />

Insgesamt verdeutlichte die Tagung die<br />

engen Bezüge zwischen der Institutionalisierung<br />

von Landschaftsplanung und<br />

Raumordnung in der NS-Zeit und ihrer<br />

Einbindung in die verbrecherische NS-<br />

Politik. Eines der dunkelsten Kapitel dabei<br />

ist die Mitwirkung von Garten- und Landschaftsplanern<br />

am "Generalplan Ost", der<br />

in engem Zusammenhang mit der Herausbildung<br />

der Raumordnung in D<strong>eutschland</strong><br />

steht. Die Landschaftsarchitekten Gert<br />

Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn -<br />

deren Fehlen auf der Tagung Verwunderung<br />

auslöste - haben die aktive Mittäterschaft<br />

ehemaliger Fachvertreter erstmals<br />

in den 80er Jahren beschrieben.<br />

Die Kollaboration von Landschaftsarchitekten<br />

und NS-Staat zeigte auch Thomas<br />

Zeller von der Universität Maryland (USA)<br />

am Beispiel des "Reichslandschaftsanwaltes"<br />

Alwin Seifert. Mit der Berufung von<br />

Gartenarchitekten als Landschaftsanwälte<br />

<strong>beim</strong> Autobahnbau bekam der im Reichsforstministerium<br />

angesiedelte Naturschutz<br />

professionelle Konkurrenz. Diese begannen<br />

nun die Themen Landschaftspflege<br />

und Naturschutz für sich zu beanspruchen.<br />

Zum Ende des "Dritten Reiches"<br />

hatten sich mit dem Naturschutz im<br />

Reichsforstministerium, den Landschaftsanwälten<br />

<strong>beim</strong> Autobahnbau und den<br />

Beteiligten am "Generalplan Ost" drei<br />

Zentren gebildet, deren Vertreter im<br />

Nachkriegsd<strong>eutschland</strong> die Weiterentwicklung<br />

der Fachgebiete Naturschutz und<br />

Landschaftsplanung prägten. �<br />

<strong>Der</strong> Umgang der beiden deutschen<br />

Staaten mit dem Erbe nach 1945<br />

Das Reichsnaturschutzgesetz galt nach<br />

1945 im Westen D<strong>eutschland</strong>s fort und<br />

wurde erst 1976 durch das Bundesnaturschutzgesetz<br />

abgelöst. Das 1954 verabschiedete<br />

DDR-Naturschutzgesetz wurde<br />

auf der Tagung nicht behandelt.<br />

Eine offene Debatte, so Jens Ivo Engels<br />

von der Universtät Freiburg, habe unter<br />

Naturschützern der Bundesrepublik auf<br />

G<strong>rund</strong> der personellen Kontinuität kaum<br />

stattgefunden. Ab den 70er Jahren habe<br />

der Naturschutz unter dem breiten Dach<br />

des Umweltschutzes agiert, der in der<br />

Öffentlichkeit als neu, also historisch<br />

unbelastet, galt.<br />

Wie Andreas Dix von der Universität Bonn<br />

ausführte, war das Jahr 1945 auch in der<br />

sowjetischen Besatzungszone weder<br />

personell noch planerisch ein Neubeginn.<br />

Dort wurden ehemalige Landschaftsanwälte<br />

wie Otto Rindt oder Werner Bauch tätig.<br />

Uneinigkeit bestand über die Rolle weiterer<br />

Naturschützer wie Reinhold Lingner<br />

und Georg Bela Pniower, die beide während<br />

der NS-Zeit Berufsverbot hatten bzw.<br />

zwangsverpflichtet wurden. Während Dix<br />

auch bei ihnen eine fachliche Kontinuität<br />

sah, widersprach der Landschaftsplaner<br />

Axel Zutz. Pniower habe als einer der<br />

wenigen in der DDR die NS-Verstrickungen<br />

des Naturschutzes thematisiert.<br />

Ein aktuelles Beispiel für den undifferenzierten<br />

Umgang mit deutscher Geschichte<br />

lieferte Rüdiger Haufe von der Stiftung<br />

Weimarer Klassik. Im Juli 2001 wurde in<br />

Jena der 1945 zwangsaufgelöste "Bund<br />

der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden"<br />

mit Unterstützung führender<br />

Landes- und Kommunalpolitiker wieder<br />

gegründet. Sein Vorläufer gehörte zu<br />

jenen konservativ-völkisch ausgerichteten<br />

Gruppierungen, die geistig gegen die<br />

Weimarer Republik mobil machten und<br />

sich nach 1933 willig in das NS-System<br />

einfügten. Für Exponenten dieses Bundes<br />

wie Julius Kober, der überzeugter NS-<br />

Anhänger gewesen sei, so Haufe, fänden<br />

inzwischen Gedenkwanderungen statt.<br />

Das Beispiel zeigt die Notwendigkeit einer<br />

offensiven Auseinandersetzung mit der<br />

Geschichte des Naturschutzes vor 1945.<br />

Die Tagung war dazu eine erste Standortbestimmung.<br />

��<br />

Gastautorin: Regine Auster,<br />

Stiftung der Naturschutzgeschichte


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Bestandsaufnahme im<br />

"Grünen Band"<br />

Äußerst wertvolle Naturräume an der<br />

ehemaligen innerdeutschen Grenze<br />

<strong>Der</strong> BUND hat eine Bestandsaufnahme<br />

der schützenswerten Lebensräume entlang<br />

der ehemaligen deutsch-deutschen<br />

Grenze vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass 41 Jahre nach dem Mauerbau auf<br />

dem früheren Grenzstreifen ungewollt<br />

außergewöhnlich viele wertvolle Naturschätze<br />

vorhanden sind. Um dieses "Grüne<br />

Band" zu schützen, bietet der Umweltverband<br />

eine "Grüne Aktie" an, mit deren<br />

Erlösen Teilstücke aufgekauft werden<br />

sollen. Dadurch wurden bisher mehr als<br />

120 Hektar für den Biotopschutz gesichert.<br />

Um den aktuellen Zustand der Biotope auf<br />

dem ehemaligen Grenzstreifen zu ermitteln<br />

und Schutzkonzepte zu erarbeiten,<br />

nahm der BUND eine Bestandsaufnahme<br />

der seltenen Tier- und Pflanzenarten im<br />

"Grünen Band" vor. Dabei wurden über 80<br />

verschiedene Biotoptypen erfasst. Knapp<br />

die Hälfte der Fläche des Grünen Bandes<br />

besteht aus Biotopen, die als gefährdet<br />

eingestuft werden. In einigen ausgewählten<br />

Gebieten wurden auch Tier- und<br />

Pflanzenarten aufgenommen. Dabei wurden<br />

1044 Arten nachgewiesen, die in<br />

D<strong>eutschland</strong> gefährdet oder vom Aussterben<br />

bedroht sind.<br />

Durch die Vielfalt der Biotope bietet das<br />

Grüne Band Rückzugsräume für seltene<br />

Tiere wie Laubfrosch, Braunkehlchen,<br />

Raubwürger und Wachtelkönig. Das Gebiet<br />

ist vor allem durch Flächenverkäufe, landwirtschaftliche<br />

Eingriffe und Straßenbauprojekte<br />

bedroht. ��<br />

Illegale Papageien-Importe<br />

90% der eingeführten Tiere werden<br />

illegal der freien Natur entnommen<br />

Noch immer stammen neun von zehn<br />

importierten Papageien aus freier Wildbahn.<br />

Dies zeigt eine aktuelle Analyse der<br />

Artenschutzorganisation Pro Wildlife.<br />

Zwischen 1995 und 2000 führte D<strong>eutschland</strong><br />

43.000 der geschützten Vögel ein,<br />

obwohl für viele Arten kaum Informationen<br />

über die Bestände in der Natur und die<br />

Folgen des Massenhandels vorliegen.<br />

Nach den Skandalen im Wildvogelhandel<br />

der 80er Jahre sei die Tatsache, dass<br />

Amazonen, Graupapageien oder Kakadus<br />

noch immer "in großen Zahlen und mit<br />

zum Teil horrenden Verlusten der Wildnis<br />

entrissen" würden, völlig in Vergessenheit<br />

geraten, sagte Daniela Freyer von Pro<br />

Wildlife. Auf einer Artenschutzkonferenz im<br />

Herbst stehen strengere Schutzmaßnahmen<br />

für verschiedene Papageien zur<br />

Diskussion.<br />

Die am häufigsten nach D<strong>eutschland</strong><br />

importierten Papageienarten sind Mohrenkopf-<br />

und Graupapageien aus Afrika.<br />

Auch Aras und Amazonen aus Lateinamerika<br />

sowie Kakadus aus Asien gehören zur<br />

Importware. Fast 11.000 Graupapageien<br />

und 13.000 Mohrenkopfpapageien gelangten<br />

zwischen 1995 und 2000 nach<br />

D<strong>eutschland</strong>. Die meisten Tiere stammen<br />

aus Kamerun, Zaire, Sierra Leone, Senegal,<br />

Guinea und Kongo. Die Verlustraten<br />

<strong>beim</strong> Fang und während der "Zwischenlagerung"<br />

<strong>beim</strong> Exporteur betrügen 40%<br />

bis zu 100%, so Pro Wildlife. Trotzdem<br />

fänden Importe nach D<strong>eutschland</strong> auch<br />

weiterhin in großer Zahl statt. ��<br />

• Naturschutz und<br />

Nationalsozialismus<br />

Universität Bielefeld, Prof. Dr. Joachim<br />

Radkau, Bultkamp 16, 33611 Bielefeld<br />

Tel. 0521 / 8752853<br />

eMail:<br />

jradkau@geschichte.uni-bielefeld.de<br />

Internet: www.joachim-radkau.de/<br />

index_kongress.html<br />

(Kongressreader erscheint im Herbst)<br />

• Bestandsaufnahme im<br />

"Grünen Band"<br />

BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />

eMail: bund@bund.net<br />

Internet: www.bund.net<br />

• Illegale Papageien-Importe<br />

Pro Wildlife e.V., Gräfelfinger Str. 65,<br />

81375 München<br />

Tel. 089 / 81299-507, Fax -706<br />

eMail: mail@prowildlife.de<br />

Internet: www.prowildlife.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��31�


Naturschutz, Wald ����<br />

Neues Kriterium für Erhalt der<br />

Artenvielfalt<br />

"Nationale Verantwortlichkeit"<br />

ergänzt Rote Listen<br />

Nach Einschätzung des Bundesamtes für<br />

Naturschutz (BfN) und des Umweltforschungszentrums<br />

Leipzig-Halle (UFZ) ist<br />

der Erhalt der Biologischen Vielfalt eines<br />

der drängendsten globalen Umweltprobleme<br />

geblieben. Auch zehn Jahre nach<br />

dem Erdgipfel in Rio de Janeiro gehe die<br />

Artenvielfalt zurück. Wolle man zu weltweit<br />

tragfähigen Schutzkonzepten kommen,<br />

müsse sich jede Nation die Frage stellen,<br />

für welche Arten ihr eine besondere Verantwortung<br />

zukomme, wenn es darum<br />

gehe, den Weltbestand einer Art und<br />

deren genetische Vielfalt zu sichern.<br />

In D<strong>eutschland</strong> wurde nun ein Kategorien-<br />

und Kriterienschlüssel der Verantwortlichkeit<br />

für Tierarten eingeführt und in einer<br />

Studie modellhaft erprobt. Für Pflanzen<br />

gibt es diesen bereits. Das Ergebnis ist<br />

eine von UFZ, BfN und der Martin-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg erarbeitete<br />

Veröffentlichung, in der die Verantwortlichkeit<br />

D<strong>eutschland</strong>s für Amphibien- und<br />

Reptilienarten dargestellt wird.<br />

Jeder Staat trägt eine besondere Verantwortung<br />

für jene Populationen, deren<br />

Erhalt im Bezugsraum für das weltweite<br />

Überleben dieser Art von großer Bedeutung<br />

ist. Dies betrifft in erster Linie Arten,<br />

von denen bedeutende Arealanteile oder<br />

isolierte Vorposten mit genetischen Besonderheiten<br />

in dem jeweiligen Staat<br />

liegen. Aber auch für die Erhaltung einzelner<br />

Populationen von Arten, die weltweit<br />

gefährdet sind, besteht eine besondere<br />

Verantwortlichkeit. Die Wissenschaftler<br />

unterscheiden dabei drei Stufen.<br />

Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s für<br />

Amphibien- und Reptilienarten<br />

Nicht für alle Arten, für die eine nationale<br />

Verantwortlichkeit aufg<strong>rund</strong> der "arealkundlichen<br />

Analyse" festgestellt wird,<br />

besteht jedoch sofortiger Handlungsbedarf,<br />

da auch ungefährdete Arten darunter<br />

fallen können, die nicht auf der Roten<br />

Liste stehen (wie z.B. der Bergmolch). Die<br />

Roten Listen und die Verantwortlichkeitseinstufung<br />

stellen damit unabhängige<br />

Bewertungssysteme dar, die sich gegenseitig<br />

ergänzen, denen jedoch unterschiedliche<br />

Philosophien zug<strong>rund</strong>e liegen.<br />

�<br />

32�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Rote Listen als Verzeichnisse ausgestorbener,<br />

verschollener und gefährdeter<br />

Arten haben sich bewährt und bleiben<br />

äußerst wichtige und unverzichtbare<br />

Bewertungsinstrumente für den Naturschutz.<br />

Angesichts der für Artenschutzzwecke<br />

nur begrenzt zur Verfügung stehenden<br />

Mittel kann jedoch die Einschätzung<br />

der Verantwortlichkeit ein wichtiges<br />

Kriterium für die Prioritätenfindung auf<br />

Bundesebene sein.<br />

Schutz der Herpetofauna:<br />

D<strong>eutschland</strong> in der Pflicht<br />

Die deutsche Herpetofauna stellt mit 21<br />

Amphibien- und 14 Reptilienarten eine<br />

Tiergruppe von übersichtlicher Größe dar,<br />

die allerdings besondere Aufmerksamkeit<br />

in der Öffentlichkeit genießt. Sie wurde<br />

daher als prädestiniert angesehen, neue<br />

Naturschutz-Konzepte modellhaft zu<br />

erproben. Die Amphibien und Reptilien<br />

gehören zu den hier am stärksten gefährdeten<br />

Tiergruppen. Über 70% aller in der<br />

Bundesrepublik vorkommenden Arten sind<br />

als gefährdet oder extrem selten in der<br />

Roten Liste eingestuft. Eine starke Verantwortlichkeit<br />

D<strong>eutschland</strong>s besteht für<br />

insgesamt fünf Amphibienarten, darunter<br />

Bergmolch, Kammmolch und Gelbbauchunke.<br />

Eine besondere Verantwortung<br />

trägt die Bundesrepublik für den Springfrosch<br />

im Nordosten des Landes und bei<br />

fünf Reptilienarten, darunter Smaragdeidechse<br />

und Äskulapnatter.<br />

Bei der Prioritätensetzung für Naturschutzmaßnahmen<br />

halten es die Autoren<br />

der Studie für wünschenswert, dass sowohl<br />

die nationale Verantwortlichkeit als<br />

auch die Gefährdungssituation (Rote<br />

Liste) neben den rechtsverbindlichen<br />

internationalen Verpflichtungen berücksichtigt<br />

werden. Sie plädieren deshalb<br />

dafür, auch für weitere Tiergruppen die<br />

Ermittlung der Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s<br />

in Angriff zu nehmen. ��<br />

Artenvielfalt braucht Brücken<br />

in der Agrarlandschaft<br />

Bedeutung von Hecken, Feldrainen<br />

und Gräben untersucht<br />

Eine im Juli vom Bonner Institut für Landwirtschaft<br />

und Umwelt (ilu) veröffentlichte<br />

Studie belegt die Bedeutung von Biotopen<br />

wie Hecken, Feldrainen oder Grabensystemen<br />

in der Kulturlandschaft. Sie böten<br />

ebenso wie im Vertragsnaturschutz bewirtschaftete<br />

bzw. gepflegte Flächen<br />

wertvolle Lebensräume für die Tier- und<br />

Pflanzenwelt. Nach Ansicht der Autoren ist<br />

jedoch entscheidend, dass solche Strukturelemente<br />

nur geringen Eingriffen unterliegen,<br />

etwa durch Pflegemaßnahmen wie<br />

Mähen. Auf solchen Arealen biete es sich<br />

sogar an, Pflegemaßnahmen eventuell nur<br />

alle zwei bis drei Jahre durchzuführen.<br />

Ökolandbau allein genügt nicht<br />

Bei der Diskussion um den Rückgang<br />

verschiedener Tier- und Pflanzenarten<br />

komme dabei der Land- und Forstwirtschaft<br />

als mit großem Abstand wichtigstem<br />

Flächennutzer eine herausragende<br />

Bedeutung zu, so der Bonner Geobotaniker<br />

Prof. Dr. Wolfgang Schumacher. Allerdings<br />

sei keine Form der heutigen Landwirtschaft<br />

- weder die konventionelle oder<br />

integrierte noch die ökologische - in der<br />

Lage, die regionaltypische Biodiversität<br />

auch nur annähernd zu erhalten. Dies<br />

treffe in abgeschwächter Form auch für<br />

die Forstwirtschaft zu.<br />

Erhalt der Kulturlandschaft honorieren<br />

Daher könnten Erhaltung und Förderung<br />

der Artenvielfalt in den Kulturlandschaften<br />

in der Regel nur durch eine entsprechende<br />

Honorierung erreicht und dann auf<br />

größerer Fläche von der Land- und Forstwirtschaft<br />

umgesetzt werden. Die Landnutzer<br />

seien hierzu in viel größerem<br />

Umfang bereit, als mitunter vermutet<br />

werde, sagte Schumacher. Es sei jedoch<br />

von entscheidender Bedeutung, dass<br />

gesellschaftlich erwünschte ökologische<br />

Leistungen auch leistungsgerecht bezahlt<br />

würden. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

FSC-Gütesiegel für 400.000<br />

Hektar deutschen Wald<br />

Vor allem Stadtwälder werden<br />

nachhaltig bewirtschaftet<br />

Im August hat die Waldfläche in D<strong>eutschland</strong>,<br />

die nach den Richtlinien des Forest<br />

Stewardship Council (FSC) bewirtschaftet<br />

wird, die 400.000-Hektar-Marke überschritten.<br />

Vor allem in Kommunen findet<br />

das FSC-Zertifikat für eine umweltgerechte<br />

und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung<br />

weiterhin großen Anklang. In Baden-<br />

Württemberg schlossen sich in diesem<br />

Jahr die Stadtwälder von Furtwangen,<br />

Raststatt und Schwäbisch-Hall an, in<br />

Nordrhein-Westfalen der Stadtwald von<br />

Münster. Auch die vier größten bundesdeutschen<br />

Städte bewirtschaften ihre<br />

Wälder bereits nach den international<br />

anerkannten Kriterien des FSC: <strong>Der</strong> über<br />

25.000 Hektar große Stadtwald von Berlin<br />

erhielt das FSC-Siegel im Juni, Köln und<br />

München kamen im Vorjahr hinzu, Hamburg<br />

bereits 1998. Die Hansestadt war<br />

damals der erste Zertifikatsträger in<br />

D<strong>eutschland</strong>. Die Zertifizierung der Staatsforsten<br />

in Nordrhein-Westfalen steht kurz<br />

vor dem Abschluss.<br />

Umweltgerechte Waldbewirtschaftung<br />

nimmt international zu<br />

Die FSC-Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong> geht<br />

davon aus, dass zum Jahresende ein<br />

Flächenzuwachs in vergleichbarer Größenordnung<br />

wie 2001 verzeichnet werden<br />

kann. Damals waren es über 100.000<br />

Hektar.<br />

Weltweit übertrifft die diesjährige Zunahme<br />

von knapp 5 Millionen Hektar bereits die<br />

des Vorjahres. Insbesondere die Zertifizierung<br />

des Staatswaldes von Estland sowie<br />

800.000 Hektar öffentlichen Waldes in<br />

Kanada haben zu diesem Erfolg beigetragen.<br />

Die gesamte FSC-zertifizierte Waldfläche<br />

ist nun auf über 29 Millionen Hektar<br />

angestiegen. Auf G<strong>rund</strong> der hohen Anforderungen<br />

der FSC-Standards und der<br />

jährlichen Kontrolle ihrer Einhaltung ist<br />

diese Fläche wirksam vor Vernichtung<br />

oder Raubbau geschützt.<br />

Über die internationale FSC-Datenbank auf<br />

der FSC-Internetseite kann die Liste der<br />

zertifizierten Herkunftsbetriebe nach<br />

verschiedenen Kriterien abgefragt werden.<br />

�<br />

<strong>Der</strong> Forest Stewardship Council (FSC) ist<br />

eine internationale gemeinnützige Organisation.<br />

Ihr Ziel ist, die Wälder durch ihre<br />

umweltgerechte, sozial verträgliche und<br />

ökonomisch tragfähige Bewirtschaftung zu<br />

erhalten. Dafür hat der FSC ein weltweit<br />

gültiges Gütesiegel für Holzprodukte<br />

geschaffen, das auf der Einhaltung von<br />

zehn international verbindlichen Prinzipien<br />

und Kriterien beruht. Wegbereitend für die<br />

Entwicklung des FSC war die Formulierung<br />

der Agenda 21 auf der Klimakonferenz in<br />

Rio 1992.<br />

In der FSC-Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong><br />

arbeiten alle großen Umweltverbände, die<br />

Gewerkschaften der Forst- und Holzwirtschaft,<br />

umweltbewusste Waldbesitzer und<br />

Verbände der Holzwirtschaft an einem<br />

nationalen Standard für nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

in D<strong>eutschland</strong>. ��<br />

Forstwissenschaftspreis<br />

verliehen<br />

Münchner Wissenschaftlerin wies<br />

weltweite Klimaveränderungen nach<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Forstwissenschaftspreis, mit<br />

dem alle zwei Jahre herausragende Forschungsarbeiten<br />

junger Wissenschaftler<br />

zu Erhalt, Nutzung und Funktion von<br />

Waldökosystemen ausgezeichnet werden,<br />

wird in diesem Jahr von der Universität<br />

Göttingen an Dr. Annette Menzel vergeben.<br />

Die Wissenschaftlerin von der Technischen<br />

Universität München erhält die mit<br />

12.500 Euro dotierte Auszeichnung für<br />

ihre Untersuchungen auf dem Gebiet der<br />

Phänologie, mit denen sie globale Klimaveränderungen<br />

nachgewiesen hat.<br />

Über die Wahl der Preisträger entscheiden<br />

die vier forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />

in Freiburg, München, Göttingen und<br />

Tharandt bei Dresden sowie ein Vertreter<br />

der Andreas-Stihl-Stiftung in Waiblingen,<br />

die diesen Preis finanziert. Die Preisverleihung<br />

findet zum Auftakt der Tagung<br />

"Waldumbau im globalen Wandel" statt,<br />

die die Göttinger Fakultät für Forstwissenschaften<br />

vom 9. bis 11. Oktober veranstaltet.<br />

An der Veranstaltung wird auch<br />

Verbraucherministerin Künast teilnehmen.<br />

��<br />

• Neues Kriterium für Erhalt<br />

der Artenvielfalt<br />

BfN, Konstantinstr. 110, 53179 Bonn<br />

Tel. 0228 / 8491-0, Fax -200<br />

Internet: www.bfn.de<br />

H. Steinicke et al. (2002): Bewertung<br />

der Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s für<br />

die Erhaltung von Amphibien- und Reptilienarten,<br />

Landwirtschaftsverlag,<br />

Münster 2002, 96 S.<br />

Buchhandel oder BfN-Schriftenvertrieb,<br />

Landwirtschaftsverlag, 48084 Münster<br />

Tel. 02501 / 801-300, Fax -351<br />

Internet: www.lv-h.de/bfn<br />

• Artenvielfalt braucht<br />

Brücken in der<br />

Agrarlandschaft<br />

Institut für Landwirtschaft und Umwelt<br />

(ilu), Prof. Dr. Wolfgang Schumacher<br />

Tel. 0228 / 97993-25, Fax -40<br />

eMail: ilu@fnl.de<br />

Internet: www.fnl.de<br />

• FSC-Gütesiegel für 400.000<br />

Hektar deutschen Wald<br />

FSC Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong>, Ulrich<br />

Malessa Postfach 58 10, 79026 Freiburg<br />

Tel: 0761/696 64-33, Fax: 34<br />

eMail: info@fsc-d<strong>eutschland</strong>.de<br />

Internet: www.fsc-d<strong>eutschland</strong>.de<br />

Internationale Datenbank im Internet:<br />

www.fsc-info.org<br />

• Forstwissenschaftspreis<br />

verliehen<br />

Universität Göttingen, Fakultät für<br />

Forstwissenschaften und Waldökologie,<br />

Prof. Dr. Klaus Gladow, Büsgenweg 5,<br />

37077 Göttingen<br />

Tel. 0551 / 39-3472, Fax -9787<br />

eMail:<br />

dekanat.forst@uni-goettingen.de<br />

Internet: www.uni-forsdt.gwdg.de/fwt<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��33�


Tierschutz ����<br />

Kampfhundeverordnung von<br />

Niedersachsen nichtig<br />

Urteil des Bundesverwaltungsgerichts<br />

ist Signal für andere Bundesländer<br />

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege<br />

dafür, dass von bestimmten Hunderassen<br />

eine erhöhte Gefahr ausgeht. Mit dieser<br />

Begründung hat das Bundesverwaltungsgericht<br />

in Berlin im Juli die Landeshundeverordnung<br />

von Niedersachsen für nichtig<br />

erklärt. Das Urteil bestätigt die vom <strong>Deutsche</strong>n<br />

Tierschutzbund vertretene Position.<br />

Zugleich stellt es ein Signal für andere<br />

Bundesländer dar und macht den Weg frei<br />

für eine bundeseinheitliche Regelung, wie<br />

sie der Tierschutzbund seit langem fordert.<br />

Die Gefährlichkeit von Hunden, so das<br />

Bundesverwaltungsgericht, könne nicht<br />

allein an ihrer Rassezugehörigkeit festgemacht<br />

werden. Vielmehr komme auch<br />

anderen Ursachen wie der Erziehung und<br />

Ausbildung des Hundes sowie der Eignung<br />

des Halters maßgebliche Bedeutung<br />

zu. <strong>Der</strong> bloße Verdacht allein rechtfertige<br />

das behördliche Vorgehen nicht.<br />

„Wir haben schon immer gesagt, dass die<br />

Gefährlichkeit eines Hundes nicht an der<br />

Rasse festgemacht werden kann“,<br />

kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Tierschutzbundes, das Urteil.<br />

Maßnahmen, die pauschal bei der Rassezugehörigkeit<br />

ansetzten, gingen "an der<br />

Sache vorbei". Die Kampfhundeverordnungen<br />

mit ihren Rasselisten hätten keine<br />

wissenschaftlichen G<strong>rund</strong>lage, sagte Apel.<br />

Andere Bundesländer wie Nordrhein-<br />

Westfalen, Hessen oder Brandenburg, die<br />

sich ebenfalls auf Rasselisten stützen,<br />

sollten angesichts dessen ihre Verordnungen<br />

überdenken. <strong>Der</strong> Tierschutzbund<br />

forderte einen "Runden Tisch", um ein<br />

bundesweit einheitliches Heimtiergesetz<br />

festzuschreiben, "das dem Schutz von<br />

Mensch und Tier gleichermaßen angemessen<br />

ist". �<br />

34�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Mit einem solchen Gesetz, das der Tierschutzbund<br />

seit 1990 fordert, sollen<br />

bestehende Gesetzeslücken bei Zucht,<br />

Haltung, Handel und Import von Tieren<br />

geschlossen werden. Einen zentralen<br />

Bestandteil hierbei bilden Zuchtkontrollen:<br />

Vor der Zuchtzulassung sollen die Tiere<br />

eine Wesens- und Gesundheitsprüfung<br />

ablegen müssen. Wichtig ist nach Ansicht<br />

des Tierschutzbundes auch, dass die<br />

Hunde den sozialen Umgang mit Artgenossen,<br />

anderen Tieren und Menschen<br />

erlernen. Eine Ausbildung mit abschließender<br />

Begleithundeprüfung bildet daher<br />

eine weitere Forderung. Da die Bedeutung<br />

von Haltungsfehlern für die Auslösung von<br />

Aggressivität bei Hunden nachgewiesen<br />

sei, sollten auch die Hundehalter über<br />

entsprechende Sachkenntnisse verfügen.<br />

Durch einen Sachkundenachweis sollten<br />

die Hundehalter belegen, dass sie wissen,<br />

wie sie ihr Tier artgerecht halten und<br />

versorgen können. Diese Maßnahmen<br />

stellten einen präventiven Schutz von<br />

Mensch und Hund vor Missbrauch dar, so<br />

der Tierschutzbund. Ergänzt werden soll<br />

der Maßnahmenkatalog durch eine Registrierpflicht<br />

für alle Hunde, um den Behörden<br />

ein Instrument zur Umsetzung der<br />

tierschutzrechtlichen Maßnahmen zu<br />

geben. ��<br />

Gastautorin: Heidrun Betz,<br />

<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund<br />

"Hühnerbaron" Pohlmann<br />

erneut angezeigt<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Tierschutzbund hat Strafanzeige<br />

gegen den als "Hühnerbaron" bekannten<br />

Eierproduzenten Anton Pohlmann<br />

gestellt. Pohlmann soll während seiner<br />

Bewährungszeit ständig gegen den Tierschutz<br />

verstoßen haben. Pohlmann war<br />

1996 unter anderem wegen Tierquälerei<br />

zu zwei Jahren Haft auf Bewährung, 31<br />

Millionen Mark Geldstrafe und einem<br />

lebenslangen Tierhalteverbot verurteilt<br />

worden. Seitdem tätigte der aus dem<br />

Landkreis Vechta stammende Unternehmer<br />

seine Geschäfte vornehmlich in den<br />

USA. Sein Konzern "Buckeye Egg" wuchs<br />

nach Angaben des Tierschutzbundes zum<br />

größten Eierproduzenten der Vereinigten<br />

Staaten heran. Auch in den USA sei Pohlmann<br />

mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt<br />

geraten. Pohlmann habe deshalb im Mai<br />

dieses Jahres die USA verlassen. Verurteilungen<br />

und Schadenersatzansprüche<br />

wegen Gewässerverunreinigungen, illegaler<br />

Entsorgung von Hühnerkadavern und<br />

fehlender Baugenehmigungen gegen ihn<br />

hätten sich seit 1996 auf 24 Millionen<br />

Dollar summiert. Laut Tierschutzbund will<br />

Pohlmann nun in Tschechien und Ungarn<br />

"gigantische Legebatterien" für 1,8 Millionen<br />

Hühner errichten. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Hochwasser: Soforthilfe für<br />

Tierheime<br />

Den vom Hochwasser betroffenen Menschen<br />

wenigstens die Sorge um ihre<br />

Haustiere abnehmen wollen die Mitgliedsvereine<br />

und Tierheime des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Tierschutzbundes. Sie nehmen Tiere von<br />

Evakuierten auf und bringen sie in sichere<br />

Unterkünfte, bis die Halter in ihre Häuser<br />

und Wohnungen zurückkehren können.<br />

Würden die Tiere in der vom Hochwasser<br />

bedrohten Wohnung zurückgelassen,<br />

müssten sie qualvoll verhungern oder<br />

ertrinken.<br />

Viele Tierheime vor Ort sind selbst vom<br />

Hochwasser bedroht und aufs Äußerste<br />

gefordert, die hierdurch entstandenen<br />

Probleme zu bewältigen. Angesichts der<br />

Bedrohung haben die Mitgliedsvereine<br />

des Tierschutzbundes jetzt eine außerordentliche<br />

Rettungsaktion gestartet. Betroffene<br />

Tierhalter werden gebeten, sich<br />

mit ihrem örtlichen Tierschutzverein in<br />

Verbindung zu setzen, um die Rettungsmaßnahmen<br />

abzustimmen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />

Tierschutzbund als Dachverband hat die<br />

Koordinierung aller Rettungsmaßnahmen<br />

übernommen und eine 24-Stunden-Hochwasser-Hotline<br />

eingerichtet.<br />

100.000 Euro Soforthilfe für die vom<br />

Hochwasser betroffenen Tierheime hat<br />

der Tierschutzbund spontan für seine<br />

Mitgliedsvereine bereitgestellt. Die Summe<br />

reicht jedoch nur aus, um die schlimmsten<br />

Schäden zu beseitigen. <strong>Der</strong> Verband rief<br />

deshalb die Bevölkerung zu Spenden auf.<br />

Am schlimmsten betroffen sind die Tierheime<br />

in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es<br />

gelang zwar, die vereinseigenen Tierheime<br />

rechtzeitig zu evakuieren und die<br />

Tiere in privaten Pflegestellen oder anderen<br />

Tierheimen unterzubringen. Nicht zu<br />

retten waren jedoch viele Gebäude, Zwinger<br />

und Außengehege. Tierheime, die<br />

vollständig überschwemmt wurden, wie<br />

das in Eilenburg, müssen von G<strong>rund</strong> auf<br />

neu gebaut werden. ��<br />

Neues Forschungsinstitut für<br />

Tierschutz und Tierhaltung<br />

Im Juli eröffnete Bundesverbraucherministerin<br />

Renate Künast an der Bundesforschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft (FAL) in<br />

Celle das neue Institut für Tierschutz und<br />

Tierhaltung. Seine Aufgabe ist die Weiterentwicklung<br />

von Bewertungsverfahren für<br />

Haltung, Transport und Schlachtung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere.<br />

In der g<strong>rund</strong>lagenorientierten Forschung<br />

sollen innovative Indikatoren zur Bewertung<br />

der Tiergerechtheit entwickelt und<br />

ursächliche Faktoren der Belastungsreaktionen<br />

von Nutztieren untersucht werden.<br />

In der anwendungsorientierten Forschung<br />

sollen mit diesen Erkenntnissen die konkreten<br />

Auswirkungen von Haltungssystemen<br />

auf Nutztiere erforscht und Ansätze<br />

für ihre Verbesserung entwickelt werden.<br />

Die Ergebnisse sollen der Information von<br />

politischen Entscheidungsträgern, Behörden,<br />

Verbänden und der Öffentlichkeit<br />

dienen.<br />

Zum Institutsleiter wurde Dr. Lars Schrader<br />

berufen. <strong>Der</strong> Verhaltensbiologe war<br />

an der Freien Universität Berlin und zuletzt<br />

am Institut für Nutztierwissenschaften<br />

der ETH Zürich tätig. ��<br />

• Kampfhundeverordnung von<br />

Niedersachsen nichtig<br />

<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund, Dr. Heidrun<br />

Betz, Baumschulallee 15, 53115 Bonn<br />

Tel. 0228 / 60496-22, Fax -40<br />

eMail: betz@tierschutzbund.de<br />

Internet: www.tierschutzbund.de<br />

• "Hühnerbaron" Pohlmann<br />

erneut angezeigt<br />

<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund, Baumschulallee<br />

15, 53115 Bonn<br />

Tel. 0228 / 60496-0, Fax -41<br />

eMail: bg@tierschutzbund.de<br />

Internet: www.tierschutzbund.de<br />

• Hochwasser: Soforthilfe für<br />

Tierheime<br />

<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund (s.o.)<br />

24-Stunden-Hochwasser-Hotline:<br />

Tel. 0228 / 60496-20<br />

• Neues Forschungsinstitut für<br />

Tierschutz und Tierhaltung<br />

Institut für Tierschutz und Tierhaltung,<br />

Dörnbergstr. 25-27, 29223 Celle<br />

Tel. 05141 / 38-460, Fax -1849<br />

eMail: info@fal.de<br />

Internet: www.tt.fal.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��35�


Verkehr ����<br />

Lkw-Maut: Verlagerung auf<br />

die Schiene unwahrscheinlich<br />

Maut bringt mehr Geld für Verkehrswegebau,<br />

vor allem Straßenbau<br />

Nach Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />

hat der Bundesrat im März nun<br />

auch in D<strong>eutschland</strong> endlich einer leistungsabhängigen<br />

Schwerverkehrsabgabe<br />

(LSVA) - auch Lkw-Maut genannt - zugestimmt.<br />

Das entsprechende Gesetz trat<br />

damit in Kraft. Damit führt nach der<br />

Schweiz ein zweites Land in Europa eine<br />

Gebühr ein, die eine gerechtere Kostenanlastung<br />

im Straßengüterverkehr möglich<br />

macht. Allein die Tatsache der Erhebung<br />

einer Lkw-Maut voraussichtlich ab 2003<br />

ist erst einmal positiv zu sehen.<br />

Die Regelungen im Detail lassen hingegen<br />

nicht viel Gutes erwarten, und wenn mit<br />

der Lkw-Maut der Einstieg "in den Systemwechsel<br />

von der reinen öffentlichen<br />

Haushaltsfinanzierung zur (ergänzenden)<br />

Nutzerfinanzierung für die Verkehrswege"<br />

(Bundesverkehrsministerium) gelingt,<br />

dann ist leicht vorstellbar, was auf unser<br />

Land mit seinem sehr dichten Verkehrsnetz<br />

zukommen wird. Denn in den letzten<br />

fünf Jahren ist die Zunahme der Siedlungs-<br />

und Verkehrsfläche mit täglich 129<br />

ha noch größer geworden als zuvor<br />

(1993-1997: 120 ha/Tag).<br />

3,4 Mrd Euro Maut-Einnahmen jährlich<br />

Die Lkw-Maut wird strecken-, emissions-<br />

und gewichtsabhängig für alle Lkw ab 12 t<br />

zulässigem Gesamtgewicht für zurückgelegte<br />

Strecken auf Autobahnen zu entrichten<br />

sein. Im Schnitt sind pro Autobahn-<br />

Kilometer 15 Cent zu zahlen. Moderne<br />

schadstoffärmere Modelle mit gut 11 Cent<br />

zahlen ein Viertel weniger, "Stinker" mit<br />

knapp 19 Cent ein Viertel mehr.<br />

In den Verhandlungen um die Zustimmung<br />

des Bundesrates wurde der ursprüngliche<br />

Gesetzentwurf verändert. Auf Wunsch der<br />

Länder wurde neu aufgenommen, dass<br />

das Maut-Aufkommen "zum überwiegenden<br />

Teil zweckgebunden für die Verbesserung<br />

der Verkehrsinfrastruktur verwendet"<br />

werden soll. Dem Transport-Gewerbe<br />

wurde ein Ausgleich von 300 Mio Euro<br />

jährlich durch ein Entgegenkommen bei<br />

der Mineralöl- und Kfz-Steuer zugesichert<br />

und dem Bundesfinanzministerium eine<br />

Kompensation für den Wegfall der Mittel<br />

aus der Euro-Vignette in Höhe von 800<br />

Mio Euro pro Jahr zugesagt - obwohl heute<br />

de facto nur 400 Mio Euro daraus als<br />

Einnahmen in die Bundeskasse fließen. �<br />

36�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Jährlich wird mit Maut-Einnahmen von<br />

<strong>rund</strong> 3,4 Mrd jährlich gerechnet, bis zu<br />

800 Mio Euro, fast ein Viertel, verschlingt<br />

das Betriebssystem zur Erhebung der<br />

Maut. Zieht man die Kompensationen für<br />

das Lkw-Gewerbe und den Finanzminister<br />

ab, bleiben 1,5 Mrd Euro im Jahr. Rund<br />

die Hälfte dieser "Überschüsse" sind fest<br />

in das von der Bundesregierung geplante<br />

Anti-Stau-Programm für die Jahre 2003-<br />

2007 verplant. Aus den dort vorgesehenen<br />

<strong>rund</strong> 3,7 Mrd Euro sollen zur Häfte<br />

Bundesautobahnen (1,9 Mrd) neu und<br />

ausgebaut werden, die andere Häfte soll<br />

in Investitionen für Schienen (1,4 Mrd)<br />

und Wasserstraßen (0,4 Mrd) fließen.<br />

Nur Straßenabnutzung gilt bisher als<br />

Maut-G<strong>rund</strong><br />

Das immer wieder von offizieller Seite<br />

genannte Ziel der Lkw-Maut, Güterverkehr<br />

von der Straße auf die Schiene zu verlagern,<br />

ist im Mautgesetz gar nicht explizit<br />

erwähnt und erscheint aufg<strong>rund</strong> der Ausgestaltung<br />

der Maut auch nicht erreichtbar.<br />

Die Gründe dafür sind:<br />

- Die Höhe der Maut ist viel zu gering. So<br />

hatten nicht nur Umweltverbände, sondern<br />

auch das Umweltbundesamt und<br />

die <strong>Deutsche</strong> Bahn AG eine deutlich höhere<br />

Maut gefordert. Nur ein Bruchteil<br />

seiner immensen externen Kosten - etwa<br />

durch Lärm, Unfälle oder Luftverschmutzung<br />

- werden dem Lkw angelastet. Die<br />

Maut wird nur mit den Kosten der Verkehrsinfrastruktur<br />

(Wegekosten) begründet.<br />

In der Schweiz gilt ab 2005 für<br />

einen Zehntonner immerhin eine Maut<br />

von 64 Cent pro Kilometer.<br />

- Bundesstraßen und Lkws unter 12<br />

Tonnen hätten in die Maut-Pflicht einbezogen<br />

werden müssen. Dies wäre trotz<br />

der dem angeblich entgegen stehenden<br />

EU-Wegekosten-Richtlinie (RL 1999/62/<br />

EG) möglich, da diese Ausnahmen aus<br />

Sicherheits- und Verlagerungsgründen<br />

zulässt. Jetzt ist ein Ausweichen auf<br />

Bundesstraßen und ein Umsatteln auf<br />

kleinere Lkws zu befürchten.<br />

- Die Einnahmen fließen überwiegend in<br />

den Straßenbau und fördern damit wieder<br />

den Lkw-Verkehr. Ausschließlich<br />

Schiene und Wasserstraße hätten Förderung<br />

verdient.<br />

�<br />

Von der Entstehungsgeschichte her kam<br />

es zur LSVA aufg<strong>rund</strong> der Vorschläge zu<br />

Autobahn-Nutzungsentgelten aus der<br />

Pällmann-Kommission. Das nach ihrem<br />

Vorsitzenden Wilhelm Pällmann benannte<br />

Gremium hatte auf der Suche nach neuen<br />

Wegen, um Mittel für die Verkehrsinfrastruktur<br />

zu beschaffen, unter anderem die<br />

"Umstellung der Finanzierung der Bundesverkehrswege<br />

auf Nutzerfinanzierung"<br />

und "die konsequente Anwendung des<br />

Verursacherprinzips" vorgeschlagen. Das<br />

hätte also Nutzungsentgelte für alle Fahrzeuge<br />

auf allen Fernstraßen bedeuten<br />

müssen.<br />

Die Verkehrsinfrastruktur-<br />

Finanzierungsgesellschaft<br />

In Folge der Einführung der LSVA legte<br />

die Bundesregierung im März einen Gesetzentwurf<br />

zur Errichtung einer privatwirtschaftlich<br />

organisierten Finanzierungsgesellschaft<br />

für die Verkehrsinfrastruktur<br />

vor. Mitte Mai beschloss der<br />

Bundestag das vorgeschlagene Gesetz.<br />

Damit wird erstmals eine GmbH zur Finanzierung<br />

des Anti-Stau-Programms zur<br />

Verfügung stehen. Die Gesellschaft verteilt<br />

Mittel aus der Lkw-Maut und den Abgaben<br />

der Bundeswasserstraßen und wird für<br />

Neu- und Ausbau, Betrieb und Unterhaltung<br />

von Bundesfernstraßen und Wasserstraßen<br />

sowie für Bau, Ausbau und Ersatzinvestitionen<br />

von Schienenwegen<br />

zuständig sein.<br />

Bundesrechnungshof-Kritik<br />

<strong>Der</strong> Bundesrechnungshof nannte eine<br />

private Gesellschaft parallel zur bestehenden<br />

öffentlichen Verwaltung "entbehrlich"<br />

und konnte nicht erkennen, warum diese<br />

transparenter arbeiten solle als die Verwaltung.<br />

Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit<br />

fehlten völlig. Mit dem Verweis auf die<br />

"haushaltsneutrale" Finanzierung erwecke<br />

die Bundesregierung zudem den Eindruck,<br />

der Eigenaufwand der Gesellschaft<br />

belaste nicht den Bund, sondern den<br />

Nutzer. Tatsächlich schmälere aber der<br />

Aufwand die letztlich für die Infrastruktur<br />

zur Verfügung stehenden Mittel. In der<br />

Anhörung des Bundestages sprachen sich<br />

BUND und VCD auch mit Bezug auf die<br />

Rechnungshof-Kritik gegen die zusätzliche<br />

private Gesellschaft aus. �


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Betreiber-Modelle<br />

Die Finanzierungsgesellschaft wird auch<br />

Aufgaben im Zusammenhang mit der<br />

Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung<br />

von Projekten nach dem Fernstraßenprivatfinanzierungsgesetz<br />

(FStrPriv-<br />

FinG) übertragen bekommen. Dafür darf<br />

sie Kredite im Zuge der Abwicklung von<br />

Betreibermodellen aufnehmen. Möglich<br />

geworden sind mit der Lkw-Maut auch<br />

Betreibermodelle für den mehrstreifigen<br />

Autobahnausbau. Das Modell sieht vor,<br />

Ausbau, Erhaltung, Betrieb und Finanzierung<br />

von Autobahnteilstücken befristet an<br />

einen privaten Betreiber zu übertragen.<br />

Die Nettoeinnahmen aus der Lkw-Maut<br />

werden dann im Rahmen eines Vertrages<br />

für einen befristeten Zeitraum an den<br />

privaten Betreiber weitergeleitet. Die<br />

übrigen Kosten werden aus dem Straßenbauhaushalt<br />

aufgebracht.<br />

Mit diesen Veränderungen werden die<br />

Möglichkeiten der privaten Finanzierung<br />

von Straßen weiter ausgebaut. Es ist zu<br />

befürchten, dass eine Mobilisierung privaten<br />

Kapitals in nennenswertem Ausmaß in<br />

Zukunft gelingt. Aus dieser g<strong>rund</strong>sätzlichen<br />

Überlegung und wegen der Entstehung<br />

neuer Schattenhaushalte, die dem<br />

Prinzip der Haushaltswahrheit widersprechen,<br />

ist die Privatfinanzierung von Straßenbau<br />

und die Verknüpfung mit der<br />

privaten Infrastrukturgesellschaft abzulehnen.<br />

Fazit<br />

Die Lkw-Maut ist beschlossen und wird<br />

wahrscheinlich im Laufe des Jahres 2003<br />

anlaufen, sofern das Bundeskartellamt<br />

sein Nachprüfungsverfahren Ende August<br />

positiv abschließt. Die Ausgestaltung der<br />

Maut und die Verwendung der Mittel<br />

werden zu keiner nennenswerten Verlagerung<br />

von Gütern auf die Schiene führen.<br />

Es wird in Zukunft noch mehr Geld für den<br />

Verkehrswegebau bewegt und es werden<br />

mehr Verkehrswege, insbesondere Straßen,<br />

entstehen. ��<br />

Gastautor: Stefan Lieb, UMKEHR e.V.<br />

Auto-Umweltliste 2002<br />

VCD fordert neue Grenzwerte für<br />

Lärm, Ruß und CO 2<br />

<strong>Der</strong> Verkehrsclub D<strong>eutschland</strong> (VCD) hat<br />

Anfang August seine diesjährige Auto-<br />

Umweltliste vorgestellt. Rund 400 aktuelle<br />

Automodelle wurden auf ihre Umweltverträglichkeit<br />

überprüft. Wichtigster Faktor<br />

bei der Bewertung war der Kraftstoffverbrauch<br />

und damit die Menge des ausgestoßenen<br />

Treibhausgases Kohlendioxid<br />

(CO2). Weiterhin wurden Lärm- und<br />

Schadstoffwerte berücksichtigt.<br />

Neuer Spitzenreiter ist der VW Lupo 1.4<br />

FSI und damit erstmals ein Benzinfahrzeug<br />

mit moderner Direkteinspritz-Technik.<br />

Die Gewinner des Vorjahres - der<br />

Drei-Liter-Lupo von VW und der Audi A2<br />

1.2 TDI, beides Dieselfahrzeuge - teilen<br />

sich den zweiten Platz.<br />

Dennoch will der VCD den Spitzenreiter<br />

nicht uneingeschränkt empfehlen. Mit 105<br />

PS sei der Lupo "viel zu stark motorisiert"<br />

und könne bei unökologischer Fahrweise<br />

schnell zum "Wolf im Schafspelz" werden.<br />

Auch die Zweitplatzierten hätten zwar den<br />

niedrigsten Verbrauch, jedoch fehle ein<br />

Partikelfilter gegen Dieselruß. Für den<br />

Massenmarkt seien sie außerdem zu<br />

teuer. Als Alternative bieten sich nach der<br />

VCD Auto-Umweltliste der Toyota Yaris 1.0<br />

linea eco oder der Opel Corsa ECO 1.0<br />

12V auf Platz vier und fünf an.<br />

Um den Kraftstoffverbrauch spürbar zu<br />

senken, fordert der VCD einen europaweiten<br />

Grenzwert für das Treibhausgas Kohlendioxid.<br />

Ab 2005 müsse ein verbindlicher<br />

CO2-Wert von 120 g/km gelten. Das<br />

entspreche einem Verbrauch von <strong>rund</strong><br />

fünf Litern. Alle Autos, die mehr verbrauchen,<br />

müssten mit einer Klimasteuer<br />

belegt werden. Freiwillige Selbstverpflichtungen<br />

der Autoindustrie reichten bei<br />

weitem nicht aus. Nach Ansicht des VCD<br />

muss es auch strengere Grenzwerte für<br />

Verkehrslärm geben, die sich am technisch<br />

Machbaren orientieren. Maßgeblich<br />

müssten die mit 69 Dezibel leisesten Pkw<br />

sein wie etwa der preisgünstige Toyota<br />

Yaris 1.0 linea eco. Auch Partikelfilter für<br />

Dieselfahrzeuge seien notwendig, um die<br />

Menge an krebserregenden Rußpartikeln<br />

drastisch zu reduzieren. Bislang bieten sie<br />

nur Peugeot und Citroën an. ��<br />

• Lkw-Maut: Verlagerung auf<br />

Schiene unwahrscheinlich<br />

<strong>DNR</strong>, Heike Aghte, Prenzlauer Allee<br />

230, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-87, Fax -80<br />

eMail: heike.aghte@dnr.de<br />

Faltblatt "Perspektiven für den Schienengüterverkehr<br />

- Die Lkw-Maut in<br />

D<strong>eutschland</strong> als Vorbild für Europa",<br />

kostenlos bei: Allianz pro Schiene,<br />

Chausseestr. 84, 10115 Berlin<br />

Tel. 030 / 275945-59, Fax -60<br />

eMail: allianz@proschiene.de<br />

Aus: UMKEHR e.V. (Hrsg.), Informationsdienst<br />

Verkehr (IDV), Juni 2002,<br />

Exerzierstr. 20, 13357 Berlin<br />

Tel. 030 / 4927-473, Fax -972<br />

eMail: info@umkehr.de<br />

Internet: www.umkehr.de<br />

• Auto-Umweltliste 2002<br />

VCD, Eifelstr. 2, 53119 Bonn<br />

Tel. 0228 / 9 85 85-0, Fax -10<br />

eMail: vcd-bundesverband@vcd.org<br />

Internet: www.vcd.org<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��37�


Verkehr ����<br />

Verkehrswende soll jetzt auf<br />

die Tagesordnung<br />

Angesichts der sich abzeichnenden Klimaveränderungen<br />

in D<strong>eutschland</strong> und weltweit<br />

hat die "Allianz pro Schiene" die<br />

Politik aufgefordert, den klimaschonenden<br />

Schienenverkehr stärker zu fördern. <strong>Der</strong><br />

Verkehr sei das "Klimasorgenkind Nummer<br />

eins", sagte Allianz pro Schiene-<br />

Geschäftsführer Dirk Flege. Nach Ansicht<br />

des Schienenbündnisses ist die Politik<br />

nach dem Einleiten der Energie- und<br />

Agrarwende nun <strong>beim</strong> Umsteuern in der<br />

Verkehrspolitik gefordert.<br />

Klimaschädliche Subventionen wie die<br />

Steuerbefreiung für Flugbenzin gehörten<br />

schnellstmöglich abgeschafft. Lenkungsinstrumente<br />

wie die Ökosteuer sollten "parteiübergreifend<br />

als Chance für die Verkehrsverlagerung<br />

auf die Schiene begriffen<br />

werden", so Flege. Bislang sei die<br />

Bahn im Vergleich zum Flugverkehr durch<br />

die Ökosteuer sogar benachteiligt, da sie<br />

Ökosteuern zahle, der Flugverkehr jedoch<br />

nicht.<br />

Auf Kritik stieß bei der Schienenallianz<br />

auch, dass im "Kompetenzteam" von<br />

Unions-Kanzlerkandidat Stoiber "die Verkehrspolitik<br />

bislang unter Nebensächlichkeiten<br />

abgehandelt wird".<br />

In der Allianz pro Schiene sind 16 Mitgliedsverbände<br />

zusammengeschlossen,<br />

darunter die Umweltverbände BUND und<br />

NABU, der ökologische Verkehrsclub VCD<br />

und die Gewerkschaften Transnet, GDBA<br />

und GDL. ��<br />

38�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Alleen-Kampagne<br />

Umweltminister Trittin gegen<br />

straßenferne Neupflanzungen<br />

Bundesumweltminister Trittin hat im August<br />

eine Kampagne zum Schutz von<br />

Alleen in D<strong>eutschland</strong> gestartet. Alleen<br />

seien für verschiedene Regionen wie<br />

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

zum Markenzeichen geworden, doch<br />

viele Alleen seien durch Autoabgase,<br />

Streusalz und Bauschäden gefährdet. Die<br />

Kampagne soll die ökologische, historische<br />

und kulturelle Bedeutung der Alleen<br />

einer breiten Öffentlichkeit bewusst machen<br />

und außerdem ganz konkret um<br />

Spenden für Nachpflanzungen werben.<br />

Noch im September sollen nach Angaben<br />

Trittins die ersten neuen Alleebäume<br />

gesetzt werden. Sie sollen so gepflanzt<br />

werden, dass die Kronen über der Straße<br />

zusammenwachsen. "Eine Allee ist eine<br />

Straße mit einem Laubdach. Solche Alleen<br />

sind durch nichts zu ersetzen, schon gar<br />

nicht durch straßenferne Bäume", unterstrich<br />

Trittin.<br />

Die Intenetseite www.alleen-fan.de informiert<br />

über die Bedeutung der Alleen für<br />

Naturschutz, Tourismus und Kultur, Postkarten,<br />

Plakate und Rund<strong>brief</strong>e sollen<br />

bundesweit Unterstützer und Förderer für<br />

den Erhalt der Alleen werben. Die Kampagne<br />

des Umweltministeriums wird von<br />

der Alleenschutzgemeinschaft und dem<br />

<strong>Deutsche</strong>n Tourismusverband unterstützt.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />

Alleen durch den beschleunigten Verkehrsausbau<br />

zunächst in Westd<strong>eutschland</strong>,<br />

nach der Wende zum Teil auch in<br />

Ostd<strong>eutschland</strong> abgeholzt. Vielfach ist der<br />

Erhalt bestehender Alleen dem Engagement<br />

von Bürgerinitiativen und Verbänden<br />

zu verdanken. ��<br />

Neue ICE-Verbindung Köln-<br />

Frankfurt<br />

NABU: ICE in Ballungsräumen<br />

alternativlos, aber nicht generell<br />

<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) hat die<br />

Ende Juli eröffnete neue ICE-Strecke zwischen<br />

Köln und Frankfurt im G<strong>rund</strong>satz<br />

begrüßt. Zwar habe die neue Trasse viele<br />

Wunden in die Natur geschlagen, sagte<br />

NABU-Präsident Jochen Flasbarth, für die<br />

verkehrspolitische Notwendigkeit einer<br />

attraktiven Verbindung zwischen den<br />

Ballungsräumen Rhein-Ruhr und Rhein-<br />

Main sei der ICE im Vergleich zu Flugzeug<br />

oder Auto aber ohne echte Alternative.<br />

Flasbarth warnte jedoch davor, ICE-Hochgeschwindigkeitstrassen<br />

als Allheilmittel<br />

für umweltverträgliche Mobilität zu betrachten.<br />

In jedem Einzelfall sei eine genaue<br />

Prüfung der ökonomischen, ökologischen<br />

und verkehrspolitischen Konsequenzen<br />

erforderlich. Die Bahn und die<br />

Bundesländer müssten ihrer verkehrspolitischen<br />

Verantwortung gerecht werden<br />

und auch die regionalen Angebote<br />

verbessern. Flasbarth: "Als zweites Flugzeug<br />

hat die Bahn bei uns keine Zukunft."<br />

<strong>Der</strong> NABU bewertete das zwischen Köln<br />

und Frankfurt angewandte Prinzip der<br />

Trassenbündelung von Schiene und Autobahn<br />

als vernünftig. Es solle auch auf<br />

andere Streckenneubauten angewendet<br />

werden, etwa zwischen Frankfurt und<br />

Würzburg. Die hier vorgesehene Streckenführung<br />

durch den Spessart sei nicht<br />

akzeptabel. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Bundesrat gegen Maut- und<br />

Fernstraßengesetz<br />

<strong>Der</strong> Bundesrat hat im Juli der Änderung<br />

des Bundesfernstraßengesetzes seine<br />

Zustimmung verweigert. Er kritisierte<br />

insbesondere, dass der Bund eine Bundesfernstraße<br />

nach Verlust ihrer überörtlichen<br />

Verkehrsbedeutung innerhalb eines<br />

Jahres einseitig nach Fristsetzung einziehen<br />

kann. Bei der Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />

hatte der Bundesrat<br />

die Auffassung vertreten, die einseitige<br />

Fristsetzung entspreche nicht dem vom<br />

Bundesverfassungsgericht geforderten<br />

"partnerschaftlichen Miteinander".<br />

Beim Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz<br />

konnte sich der Bundesrat<br />

im Vermittlungsausschuss nicht mit<br />

seiner Forderung durchsetzen, die von<br />

der neuen Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />

eingenommenen Lkw-<br />

Mautgebühren ausschließlich nach den<br />

Entscheidungen des Bundesverkehrsministeriums<br />

im Benehmen mit den Ländern<br />

zur Finanzierung von Bundesverkehrswegen<br />

einzusetzen. ��<br />

Bündnis für Straßenbau<br />

Eine Initiative für mehr Investitionen in die<br />

Verkehrsinfrastruktur ist im Juli von deutschen<br />

Wirtschafts-, Verkehrs- und Arbeitgeberverbänden<br />

gegründet worden. Unter<br />

den Namen "Pro Mobilität" fordert sie<br />

angesichts des "Besorgnis erregenden"<br />

Zustandes des Straßennetzes in D<strong>eutschland</strong><br />

jährlich 2,5 Milliarden Euro für den<br />

Erhalt und den Ausbau der Fernstraßeninfrastruktur.<br />

<strong>Der</strong> Initiative gehören nach<br />

eigenen Angaben die wichtigsten Verbände<br />

der Wirtschaft, des Straßenverkehrs,<br />

der Automobil-, Bau- und Mineralölindustrie<br />

an, darunter ADAC, BDI und VDA. Sie<br />

verlangen nachdrücklich eine höhere<br />

Priorität für die Straße. �<br />

Regeln für Velotaxen<br />

Bundesverkehrsminister Bodewig will<br />

Velotaxen zum bundesweiten Durchbruch<br />

verhelfen. Eine mit den Bundesländern<br />

abgestimmte Genehmigungsempfehlung<br />

soll noch in diesem Jahr in Kraft treten,<br />

damit Velotaxi-Unternehmen die erforderlichen<br />

Ausnahmegenehmigungen möglichst<br />

unbürokratisch erhalten. Bisher<br />

fahren die Fahrradtaxen meist nur in<br />

größeren Städten, wo es viele Busspuren<br />

gibt, die auch von Radfahrern benutzt<br />

werden dürfen. In anderen Orten stoßen<br />

Taxi-Unternehmen oft auf bürokratische<br />

Hindernisse, weil es keine einheitlichen<br />

Regeln für den Betrieb von Velotaxen gibt.<br />

�<br />

• Verkehrswende soll jetzt auf<br />

die Tagesordnung<br />

Allianz pro Schiene, Dirk Flege, Chausseestr.<br />

84, 10115 Berlin<br />

Tel. 030 / 275945- 61, Fax - 60<br />

eMail: info@allianz-pro-schiene.de<br />

Internet: www.allianz-pro-schiene.de<br />

• Alleen-Kampagne<br />

BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />

Tel. 01888/305-2010, Fax -2016<br />

eMail: presse@bmu.de<br />

Internet: www.alleen-fan.de<br />

• Neue ICE-Verbindung Köln-<br />

Frankfurt<br />

NABU, H.-Rabius-Str. 26, 53225 Bonn<br />

Tel. 0228 / 4036-0, Fax -200<br />

eMail: nabu@nabu.de<br />

Internet: www.nabu.de<br />

• Bundesrat gegen Maut- und<br />

Fernstraßengesetz<br />

Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz<br />

- VIFGG:<br />

Drucksache 609/02 (Beschluss)<br />

Fünftes Gesetz zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes<br />

(5. FStrÄndG):<br />

Drucksache 610/02 (Beschluss)<br />

Siehe auch Seite 36<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��39�


Wasser ����<br />

"Flutkatastrophe muss Anlass<br />

für mehr Naturschutz sein"<br />

Umweltschützer fordern jetzt<br />

wirksamen Natur- und Klimaschutz<br />

Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe<br />

in Mitteleuropa haben Umweltverbände<br />

und -behörden zu mehr Klimaschutz<br />

und einem anderen Umgang mit den<br />

Flüssen gemahnt.<br />

<strong>Der</strong> Naturschutz müsse sowohl an den<br />

Flüssen als auch bei der Landnutzung<br />

einen größeren Stellenwert erhalten,<br />

sagte der Präsident des Bundesamtes für<br />

Naturschutz (BfN), Hartmut Vogtmann.<br />

Flussbegradigungen, die intensive Landnutzung,<br />

die Flächenversiegelung und das<br />

nach wie vor hohe Niveau der Waldschäden<br />

in den Hochlagen der Mittelgebirge<br />

hätten zu den katastrophalen Auswirkungen<br />

der Fluten beigetragen.<br />

Renaturierung der Auen verbindet<br />

Naturschutz und Hochwasservorsorge<br />

Dramatisch ist nach Auffassung des BfN<br />

der Verlust der Auen und damit der natürlichen<br />

Überschwemmungsflächen durch<br />

Staustufen, Kanalisierung und Regulierung<br />

sowie Deichbauten. Am deutschen Abschnitt<br />

der Elbe seien nur noch etwa 15<br />

bis 20% der natürlichen Überschwemmungsflächen<br />

erhalten. Dies müsse rückgängig<br />

gemacht werden. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie,<br />

die derzeit in deutsches<br />

Recht umgesetzt wird, biete dafür gute<br />

Voraussetzungen.<br />

Auch die derzeitige Form der Bodenbearbeitung<br />

vergrößert laut BfN die Hochwasserrisiken.<br />

In Verbindung mit der Monotonie<br />

der Fruchtfolgen in der intensiven<br />

Landwirtschaft werde der Boden verdichtet<br />

und das Wasseraufnahmevermögen<br />

vermindert. Dies geschehe auf der gesamten<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche - der<br />

Hälfte der Landesfläche. Hier seien die<br />

Fruchtfolgen und Produktionstechniken<br />

des ökologischen Landbaus eindeutig<br />

vorteilhafter, sagte der BfN-Präsident.<br />

Dagegen verwies der <strong>Deutsche</strong> Bauernverband<br />

auf den hohen Flächenverbrauch<br />

in D<strong>eutschland</strong> durch "Zubetonierung und<br />

Überbauung von täglich 130 Hektar landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen". Die Bundesregierung<br />

müsse Maßnahmen für ein<br />

konsequentes Flächenmanagement<br />

ergreifen, zu denen auch das Entsiegeln<br />

von Flächen gehöre. �<br />

40�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Schröder und Stoiber sollen neue<br />

Flusspolitik zur Chefsache machen<br />

Einen Katalog von mittel- und langfristigen<br />

Maßnahmen zur Hochwasservorsorge<br />

legte der BUND vor. Noch vor der Bundestagswahl<br />

müssten vor allem für Elbe<br />

und Donau auf politischer Ebene die<br />

Weichen neu gestellt werden. Kanzler<br />

Schröder und Kanzlerkandidat Stoiber<br />

wurden aufgefordert, die Flussausbaupläne<br />

für beide Flüsse sofort zu stoppen. <strong>Der</strong><br />

vorbeugende und ökologisch verträgliche<br />

Hochwasserschutz müsse angesichts der<br />

Flutkatastrophen an Elbe und Donau jetzt<br />

Chefsache werden.<br />

BUND-Elbeexperte Dr. Ernst Paul Dörfler<br />

sagte, wenn das Hochwasser vorbei sei,<br />

wolle "die Kanallobby weitermachen wie<br />

bisher". Ausbaumaßnahmen an Elbe,<br />

Saale, Havel, Oder, Ems und Donau seien<br />

geplant. Angeblich seien nur größere<br />

Binnenschiffe konkurrenzfähig zu Straße<br />

und Bahn. Die Kanalisierung der Flüsse<br />

sei aber weder transporttechnisch noch<br />

wirtschaftlich vertretbar, "ökologisch ist<br />

sie sowieso ein Desaster." Außerdem<br />

fordert der BUND, das Bauen in hochwassergefährdeten<br />

Bereichen generell zu<br />

verbieten und Ausgleichsflächen für bereits<br />

bebaute Flächen zu schaffen.<br />

Nachdem das Bundesbauministerium<br />

noch während des Hochwassers erklärt<br />

hatte, an den Ausbauplänen für die Elbe<br />

müsse festgehalten werden, sagte Bauminister<br />

Bodewig auf Druck von Bundeskanzler<br />

Schröder Ende August eine kritische<br />

Prüfung der Pläne zu.<br />

Umweltgerechter Hochwasserschutz<br />

weit billiger als Reparatur der Schäden<br />

Experten der Umweltstiftung WWF schätzten<br />

unterdessen, dass eine naturverträgliche<br />

Flussbewirtschaftung höchstens ein<br />

Zehntel der Reparatur der jetzt eingetretenen<br />

Schäden kosten würde. Die Rückverlegung<br />

eines Deiches, um zwei Quadratkilometer<br />

trocken gelegte<br />

Überflutungsflächen zurück zu gewinnen,<br />

kostet nach Schätzungen der<br />

Umweltorganisation <strong>rund</strong> zehn Millionen<br />

Euro. Das entspreche in etwa dem Preis<br />

für einen Kilometer Autobahn. �<br />

<strong>Der</strong> WWF forderte die Kommunen auf, bei<br />

ihrer Bauleitplanung verstärkt die Hochwassergefährdung<br />

zu berücksichtigen.<br />

Eingriffe in die Landschaft wie Flächenversiegelung<br />

und Flurbereinigungen sollten<br />

auf ihre Abfluss verschärfende Wirkung<br />

überprüft und gegebenenfalls untersagt<br />

oder zurück gebaut werden. Die Gemeinden<br />

sollten den Menschen, die bei der<br />

jetzigen Flut Haus und Hof verloren hätten,<br />

im Austausch für ihre ufernahen<br />

G<strong>rund</strong>stücke höher gelegene Bauplätze<br />

anbieten, "damit bei dem nächsten Hochwasser<br />

nicht wieder alles verloren geht".<br />

Georg Rast vom WWF-Auen-Institut forderte<br />

außerdem ein "modernes Flußmanagement,<br />

das das gesamte Einzugsgebiet<br />

der Ströme betrachtet". Die "Kleinstaaterei"<br />

<strong>beim</strong> deutschen Hochwasserschutz<br />

führe zu "absurden Situationen". So würden<br />

Deiche erhöht, und die Flut schlage<br />

weiter flussabwärts zu. Das Institut bot<br />

sein "umfangreiches Know-how für ökologischen<br />

Hochwasserschutz" an.<br />

Klimaschäden vor allem im Süden,<br />

Hauptverantwortung im Norden<br />

Durch die jüngsten Unwetter rückt auch<br />

die internationale Klimapolitik verstärkt in<br />

den Blickpunkt. <strong>Der</strong> WWF geht davon aus,<br />

dass nicht nur Hochwasser zunehmen,<br />

sondern auch Stürme, Regenfälle und<br />

Dürren immer verheerender werden.<br />

Regine Günther, Leiterin des WWF-Energiereferats,<br />

sagte, die Auswirkungen<br />

zeigten sich nicht nur in Europa, sondern<br />

vor allem im Süden der Erde. <strong>Der</strong> Schlüssel<br />

zur Lösung der Probleme liege aber in<br />

den Industrieländern. Deshalb werde eine<br />

internationale Klimastrategie mit "klaren<br />

und ehrgeizigen Zielen" zur Verminderung<br />

des Kohlendioxdausstoßes gebraucht, so<br />

Regine Günther. "Wir müssen heute in<br />

erneuerbare und effizientere Energien<br />

investieren, nur dann können wir die<br />

Schäden von morgen begrenzen."<br />

<strong>Der</strong> Bundesvorstand der Grünen erklärte,<br />

die Einführung der Ökosteuer zur schrittweisen<br />

Verteuerung des Energieverbrauchs<br />

und die Wende hin zu sparsamen<br />

Energieeinsatz und zu erneuerbaren<br />

Energien habe sich als richtig erwiesen<br />

und müsse fortgeführt werden. ��<br />

Siehe auch Seite 12.


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Umweltzentrum Dresden vom<br />

Hochwasser zerstört<br />

Umweltvereine bitten um Spenden für<br />

Wiederaufbau<br />

Mit der Dresdner Altstadt überfluteten die<br />

Hochwasser der Weißeritz und der Elbe<br />

auch das Umweltzentrum Dresden, in<br />

denen zahlreiche Umweltvereine und<br />

-projekte ihren Arbeitsplatz hatten, darunter<br />

NABU und Grüne Liga Sachsen, ökologische<br />

Kleinbetriebe sowie die umfangreiche<br />

Umweltbibliothek. Das Umweltzentrum<br />

wurde als Beispiel für die gleichberechtigte<br />

Zusammenarbeit großer und kleiner<br />

Umweltorganisationen und Initiativen<br />

unter einem Dach bekannt. Bei dem<br />

Hochwasser wurden große Teile der Gebäude<br />

vollständig überspült und zerstört.<br />

"Nichts ist mehr wie es war. Erst jetzt<br />

begreifen wir wirklich, was diese Worte<br />

bedeuten", sagte Stefanie Schwandt,<br />

Sprecherin des Umweltzentrum. "Wir<br />

wollen uns nicht in den Vorderg<strong>rund</strong><br />

spielen, wir kennen die Gesamtsituation,<br />

es ist aber auch klar: Wir werden es nicht<br />

allein schaffen", so die langjährige Umweltaktivistin.<br />

Verschiedene Arbeiten<br />

könnten aus eigener Kraft verrichtet werden,<br />

für andere sei professionelle Hilfe<br />

nötig. "Wir benötigen Werkzeuge und<br />

unzählige Arbeitsmittel, um das Haus<br />

wieder aufzubauen. Wir brauchen Geld."<br />

Spender können sich ein Bild von der<br />

Katastrophe auf der Internet-Seite des<br />

Umweltzentrums machen. Dort soll künftig<br />

über die vorangeschrittenen Arbeiten<br />

berichtet werden, damit die Spender<br />

wissen, was mit ihrem Geld geschieht.<br />

Auch 100 Biohöfe betroffen<br />

Nach Angaben des ostdeutschen Öko-<br />

Anbauverbandes Gäa sind in Sachsen<br />

etwa 100 Betriebe verschiedener Anbauverbände<br />

- 40 Prozent der Ökobetriebe<br />

des Landes - vom Hochwasser betroffen,<br />

davon 20 Betriebe sehr schwer. Die<br />

Schäden reichten von völliger Überflutung<br />

bis zu Blitzeinschlägen, Erntevernichtung<br />

und weggeschwemmter Technik. Die<br />

Schadenssummen seien noch nicht genau<br />

zu beziffern, in mehreren Fällen bedrohten<br />

sie jedoch die Existenz der Höfe. Die<br />

Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat über<br />

eine Gemeinnützige Treuhandstelle ein<br />

überverbandliches Spendenkonto eingerichtet.<br />

��<br />

Lebendige Radolfzeller Aach<br />

Zugeschütteter Mäander entstand<br />

nach Hochwasser neu<br />

Die Radolfzeller Aach ist mit einem mittleren<br />

Zufluss von 10 m³/s der viertgrößte in<br />

den Bodensee mündende Fluss. Sie ist 30<br />

Kilometer lang. 1495 fingen Menschen an,<br />

die Radolfzeller Aach an einer Stelle zu<br />

verlegen, von 1860 an geschah das<br />

systematisch. Alle Mäander am Mittellauf<br />

wurden zugeschüttet, große Teile des<br />

Flusses wurden zum Kanal. Erst 1965<br />

taten Wasserbauer der Radolfzeller Aach<br />

die letzten Scheußlichkeiten an, indem sie<br />

Mäander durchstachen.<br />

Zu Ostern 1988 brach ein Damm an<br />

einem Wehr. Die Radolfzeller Aach tat<br />

daraufhin das, was alle Flüsse in dieser<br />

Situation tun: Er bildete einen wunderschönen<br />

Mäander. <strong>Der</strong> BUND schrieb<br />

daraufhin an das Wasserwirtschaftsamt in<br />

Konstanz: Dass dies zu Ostern passiert<br />

sei, sei sicherlich "ein Fingerzeig Gottes".<br />

<strong>Der</strong> Fluss solle arbeiten, und eine "christliche<br />

Verwaltung" hätte dem Rechnung zu<br />

tragen.<br />

Kaum zu glauben, aber die Naturschutz-<br />

und Wasserwirtschaftsverwaltung tat es.<br />

Sie führte eine Bestandsaufnahme durch<br />

und entwickelte ein Konzept zur Wiedereinräumung<br />

der Natur. Seit 1991 darf der<br />

Fluss auf einer 1,4 Kilometer langen<br />

Strecke wieder arbeiten. Das tut er besonders<br />

bei hohem Wasserstand. Starke<br />

Strömung reißt dann Stücke vom Ufer ab<br />

und schichtet Kiesinseln auf. Dazwischen<br />

entstehen Flutrinnen. An einer Stelle ist<br />

der Fluss inzwischen dreimal so breit, wie<br />

er als Kanal war. Es entwickelten sich also<br />

genau die Strukturen, die sich Naturschützer<br />

wünschen. Zusätzlich wurden<br />

mehrere Flussschleifen und neben dem<br />

Fluss Wässerwiesen und 17 Blänken -<br />

ausgebaggerte flache Mulden - angelegt.<br />

Inzwischen brüten in dem renaturierten<br />

Abschnitt 11 Wat- und Wasservogelarten.<br />

43 Arten rasten, mausern oder überwintern<br />

hier, darunter viele, die in Anhang I<br />

der EU-Vogelschutzrichtlinie stehen. Die<br />

Renaturierung der Radolfzeller Aach ist<br />

also die Umsetzung der Vorgaben aus<br />

Brüssel. Sie wurde möglich aufg<strong>rund</strong> einer<br />

engen Zusammenarbeit zwischen Verbänden,<br />

Kommunen, Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung.<br />

��<br />

Gastautor: Prof. Dr. Gerhard Thielcke,<br />

<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe<br />

• "Flutkatastrophe muss<br />

Anlass für mehr Naturschutz<br />

sein"<br />

WWF-Auen-Institut, Georg Rast, Josefstr.<br />

1, 76437 Rastatt<br />

Tel. 07222 / 3807-0, Fax -99<br />

eMail: auen@wwf.de<br />

Internet: www.wwf.de<br />

BUND-Elbeprojekt, Ernst Paul Dörfler<br />

Tel./Fax 039244 / 290<br />

eMail: epd@gmx.de<br />

Internet: www.elbe-insel.de<br />

• Umweltzentrum Dresden<br />

vom Hochwasser zerstört<br />

Umweltzentrum Dresden e.V., Stefanie<br />

Schwandt<br />

Tel. 0174-6219400<br />

eMail: steffi_schwandt@web.de<br />

Internet: www.uzdresden.de<br />

Spendenkonto: 348 051 194, Stadtsparkasse<br />

Dresden, BLZ 850 551 42,<br />

Umweltzentrum Dresden e.V., Kennwort<br />

Hochwasser (für Spendenquittung<br />

Name/Adresse vollständig angeben)<br />

Hilfe für Biohöfe: Gäa, Angelika Hoppe<br />

Tel. 0351 / 4012389<br />

eMail: angelika.hoppe@gaea.de<br />

Aktuelle Situation überfluteter deutscher<br />

Biohöfe im Internet:<br />

www.biohoefe.de<br />

• Lebendige Radolfzeller Aach<br />

<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe (DUH), Güttinger<br />

Str. 19, 78315 Radolfzell<br />

Tel. 07732 / 9995-66, Fax -77<br />

eMail: dorer@duh.de<br />

Internet: www.duh.de<br />

Ein Faltblatt „Lebendige Radolfzeller<br />

Aach“ ist bei der DUH erhältlich.<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��41�


Wasser, Meere ����<br />

Tauziehen um Trinkwasser-<br />

Liberalisierung<br />

"Wenig zu gewinnen, aber<br />

möglicherweise viel zu verlieren!"<br />

Zu diesem Fazit kommt der Sachverständigenrat<br />

für Umweltfragen (SRU), der in<br />

seinem diesjährigen Jahresgutachten auch<br />

die Risiken der Privatisierung und Liberalisierung<br />

in der kommunalen Wasserwirtschaft<br />

untersucht hatte. Im Hinblick auf<br />

einen "Wettbewerb um den Markt" kommt<br />

der SRU zu äußerst kritischen Schlußfolgerungen.<br />

Beim "Wettbewerb um den Markt" geht es<br />

darum, dass die Konzessionen für die<br />

Wasserversorgung für einen bestimmten<br />

Zeitraum ausgeschrieben und an private<br />

Unternehmen vergeben werden. Vor allem<br />

die privaten Wasserkonzerne favorisieren<br />

diese Variante des "Wettbewerbs" - in der<br />

Hoffnung, dass sie dadurch zu langfristigen<br />

Konzessionsverträgen kommen. Dass<br />

es durch diese Betreiberverträge aber<br />

tatsächlich für die Endkunden zu signifikanten<br />

Preissenkungen kommt, zweifelt<br />

der Sachverständigenrat an. Ferner moniert<br />

er die "unseriösen" internationalen<br />

Wasserpreisvergleiche, mit denen die<br />

privaten Wasserversorger versuchen, die<br />

kommunale Wasserwirtschaft in schlechtes<br />

Licht zu rücken. Angesichts der unkalkulierbaren<br />

Risiken befürchtet der SRU<br />

deshalb, "dass durch eine weitere Privatisierung<br />

bzw. Liberalisierung der Wasserversorgung<br />

vermutlich nur wenig zu gewinnen,<br />

aber möglicherweise viel zu verlieren<br />

wäre".<br />

Mit dieser Warnung hat der neu besetzte<br />

Sachverständigenrat eine klare Kehrtwendung<br />

gegenüber seinem Vorgänger vollzogen.<br />

Dieser hatte sogar gefordert,<br />

künftig die Wasserentnahmerechte meistbietend<br />

zu versteigern. Im neuen Jahresgutachten<br />

steht auch, dass der SRU befürchtet,<br />

bei der Formulierung langfristiger<br />

Konzessionsverträge könnten Kommunen<br />

von den privaten Wasserversorgern über<br />

den Tisch gezogen werden. Als Alternative<br />

empfiehlt der SRU eine Kooperation der<br />

öffentlich-rechtlichen Wasserwerke zur<br />

Effizienzsteigerung. �<br />

42�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Länderwirtschaftsminister weiter für<br />

<strong>Der</strong>egulierung des Wassermarktes<br />

Ungeachtet der Vorbehalte aus der Wasserwirtschaft<br />

selbst, aus Gewerkschaften,<br />

Umweltverbänden, dem Umweltbundesamt<br />

und dem genannten Sachverständigenrat<br />

halten die Wirtschaftsminister der Bundesländer<br />

weiterhin eine <strong>Der</strong>egulierung des<br />

Wassermarktes für erforderlich - in der<br />

Gewissheit, damit "wettbewerbsfähige<br />

Wasserpreise und Abwassergebühren für<br />

Wirtschaft und private Verbraucher" erzielen<br />

zu können. Bei der letzten Wirtschaftsministerkonferenz<br />

im Mai listeten die<br />

Länderminister erneut die Argumente für<br />

die <strong>Der</strong>egulierung und Privatisierung der<br />

kommunalen Wasserwirtschaft auf. Vorrangig<br />

gehört dazu die Belastung der<br />

Abwassergebühren mit der Mehrwertsteuer,<br />

die Ermöglichung der Vollprivatisierung<br />

kommunaler Abwasserbetriebe in den<br />

Landeswassergesetzen sowie die "Prüfung<br />

der Einführung einer Ausschreibungspflicht<br />

bei der Aufgabenübertragung<br />

an Dritte".<br />

Um eine "verstärkte Einbeziehung Privater<br />

in die Wasserwirtschaft" zu erreichen, hat<br />

die Wirtschaftsministerkonferenz eine<br />

schon seit längerem tätige Ad-hoc-<br />

Arbeitsgruppe beauftragt, bis zur Konferenz<br />

im Dezember "konkret umsetzungsfähige<br />

Vorschläge" auszuarbeiten. Interessant<br />

an dem Beschluss ist, dass sich<br />

einzig Bayern bei der "Einführung wettbewerblicher<br />

Elemente in die Wasserwirtschaft"<br />

enthalten hat, während der damalige<br />

Berliner Wirtschaftssenator Gregor<br />

Gysi (PDS) für den Vorstoß stimmte. Die<br />

Wirtschaftsminister von Hessen, Niedersachsen<br />

und dem Saarland forderten<br />

sogar, dass "außerdem sorgfältig geprüft<br />

werden" müsse, ob die bislang geschützten<br />

Versorgungsgebiete der Wasserversorgungsunternehmen<br />

beseitigt werden<br />

könnten. ��<br />

Gastautor: Nikolaus Geiler,<br />

BBU, AK Wasser<br />

Grenzen der Privatisierung<br />

VKU und Umweltministerium gegen<br />

Waser- und Abfall-Liberalisierung<br />

Forderungen nach Liberalisierung und<br />

materieller Privatisierung der Wasserwirtschaft<br />

haben das Bundesumweltministerium<br />

und der Verband der Kommunalen<br />

Unternehmen (VKU) zurückgewiesen.<br />

Wasser sei als Lebensmittel keine beliebige<br />

Ware, sondern unverzichtbare Lebensg<strong>rund</strong>lage,<br />

erklärten Bundesumweltminister<br />

Trittin und VKU-Präsident Widder nach<br />

einem Gespräch über Probleme der Abfall-<br />

und Wasserwirtschaft im Juli in Berlin.<br />

Trittin sagte, die Wasserversorgung stelle<br />

traditionell eine Kernaufgabe der kommunalwirtschaftlichen<br />

Daseinsvorsorge dar.<br />

Diese dezentrale Struktur habe in der<br />

Vergangenheit eine im internationalen<br />

Vergleich beispielhafte Trinkwasserqualität<br />

und flächendeckende Versorgungssicherheit<br />

gewährleistet. <strong>Der</strong> Minister hob in<br />

diesem Zusammenhang hervor, dass die<br />

Weichenstellung, ob die Aufgabe der<br />

Wasserversorgung durch ein eigenes<br />

kommunales Unternehmen, in Kooperation<br />

mit anderen Kommunen oder durch<br />

Einbindung privater Anbieter gesichert<br />

werde, der alleinigen kommunalen Entscheidungshoheit<br />

unterliegen müsse.<br />

Auch eine vollständige Liberalisierung der<br />

Abfallwirtschaft sei weder ökonomisch<br />

noch ökologisch sinnvoll, erklärten die<br />

Gesprächspartner. Insbesondere der<br />

Hausmüllbereich solle weiterhin in kommunaler<br />

Zuständigkeit und damit öffentlicher<br />

Verantwortung verbleiben. Trittin und<br />

Widder verständigten sich auf zukünftig<br />

regelmäßige Gesprächs<strong>rund</strong>en. �<br />

Nordsee war sauberer<br />

Nach drei eher trüben Jahren sei der<br />

Sauerstoffgehalt der Nordsee Anfang dieses<br />

Sommers wieder "sehr gut", teilte das<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />

(BSH) nach einer zweiwöchigen<br />

Forschungsfahrt im Juli mit. Zum Teil sei<br />

das Wasser "ungewöhnlich klar", da die<br />

internationalen Maßnahmen zur Reduzierung<br />

des Nährstoffeintrags wirkten. Größte<br />

Problemzonen der Nordsee seien aber<br />

nach wie vor die Flussmündungen von<br />

Rhein und Elbe. Letztere werde infolge<br />

des Hochwassers die Nordsee in den<br />

nächsten Wochen wieder stark belasten.<br />

��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

82.000 <strong>beim</strong> Ersten<br />

Internationalen Elbe-Badetag<br />

82.000 Gäste besuchten die Badefeste im<br />

Rahmen des Ersten Internationalen Elbe-<br />

Badetages am 14. Juli. In 52 Städten und<br />

Gemeinden zwischen der Elbquelle im<br />

tschechischen Riesengebirge und der<br />

Mündung des Flusses in die Nordsee<br />

folgten 6.000 Menschen dem Aufruf, ein<br />

Bad in der Elbe zu nehmen. Viele Bewohner<br />

der Elbufer, Feriengäste und politisch<br />

Verantwortliche in den Elbestädten zeigten<br />

sich erfreut, dass die Gewässergüte<br />

der Elbe ein Bad in dem Fluss wieder<br />

erlaubt.<br />

Die Initiatoren des Badetages, die <strong>Deutsche</strong><br />

Umwelthilfe (DUH) und der Verlag<br />

Gruner+Jahr, zeigten sich zufrieden über<br />

die starke Beteiligung. Die Veranstalter -<br />

Städte, Gemeinden oder Verbände - hatten<br />

Volksfeste, Bademodenschauen,<br />

Feuerwehrübungen, Auftritte von Wassergeistern<br />

und Nixen oder Wettrennen mit<br />

Wasserfahrzeugen organisiert. In Hitzacker<br />

taufte eine Pastorin am Elbufer vier<br />

Kinder. In Schönebeck bei Magdeburg<br />

schwammen 350 Menschen von einem<br />

Ufer zum anderen. Viele ältere Menschen,<br />

die nach Jahrzehnten erstmals wieder in<br />

der deutlich sauberen Elbe badeten,<br />

berichteten über ihre Erinnerungen.<br />

Die Medien berichteten ausführlich. <strong>Der</strong><br />

NDR brachte mehrstündige bundesweite<br />

Fernseh- und Rundfunksendungen über<br />

den Fluss, die Tageszeitungen an der<br />

Elbe brachten den Badetag als Aufmacher.<br />

"Eine eindrucksvolle Sympathiewerbung<br />

für den Fluss," freute sich Roberto<br />

Epple, Leiter des Projekts "Lebendige<br />

Elbe". Aus dem "schmutzigen, trennenden<br />

und gefährlichen" Fluss sei ein Naturparadies<br />

und eine internationale Kulturlandschaft<br />

mit Badewasserqualität geworden.<br />

<strong>Der</strong> Schub des Badetages sei eine gute<br />

Basis, um die Elblandschaft als schützenswerten<br />

Lebensraum für Mensch und Natur<br />

weiterzuentwickeln. <strong>Der</strong> Elbe-Bade-Tag<br />

soll von jetzt an jedes Jahr begangen<br />

werden. ��<br />

Seehundsterben auch durch<br />

Umweltgifte verursacht<br />

Greenpeace: Massensterben bei<br />

Meeressäugern immer häufiger<br />

Eine der wesentlichen Ursachen für das<br />

erneute Seehundsterben in Nord- und<br />

Ostsee durch das Staupe-Virus in diesem<br />

Sommer ist laut Greenpeace die starke<br />

chemische Verschmutzung der Nord- und<br />

Ostsee. Die Umweltorganisation erklärte,<br />

als Säugetiere am Ende der Nahrungskette<br />

reicherten Robben große Mengen<br />

Schwermetalle und Dauergifte in ihrem<br />

Körper an. Das Immunsystem der Tiere<br />

werde in stark belasteten Gewässern<br />

geschwächt, so dass es sich gegen die<br />

Virusinfektion nicht ausreichend zur Wehr<br />

setzen könne. Untersuchungen zeigten,<br />

dass Seehunde in wenig belasteten Meeresgebieten<br />

die Krankheit eher überlebten.<br />

Die Giftbelastung der Tiere aus der<br />

Nord- und Ostsee ist Greenpeace zufolge<br />

derart hoch, dass die Kadaver in D<strong>eutschland</strong><br />

als Sondermüll entsorgt werden<br />

müssen.<br />

Robben seien daher "ein Indikator für den<br />

Zustand der Meere", sagte Greenpeace-<br />

Chemieexperte Manfred Krautter. Verendete<br />

Tiere bei früheren Seehundsterben<br />

wiesen höhere Belastungen mit Schwermetallen<br />

und Dauergiften wie Dioxinen,<br />

PCBs und DDT auf als überlebende Tiere.<br />

Die Tiere würden zunehmend auch durch<br />

neue Dauergifte wie bromierte Flammschutzmittel,<br />

TBT und Chlorparaffine<br />

belastet, die auch chronische Gesundheitsschäden<br />

verursachten.<br />

Meeressäuger wie Robben und Delphine<br />

wurden in den letzten Jahren verstärkt von<br />

Massensterben und schweren Viruserkrankungen<br />

heimgesucht. Am stärksten<br />

betroffen sind Bestände in stark mit Umweltgiften<br />

belasteten Meeresabschnitten<br />

wie der Nordsee oder dem Mittelmeer.<br />

Dauergifte (Fachbegriff: POPs) sind vom<br />

Menschen hergestellte organische Chemikalien,<br />

die sich in der Nahrungskette<br />

anreichern und in der Umwelt nur schwer<br />

abgebaut werden können. Viele Dauergifte<br />

haben sich so über die ganze Erde ausgebreitet.<br />

Über Luft und Flüsse gelangen<br />

sie in die Meere. Greenpeace und andere<br />

Umweltorganisation setzen sich sich für<br />

eine g<strong>rund</strong>legende Reform des EU-Chemikalienrechts<br />

und für ein globales Verbot<br />

von Dauergiften ein. ��<br />

• Tauziehen um Trinkwasser-<br />

Liberalisierung<br />

Bundesverband Bürgerinitiativen<br />

Umweltschutz (BBU), AK Wasser,<br />

BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong>, Nikolaus Geiler,<br />

Rennerstr. 10, 79106 Freiburg<br />

eMail: nik@akwasser.de<br />

Internet: www.akwasser.de<br />

Rat von Sachverständigen für Umweltfragen,<br />

Reichpietschufer 60, 10785<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 26 36 96-0, Fax -109<br />

eMail: sru@uba.de<br />

Internet: www.umweltrat.de<br />

• Grenzen der Privatisierung<br />

BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />

Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />

eMail: presse@bmu.de<br />

Internet: www.bmu.de<br />

• Nordsee war sauberer<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />

(BSH), Bernhard-Nocht-Str.<br />

78, 20359 Hamburg<br />

Tel. 040 / 3190-0, Fax -5000<br />

eMail: posteingang@bsh.d400.de<br />

Internet: www.bsh.de<br />

• 82.000 <strong>beim</strong> Ersten<br />

Internationalen Elbe-<br />

Badetag<br />

<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe (DUH), Güttinger<br />

Str. 19, 78315 Radolfzell<br />

Tel. 07732 / 9995-0, Fax -77<br />

eMail: info@duh.de<br />

Internet: www.elbebadetag.de<br />

www.duh.de<br />

• Seehundsterben auch durch<br />

Umweltgifte verursacht<br />

Greenpeace, Bereich Chemie, Manfred<br />

Krautter, Große Elbstr. 39, 22767<br />

Hamburg<br />

Tel. 040 / 306-18358, Fax -31158<br />

eMail:<br />

manfred.krautter@greenpeace.de<br />

Internet: www.greenpeace.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��43�


Verschiedenes ����<br />

Gesundheitsgefährdung durch<br />

Mobilfunksendeanlagen<br />

Industrie von Haftung ausgeschlossen<br />

Das Hamburger Umweltinstitut hat vor der<br />

elektromagnetischen Strahlung von Mobilfunksendeanlagen<br />

gewarnt. Diese liege in<br />

einem Frequenzbereich, in dem der<br />

menschliche Organismus Nervenimpulse<br />

übertrage und in dem auch hormonelle<br />

Prozesse beeinflusst würden, erklärte der<br />

wissenschaftliche Leiter des Instituts, Prof.<br />

Michael Braungart. Hauptproblem sei die<br />

Dauer der Belastung. Die Auswirkungen<br />

seien erst nach mehreren Jahrzehnten<br />

genau bestimmbar. Viele Menschen reagierten<br />

mit Verhaltensveränderungen und<br />

Kopfschmerzen, wenn ein elektromagnetisches<br />

Feld eingeschaltet werde. Die Belastung<br />

sei "ähnlich hoch wie <strong>beim</strong> Passivrauchen",<br />

so Braungart. Das Institut kritisiert<br />

zudem, dass die neuen Sendemasten<br />

in zu geringen Abständen zum Wohnbereich<br />

von Menschen aufgestellt würden<br />

und dass die Industrie von der Haftung<br />

ausgeschlossen sei.<br />

Die deutschen Mobilfunkbetreiber stützen<br />

sich dagegen auf Studien von Wissenschaftlern,<br />

die nach Angaben von T-Mobile-Sprecher<br />

Stangenberg "bestätigen,<br />

dass der deutsche Grenzwert ausreichend<br />

ist".<br />

Grüne wollen sich für mehr<br />

Transparenz einsetzen<br />

Die Grünen im Bundesag mahnten unterdessen<br />

mehr Rechte auf Information und<br />

Bürgerbeteiligung <strong>beim</strong> Mobilfunk an und<br />

forderten öffentlichen Zugang zu den<br />

Daten des Standortkatasters. Gesetzliche<br />

Regelungen seien nach wie vor notwendig,<br />

wo Selbstverpflichtungen an ihre Grenzen<br />

stießen. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen<br />

von Mobilfunkbetreibern gegenüber<br />

Kommunen und Bundesregierung hätten<br />

Verbesserungen hauptsächlich für die<br />

Kommunen gebracht, nicht aber für die<br />

Bürgerinnen und Bürger, erklärte die<br />

Grünen-Abgeordnete Ulrike Höfken. Ende<br />

des Jahres steht der erste Bericht der<br />

Betreiber über die Umsetzung einer solchen<br />

Verpflichtung an. �<br />

44�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Studie mit Telekom-Beteiligung:<br />

Mobilfunk verändert Schlafstruktur<br />

Russische Wissenschaftler haben unter<br />

Beteiligung des Leiters der biologischen<br />

Abteilung der <strong>Deutsche</strong>n Telekom AG die<br />

Gehirnströme schlafender Versuchspersonen<br />

ausgewertet, die dem elektromagnetischen<br />

Feld eines Standard-GSM-Handys<br />

ausgesetzt waren. Im Vergleich zur nichtexponierten<br />

Kontrollgruppe wurden Einflüsse<br />

auf den Schlaf und Gehirnstromveränderungen<br />

festgestellt. Die Wissenschaftler<br />

bezogen in ihre Gesamtbewertung<br />

auch bereits vorliegende Studien zu Einflüssen<br />

von Mobilfunkstrahlung auf den<br />

Schlaf ein und schlussfolgerten, dass die<br />

von Mobiltelefonen ausgehenden elektromagnetischen<br />

Felder die Schlafstruktur<br />

veränderten, wodurch unter anderem die<br />

REM-Phasen reduziert würden. Dies könne<br />

bei Menschen zur Verringerung der<br />

Anpassungsreaktionen und im Ergebnis<br />

zur Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes<br />

führen.<br />

Norbert Hankin, Sprecher der Strahlenschutzabteilung<br />

der US-Umweltbehörde<br />

EPA, hat nach einem Bericht der RCR<br />

Wireless News Ende August eingeräumt,<br />

dass die derzeitigen Strahlenschutz-<br />

Standards für Mobiltelefone zu hoch sein<br />

könnten, da sie nicht vor athermischen<br />

Effekten schützten.<br />

Nach einem Bericht der Zeitschrift Publik-<br />

Forum wurden seit den 90er Jahren mehrfach<br />

Wissenschaftler von ihren Auftrag-<br />

und Arbeitgebern unter Druck gesetzt,<br />

kritische Ergebnisse aus der Mobilfunkforschung<br />

nicht zu veröffentlichen. ��<br />

Sommerakademie diskutierte<br />

über Globalisierung<br />

Konkrete Lösungen für konkrete<br />

Probleme statt einfacher Antworten<br />

Bei der ersten Sommerakademie des<br />

globalisierungskritischen Netzwerks Attac<br />

in Marburg haben <strong>rund</strong> 1000 Aktive und<br />

Besucher teilgenommen. Fünf Tage lang<br />

diskutierten sie die unterschiedlichen<br />

Aspekte von Globalisierung. Auf 150<br />

Seminaren, Workshops und Podiumsdiskussionen<br />

wurden Ursachen neoliberaler<br />

Politik analysiert und Alternativen gesucht.<br />

Dabei sei deutlich geworden, dass es<br />

"einfache Antworten für eine bessere Welt"<br />

nicht geben könne, sondern konkrete<br />

Lösungen für konkrete Probleme gebraucht<br />

würden, sagte Pressesprecherin<br />

Eleonore Wiedenroth.<br />

Auf der Podiumsdiskussion zu "Alternativen"<br />

hob Wolfgang Sachs vom Wuppertal<br />

Institut hervor, die Globalisierung berühre<br />

den Alltag jedes Einzelnen: so sei auch<br />

die Veränderung des Geschmacks und<br />

des Konsumverhaltens ein wichtiger<br />

Schritt. Herrman Scheer, SPD-Bundestagsabgeordneter<br />

und Eurosolar-Präsident,<br />

argumentierte, der Motor der heutigen<br />

Globalisierung sei die Abhängigkeit<br />

von fossilen Energiequellen. Ein Umschwenken<br />

auf erneuerbare Energien<br />

bedeute auch Re-Regionalisierung mit all<br />

ihren positiven Folgen. Ana Esther Ceceña<br />

von der Autonomen Universität Mexico<br />

sagte, das Versprechen "Handel bringt<br />

Wohlstand" sei zu einem Albtraum für die<br />

Länder des Südens geworden und die<br />

Welthandelsorganisation ein "Vehikel für<br />

globale wirtschaftliche Dominanz". Die<br />

Malaysierin Lim Li Ching vom Third World<br />

Network forderte, den Wirkungskreis der<br />

WTO auf industrielle Güter zu beschränken.<br />

Sie appellierte an die Solidarität der<br />

Menschen des Nordens, sich bei ihren<br />

Politikern für eine gerechte Weltordnung<br />

einzusetzen.<br />

Seit den Protesten gegen den G8-Gipfel in<br />

Genua 2001 ist die Zahl der Attac-Mitglieder<br />

von 400 auf 8.000 gestiegen, <strong>rund</strong><br />

120 Ortsgruppen gründeten sich. Auch an<br />

den bevorstehenden internationalen<br />

Protesten gegen neoliberale Globalisierungspolitik<br />

auf dem Europäischen Sozialforum<br />

in Florenz im November sowie <strong>beim</strong><br />

EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember<br />

wollen sich Globalisierungskritiker aus<br />

D<strong>eutschland</strong> wieder aktiv beteiligen. Am<br />

14. September findet ein Aktionstag in<br />

Köln statt. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Naturschutzwettbewerb<br />

MUNA belohnt Ehrenamt<br />

30.000 Euro Preisgelder stehen zur<br />

Verfügung<br />

Zum zweiten Mal findet derzeit der Naturschutzwettbewerb<br />

"MUNA" (Mensch und<br />

Natur) statt. Ehrenamtliche Naturschützer<br />

können sich bis zum 6. September für<br />

"MUNA 2002" bewerben. Bewerber können<br />

formlos die schriftliche Darstellung<br />

eines Projekts, einer Initiative oder einer<br />

Aktion einsenden. Fünf Gewinner erhalten<br />

je 5.000 Euro Preisgeld, die für ihre<br />

Projekte oder andere Naturschutz-Ideen<br />

verwendet werden sollen.<br />

Neben dem ZDF und der <strong>Deutsche</strong>n Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) beteiligt sich in<br />

diesem Jahr die Reinigungsmittelfirma<br />

Werner & Mertz ("Frosch") an der Ausrichtung.<br />

Sie stiftet zur Preisverleihung am<br />

17. November im ZDF einen Zuschauerpreis.<br />

Per Telefonabstimmung kann das<br />

Publikum aus den fünf Gewinnern ein<br />

Lieblingsprojekt wählen, das dann insgesamt<br />

10.000 Euro mit nach Hause nehmen<br />

kann.<br />

Multiplikator-Effekt: 100.000 Euro zur<br />

Finanzierung von Folgeprojekten<br />

Für ebenso wichtig wie die Auszeichnung<br />

der Gewinner halten die Veranstalter die<br />

Finanzierung von Folgeprojekten nach<br />

dem Vorbild der Sieger: 100.000 Euro<br />

stellt die DBU dafür zur Verfügung. Bis zu<br />

50 Multiplikatorprojekte sollen damit<br />

gefördert werden, um die Ideen der Preisträger<br />

bundesweit zu verbreiten.<br />

Ein Preis wie MUNA sei wichtig, um die<br />

Menschen, die sich ehrenamtlich um den<br />

Naturschutz bemühen, zu bestärken und<br />

Nachahmer zu motivieren, sagte DBU-<br />

Generalsekretär Fritz Brickwedde. Ohne<br />

ehrenamtliches Engagement sei Naturschutz<br />

in D<strong>eutschland</strong> nicht denkbar.<br />

Gerade für den Naturschutz seien kleine,<br />

regionale Aktivitäten von unschätzbarem<br />

Wert. Doch auch die breitenwirksame<br />

Veröffentlichung sei von großer Bedeutung.<br />

MUNA soll nach Auskunft von Brickwedde<br />

Menschen erreichen, "die sich in<br />

ihrem Alltag sonst vielleicht nicht für den<br />

Naturschutz interessieren". Hier könne<br />

man ihnen den Wert dieser Arbeit verdeutlichen.<br />

��<br />

TBT-haltige Schiffsanstriche in<br />

D<strong>eutschland</strong> verboten<br />

Das Bundeskabinett hat Mitte August das<br />

Verbot tributylzinnhaltiger Schiffsanstriche<br />

ab Januar nächsten Jahres beschlossen.<br />

Umweltverbände wie der WWF und Greenpeace<br />

und auch das Bundesumweltministerium<br />

hatten sich seit langem für die<br />

Entlastung der Meeresumwelt von den<br />

hormonell wirksamen Giften eingesetzt.<br />

Tributylzinn (TBT) führt schon bei niedrigen<br />

Konzentrationen zur Vermännlichung<br />

bei weiblichen Meeresschnecken. Bisher<br />

werden allein in der EU jährlich 1.300<br />

Tonnen TBT in Schiffsanstrichen verwendet.<br />

Mit der Verbotsverordnung wird eine<br />

EU-Richtlinie umgesetzt. <strong>Der</strong> Verordnung<br />

muss noch der Bundesrat zustimmen. �<br />

AG Ökologie und<br />

Globalisierung gegründet<br />

Nach Entwicklungsorganisationen und<br />

Gewerkschaften haben auch Umweltorganisationen<br />

ihre Kritik an der Globalisierung<br />

formuliert. Die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft<br />

Ökologie und Globalisierung<br />

des globalisierungskritischen Netzwerks<br />

Attac will "die Zusammenhänge zwischen<br />

neoliberaler Globalisierung und Umweltzerstörung<br />

öffentlich bekannt machen",<br />

hieß es in der Einladung zu einem ersten<br />

Treffen in Frankfurt.<br />

Die 50 TeilnehmerInnen kamen aus allen<br />

Teilen der Umweltbewegung. Vertreten<br />

waren unter anderem der BUND, Greenpeace,<br />

Eurosolar, die Naturfreunde, der<br />

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz<br />

(BBU), das Wuppertal-Institut, das<br />

Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung<br />

und die Entwicklungsorganisation<br />

Urgewald.<br />

Bisher sei "zu wenig öffentlich gemacht<br />

worden, dass Globalisierung und Ökologie<br />

untrennbar verbunden sind", sagte Daniel<br />

Mittler vom BUND. Auf dem ersten Treffen<br />

wurde ein Papier über die "ökologischen<br />

Grenzen der Globalisierung" diskutiert. Die<br />

Autoren setzen sich mit den Auswirkungen<br />

des Wirtschaftswachstums, der Schuldenkrise,<br />

der Verlagerung von Produktionsstätten<br />

in Entwicklungsländer und den<br />

Folgen von Energieverbrauch und Transport<br />

auseinander. ��<br />

• Mobilfunkstrahlung<br />

verändert Schlaf und<br />

Gehirnströme<br />

Hamburger Umweltinstitut, Prof. Michael<br />

Braungart, Feldstr. 36, 20357<br />

Hamburg<br />

Tel. 040 / 43920-91, Fax -85<br />

eMail: hui@hamburger-umweltinst.org<br />

Internet:<br />

www.hamburger-umweltinst.org<br />

Publik-Forum 14/2002 (Antje Bultmann:<br />

"Strahlen, Tauben und Tumore")<br />

Tel. 06171 / 7003-0, Fax -40<br />

eMail: redaktion@publik-forum.de<br />

Gehirnstrom-Studie (engl.) im Internet:<br />

www.elektrosmognews.de/studien/<br />

brainpotentials.doc<br />

• Sommerakademie diskutiert<br />

über Globalisierung<br />

Planungsgruppe Sommerakademie<br />

Marburg, Anne Rasch<br />

Tel. 06421 / 3087-06, -08<br />

eMail: sommerakademie@<br />

attac-netzwerk.de<br />

Internet: www.attac-netzwerk.de/<br />

sommerakademie<br />

• Naturschutzwettbewerb<br />

MUNA belohnt Ehrenamt<br />

ZDF, MUNA 2002, 55115 Mainz<br />

Internet: www.dbu.de<br />

• AG Ökologie und<br />

Globalisierung gegründet<br />

AG Ökologie und Globalisierung, Sören<br />

Janssen<br />

Tel. 0177-4166487<br />

eMail: janssen@attac-netzwerk.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��45�


Verbände ����<br />

"Die Umweltbewegung hat<br />

sich institutionalisiert"<br />

Interview mit Michael Zschiesche<br />

Die Umweltbewegung ist heute institutionalisiert<br />

- und das ist auch gut so, solange<br />

sie transparent und realitätsbezogen<br />

bleibt. Dies meint Michael Zschiesche vom<br />

Unabhängigen Institut für Umweltfragen<br />

(UfU). <strong>Der</strong> 38-jährige Ökonom und Jurist<br />

arbeitet seit 1991 <strong>beim</strong> UfU, der ersten<br />

Institutsgründung in den neuen Bundesländern.<br />

Heute ist er Vorstandssprecher<br />

und Geschäftsführer. Das in Halle/Saale<br />

und Berlin ansässige gemeinnützige<br />

Forschungsinstitut arbeitet an neuen<br />

Konzepten zu Energiesparen, Verkehrslärm,<br />

Monitoring oder Umweltrecht. Mit<br />

Michael Zschiesche sprach Nick Reimer,<br />

taz-Umweltredakteur.<br />

Herr Zschiesche, wenn wir die Intensität<br />

der Umweltbewegung über die<br />

letzten Jahre verfolgen - wie verläuft<br />

die Kurve, die sich ergibt?<br />

Anfang der 90er hatte sie ein sehr hohes<br />

Niveau. Ab Mitte der 90er Jahre ging sie<br />

nach unten, inzwischen hat sie sich stabilisiert,<br />

auf recht hohem Niveau. Was als<br />

Bewegung begann, hat sich inzwischen<br />

vor allem institutionell entwickelt. Hier ist<br />

die Bewegung professioneller, aber auch<br />

gefestigter geworden - ich würde sogar<br />

sagen: institutionell abgesichert.<br />

Bewegung als Institution?<br />

Sicher verknüpft man mit "Bewegung"<br />

etwas anderes: Spontaneität, Kreativität,<br />

auch anarchistische Elemente; jedenfalls<br />

starken Veränderungswillen. Daraus wurde<br />

die Umweltbewegung anfangs sehr<br />

stark gespeist. Heute vermisst man oft<br />

solche Wesenszüge. So gesehen gibt es<br />

keine Umweltbewegung mehr. Ich aber<br />

sage: Es gibt heute eine ganz klare Andersartigkeit<br />

der Umweltbewegung. Und<br />

die hat mit Institutionalisierung zu tun.<br />

Hat Bewegung nicht etwas mit Masse<br />

zu tun? Mit Resonanz?<br />

Masse im Sinne von massivem Druck einer<br />

großen Zahl von Menschen, sicher. Unbestritten<br />

ist auch, dass die Resonanz der<br />

Umweltbewegung in der Bevölkerung<br />

heute geringer ist als Anfang der 90er<br />

Jahre. <strong>Der</strong> Resonanzboden ist aber auch<br />

anders geworden. Die Umweltprobleme<br />

sind heute komplexer, in einer anderen<br />

Dimension wahrnehmbar. Heute ist es<br />

nicht mehr der Industriekonzern, der sich<br />

durch die Dreckfahne aus seinem Schornstein<br />

verdächtig macht. �<br />

46�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Es war - aus heutiger Sicht - einfach,<br />

hierzu eine Resonanz, eine Antwort in der<br />

Gesellschaft, zu erzeugen. Gewissermaßen<br />

waren Gut und Böse erkennbar. Heute ist<br />

das nicht mehr so. <strong>Der</strong> moralische Anspruch,<br />

einst wesentlicher Impuls der Bewegung,<br />

ist nicht mehr aufrecht zu erhalten.<br />

Die Probleme sind gar nicht mehr<br />

ohne Weiteres wahrnehmbar. Ein entsprechendes<br />

G<strong>rund</strong>interesse und ein Sichdamit-Beschäftigen<br />

sind dafür notwendig.<br />

Das ist aber derzeit nur Wenigen gegeben<br />

- insofern ist der Resonanzboden kleiner<br />

geworden. Gleichzeitig ist dieser Boden<br />

heute anders geartet, weil ja auch vieles<br />

erreicht worden ist. Und damit wird der<br />

Mehrheit vorgespiegelt, alles sei bestens.<br />

Das nimmt der Umweltbewegung ein Stück<br />

Kraft, aber auch ein Stück Legitimation.<br />

Was ist heute das Umweltproblem<br />

Nummer eins?<br />

<strong>Der</strong> nach wie vor ungezügelte Verbrauch<br />

von Ressourcen, letztlich unsere Wirtschaftsweise.<br />

Wenn man so will: die Haltung,<br />

keine Verantwortung übernehmen<br />

zu wollen. Das Motto heißt: Na und? Aber<br />

hier ist die institutionalisierte Umweltbewegung<br />

auch Teil des Problems. Auch da<br />

ist jetzt viel Effekthascherei dabei, viel<br />

Marketing, Werbung, Mode. Oberflächliches<br />

in einer oftmals oberflächlichen Zeit.<br />

Umweltbewegung als Teil eines<br />

Umweltproblems?<br />

Die - pathetisch gesprochen - Vorbildrolle,<br />

die einst die Bewegung für sich reklamieren<br />

konnte, die auch in der Bevölkerung<br />

legitimiert war, ist verloren gegangen.<br />

Was ist effizienter? Die Struktur heute<br />

oder die Bewegung damals?<br />

Effizienter aus welcher Sicht? Das ist<br />

schwer messbar. Ich denke aber, dass mit<br />

funktionierenden Institutionen auch heute<br />

noch eine ganze Menge erreicht werden<br />

kann. Unstrittig ist allerdings, dass es<br />

diesem Apparat absehbar nicht gelingen<br />

wird, starke Änderungen im Bewusstsein<br />

der Gesellschaft - bei der Mehrheit der<br />

Menschen - zu erzeugen.<br />

Warum nicht?<br />

Umfragen verraten, dass viele Menschen<br />

bereit sind, mehr für den Umweltschutz zu<br />

tun, etwa mehr Geld für ökologische Lebensmittel<br />

auszugeben. Umweltprobleme<br />

haben immer noch eine große Priorität.<br />

Dieses Bewusstsein ist Erfolg und Produkt<br />

der Umweltbewegung der Vergangenheit.<br />

Die Bereitschaft, danach zu handeln, ist<br />

aber dann letztlich nicht da. �<br />

Was halten Sie von der Arbeit der<br />

Bürgerinitiativen?<br />

In den neuen Bundesländern, wo ich vor<br />

allem tätig bin, ist dies sehr differenziert<br />

zu sehen. Meist ist ein lokales Problem<br />

Auslöser dieser Initiativen. Diejenigen, die<br />

sich engagieren, sind bereit, viel Zeit zu<br />

investieren - indem sie in ihrer Freizeit<br />

Baupläne oder Rechtsvorschriften studieren,<br />

Geld für Prozesskosten spenden.<br />

Aber meist ist diese Arbeit dem lokalen<br />

Problem gewidmet. Nein, das ist keine<br />

"neue" Umweltbewegung...<br />

Eher eine "Betroffenenbewegung"?<br />

Das ist treffender. Zweifellos war die<br />

Umweltbewegung am Anfang auch eine<br />

Betroffenenbewegung - heute aber nicht<br />

mehr. Bei vielen Fachproblemen lässt sich<br />

keine Betroffenheit in der Gesellschaft<br />

hervorrufen. Die Probleme sind oft auch<br />

so speziell, dass sie nur noch von Fachleuten<br />

verstanden werden.<br />

Wie reagierte die Umweltbewegung?<br />

Sie hat sich stark spezialisiert. Wir haben<br />

heute Arbeitskreise und Experten. <strong>Der</strong><br />

Vielgestaltigkeit der Umweltprobleme<br />

begegnet die Bewegung mit organisierter<br />

Differenziertheit, um so auch differenzierte<br />

Antworten geben zu können. Das ist<br />

eine unwahrscheinlich aufwändige, zum<br />

Teil völlig unspektakuläre Arbeit, die man<br />

manchmal gar nicht sieht. Und sie hat<br />

nicht annähernd die Wirkung und den<br />

Erfolg, die etwa ein besetzter Schornstein<br />

einst zeigten. Den Umweltexperten sitzt<br />

zudem ein Heer gut bezahlter Wissenschaftler<br />

gegenüber, die viel mehr Fachwissen,<br />

Erfahrung und Ressourcen haben.<br />

Hochspezialisierte Experten-Teams -<br />

die Umweltbewegung der Zukunft?<br />

Wenn sich Politik, Wirtschaft oder Lobbyisten<br />

so bewegen, muss die Antwort darauf<br />

mindestens ebenbürtig sein. Idealerweise<br />

müsste die Umweltbewegung immer einen<br />

Schritt schneller sein: bei der Anwendung<br />

von Technologien, in der Umsetzung -<br />

eben pfiffig, schnell, kreativ.<br />

Was raten Sie der - wie Sie sagen -<br />

institutionalisierten Umweltbewegung,<br />

um fit für die Zukunft zu werden?<br />

Die Umweltbewegung kämpft heute mit<br />

Problemen, die professionell arbeitende<br />

größere Organisationen in anderen Bereichen<br />

auch haben: Wie finde ich gut ausgebildete<br />

Spezialisten, wie halte ich sie?<br />

Wie kann man die eigenen Abläufe so<br />

optimieren, dass man konkurrenzfähig<br />

bleibt? Wie die Finanzierung gestalten? �


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Die institutionelle Umweltbewegung muss<br />

personelle Kontinuität erreichen. Dafür<br />

muss sie sich einigermaßen finanziell<br />

absichern - nicht nur über staatliche<br />

Gelder, auch über Spendenwerbung,<br />

Mitgliedsbeiträge, Drittmittel. Anders als<br />

bei anderen Organisationen ist für die<br />

Umweltbewegung ganz wichtig, dass sie<br />

glaubwürdig bleibt. Transparenz ist entscheidend,<br />

demokratische Regeln und<br />

Mitbestimmung der Basis. Kurzfristig<br />

muss die Umweltbewegung wieder mehr<br />

konzeptionelle Angebote an die Gesellschaft<br />

unterbreiten - und zwar jenseits<br />

des Spezialwissens. Und wichtig ist Geduld.<br />

Wenn Bewegungen stagnieren,<br />

beobachtet man häufig, dass sie sektiererische<br />

Züge annehmen. Das hat uns der<br />

Kommunismus deutlich gezeigt. Umweltschützer<br />

müssen aufpassen, dass sie<br />

nicht das gleiche Schicksal ereilt.<br />

Muss die Umweltbewegung globaler<br />

denken?<br />

Die Wirtschaft breitet sich mit enormem<br />

Tempo aus. Die Frage ist: Wie kann die<br />

Umweltbewegung diesen Prozess mindestens<br />

ebenbürtig begleiten? Entscheidend<br />

wird die Qualität der Vernetzung sein, die<br />

Geschwindigkeit, in der bestimmte Informationen<br />

verfügbar sind. Ein Beispiel: Ich<br />

arbeite <strong>beim</strong> "Umweltrechtsnetzwerk<br />

weltweit" mit. Das ist eine Organisation, in<br />

der fortschrittliche Umweltrechtler, Anwälte<br />

und unabhängige Experten genauso<br />

mitarbeiten wie Betroffene. Über eine<br />

Datenplattform wird ein Nord-Süd- und<br />

Ost-West-Austausch organisiert. Einer<br />

meiner letzten Fälle war der: In Argentinien<br />

sollte eine Klärschlammanlage gebaut<br />

werden, in der Schlämme radioaktiv<br />

bestrahlt werden. Dies sollte den Abfall<br />

keimfrei machen. Die Firma, die die Anlage<br />

bauen wollte, argumentierte, dies sei eine<br />

probate Methode, die bereits in D<strong>eutschland</strong><br />

Anwendung finde. <strong>Der</strong> dortige Anwalt<br />

einer Nichtregierungsorganisation hat<br />

dann per E-Mail eine entsprechende<br />

Anfrage in das Netz gestellt. Ich habe<br />

daraufhin hier nach der Firma recherchiert,<br />

die als Referenz genannt wurde. Es<br />

gab tatsächlich eine Versuchsanlage mit<br />

dieser Technologie in D<strong>eutschland</strong>. Die<br />

hat aber weder die gewünschten Ergebnisse<br />

gebracht noch eine Zulassung bekommen.<br />

Die Argentinier waren mit diesen<br />

Informationen bestens gerüstet. Wenn<br />

man Globalisierung als Vernetzung von<br />

Informationen begreift, ist sie sehr wichtig<br />

für die Umweltbewegung. Ich würde mir<br />

wünschen, dass solche Netzwerke viel<br />

stärker an Gewicht gewinnen. �<br />

Das Internet als globales Hirn der<br />

Umweltbewegung?<br />

Ja, aber eher "Kanal" als "Hirn", da das<br />

Internet hauptsächlich der Verteilung von<br />

Informationen dient. Die Umweltbewegung<br />

war vor zehn Jahren noch ziemlich technikskeptisch.<br />

Das hat sich geändert. Heute<br />

gibt es eine große Begeisterung, fast<br />

schon Vergötterung des Computers. Das<br />

ist aber nicht das Hauptproblem. Im Gegenteil,<br />

wie manche Aktiven sich unter<br />

einfachsten Bedingungen ein Computer-,<br />

Problem- und Expertenwissen erarbeitet<br />

haben, das ist phantastisch.<br />

Was sollen denn Computerexperten<br />

und Netzwerke allein transportieren?<br />

Ich will die Umweltprobleme hier vor Ort<br />

nicht klein reden. Aber sie sind eben<br />

anders als die, die es in vielen Schwellenländern<br />

gibt. Dort kann man momentan<br />

jene Probleme beobachten, die in<br />

D<strong>eutschland</strong> in den 70er Jahren sichtbar<br />

waren. Diese Probleme führen zu starken<br />

Widersprüchen, aus denen "dort" wie einst<br />

"hier" eine wirkliche Massenmobilisierung<br />

wird. Die interessante Frage ist nun: Wie<br />

schafft es die Umweltbewegung hier, diese<br />

Kraft für sich verfügbar zu machen? Angesichts<br />

der Internationalität der ökologischen<br />

Probleme ist es wichtig, dass etwas<br />

von der Umweltszene dort, etwas an<br />

Ideen, an Bewegung hierher überschwappt<br />

und das Feuer wieder entfacht.<br />

Entscheidend wird sein, welche Netzwerke<br />

die Umweltbewegung sich dafür schafft.<br />

Glauben Sie, dass die Umweltbewegung<br />

bald wieder stärker wird?<br />

Es gibt eine Theorie, die ich für nicht<br />

unrealistisch halte: Die Umweltbewegung<br />

durchläuft unterschiedliche Wellen. Die<br />

Frage ist: Sind wir im Moment im Wellental<br />

- in einer Art Sättigungsphase? Dann<br />

käme als nächstes der Wellenkamm - ein<br />

ungeheurer Problemdruck.<br />

Und dem steht dann die institutionalisierte<br />

Umweltbewegung gegenüber?<br />

Strukturen oder Apparate sind immer nur<br />

die Antwort auf gesellschaftliche Realitäten.<br />

Das kann man ganz gut anhand der<br />

Gewerkschaften studieren. Ihre Struktur ist<br />

heute ihrem Wirkungsfeld nicht mehr<br />

angemessen. Und so wie sich der Gewerkschaftsapparat<br />

den Realitäten anzupassen<br />

versucht, wird dass auch die Umweltbewegung<br />

tun müssen. ��<br />

• "Die Umweltbewegung hat<br />

sich institutionalisiert"<br />

UfU, Michael Zschiesche, Greifswalder<br />

Str. 4, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 428-49930, Fax -00485<br />

eMail: zischei@cityweb.de<br />

Kurzfassung dieses und neun weiterer<br />

Interviews mit prominenten Umweltaktivisten<br />

(Hermann Scheer, Michaele<br />

Hustedt, Angelika Zahrnt u.a.) in:<br />

Nick Reimer, "Die Zukunft der Umweltbewegung<br />

- Analysen und Strategien in<br />

10 Interviews", Verlag baerens & fuss,<br />

Leipzig 2002, 60 S., 12,- Euro<br />

Herausgeber/Bezug: Grüne Liga ,<br />

Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 2044-745, Fax -468<br />

eMail: material@grueneliga.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��47�


Verbände ����<br />

50 Jahre Bund gegen<br />

Missbrauch der Tiere<br />

Mit einer festlichen Veranstaltung zur<br />

Tierschutzpolitik der Zukunft hat der<br />

"Bund gegen Missbrauch der Tiere" am<br />

26. August in Berlin sein 50. Jubiläum<br />

begangen. Bundesverbraucherministerin<br />

Renate Künast gratulierte der Tierschutzorganisation<br />

und dankte den Aktiven für<br />

ihr großes Engagement. "Das schönste<br />

Geschenk zu Ihrem Jubiläum, die Aufnahme<br />

des Tierschutzes ins G<strong>rund</strong>gesetz,<br />

haben Sie mit Ihrem langjährigen Einsatz<br />

auch selbst erarbeitet", sagte die Minsterin.<br />

Bei aller Freude bleibe jedoch noch<br />

viel zu tun. Das "Dauerproblem Tiertransporte"<br />

und weitere Regelungen für die<br />

Nutztierhaltung stünden ganz oben auf<br />

der Tagesordnung. Zu der Veranstaltung<br />

waren auch die tierschutzpolitischen<br />

Sprecher der Bundestagsparteien gekommen.<br />

Schirmherrin für die Jubiläumsfeiern<br />

unter dem Motto "50 tierische<br />

Jahre" ist die WDR-Fernsehmoderatorin<br />

Claudia Ludwig.<br />

<strong>Der</strong> "Bund gegen Missbrauch der Tiere"<br />

wurde 1952 als Nachfolger des von den<br />

Nationalsozialisten verbotenen "Bundes<br />

gegen die Vivisektion" gegründet. <strong>Der</strong><br />

Verband gehört heute mit über 23.000<br />

Mitgliedern zu den großen, seriösen<br />

Tierschutzorganisationen in D<strong>eutschland</strong>.<br />

Ihm sind sieben Tierheime und elf Geschäftsstellen<br />

angeschlossen.<br />

Die Vorsitzende Jutta Breitwieser zog eine<br />

positive Bilanz der Tierschutzarbeit. Seit<br />

1952 wurden in den Tierheimen über<br />

500.000 Tiere betreut und vermittelt, vor<br />

allem Katzen, Hunde und Kleintiere, aber<br />

auch Pferde, Schweine und Schafe.<br />

Daneben betreibt der Verband auch mehrere<br />

Gnadenhöfe. Insgesamt werden<br />

derzeit 726 Gnadenbrottiere betreut.<br />

Monatlich werden über 50.000 Euro aus<br />

Spenden, Nachlässen und Mitgliedsbeiträgen<br />

für die Betreuung aufgewendet.<br />

Daneben betreibt der Verband politische<br />

Lobbyarbeit besonders in der landwirtschaftlichen<br />

Tierhaltung. Einer der größten<br />

Erfolge war das kürzlich beschlossene<br />

Verbot der Käfighaltung von Legehennen.<br />

1998 rief die Tierschutzorganisation das<br />

Projekt "Tierschutz im Unterricht" ins<br />

Leben. Eine Tierschutzlehrerin besucht<br />

auf Anfrage Schulen und unterrichtet zu<br />

Fragen des Tierschutzes. Das Jubiläumsjahr<br />

wird mit vielen verschiedenen Veranstaltungen<br />

begangen. ��<br />

48�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

20 Jahre Robin Wood<br />

In seiner Jubiläumsausgabe nahm das<br />

Robin Wood Magazin seine LeserInnen mit<br />

auf eine Reise durch 20 Jahre Umweltbewegung.<br />

Aktionsfotos aus den achtziger<br />

Jahren erinnerten daran, wie die ersten<br />

"Rächer der Entlaubten" auf Schornsteinen<br />

gegen das Waldsterben demonstrierten<br />

("Entschwefeln statt schwafeln") oder<br />

die Aktion GiroBlau mit fantasievollen<br />

Methoden zur Bezahlung der Stromrechnung<br />

starteten.<br />

Seitdem hat sich das Themenspektrum<br />

von Robin Wood erheblich erweitert.<br />

Geblieben sind bis heute die kreativen<br />

Aktionen. "Umweltprobleme sind Alltag<br />

und altbekannt geworden. Sie rutschen<br />

nur mit erheblicher Nachhilfe in die Kanäle<br />

der modernen Mediendemokratie", weiß<br />

Reiner Metzger, taz-Umweltredakteur und<br />

langjähriger Robin-Wood-Aktivist. Er<br />

schaute in seinem Beitrag auch in die<br />

Zukunft und skizziert die Rolle der Umweltbewegung,<br />

insbesondere die von<br />

Robin Wood.<br />

Djoeke Lueken, seit 20 Jahren Leiterin der<br />

Bundesgeschäftsstelle von Robin Wood in<br />

Bremen, wünschte Robin Wood vor allem<br />

genügend Nachwuchs, um die "ganz<br />

besondere Rolle" innerhalb der Umweltbewegung<br />

zu besetzen - bis alle Umweltprobleme<br />

gelöst sind.<br />

Nach 20 Jahren Engagement für die Umwelt<br />

haben die Aktiven von Robin Wood<br />

einiges bewegt. Trotzdem gibt es noch<br />

viel zu tun.<br />

Die spektakulären Schornsteinbesetzungen<br />

aus der Anfangszeit von Robin Wood<br />

haben den Einbau von Entschwefelungsanlagen<br />

in Kraftwerken beschleunigt.<br />

Dennoch ist der Wald weiter durch Luftschadstoffe<br />

aus Verkehr und Landwirtschaft<br />

in Gefahr.<br />

Robin Wood hat Verladekräne zum Umschlag<br />

von Tropenholz besetzt. AktivistInnen<br />

sind Baumärkten aufs Dach gestiegen<br />

und haben erreicht, dass etliche Handelsketten<br />

nur noch Gartenmöbel mit dem<br />

Gütesiegel des FSC verkaufen. Trotzdem<br />

werden heute jedes Jahr Millionen Hektar<br />

Regenwald zerstört. �<br />

Das Milliardengrab Transrapid von Hamburg<br />

nach Berlin wird nicht gebaut, aber<br />

schon wird an anderen Orten geplant.<br />

Allen Protesten von Robin Wood und<br />

seinen UnterstützerInnen zum Trotz<br />

wachsen der Individualverkehr und der<br />

Flugverkehr weiter ungebremst - mit allen<br />

negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit<br />

und unser Klima.<br />

Für den Atomausstieg, Erneuerbare Energien<br />

und Energiesparen trommelt Robin<br />

Wood seit 20 Jahren. Trotzdem ist der<br />

Atomausstieg längst nicht geschafft. Und<br />

der Energieverbrauch in den Industrieländern<br />

lässt den CO2-Gehalt in der Atmosphäre<br />

weiter steigen.<br />

Wie katastrophal die Folgen sein können,<br />

wenn Umweltschutz als Thema unter<br />

ferner liefen behandelt wird, hat uns<br />

zuletzt die Flut an der Elbe vor Augen<br />

geführt. Robin Wood wird auch nach 20<br />

Jahren für ein Umsteuern kämpfen: für<br />

den Schutz der Wälder und des Klimas<br />

durch weniger Verkehr und sparsamen<br />

Umgang mit Energie. ��<br />

Gastautorin: Christiane Weitzel,<br />

Robin Wood<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Naturschutzring</strong> gratuliert<br />

seinen Mitgliedsverbänden "Bund gegen<br />

Missbrauch der Tiere" und Robin Wood zu<br />

den Jubiläen.


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Mehr Mitglieder und Spenden<br />

BUND und NABU: Umweltschutz stößt<br />

auf großes öffentliches Interesse<br />

<strong>Der</strong> BUND konnte im Jahr 2001 die Zahl<br />

seiner Mitglieder und Förderer nach eigenen<br />

Angaben um <strong>rund</strong> acht Prozent steigern.<br />

Damit unterstützen jetzt über<br />

390.000 Menschen den auf Bundes- und<br />

Länderebene organisierten Umweltverband.<br />

Auch <strong>beim</strong> Naturschutzbund NABU<br />

traten im vergangenen Jahr knapp vier<br />

Prozent mehr Menschen ein und erhöhten<br />

die Mitgliederzahl auf über 366.000.<br />

Auch bei den Einnahmen verzeichneten<br />

die beiden mitgliederstärksten deutschen<br />

Umweltverbände ein Plus: Mit knapp 16<br />

Millionen Euro konnte der NABU trotz<br />

eines "insgesamt schwierigen Spendenjahres"<br />

seine Einnahmen gegenüber dem<br />

Vorjahr um 1,6 Prozent steigern. Die<br />

Mitgliedsbeiträge machten mit <strong>rund</strong> 11<br />

Millionen Euro knapp 70 Prozent der<br />

gesamten Erträge aus und blieben so die<br />

zentrale finanzielle Säule des NABU, sagte<br />

Schatzmeister Joachim Wagner. Beim<br />

BUND stiegen die Spenden um 3,2 Prozent<br />

auf über sechs Millionen Euro, die<br />

Mitgliedsbeiträge um 3,3 Prozent auf über<br />

4,7 Millionen Euro. Damit stammten neun<br />

von zehn Euro, die der BUND für die<br />

Umweltarbeit ausgab, aus Spenden und<br />

Mitgliedsbeiträgen. Diese Finanzg<strong>rund</strong>lage<br />

garantiere die politische Unabhängigkeit<br />

des Verbandes, so der BUND. ��<br />

Hubert Weinzierl mit Wilhelm-<br />

Hoegner-Preis ausgezeichnet<br />

<strong>Der</strong> Vorsitzende des <strong>DNR</strong>, Hubert Weinzierl,<br />

ist mit dem Wilhelm-Hoegner-Preis<br />

der bayerischen SPD ausgezeichnet worden.<br />

Fraktionsvorsitzender Franz Maget<br />

würdigte den langjährigen Vorsitzenden<br />

des Bund Naturschutz als "engagierten<br />

Naturschützer, der sich wie kein Zweiter<br />

für die Umwelt verdient gemacht hat".<br />

Maget nannte insbesondere den Einsatz<br />

Weinzierls gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage<br />

Wackersdorf und den<br />

Donauausbau in Niederbayern. Gestiftet<br />

wurde der Preis 1987 anlässlich des 100.<br />

Geburtstags von Wilhlem Hoegner, dem<br />

bisher einzigen SPD-Ministerpräsidenten<br />

in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. �<br />

Hugo-Conwentz-Medaille<br />

verliehen<br />

<strong>Der</strong> Bundesverband Beruflicher Naturschutz<br />

(BBN) hat die diesjährige Hugo-<br />

Conwentz-Medaille verliehen. <strong>Der</strong> in Anerkennung<br />

der Leistungen eines der Wegebereiter<br />

des Naturschutzes gestiftete<br />

Preis wurde anlässlich des 26. <strong>Deutsche</strong>n<br />

Naturschutztages in Hannover am 21. Juni<br />

gleich zweimal vergeben.<br />

<strong>DNR</strong>-Präsident Wolfgang Engelhardt<br />

für Lebenswerk geehrt<br />

Wolfgang Engelhardt erhielt die Medaille<br />

"für seine jahrzehntelangen herausragenden<br />

Leistungen in allen Bereichen des<br />

Natur- und Umweltschutzes, insbesondere<br />

in der Natur- und Umwelterziehung von<br />

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

der Lehre und Forschung, der Bündelung<br />

verbandspolitischer Interessen und der<br />

Umsetzung natur- und umweltschutzpolitischer<br />

Strategien auf nationaler und internationaler<br />

Ebene".<br />

ZDF-Journalist Volker Angres für<br />

engagierte Berichte ausgezeichnet<br />

Für seine "engagierte und sachverständige<br />

Berichterstattung" über Natur- und<br />

Umweltschutz-Themen vor allem im<br />

deutschsprachigen Fernsehen wurde der<br />

Journalist Volker Angres geehrt. Angres<br />

habe durch Sendereihen und Dokumentationen<br />

schwierig zu vermittelnde Aspekte<br />

wie Naturschutzrecht, Artenschutz, Gebietsschutz<br />

oder Agenda 21 aufgegriffen<br />

und durch praxisnahe Anschauung der<br />

Öffentlichkeit verständlich und nachvollziehbar<br />

vermittelt, so der BBN in seiner<br />

Begründung. ��<br />

Das neue <strong>DNR</strong>-<br />

Aktionsprogramm (2)<br />

<strong>Der</strong> in der letzten Ausgabe angekündigte<br />

zweite Teil des neuen <strong>DNR</strong>-Programms<br />

(Land- und Forstwirtschaft) muss aus<br />

Platzgründen auf die nächste Ausgabe<br />

verschoben werden. �<br />

• 50 Jahre Bund gegen<br />

Missbrauch der Tiere<br />

Bund gegen den Mißbrauch der Tiere,<br />

Victor-Scheffel-Str. 15, 80803 München<br />

Tel. 089 / 383952-0, Fax -23<br />

eMail: office@bmt-tierschutz.dsn.de<br />

Internet: www.bmt-tierschutz.dsn.de<br />

• 20 Jahre Robin Wood<br />

Robin Wood, Langemarckstr. 210,<br />

28199 Bremen<br />

Tel. 0421 / 59828-8, Fax -72<br />

eMail: info@robinwood.de<br />

Internet: www.robinwood.de<br />

• Hugo-Conwentz-Medaille<br />

verliehen<br />

BBN e.V., Angelika Wurzel, Konstantinstr.<br />

110, 53179 Bonn<br />

Tel. 0228 / 331097<br />

email: bbn_naturschutz@yahoo.de<br />

• Mehr Mitglieder und<br />

Spenden<br />

BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 27586-489, Fax -449<br />

Internet: www.bund.net<br />

NABU, Herbert Rabius-Str. 26, 53225<br />

Bonn<br />

Tel. 0228 / 4036-141, Fax -200<br />

Internet: www.nabu.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��49�


Lesenswert ����<br />

Handbuch Naturschutzhelfer<br />

Das Handbuch "<strong>Der</strong> Naturschutzhelfer" ist<br />

in neuer Auflage erschienen. Den Leitfaden<br />

hat der <strong>DNR</strong> mit Hilfe von Autoren aus<br />

den Umweltverbänden zusammengestellt.<br />

Er wurde als Arbeitshilfe für alle ehrenamtlich<br />

und freiwillig tätigen Naturschutzhelfer,<br />

-warte und -wächter konzipiert.<br />

Das Buch soll das Niveau der ehrenamtlichen<br />

Naturschutzarbeit verbessern helfen<br />

und zu qualifizierten Entscheidungen und<br />

Planungen, insbesondere auf lokaler<br />

Ebene, beitragen. Es kann als Ausbildungsmaterial<br />

und Hilfsmittel für die<br />

Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden<br />

und bietet viele Anknüpfungspunkte zum<br />

Mit- und Nachmachen. Die auch für Laien<br />

ohne naturschutzfachliche Ausbildung<br />

verständliche Lektüre wird durch eine<br />

Sammlung wichtiger Adressen und Ansprechpartner<br />

ergänzt. ��<br />

Strukturwandel durch<br />

Ökologische Finanzreform<br />

Da nun auch für die <strong>Deutsche</strong>n die Boten<br />

des Klimawandels deutlich werden, sehen<br />

sogar die Gegner der Ökosteuer ein, dass<br />

es realpolitisch schwierig ist, die Steuer<br />

abzuschaffen, deren Einnahmen bereits<br />

fest für die Rentenfinanzierung verplant<br />

sind. Bedenklicher ist, dass sich die Befürworter<br />

zurückhalten, obwohl die Ökosteuer<br />

durchaus mit Erfolgen aufwarten<br />

kann und eine Weiterentwicklung in Richtung<br />

Umweltabgaben ansteht. Offenbar ist<br />

vielen politischen Akteuren selbst nicht<br />

klar, wie es weiter gehen soll. Klar ist<br />

aber, dass Umweltabgaben nicht ausreichen,<br />

solange an anderer Stelle umweltschädliches<br />

Wirtschaften unterstützt wird.<br />

Im Zentrum der Umweltpolitik der nächsten<br />

Jahre muss also eine wirtschafts- und<br />

sozialverträgliche Ökologische Finanzreform<br />

stehen, die Subventionen, Steuern,<br />

Sonderabgaben, Steuervergünstigungen,<br />

EU-Ausgaben, Länderfinanzausgleich u.v.a<br />

systematisch daraufhin untersucht, welche<br />

ökologisch nicht-wünschenswerten Auswirkungen<br />

sie haben - und die Ergebnisse<br />

in Reformschritte umsetzt. Die Ökologische<br />

Finanzreform gehört in die breite<br />

öffentliche Debatte. Die aktuelle Ausgabe<br />

der "politischen ökologie" bringt einen<br />

Überblick über das Themenspektrum<br />

sowie Beispiele für nächste Schritte, benennt<br />

aber auch die damit verbundenen<br />

Probleme. ��<br />

50�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Jugend schreibt Zukunft<br />

<strong>Der</strong> Rat für Nachhaltige Entwicklung hat<br />

mit einem ungewöhnlichen Beteiligungsprozess<br />

ein breit angelegtes bundesweites<br />

Projekt mit Jugendlichen zu Fragen<br />

nachhaltiger Entwicklung realisiert. Das<br />

Buch "Jugend schreibt Zukunft - Gedanken<br />

und Bilder zur Nachhaltigkeit" spiegelt in<br />

einer poetischen Form die Ergebnisse<br />

wider. Die Beiträge lassen Einblicke in<br />

bekannte und auch unbekannte Zusammenhänge<br />

nachhaltiger Entwicklung zu.<br />

��<br />

Zukunftsfähige Unternehmen<br />

Die Diskrepanz zwischen Problembewusstsein<br />

und der ernsthaften Suche nach<br />

gangbaren Wegen ist auch bei Unternehmen<br />

groß. Es mangelt an konkreten Vorstellungen<br />

darüber, was Nachhaltigkeit für<br />

ein einzelnes Unternehmen bedeuten<br />

kann. Dieses Defizit war der Ausgangspunkt<br />

für das Buch "Zukunftsfähige Unternehmen"<br />

von UnternehmensGrün und<br />

BUND. Das Buch zeigt, wie das notwendige<br />

Gewinnstreben mit gesellschaftlichen<br />

Ansprüchen und politischen Rahmenbedingungen<br />

in Einklang gebracht werden<br />

kann. AutorInnen aus Wissenschaft, Unternehmen<br />

und Verbänden entwerfen in<br />

ihren Beiträgen zu Unternehmensentwicklung<br />

und zukunftsfähigem Management<br />

Konzepte einer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />

Praktische Beispiele von 23<br />

Unternehmen aus den verschiedensten<br />

Bereichen zeigen, dass es keine Standardlösung<br />

gibt. Was die Unternehmen<br />

verbindet, sind Innovationsstärke und<br />

Verantwortungsbewusstsein. ��<br />

Von den Alpen zum Rest der<br />

Welt<br />

Die Internationale Alpenschutzkommission<br />

hat das Jahr der Berge zum Anlass genommen,<br />

ein umfangreiches Informationsangebot<br />

zur nachhaltigen Entwicklung der<br />

Berge ins Internet zu stellen. Die Informationen<br />

sind in erster Linie auf die Alpen<br />

hin orientiert, aber teilweise auch auf<br />

andere Bergregionen der Welt übertragbar.<br />

Sie reichen von Bevölkerung und<br />

Kultur über Klima, Boden, Wasser und<br />

Landwirtschaft bis zu Verkehr und Abfall.<br />

��<br />

Fundraising & Umweltschutz<br />

Die Mittelbeschaffung für Umweltinitiativen<br />

und -verbände - neudeutsch Fundraising -<br />

und seine (politischen) Bedingungen<br />

standen im Mittelpunkt einer Tagung, die<br />

FundNet und das Bundesumweltministerium<br />

im März veranstalteten. Könnte die<br />

Mittelvergabe des Bundes auf ganz andere<br />

Weise eingesetzt und den chronisch<br />

schlecht ausgestatteten kleinen Vereinen<br />

und Initiativen Hilfe zur Selbsthilfe geben,<br />

damit sie künftig selbst in der Lage sind,<br />

ihre Finanzierung auf mehrere Säulen zu<br />

stellen? Diese und andere Überlegungen<br />

dokumentiert die Broschüre. ��<br />

Verzeichnis der Alternativen<br />

Das Adressverzeichnis "Bunte Seiten"<br />

enthält über 13.500 Adressen von selbstverwalteten<br />

und Alternativbetrieben,<br />

sozialen Projekten und politischen Initiativen.<br />

Die über 60 Rubriken enthalten u.a.<br />

die Bereiche Ökologie, Gesundheit, Medien<br />

sowie Betriebe und Handwerk der<br />

verschiedensten Richtungen. Die "Bunten<br />

Seiten" sind die einzige derart umfassende<br />

Adressensammlung, die nicht vorrangig<br />

kommerziellen Zwecken dient. Das<br />

Verzeichnis ist nach Postleitzahlbereichen<br />

sortiert, darin nach Rubriken. <strong>Der</strong> Herausgeber,<br />

die Selbstverwaltungs-Zeitschrift<br />

"Contraste", steht für eine gewisse Seriosität,<br />

da sie sich dem Ausverkauf des<br />

Alternativ- und Selbstverwaltungsbereichs<br />

stets widersetzt hat. Die "Bunten Seiten",<br />

enthalten auch die Adressen vieler Verbände.<br />

Wichtiger Bestandteil ist außerdem<br />

der "Reader der Alternativmedien", das<br />

einzige gedruckte Verzeichnis von Alternativzeitungen<br />

im weiteren Sinne. Es<br />

enthält Adressen von mehreren hundert<br />

deutschsprachigen Zeitschriften. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Ökologische Riester-Rente<br />

Nach einer Umfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums<br />

wollen 84 Prozent<br />

der Verbraucher auf der Suche nach einer<br />

sicheren Rente auch wissen, was mit<br />

Ihrem Geld geschieht. Die Altersvorsorge<br />

soll möglichst nicht in Anlagen für Unternehmen<br />

fließen, die in ökologisch, ethisch<br />

oder sozial problematischen Geschäftsfeldern<br />

tätig sind. Die Riester-Rente sieht<br />

zwar eine entsprechende Berichtspflicht<br />

der Anbieter vor, in der Praxis stellt sich<br />

dies jedoch noch anders dar. Verbraucherzentralen,<br />

Bundesumweltministerium<br />

und Umweltbundesamt informieren jetzt in<br />

einer Broschüre über die verschiedenen<br />

Produkttypen. Beispielhaft wird aufgezeigt,<br />

wie die Anbieter "grüner Riester-<br />

Produkte" bei der Auswahl geeigneter<br />

Anlagen für die Vorsorgegelder vorgehen.<br />

Zudem erhält der Leser eine erste Marktübersicht<br />

ökologisch orientierter Altersvorsorgeprodukte.<br />

Eine Checkliste ermöglicht<br />

passende Produkte für die persönliche<br />

Vorsorgestrategie zu finden, anhand<br />

eines Fragenkatalogs die Anlagekosten<br />

aufzudecken und die ethischen, sozialen<br />

und ökologischen Anlagekriterien zu<br />

hinterfragen. ��<br />

Biologische Vielfalt mit der<br />

Land- und Forstwirtschaft?<br />

"Biologische Vielfalt mit der Land- und<br />

Forstwirtschaft?" - unter dieser Frage<br />

stand ein Symposium des Senats der<br />

Bundesforschungsanstalten im Mai 2001<br />

an der Bundesforschungsanstalt für<br />

Landwirtschaft in Braunschweig. <strong>Der</strong> 380<br />

Seiten starke Tagungsband gibt die insgesamt<br />

30 Vorträge wieder und stellt die<br />

präsentierten Poster in Kurzfassungen<br />

vor. Die Spannbreite der Themen reicht<br />

von pflanzenbaulichen Möglichkeiten zur<br />

Sicherung der Biodiversität auf Ackerflächen<br />

über die mikrobiologische Vielfalt in<br />

Böden bis hin zu agroforstlichen Systemen<br />

in den Tropen. Vorsorgekriterien in<br />

der Fischerei zur Bewahrung der marinen<br />

Biodiversität wurden ebenso erörtert wie<br />

die ökonomische Bewertung von Maßnahmen<br />

zur Förderung der biologischen<br />

Vielfalt. ��<br />

Umwelt - Nachhaltigkeit -<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

In der Broschüre des Bundesumweltministeriums<br />

und des Umweltbundesamtes wird<br />

Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern<br />

als eine g<strong>rund</strong>legende Voraussetzung für<br />

eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung<br />

betrachtet. Die Agenda 21 von Rio<br />

fordert auch, Frauen stärker an den gesellschaftlichen<br />

und politischen Meinungsbildungsprozessen<br />

zu beteiligen. Die<br />

Broschüre dokumentiert beispielhaft, wie<br />

dies in D<strong>eutschland</strong> umgesetzt wird.<br />

Vertreterinnen von Behörden, Forschungseinrichtungen<br />

und Verbänden<br />

berichten über den oft mühsamen Weg<br />

der Integration von Geschlechteraspekten<br />

in die umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene<br />

Arbeit. Die Broschüre vermittelt<br />

Einblicke in die Praxis des "Gender<br />

Mainstreaming" und bietet so Anknüpfungspunkte<br />

für politische und fachliche<br />

Arbeit. Die Beispiele zeigen, wie sich das<br />

Thema "Frauen und Umwelt" in den letzten<br />

Jahren hin zu "Gender und Nachhaltigkeit"<br />

verändert hat, welche Wege zur<br />

Teilhalbe von Frauen erprobt und geebnet<br />

wurden und welche Hindernisse noch zu<br />

überwinden sind. ��<br />

Frischluft und Energiesparen<br />

Bei wenigen anderen Themen liegen<br />

Wissenschaft und Volksmeinung weiter<br />

auseinander als bei der Wohnungslüftung.<br />

Viele meinen, dass Wände "atmen" müssen,<br />

um Schimmelpilze zu vermeiden.<br />

Dabei hat die Bauforschung gezeigt, dass<br />

95 bis 98 Prozent der Luftfeuchte durch<br />

Lüften nach draußen gelangt. Die Wärmedämmung<br />

von Außenwänden ist also nicht<br />

die Ursache für Feuchteschäden in Wohnungen.<br />

Im Gegenteil verhindern warme<br />

Innenoberflächen die Kondensation der<br />

Luftfeuchte. Durch besseren Wärmeschutz<br />

bei modernen Gebäuden haben auch die<br />

Wärmeverluste durch Wände und Fenster<br />

abgenommen. <strong>Der</strong> Anteil der Wärmeverluste<br />

durch Lüftung macht dadurch 50-70<br />

Prozent aus. Wärmegedämmte Häuser<br />

erfordern daher ein Überdenken alter<br />

Gewohnheiten. Eine neue Broschüre liefert<br />

das G<strong>rund</strong>wissen und gibt Tipps, wie man<br />

Feuchteschäden und Schimmelpilz vermeidet,<br />

ohne Energie zu verschwenden.<br />

��<br />

• Handbuch Naturschutzhelfer<br />

<strong>DNR</strong> (Hrsg.): <strong>Der</strong> Naturschutzhelfer,<br />

Bonn 2002, 320 Seiten, 5,11 Euro;<br />

<strong>DNR</strong>, Am Michaelshof 8, 53177 Bonn,<br />

eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />

• Strukturwandel...<br />

politische ökologie 77/78 "Kassensturz";<br />

ökom GmbH, Waltherstraße 29,<br />

80337 München, Tel. 089/544184-0,<br />

Fax -49, eMail: kontakt@oekom.de<br />

• Jugend schreibt Zukunft<br />

Rat für Nachhaltige Entwicklung: Jugend<br />

schreibt Zukunft, ökom (s.o.),<br />

München 2002, 118 S., 14,80 €,<br />

ISBN 3-928244-91-4<br />

• Zukunftsfähige...<br />

BUND/UnternehmensGrün (Hrsg.): Zukunftsfähige<br />

Unternehmen, ökom, München<br />

2002, 256 S., zahlr. Tab. u. Abb.,<br />

18,50 Euro, ISBN 3-928244-81-7<br />

• Von den Alpen...<br />

Internet: www.alpmedia.net<br />

• Fundraising & Umweltschutz<br />

FundNet (Hrsg.): Fundraising und Umweltschutz,<br />

in: punkt.um 6/2002, ökom<br />

(s.o.), München 2002, 8 S.; im Internet:<br />

www.oekom.de/verlag/german/<br />

periodika/punktum/pdf/fundnet.pdf<br />

• Verzeichnis der Alternativen<br />

Contraste (Hrsg.): Bunte Seiten 2002/<br />

2003, 300 S., A4, 18,- EUR, ISBN<br />

3-924085-06-4, www.contraste.org<br />

• Ökologische Riester-Rente<br />

vzbv (Hrsg.): Effizienter vorsorgen,<br />

37 S., kostenlos (2 Euro Versand);<br />

vzbv Versandservice, PF 1116, 59930<br />

Olsberg, Tel. 02962/9086-47, Fax -49<br />

PDF-Datei im Internet: www.vzbv.de<br />

• Biologische Vielfalt...<br />

Landwirtschaftsverlag, Münster 2002,<br />

15 Euro, ISBN 3-7843-0494<br />

Internet: http://bmvel.zadi.de/anwis<br />

• Umwelt - Nachhaltigkeit -<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

Berlin 2002, 32 S., kostenlos; UBA-<br />

ZAD, PF 33 00 22, 14193 Berlin<br />

Internet: www.umweltbundesamt.de<br />

• Frischluft und Energiesparen<br />

Bonn 2002, 4 S., kostenlos; BINE Informationsdienst,<br />

Tel. 0228 / 92379-<br />

25, eMail: presse@bine.info<br />

Internet: www.bine.info<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��51�


Lesenswert ����<br />

ICE-Fehlplanung<br />

<strong>Der</strong> Bau der teuren ICE-Strecke von Nürnberg<br />

über Ingolstadt nach München ist<br />

weit über Bayern hinaus bekannt. Für ein<br />

paar gesparte Minuten werden enorme<br />

Summen verbaut. In der vorliegenden<br />

Dokumentation wird neben dem chronologischen<br />

Ablauf der Planung die Rechtlosigkeit<br />

der Betroffenen gezeigt. Deutlich<br />

wird, wie Ämter und Gerichte Alternativen<br />

systematisch ausblendeten. Anhand dieses<br />

Projekts wird exemplarisch vorgeführt,<br />

wie Politik, Banken, Bauindustrie und<br />

<strong>Deutsche</strong> Bahn AG zusammenarbeiten,<br />

und sei es auch angesichts eines voraussehbaren<br />

Desasters. ��<br />

Mengensteuerung des<br />

Verkehrs durch Lizenzen<br />

<strong>Der</strong> Autor untersucht die Erfolgsaussichten<br />

für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr.<br />

Um die Fahrleistung zu reduzieren, wird<br />

ein Konzept mit handelbaren Lizenzen<br />

favorisiert. Vorgegeben werden soll nur<br />

noch das Mengenziel; den Rest soll der<br />

Markt regeln. Politik und Verwaltung<br />

sollen nur noch wenig eingreifen, um den<br />

Weg zu beeinflussen. <strong>Der</strong> Handel mit den<br />

Lizenzen soll dann die Verkehrsmenge in<br />

den gewünschten Bereich regulieren. Das<br />

Maßnahmenbündel ähnelt dem der Emissions-Lizenzen,<br />

die als Möglichkeit bei<br />

den Klimakonferenzen vereinbart wurden.<br />

��<br />

Rechtsschutz gegen Fluglärm<br />

und Flughafenerweiterung<br />

Dieses Sonderheft aus der Reihe "Recht<br />

der Natur" bezieht sich überwiegend auf<br />

den Ausbau des Frankfurter Flughafens,<br />

ist aber auch für andere Anlieger geeignet.<br />

Zunächst werden Inhalt und Gegenstand<br />

eines Raumordnungsverfahrens<br />

vorgestellt und die einzelnen Verfahrensschritte<br />

wie auch rechtliche Eingriffsmöglichkeiten<br />

erläutert. Dann wird die Flugrouten-Änderung<br />

als Methode der Betreiber<br />

zur Streuung des Lärms vorgestellt.<br />

Schließlich wird die Klage gegen Nachtfluglärm<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof<br />

erläutert. ��<br />

52�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Alles über den Metrorapid<br />

Am 1. März dieses Jahres gab gab der<br />

nordrhein-westfälische Landtag in Düsseldorf<br />

auf Betreiben von Ministerpräsident<br />

Clement den Startschuss für den Metrorapid.<br />

2006 soll demnach im Zehn-Minuten-<br />

Takt eine Magnetschnellbahn zwischen<br />

Düsseldorf und Dortmund fahren. Kritiker<br />

sprechen allerdings von Millionen-Risiken<br />

für die Steuerzahler bei "zweifelhafter<br />

verkehrspolitischer Sinnhaftigkeit". <strong>Der</strong><br />

Metrorapid im Rhein-Ruhr-Gebiet soll<br />

insgesamt 3,2 Milliarden Euro kosten. <strong>Der</strong><br />

Bund will sich mit 1,7 Milliarden Euro<br />

daran beteiligen.<br />

Seit einem Jahr gibt es die Bürgerinitiative<br />

ContraRapid, der sich inzwischen Gruppen<br />

aus mehreren Städten des Ruhrgebiets<br />

angeschlossen haben. Auf ihrer Internetseite<br />

finden sich Informationen aus der<br />

Sicht von Betroffenen, Umweltschützern,<br />

Verkehrswissenschaftlern und anderen<br />

Kritikern. Insbesondere wird die Machbarkeitsstudie<br />

ausführlich kritisch beleuchtet.<br />

Angaben über Strecken, Technik, Kosten<br />

und Nutzen fehlen ebensowenig wie aktuelle<br />

Pressestimmen, Anworten auf häufig<br />

gestellte Fragen, Termine und Links. ��<br />

Internet-Bauberatung<br />

<strong>Der</strong> virtuelle "Info-Baumarkt" des Bundesverbandes<br />

für Umweltberatung (bfub)<br />

bietet fachliche Beratung zum ökologischen<br />

Bauen und Renovieren. Er eignet<br />

sich für öffentliche und private Beratungseinrichtungen<br />

und andere Institutionen.<br />

Das Modul verfügt über ein komfortables<br />

Redaktionssystem, das weitgehende<br />

Möglichkeiten zur Veränderung des Layouts,<br />

der Text- und Bildinhalte bietet.<br />

Umfangreiche Sachinformationen, Link-<br />

Sammlungen und Kennzeichenerklärungen<br />

sowie ausführliche Antworten auf<br />

häufig gestellte Fragen zeichnen diese<br />

Internetseiten aus. Unter 17 getesteten<br />

Internet-Bauberatungsangeboten erhielt<br />

der "Info-Baumarkt" als einziges die Note<br />

gut. ��<br />

Chronik des Nitrofen-Skandals<br />

Mit der Presseerklärung von Bioland, in<br />

Putenfleisch sei das verbotenen Herbizid<br />

Nitrofen gefunden worden, begann am<br />

23. Mai die bisher schwerste Krise der<br />

deutschen Bio-Branche. Putenzüchter,<br />

Getreidelieferanten und Anbauverbände<br />

wussten schon Wochen zuvor von der<br />

Belastung, schwiegen aber. Am 1. Juni<br />

gab das Agrarministerium von Mecklenburg-Vorpommern<br />

bekannt, man habe die<br />

Malchiner Halle der Norddeutschen Saat-<br />

und Pflanzgut AG, die als Getreidelager<br />

angemietet war, als eine mögliche Ursache<br />

für die Nitrofenbelastung identifiziert.<br />

In dem ehemaligen DDR-Pestizidlager<br />

seien zwei Gramm Nitrofen pro Kilo Staub<br />

gefunden worden. Die Biologische Bundesanstalt<br />

für Land- und Forstwirtschaft<br />

nahm am 9. Juni weitere Proben, die<br />

weitaus höhere Nitrofenwerte ergaben.<br />

Die Halle gilt damit offiziell als einzige<br />

Quelle der Giftbelastung. Trotzdem äußerten<br />

einige Experten Zweifel. Heute ist der<br />

Skandal weitgehend aus den Schlagzeilen<br />

verschwunden. Eine umfassende Dokumentation<br />

findet sich in dieser Broschüre<br />

sowie im Internet.��<br />

Wasser-Computerspiel<br />

Yaku, die neue CD-ROM der Kindernothilfe,<br />

will Jugendliche für das Thema Wasser<br />

begeistern. Nach dem Motto "Erst das<br />

Vergnügen, dann die Arbeit" bietet die<br />

Anwendung ein Abenteuer-Computerspiel<br />

in drei Ländern, in dem die Protagonistin<br />

Kayla die Wasserreserven der Welt retten<br />

muss. Ausgangspunkt ist eine rissige<br />

Zisterne tief unter der Erde. Viele animierte<br />

Info-Grafiken sowie Daten, Satellitenbilder<br />

und ein Geographisches Informationssystem<br />

(GIS) machen die Anwendung für<br />

den Einsatz in der Sekundarstufe I und II<br />

attraktiv. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Schatten der Globalisierung<br />

"Globalisierung" bedeutet zunächst nur<br />

ein stärkeres Zusammenwachsen der<br />

Volkswirtschaften. Die Klagen wenden sich<br />

dagegen, w i e dieser Prozess vollzogen<br />

wird - besonders von Institutionen wie<br />

dem Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF). Joseph Stiglitz zeigt, wie sehr die<br />

Ideologie freier Märkte und die Interessen<br />

der Finanzbranche und multinationaler<br />

Unternehmen dominieren und wie wenig<br />

die Politik diesen Prozess steuern kann.<br />

<strong>Der</strong> ehemalige Chefökonom der Weltbank<br />

und Nobelpreisträger für Wirtschaft des<br />

Jahres 2001 analysiert offen, wie die<br />

staatlichen oder institutionellen Eingriffe<br />

scheitern, weil sie nicht universell anwendbar<br />

sind. Beispiele findet Stiglitz in<br />

Osteuropa, Russland, Asien und Südamerika.<br />

Er legt die Funktionsweisen von<br />

Institutionen wie der Weltbank ebenso<br />

offen wie die operativen Geschäfte der<br />

Weltkonzerne und deutet den massiven<br />

Protest gegen die Weltwirtschaftsgipfel<br />

von seiner Wurzel her. Das Buch ist ein<br />

nachdrückliches Plädoyer für einen dritten<br />

Weg zwischen Neoliberalismus und Sozialismus.<br />

��<br />

Mythos Wildnis<br />

Wildnis - ein schillernder Begriff, der heute<br />

von Naturschützern und Reiseanbietern<br />

neu entdeckt wird. Doch wie unbeeinflusst<br />

vom Menschen muss ein Ort wirklich sein,<br />

dass er als Wildnis gilt? Und was von<br />

westlichen Menschen als Wildnis definiert<br />

wird, gilt vielleicht für die dort lebenden<br />

Menschen als nützlicher Garten, Medizinschrank<br />

oder eine Kulturlandschaft. Mit<br />

solchen Überlegungen, mit Verweisen auf<br />

historische und literarische Quellen wie<br />

auch aktuellen Fakten führt der Autor<br />

durch den Dschungel der Bedeutung und<br />

Verwendung von Wildnis. Ein aufschlussreiches<br />

Buch zum Internationalen Jahr des<br />

Ökotourismus. ��<br />

Ökobase Umweltatlas<br />

<strong>Der</strong> neue Ökobase Umweltatlas auf CD-<br />

ROM informiert über mehr als 40 unterschiedliche<br />

Umweltthemen - von der Luftqualität<br />

oder der Güte von Badegewässern<br />

bis zu umweltbelastenden Anlagen<br />

oder Umweltexperten. Mit diesem System<br />

können Umweltschutz-Daten mit beliebigen<br />

Orten verknüpft werden. <strong>Der</strong> Umweltatlas<br />

wendet sich an ein breites Publikum.<br />

Er lässt sich auf fast jedem PC installieren<br />

und ist einfach zu bedienen. Neu bei der<br />

Version 5.0 sind unter anderem Badegewässerdaten,<br />

der Reiseführer Boden<br />

sowie Klimakarten des deutschen Wetterdienstes.<br />

Erstmals enthalten sind wichtige<br />

Datenbanken zu Anschriften, Gefahrstoffen,<br />

Messeterminen, Produkten mit dem<br />

Umweltzeichen "Blauer Engel", Publikationen,<br />

Rechtsvorschriften, Umwelttipps,<br />

Umweltgesetzen und Umweltideen. Informiert<br />

wird auch über Deponien, Erneuerbare<br />

Energien, Förderprogramme, Forschungseinrichtungen,Müllverbrennungsanlagen,<br />

Projekte der <strong>Deutsche</strong>n Bundesstiftung<br />

Umwelt, Umweltingenieure, Umweltpreise<br />

u.v.m. ��<br />

Altbau - Fit für die Zukunft<br />

Diese neue Informationsbroschüre stellt<br />

Maßnahmen zu geringerem Energieverbrauch<br />

und höherem Wohnkomfort vor.<br />

Das Energieeinsparpotential im privaten<br />

Bereich ist enorm. Geeignete Maßnahmen<br />

reduzieren den Wärmebedarf bestehender<br />

Gebäude um bis zu 70 Prozent - und<br />

steigern die Behaglichkeit für die Bewohner.<br />

Energetisches Sanieren lohnt sich<br />

besonders dann, wenn ohnehin Modernisierungsarbeiten<br />

anstehen. Wer sein Haus<br />

mit einem Wärmeschutz versieht und die<br />

Haustechnik auf den richtigen Stand<br />

bringt, kann aus seinem "Altbau" sogar<br />

ein Niedrigenergiehaus machen. Ein Check<br />

zu Beginn einer Sanierung verschafft Klarheit,<br />

wieviel Energie ein Altbau verbraucht,<br />

wo am meisten verloren geht und wie<br />

lohnend einzelne Maßnahmen tatsächlich<br />

sind. Das Heft zeigt die möglichen Maßnahmen<br />

an der Gebäudehülle und bei der<br />

Haustechnik auf und führt in die g<strong>rund</strong>legenden<br />

Begriffe ein. ��<br />

• ICE-Fehlplanung<br />

W. Zängl: Mit Hochgeschwindigkeit in<br />

die Bahnpleite, in: BN Forschung Nr.6,<br />

257 S. , 19,90 Euro; Bund Naturschutz<br />

in Bayern, Bauernfeindstr. 23, 90471<br />

Nürnberg, Tel. 0911-818780, eMail:<br />

info@bund-naturschutz.de<br />

• Mengensteuerung...<br />

F. Schley: Wege zu mehr Nachhaltigkeit<br />

im Verkehr, Dresden 2001, 230 S., 15<br />

Euro; Bezug: TU, Lehrstuhl Verkehrsökologie,<br />

Hettnerstr. 1, 01062 Dresden<br />

• Rechtsschutz gegen...<br />

U. Philipp-Gerlach u.a.: Rechtsschutz<br />

gegen Fluglärm und Flughafenerweiterung,<br />

37 S., 8 Euro; IDUR, Niddastr. 71<br />

60329 Frankfurt, Tel. 069/252-477<br />

• Alles über den Metrorapid<br />

Internet:<br />

www.contrarapid.de/dindexneu.htm<br />

• Internet-Bauberatung<br />

"Info-Baumarkt" im Internet:<br />

www.umweltberatung.org; Nutzungslizenz:<br />

250 Euro; bfub, Tel. 0421/<br />

343400, eMail: bfubev@t-online.de<br />

• Chronik Nitrofen-Skandal<br />

Brennpunkt Lebensmittelsicherheit Nr.<br />

1/2002, 11 S., Behr´s, Averhoffstr. 10,<br />

22085 Hamburg, Tel. 040 / 2270080;<br />

Internet: www.animal-health-online.de/<br />

drms/rinder/nitrofenbehs.pdf<br />

• Wasser-Computerspiel<br />

CD-ROM "Yaku", 5 Euro Spende; Kindernothilfe,<br />

Düsseldorfer Landstr. 180,<br />

47249 Duisburg, Tel. 0180-3333300,<br />

Internet: www.kindernothilfe.de<br />

• Schatten der Globalisierung<br />

Joseph Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung,<br />

Siedler Verlag, Berlin 2002,<br />

256 Seiten, 19,90 Euro<br />

• Mythos Wildnis<br />

von Norbert Suchanek, Schmetterling<br />

Verlag, Stuttgart 2001, 9,80 Euro<br />

• Ökobase Umweltatlas<br />

16 Euro inkl. Versand; C. Hölter GmbH,<br />

Am Kuckesberg 9, 42781 Haan, Tel.<br />

02129 / 510-11, e-Mail: oekobase@<br />

t-online.de, Internet: www.oekobase.de<br />

• Altbau - Fit für die Zukunft<br />

BINE, Mechenstr. 57 53129 Bonn<br />

Tel. 0228/9 23 79-0<br />

eMail: bine@fiz-karlsruhe.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��53�


Lesenswert ����<br />

Ferienwandern 2002<br />

Im Jahr der Berge und des Ökotourismus<br />

hat der <strong>Deutsche</strong> Wanderverband mehr<br />

als 300 geführte Wander- und Radwandertouren<br />

in seinem Magazin "Ferienwandern<br />

2002" zusammengestellt. Ob Wanderprofi<br />

oder „Einsteiger“, D<strong>eutschland</strong>urlauber<br />

oder Weltenbummler, Single, Familie<br />

oder Freundeskreis, ob verlängertes<br />

Wochenende oder dreiwöchiger Urlaub -<br />

jeder kann hier etwas entdecken. Die<br />

Gruppenreisen werden von ausgebildeten<br />

Wanderführern geleitet. Für die zweite<br />

Jahreshälfte sind noch Plätze frei.<br />

Daneben bietet das Magazin Büchertipps,<br />

Termine <strong>rund</strong> ums Wandern, Beschreibungen<br />

überregional bedeutsamer Wanderwege<br />

und Informationen zu über 70 wanderfreundlichen<br />

Unterkünften mit Lage,<br />

Preisen, Ausstattung, Pauschalangeboten<br />

und Serviceleistungen für Wanderer.<br />

Wer nur eine ruhige und günstige Übernachtungsmöglichkeit<br />

sucht, kann im Buch<br />

„Wanderheime in D<strong>eutschland</strong>“ nachschlagen.<br />

In den 136 Unterkunftshäusern<br />

der Wandervereine sind auch Nichtmitglieder<br />

gern gesehen. Die Häuser liegen<br />

meist direkt an attraktiven Wanderwegen.<br />

Das Spektrum reicht vom einfachen Matratzenlager<br />

mit Selbstversorgung bis zum<br />

komfortablen Zimmer mit Vollpension.<br />

Jedes Haus wird mit Bild und ausführlicher<br />

Beschreibung vorgestellt. ��<br />

54�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Kostenloses Video: TAT-Orte -<br />

Gemeinden mit Zukunft<br />

Zwischen 1995 und 1999 wurden im<br />

Rahmen des TAT-Orte-Wettbewerbs insgesamt<br />

24 Gemeinden und Projekte ausgezeichnet.<br />

Gemeinsam ist ihnen eine<br />

besondere Innovationsfreude im Umweltschutz<br />

und die Fähigkeit zu vielfältiger<br />

Kooperation. Die "TAT-Orte" sollen zeigen,<br />

dass eine umweltgerechte Entwicklung in<br />

kleinen Gemeinden möglich ist. Aus in den<br />

Wettbewerbsjahren entstandenem umfangreiches<br />

Video-Rohmaterial wurde nun<br />

ein Film hergestellt, der Möglichkeiten für<br />

nachhaltiges Planen und Handeln in kleinen<br />

Kommunen aufzeigt. <strong>Der</strong> 60minütige<br />

Film besteht aus neun abgeschlossenen<br />

Bausteinen zu Themen wie Bauen, Energie,<br />

Abwasser, Öko-Vermarktung, Arbeitsplätze<br />

oder Tourismus. Eine Begleitbroschüre<br />

gibt mit Erläuterungen, Literaturhinweisen<br />

und Kontaktverzeichnis weitere<br />

Anregungen. <strong>Der</strong> Film richtet sich an<br />

Gemeinderäte, Umwelt- und Agendagruppen,<br />

Unternehmen, Beschäftigungsgesellschaften,<br />

BIs und engagierte Laien. ��<br />

Konsum, Kultur und<br />

Nachhaltigkeit<br />

Sind Nitrofen und Hormone in der Nahrung<br />

die Folge unseres Konsumverhaltens?<br />

Heutige Ernährungstrends entstehen<br />

unter dem Einfluss weltweiter politischer<br />

und wirtschaftlicher Verflechtung,<br />

Bevölkerungsrückgang, Vergreisung und<br />

Single-Dominanz. Welche dieser Trends<br />

verschärfen die negativen Folgen der<br />

Ernährung, welche mildern sie ab? Damit<br />

befasst sich das aktuelle Heft von "Gaia".<br />

Verschiedene Beiträge zeigen, dass die<br />

Gesellschaft und damit letztlich die Kultur<br />

nicht nur das Ernährungs-, sondern das<br />

Konsumverhalten allgemein bestimmt.<br />

Somit wird Konsum nur dann nachhaltig,<br />

wenn sich der Nachhaltigkeitsdiskurs der<br />

Kultur annimmt. Während Felix C. Matthes<br />

vom Öko-Institut ein düsteres Bild von<br />

Nachhaltigkeit als politischem Konzept<br />

zeichnet, eröffnen die Texte zum Konsum<br />

konkrete Handlungsoptionen. ��<br />

Umweltkommunikation -<br />

vom Wissen zum Handeln<br />

Umweltkommunikation soll unterschiedliche<br />

Zielgruppen zu umweltgerechtem<br />

Handeln motivieren. Sie geht dabei über<br />

die Weitergabe ökologischen Fachwissens<br />

hinaus und umfasst den gegenseitigen<br />

Informationsaustausch über das komplexe<br />

Wirkungsgeflecht von Ökonomie, Ökologie,<br />

Politik und Gesellschaft auf eine im Alltag<br />

nachvollziehbare Ebene. Umweltkommunikation<br />

soll neue Wege verfolgen und<br />

konkrete Handlungsmöglichkeiten vermitteln.<br />

Sie soll nicht nur das Umweltbewusstsein<br />

von Menschen stärken, sondern<br />

diese auch wirklich zu umweltgerechtem<br />

Handeln zu bewegen. Dies war Thema<br />

einer einwöchigen Tagung in St. Marienthal.<br />

<strong>Der</strong> Tagungsband enthält die Beiträge<br />

von mehr als 40 Autoren aus Wissenschaft,<br />

Umweltbildungszentren und Unternehmen,<br />

Werbeprofis, Fernsehjournalisten<br />

und Politiker und bringt so einen umfassender<br />

Überblick zu innovativen Ansätzen<br />

der Umweltkommunikation aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven. ��<br />

ÖkoSteuerNews<br />

<strong>Der</strong> Förderverein Ökologische Steuerreform<br />

(FÖS) gibt einen monatlichen kostenlosen<br />

Newsletter heraus, in dem über<br />

die aktuelle nationale und internationale<br />

Diskussion zu Ökosteuern sowie verwandte<br />

Themen (alternative Energien, Klimawandel<br />

u.a.) berichtet wird. ��


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Die Gärten der Frauen<br />

Lange wurden Gärten als bloße Dekoration<br />

etablierten städtischen Wohlstands<br />

gesehen. Heute hingegen wird ihre Notwendigkeit<br />

entdeckt. Weltweit verteidigen<br />

Kleinbauern und städtische Gärtnerinnen<br />

ihr Land, das so ein Fokus für neue soziale<br />

Bewegungen aus unterschiedlichen<br />

Richtungen wird. In erwerbslos gewordenen<br />

Dörfern Osteuropas sind Kleinstlandwirtschaft<br />

und Gärten für die Menschen<br />

mehr als nur Lebensinhalt. Aus dem öffentlichen<br />

Diskurs fällt das nicht besteuerbare,<br />

weil kaum Profit abwerfende "private<br />

Leben" als "volkswirtschaftlich unerheblich"<br />

immer wieder heraus. So werden<br />

Kleingärten in New York wie in Berlin oder<br />

Nairobi immer wieder als Brachen behandelt<br />

und müssen verteidigt werden. Auf<br />

der Weltfrauenkonferenz in Peking kritisierten<br />

Frauen die Politik der letzten 100<br />

Jahre, die es ihnen erschwert, durch die<br />

Bewirtschaftung eines Gemüseackers ihre<br />

Familie zu ernähren. Kleinbauern in Stadt<br />

und Land sind weltweit zu etwa zwei Drittel<br />

Frauen. Gärten und Kleinlandwirtschaften<br />

in Stadt und Land ernähren viele<br />

Menschen quer durch alle System-, Transformations-<br />

und Hungerkrisen bis heute<br />

sicherer und oft auch gesünder als die<br />

Märkte mit ihren für viele erwerbslose<br />

Arme unbezahlbare Produkten. Gärten<br />

ernähren Menschen auch im ästhetischen<br />

Sinne und werden in der Stadt auch aus<br />

Gründen des Klimaschutzes gebraucht -<br />

im wörtlichen wie im übertragenden Sinn.<br />

Diskutiert werden in diesem Buch Formen<br />

der Kleinstlandwirtschaft, ihre soziale,<br />

ökonomische und ökologische Notwendigkeit.<br />

<strong>Der</strong> Band dokumentiert auch Beiträge<br />

der Tagung "Perspektiven der Kleinstlandwirtschaft<br />

und Gärten", die im Jahr<br />

2000 in Berlin stattfand. ��<br />

Naturgeschichte Mitteleuropas<br />

nacherlebt am Hainich<br />

Zum Jahr der Geowissenschaften 2002<br />

erschien "Vom Urknall zum Urwald. Eine<br />

Zeitreise". Hier wird der erdgeschichtliche<br />

Werdegang des Hainich im geographischen<br />

Zentrum D<strong>eutschland</strong>s exemplarisch<br />

für Mitteleuropa nacherzählt. Auf<br />

mehreren "Zeitreise-Stationen" erlebt der<br />

Leser zusammen mit einer Reisegruppe<br />

die groß- und kleinräumliche Entwicklung<br />

unserer Welt über die letzten eine Milliarde<br />

Jahre hinweg und erhält einen Ausblick<br />

auf die nähere und fernere Zukunft. Spielerisch<br />

soll so prozesshaftes, ganzheitliches<br />

Denken und Weltverständnis vermittelt<br />

werden. Ein Wanderführer und eine<br />

Begleitkarte regen zu eigenen Exkursionen<br />

an. Auch Exkursionsziele (Land, Wasser,<br />

Flora u.a.) sowie Rund- und Streckenwanderwege<br />

in der Hainich-Region sind<br />

aufgeführt. ��<br />

• Ferienwandern 2002<br />

Ferienwandern 2002, 90 S., 3,50 Euro;<br />

Wanderheime in D<strong>eutschland</strong>, 146<br />

S., 9,60 Euro (alles inkl. Versand);<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wanderverband, Wilhelmshöher<br />

Allee 157, 34121 Kassel<br />

Tel. 0561 / 93873-0, Fax -10<br />

eMail: info@wanderverband.de<br />

• Kostenloses Video: TAT-Orte<br />

- Gemeinden mit Zukunft<br />

difu, United Motion/Michael Dillmann,<br />

60 Min., Begleitbroschüre 46 S., Berlin/Köln<br />

2002; difu, Maria Hamann,<br />

Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin<br />

Tel. 030 / 39001-261, Fax -241<br />

eMail: tatorte@difu.de<br />

• Konsum, Kultur und<br />

Nachhaltigkeit<br />

GAIA - Ökologische Perspektiven in<br />

Natur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften,<br />

vierteljährlich, 80 S., 19 Euro<br />

pan Adress, Semmelweisstr. 8, 82152<br />

Planegg, Tel. 089/857091-55, Fax -<br />

31, eMail: oekom@pan-adress.de<br />

Internet: www.gaia-online.net<br />

• Umweltkommunikation -<br />

vom Wissen zum Handeln<br />

von Brickwedde/Peters (Hrsg.), Erich<br />

Schmidt Verlag, Berlin 2002, 439 S.,<br />

29,80 Euro, ISBN 3 503 06682 9<br />

• ÖkoSteuerNews<br />

monatlich, kostenlos; FÖS, Andrea<br />

Kuss, Brienner Str. 44, 80333 München,<br />

Tel. 089 / 520113-13, Fax-14,<br />

eMail: foes@foes-ev.de, Internet:<br />

www.foes-ev.de<br />

• Die Gärten der Frauen<br />

von Elisabeth Meyer-Renschhausen<br />

u.a. (Hrsg.), Centaurus Verlag, Herbolzheim<br />

2002, 336 S., 20,40 Euro,<br />

ISBN 3-8255-0338-0<br />

• Naturgeschichte<br />

Mitteleuropas nacherlebt<br />

am Hainich<br />

Andreas Lindner: Vom Urknall zum Urwald,<br />

208 S., 14,98 Euro, inhaltundform,<br />

Mühlhausen 2002, Tel. 03601/<br />

758666, ISBN 3-9807819-0-9<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��55�


Service ����<br />

Termine<br />

September<br />

4.9., Berlin<br />

Die EU Wasserrahmenrichtlinie - mehr<br />

Mitsprache <strong>beim</strong> Gewässerschutz?<br />

Seminar; Grüne Liga, Michael Bender,<br />

Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-44, Fax -33<br />

wasser@grueneliga.de<br />

www.wrrl-info.de<br />

4.9., Berlin<br />

Nachhaltigkeitsstrategien für<br />

Wachstum und Beschäftigung<br />

ver.di-Fachtagung; ver.di-Bundesverwaltung,<br />

Ress. 1, Thomas Raabe<br />

Tel. 030 / 6956-1028, Fax -3006<br />

thomas.raabe@verdi.de<br />

5./6.9., Hamm/Westf.<br />

Energiemanagement bei Turn-, Sport-<br />

und Mehrzweckhallen<br />

Westfälischer Turnerbund (WTB), Zum<br />

Schloß Oberwerries, 59073 Hamm<br />

Tel. 02388 / 30000-0, Fax -99<br />

wtb-1@t-online.de<br />

www.wtb.de<br />

13./14.9., Winterberg/Sauerland<br />

Wandern und Radwandern<br />

Konflikte, Lösungen, Kooperationen<br />

Fachtagung <strong>Deutsche</strong>r Wanderverband<br />

AubE-Umweltakademie<br />

Tel./Fax 0521 / 61370<br />

info@aube-umweltakademie.de<br />

14.9., München<br />

Nachhaltigkeit und Ökologischer<br />

Landbau<br />

Naturland, Kleinhaderner Weg 1, 82166<br />

Gräfelfing<br />

Tel. 089 / 898082-0, Fax -90<br />

naturland@naturland.de<br />

www.naturland.de<br />

14.9., Köln<br />

Bundesweiter globalisierungskritischer<br />

Aktionstag<br />

Attac-Bundesbüro, Christoph Bautz, Artilleriestr.<br />

6, 27283 Verden Tel. 04231 /<br />

957-300, Fax -594<br />

info@attac-netzwerk.de<br />

www.attac-netzwerk.de/149<br />

56�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

16.9., Berlin<br />

Flächen- und Maßnahmenpools<br />

Bundesweite Statuskonferenz über Naturschutz-Kompensationsmaßnahmen<br />

TU Berlin, Sekr. FR 2-6, Britta Deiwick,<br />

Franklinstr. 28/29, 10587 Berlin<br />

Tel. 030 / 314-72741, Fax -23507<br />

deiwick@ile.tu-berlin.de<br />

www.tu-berlin.de/fb7/ile/fg_lbp/dbu/<br />

dbu.htm<br />

17.9.-13.10., Kyritz-Ruppiner Heide<br />

Friedenskarawane<br />

gegen geplanten größten europäischen<br />

Bombenabwurfplatz in Brandenburg<br />

KURVE, Kirchstr. 14, 29462 Wustrow<br />

Tel. 05843 / 9871-38, Fax -11<br />

friedenskarawane@kurvewustrow.org<br />

www.kurvewustrow.org<br />

18.-27.9., Bonn<br />

Vertragsstaatenkonferenzen zum<br />

Schutz wandernder Tierarten<br />

BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />

Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />

eMail: presse@bmu.de<br />

Internet: www.bmu.de<br />

21.9., Hannover<br />

Die EU Wasserrahmenrichtlinie - eine<br />

neue Chance für den Gewässerschutz?<br />

Seminar BUND/Grüne Liga; BUND Niedersachsen,<br />

PF 1106, 30011 Hannover<br />

Tel. 0511-965690, Fax -662536<br />

bund.nds@bund.net<br />

20.-22.9., Oberstaufen/Allgäu<br />

Nachhaltigkeit erfahren<br />

Erlebnis-Wochenende; B.A.U.M.-Regionalbüro<br />

München, Tel. 08106/351823<br />

21.-28.9., Allgäu<br />

Öko-Tourismus- Nische oder<br />

Trendwende?<br />

Umwelt-Werkstatt; Aktionsgemeinschaft<br />

Solidarische Welt e.V. (ASW), Hedemannstr.<br />

14, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 251-0265, Fax -1887<br />

mail@aswnet.de<br />

www.aswnet.de<br />

22.9., europaweit<br />

Europäischer Autofreier Tag<br />

(16.-22.9. Aktionswoche)<br />

Klimabündnis der europäischen Städte<br />

Tel. 069 / 70790083<br />

e.floesser@klimabuendnis.org<br />

www.klimabuendnis.de<br />

24.9., Alsfeld/Hessen<br />

Integrierte Managementsysteme<br />

Öko-Audit für KMU ermöglichen; B.A.U.M.<br />

Hannover, Dieter Brübach, Tel. 0511 /<br />

1650021; dieter.bruebach@baumev.de<br />

www.BAUMeV.de/Termine/im_anm.pdf<br />

24.9., Melsungen/Hessen<br />

Die Nutzung der Sonnenenergie in<br />

denkmalgeschützten Gebäuden<br />

Hessisches Umweltministerium, Mainzer<br />

Str. 80, 65189 Wiesbaden<br />

Tel. 0611 / 815-0, Fax -1941<br />

poststelle@mulf.hessen.de<br />

www.mulf.hessen.de<br />

28.9., Düsseldorf<br />

Verbändebeteiligung und<br />

Verbandsklage<br />

Einführungsseminar; BUND NRW, Merowingerstr.<br />

88, 40225 Düsseldorf<br />

Tel. 0211 / 302005-0, Fax -26<br />

bund.nrw@bund.net<br />

www.bund.net/nrw<br />

30.9./1.10., Berlin<br />

Governance and Sustainability -<br />

Neue Herausforderungen für Staat,<br />

Unternehmen und Zivilgesellschaft<br />

IÖW, Tobias Mickler Tel. 030 / 88-<br />

459416, Fax -25439<br />

kommunikation@ioew.de<br />

www.ioew.de/governance


� � �<br />

Kontakt �����<br />

Oktober<br />

3.-6.10., in 12 Städten<br />

Sinnenreich genießen -<br />

Bio-Erlebnistage<br />

FÖL, Spreeufer 5, 10178 Berlin<br />

Tel. 030 / 2472-9022, Fax -7468<br />

foel@gmx.de<br />

7.-11.10., Freiburg<br />

Einführung in das Wasserrecht für<br />

Nichtjuristen<br />

Intensiv-Lehrgang zum Wasserrecht der<br />

EU, des Bundes und der Länder; Uni<br />

Freiburg, Hydrologisches Institut, J. Lange<br />

jlange@uni-freiburg.de<br />

8.10., Arnsberg<br />

Die Verschandelung der Landschaft<br />

Landschaftsbildbewertung für Eingriffs-<br />

Ausgleichs-Bilanzen; LNU, Heinrich-Lübke-<br />

Str. 16, 59759 Arnsberg-Hüsten<br />

Tel. 02932-4201, Fax -54491<br />

lnu.nrw@t-online.de<br />

www.lnu.nrw.de<br />

9.-11.10., Göttingen<br />

Waldumbau im globalen Wandel<br />

Konferenz (siehe Seite 33); Universität<br />

Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaft<br />

Tel. 0551 / 39-3472, Fax -9787<br />

eMail: dekanat.forst@uni-goettingen.de<br />

Internet: www.uni-forsdt.gwdg.de/fwt<br />

10./11.10., Dresden<br />

10 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis<br />

Jubiläumskongress; B.A.U.M., Martin Oldeland,<br />

Tel. 040 / 4907-1118<br />

martin.oldeland@baumev.de<br />

18.10., Wuppertal<br />

Vögel an Fließgewässern<br />

Int. Fachtagung; Dr. Rainer Mönig, Laaken<br />

104, 42287 Wuppertal<br />

Tel. 02361 / 305-0, Fax -340<br />

nua-z@nua.nrw.de<br />

www.nua.nrw.de<br />

26.10.+2.11., Wetzlar<br />

Führungswissen - Solarthermische<br />

Nutzung<br />

Geförderter Lehrgang; Technologiezentrum<br />

Lahn, Dillufer 40, 35576 Wetzlar<br />

Tel. 06441 / 9455-12, Fax -55<br />

29./30.10., Rostock<br />

Ökosponsoring - Möglichkeit der<br />

Projektfinanzierung<br />

LFG, Fritz-Reuter-Platz 9, 1139 Malchin<br />

Tel. 03994 / 235-0, Fax -199<br />

lfg.malchin@t-online.de<br />

30.10., Mülheim an der Ruhr<br />

Natur und Landschaft im Ballungsraum<br />

- Lebensqualität für Mensch und Natur<br />

Landesanstalt für Ökologie - LÖBF NRW,<br />

Castroper Str. 30, 45665 Recklinghausen<br />

Tel. 02361 / 305-0<br />

poststelle@loebf.nrw<br />

www.loebf.nrw.de/abteilg/abteilg3/<br />

veranstaltung/index.htm<br />

31.10.-2.11., Leipzig<br />

Regionale Kreisläufe: Wirtschaften auf<br />

dem Weg zur Nachhaltigkeit<br />

Internationale Konferenz des Bundesforschungsministeriums;<br />

ICLEI-ITC, Kirsten<br />

Wolfrath, Eschholzstr. 86, 79115 Freiburg<br />

Tel. 0761 / 36892-28, Fax -29<br />

euregia.conference@iclei-europe.org<br />

www.regional-sustainability.de<br />

November<br />

November, Berlin<br />

Umsetzung der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie -<br />

Beiträge der Umweltverbände<br />

<strong>DNR</strong>, BUND, NABU<br />

<strong>DNR</strong> Berlin, Petra Brüggemann<br />

Tel. 030 / 443391-88, 0170-5865166<br />

petra.brueggemann@dnr.de<br />

5./6.11., Dortmund<br />

Zukunft der Abfallwirtschaft -<br />

Strategien kommunaler und privater<br />

Entsorger<br />

Fraunhofer-Institut für Materialfluss und<br />

Logistik (IML), Gregor Eckerth<br />

Tel. 0231 / 9743-238, Fax -451<br />

eMail: krw-netzwerk@iml.fhg.de<br />

9.11., Remscheid<br />

Baumschutzsatzungen<br />

Seminar zu Zielen und Möglichkeiten;<br />

RBN, Schmitzbüchel 2, 51491 Overath<br />

Tel. 02204-7977, Fax 74258<br />

13.11., Osnabrück<br />

Marketing und Kommunikationsmanagement<br />

in der Umweltberatung<br />

Verbraucherzentralen Bundesverband<br />

(vzbv), Susanne Breda, Markgrafenstr.<br />

66, 10969 Berlin<br />

Tel. 030 / 258002-13, Fax -18<br />

breda@vzbv.de<br />

22.-24.11., Loccum<br />

Die Welt als Schöpfung<br />

Die Weit als Ware<br />

Kommerzialisierung von Naturgütern und<br />

innere Verfasstheit der Menschen<br />

Tagung; Ev. Akademie, PF 2158, 31545<br />

Rehburg-Loccum<br />

Tel. 05766 / 81-0, Fax -900<br />

eal@evlka.de<br />

www.loccum.de<br />

� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��57�


Service �����<br />

eMail-Infodienste<br />

Diese Informationsdienste senden regelmäßig<br />

aktuelle und unabhängige Nachrichten<br />

zu ausgewählten Umweltthemen<br />

per eMail zu. Soweit nicht anders angegeben,<br />

sind die Zusendungen kostenlos.<br />

Die Bestellung erfolgt jeweils bei den<br />

angegebenen eMail- oder Internet-<br />

Adressen.<br />

Umwelt - alle Themen<br />

ots.e-mail (täglich oder sofort; sehr um-<br />

fangreich, enthält auch die Meldungen<br />

der großen Umweltverbände)<br />

Internet: www.presseportal.de/otsabo/<br />

subscribe.htx ("ots-Umwelt/Natur"<br />

[unter "Vermischtes"])<br />

DRB (monatlich, Überblick aus Verbände-<br />

Sicht)<br />

eMail: info@dnr-berlin.de (formlos)<br />

Umweltschutz-NEWS.de (wöchentlich)<br />

Internet:<br />

www.umweltschutz-news.de (unten)<br />

ngo-mail (täglich; nicht nur Umwelt, aus<br />

NGO-Sicht)<br />

Internet:<br />

www.ngo-online.de/newsletter.php4<br />

ECO-News (wöchentlich; Themenbereiche<br />

wählbar; teils kommerziell/Lifestyle)<br />

Internet:<br />

www.eco-news.de/getabo.shtm<br />

(siehe auch ökom, Sonnenseite, vista<br />

verde, WWF)<br />

Agrarpolitik<br />

@grar.de Aktuell (täglich)<br />

Internet:<br />

www.agrar.de/aktuell/subscribe.htm<br />

Artenschutz, Naturschutz u.a.<br />

WWF-Journalisten-Newsletter (täglich; nur<br />

WWF-Meldungen)<br />

Internet:<br />

www.wwf.de/newsletter/index.html<br />

Betrieblicher Umweltschutz<br />

B.A.U.M.-@-News (monatlich)<br />

eMail: redaktion@baumev.de (formlos)<br />

Internet:<br />

www.baumev.de/Service/mail.htm<br />

58�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />

Energie<br />

BINE Newsletter (mehrmals monatlich;<br />

Technik, Politik)<br />

Internet: http://bine.fiz-karlsruhe.de/<br />

anm_newsletter.php<br />

Sonnenseite Newsletter (wöchentlich;<br />

Erneuerbare Energien, weitere Umweltthemen)<br />

Internet:<br />

www.sonnenseite.com (unten links)<br />

sfv-<strong>rund</strong>mail (mehrmals monatlich; Solar<br />

energie, Erneuerbare Energien, Politik)<br />

eMail: zentrale@sfv.de (formlos)<br />

Entwicklung, Weltwirtschaft<br />

W&E-Sonderdienst (monatlich)<br />

eMail: rfalk@pt.lu (formlos)<br />

Internet: www.weedbonn.org/<br />

mailman/listinfo/weed-news<br />

Gentechnik<br />

genPost (täglich; sehr ergiebig)<br />

eMail: genpost-request@gen.free.de<br />

(Betreff: "Subscribe", Text "subscribe")<br />

Internet: www.gene.ch/listmenu.html<br />

Gentechnik Nachrichten (sechs-<br />

wöchentlich)<br />

eMail: listserver@oeko.de<br />

(Betreff: ohne, Text: "subscribe<br />

gen-news@oeko.de")<br />

Internet: www.oeko-institut.org/<br />

bereiche/gentech/newslet/index.html<br />

Gen-Lex-News (14-tägig)<br />

eMail: info@blauen-institut.ch<br />

(Betreff: "subscribe d")<br />

Internet: www.blauen-institut.ch<br />

Globalisierungskritik<br />

attac-d-presse, attac-d-info u.a.<br />

Internet: www.attac-netzwerk.de/<br />

mailing.html<br />

Natur, Nachhaltigkeit u.a.<br />

vista verde (täglich)<br />

Internet: www.vistaverde.de/newsletter<br />

Nachhaltigkeit u.a.<br />

ökom Newsletter<br />

Internet: www.oekom.de/verlag/<br />

german/newsletter/<br />

Verkehr<br />

InformationsDienst Verkehr (IDV)<br />

(vierteljährlich)<br />

Kosten: 3,50 Euro pro Ausgabe<br />

eMail: info@umkehr.de<br />

Kein Bezug per eMail möglich<br />

Internet: www.umkehr.de ("Angebote")<br />

Wasser<br />

BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong> (14-tägig)<br />

Kosten: 1,- Euro pro Ausgabe<br />

eMail: nik@akwasser.de (Bezug per<br />

eMail nur bedingt möglich)<br />

Internet: www.ak-wasser.de/<br />

service/<strong>rund</strong><strong>brief</strong>/<strong>rund</strong><strong>brief</strong>.html


Interaktiv �����<br />

Verweise auf frühere<br />

Ausgaben<br />

<strong>Der</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> beschränkt<br />

sich auf aktuelle Informationen. Deshalb<br />

wird in einigen Artikeln auf vorangegangene<br />

Ausgaben verwiesen, z.B. "DRB<br />

04.02" als Hinweis auf Heft 4 des<br />

D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong>es im Jahr 2002.<br />

Verweise auf das EU-Rundschreiben (siehe<br />

rechts) sind ähnlich gehalten, z.B.<br />

"EUR 05.02".<br />

Dank, Empfehlung<br />

Für die Bereitstellung von Informationen<br />

zu diesem Rund<strong>brief</strong> dankt die Redaktion<br />

allen Beteiligten sowie den Umwelt-Informationsdiensten<br />

@grar.de, B.A.U.M.-@-<br />

News, BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong>, Gen-Lex-<br />

News, genPost, Greenpeace-PE, IDV, ngoonline,<br />

ökom Newsletter, Sonnenseite,<br />

TransGen, WWF-Journalisten-Newsletter.<br />

Diese Dienste sind auch für alle zu empfehlen,<br />

die sich unabhängig, aktuell und<br />

kostengünstig über bestimmte Umweltthemen<br />

informieren lassen wollen (siehe<br />

"eMail-Infodienste" im Service-Teil).<br />

D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong><br />

im Internet<br />

www.dnr.de/drb<br />

heißt die Internetseite des <strong>DNR</strong>-D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong>s.<br />

Dort finden Sie<br />

- Inhaltsverzeichnis und Editorial des<br />

letzten Heftes ("Zur aktuellen Ausgabe")<br />

- alle früheren Ausgaben ab 1999<br />

("Download"), komplett als PDF-Datei im<br />

Zeitungslayout, zum Ansehen, Herunterladen<br />

oder Ausdrucken<br />

- ausgewählte Artikel 2000-2001 nach<br />

Themen geordnet ("Volltextarchiv").<br />

Gegen Rückporto können die Materialien<br />

auch zugesandt werden.<br />

Gastbeiträge willkommen<br />

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge in Absprache<br />

mit der Redaktion.<br />

Beiträge von GastautorInnen stimmen<br />

nicht in allen Fällen mit der Meinung der<br />

Redaktion bzw. des Herausgebers überein.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Beiträge<br />

zu kürzen und zu überarbeiten.<br />

EU-Rundschreiben<br />

DRB-Abo<br />

Beiträge und Informationen zur Umweltpolitik<br />

auf europäischer und internationaler<br />

Ebene finden Sie im EU-Rundschreiben<br />

des <strong>DNR</strong>. Wir senden oder mailen Ihnen<br />

gern ein kostenloses Probeexemplar.<br />

Probelesen im Internet: www.dnr.de/<br />

eu-koordination/<strong>rund</strong>schreiben ("Volltextarchiv")<br />

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