d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR
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DEUTSCHLAND-RUNDBRIEF<br />
herausgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>) e.V.
2�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
08.02<br />
DEUTSCHLAND-RUNDBRIEF<br />
herausgegeben vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />
Impressum �����<br />
D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong><br />
Naturschutz- und Umweltpolitik<br />
auf Bundesebene<br />
Jahrgang 8 (2002), Heft 08<br />
Erscheinungstag: 30. August 2002<br />
Herausgeber<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong>,<br />
Dachverband der deutschen Natur- und<br />
Umweltschutzverbände (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />
Geschäftsstelle Bonn<br />
<strong>DNR</strong>, Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />
Tel. 0228 / 35 90-05, Fax -96<br />
Redaktion<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Matthias Bauer<br />
<strong>DNR</strong>, Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 44 33 91-82, Fax -80<br />
eMail: info-berlin@dnr.de<br />
Internet: www.dnr.de/drb<br />
Abonnement-Verwaltung<br />
Thomas Kreutzberg, Geschäftsstelle Bonn<br />
eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />
Preise: siehe 3. Umschlagseite<br />
Bezüglich vergünstigter Abonnements<br />
bitte bei der Redaktion nachfragen.<br />
Technik<br />
Design: Florian Braun, Berlin<br />
Layout: Matthias Bauer, <strong>DNR</strong> Berlin<br />
Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />
Gastartikel<br />
Artikel aus Verbänden und Forschung sind<br />
willkommen. Die Redaktion behält sich<br />
Kürzung und redaktionelle Bearbeitung<br />
vor. Beiträge per eMail erleichtern die<br />
Arbeit. Namentlich gezeichnete Beiträge<br />
geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion/des Herausgebers wieder.<br />
Redaktionsschluss: 15. jeden Monats.<br />
Copyright<br />
Die Urheberrechte liegen <strong>beim</strong> Herausgeber.<br />
Einzelne Artikel können nachgedruckt<br />
werden, wenn die Quelle angegeben wird.<br />
Die Redaktion freut sich über ein Belegexemplar.<br />
Eine regelmäßige freie Weitergabe<br />
des Heftes ist in keiner Form zulässig.<br />
Förderhinweis<br />
Dieses Projekt wurde finanziell vom Bundesumweltministerium<br />
gefördert. Die<br />
Förderer übernehmen keine Gewähr für<br />
die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit<br />
der Angaben sowie für die Beachtung<br />
der Rechte Dritter. Die geäußerten<br />
Ansichten und Meinungen müssen nicht<br />
mit denen der Förderer übereinstimmen.
� � �<br />
Editorial �����<br />
Kontakt �����<br />
Nichts ist mehr wie es war...<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
"Es ist nichts mehr wie es war..." - mit<br />
diesen Worten fasste Stefanie Schwandt<br />
vom Umweltzentrum Dresden die nicht nur<br />
für Umweltverbände erschütternde Bilanz<br />
der Elbeflut zusammen. Das Umweltzentrum<br />
mitten in der Dresdener Altstadt bot<br />
den verschiedensten Verbänden und<br />
umweltorientierten Unternehmungen eine<br />
Heimstatt. <strong>Der</strong>zeit steht die Frage, wie<br />
hier und an anderen Stellen die Arbeit<br />
weitergehen soll, ob das Haus wieder<br />
instand gesetzt werden kann, wie die<br />
Mittel dafür zusammenkommen. Umweltschützer<br />
sind also nicht nur Mahner und<br />
Rufer, sondern hier - und auch im Persönlichen<br />
- selbst von der Flutkatastrophe<br />
betroffen. Einen Aufruf zu Spenden für<br />
das Dresdner Umweltzentrum finden Sie<br />
auf Seite 41.<br />
Angesichts der Hochwasserkatastrophe<br />
klingt es zumindest nach einem Hoffnungsschimmer,<br />
wenn Bundesverkehrsminister<br />
Bodewig nun den weiteren Ausbau<br />
- und damit die weitere Zerstörung -<br />
der Elbe auf den Prüfstand stellen wird,<br />
gedrängt auch von Bundeskanzler Schröder.<br />
Ohne Flut hätte sich in dieser Frage<br />
trotz des von Anfang an starken Protests<br />
der Umweltverbände und trotz der "Elbe-<br />
Erklärung" so leicht nichts bewegt. Ein<br />
gewisser Einfluss auf den weiteren Fortgang<br />
der Dinge wird dabei auch der<br />
kommenden Bundestagswahl nicht abzusprechen<br />
sein. Mehr zum Thema Hochwasser<br />
können Sie auf Seite 12 und ab<br />
Seite 40 lesen.<br />
Heikel wird es allerdings, wenn dieselben<br />
Umweltverbände, die einfordern, dass das<br />
Schicksal unserer Flüsse nicht weiter <strong>beim</strong><br />
Bundesverkehrsministerium liegen darf,<br />
auf der Klimaschutzbühne bei ihrem Eintreten<br />
für die Ausweitung der erneuerbaren<br />
Energien auch den verstärkten Verbau<br />
der Fließgewässer einfordern. Hier stehen<br />
Gewässer- und Hochwasserschutz mit der<br />
Energieerzeugung im Widerspruch. Die<br />
Betreiber von Wasserkraftanlagen leisten<br />
erheblichen Widerstand, wenn es um die<br />
Gewässerschutzauflagen der neuen EU-<br />
Wasserrahmenrichtlinie geht, sowohl auf<br />
europäischer als auch auf Bundesebene,<br />
und sie finden durchaus Widerhall bei den<br />
Verbänden. �<br />
Das wäre nur halb so schlimm, wenn auf<br />
der Ebene von Sachargumenten das Für<br />
und Wider der verschiedenen Ansätze<br />
debattiert würde. Wenn der Bundesverband<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wasserkraftwerke vor<br />
dem Umweltausschuss des Bundestags im<br />
Zuge der Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes<br />
Stellungnahmen mit Titeln wie<br />
"... Querbauwerke und Ufermauern fördern<br />
regelmäßig den Fischbestand" abgibt,<br />
wird die Debatte jedoch auf die<br />
Ebene naturwissenschaftlich unhaltbarer<br />
Postulate getragen, zumal gerade der<br />
Flussverbau als die Hauptursache für das<br />
Aussterben von Fischarten ermittelt wurde.<br />
Als selbstverständlich gilt vielen Umweltschützern<br />
auch, dass Wasserkraft<br />
g<strong>rund</strong>sätzlich klimaneutral sei. Dem ist<br />
nicht so. In tropischen Gebieten liegen die<br />
CO2- und die noch klimarelevanteren<br />
Methan-Emissionen von Wasserkraftwerken<br />
zuweilen über der Treibhausgasemission<br />
von konventionellen Kraftwerken<br />
vergleichbarer Leistung. In unseren Breiten<br />
können wir davon ausgehen, dass<br />
Wasserkraft etwa zwei Drittel weniger<br />
klimarelevant ist als Kohlekraftwerke mit<br />
hohem Wirkungsgrad.<br />
International hat UNDP-Direktor Klaus<br />
Töpfer inzwischen ebenfalls das Problem<br />
zur Sprache gebracht. Die großen Staudämme<br />
setzen sich immer mehr mit Sedimenten<br />
zu und büßen damit dramatisch<br />
an Kapazität zur Wasserspeicherung und<br />
Energiegewinnung ein. �<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
dieser Ausgabe lagen die Ergebnisse des<br />
Weltgipfels in Johannesburg noch nicht vor<br />
- falls überhaupt substanzielle Fortschritte<br />
erreicht wurden. Klimawandel kann unzweifelhaft<br />
zu vermehrtem Auftreten von<br />
extremen Niederschlägen und damit zu<br />
einer Häufung von Jahrhundert- oder<br />
Jahrtausendfluten beitragen. Die Auswirkungen<br />
und Schäden stehen aber auch in<br />
Zusammenhang mit der versiegelten<br />
Fläche und der Regenwasserkanalisation,<br />
die das Wasser auf schnellem Wege den<br />
Gewässern zuführt, und mit den Flussbegradigungen<br />
und der Übernutzung der<br />
Flussauen, durch die oft 80 Prozent der<br />
natürlichen Überschwemmungsflächen<br />
verloren gingen. Wir werden die Probleme<br />
also nicht lösen können, wenn wir sie nur<br />
eindimensional betrachten.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine<br />
anregende Lektüre.<br />
Michael Bender<br />
Grüne Liga/<strong>DNR</strong>-Gesprächskreis Wasser<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��3�
Inhalt �<br />
2 Impressum<br />
3 Editorial<br />
• Nichts ist mehr wie es war...<br />
5 Johannesburg 2002<br />
• <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />
• Hoffnung? Pro und Contra<br />
8 Agrarwende, Verbraucher<br />
• Unterstützung für Ökolandbau<br />
• Kritik am QS-Fleischsiegel<br />
• Futtermittelindustrie: Keine Wende<br />
• "Tiergerechte Aufzucht" irrefürend<br />
• Kinder besser vor Werbung schützen<br />
11 Abfall<br />
• Dosenpfand: Vorteile<br />
• Mülldeponien: Mehr Umweltschutz<br />
12 Energie, Klima<br />
• Hochwasser: Chance zum Umsteuern<br />
• "Auf Kinderfüßen durch die Welt"<br />
• Bericht der Enquete-Kommission<br />
• Strompreise werden steigen<br />
• WestLB finanziert umstrittene Pipeline<br />
• BDI gegen Umweltstandards<br />
• Wahlprogramme zur Energiepolitik<br />
• Heizen mit Getreide<br />
• Schwere Störfälle im AKW Brunsbüttel<br />
4�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
20 Gentechnik<br />
• Bauern wollen keine Gentechnik<br />
• Gen-Verunreinigung von Honig<br />
• Embryo-Patent widerrufen<br />
• Vorbereitungen für Stammzell-Import<br />
22 Nachhaltigkeit<br />
• Die "Hermes-beweg-dich"- Kampagne<br />
• Stoiber im Umwelttest<br />
• Industrie gegen Umweltregeln<br />
• Nachhaltiger Warenkorb<br />
• Biobaumwolle braucht Partner<br />
• Streit um Ökosteuer<br />
• Nachhaltigkeit bleibt unkonkret<br />
27 Jahr der Berge<br />
• Gletscher und Klimaveränderung<br />
• <strong>DNR</strong>-Projekt hat begonnen<br />
• Aktion: Feuer in den Bergen<br />
30 Naturschutz<br />
• Naturschutz und Nationalsozialismus<br />
• Bestandsaufnahme im "Grünen Band"<br />
• Neues Kriterium für Artenvielfalt<br />
• Brücken in der Agrarlandschaft<br />
• FSC-Gütesiegel für deutschen Wald<br />
36 Tierschutz<br />
• Erste Kampfhundeverordnung nichtig<br />
• Hochwasser: Soforthilfe für Tierheime<br />
36 Verkehr<br />
• Lkw-Maut: Umwelteffekt unklar<br />
• Auto-Umweltliste 2002<br />
• Schienenverkehr: Klimaschonend<br />
• Alleen-Kampagne<br />
40 Wasser<br />
• Hochwasser und Naturschutz<br />
• Umweltzentrum Dresden zerstört<br />
• Lebendige Radolfzeller Aach<br />
• Trinkwasser-Privatisierung<br />
• Erster Internationaler Elbe-Badetag<br />
44 Verschiedenes<br />
• Mobilfunk: Gesundheitsgefahr<br />
• Sommerakademie zur Globalisierung<br />
• Wettbewerb belohnt Ehrenamt<br />
46 Verbände<br />
• Interview mit Michael Zschiesche<br />
• Mehr Mitglieder bei BUND und NABU<br />
• 50 Jahre Bund gegen Missbrauch<br />
der Tiere<br />
• 20 Jahre Robin Wood<br />
50 Lesenswert<br />
• Interessante Publikationen<br />
56 Service<br />
• Termine, eMail-Informationsdienste
� � �<br />
Johannesburg 2002 �����<br />
Kontakt �����<br />
<strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />
Einsatz für konkreten Aktionsplan auf<br />
dem Nachhaltigkeitsgipfel<br />
Beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung<br />
vom 26. August bis zum 5. September<br />
in Johannesburg (Südafrika) war <strong>DNR</strong>-<br />
Präsident Hubert Weinzierl als stellvertretender<br />
Vorsitzender des Rates für Nachhaltige<br />
Entwicklung Mitglied der offiziellen<br />
deutschen Regierungsdelegation. Er und<br />
weitere <strong>DNR</strong>-VertreterInnen versuchten<br />
dort Einfluss auf die Verhandlungen und<br />
Ergebnisse zu nehmen und informierten<br />
die Medien über aktuelle Entwicklungen<br />
und deren Einschätzungen aus <strong>DNR</strong>-Sicht.<br />
Als Gesprächspartner des <strong>DNR</strong> waren<br />
auch Vizepräsident Prof. Dr. Manfred<br />
Niekisch, Generalsekretär Helmut Röscheisen<br />
und die Leiterin für EU-Koordination<br />
und Internationales, Nika Greger, in Johannesburg<br />
vertreten.<br />
Die <strong>DNR</strong>-Delegation setzte sich auf dem<br />
Nachhaltigkeitsgipfel für die Bildung einer<br />
strategischen Allianz der EU mit den G77-<br />
Ländern und China sowie afrikanischen<br />
Staaten für einen konkreten Aktionsplan<br />
ein, um durch Systemveränderungen der<br />
internationalen Finanzarchitektur und des<br />
globalen Handelssystems sowie einen<br />
erhöhten Nord-Süd-Ressourcentransfer<br />
die Weichen für eine weltweit nachhaltige<br />
Entwicklung zu stellen.<br />
Die UN-Konferenz begann erst nach Redaktionsschluss.<br />
Im nächsten Rund<strong>brief</strong><br />
folgt ein ausführlicher Bericht mit einer<br />
Einschätzung der Ergebnisse aus der<br />
Sicht des <strong>DNR</strong>. ��<br />
Diskussion<br />
Give me hope, Jo'anna<br />
Global reden, national aufschieben - es<br />
braucht keine sonderlich böse Zunge, um<br />
das Verhalten vieler Staaten bei den<br />
Verhandlungen über nachhaltige Entwicklung<br />
so zu umschreiben. Was nützen<br />
aufwändige Konferenzen und mehr oder<br />
weniger wohlklingende Abkommen, wenn<br />
am Ende doch jeder macht, was er will?<br />
Ist es sinnvoll für Nichtregierungsorganisationen,<br />
sich überhaupt daran zu beteiligen?<br />
Diese Frage stellt sich ganz besonders<br />
zum Weltgipfel in Johannesburg.<br />
Denn obwohl ein gutes Ergebnis angesichts<br />
der globalen Probleme dringend<br />
notwendig wäre, gab der bisherige Verlauf<br />
der Vorbereitungen wenig G<strong>rund</strong> zur<br />
Hoffnung.<br />
<strong>Der</strong> erste Weltumweltgipfel in Rio de Janeiro<br />
1992 hatte historische Bedeutung.<br />
Erstmalig gaben die Industrieländer zu,<br />
dass ihre Produktions- und Konsummuster<br />
für die Überlebenskrise der Menschheit<br />
verantwortlich sind. Gleichzeitig wurden<br />
Umwelt und Entwicklung endlich<br />
zusammen gedacht und den Entwicklungsländern<br />
bessere Chancen in Aussicht<br />
gestellt.<br />
Die Umweltbewegung hatte maßgeblichen<br />
Anteil an diesem Erfolg. Sie hatte Alarm<br />
geschlagen, als Umweltprobleme von den<br />
Regierungen noch gar nicht wahrgenommen<br />
wurden. Und sie hatte Konzepte für<br />
einen schonenden Umgang mit natürlichen<br />
Ressourcen entworfen. Doch die<br />
schwerste Aufgabe stand erst bevor: Das<br />
über Jahre gewachsene Bewusstsein für<br />
ökologische Probleme und die Aufbruchstimmung<br />
von Rio mussten in konkretes<br />
Handeln umgesetzt werden.<br />
<strong>Der</strong> BUND hat sich dafür von Anfang an<br />
engagiert. Noch Ende 1992 gründete er<br />
zusammen mit dem Dachverband <strong>DNR</strong><br />
das Forum Umwelt & Entwicklung, um den<br />
Rio-Folgeprozess in D<strong>eutschland</strong> voranzutreiben.<br />
1996 veröffentlichte er zusammen<br />
mit Misereor die Studie „Zukunftsfähiges<br />
D<strong>eutschland</strong>“ und löste damit eine<br />
breite gesellschaftliche Debatte über die<br />
Perspektiven einer global nachhaltigen<br />
Entwicklung aus. 2001 baute er zusammen<br />
mit seinen internationalen Partnern<br />
von Friends of the Earth auf dem Klimagipfel<br />
in Bonn ein riesiges Klima-<br />
Rettungsboot und trug so dazu bei, dass<br />
die Verhandlungen nicht vollends<br />
scheiterten. �<br />
• <strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> in Johannesburg<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>), Am<br />
Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />
Tel. 0228 / 35 90 05<br />
Hubert Weinzierl, Präsident<br />
Tel. 09966-777, Fax -490<br />
eMail: hubert.weinzierl@dnr.de<br />
Nika Greger, Leiterin Internationales<br />
Tel. 030 / 443391-86, Fax -80<br />
• Give me hope, Jo'anna<br />
BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />
eMail: bund@bund.net<br />
Internet: www.bund.net<br />
www.rio-plus-10.org<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��5�
Johannesburg 2002 ����<br />
� Trotz solcher Bemühungen blieben die<br />
Versprechen von Rio weitestgehend unerfüllt.<br />
Die Agenda 21, das Abschlussdokument<br />
des Gipfels, wurde als Fahrplan für<br />
das 21. Jahrhundert gefeiert - und doch<br />
nicht umgesetzt. Nach wie vor sind 1,2<br />
Milliarden Menschen ohne Zugang zu<br />
sauberem Trinkwasser. <strong>Der</strong> Ausstoß klimaschädlicher<br />
Gase stieg weltweit um 9<br />
Prozent (2001), anstatt auf das Maß von<br />
1990 zurückzugehen. Fast jeder zweite<br />
Mensch muss mit weniger als 2 Dollar pro<br />
Tag auskommen. Von dem Ziel, 0,7 Prozent<br />
ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungsprojekte<br />
aufzubringen, haben<br />
sich die Industrienationen immer weiter<br />
entfernt. D<strong>eutschland</strong> liegt derzeit bei<br />
0,27 Prozent.<br />
Für die mangelnden Fortschritte seit Rio<br />
gibt es Gründe. Um aus der Agenda 21<br />
mehr als eine schöne Absichtserklärung<br />
zu machen, hätte sie mit verbindlichen<br />
Zeitplänen, Kontrollinstanzen, Sanktionsmechanismen<br />
und Finanzquellen versehen<br />
werden müssen. So aber blieb es ohne<br />
Folgen, als die Politik sich im Laufe der<br />
neunziger Jahre zusehends vom Ziel der<br />
nachhaltigen Entwicklung verabschiedete<br />
und stattdessen unter der Leitung der<br />
WTO einen Kurs der wirtschaftlichen Entgrenzung<br />
einschlug. Während der Freihandel<br />
ausgeweitet wurde, kamen globale<br />
ökologische Vereinbarungen nur noch<br />
stockend voran.<br />
Auch die Vorbereitungen für Johannesburg,<br />
bei denen der BUND im Namen von<br />
Friends of the Earth intensive Lobbyarbeit<br />
leistet, gerieten in die Krise. Die Delegationen<br />
waren nicht in der Lage, sich im<br />
Vorfeld auf einen griffigen Verhandlungstext<br />
zu einigen. Allen voran sträuben sich<br />
die USA, tatkräftig unterstützt von Kanada,<br />
Australien und den OPEC-Staaten,<br />
gegen jede internationale Verpflichtung,<br />
die den Planeten und die Zukunft der<br />
Menschheit schützen könnte. Die EU-<br />
Länder, die noch im Klimaprozess eine<br />
Führungsrolle eingenommen hatten,<br />
traten erschreckend unkoordiniert und<br />
zurückhaltend auf. Unter diesen Umständen<br />
war es sogar besser, dass vor Johannesburg<br />
keine Einigung erzielt wurde. �<br />
6�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
<strong>Der</strong> BUND kämpft mit Friends of the Earth<br />
für einen Umweltgipfel, der die Ursachen<br />
der zunehmenden Armut und Umweltzerstörung<br />
benennt und ein zukunftsfähiges<br />
Aktionsprogramm für die nächsten Jahre<br />
festlegt. Dazu gehört, dass Umweltabkommen<br />
immer Vorrang vor Handelsabkommen<br />
haben. Für diese Position hat<br />
Friends of the Earth kürzlich in einer<br />
Stellungnahme geworben, die mittlerweile<br />
von 167 Nichtregierungsorganisationen<br />
aus 52 Ländern unterschrieben wurde.<br />
Auch von EU-Handelskommissar Pascal<br />
Lamy wurde sie ausdrücklich begrüßt.<br />
In einer breit angelegten Johannesburg-<br />
Kampagne fordert der BUND darüber<br />
hinaus eine Konvention zur Unternehmensverantwortung.<br />
Denn die negativen<br />
Entwicklungen seit Rio sind nicht zuletzt<br />
auf das Fehlverhalten internationaler<br />
Großkonzerne zurückzuführen. „Global<br />
Players“ müssen durch globale Regeln<br />
verpflichtet werden, umfassend über die<br />
ökologischen und sozialen Folgen ihres<br />
Tuns zu berichten. Im Streitfall müssen sie<br />
in ihren Heimatländern verklagt werden<br />
können. Zugleich sollen Anwohner und<br />
Gemeinden ein ver<strong>brief</strong>tes Recht auf die<br />
natürlichen Ressourcen erhalten, die sie<br />
für eine gesunde und nachhaltige Lebensweise<br />
benötigen.<br />
In Johannesburg kommt es darauf an,<br />
dass die EU-Länder zusammen mit den<br />
Ländern des Südens die Initiative ergreifen.<br />
Unverbindliche Einzelinitiativen von<br />
Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
reichen nicht aus. Die Teilnehmerstaaten<br />
müssen der Globalisierung<br />
klare soziale und ökologische Grenzen<br />
setzen. Nur dann wird Johannesburg<br />
2002 ähnliche Bedeutung erlangen wie<br />
Rio 1992.<br />
Auf alle Fälle lohnt es sich, für einen solchen<br />
Ausgang zu streiten. Eine Chance<br />
wie Johannesburg gibt es nicht alle Tage.<br />
��<br />
Gastautorin: Angelika Zahrnt,<br />
BUND-Bundesvorsitzende<br />
Diskussion<br />
Bewegung stärken statt<br />
falsche Hoffnungen wecken<br />
Alle großen Nichtregierungsorganisationen<br />
im Bereich Umwelt und Entwicklung<br />
haben Flugblätter und Plakate gedruckt<br />
und ihre Mitgliedermagazine mit großen<br />
Artikeln zur internationalen Konferenz<br />
über Umwelt und Entwicklung in Johannesburg<br />
gefüllt. "Give me hope Jo'anna"<br />
titelte das letzte BUNDmagazin (Siehe<br />
auch nebenstehender Beitrag; d.R.).<br />
Vor zehn Jahren brachte die Rio-Konferenz<br />
die Agenda 21 auf den Weg. Weltweit<br />
genoss das Thema Umwelt einen Höhepunkt<br />
an Aufmerksamkeit. Schon die<br />
Agenda war bei näherer Lektüre ein unerträgliches<br />
Dokument: Gen-, Atom- und<br />
Biotechnologie sollten den Weg in eine<br />
ökologische Zukunft weisen. Ein Bruch mit<br />
dem Wachstumsparadigma fand nicht<br />
statt. Was danach folgte, war für Umwelt<br />
und Entwicklung noch verheerender. Denn<br />
die globalen Umweltprobleme wie Treibhauseffekt,<br />
Regenwaldzerstörung, Überfischung<br />
und Wasserknappheit haben sich<br />
durchweg verschlimmert. Die kleinen<br />
Erfolge lokaler Agenda-Projekte und<br />
ökologische Vorzeigeprojekte konnten<br />
daran nichts ändern.<br />
Die Geschwindigkeit der Zerstörung nimmt<br />
zu. Ein wichtiger G<strong>rund</strong> dafür: Zu den<br />
globalen Umweltproblemen kamen noch<br />
die Umweltprobleme durch die Globalisierung.<br />
Die zunehmende Internationalisierung<br />
ließ den Energieverbrauch für Luftverkehr<br />
und internationalen Schiffsverkehr<br />
in die Höhe schnellen. Das Internet und<br />
die neuen Kommunikationstechnologien<br />
fressen immer größere Teile des Weltenergieverbrauchs.<br />
Seit der Gründung der<br />
Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr<br />
1995 steht der Freihandel über ökologischen<br />
Verträgen. Immer wieder zwingt der<br />
Internantionale Währungsfond (IWF) die<br />
Entwicklungsländer zu einer gnadenlosen<br />
Exportorientierung <strong>beim</strong> Abbau von Rohstoffen<br />
und zur Umstellung auf landwirtschaftliche<br />
Exportprodukte. Umweltzerstörung<br />
ist überall die Folge. Kann der Gipfel<br />
in Johannesburg daran etwas ändern? �
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Die vielen öffentlichen Diskussionen und<br />
die mediale Aufmerksamkeit für den Zusammenhang<br />
zwischen Entwicklungs- und<br />
Umweltkrise sind sicher positiv. Unzählige<br />
Veranstaltungen werden zu diesem Thema<br />
auch bei uns stattfinden. Attac sollte<br />
diese Veranstaltungen nutzen, um auf<br />
unsere Forderungen zur Zivilisierung der<br />
Globalisierung hinzuweisen. Große Erwartungen<br />
an und Hoffnungen für die Johannesburg-Konferenz<br />
waren dagegen unangebracht.<br />
Multilaterale Vereinbarungen im<br />
Interesse von Umwelt und Entwicklung<br />
hatten schon vor Johannesburg ihre derzeitigen<br />
politischen Schwierigkeiten bewiesen.<br />
Die Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung<br />
im mexikanischen Monterrey<br />
endete mit Belanglosigkeiten und<br />
vor allem mit einem "gut, dass wir darüber<br />
gesprochen haben". Ein Verbot von<br />
Landminen, weitergehende Kinderrechte,<br />
die Einschränkung von Biowaffen und<br />
etliche weitere Beispiele ergänzen die<br />
Liste des Scheiterns. Die Klimakonvention<br />
von Kioto kam immerhin zu einem Beschluss.<br />
Im Kleingedruckten ermöglicht er<br />
jedoch den Industrieländern so weiterzuwirtschaften<br />
wie bisher. Von den notwendigen<br />
CO2-Einsparungen von 90 Prozent<br />
ist nichts zu sehen. Solange sich die<br />
Kräfteverhältnisse in den jeweiligen Nationalstaaten<br />
nicht g<strong>rund</strong>legend verändert<br />
haben, ist von der internationalen Ebene<br />
nicht viel zu erwarten.<br />
Viele ernüchterte UmweltschützerInnen<br />
erhoffen sich, auf der internationalen<br />
Ebene den Lebensstilwandel durchsetzen<br />
zu können, für den wir in den Industriestaaten<br />
derzeit keine Mehrheit haben.<br />
Dahinter steht ein falsches Verständnis<br />
internationaler Politik. Dort wird letztlich<br />
nur umgesetzt, was die mächtigsten nationalen<br />
Akteure wollen. Die ernüchternde<br />
Bilanz internationaler Abkommen zeigt<br />
daher, dass unsere Koalitionen auf der<br />
nationalen Ebene noch viel zu schwach<br />
sind.<br />
Statt unseren Politikern viele gut gemeinte<br />
Ratschläge und Wünsche mit auf internationale<br />
Konferenzen zu geben, sollten wir<br />
unsere Hausaufgaben hier erledigen. Die<br />
Ökologiebewegung sollte sich verstärkt in<br />
die neue globale Protestbewegung einbringen.<br />
Diese Bewegung ist aus ökologischer<br />
Sicht eine große Chance. Umweltfragen<br />
sind ein logischer Bestandteil der<br />
globalisierungskritischen Agenda. Mit Hilfe<br />
dieser neuen Bewegung könnte eine ganz<br />
neue Politisierung globaler ökologischer<br />
Fragen gelingen. �<br />
Eine solche Beteiligung fällt der Umweltbewegung<br />
in D<strong>eutschland</strong> jedoch schwer.<br />
Viele Umweltgruppen haben das Protestieren<br />
mit vielen Menschen verlernt. Auch<br />
ökonomische Fragestellungen sind vielen<br />
lokalen Öko-Gruppen weitgehend ein Buch<br />
mit sieben Siegeln. Die bisher schwache<br />
Beteiligung ökologischer Gruppen an der<br />
großen globalisierungskritischen Koalition<br />
ist für die bundesrepublikanische globalisierungskritische<br />
Bewegung allerdings ein<br />
großer Mangel. Umweltgruppen könnten<br />
gemeinsam mit entwicklungspolitischen<br />
Gruppen eine sehr wichtige Wächterrolle<br />
spielen. Sie sollten dafür sorgen, dass der<br />
sich langsam anbahnende wirtschaftspolitische<br />
Kurswechsel die Interessen von<br />
Natur und Entwicklungsländern nicht<br />
vergisst. Das gilt sowohl für die globalisierungskritische<br />
Bewegung als auch für den<br />
öffentlichen Diskurs. Auch wenn von den<br />
Verhandlungen in Johannesburg nicht<br />
viele Ergebnisse zu erwarten sind, muss<br />
die Umweltbewegung nicht verzagen.<br />
Auch angesichts der Globalisierung ist ein<br />
g<strong>rund</strong>legendes ökologisches Umsteuern in<br />
den Industrieländern möglich. Die Umstellungskosten<br />
sind verhältnismäßig gering<br />
und gesamtwirtschaftlich eher ein Vorteil.<br />
Anders als z.B. die Besteuerung von<br />
Kapitaleinkünften ist Umweltpolitik weiterhin<br />
eine nationale oder doch europäische<br />
Veranstaltung.<br />
Die globalen Umweltprobleme lassen sich<br />
durch das Handeln auf nationaler Ebene<br />
allein freilich nicht lösen. Dazu braucht es<br />
eine starke internationale Bewegung, die<br />
eine internationale Regulierung durchsetzt.<br />
Ein g<strong>rund</strong>legendes ökologisches<br />
Umsteuern auf nationaler wie internationaler<br />
Ebene wird nur in Auseinandersetzung<br />
mit den Interessen der großen<br />
multinationalen Unternehmen gelingen.<br />
Für diese Auseinandersetzung braucht die<br />
Umweltbewegung ein breites Bündnis für<br />
Alternativen zur neoliberalen Politik. ��<br />
Gastautor: Sven Giegold,<br />
Attac D<strong>eutschland</strong><br />
• Give me hope, Jo'anna<br />
BUND, Dr. Angelika Zahrnt, Am Köllnischen<br />
Park 1, 10179 Berlin<br />
Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />
eMail: bund@bund.net<br />
Internet: www.bund.net<br />
www.rio-plus-10.org<br />
• Bewegung stärken statt<br />
falsche Hoffnungen wecken<br />
Attac D<strong>eutschland</strong>, Sven Giegold, Artilleriestr.<br />
6, 27283 Verden<br />
Tel. 04231 / 9575-91, Fax -94<br />
eMail: giegold@attac.org<br />
Internet: www.attac-netzwerk.de<br />
www.bewegungswerkstatt.org/giegold<br />
<strong>Der</strong> BUND ist Mitglied im Attac-Netzwerk.<br />
Wir danken für die freundlichen<br />
Genehmigungen zum Abdruck der Beiträge,<br />
die in den jeweiligen Mitgliederzeitschriften<br />
erschienen.<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��7�
Agrarwende, Verbraucher ����<br />
Unterstützung für Ökolandbau<br />
<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) hat anlässlich<br />
der Zwischenbilanz des Bundesprogramms<br />
Ökologischer Landbau durch<br />
Verbraucherschutzministerin Künast eine<br />
konsequente Weiterführung der Agrarwende<br />
gefordert. NABU-Sprecher Bernd<br />
Pieper sagte, der Ökolandbau entspreche<br />
am ehesten dem Idealbild einer nachhaltigen<br />
Landbewirtschaftung und erbringe<br />
wichtige gesellschaftliche Leistungen in<br />
den Bereichen Boden, Wasser, Luft sowie<br />
Artenvielfalt.<br />
Expertengremien und unabhängige Einrichtungen<br />
hätten in ihren Gutachten die<br />
Vorteile einer Ausweitung des Ökolandbaus<br />
für Natur und Umwelt aufgezeigt. So<br />
seien die Emissionen der Treibhausgase<br />
CO2, Methan und Lachgas bezogen auf<br />
das Endprodukt etwa zweifach geringer<br />
als im konventionellen Landbau. Zur<br />
Produktion eines Liters Milch würde nur<br />
die halbe Energiemenge benötigt.<br />
Auch <strong>beim</strong> Gewässerschutz zeige der<br />
Ökolandbau deutliche Vorteile wegen der<br />
fast dreifach niedrigeren Stickstoffüberschüsse<br />
und des Verzichts auf chemischsynthetische<br />
Pestizide. Mehrere große<br />
Wasserversorgungsunternehmen förderten<br />
bereits die Umstellung auf Ökolandbau.<br />
Auch die Vorkommen von Tier- und<br />
Pflanzenarten auf Biobetrieben seien<br />
teilweise mehr als doppelt so hoch wie im<br />
konventionellen Landbau.<br />
Es sei daher unverständlich, wenn Agrarexperten<br />
der Union von einer Rücknahme<br />
der Agrarwende sprächen oder Konsequenzen<br />
aus dem Zwischenbericht von<br />
EU-Agrarkommissar Fischler zur Agenda<br />
2000 verweigerten. "Die Pflege der alten<br />
Agrarlobby führt hier zur völligen Unbeweglichkeit",<br />
so Pieper. Den Vorschlag des<br />
Bauernverbandes, zur Zertifizierung der<br />
im EU-Vergleich strengeren Anforderungen<br />
deutscher Öko-Anbauverbände ein<br />
"Biosiegel-Plus" einzuführen, beurteilte<br />
der NABU skeptisch. Landwirte und<br />
Verbraucher benötigten kein weiteres<br />
Siegel, sondern "eine moderne und ökologische<br />
Agrarpolitik aus einem Guss."<br />
Wegen der wiederholten Kritik des konventionellen<br />
Agrarlobby an der Nachhaltigkeit<br />
des ökologischen Landbaus hat der<br />
NABU die wissenschaftlich belegten<br />
Vorteile des Ökolandbaus in einer Übersicht<br />
zusammengestellt. ��<br />
8�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Information über Öko-Landbau<br />
auf 200 Musterhöfen<br />
Die deutschen Bauern können sich ab<br />
sofort in bundesweit 200 Musterbetrieben<br />
über den Öko-Landbau informieren. Für<br />
ein entsprechendes Projekt gab Bundesagrarministerin<br />
Renate Künast (Grüne) im<br />
Juli den Start frei. Die Musterbetriebe<br />
bieten auch Verarbeitern von ökologischen<br />
Lebensmitteln, Händlern und Verkaufspersonal<br />
sowie anderen interessierten<br />
Gruppen wie Schulklassen Einblicke in<br />
den Ökolandbau. Die Zahl der ökologisch<br />
wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe<br />
stieg 2001 um <strong>rund</strong> 15 Prozent.<br />
Über 600.000 Hektar landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche von fast 15.000 Betrieben<br />
wurden nach Öko-Kriterien bewirtschaftet.<br />
Die Fläche ist <strong>rund</strong> zweieinhalbmal so<br />
groß wie das Saarland. ��<br />
Stoiber gegen Modulation<br />
Unions-Kanzlerkandidat verspricht bei<br />
Wahlsieg Förderprogramm für Bauern<br />
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber<br />
will bei einem Wahlsieg im September ein<br />
"Investitionsförderprogramm für die Landwirtschaft"<br />
auflegen. Die für 2003 im Rahmen<br />
der Modulation (Umschichtungen für<br />
nachhaltige Landnutzung) vorgesehene<br />
Kürzung der Agrarsubventionen um 107<br />
Millionen Euro bezeichnete er als "Investitionsbremse".<br />
Die Mittel seien nötig, um<br />
den Strukturwandel zu begleiten und die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu<br />
erhalten, sagte Stoiber bei der Vorstellung<br />
seines agrarpolitischen Konzepts im Juli in<br />
Nürnberg vor <strong>rund</strong> 500 Bauernvertretern.<br />
<strong>Der</strong> CSU-Vorsitzende erteilte Bestrebungen,<br />
Direktzahlungen an die Landwirtschaft<br />
zu reduzieren, eine klare Absage.<br />
Dies hätte einen "massiven Wettbewerbsnachteil"<br />
zur Folge, weil die deutschen<br />
Bauern mit höheren Standards und Kosten<br />
produzierten als die Konkurrenz.<br />
Stoiber sagte, die Sorge "um die Zukunft<br />
der Landwirtschaft" habe ihn unter anderem<br />
dazu bewogen, als Kanzlerkandidat<br />
anzutreten. Verbraucherschutzministerin<br />
Renate Künast (Grüne) warf Stoiber vor,<br />
"410.000 konventionelle Höfe und ihre<br />
Familien gegen 13.000 Ökobetriebe<br />
auszuspielen". Grüne und NABU kritisierten<br />
Stoibers Agrarprogramm inzwischen<br />
als "Rückfall in die Vergangenheit".��<br />
QS-Fleischsiegel "nur ein<br />
kleiner Schritt vorwärts"<br />
Verbraucherverbände fordern rasche<br />
Nachbesserung und Perspektivpläne<br />
<strong>Der</strong> Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />
(vzbv) hat schärfere Kriterien für das<br />
neue QS-Prüfzeichen für Fleischprodukte<br />
gefordert. Die jetzigen Statuten des Prüfzeichens<br />
gingen in wichtigen Punkten nur<br />
wenig über die gesetzlichen Mindeststandards<br />
hinaus, sagte vzbv-Vorstand Edda<br />
Müller. Zudem sei für den Verbraucher<br />
nicht erkennbar, ob der Betrieb die QS-<br />
Anforderungen vollständig oder nur teilweise<br />
erfülle.<br />
Dadurch sei die Chance verpasst worden,<br />
den Verbrauchern eine vertrauenswürdige<br />
Alternative zwischen Bio- und Massenmarkt<br />
anzubieten. Immerhin sichere das<br />
Prüfsiegel gesetzliche Standards ab und<br />
sei mit einigen Verbesserungen eine<br />
Alternative zur anonymen Massenware.<br />
Dies reiche jedoch keinesfalls aus.<br />
<strong>Der</strong> vzbv fordert eine rasche Nachbesserung<br />
der QS-Kriterien, ein wirksames<br />
Kontrollsytem sowie genau definierte<br />
Sanktionen bei Verstößen. Konkret verlangt<br />
der Verband ein vollständiges Verbot<br />
von antibiotischen Leistungsförderern,<br />
einen sorgfältigen Umgang mit Antibiotika,<br />
mehr Platz für die Tiere, ein Verbot von<br />
Vollspaltenböden und Anbindehaltung,<br />
eine Reduzierung der zulässigen Transportzeit<br />
auf vier Stunden, Gentechnik-freie<br />
Futtermittel sowie eine Kennzeichnung der<br />
Tierarten bei Zutaten tierischen Ursprungs<br />
und die chargenweise Rückverfolgbarkeit<br />
bei Schweinefleisch.<br />
Positive Ansätze <strong>beim</strong> QS-Siegel seien das<br />
teilweise Verbot von Antibiotika als Leistungsförderer<br />
in der Mast, eine Positivliste<br />
der Futterinhaltsstoffe sowie die Verpflichtung<br />
der Benennung eines Vertragstierarztes.<br />
��<br />
Verbraucherbeirat berufen<br />
Bundesverbraucherministerin Renate<br />
Künast hat einen wissenschaftlichen Beirat<br />
für Verbraucher- und Ernährungspolitik<br />
berufen. Ihm gehören 12 WissenschaftlerInnen<br />
unterschiedlichster Fachgebiete<br />
an. Die konstituierende Sitzung findet<br />
Anfang September statt. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Noch keine Agrarwende in der<br />
Futtermittelindustrie<br />
Verbände: Tierfutter wurde zum<br />
"Abfalleimer unserer Gesellschaft"<br />
Angesichts der Skandale um hormonbelastete<br />
Futtermittel fordert der BUND ein<br />
schnelles Durchgreifen gegen die Futtermittelindustrie.<br />
Die Serie von Landwirtschaftsskandalen<br />
der vergangenen zwei<br />
Jahre von BSE über illegale Antibiotika bis<br />
zu Nitrofen habe ihren Ursprung "immer<br />
wieder in den kriminellen Energien dieser<br />
Branche" gehabt. BUND-Agrarexperte<br />
Hubert Weiger sagte, Futtermittel seien<br />
immer noch "der Abfalleimer unserer<br />
Gesellschaft". Erlaubt sei alles, was nicht<br />
ausdrücklich verboten sei. Die billigsten<br />
Reststoffe würden verwertet, ohne Rücksicht<br />
auf Mensch, Tier und Umwelt. Weiger<br />
forderte Transparenz und Produkthaftung<br />
gegenüber den Bauern.<br />
Kontrolle über Futtermittel durch<br />
Selbstversorgung zurückgewinnen<br />
Langfristiges Ziel müsse der Ausstieg aus<br />
der industriellen Agrarproduktion sein. Die<br />
einzige Alternative sei eine bäuerliche<br />
Landwirtschaft, die Pflanzenbau und<br />
Tierhaltung wieder in einem Betrieb integriere<br />
und durch größtmögliche Selbstversorgung<br />
die Kontrolle über ihre Futtermittel<br />
zurückgewinne. Ähnlich äußerte<br />
sich der NABU. <strong>Der</strong> Verband forderte ein<br />
"Reinheitsgebot" für Futtermittel. Gerade<br />
die Schweinehaltung zeichne sich durch<br />
agrarindustrielle Strukturen aus, die ihre<br />
Futtermittel auf dem Weltmarkt bezögen<br />
und regelmäßig Leistungsförderer und<br />
Antibiotika <strong>beim</strong>ischten. Auf EU-Ebene<br />
solle über eine Positivliste von Inhaltsstoffen<br />
genau festgelegt werden, was verfüttert<br />
werden dürfe. Dabei müssten<br />
Verbraucher- und Umweltverbände eng<br />
einbezogen werden. <strong>Der</strong> NABU forderte<br />
die Bundesregierung auf, zu prüfen, ob<br />
Schadenersatzansprüche an den US-<br />
Pharmahersteller Wyeth gerichtet werden<br />
könnten, da der belgische Lieferant des<br />
mit Sondermüll versetzten Glucosesirups<br />
Konkurs angemeldet hat. Wyeth Irland<br />
steht im Verdacht, Altmedikamente in die<br />
Futtermittel entsorgt zu haben.<br />
<strong>Der</strong> Verbraucherverband vzbv forderte,<br />
die Beweispflicht bei gepanschten Futtermitteln<br />
nicht den Bauern, sondern dem<br />
Hersteller aufzuerlegen. Sprecher Carel<br />
Mohn sagte, die jüngste Entwicklung sei<br />
nicht erstaunlich, wenn man betrachte,<br />
welche Gewinnspannen auf diesem Sektor<br />
möglich seien. ��<br />
Gericht verbietet Aufdruck<br />
"tiergerechte Aufzucht"<br />
Geflügelzüchter müssen irreführende<br />
Kennzeichnung unterlassen<br />
Im Kampf gegen die irreführende Etikettierung<br />
von Lebensmitteln haben die<br />
Verbraucherzentralen einen Etappensieg<br />
errungen: Nach einem Urteil des Landgerichts<br />
Oldenburg darf Mastgeflügelfleisch<br />
nicht mit der Bezeichnung "tiergerechte<br />
Aufzucht" gekennzeichnet werden.<br />
Dies sei ein "Signal an die Lebensmittelindustrie,<br />
dass die Praxis der Irreführung<br />
und Täuschung nicht nur von den Verbrauchern,<br />
sondern endlich auch von der<br />
Rechtsprechung missbilligt wird", so der<br />
Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />
(vzbv). Auslöser war eine Musterklage des<br />
vzbv gegen die Firma Stolle im Rahmen<br />
einer Aktion der Verbraucherzentralen,<br />
die den Geflügelmarkt transparenter<br />
machen sollte.<br />
In seinem Urteil sah das Landgericht<br />
einen Verstoß sowohl gegen europäisches<br />
Recht als auch gegen das Lebensmittel-<br />
und Bedarfsgegenständegesetz (LMBG),<br />
das irreführende Angaben bezüglich der<br />
Herstellungsart von Lebensmitteln verbietet.<br />
Nach EU-Recht dürfen lediglich die<br />
Begriffe extensive Bodenhaltung, Auslaufhaltung,<br />
bäuerliche Auslaufhaltung und<br />
bäuerliche Freilandhaltung als Haltungsformen<br />
genannt und allenfalls um Hinweise<br />
auf die Besonderheiten der jeweiligen<br />
Haltungsform ergänzt werden.<br />
In seiner Begründung bemerkt das Gericht,<br />
mit dem Begriff "tiergerechte Aufzucht"<br />
würden die Verbraucher über die<br />
Haltungsform als wichtiges Kriterium einer<br />
Kaufentscheidung getäuscht.<br />
<strong>Der</strong> vzbv fordert eindeutige Etikettierungen<br />
mit Mindestangaben zur Herkunft,<br />
Fütterung und Mastdauer, eine Definition<br />
und gesetzliche Festschreibung der Begriffe<br />
"art- und tiergerechte Haltung" sowie<br />
den Abbau von Vollzugsdefiziten in der<br />
Lebensmittelüberwachung und eine verstärkte<br />
Kontrolle der Einhaltung der festgelegten<br />
Haltungskriterien. �<br />
• Unterstützung für<br />
Ökolandbau<br />
NABU, Bernd Pieper, Herbert-Rabius-<br />
Str. 26, 53225 Bonn<br />
Tel. 0228 / 4036-0, Fax -200<br />
eMail: nabu@nabu.de<br />
Internet: www.nabu.de<br />
• Information über Öko-Landbau<br />
auf 200 Musterhöfen<br />
BMVV (s.o.)<br />
Internet:<br />
www.verbraucherministerium.de<br />
• Stoiber gegen Modulation<br />
CSU, Nymphenburger Str. 64, 80335<br />
München<br />
Tel. 089 / 1243-0, Fax -299<br />
Internet: www.csu.de/home/<br />
Display/Politik/Themen/<br />
Verbraucherschutz/Landwirtschaft<br />
Siehe auch Seite 23<br />
• Beirat für Verbraucher- und<br />
Ernährungspolitik berufen<br />
BMVV, PF 140270, 53107 Bonn<br />
Tel. 0228 / 529-0, -4306<br />
eMail: poststelle@bml.bund.de<br />
Internet:<br />
www.verbraucherministerium.de/presse<br />
-woche-2002/PM-252-2002.htm<br />
• QS-Fleischsiegel "nur ein<br />
kleiner Schritt vorwärts"<br />
vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />
eMail: info@vzbv.de<br />
Internet: www.vzbv.de<br />
QS-Siegel im Internet: www-q-s.info<br />
• Noch keine Agrarwende in<br />
der Futtermittelindustrie<br />
BUND-BN, Hubert Weiger, Dr.-Johann-<br />
Maier-Str. 4, 93049 Regensburg<br />
Tel. 09 41 / 29720-0, Fax -30<br />
eMail: info@bund-naturschutz.de<br />
Internet: www.bund-naturschutz.de<br />
• Gericht verbietet Aufdruck<br />
"tiergerechte Aufzucht"<br />
vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />
eMail: info@vzbv.de<br />
Internet: www.vzbv.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��9�
Agrarwende, Verbraucher ����<br />
Kinder sollen besser vor<br />
Werbung geschützt werden<br />
vzbv: "Suggestive Steuerung des<br />
Konsumverhaltens unterbinden"<br />
<strong>Der</strong> Verbraucherzentralen-Bundesverband<br />
(vzbv) fordert einen verstärkten Schutz<br />
von Kindern und Jugendlichen vor der<br />
zunehmenden Werbeflut. Die "suggestive<br />
Steuerung des übertriebenen Konsumverhaltens"<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
durch Werbung müsse unterbunden werden,<br />
sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.<br />
Die besondere Schutzbedürftigkeit von<br />
Kindern und Jugendlichen sei durch wirksamere<br />
Regeln besser zu verankern.<br />
Werbeformen, die die Unerfahrenheit,<br />
Leichtgläubigkeit und Neugier von Kindern<br />
und Jugendlichen auszunutzten, müssten<br />
verbannt werden. <strong>Der</strong> vzbv begrüßte die<br />
Ankündigung von Bundesverbraucherschutzministerin<br />
Künast, den Schutz von<br />
Kindern als Verbraucher stärker in den<br />
Vorderg<strong>rund</strong> zu stellen.<br />
Zahlungskräftige, aber unerfahrene<br />
Zielgruppe, neue Werbeformen<br />
Allein die etwa acht Millionen deutschen<br />
Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren<br />
verfügen über 14 Mrd Euro Kaufkraft in<br />
Form von Taschengeld, Geldgeschenken<br />
und Nebeneinkünften. So war in den<br />
vergangenen Jahren eine stetige Ausweitung<br />
der an Kinder und Jugendliche gerichteten<br />
Werbung zu beobachten. Es wird<br />
geschätzt, dass Kinder allein über das<br />
Fernsehen durchschnittlich an die 1000<br />
Werbespots im Monat sehen.<br />
Darüber hinaus bedient sich die Werbung<br />
zunehmend neuer Medien und Formen<br />
und dringt auch in Bereiche ein, die bislang<br />
weitgehend werbefrei waren, etwa<br />
durch "Schulsponsoring". Formen der<br />
Werbung in den neuen Medien sind das<br />
unaufgeforderte Zusenden von Werbetexten<br />
über E-Mail ("Spamming") oder Werbung<br />
per SMS oder Internet. Als übergreifender<br />
Trend ist festzustellen, dass die<br />
neuen Werbemethoden tendenziell zu<br />
einer Verwischung der Grenzen zwischen<br />
redaktionellem Inhalt und Werbebotschaft<br />
führen.<br />
Auch die Inhalte der Werbung bezeichnet<br />
der vzbv als problematisch, so die massive<br />
Bewerbung gesundheitlich problematischer<br />
Lebensmittel, wie Limonaden, Süßwaren<br />
oder Fast Food. Nach einer Untersuchung<br />
der Universität Gießen beziehen<br />
40% der Kinder ihr Wissen über Ernährung<br />
aus der Fernsehwerbung. �<br />
10�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Zudem werde die Werbung auf G<strong>rund</strong>lage<br />
intensiver Marktforschungen immer mehr<br />
auf die unerfahrene Zielgruppe zugeschnitten,<br />
kritisierte die vzbv-Vorsitzende<br />
Edda Müller. Eine Intervention der Politik<br />
sei überfällig.<br />
Verbraucherschützer: Jugendschutz ins<br />
EU-Wettbewerbsrecht<br />
Für mehr Schutz von Kindern und Jugendlichen<br />
vor gefährdenden und unlauteren<br />
Werbeformen fordert der vzbv eine Verankerung<br />
des Kinder- und Jugendschutzes<br />
im Rahmen der europaweiten Neuordnung<br />
des Wettbewerbsrechts und den Verzicht<br />
auf Werbung, die direkte Kaufappelle an<br />
Minderjährige richtet. Ferner sollten Aufforderungen<br />
an Kinder und Jugendliche<br />
verboten werden, Eltern oder Vertrauenspersonen<br />
zum Kauf der beworbenen Ware<br />
oder Leistung zu bewegen. Minderjährige<br />
sollten zudem nicht mit Werbemitteln wie<br />
Gewinnspielen, Preisausschreiben oder<br />
Geschenken irregeführt oder zum Kauf<br />
verleitet oder in ihrer Spielleidenschaft<br />
ausgenutzt werden.<br />
<strong>Der</strong> vzbv fordert zudem die Erarbeitung<br />
einheitlicher Regeln für das Schulsponsoring<br />
unter Beteiligung von Verbraucherschützern<br />
und Sozialverbänden. Kinder<br />
und Jugendliche sollen auch nicht mehr<br />
aufgefordert werden dürfen, personenbezogene<br />
Daten ohne die Zustimmung ihrer<br />
Eltern anzugeben. Auf Internet-Seiten, die<br />
sich vorwiegend an Kinder und Jungendliche<br />
richten, sollen Alkohol- und Tabakwerbung<br />
verboten werden. Auch Dialer-<br />
Programme, die gegen Entgelt Dateien<br />
aus dem Internet herunterladen und<br />
Dienste anbieten, sollen nach Ansicht der<br />
Verbraucherschützer auf diesen Seiten<br />
nicht zulässig sein.<br />
Künast: Industrie macht Kinder dick<br />
Verbraucherschutzministerin Renate<br />
Künast (Grüne) hat der Lebensmittelwirtschaft<br />
Mitverantwortung am "alarmierenden<br />
Trend" zum Übergewicht bei Kindern<br />
gegeben. Süßigkeiten und Fast Food<br />
seien überzuckert, zu fett und überteuert.<br />
Entgegen der Werbung seien die Produkte<br />
keineswegs besser für die Entwicklung der<br />
Kinder. "Die Wirtschaft geht mit den<br />
Verbrauchern nicht ehrlich um." Künast<br />
kündigte Verhandlungen mit Branchenvertretern<br />
an. In den letzten 15 Jahren hat<br />
sich der Zahl der übergewichtigen Kinder<br />
und Jugendlichen mehr als verdoppelt.<br />
��<br />
Bund darf vor gefährlichen<br />
Produkten warnen<br />
Bundesverfassungsgericht entschied<br />
zum Glykol-Skandal<br />
Die Bundesregierung darf die Bürger aktiv<br />
vor Gesundheitsrisiken warnen und dazu<br />
auch Listen betroffener Produkte und<br />
ihrer Hersteller veröffentlichen. Die staatlichen<br />
Informationen müssen aber sachlich<br />
und zutreffend sein. Das geht aus einem<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom<br />
Juli hervor. Darin billigten die Richter die<br />
Herausgabe einer Namensliste im Glykolskandal<br />
aus dem Jahr 1985. Damals hatte<br />
das Bundesgesundheitsministerium eine<br />
Liste mit Weinen herausgegeben, in denen<br />
das Frostschutzmittel Diethylenglykol<br />
festgestellt worden war.<br />
Die Verfassungsrichter verwiesen in ihrer<br />
Begründung auch auf aktuelle Krisen im<br />
Agrar- und Lebensmittelbereich. Diese<br />
zeigten, "wie wichtig öffentlich zugängliche,<br />
mit der Autorität der Regierung versehene<br />
Informationen" zur Bewältigung<br />
der Situation seien.<br />
Die Bundesregierung sieht sich in ihrer<br />
Politik bestätigt. Das Urteil gebe dem<br />
Bund die Möglichkeit, "genauer als bisher<br />
zu informieren", sagte ein Sprecher. ��<br />
Gefährliche Bakterien im<br />
Fleisch<br />
In so genannten Chicken Nuggets fanden<br />
von der Zeitschrift Öko-Test beauftragte<br />
Labors das verbotene Antibiotikum Nitrofuran<br />
sowie Campylobacter- und E.-coli-<br />
Bakterien. Die Bakterien können die besonders<br />
bei Kindern gefährlichen Durchfallerkrankungen<br />
auslösen. Zudem enthielten<br />
vorgebratene Chicken Nuggets zu<br />
viele ungesunde Transfettsäuren. Mitunter<br />
enthalte eine einzige Portion wesentlich<br />
mehr, als ein Kind an einem Tag zu sich<br />
nehmen dürfe, so Öko-Test. Die Hersteller<br />
Rewe und Iglo, deren Produkte Nitrofuran<br />
enthielten, nahmen ihre Produkte sofort<br />
aus dem Handel. ��
� � �<br />
Abfall �����<br />
Kontakt �����<br />
Dosenpfand bringt Vorteile<br />
Ablehnungsfront gegen Plichtpfand<br />
bröckelt<br />
"Die Blockadefront gegen das Dosenpfand<br />
ist zusammengebrochen", kommentierte<br />
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Umwelthilfe, die Entscheidung<br />
zur Einführung des Dosenpfandes von<br />
8.000 Getränkefachmärkten sowie von<br />
D<strong>eutschland</strong>s größtem Lebensmitteldiscounter<br />
Aldi. Dies habe ebenso Signalwirkung<br />
wie die Ausschreibung für den Aufbau<br />
einer Rücknahmeinfrastruktur durch<br />
die Karstadt-Gruppe.<br />
Brauereien investieren in<br />
Mehrweganlagen<br />
Die Auslösung des Einwegpfandes durch<br />
die Bundesregierung am 1. Juli habe eine<br />
"Mehrweg-Investitionswelle" bei den mittelständischen<br />
Privatbrauereien ausgelöst,<br />
teilte deren Verbandsgeschäftsführer<br />
Roland Demleitner mit. Günther Guder,<br />
geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Getränkefachgroßhandels,<br />
sagte, die großen Handelskonzerne<br />
hätten die Aussichtslosigkeit<br />
ihres Widerstandes gegen das Pflichtpfand<br />
erkannt.<br />
Den Ankündigungen zur Dosenpfand-<br />
Einführung waren zwei Entscheidungen<br />
des Verwaltungsgerichts Potsdam und<br />
des Bundesverwaltungsgerichts vorausgegangen,<br />
die diverse Einzelklagen als<br />
"insgesamt unzulässig" bezeichnet hatten<br />
(DRB 06/07.02, S. 6).<br />
Jede vermiedene Dose schützt die<br />
Umwelt<br />
Die Diskussion um das Dosenpfand hat<br />
auch die Ökobilanzen von Ein- und Mehrwegverpackungen<br />
wieder zum öffentlichen<br />
Thema gemacht. Dabei sprachen Verpackungsindustrie<br />
und Großbrauereien von<br />
einer "mangelnden ökologischen Wirksamkeit"<br />
des Pfandes. Dem widersprach<br />
die Verbraucher Initiative: Die Ökobilanz<br />
des Umweltbundesamtes aus dem Jahr<br />
2000 habe "wissenschaftlich fundiert die<br />
ökologische Spreu vom Weizen getrennt",<br />
sagte der Umweltexperte des Verbraucherverbandes,<br />
Ralf Schmidt. Dosen und<br />
Einwegflaschen hätten sich dabei eindeutig<br />
als Verlierer gezeigt. Sie verbrauchten<br />
in hohem Maße natürliche Ressourcen<br />
und Energie und trügen zur Klimaänderung<br />
bei. ��<br />
Mehr Umweltschutz auf<br />
Mülldeponien<br />
Neue Verordnung soll in Zukunft<br />
Altlasten verhindern<br />
Seit August gelten neue Anforderungen an<br />
Mülldeponien in D<strong>eutschland</strong>. Mit dem<br />
Inkrafttreten der Deponieverordnung soll<br />
die umweltverträgliche Abfallentsorgung<br />
weiter ausgebaut werden.<br />
Bundesumweltminister Jürgen Trittin<br />
bezeichnete die Verordnung als "ein Stück<br />
Generationengerechtigkeit". Sie stelle<br />
sicher, dass nachfolgenden Generationen<br />
keine Altlasten hinterlassen würden, die<br />
teuer saniert werden müssten. Deponien<br />
sollten künftig "Bestandteil der nachhaltigen<br />
Entsorgungsinfrastruktur eines modernen<br />
Industriestaates sein", so der<br />
Minister.<br />
Die Deponieverordnung enthält detaillierte<br />
Anforderungen an Errichtung, Beschaffenheit,<br />
Betrieb, Stilllegung sowie Nachsorge<br />
von Deponien und Langzeitlagern.<br />
Diese technischen, betrieblichen und<br />
organisatorischen Anforderungen sind für<br />
jeden Anlagenbetreiber ab sofort rechtsverbindlich.<br />
Ökologisch unzulängliche<br />
Deponien dürfen ab 2009 nicht mehr<br />
betrieben werden. Damit soll die abzulagernde<br />
Menge und deren Schadstoffgehalt<br />
auf ein für Umwelt und Gesundheit<br />
vertretbares Maß beschränkt werden.<br />
EU-Standards nun in D<strong>eutschland</strong><br />
umgesetzt<br />
Gemeinsam mit der seit März 2001 geltenden<br />
Abfallablagerungsverordnung, die<br />
eine Vorbehandlung des Deponieabfalls<br />
vorsieht, dient die neue Verordnung der<br />
Umsetzung der EU-Deponierichtlinie. Mit<br />
der Einführung europaweit einheitlicher<br />
Standards soll dem Umweltdumping durch<br />
Billigdeponien Einhalt geboten werden.<br />
Alle Deponiebetreiber, außer den öffentlich-rechtlichen<br />
und damit staatlich abgesicherten,<br />
sind künftig verpflichtet, Finanzmittel<br />
für den Fall bereitzuhalten,<br />
dass Weiterbetrieb, Stilllegung oder Nachsorge<br />
der Anlage nicht der Zulassung<br />
entsprechen. Damit soll das Verursacherprinzip<br />
gestärkt und verhindert werden,<br />
dass privat erwirtschaftete Gewinne aus<br />
einer Deponie abgeschöpft und die hohen<br />
Kosten für Stilllegung und Nachsorge auf<br />
die Allgemeinheit abgewälzt werden können.<br />
��<br />
• Kinder sollen besser vor<br />
Werbung geschützt werden<br />
vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />
eMail: info@vzbv.de<br />
Internet: www.vzbv.de<br />
• Bund darf vor gefährlichen<br />
Produkten warnen<br />
Az. 1 BvR 558/91 und 1 BvR 1428/91<br />
• Gefährliche Bakterien im<br />
Fleisch<br />
Genaue Ergebnisse: Öko-Test 8/2002<br />
• Dosenpfand bringt Vorteile<br />
<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe, Jürgen Resch,<br />
Güttinger Str. 19, 78315 Radolfzell,<br />
Tel. 07732 / 9995-0, Fax -77<br />
mobil: 0171-3649170<br />
eMail: info@duh.de<br />
Verbraucher Initiative, Elsenstr. 106,<br />
12435 Berlin<br />
Tel. 030 / 536073-3, Fax -45<br />
eMail: mail@vebraucher.org<br />
• Mehr Umweltschutz auf<br />
Mülldeponien<br />
BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />
Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />
eMail: presse@bmu.de<br />
Internet: www.bmu.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��11�
Energie, Klima ����<br />
Flutkatastrophe: Chance zum<br />
Umsteuern <strong>beim</strong> Klimaschutz<br />
<strong>DNR</strong> vor Johannesburg-Gipfel:<br />
"USA führen Krieg gegen die Natur"<br />
Angesichts der beispiellosen Flutkatastrophen<br />
in Europa und anderen Teilen der<br />
Welt als Folge von Wetterextremen durch<br />
Klimaveränderungen hat der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Naturschutzring</strong> die USA eines "Krieges<br />
gegen die Natur" bezichtigt.<br />
Wer wie die Amerikaner für 25% der vom<br />
Menschen verursachten Treibhausgase<br />
verantwortlich sei und gleichzeitig das<br />
Klimaschutzabkommen von Kioto boykottiere,<br />
gehöre "auf die Anklagebank eines<br />
noch zu schaffenden internationalen<br />
Umweltgerichtshofs," erklärte der Präsident<br />
des <strong>DNR</strong>, Hubert Weinzierl. Die USA<br />
würden sehr rasch dem Kioto-Abkommen<br />
beitreten, wenn Sammelklagen etwa der<br />
Flutopfer in Europa gegen die "skandalöse<br />
Politik" der US-Regierung aussichtsreich<br />
wären.<br />
Forderungen an Johannesburg-Gipfel<br />
Bei der Ende August in Johannesburg<br />
beginnenden UN-Konferenz zu nachhaltiger<br />
Entwicklung mit 50.000 Teilnehmern<br />
und mehr als 100 Regierungschefs kündigte<br />
der <strong>DNR</strong> sein energisches Eintreten<br />
für den Klimaschutz und die Armutsbekämpfung<br />
an. Man werde in Johannesburg<br />
"alle Hebel in Bewegung setzen, um endlich<br />
eine weltweite Besteuerung von Flugbenzin<br />
zu erreichen", versicherte <strong>DNR</strong>-<br />
Generalsekretär Helmut Röscheisen. Die<br />
wachsenden Abgase aus dem Flugverkehr<br />
gelten als wichtige Ursache der Klimaveränderungen.<br />
<strong>Der</strong> Johannesburg-Gipfel sei<br />
die letzte Chance zum weltweiten Umsteuern,<br />
"damit wenigstens die kommenden<br />
Generationen nicht ganz absaufen", sagte<br />
<strong>DNR</strong>-Präsident Weinzierl.<br />
<strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> sprach sich erneut nachdrücklich<br />
für eine weitere Anhebung der Ökosteuer<br />
aus, um den Energieverbrauch noch mehr<br />
zu drosseln. <strong>Der</strong> Dachverband schlug vor,<br />
künftig einen Teil des Aufkommens zur<br />
Förderung von Energieeinsparmaßnahmen<br />
und regenerativen Energien einzusetzen.<br />
�<br />
12�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
BUND und NABU kritisieren Opposition<br />
und Unternehmerverbände<br />
<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) forderte<br />
angesichts der Flutkatastrophe alle Parteien<br />
auf, wirksamen Klimaschutz als<br />
Pflichtaufgabe mit höchster Priorität zu<br />
begreifen. Bei aller Tragik der Ereignisse<br />
berge die Katastrophe auch die Chance,<br />
ein Umdenken einzuleiten und dem Klimaschutz<br />
endlich die existenzielle Bedeutung<br />
beizumessen, die ihm zukomme, sagte<br />
NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen.<br />
Spätestens die aktuellen Flutschäden<br />
führten die Frage nach den Kosten des<br />
Klimaschutzes ad absurdum. So seien in<br />
den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz<br />
und Nutzung der Erneuerbaren<br />
Energien noch viel größere Kraftakte<br />
als bisher erforderlich.<br />
Billen kritisierte insbesondere die Oppositionsparteien<br />
und deren "dauernde Attacken<br />
gegen die Ökosteuer und gegen die<br />
Förderung der Erneuerbaren Energien".<br />
Wenn die Union jetzt als einzigen Lösungsvorschlag<br />
die Atomkraft anführe,<br />
versuche sie, "den Teufel mit dem Beelzebub<br />
auszutreiben". Bezeichnend sei auch,<br />
dass Kanzlerkandidat Stoiber keinen<br />
Umweltexperten in sein Kompetenzteam<br />
berufen habe.<br />
<strong>Der</strong> BUND forderte angesichts der Hochwasserkatastrophe<br />
eine drastische Reduzierung<br />
der Flächenversiegelung, Rückbaumaßnahmen<br />
an kanalisierten Flüssen<br />
und den Stopp weiterer Kanalisierungen,<br />
um natürliche und kontrollierte Überschwemmungsflächen<br />
zu schaffen (siehe<br />
Seite 40). Bundesgeschäftsführer Gerhard<br />
Timm kritisierte, dass "ausgerechnet am<br />
Tag der größten Überschwemmungen und<br />
erster Hochwasseropfer deutsche Unternehmensverbände<br />
gegen die staatliche<br />
Förderung von Wind- und Solarstrom<br />
polemisieren". Zu einer ökologischen<br />
Energie- und Verkehrspolitik gebe es<br />
keine Alternative. Dies bedeute auch<br />
sparsamere Autos sowie weniger Straßen-<br />
und mehr Bahnverkehr.<br />
Klimaforscher: Welt-Energiesystem<br />
umstellen<br />
Die Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa<br />
ist nach Einschätzung des Klimaforschers<br />
Hans Joachim Schellnhuber eines<br />
der größten Schadensereignisse weltweit.<br />
Mit etwa 25 Mrd Euro Schaden werde<br />
diese Flut nur von dem Erdbeben im<br />
japanischen Kobe 1995 (100 Mrd. Euro)<br />
übertroffen, sagte der Direktor des Potsdam<br />
Instituts für Klimafolgenforschung. �<br />
Das Hochwasser sei "Teil einer Häufung<br />
von Umweltkatastrophen, die voll ins Bild<br />
des in Gang kommenden Klimawandels<br />
passt", erklärte Schellnhuber. An diesem<br />
Wandel trage letztlich der Mensch die<br />
Schuld. Dem würden nahezu alle Wissenschaftler<br />
weltweit zustimmen.<br />
Die zunehmende Erderwärmung durch<br />
Kohlendioxid und andere Treibhausgase<br />
kann Schellnhubers Ansicht nach nur<br />
durch eine Umstellung des weltweiten<br />
Energiesystems gebremst werden. Ein<br />
"groß angelegtes Investitionsprogramm<br />
aller Industrienationen" für Sonnen, Wind-<br />
und Wasserenergie sei nötig. Dies würde<br />
einen "ungeheuren Schub für Beschäftigung<br />
und Innovation, so wie einst das US<br />
amerikanische Weltraumprogramm", bedeuten.<br />
"Dimension des Problems noch nicht<br />
erkannt"<br />
Bislang hätten auch in D<strong>eutschland</strong> weder<br />
Umweltpolitiker noch Naturschützer die<br />
volle Dimension des Problems erkannt,<br />
kritisierte der Institutsdirektor. Sie konzentrierten<br />
sich "noch immer auf Dinge<br />
wie Mülltrennung und Verpackungsgesetze"<br />
statt auf eine weitgehende Reduzierung<br />
des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes.<br />
Bis etwa 2025 müsse dieser in einer<br />
globalen Großanstrengung um <strong>rund</strong> 20<br />
Prozent gesenkt werden, damit überhaupt<br />
ein Effekt spürbar sei, sagte Schellnhuber.<br />
Unmöglich sei dies nicht. Als im 18. Jahrhundert<br />
die Wälder weitgehend gerodet<br />
gewesen seien, habe man auf Kohle umgestellt,<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg auf<br />
Erdöl. Eine Umstellung sei also durchaus<br />
machbar.<br />
Zumindest theoretisch sind diese Fakten<br />
auch der Bevölkerung klar. Nach einer<br />
kürzlich veröffentlichten Umfrage des<br />
Bundesumweltministeriums zufolge glaubt<br />
die Mehrzahl der <strong>Deutsche</strong>n, dass die<br />
prognostizierten Klimaveränderungen<br />
eintreten werden. 27% der Befragten sind<br />
davon "voll und ganz", 50% "ziemlich<br />
überzeugt". 46% der <strong>Deutsche</strong>n halten<br />
eine weltweite Klimaveränderung für "äußerst"<br />
oder "sehr gefährlich". 94% der<br />
Befragten sehen den Klimaschutz als<br />
"wichtige politische Aufgabe". Die Hälfte<br />
der Befragten zeigte sich überzeugt, dass<br />
sich der Klimawandel noch stoppen lässt.<br />
��<br />
Siehe auch Seiten 40/41.
� � �<br />
Kontakt �����<br />
"Auf Kinderfüßen durch die<br />
Welt"<br />
Kampagne von Verkehrsclub und<br />
Klimabündnis erfolgreich beendet<br />
Zum Abschluss der gemeinsamen Kampagne<br />
des Verkehrsclubs D<strong>eutschland</strong><br />
(VCD) und des Klima-Bündnisses "Auf<br />
Kinderfüßen durch die Welt" (DRB 04.02,<br />
S. 18) haben Kinder aus Wittenberg Ende<br />
August alle bundesweit gesammelten<br />
"Grünen Meilen" an Umwelt-Staatssekretärin<br />
Simone Probst übergeben.<br />
Während der Kampagne sammelten<br />
30.000 Kinder im Alter von vier bis zehn<br />
Jahren aus ganz D<strong>eutschland</strong> über<br />
140.000 "Grüne Meilen" für den Weltgipfel<br />
in Johannesburg, indem sie Alltagswege<br />
umweltfreundlich zu Fuß, per Rad, Roller,<br />
Bus oder Bahn zurücklegten. Damit haben<br />
die Kinder ihr Ziel weit übererfüllt, Johannesburg<br />
umweltfreundlich zu erreichen:<br />
Die 8.877 Kilometer lange symbolische<br />
Reise von Berlin nach Südafrika wurde zu<br />
einer mehr als dreifachen Um<strong>rund</strong>ung der<br />
Erde.<br />
Mobil mit Fantasie<br />
VCD-Geschäftsführer René Waßmer sagte,<br />
das "großartige" Ergebnis zeige, "dass wir<br />
in Sachen nachhaltige Mobilität auf die<br />
Kleinen setzen können". Es sei entscheidend,<br />
dass umweltschonende Fortbewegung<br />
schon im Kindergarten beginne.<br />
Durch die Kampagne hätten Kinder mit<br />
viel Spaß und Phantasie spielerisch etwas<br />
über den Zusammenhang von Klimawandel,<br />
Verkehr und eigenem Verhalten lernen<br />
und den verantwortungsvollen und<br />
selbständigen Umgang mit Mobilität üben<br />
können.<br />
Vor dem Hinterg<strong>rund</strong> von Unwettern und<br />
Flutkatastrophen sei es dringend<br />
erforderlich, das Verhalten der Menschen<br />
ebenso wie die politischen Rahmenbedingungen<br />
zu verändern, um Verkehr umwelt-<br />
und klimaverträglicher zu gestalten,<br />
sagte Waßmer. Nachdem die Kinder in<br />
vorbildlicher Weise den Anfang gemacht<br />
hätten, seien nun die Erwachsenen gefragt.<br />
Umweltminister Jürgen Trittin hat<br />
zugesagt, die Kinder-Meilen und ihre<br />
Forderungen mit nach Johannesburg zu<br />
nehmen. ��<br />
Privater Einstieg ins<br />
Solarzeitalter<br />
Fördermöglichkeiten gut wie nie,<br />
doch auch unseriöse Firmenangebote<br />
Immer mehr Hausbesitzer entscheiden<br />
sich für die umweltfreundliche Sonnenenergie,<br />
entweder zur Stromerzeugung<br />
(Photovoltaik) oder zur Warmwasserbereitung<br />
(Solarthermie). Die Bedingungen für<br />
den Einbau haben sich in den letzten drei<br />
Jahren enorm verbessert. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz,<br />
dem 100.000-<br />
Dächer-Programm und dem Marktanreizprogramm<br />
stehen Privathaushalten gleich<br />
drei Fördertöpfe zur Verfügung. Die Solaranlage<br />
auf dem eigenen Dach kann<br />
damit zur lohnenden Investition werden.<br />
Allerdings gibt es in der jungen Solarbranche<br />
auch Unternehmen, die über zu wenig<br />
Erfahrungen verfügen. So werden häufig<br />
überdimensionierte Anlagen verkauft oder<br />
<strong>beim</strong> Verlegen und Isolieren der Rohrleitungen<br />
treten Mängel auf. Die Verbraucher<br />
Initiative rät deshalb, nicht nur auf<br />
den Preis, sondern auch auf die Qualität<br />
der Installation zu achten. Jeder Mangel<br />
senke die Effizienz der Anlage und koste<br />
bares Geld. Verbraucher sollten mehrere<br />
Angebote einholen und sich von den<br />
Unternehmen Referenz-Anlagen nennen<br />
lassen. Die Verbraucher Initiative hat<br />
Informationen über Technik, Planung,<br />
Kauf und Förderung von privaten Solaranlagen<br />
in einer kurzen Broschüre zusammengestellt.<br />
��<br />
600 Solaranlagen auf<br />
Kirchendächern<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) hat die sechshunderste Solaranlage<br />
auf einem Kirchendach bewilligt. Ursprünglich<br />
sollten 300 Solaranlagen auf<br />
Kirchen mitfinanziert werden. Die DBU<br />
zahlt 50 Prozent der Kosten für Photovoltaik-<br />
und Solarthermieanlagen.<br />
Aus den ursprünglich vorgesehenen 5,1<br />
Millionen Euro für dieses Programm wurden<br />
inzwischen 14,3 Millionen Euro. Jetzt<br />
können noch einmal 100 Kirchengemeinden<br />
mit positiven Bescheiden rechnen. Die<br />
Kirchen gelten als Multiplikatoren für<br />
Solaranlagen. In den USA nutzen derzeit<br />
immer mehr Kirchengemeinden Strom aus<br />
Windkraftanlagen. ��<br />
• Flutkatastrophe: Chance<br />
zum Umsteuern <strong>beim</strong><br />
Klimaschutz<br />
<strong>DNR</strong>, Präsident Hubert Weinzierl, Am<br />
Michaelshof 8-10, 53117 Bonn<br />
Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96<br />
eMail: hubert.weinzierl@dnr.de<br />
Internet: www.dnr.de<br />
Umfrage im Internet:<br />
www.umweltbewusstsein.de<br />
• Auf Kinderfüßen durch die<br />
Welt"<br />
VCD, Daniel Kluge, Novalisstr. 10,<br />
10115 Berlin<br />
Tel. 030 / 280471-12, Fax -17<br />
eMail: presse@vcd.org<br />
Internet: www.vcd.org<br />
Klima-Bündnis der europäischen Städte<br />
mit indigenen Völkern, Angela Hanisch,<br />
Galvanistr. 28, 60486 Frankfurt<br />
Tel. 069 / 717139-12, Fax -93<br />
eMail: a.hanisch@klimabuendnis.org<br />
Internet: www.klimabuendnis.org<br />
• Privater Einstieg ins<br />
Solarzeitalter<br />
vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />
eMail: info@vzbv.de<br />
Internet: www.vzbv.de<br />
Broschüre: 2,60 Euro<br />
• 600 Solaranlagen auf<br />
Kirchendächern<br />
<strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU), PF 1705, 49007 Osnabrück<br />
Tel. 0541 / 9633-0, Fax -190<br />
eMail: info@dbu.de<br />
Internet: www.dbu.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��13�
Energie, Klima ����<br />
Energieversorgung in<br />
D<strong>eutschland</strong> nicht nachhaltig<br />
Endbericht der Enquete-Kommission:<br />
80-Prozent-Reduktion realisierbar<br />
Aufgabe der Enquete-Kommission "Nachhaltige<br />
Energieversorgung" war, die Chancen<br />
einer nachhaltigen Entwicklung bis<br />
zum Jahr 2050 einzuschätzen. Dazu<br />
wurden 14 Szenarien und Varianten untersucht,<br />
wirtschaftliche und technischen<br />
Potentiale sowie praktische und politische<br />
Handlungsoptionen ausgelotet. Wichtigstes<br />
Ergebnis: Die Minderung der Treibhausgasemissionen<br />
um 80 Prozent ist<br />
technisch machbar und bezahlbar.<br />
Vor der parlamentarischen Sommerpause<br />
legte die Kommission ihren Endbericht<br />
vor. <strong>Der</strong> Bericht sei ein Versuch, Nachhaltigkeit<br />
in Fachpolitik zu übersetzen, sagte<br />
der Sprecher der SPD-Fraktion in der<br />
Enquete-Kommission, Axel Berg. Die<br />
Mitglieder fanden heraus, dass die derzeitige<br />
Energieversorgung in D<strong>eutschland</strong><br />
nicht nachhaltig ist. Darüber, wie die<br />
drastische Reduktion der Treibhausgase<br />
in den kommenden 50 Jahren umgesetzt<br />
werden kann, gibt es g<strong>rund</strong>sätzlich unterschiedliche<br />
Vorstellungen unter den Politikern.<br />
Während Rot-Grün die Energiewende zu<br />
einer effizienten, langfristig möglichst<br />
vollständigen Versorgung mit erneuerbaren<br />
Energien schaffen will, setzen Union<br />
und FDP weiter auf Atomkraft. Unter Einrechnung<br />
externer Kosten sei dies auch<br />
wirtschaftlich der teuerste Weg, sagte<br />
Berg. Die Energie-Enquete-Kommission<br />
legte dem <strong>Deutsche</strong>n Bundestag Handlungsempfehlungen<br />
vor, wie sich das Ziel<br />
einer Treibhausgasreduktion um 40 Prozent<br />
bis 2020 und 80 Prozent bis 2050<br />
auf diesem Weg erreichen lässt.<br />
<strong>Der</strong> Erfolg der internationalen Klimapolitik<br />
könnte wesentlich vom Erfolg der deutschen<br />
Klimapolitik der nächsten Jahre<br />
abhängen. In einer aktuellen Studie haben<br />
Wissenschaftler des Wuppertal Instituts<br />
und von Germanwatch eine Zehn-Jahres-<br />
Bilanz internationaler und deutscher<br />
Klimapolitik gezogen. D<strong>eutschland</strong> müsse<br />
jetzt alles daran setzen, das gefährdete<br />
Reduktionsziel für das Jahr 2005 zu erreichen.<br />
��<br />
14�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Strompreise werden deutlich<br />
steigen<br />
Marktliberalisierung zeigt Wirkung<br />
Nach Ansicht der Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />
in Baden-Württemberg<br />
(TA-Akademie) wird der Strompreis in<br />
D<strong>eutschland</strong> bis 2010 um mindestens<br />
zehn Prozent steigen. Gleichzeitig soll sich<br />
der Ausstoß des klimaschädlichen Gases<br />
Kohlendioxid bis 2010 bei der Stromerzeugung<br />
um mindestens zehn Prozent<br />
gegenüber 2000 vermindern. Zehn Wissenschaftler<br />
wirkten an einer Studie mit, in<br />
der die Auswirkungen der Liberalisierung<br />
des deutschen Strommarktes bis 2010<br />
untersucht wurden.<br />
Einig waren sich die Experten in der Annahme,<br />
dass in den kommenden Jahren<br />
auf jeden Fall weitere Anstrengungen im<br />
Klimaschutz unternommen werden. Um<br />
die energiepolitischen Ziele für Klimaschutz<br />
und Umweltverträglichkeit durchzusetzen,<br />
seien im liberalisierten Markt<br />
weiter staatliche Regulierungen erforderlich,<br />
sagte Georg Förster, einer der Autoren<br />
der Studie. Diese Maßnahmen werden<br />
die Preise in jedem Fall in die Höhe treiben,<br />
egal, ob der Klimaschutz im nationalen<br />
Alleingang oder auf europäischer<br />
Ebene realisiert werde, heißt es in der<br />
Studie.<br />
<strong>Der</strong> Strommarkt ist bundesweit für <strong>rund</strong><br />
ein Drittel des klimaschädlichen Treibhausgases<br />
Kohlendioxid verantwortlich,<br />
die übrigen zwei Drittel stammen vor allem<br />
aus der Wärmeerzeugung und dem Verkehr.<br />
Die Studie der TA-Akademie wurde<br />
mit Hilfe der Cross-Impact-Analyse, einem<br />
innovativen Szenarioverfahren aus der<br />
Strategieplanung, durchgeführt. Dabei<br />
entwarfen die Wissenschaftler vier Zukunftsszenarien,<br />
wie sich der Strommarkt<br />
bis zum Jahr 2010 auf der Basis der<br />
derzeitigen Energiepolitik zum Klimaschutz<br />
und zur Ressourcenschonung<br />
entwickeln könnte. Die einzelnen Modelle<br />
unterscheiden sich hinsichtlich der staatlichen<br />
Eingriffstiefe, der Stromversorgung<br />
(Preise, Emissionen, Kraftwerkspark) und<br />
des Verbraucherverhaltens. ��<br />
Klimaschutz für jeden Tag<br />
Kampagne wirbt für klimafreundliches<br />
Verhalten im Alltag<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena) hat<br />
mit der bundesweiten Kampagne "Aktion<br />
Klimaschutz" begonnen. Diese Aktion<br />
informiert Verbraucher darüber, wie sie in<br />
den verschiedenen Bereichen des Alltags<br />
zum Klimaschutz beigetragen können. Ziel<br />
ist es, die Einsparpotentiale für das Treibhausgas<br />
CO2 in den privaten Haushalten<br />
besser zu erschließen.<br />
Die dena wird dabei vom Bundesumweltministerium<br />
und der <strong>Deutsche</strong>n Bahn AG<br />
unterstützt. In Anzeigen, und bei Veranstaltungen<br />
werden Hinweise gegeben, wie<br />
<strong>beim</strong> Heizen, Waschen, Kochen und unterwegs<br />
Energie intelligent genutzt und<br />
gespart werden kann. In einer Broschüre<br />
werden die Ratschläge bundesweit verbreitet.<br />
Die Aktion Klimaschutz ist Teil des Klimaschutzprogramms<br />
der Bundesregierung.<br />
Die Konsumenten beeinflussten mit ihren<br />
Kaufentscheidungen, mit der Wahl des<br />
Verkehrsmittels und dem bewussten<br />
Umgang mit Energie die Klimabilanz,<br />
sagte dena-Geschäftsführerin Kristina<br />
Steenbock. Verbraucher entschieden<br />
täglich über die weitere Verbreitung energiesparender<br />
Techniken. Deswegen seien<br />
ihre Entscheidungen für den Klimaschutz<br />
so wichtig. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Alpenverein bezieht grünen<br />
Strom<br />
DAV kooperiert mit NaturEnergie<br />
<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Alpenverein (DAV), mit<br />
650.000 Mitgliedern weltgrößter Bergsteigerverein,<br />
ist neuer Partner der Natur-<br />
Energie AG. Beide wollen das Familienbergsteigen<br />
fördern, und die DAV-<br />
Bundesgeschäftsstelle in München sowie<br />
das "Haus des Alpinismus" auf der Praterinsel<br />
werden künftig mit regenerativ erzeugtem<br />
"NaturEnergie Gold"-Strom versorgt.<br />
NaturEnergie hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten <strong>rund</strong> 350 Millionen Euro<br />
in die Modernisierung alter Wasserkraftanlagen<br />
investiert. <strong>Der</strong> DAV gab für die<br />
regenerative Energieversorgung seiner<br />
Berghütten zwischen 1985 und 2001<br />
mehr als 100 Millionen Euro aus. ��<br />
Keine Forschungsförderung<br />
für Methanhydrat-Abbau<br />
Statt dessen soll der Einfluss auf das<br />
Klima untersucht werden<br />
<strong>Der</strong> Bundestag hat sich dagegen ausgesprochen,<br />
die Forschung des Methanhydratabbaus<br />
zu fördern. Statt dessen soll<br />
nach einem Antrag der rot-grünen Koalition<br />
die Wirkung des Stoffes auf das Klima<br />
untersucht werden.<br />
Methanhydrate sind feste Verbindungen<br />
von Gas und Wasser, die unter hohem<br />
Druck in der Meerestiefe entstehen. Bei<br />
ihrer Nutzung werden in hohem Maße<br />
Klimagase freigesetzt. Es gibt sehr unterschiedliche<br />
Annahmen über ihr Vorkommen.<br />
Sie reichen von "kaum vorhanden"<br />
bis hin zum Vielfachen der Erdgasvorkommen.<br />
Sollten Methanhydrate tatsächlich<br />
in großen Mengen am Meeresboden<br />
vorkommen, hätte ihr Abbau Experten<br />
zufolge eine Klimakatastrophe zur Folge.<br />
Die Opposition wollte den wirtschaftlichen<br />
Abbau der Gashydrate weiter fördern und<br />
warf der Regierung Technikfeindlichkeit<br />
vor. Rot-grün stelle Wissenschaft und<br />
Forschung unter das Diktat der Klima- und<br />
Umweltschutzziele, so Union und FDP.<br />
��<br />
WestLB bleibt Hauptfinanzier<br />
von umstrittener Ölpipeline<br />
Julia Butterfly Hill bei friedlichem<br />
Protest in Ecuador verhaftet<br />
Bei friedlichen Protesten gegen den Bau<br />
der OCP-Ölpipeline in Ecuador ist die<br />
weltweit bekannte US-amerikanische<br />
Umweltaktivistin Julia Butterfly Hill verhaftet<br />
worden. Sieben weitere Aktivisten<br />
wurden festgenommen, darunter auch die<br />
ecuadorianische Umweltschützerin Yvonne<br />
Ramos, die im Januar als Expertin im<br />
nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf<br />
über die Umweltzerstörung durch<br />
den Bau der Pipeline berichtet hatte.<br />
Die acht Umweltschützer hatten in Quito<br />
vor der Zentrale des US-Ölkonzerns Occidental<br />
Petroleum friedlich gegen den Bau<br />
der so genannten OCP-Ölpipeline durch<br />
den Regenwald Ecuadors demonstriert.<br />
Occidental führt das Konsortium internationaler<br />
Ölfirmen, die den Bau der Pipeline<br />
planen. Mit einem Milliarden-Kredit ist die<br />
Westdeutsche Landesbank (WestLB)<br />
wichtigster Finanzgeber. Die Landesregierung<br />
von NRW ist mit 43 Prozent größter<br />
Anteilseigner an der WestLB.<br />
Die Öl-Pipeline soll von den Regenwäldern<br />
im Amazonasbecken quer durch die Anden<br />
bis zur Pazifikküste führen. Neben<br />
der Zerstörung von Urwäldern für den Bau<br />
der Pipeline befürchten Umweltschützer<br />
Ölunfälle. Denn die Route verläuft durch<br />
erdbebengefährdete Gebiete und an<br />
aktiven Vulkanen und Trinkwasserreservoirs<br />
vorbei.<br />
Julia Butterfly wurde als "Baumfrau" bekannt,<br />
als sie zwei Jahre lang auf einem<br />
zweitausend Jahre alten Redwood-Baum<br />
in Kalifornien lebte und 1999 die Abholzung<br />
verhinderte. Sie kam nach Ecuador,<br />
um die lokale Bevölkerung in ihrem Kampf<br />
gegen die OCP-Pipeline zu unterstützen.<br />
��<br />
• Energieversorgung in<br />
D<strong>eutschland</strong> nicht<br />
nachhaltig<br />
Energie-Enquete-Abschlussbericht und<br />
weitere Informationen im Internet:<br />
www.bundestag.de/energie<br />
Klima-Studie des Wuppertal Instituts<br />
und von Germanwatch im Internet:<br />
www.nachhaltigkeitsrat.de/aktuell/<br />
news/18-07-02_02<br />
• Strompreise werden<br />
deutlich steigen<br />
TA-Akademie, Dr. Wolfgang Weimer-<br />
Jehle, Industriestr. 5, 70565 Stuttgart<br />
Tel. 0711 / 9063-104<br />
eMail:<br />
wolfgang.weimer-jehle@ta-akademie<br />
Georg Förster: Szenarien einer liberalisierten<br />
Stromversorgung, 7,70 Euro<br />
plus Versand, Stuttgart 2002. Bezug:<br />
TA-Akademie, Fax 0711 / 9063-299<br />
eMail: info@ta-akademie<br />
Als Datei zum Herunterladen im<br />
Internet: www.ta-akademie .de<br />
• Klimaschutz für jeden Tag<br />
<strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena),<br />
Stella Matsoukas, Chausseestr. 128a,<br />
10115 Berlin<br />
Tel. 030 / 7261656-57, Fax -99,<br />
eMail: matsoukas@<br />
deutsche-energie-agentur.de<br />
Internet: www.aktion-klimaschutz.de<br />
Broschüre: "Lasst uns das Klima retten<br />
- 25 einfache Energiespartipps für zu<br />
Hause und unterwegs" kostenlos bei<br />
der dena<br />
• Alpenverein bezieht grünen<br />
Strom<br />
<strong>Deutsche</strong>r Alpenverein, Von-Kahr-Str.<br />
2-4, 80997 München<br />
Tel. 089 / 14003-94<br />
eMail: andrea haendel@alpenverein.de<br />
• Keine Forschungsförderung<br />
für Methanhydrat-Abbau<br />
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion,<br />
11011 Berlin<br />
Tel. 030 / 2275-7212, Fax -6962<br />
eMail: presse@gruene-fraktion.de<br />
Internet:www.gruene-fraktion.de<br />
• WestLB bleibt<br />
Hauptfinanzier von<br />
umstrittener Ölpipeline<br />
Rettet den Regenwald, Friedhofsweg<br />
28, 22337 Hamburg<br />
Tel. 040 / 4103804<br />
eMail: info@regenwald.org<br />
Internet: www.regenwald.org<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��15�
Energie, Industrie ����<br />
Industrie lässt Vereinbarung<br />
für Johannesburg platzen<br />
BDI will doch keine höheren Umweltstandards<br />
bei Auslandsinvestitionen<br />
Mehrere Monate verhandelten die Bundesregierung<br />
und Vertreter aus der Privatwirtschaft<br />
und der Zivilgesellschaft um<br />
soziale und ökologische Mindeststandards<br />
bei Auslandsdirektinvestitionen. Dieses<br />
Projekt sollte ein deutsches Vorzeigeobjekt<br />
in Johannesburg im Rahmen der<br />
sogenannten Typ-II-Partnerschaftsinitiativen<br />
werden, die auf freiwilligen<br />
Vereinbarungen zwischen Regierungen,<br />
Industrie und zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />
beruhen. Nun ist alles am Widerstand<br />
der Industrie gescheitert. <strong>Der</strong> Bundesverband<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Industrie (BDI) hat<br />
seine Unterschrift verweigert.<br />
Die Weigerung ist auf scharfe Kritik von<br />
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen<br />
gestoßen, die sich im Rahmen des 18<br />
Monate dauernden Prozesses auf eine<br />
Reihe von Zugeständnissen eingelassen<br />
hatten. Nichtregierungsorganisationen<br />
(NRO) fordern nun von der Regierung, die<br />
notwendigen Regeln zu setzen. Auf Kritik<br />
stiess auch die Vorgehensweise des BDI,<br />
der seine DialogparterInnen nicht einmal<br />
persönlich über seinen Ausstieg informierte<br />
- die NRO-VertreterInnen erfuhren es<br />
aus der Presse.<br />
Die G<strong>rund</strong>sätze, die erarbeitet werden<br />
sollten, wären ein erster Schritt gewesen,<br />
um deutsche Unternehmen zu verpflichten,<br />
in ihren Auslandsinvestitionen über<br />
das Umweltrecht des Gastlandes hinauszugehen<br />
und höhere Standards zu setzen.<br />
Statt auf isolierte positive Einzelbeispiele<br />
aus ihrer Unternehmenspraxis zu<br />
verweisen, so ein BUND-Vertreter, hätten<br />
die Unternehmen mit den G<strong>rund</strong>sätzen<br />
zeigen können, dass sie gewillt sind, ihre<br />
Praxis weltweit zu verbessern und nicht<br />
mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen.<br />
Bereits im Vorfeld hatten die Umwelt- und<br />
Entwicklungsverbände allerdings betont,<br />
dass sie die Initiative des BMU zwar begrüßten,<br />
sich aber zusätzlich zu den<br />
freiwilligen G<strong>rund</strong>sätzen weiter gehende<br />
zwischenstaatliche Regeln für transnational<br />
agierende Unternehmen wünschten.<br />
��<br />
16�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Protest gegen Energie-<br />
Kampagnen der Opposition<br />
<strong>Der</strong> BUND hat in Dresden gegen die mangelnde<br />
Klimaschutzpolitik der Oppositionsparteien<br />
protestiert. Mit Großplakaten wie<br />
"Gegen Treibhausgase helfen keine Deiche!"<br />
kritisierten die Aktivisten deren<br />
Umweltpolitik. Bemängelt werden vor<br />
allem die wiederholt gestarteten Kampagnen<br />
gegen die stärkere Förderung erneuerbarer<br />
Energien und die Ökosteuer.<br />
Diese Politik sei angesichts zunehmender<br />
Wetterextreme und Hochwasserkatastrophen<br />
völlig verfehlt. Energiesparmaßnahmen<br />
und dem Ausbau erneuerbarer Energien<br />
müsse jetzt neuer Schub gegeben<br />
werden. �<br />
Bundesgerichtshof entscheidet<br />
für umweltfreundliche Energie<br />
G<strong>rund</strong>stückskäufer müssen Fernwärme<br />
aus kommunalem BHKW beziehen<br />
Eine Gemeinde darf die Käufer von kommunalen<br />
G<strong>rund</strong>stücken in einem Neubaugebiet<br />
zum Bezug von Fernwärme aus<br />
dem gemeindeeigenen Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) verpflichten. Das hat der Kartellsenat<br />
des Bundesgerichtshofs (BGH) in<br />
Karlsruhe im Juli entschieden. Die Richter<br />
wiesen damit in letzter Instanz eine Klage<br />
des Brennstoffhandel-Verbandes ab.<br />
Dieser hatte das Verhalten der Gemeinde<br />
Börnsen in Schleswig-Holstein in zwei<br />
Instanzen erfolgreich als wettbewerbswidrig<br />
beanstandet. <strong>Der</strong> BGH-Kartellsenat<br />
teilte als Begründung mit, wenn die Gemeinde<br />
durch ihre Beteiligung an einem<br />
BHKW Aufgaben der Daseinsvorsorge<br />
wahrnehme, liege keine Vorzugsstellung<br />
der öffentlichen Hand vor. ��<br />
Energiewirtschaftsgesetz:<br />
Bundesrat fürchtet Monopole<br />
<strong>Der</strong> Bundesrat hat den vom Bundestag<br />
angenommenen Einigungsvorschlag des<br />
Vermittlungsausschusses zur Neuregelung<br />
des Energiewirtschaftsrechts abgelehnt.<br />
Das Gesetz enthalte "Vermutungsregelungen",<br />
mit denen der kartellbehördliche<br />
Handlungsspielraum im Bereich der<br />
Missbrauchsaufsicht über marktbeherrschende<br />
Energieversorgungsunternehmen<br />
zu sehr eingeschränkt werde. Die Verbändevereinbarungen<br />
Strom und Gas der<br />
Versorgungsunternehmen seien hierdurch<br />
hinsichtlich der Kalkulation der Netznutzungsentgelte<br />
weitestgehend einer kartellrechtlichen<br />
Kontrolle entzogen, urteilte die<br />
Länderkammer. Eine faktische Festschreibung<br />
der Netznutzungsentgelte in den<br />
Bereichen Strom und Gas sei somit zu<br />
befürchten, die die Funktionsfähigkeit des<br />
Wettbewerbs erheblich beeinträchtigen<br />
würde. Dies sei auch im Hinblick auf den<br />
internationalen Wettbewerb schädlich und<br />
daher nicht zu rechtfertigen. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Ökologische Stadtsanierung<br />
Bundesbauminister Bodewig hat Preise<br />
für die besten Konzepte zur ökologischen<br />
Stadtsanierung im Rahmen eines eines<br />
europäischen Wettbewerbs verliehen. <strong>Der</strong><br />
Wettbewerb sollte der Entwicklung und<br />
Umsetzung nachhaltiger Planungen zur<br />
Wiederbelebung brachliegender Innenstadtbereiche<br />
dienen. Bei der Modernisierung<br />
von Altbauten und dem Bau von<br />
Neubauten sollten hier energetisch vorbildliche<br />
Lösungen unter weitgehender<br />
Nutzung erneuerbarer Energien verwirklicht<br />
werden. <strong>Der</strong> Minister hob dabei die<br />
Energieeinsparverordnung, das CO2-<br />
Gebäudesanierungsprogramm der KfW,<br />
das Programm "Stadtumbau Ost" und die<br />
<strong>Deutsche</strong> Energie-Agentur (dena) hervor.<br />
Die im Februar dieses Jahres in Kraft<br />
getretene Energieeinsparverordnung soll<br />
maßgeblich zur Erschließung von Einsparpotenzialen<br />
beitragen, unter anderem<br />
durch Vorschriften zur Erneuerung von<br />
<strong>rund</strong> zwei Millionen alter Heizkessel bis<br />
2006 sowie durch Einführung von Energieverbrauchszahlen<br />
für Altbauten auf<br />
freiwilliger Basis. Bei Neubauten soll so<br />
der durchschnittliche Heizenergiebedarf<br />
auf umgerechnet sieben Liter Heizöl pro<br />
Quadratmeter und Jahr gesenkt werden.<br />
��<br />
• Industrie lässt Vereinbarung<br />
für Johannesburg platzen<br />
WEED, Bertha-von-Suttner-Platz 13,<br />
53111 Bonn<br />
Tel. 0228-766130, Fax -696470<br />
eMail: weed@weedbonn.org<br />
Internet: www.weedbonn.org<br />
BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />
eMail: bund@bund.net<br />
Internet : www.bund.net<br />
• Protest gegen Energie-<br />
Kampagnen der Opposition<br />
BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />
eMail: bund@bund.net<br />
Internet: www.bund.net<br />
• Bundesgerichtshof<br />
entscheidet für<br />
umweltfreundliche Energie<br />
Az: KZR 30/00<br />
Gemeinde Börnsen, Walter Heisch<br />
Tel. 040 / 7208-201 Fax -898<br />
eMail: br@spd-boernsen.de<br />
• Energiewirtschaftsgesetz:<br />
Bundesrat fürchtet<br />
Monopole<br />
Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes<br />
zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts<br />
Drucksache 611/02 (Beschluss)<br />
• Ökologische Stadtsanierung<br />
Bundesbauministerium (BMVBW), Bürgerservice,<br />
Invalidenstr. 44, 10115<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 2008-0<br />
eMail: buergerinfo@bmvbw.bund.de<br />
Internet: www.bmvbw.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��17�
Energie, Atom ����<br />
Wahlprogramme zur<br />
Energiepolitik bewertet<br />
Eurosolar-Test sieht Koalition weit vor<br />
Opposition, aber verbesserungswürdig<br />
Die Solarenergie-Vereinigung Eurosolar<br />
hat wie schon 1998 die in den Wahlprogrammen<br />
der Parteien enthaltenen Aussagen<br />
zur Energiepolitik einer Punktebewertung<br />
unterzogen. Maßgebend dafür<br />
waren zehn Forderungen für die Weiterführung<br />
und den Ausbau der Politik für<br />
Erneuerbare Energien:<br />
- Erhalt und Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
mit differenzierten<br />
Vergütungen<br />
- Ausbau des Marktanreizprogramms für<br />
Erneuerbare Energien<br />
- Vorantreiben der Entwicklung von emissionsfreien<br />
und CO2-neutralen Fahrzeugen<br />
mit Erneuerbaren Energien, Strategie<br />
weg von fossiler Energieabhängigkeit<br />
- Erneuerbare Energien als Priorität der<br />
Forschungspolitik, Einstellen der Atomfusionsforschung<br />
- Abbau der vielfachen steuerlichen Privilegien<br />
für atomare und fossile Energien<br />
- Umwidmen der Kohlesubventionen:<br />
Strukturwandel von der Kohlewirtschaft<br />
hin zur Produktion ökologischer Energietechniken<br />
- Schwerpunkt Erneuerbare Energien in<br />
der Entwicklungszusammenarbeit,<br />
Intensivieren der Exportförderung,<br />
Aufbau einer Internationalen Agentur für<br />
Erneuerbare Energien<br />
- Abbau administrativer Hemmnisse gegenüber<br />
Erneuerbaren Energien<br />
- Vorantreiben der Politik für Erneuerbare<br />
Energien in EU und UN-Organisationen,<br />
Aufhebung des EURATOM-Vertrages<br />
- Verdopplung des Anteils Erneuerbarer<br />
Energien in der Energieversorgung in<br />
der nächsten Legislaturperiode.<br />
In der Punktebewertung der Wahlprogramme<br />
schneiden Bündnis 90 / Die<br />
Grünen mit 34 von 50 Punkten am besten<br />
ab (1998: 38 Punkte). Die SPD holt im<br />
Vergleich zum letzten Wahlprogramm mit<br />
28 gegenüber 19 Punkten im Jahr 1998<br />
auf und liegt auf dem zweiten Platz. An<br />
dritter Stelle steht die PDS (8 Punkte), die<br />
einige positive plakative Forderungen<br />
aufstellt, aber keine Instrumente nennt<br />
(1998: 14 Punkte). Die CDU/CSU kam in<br />
der Bewertung auf 7 Punkte (1998: 6<br />
Punkte), die FDP auf 3 Punkte (1998: 9<br />
Punkte). ��<br />
18�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Mit Getreide heizen:<br />
Technisch kein Problem<br />
Die Verfeuerung von Nahrungsmitteln<br />
ist jedoch ethisch umstritten<br />
Angesichts schlechter Erlöserwartungen<br />
für die kommende Getreideernte denken<br />
die Bauern verstärkt über andere Verwertungsmöglichkeiten<br />
der Feldfrüchte nach.<br />
Nach Informationen des niedersächsischen<br />
Landvolkverbandes wird dabei eine<br />
äußerst ungewöhnlich erscheinende Variante<br />
diskutiert: das Heizen mit Getreide.<br />
<strong>Der</strong> Getreidepreis liegt bereits seit 1999<br />
unter seinem Wert als Brennstoff. Für die<br />
diesjährige Ernte wird eine weitere Senkung<br />
um zehn bis 15 Prozent befürchtet.<br />
Dagegen werden die Preise für Öl und Gas<br />
langfristig weiter steigen. Rein rechnerisch<br />
würden ungefähr 2,5 kg Getreide benötigt,<br />
um einen Liter Heizöl zu ersetzen.<br />
Bei einem Getreidepreis von 100 Euro je<br />
Tonne - dieser Wert wird voraussichtlich<br />
demnächst deutlich unterschritten - dürfte<br />
Heizöl nicht teurer sein als 24 Cent pro<br />
Liter, um mit Getreide ökonomisch gleichzuziehen.<br />
Auch technisch ist die Verfeuerung von<br />
Getreide attraktiv. Getreide hat eine verhältnismäßig<br />
hohe Energiedichte, lässt<br />
sich als homogenes Material mit sehr<br />
guter Fließfähigkeit gut lagern, mechanisch<br />
fördern und dosieren und eignet<br />
sich deshalb für automatische Feuerungsanlagen.<br />
Besonders gut geeignet erscheinen<br />
nach derzeitigem Kenntnisstand<br />
Anlagen, die für die Verbrennung von<br />
Holzpellets entwickelt wurden.<br />
Bedürfnis nach Wärme contra<br />
Bedürfnis nach Nahrung<br />
Es gibt jedoch Probleme, die technisch<br />
noch zu lösen sind, etwa die Staub- und<br />
Stickoxidemissionen. Außerdem fällt erheblich<br />
mehr Asche an als bei der Verfeuerung<br />
von Holz, auch von stärkerer Schlackenbildung<br />
und Korrosion der Kessel<br />
wird berichtet. Überdies bewegt sich die<br />
Verbrennung von Getreide in D<strong>eutschland</strong><br />
zurzeit noch in einer rechtlichen Grauzone<br />
und ist in Kleinanlagen unter 15 kW nicht<br />
zulässig. �<br />
Größte Barriere für das Heizen mit Getreide<br />
sind allerdings ethische Bedenken.<br />
Darf man ein Lebensmittel verbrennen,<br />
wenn so viele Menschen auf der Erde<br />
hungern, fragen nicht nur religiös gebun<br />
dene Menschen. Dann wäre allerdings<br />
auch der Anbau von Raps auf Stilllegungsflächen<br />
für die Biodiesel-Erzeugung verwerflich.<br />
Fachleute warnen auch immer<br />
wieder davor, Getreide in die Dritte Welt<br />
zu liefern, weil damit dort die Märkte<br />
zerstört werden. Hier zu Lande ist Getreide<br />
andererseits im Überschuss vorhanden.<br />
In die Verbrennung gelangt zunächst<br />
ohnehin nur Abfallgetreide, das für die<br />
menschliche Ernährung nicht geeignet ist.<br />
Durch zunehmende Qualitätsansprüche,<br />
etwa den Ausschluss von mit bestimmten<br />
Pilzen belastetem Getreide, nehmen die<br />
als Abfall deklarierten Mengen voraussichtlich<br />
zu. Sie dürfen aber künftig auch<br />
nicht mehr deponiert werden und würden<br />
ohnehin in der Müllverbrennung landen.<br />
Schließlich argumertiert der Landvolkverband,<br />
neben dem Nahrungsbedürfnis<br />
gebe es auch ein Bedürfnis nach Wärme,<br />
das die Menschen derzeit vor allem durch<br />
das Verbrennen fossiler Stoffe wie Öl, Gas<br />
und Kohle auf Kosten ihrer Nachkommen<br />
und der Umwelt deckten. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Überflugverbot für<br />
Atomkraftwerke gefordert<br />
<strong>Der</strong> BUND sieht schwere Versäumnisse<br />
der zuständigen Behörden in der Sicherung<br />
von Atomkraftwerken gegen Flugzeugunfälle<br />
und gezielte terroristische<br />
Anschläge. Nach Ansicht der badenwürttembergischen<br />
Landesvorsitzenden<br />
Brigitte Dahlbender müssten diese enormen<br />
Gefahrenquellen unbedingt in die<br />
gegenwärtigen Staatsvertragsverhandlungen<br />
über den Flugverkehr am Hochrhein<br />
mit einbezogen werden.<br />
Die Antwort des Regierungspräsidiums<br />
Freiburg auf einen Brief des BUND zeige,<br />
dass man aus den Anschlägen vom 11.<br />
September und dem Flugzeugabsturz am<br />
Bodensee nichts gelernt habe. In<br />
D<strong>eutschland</strong> habe man mögliche Überflugverbote<br />
prüfen wollen, Frankreich<br />
habe sogar den Luftraum über Atomanlagen<br />
durch Raketen überwachen lassen<br />
wollen. Davon sei nicht mehr die Rede.<br />
Axel Mayer vom BUND Südlicher Oberrhein<br />
sagte, dass die Atomanlagen der<br />
Region einen Flugzeugabsturz nicht überstehen<br />
würden, sei sicher. Bei der Freisetzung<br />
von Teilen des radioakiven Inventars<br />
eines der grenznahen AKWs in Fessenheim,<br />
Leibstadt, Beznau oder der<br />
Atomanlagen in Würenlingen müssten je<br />
nach Windrichtung und Wetterlage Gebiete<br />
bis zu 150 Kilometer um die Atomanlage<br />
schnell und dauerhaft evakuiert werden.<br />
��<br />
Explosion im AKW Brunsbüttel<br />
war nicht die erste<br />
Anfang August wurde bekannt, dass es<br />
vor mehr als zehn Jahren im Atomkraftwerk<br />
Brunsbüttel zu einer Wasserstoffexplosion<br />
kam, den der Betreiber HEW übersehen<br />
oder verschwiegen hat. Diese<br />
Explosion hätte ähnliche Ausmaße annehmen<br />
können wie der im vergangenen<br />
Dezember aufgetretene Störfall, so die<br />
Umweltorganisation Robin Wood.<br />
<strong>Der</strong> Störfall im Dezember 2001 war der<br />
bisher gravierendste seiner Art in der<br />
Bundesrepublik. Wäre die Explosion drei<br />
bis vier Meter weiter in Richtung Reaktordruckbehälter<br />
aufgetreten, hätte es einen<br />
Störfall mit Einsatz der Notkühleinrichtungen<br />
geben können. Experten der Gesellschaft<br />
für Anlagen- und Reaktorsicherheit<br />
halten es sogar für möglich, dass dann<br />
radioaktiver Dampf in die Umgebung<br />
abgeblasen worden wäre. Eine radioaktive<br />
Wolke hätte nach Robin-Wood-Angaben<br />
binnen weniger Minuten die Bevölkerung<br />
über der schleswig-holsteinischen Stadt<br />
Itzehoe, aber auch die Städte Kiel oder<br />
Hamburg erreichen können.<br />
Robin Wood liegt nach eigenen Angaben<br />
ein interner Bericht der Gesellschaft für<br />
Reaktorsicherheit (GRS) vor, aus dem<br />
hervorgeht, dass Knallgasexplosionen in<br />
Siedewasserreaktoren wie in Brunsbüttel<br />
auch in Zukunft nicht ausgeschlossen<br />
werden könnten. Robin Wood forderte die<br />
schleswig-holsteinische Landesregierung<br />
und die Bundesregierung auf, den Atommeiler<br />
Brunsbüttel endgültig stillzulegen<br />
und HEW wegen mangelnder Zuverlässigkeit<br />
die Genehmigung für den Betrieb von<br />
Atomkraftwerken zu entziehen. ��<br />
• Wahlprogramme zur<br />
Energiepolitik bewertet<br />
EUROSOLAR e.V., Kaiser-Friedrich-<br />
Straße 11, 53113 Bonn<br />
Tel. 0228 / 3623-73, -75<br />
Fax 0228 / 3612-79, -13<br />
eMail: inter_office@eurosolar.org<br />
Parteien-Bewertung mit Begründung:<br />
in "Solarzeitalter" Nr. 2/2002 und im<br />
Internet: www.eurosolar.org/download/<br />
SZA_2_2002_Pruefsteine.pdf<br />
• Mit Getreide heizen:<br />
Technisch kein Problem<br />
<strong>Deutsche</strong>r Bauernverband, Godesberger<br />
Allee 142-148, 53175 Bonn<br />
Tel. 0228 / 8198-238, Fax -231<br />
eMail: presse@bauernverband.de<br />
Internet: www.bauernverband.de<br />
• Überflugverbot für<br />
Atomkraftwerke gefordert<br />
BUND Baden-Württemberg, Paulinenstr.<br />
47, 70178 Suttgart<br />
Tel. 0711 / 620306-0, Fax -77<br />
eMail: bund.bawue@bund.net<br />
Internet: www.bund.net/bawue<br />
• Explosion im AKW<br />
Brunsbüttel nicht die erste<br />
Robin Wood, Energiereferentin Bettina<br />
Dannheim<br />
Tel. 040 / 38089221<br />
eMail: energie@robinwood.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��19�
Gentechnik ����<br />
Bauern wollen keine<br />
Gentechnik<br />
<strong>Deutsche</strong> und kanadische Landwirte<br />
protestieren bei Gentechnik-Konzern<br />
Sieben von zehn Landwirten in D<strong>eutschland</strong><br />
sind gegen Gentechnik auf dem<br />
Acker. Dies belegt eine neue repräsentative<br />
Umfrage der Wickert Institute. 70% der<br />
Bauern - ebenso viele wie vor fünf Jahren<br />
- wollen kein genmanipuliertes Saatgut<br />
anbauen und 72% kein Gen-Futter für<br />
ihre Tiere kaufen. Ebenso viele Bauern<br />
wollen informiert werden, wenn benachbarte<br />
Landwirte Gen-Pflanzen anbauen.<br />
"Keine Gen-Pflanzen auf den Acker" forderten<br />
daher Greenpeace-Aktivisten zusammen<br />
mit Bauern der Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerliche Landwirtschaft (AbL)<br />
Anfang August in einer Protestaktion vor<br />
der Zentrale der Bayer AG in Leverkusen.<br />
Die Landwirte werfen dem Gentechnik-<br />
Konzern vor, dass sich seine Gen-Pflanzen<br />
unkontrolliert ausbreiten. An dem<br />
Protest beteiligen sich auch Ökofarmer<br />
aus Kanada, deren Existenz von der<br />
unkontrollierten Ausbreitung der Gen-<br />
Pflanzen auf ihre Felder und von verunreinigtem<br />
Saatgut bedroht ist. In Kanada<br />
wachsen bereits auf über der Hälfte aller<br />
Rapsfelder Genpflanzen, deren Gene sich<br />
über Pollenflug ausbreiten. Die Farmer<br />
können nicht mehr garantieren, dass ihr<br />
Raps frei von Gentechnik ist, und ihn<br />
deshalb nicht mehr als Ökoware verkaufen.<br />
So waren sie genötigt, den Anbau<br />
aufzugeben. Ökofarmer aus dem kanadischen<br />
Bundesstaat Saskatchewan haben<br />
Bayer/Aventis und den US-Konzern Monsanto<br />
deswegen auf Schadensersatz<br />
verklagt.<br />
Damit sich Firmen in Zukunft nicht mehr<br />
aus der Verantwortung ziehen könnten,<br />
fordert Greenpeace, auf dem UN-Weltgipfel<br />
in Johannesburg G<strong>rund</strong>lagen für ein<br />
internationales Haftungsrecht zu legen.<br />
Selbstverpflichtungen der Industrie reichten<br />
nicht aus. Im Fall der kanadischen<br />
Bauern müssten die finanziellen Schäden,<br />
die ihnen durch die Ausbreitung der Gen-<br />
Pflanzen entstehen, durch die Saatgut-<br />
Konzerne ersetzt werden. ��<br />
20�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Genmanipulierte Lebensmittel<br />
verändern Darmbakterien<br />
Forscher der Universität Newcastle (Großbritannien)<br />
haben nach Informationen des<br />
BUND zum ersten Mal an Menschen nachgewiesen,<br />
dass sich gentechnisch veränderte<br />
Bestandteile aus Lebensmitteln<br />
unter bestimmten Bedingungen auf Bakterien<br />
im Verdauungstrakt übertragen können.<br />
Damit würden Befürchtungen über<br />
die Gesundheitsgefahr von Gen-Food<br />
bekräftigt, so der BUND. Es ließe sich<br />
nicht länger ausschließen, dass gentechnisch<br />
herbeigeführte Eigenschaften von<br />
Pflanzen wie Antibiotikaresistenz vom<br />
menschlichen Organismus aufgenommen<br />
werden könnten. Angesichts dessen sei es<br />
unverantwortlich, Lebensmittel mit bis zu<br />
einem Prozent gentechnisch veränderten<br />
Bestandteilen wie geplant nicht zu kennzeichnen.<br />
�<br />
Gentechnische Verunreinigung<br />
von Honig festgestellt<br />
Die Pollen eines Gentechnik-Versuchsfelds<br />
von Bayer/Aventis südlich von Magdeburg<br />
(Sachsen-Anhalt) haben dort erzeugten<br />
Bienenhonig nach Angaben von Greenpeace<br />
gentechnisch verunreinigt. Entsprechende<br />
Laboranalysen stellte die Umweltorganisation<br />
im Juli vor und berichtete<br />
außerdem, dass sich der Gen-Raps des<br />
Bayer-Feldes auf die umliegenden normalen<br />
Rapsfelder ausgekreuzt habe. Einige<br />
Tage später protestierten Greenpeace-<br />
Aktivisten vor der Zentrale des Konzerns<br />
in Leverkusen und forderten von Bayer,<br />
keine Gen-Pflanzen mehr in freier Natur<br />
anzupflanzen.<br />
Bayer als verantwortliche Firma schiebe<br />
den Verbrauchern ungefragt Gentechnik<br />
unter, kritisierte Greenpeace-Gentechnikreferent<br />
Henning Strodthoff. Auch die<br />
Imker hätten keine Möglichkeit, die Bienen<br />
von den Gen-Pflanzen fern zu halten.<br />
<strong>Deutsche</strong>r Honig im Supermarkt ist laut<br />
Greenpeace noch weitgehend gentechnikfrei.<br />
In D<strong>eutschland</strong> ist die Freisetzung<br />
von Gen-Raps bislang nur auf Versuchsfeldern<br />
erlaubt. Dagegen ist kanadischer<br />
Honig bereits stark gentechnisch verunreinigt,<br />
da in Kanada Gen-Raps großflächig<br />
kommerziell angebaut wird. Kanadischen<br />
Gen-Honig der Marken Biophar und<br />
Breitsamer hatte Greenpeace im Juni in<br />
deutschen Supermärkten entdeckt. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Patent auf menschlichen<br />
Embryo widerrufen<br />
Weitere Embryo-Patente beantragt<br />
Die Einspruchsabteilung des Europäischen<br />
Patentamtes (EPA) in München hat das im<br />
Februar 2000 von Greenpeace aufgedeckte<br />
"Embryo-Patent" EP 695351 der<br />
Universität Edinburgh zum großen Teil<br />
widerrufen. Alle Ansprüche auf menschliche<br />
embryonale Stammzellen sowie<br />
menschliche Embryonen wurden gestrichen.<br />
Enthalten bleiben nur Ansprüche auf<br />
menschliche Zellen, die nicht von Embryonen<br />
stammen. Es sei ein Erfolg für die<br />
Einspruchführenden, dass der menschliche<br />
Embryo und embryonale Stammzellen<br />
aus dem "Skandal-Patent" ausgenommen<br />
wordenseien, sagte Christoph Then, Gentechnik-<br />
und Patentexperte von Greenpeace.<br />
Die Prüfer begründen die weitreichende<br />
Einschränkung des Patents damit, dass<br />
wesentliche Teile des Patentes technisch<br />
nicht durchführbar seien. Auch den ethischen<br />
Einwänden der 14 Einspruchsparteien<br />
wurde zum Teil statt gegeben, da<br />
Patente auf die kommerzielle Verwertung<br />
menschlicher Embryonen durch die Gen-<br />
Patentrichtlinie der EU verboten sind.<br />
<strong>Der</strong> Fall zeige jedoch, dass die EU-Richtlinie<br />
nicht ausreiche, um in Zukunft Patente<br />
auf menschliche Embryonen zu verhindern,<br />
so Then. Ein Vergleich mit früheren<br />
Entscheidungen zeige die "Willkür", mit<br />
der das Amt die Gen-Patentrichtlinie auslege.<br />
So lehnte der Patentprüfer im August<br />
2001 einen Einspruch auf ein Patent<br />
auf Mischwesen aus Mensch und Tier ab,<br />
obwohl das Amt auch in diesem Fall davon<br />
ausgeht, dass das Patent eine kommerzielle<br />
Verwertung menschlicher Embryonen<br />
umfasst.<br />
<strong>Der</strong> deutsche Bundestag wird die Frage,<br />
ob und wie die EU-Genpatent-Richtlinie in<br />
deutsches Recht umgesetzt werden soll,<br />
voraussichtlch zu Beginn der neuen<br />
Legislaturperiode entscheiden.<br />
Nach Greenpeace-Recherchen sind über<br />
ein Dutzend weiterer Patente beantragt,<br />
die auch menschliche Embryonen mit<br />
umfassen. Außerdem erteile das Amt seit<br />
Jahren Patente auf Säugetiere, Pflanzen<br />
und menschliche Gene. ��<br />
Vorbereitungen für<br />
Stammzellen-Import<br />
Ethikkommission berufen: Fünf<br />
Stammzellforscher, vier Ethiker<br />
Nach dem Inkrafttreten des Stammzellgesetzes<br />
zum 1. Juli werden nun die Voraussetzungen<br />
für ein Genehmigungsverfahren<br />
geschaffen. Die Bundesregierung hat<br />
dazu die Mitglieder der Ethikkommission<br />
benannt, die über den Import embryonaler<br />
Stammzellen befinden soll. Jeder Import<br />
embryonaler Stammzellen muß von<br />
den Mitgliedern der Kommission auf seine<br />
wissenschaftliche und medizinische Hochrangigkeit<br />
hin begutachtet und mehrheitlich<br />
befürwortet werden. Dem Gremium<br />
gehören vier Vertreter von Theologie und<br />
Ethik, jedoch fünf Vertreter aus Medizin<br />
und Biologie an. Bei letzteren handelt es<br />
sich um Fachleute für Stammzellforschung,<br />
die sich zuvor für die Forschung<br />
an den aus menschlichen Embryonen<br />
gewonnenen Zellen stark gemacht hatten.<br />
Zu den Vertretern von Ethik und Theologie<br />
gehört ein ehemaliger Vertreter der biomedizinischen<br />
Enquetekommission des<br />
Bundestages.<br />
Das Robert-Koch-Institut erwartet noch in<br />
diesem Jahr zehn bis fünfzehn Import-<br />
Anträge, teilte die Behörde auf Anfrage<br />
mit. Das neue Gesetz ermöglicht den<br />
Import embryonaler menschlicher Stammzellen,<br />
die weltweit vor dem 1. Januar<br />
2002 gewonnen worden sind. Mit dem<br />
Stichtag wollte der Gesetzgeber verhindern,<br />
daß eine Nachfrage aus D<strong>eutschland</strong><br />
zur Tötung von Embryonen führt.<br />
Mit Hilfe der Stammzellen wollen Wissenschaftler<br />
Techniken entwickeln, krankes<br />
durch gesundes Gewebe zu ersetzen.<br />
Das Robert-Koch-Institut erwartet noch in<br />
diesem Jahr zehn bis fünfzehn Import-<br />
Anträge. Bisher war mit höchstens drei<br />
entsprechenden Forschungsprojekten in<br />
D<strong>eutschland</strong> gerechnet worden. �<br />
• Bauern wollen keine<br />
Gentechnik<br />
Greenpeace, Henning Strodthoff,<br />
Große Elbstr. 39d, 22767 Hamburg<br />
Tel. 040 / 306-18295, Fax -31095<br />
eMail:<br />
henning.strodthoff@greenpeace.de<br />
• Gentechnische<br />
Verunreinigung von Honig<br />
festgestellt<br />
Greenpeace, Christoph Then, Große<br />
Elbstr. 39d, 22767 Hamburg<br />
Tel. 0171-878 08 32<br />
Internet:<br />
www.greenpeace.de/gentechnik<br />
• Patent auf menschlichen<br />
Embryo widerrufen<br />
Greenpeace, Christoph Then (s.o.)<br />
EU-Genpatent-Richtlinie: 98/44/EG<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��21�
Nachhaltigkeit ����<br />
Die "Hermes-beweg-dich"-<br />
Kampagne<br />
<strong>Deutsche</strong> Exportkreditagentur Hermes<br />
bürgt für umstrittene Projekte<br />
In Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
haben Staudammprojekte, die Menschen<br />
vertreiben, Zellstoff- und Papierwerke, für<br />
die Urwälder gerodet oder in Plantagen<br />
verwandelt werden, und Bergbauprojekte,<br />
die traditionelle Landrechte mit Füssen<br />
treten, häufig eine Gemeinsamkeit: An<br />
ihrer Verwirklichung sind Unternehmen<br />
aus Industrieländern beteiligt, die sich ihre<br />
Exporte oder Investitionen im Heimatland<br />
durch Exportkreditagenturen finanzieren<br />
oder absichern lassen.<br />
Für die exportierenden Firmen bedeutet<br />
dies Risikofreiheit: ihre Lieferung wird auf<br />
jeden Fall bezahlt, entweder durch den<br />
ausländischen Kunden, oder, falls dieser<br />
zahlungsunfähig ist, durch den heimischen<br />
Staat. So lassen sich Firmen auf<br />
manches unsinnige Projekt ein. In den<br />
Industrieländern läuft dies unter dem<br />
Stichwort "Außenwirtschaftsförderung”<br />
und scheint der alleinigen Moral zu gehorchen,<br />
wonach alles gut ist, was für<br />
heimische Arbeitsplätze gut ist.<br />
So verwundert es nicht, dass die deutsche<br />
Exportkreditagentur "Hermes" immer<br />
wieder auch Bürgschaften für höchst<br />
umstrittene Projekte übernimmt, neben<br />
den oben genannten Beispielen etwa für<br />
Rüstungsgeschäfte, die regionale Konflikte<br />
anheizen und die Käuferländer in Schuldenkrisen<br />
stürzen. Auch unter Klimagesichtspunkten<br />
sind viele geförderte Geschäfte<br />
fragwürdig. Durch die Förderung<br />
von Kohle- oder Atomkraftwerken werden<br />
Entwicklungs- und Schwellenländer für<br />
Jahrzehnte auf nicht-nachhaltige Energiepfade<br />
festgelegt.<br />
Um die Unterstützung für zerstörerische<br />
Projekte auszuschließen, setzen sich<br />
zahlreiche Umwelt-, Entwicklungs- und<br />
Menschenrechtsgruppen seit 1997 in der<br />
Hermesreform-Kampagne für eine verantwortlichere<br />
Vergabe von Hermes-Bürgschaften<br />
ein. Sie fordern, dass Projekte<br />
Umwelt- und Sozialstandards einhalten,<br />
die betroffene Bevölkerung in die Planung<br />
einbezogen wird und manche Geschäfte,<br />
z.B. Rüstungsexporte oder Projekte in<br />
Naturschutzgebieten, von der Förderung<br />
völlig ausgeschlossen werden. �<br />
22�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Hermes-Leitlinien nur ein allererster<br />
Schritt<br />
Die dazu im Jahre 2001 erlassenen "Leitlinien<br />
für die Berücksichtigung von ökologischen,<br />
sozialen und entwicklungspolitischen<br />
Gesichtspunkten bei der Übernahme<br />
von Ausfuhrgewährleistungen des<br />
Bundes” können bestenfalls als ein erster<br />
Schritt hin zu einer echten Reform gesehen<br />
werden. Damit das Reförmchen nachgebessert<br />
wird, muss jedoch bereits vor<br />
Beginn der nächsten Legislaturperiode<br />
genügend politischer Druck aufgebaut<br />
werden.<br />
Die Koordinatoren der Hermesreform-<br />
Kampagne, die Nichtregierungsorganisationen<br />
Urgewald und WEED planten daher<br />
eine neue, öffentlichkeitswirksame Kampagne<br />
im Vorfeld der Wahlen. Ziel von<br />
"Hermes beweg dich” ist es, die über 120<br />
Träger der Hermes-Kampagne sowie<br />
weitere Organisationen zu aktivieren,<br />
damit sie ihren lokalen BundestagskandidatInnen<br />
auf den Zahn fühlen. So sollen<br />
die KandidatInnen zur Außenwirtschaftsförderung<br />
sensibilisiert werden und diese<br />
als ein Thema mit gesellschaftlicher Bedeutung<br />
wahrnehmen.<br />
Umfrage unter den Bundestags-<br />
KandidatInnen zur Außenwirtschaft<br />
Herzstück der Kampagne ist eine Umfrage<br />
unter den BundestagskandidatInnen zu<br />
Fragen der Außenwirtschaftsförderung, in<br />
dem sie sich zu den Fragen Transparenz,<br />
Umwelt und Sozialstandards sowie Ausschlusskriterien<br />
äussern sollten. Dank des<br />
engagierten Einsatzes von zahlreichen<br />
Gruppen (BUND, Grüne Liga, Attac, Weltläden,<br />
Lokale-Agenda-Gruppen u.a.),<br />
liegen nun die Umfrageergebnisse vor. �<br />
Grüne und PDS für bessere Regeln,<br />
CDU und FDP dagegen, SPD gespalten<br />
Die Grünen räumen in den Antworten und<br />
mit einem eigenen Beschluss ein, dass die<br />
Hermesleitlinien von 2001 höchstens ein<br />
kleiner erster Schritt sind und kündigen<br />
an, die Reform der Außenwirtschaftsförderung<br />
weiter voran treiben zu wollen.<br />
Die SPD weist die größte Meinungsvielfalt<br />
auf. Dort ist die Parteispitze klar gegen<br />
weitere Schritte und behauptet, mit den<br />
Hermesleitlinien sei alles bereits bestens<br />
geregelt. Jedoch spricht sich die Mehrheit<br />
der Umfrage-TeilnehmerInnen sehr deutlich<br />
für eine Verschärfung der Vergabekriterien<br />
aus.<br />
Die PDS zeigt in den Umfrageergebnissen<br />
ihre Haltung der letzten Jahre: sie setzt<br />
sich engagiert für eine deutliche Verschärfung<br />
der Vergabekriterien in der Außenwirtschaftsförderung<br />
ein.<br />
Die CDU spricht sich klar gegen Standards<br />
aus, setzte jedoch einen eigenen mit<br />
einem gleichlautenden Standard<strong>brief</strong> von<br />
19 KandidatInnen. Dieser legt deutlich die<br />
Haltung dar, dass Hermesbürgschaften<br />
ein wichtiges Instrument der Außenwirtschaftsförderung<br />
seien, deren Vergabe<br />
nicht unnötig bürokratisiert und damit<br />
erschwert werden solle.<br />
Gleiches gilt für die FDP, die in ihren<br />
Antworten - nicht überraschend - klar<br />
gegen Änderungen bei der Außenwirtschaftsförderung<br />
eintritt.<br />
Wieweit die Ankündigungen, sich für weitere<br />
Schritte hin zu einer verbesserten<br />
Reform einzusetzen, leere Wahlversprechen<br />
bleiben, kann sich erst nach der<br />
Wahl zeigen. Zumindest die Sensibilisierung<br />
zahlreicher BundestagskandidatInnen<br />
zum Thema scheint geglückt. Um<br />
diese weiter zu treiben, empfehlen Urgewald<br />
und WEED, das Thema Umwelt- und<br />
Sozialstandards für die Außenwirtschaftsförderung<br />
zusätzlich bei Wahlkampfveranstaltungen<br />
einzubringen. Termine von<br />
Veranstaltungen, bei denen dies möglich<br />
ist, können ebenso wie eine ausführlichere<br />
Zusammenfassung der Umfrageergebnisse<br />
im Urgewald-Büro nachgefragt werden.<br />
��<br />
Gastautorin: Regine Richter, Urgewald
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Edmund Stoiber im<br />
Umwelttest<br />
Verbände diskutierten mit dem CDU-<br />
Kanzlerkandidaten über Umweltpolitik<br />
SpitzenvertreterInnen von vier großen<br />
deutschen Umweltorganisationen haben<br />
Ende August in München mit dem Kanzlerkandidaten<br />
der CDU/CSU, Edmund<br />
Stoiber, über Kernforderungen zur künftigen<br />
Umweltpolitik diskutiert. Die TeilnehmerInnen<br />
waren der Präsident des <strong>DNR</strong>,<br />
Hubert Weinzierl, die Vorsitzende des<br />
BUND, Angelika Zahrnt, der Präsident des<br />
WWF, Carl Albrecht von Treuenfels sowie<br />
das Mitglied des NABU-Präsidiums Johannes<br />
Merck.<br />
Die Verbände brachten folgende Themenfelder<br />
ins Gespräch:<br />
Klima und Energie: Gegen CO 2-Ziel und<br />
Ökosteuer, aber für Windenergie<br />
Die Forderung der Umweltverbände, die<br />
Bundesregierung solle sich auf ein CO2-<br />
Reduktionsziel von 40% bis 2020 festlegen,<br />
wies Stoiber als irreal und technisch<br />
nicht machbar zurück. Eine quantifizierte<br />
Festlegung über 2010 hinaus wolle er nur<br />
im Rahmen der EU machen. Statt - wie<br />
von den Umweltverbänden gefordert - die<br />
Ökologische Steuerreform fortzuführen,<br />
setzt Stoiber allein auf eine europaweite<br />
Schadstoffabgabe. Die Förderung erneuerbarer<br />
Energien - einschließlich der<br />
Windenergie - solle aber fortgeführt werden.<br />
Begrüßt haben die Umweltverbände<br />
das von Stoiber vorgeschlagene Förderprogramm<br />
zur Wärmedämmung in Altbauten.<br />
Agrarpolitik: Für grüne Gentechnik<br />
und mehr Regionalkompetenz<br />
Stoiber lobte zwar die verstärkte Umschichtung<br />
von EU-Agrarmitteln zur Förderung<br />
des ländlichen Raums und des<br />
Naturschutzes, forderte jedoch mehr<br />
regionale Kompetenzen bei der Umsetzung.<br />
Den von den Umweltverbänden<br />
geforderten Verzicht auf Gentechnik in der<br />
Landwirtschaft lehnte er ab, weil D<strong>eutschland</strong><br />
sich damit wirtschaftliche Zukunftschancen<br />
verbaue (siehe auch Seite 8).<br />
Mehr Naturschutz<br />
Eine nationale Naturschutzstrategie halte<br />
er für ebenso wichtig wie eine verstärkte<br />
Unterstützung von internationalen Naturschutzaufgaben<br />
im Rahmen einer intensivierten<br />
Entwicklungshilfe durch die Bundesregierung.<br />
�<br />
Hochwasserschutz und Flussbau:<br />
Keine Absage an Donau-Ausbau<br />
Angesprochen auf die aktuelle Hochwasserkatastrophe<br />
verteidigte Stoiber seinen<br />
Kurs, weitere Flussbaumaßnahmen und<br />
insbesondere auch die Staustufen an der<br />
Donau zu prüfen. Dies stieß auf massiven<br />
Widerspruch der Umweltverbände. Positiv<br />
werteten die Verbände dagegen die Aussage<br />
des Kanzlerkandidaten, dass in<br />
großem Umfang weitere natürliche Überflutungsräume<br />
für die Flüsse geschaffen<br />
werden müssten.<br />
Wirtschaft: Freiwilliger "Umweltpakt"<br />
statt Ordnungspolitik<br />
Bemerkenswert erschien den VertreterInnen<br />
der Umweltverbände, dass der Kanzlerkandidat<br />
die Unternehmer und die<br />
Wirtschaft stärker in die umweltpolitische<br />
Pflicht nehmen will. Ob allerdings der<br />
angestrebte Umweltpakt, der nur auf<br />
freiwillige Leistungen der Wirtschaft setzt,<br />
ausreiche, ist nach Ansicht der Umweltverbände<br />
noch nicht absehbar. Deshalb<br />
seien ordnungspolitische Regelungen<br />
weiterhin nötig.<br />
Umweltkompetenz: Kein Schattenminister,<br />
unklare Wahlaussagen<br />
Obwohl Stoiber nach eigener Aussage den<br />
Umwelt- und Naturschutz für eine "zeitlose<br />
Daueraufgabe höchster Priorität" hält,<br />
hat er in seinem sogenannten Kompetenzteam<br />
niemand für diesen zentralen<br />
Aufgabenbereich benannt. Dies kritisierten<br />
die Öko-Verbände ebenso wie die mangelnde<br />
Umweltkompetenz der CDU/CSU-<br />
Fraktion, wie sie in den letzten vier Jahren<br />
zum Ausdruck kam, und die sehr allgemein<br />
gehaltenen Aussagen im Wahlprogramm.<br />
��<br />
Autor: Christoph Markl-Meider, <strong>DNR</strong><br />
Industrie gegen Umweltregeln<br />
Die nächste Bundesregierung soll eine<br />
Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen<br />
Preisen garantieren und stärker in<br />
Bundesverkehrswege investieren. Dies<br />
forderte der Bundesverband der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Industrie (BDI) im Juli in Berlin.<br />
D<strong>eutschland</strong> sei noch im Wachstumstief.<br />
Umweltschutzregelungen müssten abgebaut<br />
werden, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
deutscher Unternehmen zu erhalten.<br />
Daher begrüße man die Wahlaussagen<br />
von FPD und Union. �<br />
• Die "Hermes-beweg-dich"-<br />
Kampagne<br />
Urgewald e.V., Regine Richter, Prenzlauer<br />
Allee 230, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-69, Fax -33<br />
eMail: regine@urgewald.de<br />
Internet: www.hermes-beweg-dich.de<br />
• Edmund Stoiber im<br />
Umwelttest<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Naturschutzring</strong> (<strong>DNR</strong>),<br />
Präsident Hubert Weinzierl, 94344<br />
Wiesenfelden<br />
Tel. 09966-777, Fax -4 90<br />
eMail hubert.weinzierl@dnr.de<br />
Internet: www.dnr.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��23�
Nachhaltigkeit ����<br />
Nachhaltiger Warenkorb<br />
Barrieren für umwelt- und sozialverträglichen<br />
Konsum abbauen<br />
<strong>Der</strong> Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />
(vzbv) hat die Verbraucher aufgerufen,<br />
den Ende August vorgestellten "Nachhaltigen<br />
Warenkorb" auf seine Praxistauglichkeit<br />
zu testen. <strong>Der</strong> Warenkorb wurde<br />
vom "Rat für Nachhaltige Entwicklung"<br />
zusammengestellt und soll eine Orientierung<br />
über umwelt- und sozialverträgliche<br />
Einkaufsmöglichkeiten geben. Die Verbraucher<br />
seien dazu bereit, sagte vzbv-<br />
Vorstand Edda Müller bei der Vorstellung<br />
des Nachhaltigen Warenkorbs in Berlin,<br />
das Problem sei, zu entscheiden, w e l -<br />
c h e Produkte und Dienstleistungen der<br />
Umwelt und den Menschen am ehesten<br />
gerecht werden.<br />
Mit dem Warenkorb wolle man niemandem<br />
das "richtige" Einkaufen vorschreiben, so<br />
Edda Müller, die auch Mitglied in dem von<br />
der Bundesregierung berufenen Rat für<br />
Nachhaltige Entwicklung ist. Vielmehr<br />
wollten die Ratsmitglieder herausfinden,<br />
wo es noch Barrieren für einen umwelt-<br />
und sozialverträglichen Konsum gebe.<br />
Häufig fehlten Produktinformationen, oder<br />
nachhaltige Produkte seien nur mit großem<br />
Aufwand zu bekommen.<br />
<strong>Der</strong> Nachhaltige Warenkorb soll nun eine<br />
breite Diskussion in Gang setzen. Edda<br />
Müller: "Es hilft nichts, der alleinstehenden<br />
berufstätigen Mutter zu predigen, dass sie<br />
täglich regionale Produkte der Saison aus<br />
Bioanbau kochen und sich eine Solaranlage<br />
aufs Dach ihrer Mietwohnung setzen<br />
soll." Man müsse sehen, was für die Menschen<br />
im Alltag machbar sei und ihnen<br />
praktische Orientierung geben könne.<br />
Um die Schwierigkeiten der Verbraucher<br />
deutlicher benennen zu können, wird die<br />
Alltagstauglichkeit des Nachhaltigen Warenkorbs<br />
derzeit in 72 Testhaushalten<br />
erprobt. Im Ergebnis sollen die Empfehlungen<br />
optimiert werden. Darüber hinaus<br />
kann jeder Haushalt den Nachhaltigen<br />
Warenkorb schon jetzt erproben. <strong>Der</strong> vzbv<br />
bietet dazu einen Leitfaden über "nachhaltigen<br />
Konsum", einen Einkaufsführer<br />
mit Qualitätszeichen ("Label") für bestimmte<br />
Produktgruppen und ein Haushaltsbuch,<br />
in dem Verbraucher festhalten<br />
können, wann und warum ihre Nachfrage<br />
nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen<br />
nicht befriedigt werden konnte.<br />
��<br />
24�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Biobaumwolle braucht Partner<br />
Handtuch-Aktion des Pestizid Aktions-<br />
Netzwerks<br />
Das Pestizid-Aktions-Netzwerk e.V. (PAN<br />
Germany) nahm den Johannesburg-Gipfel<br />
zum Anlass, mit Handtüchern aus Biobaumwolle<br />
zu "zeigen, dass Nachhaltigkeit<br />
in die Tat umgesetzt werden kann".<br />
Werbeträger am Waschbecken<br />
Textilien aus Bio-Baumwolle leisten einen<br />
direkten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.<br />
Dennoch konnten sie bisher nur<br />
einen kleinen Nischenmarkt erobern.<br />
"Cotton Connection", die Baumwoll-Kampagne<br />
von PAN Germany, will das ändern<br />
und hat Organisationen, Einrichtungen,<br />
Institutionen und Einzelpersonen aufgerufen,<br />
Handtücher, die aus kontrolliert biologischer<br />
Baumwolle hergestellt sind, bei<br />
PAN zu erwerben. Auf den Frottee-Handtüchern<br />
ist das Motto der Aktion "Biobaumwolle<br />
braucht Partner" eingestickt.<br />
"Auch wenn jede Organisation sich nur mit<br />
einer kleinen Stückzahl beteiligt, wird die<br />
Aktion insgesamt größere Wirkung zeigen",<br />
hofft Alexandra Baier, Koordinatorin<br />
der "Cotton Connection".<br />
Biobaumwolle hat Zukunft<br />
Seit 1992 arbeitet die Cotton Connection<br />
zum Thema Baumwolle. <strong>Der</strong> massive<br />
Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und<br />
von anderen Agrarchemikalien gefährdet<br />
die Gesundheit und die Umwelt in den<br />
Anbauländern. Gleichzeitig ist D<strong>eutschland</strong><br />
mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch<br />
von knapp 26 kg pro Person Weltmeister<br />
im Konsum von Textilien. Doch es<br />
geht auch anders, erklärt Alexandra Baier:<br />
„Mehr als 20 Jahre biologischer Anbau<br />
von Baumwolle und zahlreiche Pilotprojekte<br />
weltweit beweisen, dass eine umweltfreundliche<br />
und sozial gerechte Produktion<br />
der Naturfaser möglich und auch<br />
wirtschaftlich sinnvoll ist.“<br />
Die 50 x 100 cm großen Handtücher<br />
stehen in gelber, blauer und grüner Farbe<br />
zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. <strong>Der</strong><br />
Schriftzug "Biobaumwolle braucht Partner"<br />
ist jeweils in roter Farbe eingestickt. Auch<br />
für Organisationen und Einrichtungen, die<br />
neue Bettwäsche, Tischdecken etc. benötigen<br />
und diese aus kontrolliert biologischer<br />
Baumwolle erwerben wollen, bietet<br />
die Cotton Connection einen umfassenden<br />
Informations- und Beratungsservice. ��<br />
Jugendliche geben Parteien<br />
schlechte Noten<br />
50 Jugendvertreter haben die Programme<br />
der Bundestagsparteien anhand der<br />
Kriterien Ökologie, Globalisierung, Staatsverschuldung,<br />
Bildung und Jugendpolitik<br />
bewertet. Alle Wahlprogramme seien unter<br />
den Kriterien der Generationenverträglichkeit<br />
und Nachhaltigkeit ungenügend,<br />
kommentierten die Veranstalter, die internationale<br />
Jugendorganisation YOIS (Jugend<br />
für Generationengerechtigkeit und<br />
Nachhaltigkeit), das Ergebnis. Generell<br />
kritisierten die Teilnehmer Unverbindlichkeit<br />
und "schwammige Formulierungen".<br />
Die Grünen schnitten mit 107 von 200<br />
Punkten relativ am besten ab. Es folgten<br />
die SPD mit 80, die PDS mit 67, die FDP<br />
mit 62 und CDU/CSU mit 60 Punkten.<br />
Aufg<strong>rund</strong> der g<strong>rund</strong>sätzlich "ungenügenden"<br />
Leistungen wird jedoch ausdrücklich<br />
keine Wahlempfehlung gegeben. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Streit um Ökosteuer<br />
Union will nicht erhöhen, SPD nur noch<br />
einmal<br />
Die Union hat die Ökosteuer als "Bedrohung<br />
für die Konjunktur" bezeichnet. Die<br />
CDU-Vorsitzende und ehemalige Umweltministerin<br />
Angela Merkel warnte in Berlin<br />
eindringlich vor weiteren Ökosteuerschritten.<br />
Autofahrer und Familien seien durch<br />
die Steuer jedes Jahr mehr belastet worden.<br />
Mit der Union werde es weder 2003<br />
noch später eine Erhöhung geben. Laut<br />
Wahlprogramm will die Union die bestehenden<br />
vier Ökosteuerstufen vorerst<br />
beibehalten, die für Anfang 2003 geplante<br />
fünfte Stufe aber aussetzen. Mittelfristig<br />
will die Union die Steuer in eine EU-einheitliche<br />
"schadstoffbezogene Abgabe"<br />
umwandeln. Die SPD will die Ökosteuer am<br />
1. Januar 2003 wie geplant noch einmal<br />
anheben, dann aber auf weitere Erhöhungen<br />
verzichten.<br />
FDP eindeutig gegen Ökosteuer<br />
Auch der finanzpolitische Sprecher der<br />
FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto<br />
Solms, warnte vor einer Erhöhung der<br />
Ökosteuer. Leidtragende seien die<br />
Verbraucher, besonders die sozial Schwachen.<br />
Die Steuer habe ökologisch keine<br />
Vorteile gebracht, jedoch das Wirtschaftswachstum<br />
gedämpft und damit zur steigenden<br />
Arbeitslosigkeit beigetragen.<br />
Solms grenzte sich auch von der Union<br />
ab. Während sie die Steuer beibehalten<br />
wolle, strebe die FDP eine Senkung an.<br />
Grüne wollen Ökosteuer weiter<br />
entwickeln, PDS betont Sozialaspekt<br />
<strong>Der</strong> Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl,<br />
Joschka Fischer, bezeichnete<br />
die Ökosteuer als Erfolg. Allerdings gebe<br />
es Akzeptanzprobleme. Leider lasse sich<br />
der "allgemeine Steuerfrust" immer zuerst<br />
bei der Ökosteuer ab, sagte der Außenminister<br />
im Juli in einem Zeitungsinterview.<br />
Die Grünen hatten sich in ihrem Wahlprogramm<br />
auf eine "Weiterentwicklung" der<br />
Ökosteuer festgelegt. Konkrete Erhöhungsschritte<br />
sollen aber von sozialen<br />
Gesichtspunkten und dem Energiepreis<br />
abhängig gemacht werden. Bundesumweltminister<br />
Jürgen Trittin (Grüne) betonte,<br />
die Weiterentwicklung der Steuer sei<br />
keine Frage des Ob, sondern des Wie.<br />
Die PDS will die Ökosteuer "sozial umgestalten"<br />
und einen Ausgleich für untere<br />
Lohngruppen einführen. Die Einnahmen<br />
sollen für ökologische Projekte verwendet<br />
werden. �<br />
Bundesweite Servicestelle für<br />
Lokale Agenda 21 eröffnet<br />
Kurz vor dem Weltgipfel für Nachhaltige<br />
Entwicklung wurde in Bonn die bundesweite<br />
Servicestelle für die Lokale Agenda 21<br />
eröffnet. Sie soll vor allem die Umsetzung<br />
der Agenda 21 auf lokaler Ebene voran<br />
bringen. Die Servicestelle soll Dialogplattform,<br />
Netzwerk und Dienstleister für alle<br />
im Agenda-Prozess Engagierten sowie für<br />
Medien, Multiplikatoren und die interessierte<br />
Öffentlichkeit sein. ��<br />
• Nachhaltiger Warenkorb<br />
vzbv, Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258000-0, Fax -518<br />
eMail:<br />
nachhaltiger.warenkorb@vzbv.de<br />
Leitfaden, Einkaufsführer und Haushaltsbuch<br />
im Internet:<br />
www.nachhaltigkeitsrat.de<br />
www.vzbv.de/mediapics/<br />
1029747142Nachhaltiger_<br />
Warenkorb_RNE_2002.pdf<br />
• Biobaumwolle braucht<br />
Partner<br />
PAN Germany, Cotton Connection,<br />
Alexandra Baier, Nernstweg 32,<br />
22765 Hamburg<br />
eMail:<br />
alexandra.baier@pan-germany.org<br />
Tel. 040 / 3991910-0, -25<br />
Fax 040 / 3907520<br />
• Jugendliche geben Parteien<br />
schlechte Noten<br />
YOIS D<strong>eutschland</strong>, Rissener Landstr.<br />
193, 22559 Hamburg<br />
Tel. 040 / 822904-24 Fax -25<br />
eMail: info@yois.de<br />
Testergebnisse im Internet:<br />
www.yois.de<br />
• Bundesweite Servicestelle<br />
für Lokale Agenda 21<br />
Agenda-Transfer, Bundesweite Servicestelle<br />
Lokale Agenda 21, Budapester<br />
Straße 11, 53111 Bonn<br />
Tel. 0228 / 60461-30, Fax -38<br />
eMail: service@agenda-transfer.de<br />
Internet: www.agendaservice.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��25�
Nachhaltigkeit, Berge ����<br />
Prinzip der Nachhaltigkeit nur<br />
schleppend umgesetzt<br />
Rat für Landespflege zieht nach 40<br />
Jahren in Festveranstaltung Bilanz<br />
Das Wort "Nachhaltigkeit" ist zwar mit<br />
verschiedensten Bedeutungen in aller<br />
Munde, die konkrete Umsetzung des<br />
Prinzips Nachhaltigkeit entsprechend den<br />
Ergebnissen der Rio-Konferenz für Umwelt<br />
und Entwicklung von 1992 ist jedoch nach<br />
wie vor mangelhaft - und dies kurz vor der<br />
Rio-Folgekonferenz in Johannesburg. Zu<br />
diesem ernüchternden Ergebnis kamen<br />
die Teilnehmer der festlichen Fachveranstaltung<br />
"Die verschleppte Nachhaltigkeit:<br />
frühe Forderungen - aktuelle Akzeptanz"<br />
anlässlich des 40-jährigen Bestehens des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Rates für Landespflege (DRL)<br />
am 1. und 2. Juli 2002 in Berlin.<br />
"Die Forderungen der Grünen Charta von<br />
der Mainau von 1961 sind fast alle noch<br />
genauso gültig wie vor 40 Jahren" konstatierte<br />
der Sprecher des Rates, Prof. Dr.<br />
Wolfgang Haber. Bereits 1961, lange vor<br />
der Ausarbeitung einer Europäischen<br />
Strategie für nachhaltige Entwicklung und<br />
einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
wurde in der "Grünen Charta von der<br />
Mainau", der Arbeitsg<strong>rund</strong>lage des DRL,<br />
der Gedanke der Nachhaltigkeit aufgegriffen.<br />
Die Grüne Charta umfasst einen Zielkatalog<br />
von 12 Forderungen, die darauf<br />
ausgerichtet sind, eine gesunde Wohn-<br />
und Erholungslandschaft sowie Agrar- und<br />
Industrielandschaft aufzubauen und zu<br />
erhalten. Diese frühzeitig formulierten<br />
Ziele stimmen größtenteils mit denen der<br />
Umweltkonferenz für Umwelt und Entwicklung<br />
in Rio de Janeiro von 1992 überein;<br />
selbst der Klimaschutz wurde schon 1961<br />
in der Grünen Charta gefordert.<br />
In seinem Festvortrag beschrieb Prof. Dr.<br />
Udo E. Simonis, Wissenschaftszentrum<br />
Berlin, die lange Geschichte und Karriere<br />
des Begriffes Nachhaltigkeit und kennzeichnete<br />
die bedeutendsten umweltpolitischen<br />
Etappen auf dem Weg bis heute. �<br />
26�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Unter der Überschrift "Nachhaltigkeit in<br />
Politik und Wirtschaft: Langstreckenlauf<br />
mit Sprintern" skizzierte zunächst Prof. Dr.<br />
Herwig Hulpke, Bayer AG, die Herausforderungen<br />
für die Wirtschaft bei der Umsetzung<br />
in ökonomisches Handeln. Diese<br />
lägen u.a. an den diffusen Vorstellungen<br />
von Nachhaltigkeit bei den Beteiligten an<br />
Entscheidungsprozessen und der weitgehenden<br />
Ausklammerung eines Konfliktmanagements<br />
und der Risiko-Kommunikation<br />
aus der Nachhaltigkeitsdebatte.<br />
Prof. Dr. Ernst U. von Weizsäcker ergänzte,<br />
die politischen Rahmenbedingungen<br />
zur Umsetzung von Nachhaltigkeit hätten<br />
sich mit dem Ende des Ost-West-<br />
Konfliktes zugunsten von Globalisierung<br />
der Wirtschaft bei gleichzeitiger Schwächung<br />
des einzelstaatlichen Handelns<br />
verändert. Auch in den Staaten der westlichen<br />
Welt gingen die Staatshaushalte<br />
zurück, wodurch die Umsetzung von<br />
Nachhaltigkeitszielen erschwert werde.<br />
Hoffnung müsse auf neue Demokratieansätze,<br />
z. B. durch die Aktivitäten von<br />
Nichtregierungsorganisationen, gesetzt<br />
werden.<br />
Dr. Stefan Körner, TU Berlin, und Prof. Dr.<br />
Lothar Finke, Universität Dortmund, befassten<br />
sich mit dem Themenkomplex<br />
"Freiraum und Stadt". Sie präsentierten<br />
gegensätzliche Thesen, zum einen für<br />
eine maßvolle Suburbanisierung und<br />
Gestaltung des Freiraums, zum anderen<br />
für qualitätvolle Innenentwicklung der<br />
Städte. Auch hier ergäben sich bei der<br />
konkreten Umsetzung erhebliche Probleme,<br />
zumal die Kommunen angesichts<br />
leerer Kassen auf Planungen im Sinne von<br />
Nachhaltigkeit, z.B. durch ästhetische und<br />
ökologische Aufwertung des Freiraums<br />
oder Umnutzung und Recycling von Flächen<br />
im Innenbereich, verzichten müssten.<br />
So verliefen viele gute Ansätze Lokaler<br />
Agenden 21 häufig im Sande. Die in<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
geforderte Reduzierung des<br />
Flächenverbrauchs auf 30 ha/Tag wurde<br />
zwar begrüßt, gehe aber nicht weit genug.<br />
�<br />
Dr. Georg Sperber, Bund Naturschutz in<br />
Bayern, und Professor Dr. Karl-Reinhard<br />
Volz, Universität Freiburg, bemängelten im<br />
Themenblock "Forstwirtschaft - wirklich<br />
nachhaltig?" übereinstimmend, dass das<br />
vorhandene traditionelle Wissen über eine<br />
nachhaltige Waldbewirtschaftung in der<br />
Praxis immer noch zuwenig Anwendung<br />
finde. Nach wie vor würden einseitige<br />
ökonomische Anbaumethoden in der<br />
Forstwirtschaft bevorzugt verfolgt. Dies<br />
gelte sowohl für den Staats- als auch für<br />
den Privatwald.<br />
Dass der Naturschutz in der Gesellschaft<br />
um Akzeptanz zu kämpfen hat, stellten Dr.<br />
Mario Broggi, Forschungsanstalt für Wald,<br />
Schnee und Landschaft, Schweiz, und<br />
Professor Dr. Konrad Ott, Universität<br />
Greifswald, unter dem Thema "Naturschutz<br />
in der Akzeptanzfalle" heraus. Es<br />
bestehe zwar ein generelles Verständnis<br />
für die Belange des Naturschutzes, daraus<br />
möglicherweise resultierende Veränderungen<br />
<strong>beim</strong> Handeln würden aber,<br />
häufig aus Unwissenheit und Angst vor<br />
Einschränkungen, abgelehnt. Hier zeige<br />
sich besonders die Notwendigkeit, die<br />
Kommunikation zwischen Naturschützern<br />
und Betroffenen zu verbessern.<br />
Obwohl eine Reihe von Umweltproblemen<br />
in der Vergangenheit gemindert werden<br />
konnten, ist die "Grüne Charta von der<br />
Mainau" nach wie vor aktuell. Dies belegte<br />
die abschließende Diskussion mit den<br />
anwesenden Fachleuten. Hinzugekommen<br />
sei eine europäische und internationale<br />
Dimension; EU-Erweiterung und Globalisierung<br />
stellten neue Herausforderungen für<br />
Naturschutz und Umweltentwicklung dar.<br />
Unterstrichen wurde die Bedeutung des<br />
DRL bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit,<br />
da er das einzige unabhängige und<br />
interdisziplinär tätige Fachgremium in<br />
D<strong>eutschland</strong> ist, das Gutachten und Empfehlungen<br />
für Fragen des Naturschutzes<br />
und der Landschaftspflege auf allen Ebenen<br />
vom Bund bis zu den Kommunen<br />
erarbeitet.<br />
Die Beiträge der festlichen Fachtagung<br />
werden in einem Heft der DRL-Schriftenreihe<br />
veröffentlicht. Ergänzt wird der Band<br />
durch ein Resümee des DRL und einer<br />
Zusammenfassung der Handlungsanforderungen<br />
für den Naturschutz. Weitere<br />
Informationen können auch der Internetseite<br />
des DRL entnommen werden. ��<br />
Gastautorin: Ruth Rottmann, DRL
� � �<br />
Kontakt �����<br />
GLS-Bank führt Ökobank-<br />
Geschäfte weiter<br />
Nach der Zustimmung der Hauptversammlung<br />
der Bank Aktiengesellschaft (BAG) in<br />
Hamm steht der Übernahme der Geschäfte<br />
der Ökobank durch die GLS-Bank nichts<br />
mehr im Wege. Die BAG hatte die Ökobank<br />
im September 2001 zunächst übernommen,<br />
um diese nach zwei geplatzten<br />
Großkrediten zu sanieren. Die anthroposophisch<br />
orientierte GLS Gemeinschaftsbank<br />
wird nun ab Januar 2003 neben<br />
ihrem Hauptsitz Bochum zusätzlich an<br />
den bisherigen Ökobank-Standorten<br />
Frankfurt und Freiburg präsent sein. Alle<br />
Ökobank-MitarbeiterInnen werden übernommen.<br />
Die Angebotspalette der neuen Bank soll<br />
erweitert werden. Viele der Ökobank-<br />
Angebote wie ökologische Baufinanzierungen<br />
seien bisher auch von den GLS-<br />
Kunden nachgefragt worden, sagte GLS-<br />
Vorstand Thomas Jorberg. Die GLS-Bank<br />
werde ihre konsequente Orientierung auf<br />
die Förderung ökologisch-sozialer Projekte<br />
beibehalten. Jorberg sagte, er gehe<br />
davon aus, dass die GLS-Bank ihr kontinuierliches<br />
Wachstum von <strong>rund</strong> 15 Prozent<br />
pro Jahr fortsetzen könne. Ethisch-ökologische<br />
Geldanlagen lägen "seit Jahren im<br />
Trend".<br />
Gemeinsam mit den Ökobank-Kunden<br />
betreut die GLS-Bank künftig über 45.000<br />
Anleger, die ihr Geld gezielt zugunsten<br />
von ökologischen, sozialen und kulturellen<br />
Projekten investieren wollen. Die GLS-<br />
Bank finanziert derzeit in ganz D<strong>eutschland</strong><br />
über 1.400 Projekte. ��<br />
Neue Daten über Gletscher<br />
und Klimaveränderung<br />
Alpengletscher schrumpfen in<br />
beängstigender Deutlichkeit<br />
Die Hochgebirgsgletscher in den Alpen<br />
sind in den letzten 20 Jahren schneller als<br />
je zuvor abgeschmolzen. Bis zum Ende<br />
des Jahrhunderts werden sie fast vollständig<br />
verschwunden sein, wenn die globale<br />
Erwärmung so fortschreitet wie bisher.<br />
Diese Entwicklung hat die Münchner Gesellschaft<br />
für ökologische Forschung in<br />
einer groß angelegten Fotodokumentation<br />
über die gesamte Alpenregion dokumentiert.<br />
Mit Unterstützung von Greenpeace<br />
D<strong>eutschland</strong> wurden mehr als 2000 historische<br />
Gletscheraufnahmen mit aktuellem<br />
Datenmaterial verglichen. Die im Internet<br />
abrufbaren Beispiele sind auch für den<br />
Laien sehr eindrucksvoll.<br />
Die Fotodokumentation belege, was seit<br />
langem bekannt sei, so der Greenpeace-<br />
Klimaexperte Wolfgang Lohbeck: <strong>Der</strong><br />
Gletscherschwund sei ein alarmierendes<br />
Anzeichen für eine drohende Klimakatastrophe.<br />
Die von den auftauenden Permafrostgebieten<br />
in den Alpen ausgehenden<br />
Gefahren wie Gletscherseenbildung sowie<br />
die Nutzung der Gletscher als Trinkwasserspeicher<br />
zeige die grosse Bedeutung<br />
der Gletscher für die Bewohner der Alpen.<br />
<strong>Der</strong> Abfluss aus den alpinen Gletschern<br />
hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.<br />
Nach dem Abtauen der Trinkwasserspeicher<br />
wird mit einem Absinken des<br />
G<strong>rund</strong>wassers und Engpässen bei der<br />
Trinkwasserversorgung in den Bergen und<br />
den Randgebieten gerechnet. ��<br />
• Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
nur schleppend umgesetzt<br />
<strong>Deutsche</strong>r Rat für Landespflege (DRL),<br />
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn<br />
Tel. 0228 / 33-1097, Fax -4727<br />
eMail: drl-bonn@t-online.de<br />
Internet: www.landespflege.de<br />
• GLS-Bank führt Ökobank-<br />
Geschäfte weiter<br />
GLS Gemeinschaftsbank eG,<br />
PF 10 08 29, 44708 Bochum<br />
Tel. 0234 / 5797-0, Fax -133<br />
bochum@gemeinschaftsbank.de<br />
www.gemeinschaftsbank.de<br />
• Neue Daten über Gletscher<br />
und Klimaveränderung<br />
Gesellschaft für ökologische Forschung<br />
Frohschammerstr. 14, 80807 München<br />
Tel. 089 / 359-8586, Fax -6622<br />
eMail:<br />
info@oekologische-forschung.de<br />
Internet: www.gletscherarchiv.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��27�
Nachhaltigkeit, Berge ����<br />
<strong>DNR</strong>-Projekt zum "Jahr der<br />
Berge" hat begonnen<br />
Nachhaltig aktiv für die Berggebiete<br />
Über 200 Initiativen, Verbände und andere<br />
Gruppen engagieren sich in deutschen<br />
Mittelgebirgen und den bayerischen Alpen<br />
schon seit geraumer Zeit und intensiv für<br />
eine nachhaltige Entwicklung - und dabei<br />
sind nationale Organisation wie BUND,<br />
NABU & Co. trotz ihrer zahlreichen Ortsgruppen<br />
jeweils nur einmal mitgezählt.<br />
Dieses erstaunliche Ergebnis resultiert<br />
aus einer Recherche des <strong>DNR</strong> zum Auftakt<br />
seines Partizipations-Projektes zum UN-<br />
"Jahr der Berge". Von Juni 2002 bis Mai<br />
2003 soll dabei versucht werden, konkrete<br />
Instrumente für die Partizipation der<br />
Umweltgruppen an der Berggebietsentwicklung<br />
weiter zu entwickeln oder zu<br />
verbessern.<br />
Alle reden von Partizipation...<br />
Ausgangspunkt für das <strong>DNR</strong>-Projekt war<br />
die Überzeugung, dass ein großes Wissens-Potenzial<br />
in den Bergregionen bereits<br />
vorhanden ist, aber zu wenig über<br />
die lokale oder regionale Bekanntheit<br />
hinausgelangt. Bei einer verstärkten<br />
Beachtung der entsprechenden Gruppen<br />
auch in überregionalen Prozessen ließe<br />
sich dagegen ein deutlicher Schub in der<br />
Entwicklung zur Nachhaltigkeit und zum<br />
Schutz der sensiblen Gebirgs-Ökosysteme<br />
erreichen.<br />
Das erste Ergebnis bestätigt die Annahme.<br />
Dies umso mehr, als die Aktivitäten<br />
der bisher gefundenen Gruppierungen<br />
eine große Bandbreite aufweisen: von<br />
Verkehrs-Initiativen für die Aufrechterhaltung<br />
von Bahnstrecken in die Täler reichen<br />
sie über Kooperationen von Landwirtschaft<br />
und Naturschutz, Dorfläden als<br />
gesellschaftliche Zentren, Bergheubörsen<br />
und bergspezifische Themenwanderwegen<br />
bis hin zu eigenen umfassenden Leitbildern<br />
in den Gemeinden. Eine Fundgrube<br />
an Ideen und Erfahrungen.<br />
In den nächsten Monaten sollen möglichst<br />
noch weitere Gruppen aufgespürt werden,<br />
und jeder Tipp ist hoch willkommen! �<br />
28�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Umweltbrennpunkte in den Bergen -<br />
öffentliche Aktionen<br />
Für den <strong>DNR</strong> sind die Veröffentlichungen<br />
mit "Best-Practise"- und Adressen-Sammlungen,<br />
die aus der erwähnten Recherche<br />
resultieren werden, nur ein erster Schritt.<br />
Weitere bestehen darin, dass eine Öffentlichkeit<br />
für die aktuellen Anliegen der<br />
Umweltorganisationen geschaffen wird<br />
und ihre Forderungen gezielt in die Politik<br />
Eingang finden können.<br />
Ein Beispiel dazu ist eine entsprechende<br />
Rubrik auf der Internetseite des <strong>DNR</strong>, die<br />
noch in diesem Monat zur Verfügung<br />
gestellt wird; ein weiteres die Aktion "Feuer<br />
in den Bergen" (siehe nebenstehender<br />
Beitrag).<br />
"Berggebiets-Entwicklung" geht auch<br />
Mittelgebirgsregionen etwas an<br />
Den wenigsten ist bewusst, dass je nach<br />
Kriterien ein Drittel bis die Hälfte der<br />
Landesfläche in D<strong>eutschland</strong> "Berggebiete"<br />
sind: besonders sensible Ökosysteme<br />
mit wichtigen Ressourcen. Berge sind<br />
Wasserspeicher, "Gen-Bank", Lieferant<br />
von Holz und Bodenschätzen, Rückzugsgebiet<br />
für die Natur und Erholungsraum<br />
für die Menschen zugleich. Wegen ihrer<br />
Geologie, der steilen Hänge und Meteorologie<br />
sind sie zur selben Zeit besonders<br />
anfällig und geben schließlich auch natürliche<br />
Grenzen für Erschließungen vor:<br />
Straßenbauer wissen das nur zu gut,<br />
Bergbauern und andere aber auch.<br />
Doch ein entsprechendes öffentliches<br />
Bewusstsein besteht bestenfalls in Bezug<br />
auf die Alpen. "Uns betrifft das Thema ja<br />
nicht", meinte erst kürzlich der Redakteur<br />
einer sehr großen Frankfurter Tageszeitung<br />
- dabei ist Hessen das Land mit den<br />
meisten Mittelgebirgen in D<strong>eutschland</strong>.<br />
Die Äußerung ist symptomatisch für die<br />
Wahrnehmung, in der Bevökerung, aber<br />
auch in der Politik. Eine nationale Mittelgebirgs-Politik<br />
existiert noch nicht. Und in<br />
den Regionen selbst fehlt sie oft schon<br />
deshalb, weil mitten durch die Gebirge<br />
Verwaltungsgrenzen, Landesgrenzen und<br />
selbst die EU-Außengrenze nach Tschechien<br />
verlaufen und Absprachen oder<br />
regionsbezogene Planungen erschweren<br />
bis unmöglich machen. �<br />
Zielgruppe Politik<br />
Das abschließende Produkt des Projektes<br />
soll ein Handlungsplan "Nachhaltige Entwicklung<br />
von Bergregionen in D<strong>eutschland</strong>"<br />
aus Umweltsicht werden. Die vorausgegangenen<br />
Projektergebnisse werden<br />
darin einfließen und in konkrete Benennungen<br />
von Maßnahmen und Akteuren<br />
münden. Voraussichtlich im Mai 2003 wird<br />
der Handlungsplan an die Bundesregierung<br />
übergeben werden. Sein Entwurf wird<br />
im Winter 2002 und Frühjahr 2003 mit<br />
Hilfe einer schriftlichen Vernehmlassung<br />
sowie mehreren regionalen workshops mit<br />
allen regionalen Beteiligten abgestimmt. -<br />
<strong>Der</strong> "Bottom-up-Prozess" - trendige Forderung<br />
in allen Reden über Regionalentwicklung<br />
- soll damit bei den Umweltverbänden<br />
Wirklichkeit werden. Von unten<br />
nach oben - das bedeutet: Mitmachen ist<br />
erwünscht! ��<br />
Autorin: Heike Aghte, <strong>DNR</strong><br />
Keine neuen Alpenautobahnen<br />
D<strong>eutschland</strong> hat die Protokolle zur Alpenkonvention<br />
(DRB 04.02, S. 42) ratifiziert.<br />
Dem Gesetzentwurf stimmte im Juli auch<br />
der Bundesrat zu. Umweltminister Trittin<br />
forderte die anderen Vertragsstaaten, vor<br />
allem die EU, auf, die Protokolle schnell zu<br />
ratifizieren, "damit die vorgesehenen<br />
Maßnahmen endlich umgesetzt werden<br />
können". Im Verkehrsprotokoll ist u.a.<br />
festgeschrieben, dass keine neuen alpenquerenden<br />
Autobahnen gebaut werden<br />
dürfen. Kürzlich nahm eine Arbeitsgruppe<br />
mit Vertretern D<strong>eutschland</strong>s, Österreichs<br />
und Italiens die Arbeit auf, um bessere<br />
Bedingungen für den Schienen-Güterverkehr<br />
durch die Alpen zu schaffen. �<br />
Erlebnisausstellung<br />
Im Juli startete die Wanderausstellung des<br />
Bundesverbraucherministeriums zum Jahr<br />
der Berge. <strong>Der</strong> "Pfad der Sinne" soll Besucher<br />
aus Großstädten erreichen. Stationen<br />
sind Frankfurt, Bremen, Leipzig, Berlin,<br />
Hamburg, Duisburg, Würzburg, Stuttgart<br />
und Bonn. Die Exposition soll "auf<br />
anschauliche Weise die Bedeutung der<br />
Berge für Mensch und Natur verdeutlichen<br />
und die Faszination und Einzigartigkeit<br />
der Hoch- und Mittelgebirge, aber auch<br />
deren Probleme vermitteln." ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Feuer in den Bergen - Zeichen<br />
für nachhaltige Entwicklung<br />
Im Internationalen Jahr der Berge<br />
gehen die Probleme nicht aus<br />
Trotz der Regenfälle ließen sich viele<br />
Menschen nicht davon abhalten, am zweiten<br />
Sonnabend im August mit verschiedenen<br />
"feurigen Spektakeln" in den Bergregionen<br />
auf bestehende Probleme, aber<br />
auch auf Lösungsansätze aufmerksam<br />
machen und Zeichen für eine menschen-<br />
und umweltgerechte Entwicklung setzen.<br />
Die meisten Feuer brannten in den Alpen,<br />
dem Gebirge, das neben den Rocky Mountains<br />
als das weltweit am stärksten bedrohte<br />
gilt. Etwa 60 Feuer in der Schweiz,<br />
Italien, Liechtenstein, Österreich und<br />
D<strong>eutschland</strong> waren zu beobachten, einige<br />
waren mit großen begleitenden Aktionen<br />
unter dem Motto "Mehr Natur und Kultur<br />
statt Transit" organisiert.<br />
"Mehr Natur und Kultur statt Transit"<br />
Schon im Mittelalter wurden Mahnfeuer in<br />
den Alpen entzündet, wenn Gefahr in<br />
Verzug war. Mitte der 80er Jahre wurde<br />
die Tradition von Schweizer Umweltaktivisten<br />
wieder aufgegriffen, und seither brennen<br />
jedes Jahre Hunderte von Feuern an<br />
Umweltbrennpunkten. In D<strong>eutschland</strong><br />
koordinierten die Alpenschutzkommission<br />
CIPRA und der <strong>Deutsche</strong> <strong>Naturschutzring</strong><br />
(<strong>DNR</strong>) die Aktionen. Im Mittelpunkt der<br />
Warnungen stand - schon zum wiederholten<br />
Male - der Verkehr, eines der größten<br />
Probleme für Bergregionen Mitteleuropas,<br />
gegen das noch immer keine adäquaten<br />
Maßnahmen ergriffen wurden. In Bad<br />
Reichenhall wurde mit einer Andacht und<br />
einem Mahnfeuer gegen den Neubau<br />
einer Umgehungsstraße und den Kirchholztunnel<br />
durch das Naherholungsgebiet<br />
Golling protestiert. Im Werdenfelser Land<br />
fanden "feurige" Aktionen für die Erhaltung<br />
der Bahnstrecken Garmisch - Reute<br />
und Murnau - Oberammergau statt, die<br />
gleichzeitig auf die immer noch vorhandenen<br />
Probleme durch den Transit und den<br />
zunehmenden Freizeitverkehr hinwiesen.<br />
Um nachhaltiges Wirtschaften ging es bei<br />
den Aktionen im Chiemgau bei Rosenheim.<br />
Hier wurden die bisherigen Planungen des<br />
Vereins "Region aktiv" mit einer Fackelkette<br />
auf der Hochries und Feuern auf der<br />
Kampenwand eindrucksvoll gewürdigt. �<br />
Feuer auch in der Hauptstadt<br />
Das nördlichste Feuer brannte mitten in<br />
der Hauptstadt Berlin. Stellvertretend für<br />
die Mittelgebirgs-Regionen, die immerhin<br />
40% der Fläche D<strong>eutschland</strong>s ausmachen,<br />
wurde ein Feuer von Betroffenen<br />
aus dem Thüringer Wald angezündet.<br />
Dieser ist von mehreren Bauprojekten,<br />
allein drei Autobahnen (A44, A71, A73)<br />
und nun auch wieder von einer geplanten<br />
ICE-Neubau-Strecke betroffen, während<br />
regionale Lösungen, vor allem auf der<br />
Schiene, mehr als stiefmütterlich behandelt<br />
werden. Dies umzukehren ist die<br />
Forderung der Umweltschützer. Die Gruppe<br />
war in den Wochen zuvor auf ihrer<br />
traditionellen Fahrrad-Tour durch die<br />
Region und bis in die Hauptstadt geradelt<br />
und hatte auf die Probleme und Lösungsansätze<br />
aufmerksam gemacht. Ein ganztägiger<br />
Verkehrskongress sowie das<br />
abendliche Feuer bildeten den Abschluss<br />
ihrer Tour. "In Berlin werden die Entscheidungen<br />
über immer neue Verkehrswege<br />
getroffen, die Bevölkerung vor Ort muss<br />
sie dann ausbaden", war die Begründung<br />
der Gruppe "Tour de Natur" für ihr Tour-<br />
Ziel im Wahljahr.<br />
Recherchen im "UNO-Jahr der Berge"<br />
Nach Erkenntnissen des <strong>DNR</strong> ist die Situation<br />
im Thüringer Wald besonders krass,<br />
entspricht aber der Lage in vielen Mittelgebirgen:<br />
ob Elbsandstein- oder Fichtelgebirge,<br />
Rheintal oder Schwarzwald -<br />
überall sind Fernstraßenneubauten oder<br />
großangelegte Erweiterungen geplant -<br />
mit genau den Umweltfolgen, die auch die<br />
Alpentäler bedrohen und in Thüringen nun<br />
eintreten. <strong>Der</strong> <strong>DNR</strong> recherchiert im Rahmen<br />
seines Projekts zum " Internationalen<br />
Jahr der Berge" zu Umweltbrennpunkten<br />
in deutschen Gebirgsregionen und zum<br />
Engagement der Umweltgruppen. Seine<br />
Bewertung: Zwar sind die Kosten für die<br />
Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs in<br />
den Gebirgsregionen höher als im Flachland,<br />
doch muss für eine ökologisch und<br />
ökonomisch sinnvolle Entwicklung der<br />
Regionen auch eine politische Willensbekundung<br />
für die Alternativen zum Auto<br />
getroffen werden.<br />
"Umweltschutz braucht langen Atem, und<br />
die Themen werden leider nicht so schnell<br />
ausgehen", so das Fazit von CIPRA. So<br />
werden auch im nächsten Jahr am 2.<br />
Wochenende im August zahlreiche Feuer<br />
und Fackeln für die Bergregionen leuchten.<br />
��<br />
Autorin: Heike Aghte, <strong>DNR</strong><br />
• <strong>DNR</strong>-Projekt zum "Jahr der<br />
Berge" hat begonnen<br />
<strong>DNR</strong>, Projekt "Jahr der Berge", Heike<br />
Aghte, Prenzlauer Allee 230, 10405<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-87, Fax -80<br />
mobil: 0170-5389971<br />
eMail: heike.aghte@dnr.de<br />
Internet: www.dnr.de<br />
• Erlebnisausstellung<br />
Bundesverbraucherministerium<br />
(BMVEL), PF 140270, 53107 Bonn<br />
Tel. 0228 / 529-0, -4306<br />
Internet: www.berge2002.de<br />
• Feuer in den Bergen -<br />
Zeichen für nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
<strong>DNR</strong>, Projekt "Jahr der Berge" (s.o.)<br />
CIPRA D<strong>eutschland</strong>, Wolfgang Kubutsch<br />
Tel. 0831-5209503, Fax -18024<br />
Internet: www.cipra.de<br />
www.feuerindenalpen.org<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��29�
Naturschutz, Artenschutz ����<br />
Naturschutz und<br />
Nationalsozialismus<br />
Erster internationaler Kongress in<br />
Berlin<br />
Über Jahrzehnte blieb das Thema Naturschutz<br />
und Nationalsozialismus in beiden<br />
deutschen Staaten unaufgearbeitet. Anfang<br />
Juli beschäftigte sich erstmals eine<br />
internationale Tagung mit dem Naturschutz<br />
im NS-Staat und den Auswirkungen<br />
auf das Nachkriegsd<strong>eutschland</strong>.<br />
1935 wurde im Ressort des "Reichsforstmeisters"<br />
Hermann Göring das "Reichsnaturschutzgesetz"<br />
verabschiedet. Mit dem<br />
Gesetz sahen sich viele Naturschützer<br />
damals am Ziel ihrer Wünsche, waren<br />
doch alle Versuche zur Verabschiedung<br />
eines solchen Gesetzes in der Weimarer<br />
Republik gescheitert. Welche Rolle aber<br />
der Naturschutz im NS-Staat wirklich<br />
spielte, ob es eine "grüne" NS-Politik gab<br />
oder ob der Naturschutz doch nur Feigenblatt<br />
für die forcierte Industrialisierung<br />
und Aufrüstung war, mit gravierenden<br />
Eingriffen in Natur und Landschaft - diese<br />
Frage stand im Zentrum des dreitägigen<br />
Fachkongresses in Berlin, der von der<br />
Stiftung Naturschutzgeschichte Königswinter<br />
zusammen mit der Universität Bielefeld<br />
mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums<br />
organisiert wurde.<br />
Das Reichsnaturschutzgesetz habe im<br />
Zweifelsfall hinter konkurrierenden Ansprüchen<br />
der Wehrmacht, der Siedlungsflächenbeschaffung<br />
oder der Energiewirtschaft<br />
zurückstehen müssen, so Edeltraut<br />
Klüting vom Westfälischen Heimatbund.<br />
<strong>Der</strong> NS-Staat habe trotz mancher Ansätze<br />
keinen konsequenten Natur- und Umweltschutz<br />
betrieben, sondern durch die<br />
Kriegswirtschaft oder den Straßenbau<br />
Naturlandschaften in großem Ausmaße<br />
zerstört. �<br />
30�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Einer der nationalsozialistischen Politiker,<br />
der nach 1945 als Anhänger des alternativen<br />
Landbaus und "missverstandener<br />
Grüner" auftrat, war "Reichsbauernführer"<br />
Walter Darré, dessen Vergangenheit<br />
Gesine Gerhard von der Universität Kalifornien<br />
(USA) beleuchtete. Ihn aufg<strong>rund</strong><br />
seines punktuellen Interesses für alternativen<br />
Landbau als "Naturschützer" zu<br />
bezeichnen, sei ebenso irreführend wie<br />
die NSDAP eine "Grüne Partei" zu nennen.<br />
Darré habe zusammen mit Heinrich Himmler<br />
das "SS-Rasseamt" gegründet, welches<br />
die "Besiedlung" der "Ostgebiete" mit<br />
einer neuen bäuerlichen "Elite" anstrebte.<br />
Warum allerdings Darré und damit die<br />
Landwirtschaft hohe Aufmerksamkeit bei<br />
der Stiftung Naturschutzgeschichte finden,<br />
das Jagd- und Forstwesen aber bis jetzt<br />
nur wenig beleuchtet wird, rief bei vielen<br />
Naturschützern Kritik hervor.<br />
Kollaboration von Landschaftsplanern<br />
mit dem nationalsozialitischen Staat<br />
Insgesamt verdeutlichte die Tagung die<br />
engen Bezüge zwischen der Institutionalisierung<br />
von Landschaftsplanung und<br />
Raumordnung in der NS-Zeit und ihrer<br />
Einbindung in die verbrecherische NS-<br />
Politik. Eines der dunkelsten Kapitel dabei<br />
ist die Mitwirkung von Garten- und Landschaftsplanern<br />
am "Generalplan Ost", der<br />
in engem Zusammenhang mit der Herausbildung<br />
der Raumordnung in D<strong>eutschland</strong><br />
steht. Die Landschaftsarchitekten Gert<br />
Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn -<br />
deren Fehlen auf der Tagung Verwunderung<br />
auslöste - haben die aktive Mittäterschaft<br />
ehemaliger Fachvertreter erstmals<br />
in den 80er Jahren beschrieben.<br />
Die Kollaboration von Landschaftsarchitekten<br />
und NS-Staat zeigte auch Thomas<br />
Zeller von der Universität Maryland (USA)<br />
am Beispiel des "Reichslandschaftsanwaltes"<br />
Alwin Seifert. Mit der Berufung von<br />
Gartenarchitekten als Landschaftsanwälte<br />
<strong>beim</strong> Autobahnbau bekam der im Reichsforstministerium<br />
angesiedelte Naturschutz<br />
professionelle Konkurrenz. Diese begannen<br />
nun die Themen Landschaftspflege<br />
und Naturschutz für sich zu beanspruchen.<br />
Zum Ende des "Dritten Reiches"<br />
hatten sich mit dem Naturschutz im<br />
Reichsforstministerium, den Landschaftsanwälten<br />
<strong>beim</strong> Autobahnbau und den<br />
Beteiligten am "Generalplan Ost" drei<br />
Zentren gebildet, deren Vertreter im<br />
Nachkriegsd<strong>eutschland</strong> die Weiterentwicklung<br />
der Fachgebiete Naturschutz und<br />
Landschaftsplanung prägten. �<br />
<strong>Der</strong> Umgang der beiden deutschen<br />
Staaten mit dem Erbe nach 1945<br />
Das Reichsnaturschutzgesetz galt nach<br />
1945 im Westen D<strong>eutschland</strong>s fort und<br />
wurde erst 1976 durch das Bundesnaturschutzgesetz<br />
abgelöst. Das 1954 verabschiedete<br />
DDR-Naturschutzgesetz wurde<br />
auf der Tagung nicht behandelt.<br />
Eine offene Debatte, so Jens Ivo Engels<br />
von der Universtät Freiburg, habe unter<br />
Naturschützern der Bundesrepublik auf<br />
G<strong>rund</strong> der personellen Kontinuität kaum<br />
stattgefunden. Ab den 70er Jahren habe<br />
der Naturschutz unter dem breiten Dach<br />
des Umweltschutzes agiert, der in der<br />
Öffentlichkeit als neu, also historisch<br />
unbelastet, galt.<br />
Wie Andreas Dix von der Universität Bonn<br />
ausführte, war das Jahr 1945 auch in der<br />
sowjetischen Besatzungszone weder<br />
personell noch planerisch ein Neubeginn.<br />
Dort wurden ehemalige Landschaftsanwälte<br />
wie Otto Rindt oder Werner Bauch tätig.<br />
Uneinigkeit bestand über die Rolle weiterer<br />
Naturschützer wie Reinhold Lingner<br />
und Georg Bela Pniower, die beide während<br />
der NS-Zeit Berufsverbot hatten bzw.<br />
zwangsverpflichtet wurden. Während Dix<br />
auch bei ihnen eine fachliche Kontinuität<br />
sah, widersprach der Landschaftsplaner<br />
Axel Zutz. Pniower habe als einer der<br />
wenigen in der DDR die NS-Verstrickungen<br />
des Naturschutzes thematisiert.<br />
Ein aktuelles Beispiel für den undifferenzierten<br />
Umgang mit deutscher Geschichte<br />
lieferte Rüdiger Haufe von der Stiftung<br />
Weimarer Klassik. Im Juli 2001 wurde in<br />
Jena der 1945 zwangsaufgelöste "Bund<br />
der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden"<br />
mit Unterstützung führender<br />
Landes- und Kommunalpolitiker wieder<br />
gegründet. Sein Vorläufer gehörte zu<br />
jenen konservativ-völkisch ausgerichteten<br />
Gruppierungen, die geistig gegen die<br />
Weimarer Republik mobil machten und<br />
sich nach 1933 willig in das NS-System<br />
einfügten. Für Exponenten dieses Bundes<br />
wie Julius Kober, der überzeugter NS-<br />
Anhänger gewesen sei, so Haufe, fänden<br />
inzwischen Gedenkwanderungen statt.<br />
Das Beispiel zeigt die Notwendigkeit einer<br />
offensiven Auseinandersetzung mit der<br />
Geschichte des Naturschutzes vor 1945.<br />
Die Tagung war dazu eine erste Standortbestimmung.<br />
��<br />
Gastautorin: Regine Auster,<br />
Stiftung der Naturschutzgeschichte
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Bestandsaufnahme im<br />
"Grünen Band"<br />
Äußerst wertvolle Naturräume an der<br />
ehemaligen innerdeutschen Grenze<br />
<strong>Der</strong> BUND hat eine Bestandsaufnahme<br />
der schützenswerten Lebensräume entlang<br />
der ehemaligen deutsch-deutschen<br />
Grenze vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass 41 Jahre nach dem Mauerbau auf<br />
dem früheren Grenzstreifen ungewollt<br />
außergewöhnlich viele wertvolle Naturschätze<br />
vorhanden sind. Um dieses "Grüne<br />
Band" zu schützen, bietet der Umweltverband<br />
eine "Grüne Aktie" an, mit deren<br />
Erlösen Teilstücke aufgekauft werden<br />
sollen. Dadurch wurden bisher mehr als<br />
120 Hektar für den Biotopschutz gesichert.<br />
Um den aktuellen Zustand der Biotope auf<br />
dem ehemaligen Grenzstreifen zu ermitteln<br />
und Schutzkonzepte zu erarbeiten,<br />
nahm der BUND eine Bestandsaufnahme<br />
der seltenen Tier- und Pflanzenarten im<br />
"Grünen Band" vor. Dabei wurden über 80<br />
verschiedene Biotoptypen erfasst. Knapp<br />
die Hälfte der Fläche des Grünen Bandes<br />
besteht aus Biotopen, die als gefährdet<br />
eingestuft werden. In einigen ausgewählten<br />
Gebieten wurden auch Tier- und<br />
Pflanzenarten aufgenommen. Dabei wurden<br />
1044 Arten nachgewiesen, die in<br />
D<strong>eutschland</strong> gefährdet oder vom Aussterben<br />
bedroht sind.<br />
Durch die Vielfalt der Biotope bietet das<br />
Grüne Band Rückzugsräume für seltene<br />
Tiere wie Laubfrosch, Braunkehlchen,<br />
Raubwürger und Wachtelkönig. Das Gebiet<br />
ist vor allem durch Flächenverkäufe, landwirtschaftliche<br />
Eingriffe und Straßenbauprojekte<br />
bedroht. ��<br />
Illegale Papageien-Importe<br />
90% der eingeführten Tiere werden<br />
illegal der freien Natur entnommen<br />
Noch immer stammen neun von zehn<br />
importierten Papageien aus freier Wildbahn.<br />
Dies zeigt eine aktuelle Analyse der<br />
Artenschutzorganisation Pro Wildlife.<br />
Zwischen 1995 und 2000 führte D<strong>eutschland</strong><br />
43.000 der geschützten Vögel ein,<br />
obwohl für viele Arten kaum Informationen<br />
über die Bestände in der Natur und die<br />
Folgen des Massenhandels vorliegen.<br />
Nach den Skandalen im Wildvogelhandel<br />
der 80er Jahre sei die Tatsache, dass<br />
Amazonen, Graupapageien oder Kakadus<br />
noch immer "in großen Zahlen und mit<br />
zum Teil horrenden Verlusten der Wildnis<br />
entrissen" würden, völlig in Vergessenheit<br />
geraten, sagte Daniela Freyer von Pro<br />
Wildlife. Auf einer Artenschutzkonferenz im<br />
Herbst stehen strengere Schutzmaßnahmen<br />
für verschiedene Papageien zur<br />
Diskussion.<br />
Die am häufigsten nach D<strong>eutschland</strong><br />
importierten Papageienarten sind Mohrenkopf-<br />
und Graupapageien aus Afrika.<br />
Auch Aras und Amazonen aus Lateinamerika<br />
sowie Kakadus aus Asien gehören zur<br />
Importware. Fast 11.000 Graupapageien<br />
und 13.000 Mohrenkopfpapageien gelangten<br />
zwischen 1995 und 2000 nach<br />
D<strong>eutschland</strong>. Die meisten Tiere stammen<br />
aus Kamerun, Zaire, Sierra Leone, Senegal,<br />
Guinea und Kongo. Die Verlustraten<br />
<strong>beim</strong> Fang und während der "Zwischenlagerung"<br />
<strong>beim</strong> Exporteur betrügen 40%<br />
bis zu 100%, so Pro Wildlife. Trotzdem<br />
fänden Importe nach D<strong>eutschland</strong> auch<br />
weiterhin in großer Zahl statt. ��<br />
• Naturschutz und<br />
Nationalsozialismus<br />
Universität Bielefeld, Prof. Dr. Joachim<br />
Radkau, Bultkamp 16, 33611 Bielefeld<br />
Tel. 0521 / 8752853<br />
eMail:<br />
jradkau@geschichte.uni-bielefeld.de<br />
Internet: www.joachim-radkau.de/<br />
index_kongress.html<br />
(Kongressreader erscheint im Herbst)<br />
• Bestandsaufnahme im<br />
"Grünen Band"<br />
BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 275864-0, Fax -40<br />
eMail: bund@bund.net<br />
Internet: www.bund.net<br />
• Illegale Papageien-Importe<br />
Pro Wildlife e.V., Gräfelfinger Str. 65,<br />
81375 München<br />
Tel. 089 / 81299-507, Fax -706<br />
eMail: mail@prowildlife.de<br />
Internet: www.prowildlife.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��31�
Naturschutz, Wald ����<br />
Neues Kriterium für Erhalt der<br />
Artenvielfalt<br />
"Nationale Verantwortlichkeit"<br />
ergänzt Rote Listen<br />
Nach Einschätzung des Bundesamtes für<br />
Naturschutz (BfN) und des Umweltforschungszentrums<br />
Leipzig-Halle (UFZ) ist<br />
der Erhalt der Biologischen Vielfalt eines<br />
der drängendsten globalen Umweltprobleme<br />
geblieben. Auch zehn Jahre nach<br />
dem Erdgipfel in Rio de Janeiro gehe die<br />
Artenvielfalt zurück. Wolle man zu weltweit<br />
tragfähigen Schutzkonzepten kommen,<br />
müsse sich jede Nation die Frage stellen,<br />
für welche Arten ihr eine besondere Verantwortung<br />
zukomme, wenn es darum<br />
gehe, den Weltbestand einer Art und<br />
deren genetische Vielfalt zu sichern.<br />
In D<strong>eutschland</strong> wurde nun ein Kategorien-<br />
und Kriterienschlüssel der Verantwortlichkeit<br />
für Tierarten eingeführt und in einer<br />
Studie modellhaft erprobt. Für Pflanzen<br />
gibt es diesen bereits. Das Ergebnis ist<br />
eine von UFZ, BfN und der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg erarbeitete<br />
Veröffentlichung, in der die Verantwortlichkeit<br />
D<strong>eutschland</strong>s für Amphibien- und<br />
Reptilienarten dargestellt wird.<br />
Jeder Staat trägt eine besondere Verantwortung<br />
für jene Populationen, deren<br />
Erhalt im Bezugsraum für das weltweite<br />
Überleben dieser Art von großer Bedeutung<br />
ist. Dies betrifft in erster Linie Arten,<br />
von denen bedeutende Arealanteile oder<br />
isolierte Vorposten mit genetischen Besonderheiten<br />
in dem jeweiligen Staat<br />
liegen. Aber auch für die Erhaltung einzelner<br />
Populationen von Arten, die weltweit<br />
gefährdet sind, besteht eine besondere<br />
Verantwortlichkeit. Die Wissenschaftler<br />
unterscheiden dabei drei Stufen.<br />
Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s für<br />
Amphibien- und Reptilienarten<br />
Nicht für alle Arten, für die eine nationale<br />
Verantwortlichkeit aufg<strong>rund</strong> der "arealkundlichen<br />
Analyse" festgestellt wird,<br />
besteht jedoch sofortiger Handlungsbedarf,<br />
da auch ungefährdete Arten darunter<br />
fallen können, die nicht auf der Roten<br />
Liste stehen (wie z.B. der Bergmolch). Die<br />
Roten Listen und die Verantwortlichkeitseinstufung<br />
stellen damit unabhängige<br />
Bewertungssysteme dar, die sich gegenseitig<br />
ergänzen, denen jedoch unterschiedliche<br />
Philosophien zug<strong>rund</strong>e liegen.<br />
�<br />
32�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Rote Listen als Verzeichnisse ausgestorbener,<br />
verschollener und gefährdeter<br />
Arten haben sich bewährt und bleiben<br />
äußerst wichtige und unverzichtbare<br />
Bewertungsinstrumente für den Naturschutz.<br />
Angesichts der für Artenschutzzwecke<br />
nur begrenzt zur Verfügung stehenden<br />
Mittel kann jedoch die Einschätzung<br />
der Verantwortlichkeit ein wichtiges<br />
Kriterium für die Prioritätenfindung auf<br />
Bundesebene sein.<br />
Schutz der Herpetofauna:<br />
D<strong>eutschland</strong> in der Pflicht<br />
Die deutsche Herpetofauna stellt mit 21<br />
Amphibien- und 14 Reptilienarten eine<br />
Tiergruppe von übersichtlicher Größe dar,<br />
die allerdings besondere Aufmerksamkeit<br />
in der Öffentlichkeit genießt. Sie wurde<br />
daher als prädestiniert angesehen, neue<br />
Naturschutz-Konzepte modellhaft zu<br />
erproben. Die Amphibien und Reptilien<br />
gehören zu den hier am stärksten gefährdeten<br />
Tiergruppen. Über 70% aller in der<br />
Bundesrepublik vorkommenden Arten sind<br />
als gefährdet oder extrem selten in der<br />
Roten Liste eingestuft. Eine starke Verantwortlichkeit<br />
D<strong>eutschland</strong>s besteht für<br />
insgesamt fünf Amphibienarten, darunter<br />
Bergmolch, Kammmolch und Gelbbauchunke.<br />
Eine besondere Verantwortung<br />
trägt die Bundesrepublik für den Springfrosch<br />
im Nordosten des Landes und bei<br />
fünf Reptilienarten, darunter Smaragdeidechse<br />
und Äskulapnatter.<br />
Bei der Prioritätensetzung für Naturschutzmaßnahmen<br />
halten es die Autoren<br />
der Studie für wünschenswert, dass sowohl<br />
die nationale Verantwortlichkeit als<br />
auch die Gefährdungssituation (Rote<br />
Liste) neben den rechtsverbindlichen<br />
internationalen Verpflichtungen berücksichtigt<br />
werden. Sie plädieren deshalb<br />
dafür, auch für weitere Tiergruppen die<br />
Ermittlung der Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s<br />
in Angriff zu nehmen. ��<br />
Artenvielfalt braucht Brücken<br />
in der Agrarlandschaft<br />
Bedeutung von Hecken, Feldrainen<br />
und Gräben untersucht<br />
Eine im Juli vom Bonner Institut für Landwirtschaft<br />
und Umwelt (ilu) veröffentlichte<br />
Studie belegt die Bedeutung von Biotopen<br />
wie Hecken, Feldrainen oder Grabensystemen<br />
in der Kulturlandschaft. Sie böten<br />
ebenso wie im Vertragsnaturschutz bewirtschaftete<br />
bzw. gepflegte Flächen<br />
wertvolle Lebensräume für die Tier- und<br />
Pflanzenwelt. Nach Ansicht der Autoren ist<br />
jedoch entscheidend, dass solche Strukturelemente<br />
nur geringen Eingriffen unterliegen,<br />
etwa durch Pflegemaßnahmen wie<br />
Mähen. Auf solchen Arealen biete es sich<br />
sogar an, Pflegemaßnahmen eventuell nur<br />
alle zwei bis drei Jahre durchzuführen.<br />
Ökolandbau allein genügt nicht<br />
Bei der Diskussion um den Rückgang<br />
verschiedener Tier- und Pflanzenarten<br />
komme dabei der Land- und Forstwirtschaft<br />
als mit großem Abstand wichtigstem<br />
Flächennutzer eine herausragende<br />
Bedeutung zu, so der Bonner Geobotaniker<br />
Prof. Dr. Wolfgang Schumacher. Allerdings<br />
sei keine Form der heutigen Landwirtschaft<br />
- weder die konventionelle oder<br />
integrierte noch die ökologische - in der<br />
Lage, die regionaltypische Biodiversität<br />
auch nur annähernd zu erhalten. Dies<br />
treffe in abgeschwächter Form auch für<br />
die Forstwirtschaft zu.<br />
Erhalt der Kulturlandschaft honorieren<br />
Daher könnten Erhaltung und Förderung<br />
der Artenvielfalt in den Kulturlandschaften<br />
in der Regel nur durch eine entsprechende<br />
Honorierung erreicht und dann auf<br />
größerer Fläche von der Land- und Forstwirtschaft<br />
umgesetzt werden. Die Landnutzer<br />
seien hierzu in viel größerem<br />
Umfang bereit, als mitunter vermutet<br />
werde, sagte Schumacher. Es sei jedoch<br />
von entscheidender Bedeutung, dass<br />
gesellschaftlich erwünschte ökologische<br />
Leistungen auch leistungsgerecht bezahlt<br />
würden. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
FSC-Gütesiegel für 400.000<br />
Hektar deutschen Wald<br />
Vor allem Stadtwälder werden<br />
nachhaltig bewirtschaftet<br />
Im August hat die Waldfläche in D<strong>eutschland</strong>,<br />
die nach den Richtlinien des Forest<br />
Stewardship Council (FSC) bewirtschaftet<br />
wird, die 400.000-Hektar-Marke überschritten.<br />
Vor allem in Kommunen findet<br />
das FSC-Zertifikat für eine umweltgerechte<br />
und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung<br />
weiterhin großen Anklang. In Baden-<br />
Württemberg schlossen sich in diesem<br />
Jahr die Stadtwälder von Furtwangen,<br />
Raststatt und Schwäbisch-Hall an, in<br />
Nordrhein-Westfalen der Stadtwald von<br />
Münster. Auch die vier größten bundesdeutschen<br />
Städte bewirtschaften ihre<br />
Wälder bereits nach den international<br />
anerkannten Kriterien des FSC: <strong>Der</strong> über<br />
25.000 Hektar große Stadtwald von Berlin<br />
erhielt das FSC-Siegel im Juni, Köln und<br />
München kamen im Vorjahr hinzu, Hamburg<br />
bereits 1998. Die Hansestadt war<br />
damals der erste Zertifikatsträger in<br />
D<strong>eutschland</strong>. Die Zertifizierung der Staatsforsten<br />
in Nordrhein-Westfalen steht kurz<br />
vor dem Abschluss.<br />
Umweltgerechte Waldbewirtschaftung<br />
nimmt international zu<br />
Die FSC-Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong> geht<br />
davon aus, dass zum Jahresende ein<br />
Flächenzuwachs in vergleichbarer Größenordnung<br />
wie 2001 verzeichnet werden<br />
kann. Damals waren es über 100.000<br />
Hektar.<br />
Weltweit übertrifft die diesjährige Zunahme<br />
von knapp 5 Millionen Hektar bereits die<br />
des Vorjahres. Insbesondere die Zertifizierung<br />
des Staatswaldes von Estland sowie<br />
800.000 Hektar öffentlichen Waldes in<br />
Kanada haben zu diesem Erfolg beigetragen.<br />
Die gesamte FSC-zertifizierte Waldfläche<br />
ist nun auf über 29 Millionen Hektar<br />
angestiegen. Auf G<strong>rund</strong> der hohen Anforderungen<br />
der FSC-Standards und der<br />
jährlichen Kontrolle ihrer Einhaltung ist<br />
diese Fläche wirksam vor Vernichtung<br />
oder Raubbau geschützt.<br />
Über die internationale FSC-Datenbank auf<br />
der FSC-Internetseite kann die Liste der<br />
zertifizierten Herkunftsbetriebe nach<br />
verschiedenen Kriterien abgefragt werden.<br />
�<br />
<strong>Der</strong> Forest Stewardship Council (FSC) ist<br />
eine internationale gemeinnützige Organisation.<br />
Ihr Ziel ist, die Wälder durch ihre<br />
umweltgerechte, sozial verträgliche und<br />
ökonomisch tragfähige Bewirtschaftung zu<br />
erhalten. Dafür hat der FSC ein weltweit<br />
gültiges Gütesiegel für Holzprodukte<br />
geschaffen, das auf der Einhaltung von<br />
zehn international verbindlichen Prinzipien<br />
und Kriterien beruht. Wegbereitend für die<br />
Entwicklung des FSC war die Formulierung<br />
der Agenda 21 auf der Klimakonferenz in<br />
Rio 1992.<br />
In der FSC-Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong><br />
arbeiten alle großen Umweltverbände, die<br />
Gewerkschaften der Forst- und Holzwirtschaft,<br />
umweltbewusste Waldbesitzer und<br />
Verbände der Holzwirtschaft an einem<br />
nationalen Standard für nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
in D<strong>eutschland</strong>. ��<br />
Forstwissenschaftspreis<br />
verliehen<br />
Münchner Wissenschaftlerin wies<br />
weltweite Klimaveränderungen nach<br />
<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Forstwissenschaftspreis, mit<br />
dem alle zwei Jahre herausragende Forschungsarbeiten<br />
junger Wissenschaftler<br />
zu Erhalt, Nutzung und Funktion von<br />
Waldökosystemen ausgezeichnet werden,<br />
wird in diesem Jahr von der Universität<br />
Göttingen an Dr. Annette Menzel vergeben.<br />
Die Wissenschaftlerin von der Technischen<br />
Universität München erhält die mit<br />
12.500 Euro dotierte Auszeichnung für<br />
ihre Untersuchungen auf dem Gebiet der<br />
Phänologie, mit denen sie globale Klimaveränderungen<br />
nachgewiesen hat.<br />
Über die Wahl der Preisträger entscheiden<br />
die vier forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />
in Freiburg, München, Göttingen und<br />
Tharandt bei Dresden sowie ein Vertreter<br />
der Andreas-Stihl-Stiftung in Waiblingen,<br />
die diesen Preis finanziert. Die Preisverleihung<br />
findet zum Auftakt der Tagung<br />
"Waldumbau im globalen Wandel" statt,<br />
die die Göttinger Fakultät für Forstwissenschaften<br />
vom 9. bis 11. Oktober veranstaltet.<br />
An der Veranstaltung wird auch<br />
Verbraucherministerin Künast teilnehmen.<br />
��<br />
• Neues Kriterium für Erhalt<br />
der Artenvielfalt<br />
BfN, Konstantinstr. 110, 53179 Bonn<br />
Tel. 0228 / 8491-0, Fax -200<br />
Internet: www.bfn.de<br />
H. Steinicke et al. (2002): Bewertung<br />
der Verantwortlichkeit D<strong>eutschland</strong>s für<br />
die Erhaltung von Amphibien- und Reptilienarten,<br />
Landwirtschaftsverlag,<br />
Münster 2002, 96 S.<br />
Buchhandel oder BfN-Schriftenvertrieb,<br />
Landwirtschaftsverlag, 48084 Münster<br />
Tel. 02501 / 801-300, Fax -351<br />
Internet: www.lv-h.de/bfn<br />
• Artenvielfalt braucht<br />
Brücken in der<br />
Agrarlandschaft<br />
Institut für Landwirtschaft und Umwelt<br />
(ilu), Prof. Dr. Wolfgang Schumacher<br />
Tel. 0228 / 97993-25, Fax -40<br />
eMail: ilu@fnl.de<br />
Internet: www.fnl.de<br />
• FSC-Gütesiegel für 400.000<br />
Hektar deutschen Wald<br />
FSC Arbeitsgruppe D<strong>eutschland</strong>, Ulrich<br />
Malessa Postfach 58 10, 79026 Freiburg<br />
Tel: 0761/696 64-33, Fax: 34<br />
eMail: info@fsc-d<strong>eutschland</strong>.de<br />
Internet: www.fsc-d<strong>eutschland</strong>.de<br />
Internationale Datenbank im Internet:<br />
www.fsc-info.org<br />
• Forstwissenschaftspreis<br />
verliehen<br />
Universität Göttingen, Fakultät für<br />
Forstwissenschaften und Waldökologie,<br />
Prof. Dr. Klaus Gladow, Büsgenweg 5,<br />
37077 Göttingen<br />
Tel. 0551 / 39-3472, Fax -9787<br />
eMail:<br />
dekanat.forst@uni-goettingen.de<br />
Internet: www.uni-forsdt.gwdg.de/fwt<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��33�
Tierschutz ����<br />
Kampfhundeverordnung von<br />
Niedersachsen nichtig<br />
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts<br />
ist Signal für andere Bundesländer<br />
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege<br />
dafür, dass von bestimmten Hunderassen<br />
eine erhöhte Gefahr ausgeht. Mit dieser<br />
Begründung hat das Bundesverwaltungsgericht<br />
in Berlin im Juli die Landeshundeverordnung<br />
von Niedersachsen für nichtig<br />
erklärt. Das Urteil bestätigt die vom <strong>Deutsche</strong>n<br />
Tierschutzbund vertretene Position.<br />
Zugleich stellt es ein Signal für andere<br />
Bundesländer dar und macht den Weg frei<br />
für eine bundeseinheitliche Regelung, wie<br />
sie der Tierschutzbund seit langem fordert.<br />
Die Gefährlichkeit von Hunden, so das<br />
Bundesverwaltungsgericht, könne nicht<br />
allein an ihrer Rassezugehörigkeit festgemacht<br />
werden. Vielmehr komme auch<br />
anderen Ursachen wie der Erziehung und<br />
Ausbildung des Hundes sowie der Eignung<br />
des Halters maßgebliche Bedeutung<br />
zu. <strong>Der</strong> bloße Verdacht allein rechtfertige<br />
das behördliche Vorgehen nicht.<br />
„Wir haben schon immer gesagt, dass die<br />
Gefährlichkeit eines Hundes nicht an der<br />
Rasse festgemacht werden kann“,<br />
kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Tierschutzbundes, das Urteil.<br />
Maßnahmen, die pauschal bei der Rassezugehörigkeit<br />
ansetzten, gingen "an der<br />
Sache vorbei". Die Kampfhundeverordnungen<br />
mit ihren Rasselisten hätten keine<br />
wissenschaftlichen G<strong>rund</strong>lage, sagte Apel.<br />
Andere Bundesländer wie Nordrhein-<br />
Westfalen, Hessen oder Brandenburg, die<br />
sich ebenfalls auf Rasselisten stützen,<br />
sollten angesichts dessen ihre Verordnungen<br />
überdenken. <strong>Der</strong> Tierschutzbund<br />
forderte einen "Runden Tisch", um ein<br />
bundesweit einheitliches Heimtiergesetz<br />
festzuschreiben, "das dem Schutz von<br />
Mensch und Tier gleichermaßen angemessen<br />
ist". �<br />
34�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Mit einem solchen Gesetz, das der Tierschutzbund<br />
seit 1990 fordert, sollen<br />
bestehende Gesetzeslücken bei Zucht,<br />
Haltung, Handel und Import von Tieren<br />
geschlossen werden. Einen zentralen<br />
Bestandteil hierbei bilden Zuchtkontrollen:<br />
Vor der Zuchtzulassung sollen die Tiere<br />
eine Wesens- und Gesundheitsprüfung<br />
ablegen müssen. Wichtig ist nach Ansicht<br />
des Tierschutzbundes auch, dass die<br />
Hunde den sozialen Umgang mit Artgenossen,<br />
anderen Tieren und Menschen<br />
erlernen. Eine Ausbildung mit abschließender<br />
Begleithundeprüfung bildet daher<br />
eine weitere Forderung. Da die Bedeutung<br />
von Haltungsfehlern für die Auslösung von<br />
Aggressivität bei Hunden nachgewiesen<br />
sei, sollten auch die Hundehalter über<br />
entsprechende Sachkenntnisse verfügen.<br />
Durch einen Sachkundenachweis sollten<br />
die Hundehalter belegen, dass sie wissen,<br />
wie sie ihr Tier artgerecht halten und<br />
versorgen können. Diese Maßnahmen<br />
stellten einen präventiven Schutz von<br />
Mensch und Hund vor Missbrauch dar, so<br />
der Tierschutzbund. Ergänzt werden soll<br />
der Maßnahmenkatalog durch eine Registrierpflicht<br />
für alle Hunde, um den Behörden<br />
ein Instrument zur Umsetzung der<br />
tierschutzrechtlichen Maßnahmen zu<br />
geben. ��<br />
Gastautorin: Heidrun Betz,<br />
<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund<br />
"Hühnerbaron" Pohlmann<br />
erneut angezeigt<br />
<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Tierschutzbund hat Strafanzeige<br />
gegen den als "Hühnerbaron" bekannten<br />
Eierproduzenten Anton Pohlmann<br />
gestellt. Pohlmann soll während seiner<br />
Bewährungszeit ständig gegen den Tierschutz<br />
verstoßen haben. Pohlmann war<br />
1996 unter anderem wegen Tierquälerei<br />
zu zwei Jahren Haft auf Bewährung, 31<br />
Millionen Mark Geldstrafe und einem<br />
lebenslangen Tierhalteverbot verurteilt<br />
worden. Seitdem tätigte der aus dem<br />
Landkreis Vechta stammende Unternehmer<br />
seine Geschäfte vornehmlich in den<br />
USA. Sein Konzern "Buckeye Egg" wuchs<br />
nach Angaben des Tierschutzbundes zum<br />
größten Eierproduzenten der Vereinigten<br />
Staaten heran. Auch in den USA sei Pohlmann<br />
mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt<br />
geraten. Pohlmann habe deshalb im Mai<br />
dieses Jahres die USA verlassen. Verurteilungen<br />
und Schadenersatzansprüche<br />
wegen Gewässerverunreinigungen, illegaler<br />
Entsorgung von Hühnerkadavern und<br />
fehlender Baugenehmigungen gegen ihn<br />
hätten sich seit 1996 auf 24 Millionen<br />
Dollar summiert. Laut Tierschutzbund will<br />
Pohlmann nun in Tschechien und Ungarn<br />
"gigantische Legebatterien" für 1,8 Millionen<br />
Hühner errichten. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Hochwasser: Soforthilfe für<br />
Tierheime<br />
Den vom Hochwasser betroffenen Menschen<br />
wenigstens die Sorge um ihre<br />
Haustiere abnehmen wollen die Mitgliedsvereine<br />
und Tierheime des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Tierschutzbundes. Sie nehmen Tiere von<br />
Evakuierten auf und bringen sie in sichere<br />
Unterkünfte, bis die Halter in ihre Häuser<br />
und Wohnungen zurückkehren können.<br />
Würden die Tiere in der vom Hochwasser<br />
bedrohten Wohnung zurückgelassen,<br />
müssten sie qualvoll verhungern oder<br />
ertrinken.<br />
Viele Tierheime vor Ort sind selbst vom<br />
Hochwasser bedroht und aufs Äußerste<br />
gefordert, die hierdurch entstandenen<br />
Probleme zu bewältigen. Angesichts der<br />
Bedrohung haben die Mitgliedsvereine<br />
des Tierschutzbundes jetzt eine außerordentliche<br />
Rettungsaktion gestartet. Betroffene<br />
Tierhalter werden gebeten, sich<br />
mit ihrem örtlichen Tierschutzverein in<br />
Verbindung zu setzen, um die Rettungsmaßnahmen<br />
abzustimmen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />
Tierschutzbund als Dachverband hat die<br />
Koordinierung aller Rettungsmaßnahmen<br />
übernommen und eine 24-Stunden-Hochwasser-Hotline<br />
eingerichtet.<br />
100.000 Euro Soforthilfe für die vom<br />
Hochwasser betroffenen Tierheime hat<br />
der Tierschutzbund spontan für seine<br />
Mitgliedsvereine bereitgestellt. Die Summe<br />
reicht jedoch nur aus, um die schlimmsten<br />
Schäden zu beseitigen. <strong>Der</strong> Verband rief<br />
deshalb die Bevölkerung zu Spenden auf.<br />
Am schlimmsten betroffen sind die Tierheime<br />
in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es<br />
gelang zwar, die vereinseigenen Tierheime<br />
rechtzeitig zu evakuieren und die<br />
Tiere in privaten Pflegestellen oder anderen<br />
Tierheimen unterzubringen. Nicht zu<br />
retten waren jedoch viele Gebäude, Zwinger<br />
und Außengehege. Tierheime, die<br />
vollständig überschwemmt wurden, wie<br />
das in Eilenburg, müssen von G<strong>rund</strong> auf<br />
neu gebaut werden. ��<br />
Neues Forschungsinstitut für<br />
Tierschutz und Tierhaltung<br />
Im Juli eröffnete Bundesverbraucherministerin<br />
Renate Künast an der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft (FAL) in<br />
Celle das neue Institut für Tierschutz und<br />
Tierhaltung. Seine Aufgabe ist die Weiterentwicklung<br />
von Bewertungsverfahren für<br />
Haltung, Transport und Schlachtung landwirtschaftlicher<br />
Nutztiere.<br />
In der g<strong>rund</strong>lagenorientierten Forschung<br />
sollen innovative Indikatoren zur Bewertung<br />
der Tiergerechtheit entwickelt und<br />
ursächliche Faktoren der Belastungsreaktionen<br />
von Nutztieren untersucht werden.<br />
In der anwendungsorientierten Forschung<br />
sollen mit diesen Erkenntnissen die konkreten<br />
Auswirkungen von Haltungssystemen<br />
auf Nutztiere erforscht und Ansätze<br />
für ihre Verbesserung entwickelt werden.<br />
Die Ergebnisse sollen der Information von<br />
politischen Entscheidungsträgern, Behörden,<br />
Verbänden und der Öffentlichkeit<br />
dienen.<br />
Zum Institutsleiter wurde Dr. Lars Schrader<br />
berufen. <strong>Der</strong> Verhaltensbiologe war<br />
an der Freien Universität Berlin und zuletzt<br />
am Institut für Nutztierwissenschaften<br />
der ETH Zürich tätig. ��<br />
• Kampfhundeverordnung von<br />
Niedersachsen nichtig<br />
<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund, Dr. Heidrun<br />
Betz, Baumschulallee 15, 53115 Bonn<br />
Tel. 0228 / 60496-22, Fax -40<br />
eMail: betz@tierschutzbund.de<br />
Internet: www.tierschutzbund.de<br />
• "Hühnerbaron" Pohlmann<br />
erneut angezeigt<br />
<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund, Baumschulallee<br />
15, 53115 Bonn<br />
Tel. 0228 / 60496-0, Fax -41<br />
eMail: bg@tierschutzbund.de<br />
Internet: www.tierschutzbund.de<br />
• Hochwasser: Soforthilfe für<br />
Tierheime<br />
<strong>Deutsche</strong>r Tierschutzbund (s.o.)<br />
24-Stunden-Hochwasser-Hotline:<br />
Tel. 0228 / 60496-20<br />
• Neues Forschungsinstitut für<br />
Tierschutz und Tierhaltung<br />
Institut für Tierschutz und Tierhaltung,<br />
Dörnbergstr. 25-27, 29223 Celle<br />
Tel. 05141 / 38-460, Fax -1849<br />
eMail: info@fal.de<br />
Internet: www.tt.fal.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��35�
Verkehr ����<br />
Lkw-Maut: Verlagerung auf<br />
die Schiene unwahrscheinlich<br />
Maut bringt mehr Geld für Verkehrswegebau,<br />
vor allem Straßenbau<br />
Nach Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />
hat der Bundesrat im März nun<br />
auch in D<strong>eutschland</strong> endlich einer leistungsabhängigen<br />
Schwerverkehrsabgabe<br />
(LSVA) - auch Lkw-Maut genannt - zugestimmt.<br />
Das entsprechende Gesetz trat<br />
damit in Kraft. Damit führt nach der<br />
Schweiz ein zweites Land in Europa eine<br />
Gebühr ein, die eine gerechtere Kostenanlastung<br />
im Straßengüterverkehr möglich<br />
macht. Allein die Tatsache der Erhebung<br />
einer Lkw-Maut voraussichtlich ab 2003<br />
ist erst einmal positiv zu sehen.<br />
Die Regelungen im Detail lassen hingegen<br />
nicht viel Gutes erwarten, und wenn mit<br />
der Lkw-Maut der Einstieg "in den Systemwechsel<br />
von der reinen öffentlichen<br />
Haushaltsfinanzierung zur (ergänzenden)<br />
Nutzerfinanzierung für die Verkehrswege"<br />
(Bundesverkehrsministerium) gelingt,<br />
dann ist leicht vorstellbar, was auf unser<br />
Land mit seinem sehr dichten Verkehrsnetz<br />
zukommen wird. Denn in den letzten<br />
fünf Jahren ist die Zunahme der Siedlungs-<br />
und Verkehrsfläche mit täglich 129<br />
ha noch größer geworden als zuvor<br />
(1993-1997: 120 ha/Tag).<br />
3,4 Mrd Euro Maut-Einnahmen jährlich<br />
Die Lkw-Maut wird strecken-, emissions-<br />
und gewichtsabhängig für alle Lkw ab 12 t<br />
zulässigem Gesamtgewicht für zurückgelegte<br />
Strecken auf Autobahnen zu entrichten<br />
sein. Im Schnitt sind pro Autobahn-<br />
Kilometer 15 Cent zu zahlen. Moderne<br />
schadstoffärmere Modelle mit gut 11 Cent<br />
zahlen ein Viertel weniger, "Stinker" mit<br />
knapp 19 Cent ein Viertel mehr.<br />
In den Verhandlungen um die Zustimmung<br />
des Bundesrates wurde der ursprüngliche<br />
Gesetzentwurf verändert. Auf Wunsch der<br />
Länder wurde neu aufgenommen, dass<br />
das Maut-Aufkommen "zum überwiegenden<br />
Teil zweckgebunden für die Verbesserung<br />
der Verkehrsinfrastruktur verwendet"<br />
werden soll. Dem Transport-Gewerbe<br />
wurde ein Ausgleich von 300 Mio Euro<br />
jährlich durch ein Entgegenkommen bei<br />
der Mineralöl- und Kfz-Steuer zugesichert<br />
und dem Bundesfinanzministerium eine<br />
Kompensation für den Wegfall der Mittel<br />
aus der Euro-Vignette in Höhe von 800<br />
Mio Euro pro Jahr zugesagt - obwohl heute<br />
de facto nur 400 Mio Euro daraus als<br />
Einnahmen in die Bundeskasse fließen. �<br />
36�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Jährlich wird mit Maut-Einnahmen von<br />
<strong>rund</strong> 3,4 Mrd jährlich gerechnet, bis zu<br />
800 Mio Euro, fast ein Viertel, verschlingt<br />
das Betriebssystem zur Erhebung der<br />
Maut. Zieht man die Kompensationen für<br />
das Lkw-Gewerbe und den Finanzminister<br />
ab, bleiben 1,5 Mrd Euro im Jahr. Rund<br />
die Hälfte dieser "Überschüsse" sind fest<br />
in das von der Bundesregierung geplante<br />
Anti-Stau-Programm für die Jahre 2003-<br />
2007 verplant. Aus den dort vorgesehenen<br />
<strong>rund</strong> 3,7 Mrd Euro sollen zur Häfte<br />
Bundesautobahnen (1,9 Mrd) neu und<br />
ausgebaut werden, die andere Häfte soll<br />
in Investitionen für Schienen (1,4 Mrd)<br />
und Wasserstraßen (0,4 Mrd) fließen.<br />
Nur Straßenabnutzung gilt bisher als<br />
Maut-G<strong>rund</strong><br />
Das immer wieder von offizieller Seite<br />
genannte Ziel der Lkw-Maut, Güterverkehr<br />
von der Straße auf die Schiene zu verlagern,<br />
ist im Mautgesetz gar nicht explizit<br />
erwähnt und erscheint aufg<strong>rund</strong> der Ausgestaltung<br />
der Maut auch nicht erreichtbar.<br />
Die Gründe dafür sind:<br />
- Die Höhe der Maut ist viel zu gering. So<br />
hatten nicht nur Umweltverbände, sondern<br />
auch das Umweltbundesamt und<br />
die <strong>Deutsche</strong> Bahn AG eine deutlich höhere<br />
Maut gefordert. Nur ein Bruchteil<br />
seiner immensen externen Kosten - etwa<br />
durch Lärm, Unfälle oder Luftverschmutzung<br />
- werden dem Lkw angelastet. Die<br />
Maut wird nur mit den Kosten der Verkehrsinfrastruktur<br />
(Wegekosten) begründet.<br />
In der Schweiz gilt ab 2005 für<br />
einen Zehntonner immerhin eine Maut<br />
von 64 Cent pro Kilometer.<br />
- Bundesstraßen und Lkws unter 12<br />
Tonnen hätten in die Maut-Pflicht einbezogen<br />
werden müssen. Dies wäre trotz<br />
der dem angeblich entgegen stehenden<br />
EU-Wegekosten-Richtlinie (RL 1999/62/<br />
EG) möglich, da diese Ausnahmen aus<br />
Sicherheits- und Verlagerungsgründen<br />
zulässt. Jetzt ist ein Ausweichen auf<br />
Bundesstraßen und ein Umsatteln auf<br />
kleinere Lkws zu befürchten.<br />
- Die Einnahmen fließen überwiegend in<br />
den Straßenbau und fördern damit wieder<br />
den Lkw-Verkehr. Ausschließlich<br />
Schiene und Wasserstraße hätten Förderung<br />
verdient.<br />
�<br />
Von der Entstehungsgeschichte her kam<br />
es zur LSVA aufg<strong>rund</strong> der Vorschläge zu<br />
Autobahn-Nutzungsentgelten aus der<br />
Pällmann-Kommission. Das nach ihrem<br />
Vorsitzenden Wilhelm Pällmann benannte<br />
Gremium hatte auf der Suche nach neuen<br />
Wegen, um Mittel für die Verkehrsinfrastruktur<br />
zu beschaffen, unter anderem die<br />
"Umstellung der Finanzierung der Bundesverkehrswege<br />
auf Nutzerfinanzierung"<br />
und "die konsequente Anwendung des<br />
Verursacherprinzips" vorgeschlagen. Das<br />
hätte also Nutzungsentgelte für alle Fahrzeuge<br />
auf allen Fernstraßen bedeuten<br />
müssen.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur-<br />
Finanzierungsgesellschaft<br />
In Folge der Einführung der LSVA legte<br />
die Bundesregierung im März einen Gesetzentwurf<br />
zur Errichtung einer privatwirtschaftlich<br />
organisierten Finanzierungsgesellschaft<br />
für die Verkehrsinfrastruktur<br />
vor. Mitte Mai beschloss der<br />
Bundestag das vorgeschlagene Gesetz.<br />
Damit wird erstmals eine GmbH zur Finanzierung<br />
des Anti-Stau-Programms zur<br />
Verfügung stehen. Die Gesellschaft verteilt<br />
Mittel aus der Lkw-Maut und den Abgaben<br />
der Bundeswasserstraßen und wird für<br />
Neu- und Ausbau, Betrieb und Unterhaltung<br />
von Bundesfernstraßen und Wasserstraßen<br />
sowie für Bau, Ausbau und Ersatzinvestitionen<br />
von Schienenwegen<br />
zuständig sein.<br />
Bundesrechnungshof-Kritik<br />
<strong>Der</strong> Bundesrechnungshof nannte eine<br />
private Gesellschaft parallel zur bestehenden<br />
öffentlichen Verwaltung "entbehrlich"<br />
und konnte nicht erkennen, warum diese<br />
transparenter arbeiten solle als die Verwaltung.<br />
Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit<br />
fehlten völlig. Mit dem Verweis auf die<br />
"haushaltsneutrale" Finanzierung erwecke<br />
die Bundesregierung zudem den Eindruck,<br />
der Eigenaufwand der Gesellschaft<br />
belaste nicht den Bund, sondern den<br />
Nutzer. Tatsächlich schmälere aber der<br />
Aufwand die letztlich für die Infrastruktur<br />
zur Verfügung stehenden Mittel. In der<br />
Anhörung des Bundestages sprachen sich<br />
BUND und VCD auch mit Bezug auf die<br />
Rechnungshof-Kritik gegen die zusätzliche<br />
private Gesellschaft aus. �
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Betreiber-Modelle<br />
Die Finanzierungsgesellschaft wird auch<br />
Aufgaben im Zusammenhang mit der<br />
Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung<br />
von Projekten nach dem Fernstraßenprivatfinanzierungsgesetz<br />
(FStrPriv-<br />
FinG) übertragen bekommen. Dafür darf<br />
sie Kredite im Zuge der Abwicklung von<br />
Betreibermodellen aufnehmen. Möglich<br />
geworden sind mit der Lkw-Maut auch<br />
Betreibermodelle für den mehrstreifigen<br />
Autobahnausbau. Das Modell sieht vor,<br />
Ausbau, Erhaltung, Betrieb und Finanzierung<br />
von Autobahnteilstücken befristet an<br />
einen privaten Betreiber zu übertragen.<br />
Die Nettoeinnahmen aus der Lkw-Maut<br />
werden dann im Rahmen eines Vertrages<br />
für einen befristeten Zeitraum an den<br />
privaten Betreiber weitergeleitet. Die<br />
übrigen Kosten werden aus dem Straßenbauhaushalt<br />
aufgebracht.<br />
Mit diesen Veränderungen werden die<br />
Möglichkeiten der privaten Finanzierung<br />
von Straßen weiter ausgebaut. Es ist zu<br />
befürchten, dass eine Mobilisierung privaten<br />
Kapitals in nennenswertem Ausmaß in<br />
Zukunft gelingt. Aus dieser g<strong>rund</strong>sätzlichen<br />
Überlegung und wegen der Entstehung<br />
neuer Schattenhaushalte, die dem<br />
Prinzip der Haushaltswahrheit widersprechen,<br />
ist die Privatfinanzierung von Straßenbau<br />
und die Verknüpfung mit der<br />
privaten Infrastrukturgesellschaft abzulehnen.<br />
Fazit<br />
Die Lkw-Maut ist beschlossen und wird<br />
wahrscheinlich im Laufe des Jahres 2003<br />
anlaufen, sofern das Bundeskartellamt<br />
sein Nachprüfungsverfahren Ende August<br />
positiv abschließt. Die Ausgestaltung der<br />
Maut und die Verwendung der Mittel<br />
werden zu keiner nennenswerten Verlagerung<br />
von Gütern auf die Schiene führen.<br />
Es wird in Zukunft noch mehr Geld für den<br />
Verkehrswegebau bewegt und es werden<br />
mehr Verkehrswege, insbesondere Straßen,<br />
entstehen. ��<br />
Gastautor: Stefan Lieb, UMKEHR e.V.<br />
Auto-Umweltliste 2002<br />
VCD fordert neue Grenzwerte für<br />
Lärm, Ruß und CO 2<br />
<strong>Der</strong> Verkehrsclub D<strong>eutschland</strong> (VCD) hat<br />
Anfang August seine diesjährige Auto-<br />
Umweltliste vorgestellt. Rund 400 aktuelle<br />
Automodelle wurden auf ihre Umweltverträglichkeit<br />
überprüft. Wichtigster Faktor<br />
bei der Bewertung war der Kraftstoffverbrauch<br />
und damit die Menge des ausgestoßenen<br />
Treibhausgases Kohlendioxid<br />
(CO2). Weiterhin wurden Lärm- und<br />
Schadstoffwerte berücksichtigt.<br />
Neuer Spitzenreiter ist der VW Lupo 1.4<br />
FSI und damit erstmals ein Benzinfahrzeug<br />
mit moderner Direkteinspritz-Technik.<br />
Die Gewinner des Vorjahres - der<br />
Drei-Liter-Lupo von VW und der Audi A2<br />
1.2 TDI, beides Dieselfahrzeuge - teilen<br />
sich den zweiten Platz.<br />
Dennoch will der VCD den Spitzenreiter<br />
nicht uneingeschränkt empfehlen. Mit 105<br />
PS sei der Lupo "viel zu stark motorisiert"<br />
und könne bei unökologischer Fahrweise<br />
schnell zum "Wolf im Schafspelz" werden.<br />
Auch die Zweitplatzierten hätten zwar den<br />
niedrigsten Verbrauch, jedoch fehle ein<br />
Partikelfilter gegen Dieselruß. Für den<br />
Massenmarkt seien sie außerdem zu<br />
teuer. Als Alternative bieten sich nach der<br />
VCD Auto-Umweltliste der Toyota Yaris 1.0<br />
linea eco oder der Opel Corsa ECO 1.0<br />
12V auf Platz vier und fünf an.<br />
Um den Kraftstoffverbrauch spürbar zu<br />
senken, fordert der VCD einen europaweiten<br />
Grenzwert für das Treibhausgas Kohlendioxid.<br />
Ab 2005 müsse ein verbindlicher<br />
CO2-Wert von 120 g/km gelten. Das<br />
entspreche einem Verbrauch von <strong>rund</strong><br />
fünf Litern. Alle Autos, die mehr verbrauchen,<br />
müssten mit einer Klimasteuer<br />
belegt werden. Freiwillige Selbstverpflichtungen<br />
der Autoindustrie reichten bei<br />
weitem nicht aus. Nach Ansicht des VCD<br />
muss es auch strengere Grenzwerte für<br />
Verkehrslärm geben, die sich am technisch<br />
Machbaren orientieren. Maßgeblich<br />
müssten die mit 69 Dezibel leisesten Pkw<br />
sein wie etwa der preisgünstige Toyota<br />
Yaris 1.0 linea eco. Auch Partikelfilter für<br />
Dieselfahrzeuge seien notwendig, um die<br />
Menge an krebserregenden Rußpartikeln<br />
drastisch zu reduzieren. Bislang bieten sie<br />
nur Peugeot und Citroën an. ��<br />
• Lkw-Maut: Verlagerung auf<br />
Schiene unwahrscheinlich<br />
<strong>DNR</strong>, Heike Aghte, Prenzlauer Allee<br />
230, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-87, Fax -80<br />
eMail: heike.aghte@dnr.de<br />
Faltblatt "Perspektiven für den Schienengüterverkehr<br />
- Die Lkw-Maut in<br />
D<strong>eutschland</strong> als Vorbild für Europa",<br />
kostenlos bei: Allianz pro Schiene,<br />
Chausseestr. 84, 10115 Berlin<br />
Tel. 030 / 275945-59, Fax -60<br />
eMail: allianz@proschiene.de<br />
Aus: UMKEHR e.V. (Hrsg.), Informationsdienst<br />
Verkehr (IDV), Juni 2002,<br />
Exerzierstr. 20, 13357 Berlin<br />
Tel. 030 / 4927-473, Fax -972<br />
eMail: info@umkehr.de<br />
Internet: www.umkehr.de<br />
• Auto-Umweltliste 2002<br />
VCD, Eifelstr. 2, 53119 Bonn<br />
Tel. 0228 / 9 85 85-0, Fax -10<br />
eMail: vcd-bundesverband@vcd.org<br />
Internet: www.vcd.org<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��37�
Verkehr ����<br />
Verkehrswende soll jetzt auf<br />
die Tagesordnung<br />
Angesichts der sich abzeichnenden Klimaveränderungen<br />
in D<strong>eutschland</strong> und weltweit<br />
hat die "Allianz pro Schiene" die<br />
Politik aufgefordert, den klimaschonenden<br />
Schienenverkehr stärker zu fördern. <strong>Der</strong><br />
Verkehr sei das "Klimasorgenkind Nummer<br />
eins", sagte Allianz pro Schiene-<br />
Geschäftsführer Dirk Flege. Nach Ansicht<br />
des Schienenbündnisses ist die Politik<br />
nach dem Einleiten der Energie- und<br />
Agrarwende nun <strong>beim</strong> Umsteuern in der<br />
Verkehrspolitik gefordert.<br />
Klimaschädliche Subventionen wie die<br />
Steuerbefreiung für Flugbenzin gehörten<br />
schnellstmöglich abgeschafft. Lenkungsinstrumente<br />
wie die Ökosteuer sollten "parteiübergreifend<br />
als Chance für die Verkehrsverlagerung<br />
auf die Schiene begriffen<br />
werden", so Flege. Bislang sei die<br />
Bahn im Vergleich zum Flugverkehr durch<br />
die Ökosteuer sogar benachteiligt, da sie<br />
Ökosteuern zahle, der Flugverkehr jedoch<br />
nicht.<br />
Auf Kritik stieß bei der Schienenallianz<br />
auch, dass im "Kompetenzteam" von<br />
Unions-Kanzlerkandidat Stoiber "die Verkehrspolitik<br />
bislang unter Nebensächlichkeiten<br />
abgehandelt wird".<br />
In der Allianz pro Schiene sind 16 Mitgliedsverbände<br />
zusammengeschlossen,<br />
darunter die Umweltverbände BUND und<br />
NABU, der ökologische Verkehrsclub VCD<br />
und die Gewerkschaften Transnet, GDBA<br />
und GDL. ��<br />
38�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Alleen-Kampagne<br />
Umweltminister Trittin gegen<br />
straßenferne Neupflanzungen<br />
Bundesumweltminister Trittin hat im August<br />
eine Kampagne zum Schutz von<br />
Alleen in D<strong>eutschland</strong> gestartet. Alleen<br />
seien für verschiedene Regionen wie<br />
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
zum Markenzeichen geworden, doch<br />
viele Alleen seien durch Autoabgase,<br />
Streusalz und Bauschäden gefährdet. Die<br />
Kampagne soll die ökologische, historische<br />
und kulturelle Bedeutung der Alleen<br />
einer breiten Öffentlichkeit bewusst machen<br />
und außerdem ganz konkret um<br />
Spenden für Nachpflanzungen werben.<br />
Noch im September sollen nach Angaben<br />
Trittins die ersten neuen Alleebäume<br />
gesetzt werden. Sie sollen so gepflanzt<br />
werden, dass die Kronen über der Straße<br />
zusammenwachsen. "Eine Allee ist eine<br />
Straße mit einem Laubdach. Solche Alleen<br />
sind durch nichts zu ersetzen, schon gar<br />
nicht durch straßenferne Bäume", unterstrich<br />
Trittin.<br />
Die Intenetseite www.alleen-fan.de informiert<br />
über die Bedeutung der Alleen für<br />
Naturschutz, Tourismus und Kultur, Postkarten,<br />
Plakate und Rund<strong>brief</strong>e sollen<br />
bundesweit Unterstützer und Förderer für<br />
den Erhalt der Alleen werben. Die Kampagne<br />
des Umweltministeriums wird von<br />
der Alleenschutzgemeinschaft und dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n Tourismusverband unterstützt.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />
Alleen durch den beschleunigten Verkehrsausbau<br />
zunächst in Westd<strong>eutschland</strong>,<br />
nach der Wende zum Teil auch in<br />
Ostd<strong>eutschland</strong> abgeholzt. Vielfach ist der<br />
Erhalt bestehender Alleen dem Engagement<br />
von Bürgerinitiativen und Verbänden<br />
zu verdanken. ��<br />
Neue ICE-Verbindung Köln-<br />
Frankfurt<br />
NABU: ICE in Ballungsräumen<br />
alternativlos, aber nicht generell<br />
<strong>Der</strong> Naturschutzbund (NABU) hat die<br />
Ende Juli eröffnete neue ICE-Strecke zwischen<br />
Köln und Frankfurt im G<strong>rund</strong>satz<br />
begrüßt. Zwar habe die neue Trasse viele<br />
Wunden in die Natur geschlagen, sagte<br />
NABU-Präsident Jochen Flasbarth, für die<br />
verkehrspolitische Notwendigkeit einer<br />
attraktiven Verbindung zwischen den<br />
Ballungsräumen Rhein-Ruhr und Rhein-<br />
Main sei der ICE im Vergleich zu Flugzeug<br />
oder Auto aber ohne echte Alternative.<br />
Flasbarth warnte jedoch davor, ICE-Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
als Allheilmittel<br />
für umweltverträgliche Mobilität zu betrachten.<br />
In jedem Einzelfall sei eine genaue<br />
Prüfung der ökonomischen, ökologischen<br />
und verkehrspolitischen Konsequenzen<br />
erforderlich. Die Bahn und die<br />
Bundesländer müssten ihrer verkehrspolitischen<br />
Verantwortung gerecht werden<br />
und auch die regionalen Angebote<br />
verbessern. Flasbarth: "Als zweites Flugzeug<br />
hat die Bahn bei uns keine Zukunft."<br />
<strong>Der</strong> NABU bewertete das zwischen Köln<br />
und Frankfurt angewandte Prinzip der<br />
Trassenbündelung von Schiene und Autobahn<br />
als vernünftig. Es solle auch auf<br />
andere Streckenneubauten angewendet<br />
werden, etwa zwischen Frankfurt und<br />
Würzburg. Die hier vorgesehene Streckenführung<br />
durch den Spessart sei nicht<br />
akzeptabel. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Bundesrat gegen Maut- und<br />
Fernstraßengesetz<br />
<strong>Der</strong> Bundesrat hat im Juli der Änderung<br />
des Bundesfernstraßengesetzes seine<br />
Zustimmung verweigert. Er kritisierte<br />
insbesondere, dass der Bund eine Bundesfernstraße<br />
nach Verlust ihrer überörtlichen<br />
Verkehrsbedeutung innerhalb eines<br />
Jahres einseitig nach Fristsetzung einziehen<br />
kann. Bei der Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />
hatte der Bundesrat<br />
die Auffassung vertreten, die einseitige<br />
Fristsetzung entspreche nicht dem vom<br />
Bundesverfassungsgericht geforderten<br />
"partnerschaftlichen Miteinander".<br />
Beim Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz<br />
konnte sich der Bundesrat<br />
im Vermittlungsausschuss nicht mit<br />
seiner Forderung durchsetzen, die von<br />
der neuen Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />
eingenommenen Lkw-<br />
Mautgebühren ausschließlich nach den<br />
Entscheidungen des Bundesverkehrsministeriums<br />
im Benehmen mit den Ländern<br />
zur Finanzierung von Bundesverkehrswegen<br />
einzusetzen. ��<br />
Bündnis für Straßenbau<br />
Eine Initiative für mehr Investitionen in die<br />
Verkehrsinfrastruktur ist im Juli von deutschen<br />
Wirtschafts-, Verkehrs- und Arbeitgeberverbänden<br />
gegründet worden. Unter<br />
den Namen "Pro Mobilität" fordert sie<br />
angesichts des "Besorgnis erregenden"<br />
Zustandes des Straßennetzes in D<strong>eutschland</strong><br />
jährlich 2,5 Milliarden Euro für den<br />
Erhalt und den Ausbau der Fernstraßeninfrastruktur.<br />
<strong>Der</strong> Initiative gehören nach<br />
eigenen Angaben die wichtigsten Verbände<br />
der Wirtschaft, des Straßenverkehrs,<br />
der Automobil-, Bau- und Mineralölindustrie<br />
an, darunter ADAC, BDI und VDA. Sie<br />
verlangen nachdrücklich eine höhere<br />
Priorität für die Straße. �<br />
Regeln für Velotaxen<br />
Bundesverkehrsminister Bodewig will<br />
Velotaxen zum bundesweiten Durchbruch<br />
verhelfen. Eine mit den Bundesländern<br />
abgestimmte Genehmigungsempfehlung<br />
soll noch in diesem Jahr in Kraft treten,<br />
damit Velotaxi-Unternehmen die erforderlichen<br />
Ausnahmegenehmigungen möglichst<br />
unbürokratisch erhalten. Bisher<br />
fahren die Fahrradtaxen meist nur in<br />
größeren Städten, wo es viele Busspuren<br />
gibt, die auch von Radfahrern benutzt<br />
werden dürfen. In anderen Orten stoßen<br />
Taxi-Unternehmen oft auf bürokratische<br />
Hindernisse, weil es keine einheitlichen<br />
Regeln für den Betrieb von Velotaxen gibt.<br />
�<br />
• Verkehrswende soll jetzt auf<br />
die Tagesordnung<br />
Allianz pro Schiene, Dirk Flege, Chausseestr.<br />
84, 10115 Berlin<br />
Tel. 030 / 275945- 61, Fax - 60<br />
eMail: info@allianz-pro-schiene.de<br />
Internet: www.allianz-pro-schiene.de<br />
• Alleen-Kampagne<br />
BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />
Tel. 01888/305-2010, Fax -2016<br />
eMail: presse@bmu.de<br />
Internet: www.alleen-fan.de<br />
• Neue ICE-Verbindung Köln-<br />
Frankfurt<br />
NABU, H.-Rabius-Str. 26, 53225 Bonn<br />
Tel. 0228 / 4036-0, Fax -200<br />
eMail: nabu@nabu.de<br />
Internet: www.nabu.de<br />
• Bundesrat gegen Maut- und<br />
Fernstraßengesetz<br />
Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz<br />
- VIFGG:<br />
Drucksache 609/02 (Beschluss)<br />
Fünftes Gesetz zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes<br />
(5. FStrÄndG):<br />
Drucksache 610/02 (Beschluss)<br />
Siehe auch Seite 36<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��39�
Wasser ����<br />
"Flutkatastrophe muss Anlass<br />
für mehr Naturschutz sein"<br />
Umweltschützer fordern jetzt<br />
wirksamen Natur- und Klimaschutz<br />
Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe<br />
in Mitteleuropa haben Umweltverbände<br />
und -behörden zu mehr Klimaschutz<br />
und einem anderen Umgang mit den<br />
Flüssen gemahnt.<br />
<strong>Der</strong> Naturschutz müsse sowohl an den<br />
Flüssen als auch bei der Landnutzung<br />
einen größeren Stellenwert erhalten,<br />
sagte der Präsident des Bundesamtes für<br />
Naturschutz (BfN), Hartmut Vogtmann.<br />
Flussbegradigungen, die intensive Landnutzung,<br />
die Flächenversiegelung und das<br />
nach wie vor hohe Niveau der Waldschäden<br />
in den Hochlagen der Mittelgebirge<br />
hätten zu den katastrophalen Auswirkungen<br />
der Fluten beigetragen.<br />
Renaturierung der Auen verbindet<br />
Naturschutz und Hochwasservorsorge<br />
Dramatisch ist nach Auffassung des BfN<br />
der Verlust der Auen und damit der natürlichen<br />
Überschwemmungsflächen durch<br />
Staustufen, Kanalisierung und Regulierung<br />
sowie Deichbauten. Am deutschen Abschnitt<br />
der Elbe seien nur noch etwa 15<br />
bis 20% der natürlichen Überschwemmungsflächen<br />
erhalten. Dies müsse rückgängig<br />
gemacht werden. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie,<br />
die derzeit in deutsches<br />
Recht umgesetzt wird, biete dafür gute<br />
Voraussetzungen.<br />
Auch die derzeitige Form der Bodenbearbeitung<br />
vergrößert laut BfN die Hochwasserrisiken.<br />
In Verbindung mit der Monotonie<br />
der Fruchtfolgen in der intensiven<br />
Landwirtschaft werde der Boden verdichtet<br />
und das Wasseraufnahmevermögen<br />
vermindert. Dies geschehe auf der gesamten<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche - der<br />
Hälfte der Landesfläche. Hier seien die<br />
Fruchtfolgen und Produktionstechniken<br />
des ökologischen Landbaus eindeutig<br />
vorteilhafter, sagte der BfN-Präsident.<br />
Dagegen verwies der <strong>Deutsche</strong> Bauernverband<br />
auf den hohen Flächenverbrauch<br />
in D<strong>eutschland</strong> durch "Zubetonierung und<br />
Überbauung von täglich 130 Hektar landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen". Die Bundesregierung<br />
müsse Maßnahmen für ein<br />
konsequentes Flächenmanagement<br />
ergreifen, zu denen auch das Entsiegeln<br />
von Flächen gehöre. �<br />
40�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Schröder und Stoiber sollen neue<br />
Flusspolitik zur Chefsache machen<br />
Einen Katalog von mittel- und langfristigen<br />
Maßnahmen zur Hochwasservorsorge<br />
legte der BUND vor. Noch vor der Bundestagswahl<br />
müssten vor allem für Elbe<br />
und Donau auf politischer Ebene die<br />
Weichen neu gestellt werden. Kanzler<br />
Schröder und Kanzlerkandidat Stoiber<br />
wurden aufgefordert, die Flussausbaupläne<br />
für beide Flüsse sofort zu stoppen. <strong>Der</strong><br />
vorbeugende und ökologisch verträgliche<br />
Hochwasserschutz müsse angesichts der<br />
Flutkatastrophen an Elbe und Donau jetzt<br />
Chefsache werden.<br />
BUND-Elbeexperte Dr. Ernst Paul Dörfler<br />
sagte, wenn das Hochwasser vorbei sei,<br />
wolle "die Kanallobby weitermachen wie<br />
bisher". Ausbaumaßnahmen an Elbe,<br />
Saale, Havel, Oder, Ems und Donau seien<br />
geplant. Angeblich seien nur größere<br />
Binnenschiffe konkurrenzfähig zu Straße<br />
und Bahn. Die Kanalisierung der Flüsse<br />
sei aber weder transporttechnisch noch<br />
wirtschaftlich vertretbar, "ökologisch ist<br />
sie sowieso ein Desaster." Außerdem<br />
fordert der BUND, das Bauen in hochwassergefährdeten<br />
Bereichen generell zu<br />
verbieten und Ausgleichsflächen für bereits<br />
bebaute Flächen zu schaffen.<br />
Nachdem das Bundesbauministerium<br />
noch während des Hochwassers erklärt<br />
hatte, an den Ausbauplänen für die Elbe<br />
müsse festgehalten werden, sagte Bauminister<br />
Bodewig auf Druck von Bundeskanzler<br />
Schröder Ende August eine kritische<br />
Prüfung der Pläne zu.<br />
Umweltgerechter Hochwasserschutz<br />
weit billiger als Reparatur der Schäden<br />
Experten der Umweltstiftung WWF schätzten<br />
unterdessen, dass eine naturverträgliche<br />
Flussbewirtschaftung höchstens ein<br />
Zehntel der Reparatur der jetzt eingetretenen<br />
Schäden kosten würde. Die Rückverlegung<br />
eines Deiches, um zwei Quadratkilometer<br />
trocken gelegte<br />
Überflutungsflächen zurück zu gewinnen,<br />
kostet nach Schätzungen der<br />
Umweltorganisation <strong>rund</strong> zehn Millionen<br />
Euro. Das entspreche in etwa dem Preis<br />
für einen Kilometer Autobahn. �<br />
<strong>Der</strong> WWF forderte die Kommunen auf, bei<br />
ihrer Bauleitplanung verstärkt die Hochwassergefährdung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Eingriffe in die Landschaft wie Flächenversiegelung<br />
und Flurbereinigungen sollten<br />
auf ihre Abfluss verschärfende Wirkung<br />
überprüft und gegebenenfalls untersagt<br />
oder zurück gebaut werden. Die Gemeinden<br />
sollten den Menschen, die bei der<br />
jetzigen Flut Haus und Hof verloren hätten,<br />
im Austausch für ihre ufernahen<br />
G<strong>rund</strong>stücke höher gelegene Bauplätze<br />
anbieten, "damit bei dem nächsten Hochwasser<br />
nicht wieder alles verloren geht".<br />
Georg Rast vom WWF-Auen-Institut forderte<br />
außerdem ein "modernes Flußmanagement,<br />
das das gesamte Einzugsgebiet<br />
der Ströme betrachtet". Die "Kleinstaaterei"<br />
<strong>beim</strong> deutschen Hochwasserschutz<br />
führe zu "absurden Situationen". So würden<br />
Deiche erhöht, und die Flut schlage<br />
weiter flussabwärts zu. Das Institut bot<br />
sein "umfangreiches Know-how für ökologischen<br />
Hochwasserschutz" an.<br />
Klimaschäden vor allem im Süden,<br />
Hauptverantwortung im Norden<br />
Durch die jüngsten Unwetter rückt auch<br />
die internationale Klimapolitik verstärkt in<br />
den Blickpunkt. <strong>Der</strong> WWF geht davon aus,<br />
dass nicht nur Hochwasser zunehmen,<br />
sondern auch Stürme, Regenfälle und<br />
Dürren immer verheerender werden.<br />
Regine Günther, Leiterin des WWF-Energiereferats,<br />
sagte, die Auswirkungen<br />
zeigten sich nicht nur in Europa, sondern<br />
vor allem im Süden der Erde. <strong>Der</strong> Schlüssel<br />
zur Lösung der Probleme liege aber in<br />
den Industrieländern. Deshalb werde eine<br />
internationale Klimastrategie mit "klaren<br />
und ehrgeizigen Zielen" zur Verminderung<br />
des Kohlendioxdausstoßes gebraucht, so<br />
Regine Günther. "Wir müssen heute in<br />
erneuerbare und effizientere Energien<br />
investieren, nur dann können wir die<br />
Schäden von morgen begrenzen."<br />
<strong>Der</strong> Bundesvorstand der Grünen erklärte,<br />
die Einführung der Ökosteuer zur schrittweisen<br />
Verteuerung des Energieverbrauchs<br />
und die Wende hin zu sparsamen<br />
Energieeinsatz und zu erneuerbaren<br />
Energien habe sich als richtig erwiesen<br />
und müsse fortgeführt werden. ��<br />
Siehe auch Seite 12.
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Umweltzentrum Dresden vom<br />
Hochwasser zerstört<br />
Umweltvereine bitten um Spenden für<br />
Wiederaufbau<br />
Mit der Dresdner Altstadt überfluteten die<br />
Hochwasser der Weißeritz und der Elbe<br />
auch das Umweltzentrum Dresden, in<br />
denen zahlreiche Umweltvereine und<br />
-projekte ihren Arbeitsplatz hatten, darunter<br />
NABU und Grüne Liga Sachsen, ökologische<br />
Kleinbetriebe sowie die umfangreiche<br />
Umweltbibliothek. Das Umweltzentrum<br />
wurde als Beispiel für die gleichberechtigte<br />
Zusammenarbeit großer und kleiner<br />
Umweltorganisationen und Initiativen<br />
unter einem Dach bekannt. Bei dem<br />
Hochwasser wurden große Teile der Gebäude<br />
vollständig überspült und zerstört.<br />
"Nichts ist mehr wie es war. Erst jetzt<br />
begreifen wir wirklich, was diese Worte<br />
bedeuten", sagte Stefanie Schwandt,<br />
Sprecherin des Umweltzentrum. "Wir<br />
wollen uns nicht in den Vorderg<strong>rund</strong><br />
spielen, wir kennen die Gesamtsituation,<br />
es ist aber auch klar: Wir werden es nicht<br />
allein schaffen", so die langjährige Umweltaktivistin.<br />
Verschiedene Arbeiten<br />
könnten aus eigener Kraft verrichtet werden,<br />
für andere sei professionelle Hilfe<br />
nötig. "Wir benötigen Werkzeuge und<br />
unzählige Arbeitsmittel, um das Haus<br />
wieder aufzubauen. Wir brauchen Geld."<br />
Spender können sich ein Bild von der<br />
Katastrophe auf der Internet-Seite des<br />
Umweltzentrums machen. Dort soll künftig<br />
über die vorangeschrittenen Arbeiten<br />
berichtet werden, damit die Spender<br />
wissen, was mit ihrem Geld geschieht.<br />
Auch 100 Biohöfe betroffen<br />
Nach Angaben des ostdeutschen Öko-<br />
Anbauverbandes Gäa sind in Sachsen<br />
etwa 100 Betriebe verschiedener Anbauverbände<br />
- 40 Prozent der Ökobetriebe<br />
des Landes - vom Hochwasser betroffen,<br />
davon 20 Betriebe sehr schwer. Die<br />
Schäden reichten von völliger Überflutung<br />
bis zu Blitzeinschlägen, Erntevernichtung<br />
und weggeschwemmter Technik. Die<br />
Schadenssummen seien noch nicht genau<br />
zu beziffern, in mehreren Fällen bedrohten<br />
sie jedoch die Existenz der Höfe. Die<br />
Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat über<br />
eine Gemeinnützige Treuhandstelle ein<br />
überverbandliches Spendenkonto eingerichtet.<br />
��<br />
Lebendige Radolfzeller Aach<br />
Zugeschütteter Mäander entstand<br />
nach Hochwasser neu<br />
Die Radolfzeller Aach ist mit einem mittleren<br />
Zufluss von 10 m³/s der viertgrößte in<br />
den Bodensee mündende Fluss. Sie ist 30<br />
Kilometer lang. 1495 fingen Menschen an,<br />
die Radolfzeller Aach an einer Stelle zu<br />
verlegen, von 1860 an geschah das<br />
systematisch. Alle Mäander am Mittellauf<br />
wurden zugeschüttet, große Teile des<br />
Flusses wurden zum Kanal. Erst 1965<br />
taten Wasserbauer der Radolfzeller Aach<br />
die letzten Scheußlichkeiten an, indem sie<br />
Mäander durchstachen.<br />
Zu Ostern 1988 brach ein Damm an<br />
einem Wehr. Die Radolfzeller Aach tat<br />
daraufhin das, was alle Flüsse in dieser<br />
Situation tun: Er bildete einen wunderschönen<br />
Mäander. <strong>Der</strong> BUND schrieb<br />
daraufhin an das Wasserwirtschaftsamt in<br />
Konstanz: Dass dies zu Ostern passiert<br />
sei, sei sicherlich "ein Fingerzeig Gottes".<br />
<strong>Der</strong> Fluss solle arbeiten, und eine "christliche<br />
Verwaltung" hätte dem Rechnung zu<br />
tragen.<br />
Kaum zu glauben, aber die Naturschutz-<br />
und Wasserwirtschaftsverwaltung tat es.<br />
Sie führte eine Bestandsaufnahme durch<br />
und entwickelte ein Konzept zur Wiedereinräumung<br />
der Natur. Seit 1991 darf der<br />
Fluss auf einer 1,4 Kilometer langen<br />
Strecke wieder arbeiten. Das tut er besonders<br />
bei hohem Wasserstand. Starke<br />
Strömung reißt dann Stücke vom Ufer ab<br />
und schichtet Kiesinseln auf. Dazwischen<br />
entstehen Flutrinnen. An einer Stelle ist<br />
der Fluss inzwischen dreimal so breit, wie<br />
er als Kanal war. Es entwickelten sich also<br />
genau die Strukturen, die sich Naturschützer<br />
wünschen. Zusätzlich wurden<br />
mehrere Flussschleifen und neben dem<br />
Fluss Wässerwiesen und 17 Blänken -<br />
ausgebaggerte flache Mulden - angelegt.<br />
Inzwischen brüten in dem renaturierten<br />
Abschnitt 11 Wat- und Wasservogelarten.<br />
43 Arten rasten, mausern oder überwintern<br />
hier, darunter viele, die in Anhang I<br />
der EU-Vogelschutzrichtlinie stehen. Die<br />
Renaturierung der Radolfzeller Aach ist<br />
also die Umsetzung der Vorgaben aus<br />
Brüssel. Sie wurde möglich aufg<strong>rund</strong> einer<br />
engen Zusammenarbeit zwischen Verbänden,<br />
Kommunen, Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung.<br />
��<br />
Gastautor: Prof. Dr. Gerhard Thielcke,<br />
<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe<br />
• "Flutkatastrophe muss<br />
Anlass für mehr Naturschutz<br />
sein"<br />
WWF-Auen-Institut, Georg Rast, Josefstr.<br />
1, 76437 Rastatt<br />
Tel. 07222 / 3807-0, Fax -99<br />
eMail: auen@wwf.de<br />
Internet: www.wwf.de<br />
BUND-Elbeprojekt, Ernst Paul Dörfler<br />
Tel./Fax 039244 / 290<br />
eMail: epd@gmx.de<br />
Internet: www.elbe-insel.de<br />
• Umweltzentrum Dresden<br />
vom Hochwasser zerstört<br />
Umweltzentrum Dresden e.V., Stefanie<br />
Schwandt<br />
Tel. 0174-6219400<br />
eMail: steffi_schwandt@web.de<br />
Internet: www.uzdresden.de<br />
Spendenkonto: 348 051 194, Stadtsparkasse<br />
Dresden, BLZ 850 551 42,<br />
Umweltzentrum Dresden e.V., Kennwort<br />
Hochwasser (für Spendenquittung<br />
Name/Adresse vollständig angeben)<br />
Hilfe für Biohöfe: Gäa, Angelika Hoppe<br />
Tel. 0351 / 4012389<br />
eMail: angelika.hoppe@gaea.de<br />
Aktuelle Situation überfluteter deutscher<br />
Biohöfe im Internet:<br />
www.biohoefe.de<br />
• Lebendige Radolfzeller Aach<br />
<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe (DUH), Güttinger<br />
Str. 19, 78315 Radolfzell<br />
Tel. 07732 / 9995-66, Fax -77<br />
eMail: dorer@duh.de<br />
Internet: www.duh.de<br />
Ein Faltblatt „Lebendige Radolfzeller<br />
Aach“ ist bei der DUH erhältlich.<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��41�
Wasser, Meere ����<br />
Tauziehen um Trinkwasser-<br />
Liberalisierung<br />
"Wenig zu gewinnen, aber<br />
möglicherweise viel zu verlieren!"<br />
Zu diesem Fazit kommt der Sachverständigenrat<br />
für Umweltfragen (SRU), der in<br />
seinem diesjährigen Jahresgutachten auch<br />
die Risiken der Privatisierung und Liberalisierung<br />
in der kommunalen Wasserwirtschaft<br />
untersucht hatte. Im Hinblick auf<br />
einen "Wettbewerb um den Markt" kommt<br />
der SRU zu äußerst kritischen Schlußfolgerungen.<br />
Beim "Wettbewerb um den Markt" geht es<br />
darum, dass die Konzessionen für die<br />
Wasserversorgung für einen bestimmten<br />
Zeitraum ausgeschrieben und an private<br />
Unternehmen vergeben werden. Vor allem<br />
die privaten Wasserkonzerne favorisieren<br />
diese Variante des "Wettbewerbs" - in der<br />
Hoffnung, dass sie dadurch zu langfristigen<br />
Konzessionsverträgen kommen. Dass<br />
es durch diese Betreiberverträge aber<br />
tatsächlich für die Endkunden zu signifikanten<br />
Preissenkungen kommt, zweifelt<br />
der Sachverständigenrat an. Ferner moniert<br />
er die "unseriösen" internationalen<br />
Wasserpreisvergleiche, mit denen die<br />
privaten Wasserversorger versuchen, die<br />
kommunale Wasserwirtschaft in schlechtes<br />
Licht zu rücken. Angesichts der unkalkulierbaren<br />
Risiken befürchtet der SRU<br />
deshalb, "dass durch eine weitere Privatisierung<br />
bzw. Liberalisierung der Wasserversorgung<br />
vermutlich nur wenig zu gewinnen,<br />
aber möglicherweise viel zu verlieren<br />
wäre".<br />
Mit dieser Warnung hat der neu besetzte<br />
Sachverständigenrat eine klare Kehrtwendung<br />
gegenüber seinem Vorgänger vollzogen.<br />
Dieser hatte sogar gefordert,<br />
künftig die Wasserentnahmerechte meistbietend<br />
zu versteigern. Im neuen Jahresgutachten<br />
steht auch, dass der SRU befürchtet,<br />
bei der Formulierung langfristiger<br />
Konzessionsverträge könnten Kommunen<br />
von den privaten Wasserversorgern über<br />
den Tisch gezogen werden. Als Alternative<br />
empfiehlt der SRU eine Kooperation der<br />
öffentlich-rechtlichen Wasserwerke zur<br />
Effizienzsteigerung. �<br />
42�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Länderwirtschaftsminister weiter für<br />
<strong>Der</strong>egulierung des Wassermarktes<br />
Ungeachtet der Vorbehalte aus der Wasserwirtschaft<br />
selbst, aus Gewerkschaften,<br />
Umweltverbänden, dem Umweltbundesamt<br />
und dem genannten Sachverständigenrat<br />
halten die Wirtschaftsminister der Bundesländer<br />
weiterhin eine <strong>Der</strong>egulierung des<br />
Wassermarktes für erforderlich - in der<br />
Gewissheit, damit "wettbewerbsfähige<br />
Wasserpreise und Abwassergebühren für<br />
Wirtschaft und private Verbraucher" erzielen<br />
zu können. Bei der letzten Wirtschaftsministerkonferenz<br />
im Mai listeten die<br />
Länderminister erneut die Argumente für<br />
die <strong>Der</strong>egulierung und Privatisierung der<br />
kommunalen Wasserwirtschaft auf. Vorrangig<br />
gehört dazu die Belastung der<br />
Abwassergebühren mit der Mehrwertsteuer,<br />
die Ermöglichung der Vollprivatisierung<br />
kommunaler Abwasserbetriebe in den<br />
Landeswassergesetzen sowie die "Prüfung<br />
der Einführung einer Ausschreibungspflicht<br />
bei der Aufgabenübertragung<br />
an Dritte".<br />
Um eine "verstärkte Einbeziehung Privater<br />
in die Wasserwirtschaft" zu erreichen, hat<br />
die Wirtschaftsministerkonferenz eine<br />
schon seit längerem tätige Ad-hoc-<br />
Arbeitsgruppe beauftragt, bis zur Konferenz<br />
im Dezember "konkret umsetzungsfähige<br />
Vorschläge" auszuarbeiten. Interessant<br />
an dem Beschluss ist, dass sich<br />
einzig Bayern bei der "Einführung wettbewerblicher<br />
Elemente in die Wasserwirtschaft"<br />
enthalten hat, während der damalige<br />
Berliner Wirtschaftssenator Gregor<br />
Gysi (PDS) für den Vorstoß stimmte. Die<br />
Wirtschaftsminister von Hessen, Niedersachsen<br />
und dem Saarland forderten<br />
sogar, dass "außerdem sorgfältig geprüft<br />
werden" müsse, ob die bislang geschützten<br />
Versorgungsgebiete der Wasserversorgungsunternehmen<br />
beseitigt werden<br />
könnten. ��<br />
Gastautor: Nikolaus Geiler,<br />
BBU, AK Wasser<br />
Grenzen der Privatisierung<br />
VKU und Umweltministerium gegen<br />
Waser- und Abfall-Liberalisierung<br />
Forderungen nach Liberalisierung und<br />
materieller Privatisierung der Wasserwirtschaft<br />
haben das Bundesumweltministerium<br />
und der Verband der Kommunalen<br />
Unternehmen (VKU) zurückgewiesen.<br />
Wasser sei als Lebensmittel keine beliebige<br />
Ware, sondern unverzichtbare Lebensg<strong>rund</strong>lage,<br />
erklärten Bundesumweltminister<br />
Trittin und VKU-Präsident Widder nach<br />
einem Gespräch über Probleme der Abfall-<br />
und Wasserwirtschaft im Juli in Berlin.<br />
Trittin sagte, die Wasserversorgung stelle<br />
traditionell eine Kernaufgabe der kommunalwirtschaftlichen<br />
Daseinsvorsorge dar.<br />
Diese dezentrale Struktur habe in der<br />
Vergangenheit eine im internationalen<br />
Vergleich beispielhafte Trinkwasserqualität<br />
und flächendeckende Versorgungssicherheit<br />
gewährleistet. <strong>Der</strong> Minister hob in<br />
diesem Zusammenhang hervor, dass die<br />
Weichenstellung, ob die Aufgabe der<br />
Wasserversorgung durch ein eigenes<br />
kommunales Unternehmen, in Kooperation<br />
mit anderen Kommunen oder durch<br />
Einbindung privater Anbieter gesichert<br />
werde, der alleinigen kommunalen Entscheidungshoheit<br />
unterliegen müsse.<br />
Auch eine vollständige Liberalisierung der<br />
Abfallwirtschaft sei weder ökonomisch<br />
noch ökologisch sinnvoll, erklärten die<br />
Gesprächspartner. Insbesondere der<br />
Hausmüllbereich solle weiterhin in kommunaler<br />
Zuständigkeit und damit öffentlicher<br />
Verantwortung verbleiben. Trittin und<br />
Widder verständigten sich auf zukünftig<br />
regelmäßige Gesprächs<strong>rund</strong>en. �<br />
Nordsee war sauberer<br />
Nach drei eher trüben Jahren sei der<br />
Sauerstoffgehalt der Nordsee Anfang dieses<br />
Sommers wieder "sehr gut", teilte das<br />
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />
(BSH) nach einer zweiwöchigen<br />
Forschungsfahrt im Juli mit. Zum Teil sei<br />
das Wasser "ungewöhnlich klar", da die<br />
internationalen Maßnahmen zur Reduzierung<br />
des Nährstoffeintrags wirkten. Größte<br />
Problemzonen der Nordsee seien aber<br />
nach wie vor die Flussmündungen von<br />
Rhein und Elbe. Letztere werde infolge<br />
des Hochwassers die Nordsee in den<br />
nächsten Wochen wieder stark belasten.<br />
��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
82.000 <strong>beim</strong> Ersten<br />
Internationalen Elbe-Badetag<br />
82.000 Gäste besuchten die Badefeste im<br />
Rahmen des Ersten Internationalen Elbe-<br />
Badetages am 14. Juli. In 52 Städten und<br />
Gemeinden zwischen der Elbquelle im<br />
tschechischen Riesengebirge und der<br />
Mündung des Flusses in die Nordsee<br />
folgten 6.000 Menschen dem Aufruf, ein<br />
Bad in der Elbe zu nehmen. Viele Bewohner<br />
der Elbufer, Feriengäste und politisch<br />
Verantwortliche in den Elbestädten zeigten<br />
sich erfreut, dass die Gewässergüte<br />
der Elbe ein Bad in dem Fluss wieder<br />
erlaubt.<br />
Die Initiatoren des Badetages, die <strong>Deutsche</strong><br />
Umwelthilfe (DUH) und der Verlag<br />
Gruner+Jahr, zeigten sich zufrieden über<br />
die starke Beteiligung. Die Veranstalter -<br />
Städte, Gemeinden oder Verbände - hatten<br />
Volksfeste, Bademodenschauen,<br />
Feuerwehrübungen, Auftritte von Wassergeistern<br />
und Nixen oder Wettrennen mit<br />
Wasserfahrzeugen organisiert. In Hitzacker<br />
taufte eine Pastorin am Elbufer vier<br />
Kinder. In Schönebeck bei Magdeburg<br />
schwammen 350 Menschen von einem<br />
Ufer zum anderen. Viele ältere Menschen,<br />
die nach Jahrzehnten erstmals wieder in<br />
der deutlich sauberen Elbe badeten,<br />
berichteten über ihre Erinnerungen.<br />
Die Medien berichteten ausführlich. <strong>Der</strong><br />
NDR brachte mehrstündige bundesweite<br />
Fernseh- und Rundfunksendungen über<br />
den Fluss, die Tageszeitungen an der<br />
Elbe brachten den Badetag als Aufmacher.<br />
"Eine eindrucksvolle Sympathiewerbung<br />
für den Fluss," freute sich Roberto<br />
Epple, Leiter des Projekts "Lebendige<br />
Elbe". Aus dem "schmutzigen, trennenden<br />
und gefährlichen" Fluss sei ein Naturparadies<br />
und eine internationale Kulturlandschaft<br />
mit Badewasserqualität geworden.<br />
<strong>Der</strong> Schub des Badetages sei eine gute<br />
Basis, um die Elblandschaft als schützenswerten<br />
Lebensraum für Mensch und Natur<br />
weiterzuentwickeln. <strong>Der</strong> Elbe-Bade-Tag<br />
soll von jetzt an jedes Jahr begangen<br />
werden. ��<br />
Seehundsterben auch durch<br />
Umweltgifte verursacht<br />
Greenpeace: Massensterben bei<br />
Meeressäugern immer häufiger<br />
Eine der wesentlichen Ursachen für das<br />
erneute Seehundsterben in Nord- und<br />
Ostsee durch das Staupe-Virus in diesem<br />
Sommer ist laut Greenpeace die starke<br />
chemische Verschmutzung der Nord- und<br />
Ostsee. Die Umweltorganisation erklärte,<br />
als Säugetiere am Ende der Nahrungskette<br />
reicherten Robben große Mengen<br />
Schwermetalle und Dauergifte in ihrem<br />
Körper an. Das Immunsystem der Tiere<br />
werde in stark belasteten Gewässern<br />
geschwächt, so dass es sich gegen die<br />
Virusinfektion nicht ausreichend zur Wehr<br />
setzen könne. Untersuchungen zeigten,<br />
dass Seehunde in wenig belasteten Meeresgebieten<br />
die Krankheit eher überlebten.<br />
Die Giftbelastung der Tiere aus der<br />
Nord- und Ostsee ist Greenpeace zufolge<br />
derart hoch, dass die Kadaver in D<strong>eutschland</strong><br />
als Sondermüll entsorgt werden<br />
müssen.<br />
Robben seien daher "ein Indikator für den<br />
Zustand der Meere", sagte Greenpeace-<br />
Chemieexperte Manfred Krautter. Verendete<br />
Tiere bei früheren Seehundsterben<br />
wiesen höhere Belastungen mit Schwermetallen<br />
und Dauergiften wie Dioxinen,<br />
PCBs und DDT auf als überlebende Tiere.<br />
Die Tiere würden zunehmend auch durch<br />
neue Dauergifte wie bromierte Flammschutzmittel,<br />
TBT und Chlorparaffine<br />
belastet, die auch chronische Gesundheitsschäden<br />
verursachten.<br />
Meeressäuger wie Robben und Delphine<br />
wurden in den letzten Jahren verstärkt von<br />
Massensterben und schweren Viruserkrankungen<br />
heimgesucht. Am stärksten<br />
betroffen sind Bestände in stark mit Umweltgiften<br />
belasteten Meeresabschnitten<br />
wie der Nordsee oder dem Mittelmeer.<br />
Dauergifte (Fachbegriff: POPs) sind vom<br />
Menschen hergestellte organische Chemikalien,<br />
die sich in der Nahrungskette<br />
anreichern und in der Umwelt nur schwer<br />
abgebaut werden können. Viele Dauergifte<br />
haben sich so über die ganze Erde ausgebreitet.<br />
Über Luft und Flüsse gelangen<br />
sie in die Meere. Greenpeace und andere<br />
Umweltorganisation setzen sich sich für<br />
eine g<strong>rund</strong>legende Reform des EU-Chemikalienrechts<br />
und für ein globales Verbot<br />
von Dauergiften ein. ��<br />
• Tauziehen um Trinkwasser-<br />
Liberalisierung<br />
Bundesverband Bürgerinitiativen<br />
Umweltschutz (BBU), AK Wasser,<br />
BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong>, Nikolaus Geiler,<br />
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg<br />
eMail: nik@akwasser.de<br />
Internet: www.akwasser.de<br />
Rat von Sachverständigen für Umweltfragen,<br />
Reichpietschufer 60, 10785<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 26 36 96-0, Fax -109<br />
eMail: sru@uba.de<br />
Internet: www.umweltrat.de<br />
• Grenzen der Privatisierung<br />
BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />
Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />
eMail: presse@bmu.de<br />
Internet: www.bmu.de<br />
• Nordsee war sauberer<br />
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />
(BSH), Bernhard-Nocht-Str.<br />
78, 20359 Hamburg<br />
Tel. 040 / 3190-0, Fax -5000<br />
eMail: posteingang@bsh.d400.de<br />
Internet: www.bsh.de<br />
• 82.000 <strong>beim</strong> Ersten<br />
Internationalen Elbe-<br />
Badetag<br />
<strong>Deutsche</strong> Umwelthilfe (DUH), Güttinger<br />
Str. 19, 78315 Radolfzell<br />
Tel. 07732 / 9995-0, Fax -77<br />
eMail: info@duh.de<br />
Internet: www.elbebadetag.de<br />
www.duh.de<br />
• Seehundsterben auch durch<br />
Umweltgifte verursacht<br />
Greenpeace, Bereich Chemie, Manfred<br />
Krautter, Große Elbstr. 39, 22767<br />
Hamburg<br />
Tel. 040 / 306-18358, Fax -31158<br />
eMail:<br />
manfred.krautter@greenpeace.de<br />
Internet: www.greenpeace.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��43�
Verschiedenes ����<br />
Gesundheitsgefährdung durch<br />
Mobilfunksendeanlagen<br />
Industrie von Haftung ausgeschlossen<br />
Das Hamburger Umweltinstitut hat vor der<br />
elektromagnetischen Strahlung von Mobilfunksendeanlagen<br />
gewarnt. Diese liege in<br />
einem Frequenzbereich, in dem der<br />
menschliche Organismus Nervenimpulse<br />
übertrage und in dem auch hormonelle<br />
Prozesse beeinflusst würden, erklärte der<br />
wissenschaftliche Leiter des Instituts, Prof.<br />
Michael Braungart. Hauptproblem sei die<br />
Dauer der Belastung. Die Auswirkungen<br />
seien erst nach mehreren Jahrzehnten<br />
genau bestimmbar. Viele Menschen reagierten<br />
mit Verhaltensveränderungen und<br />
Kopfschmerzen, wenn ein elektromagnetisches<br />
Feld eingeschaltet werde. Die Belastung<br />
sei "ähnlich hoch wie <strong>beim</strong> Passivrauchen",<br />
so Braungart. Das Institut kritisiert<br />
zudem, dass die neuen Sendemasten<br />
in zu geringen Abständen zum Wohnbereich<br />
von Menschen aufgestellt würden<br />
und dass die Industrie von der Haftung<br />
ausgeschlossen sei.<br />
Die deutschen Mobilfunkbetreiber stützen<br />
sich dagegen auf Studien von Wissenschaftlern,<br />
die nach Angaben von T-Mobile-Sprecher<br />
Stangenberg "bestätigen,<br />
dass der deutsche Grenzwert ausreichend<br />
ist".<br />
Grüne wollen sich für mehr<br />
Transparenz einsetzen<br />
Die Grünen im Bundesag mahnten unterdessen<br />
mehr Rechte auf Information und<br />
Bürgerbeteiligung <strong>beim</strong> Mobilfunk an und<br />
forderten öffentlichen Zugang zu den<br />
Daten des Standortkatasters. Gesetzliche<br />
Regelungen seien nach wie vor notwendig,<br />
wo Selbstverpflichtungen an ihre Grenzen<br />
stießen. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen<br />
von Mobilfunkbetreibern gegenüber<br />
Kommunen und Bundesregierung hätten<br />
Verbesserungen hauptsächlich für die<br />
Kommunen gebracht, nicht aber für die<br />
Bürgerinnen und Bürger, erklärte die<br />
Grünen-Abgeordnete Ulrike Höfken. Ende<br />
des Jahres steht der erste Bericht der<br />
Betreiber über die Umsetzung einer solchen<br />
Verpflichtung an. �<br />
44�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Studie mit Telekom-Beteiligung:<br />
Mobilfunk verändert Schlafstruktur<br />
Russische Wissenschaftler haben unter<br />
Beteiligung des Leiters der biologischen<br />
Abteilung der <strong>Deutsche</strong>n Telekom AG die<br />
Gehirnströme schlafender Versuchspersonen<br />
ausgewertet, die dem elektromagnetischen<br />
Feld eines Standard-GSM-Handys<br />
ausgesetzt waren. Im Vergleich zur nichtexponierten<br />
Kontrollgruppe wurden Einflüsse<br />
auf den Schlaf und Gehirnstromveränderungen<br />
festgestellt. Die Wissenschaftler<br />
bezogen in ihre Gesamtbewertung<br />
auch bereits vorliegende Studien zu Einflüssen<br />
von Mobilfunkstrahlung auf den<br />
Schlaf ein und schlussfolgerten, dass die<br />
von Mobiltelefonen ausgehenden elektromagnetischen<br />
Felder die Schlafstruktur<br />
veränderten, wodurch unter anderem die<br />
REM-Phasen reduziert würden. Dies könne<br />
bei Menschen zur Verringerung der<br />
Anpassungsreaktionen und im Ergebnis<br />
zur Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes<br />
führen.<br />
Norbert Hankin, Sprecher der Strahlenschutzabteilung<br />
der US-Umweltbehörde<br />
EPA, hat nach einem Bericht der RCR<br />
Wireless News Ende August eingeräumt,<br />
dass die derzeitigen Strahlenschutz-<br />
Standards für Mobiltelefone zu hoch sein<br />
könnten, da sie nicht vor athermischen<br />
Effekten schützten.<br />
Nach einem Bericht der Zeitschrift Publik-<br />
Forum wurden seit den 90er Jahren mehrfach<br />
Wissenschaftler von ihren Auftrag-<br />
und Arbeitgebern unter Druck gesetzt,<br />
kritische Ergebnisse aus der Mobilfunkforschung<br />
nicht zu veröffentlichen. ��<br />
Sommerakademie diskutierte<br />
über Globalisierung<br />
Konkrete Lösungen für konkrete<br />
Probleme statt einfacher Antworten<br />
Bei der ersten Sommerakademie des<br />
globalisierungskritischen Netzwerks Attac<br />
in Marburg haben <strong>rund</strong> 1000 Aktive und<br />
Besucher teilgenommen. Fünf Tage lang<br />
diskutierten sie die unterschiedlichen<br />
Aspekte von Globalisierung. Auf 150<br />
Seminaren, Workshops und Podiumsdiskussionen<br />
wurden Ursachen neoliberaler<br />
Politik analysiert und Alternativen gesucht.<br />
Dabei sei deutlich geworden, dass es<br />
"einfache Antworten für eine bessere Welt"<br />
nicht geben könne, sondern konkrete<br />
Lösungen für konkrete Probleme gebraucht<br />
würden, sagte Pressesprecherin<br />
Eleonore Wiedenroth.<br />
Auf der Podiumsdiskussion zu "Alternativen"<br />
hob Wolfgang Sachs vom Wuppertal<br />
Institut hervor, die Globalisierung berühre<br />
den Alltag jedes Einzelnen: so sei auch<br />
die Veränderung des Geschmacks und<br />
des Konsumverhaltens ein wichtiger<br />
Schritt. Herrman Scheer, SPD-Bundestagsabgeordneter<br />
und Eurosolar-Präsident,<br />
argumentierte, der Motor der heutigen<br />
Globalisierung sei die Abhängigkeit<br />
von fossilen Energiequellen. Ein Umschwenken<br />
auf erneuerbare Energien<br />
bedeute auch Re-Regionalisierung mit all<br />
ihren positiven Folgen. Ana Esther Ceceña<br />
von der Autonomen Universität Mexico<br />
sagte, das Versprechen "Handel bringt<br />
Wohlstand" sei zu einem Albtraum für die<br />
Länder des Südens geworden und die<br />
Welthandelsorganisation ein "Vehikel für<br />
globale wirtschaftliche Dominanz". Die<br />
Malaysierin Lim Li Ching vom Third World<br />
Network forderte, den Wirkungskreis der<br />
WTO auf industrielle Güter zu beschränken.<br />
Sie appellierte an die Solidarität der<br />
Menschen des Nordens, sich bei ihren<br />
Politikern für eine gerechte Weltordnung<br />
einzusetzen.<br />
Seit den Protesten gegen den G8-Gipfel in<br />
Genua 2001 ist die Zahl der Attac-Mitglieder<br />
von 400 auf 8.000 gestiegen, <strong>rund</strong><br />
120 Ortsgruppen gründeten sich. Auch an<br />
den bevorstehenden internationalen<br />
Protesten gegen neoliberale Globalisierungspolitik<br />
auf dem Europäischen Sozialforum<br />
in Florenz im November sowie <strong>beim</strong><br />
EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember<br />
wollen sich Globalisierungskritiker aus<br />
D<strong>eutschland</strong> wieder aktiv beteiligen. Am<br />
14. September findet ein Aktionstag in<br />
Köln statt. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Naturschutzwettbewerb<br />
MUNA belohnt Ehrenamt<br />
30.000 Euro Preisgelder stehen zur<br />
Verfügung<br />
Zum zweiten Mal findet derzeit der Naturschutzwettbewerb<br />
"MUNA" (Mensch und<br />
Natur) statt. Ehrenamtliche Naturschützer<br />
können sich bis zum 6. September für<br />
"MUNA 2002" bewerben. Bewerber können<br />
formlos die schriftliche Darstellung<br />
eines Projekts, einer Initiative oder einer<br />
Aktion einsenden. Fünf Gewinner erhalten<br />
je 5.000 Euro Preisgeld, die für ihre<br />
Projekte oder andere Naturschutz-Ideen<br />
verwendet werden sollen.<br />
Neben dem ZDF und der <strong>Deutsche</strong>n Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) beteiligt sich in<br />
diesem Jahr die Reinigungsmittelfirma<br />
Werner & Mertz ("Frosch") an der Ausrichtung.<br />
Sie stiftet zur Preisverleihung am<br />
17. November im ZDF einen Zuschauerpreis.<br />
Per Telefonabstimmung kann das<br />
Publikum aus den fünf Gewinnern ein<br />
Lieblingsprojekt wählen, das dann insgesamt<br />
10.000 Euro mit nach Hause nehmen<br />
kann.<br />
Multiplikator-Effekt: 100.000 Euro zur<br />
Finanzierung von Folgeprojekten<br />
Für ebenso wichtig wie die Auszeichnung<br />
der Gewinner halten die Veranstalter die<br />
Finanzierung von Folgeprojekten nach<br />
dem Vorbild der Sieger: 100.000 Euro<br />
stellt die DBU dafür zur Verfügung. Bis zu<br />
50 Multiplikatorprojekte sollen damit<br />
gefördert werden, um die Ideen der Preisträger<br />
bundesweit zu verbreiten.<br />
Ein Preis wie MUNA sei wichtig, um die<br />
Menschen, die sich ehrenamtlich um den<br />
Naturschutz bemühen, zu bestärken und<br />
Nachahmer zu motivieren, sagte DBU-<br />
Generalsekretär Fritz Brickwedde. Ohne<br />
ehrenamtliches Engagement sei Naturschutz<br />
in D<strong>eutschland</strong> nicht denkbar.<br />
Gerade für den Naturschutz seien kleine,<br />
regionale Aktivitäten von unschätzbarem<br />
Wert. Doch auch die breitenwirksame<br />
Veröffentlichung sei von großer Bedeutung.<br />
MUNA soll nach Auskunft von Brickwedde<br />
Menschen erreichen, "die sich in<br />
ihrem Alltag sonst vielleicht nicht für den<br />
Naturschutz interessieren". Hier könne<br />
man ihnen den Wert dieser Arbeit verdeutlichen.<br />
��<br />
TBT-haltige Schiffsanstriche in<br />
D<strong>eutschland</strong> verboten<br />
Das Bundeskabinett hat Mitte August das<br />
Verbot tributylzinnhaltiger Schiffsanstriche<br />
ab Januar nächsten Jahres beschlossen.<br />
Umweltverbände wie der WWF und Greenpeace<br />
und auch das Bundesumweltministerium<br />
hatten sich seit langem für die<br />
Entlastung der Meeresumwelt von den<br />
hormonell wirksamen Giften eingesetzt.<br />
Tributylzinn (TBT) führt schon bei niedrigen<br />
Konzentrationen zur Vermännlichung<br />
bei weiblichen Meeresschnecken. Bisher<br />
werden allein in der EU jährlich 1.300<br />
Tonnen TBT in Schiffsanstrichen verwendet.<br />
Mit der Verbotsverordnung wird eine<br />
EU-Richtlinie umgesetzt. <strong>Der</strong> Verordnung<br />
muss noch der Bundesrat zustimmen. �<br />
AG Ökologie und<br />
Globalisierung gegründet<br />
Nach Entwicklungsorganisationen und<br />
Gewerkschaften haben auch Umweltorganisationen<br />
ihre Kritik an der Globalisierung<br />
formuliert. Die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft<br />
Ökologie und Globalisierung<br />
des globalisierungskritischen Netzwerks<br />
Attac will "die Zusammenhänge zwischen<br />
neoliberaler Globalisierung und Umweltzerstörung<br />
öffentlich bekannt machen",<br />
hieß es in der Einladung zu einem ersten<br />
Treffen in Frankfurt.<br />
Die 50 TeilnehmerInnen kamen aus allen<br />
Teilen der Umweltbewegung. Vertreten<br />
waren unter anderem der BUND, Greenpeace,<br />
Eurosolar, die Naturfreunde, der<br />
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz<br />
(BBU), das Wuppertal-Institut, das<br />
Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung<br />
und die Entwicklungsorganisation<br />
Urgewald.<br />
Bisher sei "zu wenig öffentlich gemacht<br />
worden, dass Globalisierung und Ökologie<br />
untrennbar verbunden sind", sagte Daniel<br />
Mittler vom BUND. Auf dem ersten Treffen<br />
wurde ein Papier über die "ökologischen<br />
Grenzen der Globalisierung" diskutiert. Die<br />
Autoren setzen sich mit den Auswirkungen<br />
des Wirtschaftswachstums, der Schuldenkrise,<br />
der Verlagerung von Produktionsstätten<br />
in Entwicklungsländer und den<br />
Folgen von Energieverbrauch und Transport<br />
auseinander. ��<br />
• Mobilfunkstrahlung<br />
verändert Schlaf und<br />
Gehirnströme<br />
Hamburger Umweltinstitut, Prof. Michael<br />
Braungart, Feldstr. 36, 20357<br />
Hamburg<br />
Tel. 040 / 43920-91, Fax -85<br />
eMail: hui@hamburger-umweltinst.org<br />
Internet:<br />
www.hamburger-umweltinst.org<br />
Publik-Forum 14/2002 (Antje Bultmann:<br />
"Strahlen, Tauben und Tumore")<br />
Tel. 06171 / 7003-0, Fax -40<br />
eMail: redaktion@publik-forum.de<br />
Gehirnstrom-Studie (engl.) im Internet:<br />
www.elektrosmognews.de/studien/<br />
brainpotentials.doc<br />
• Sommerakademie diskutiert<br />
über Globalisierung<br />
Planungsgruppe Sommerakademie<br />
Marburg, Anne Rasch<br />
Tel. 06421 / 3087-06, -08<br />
eMail: sommerakademie@<br />
attac-netzwerk.de<br />
Internet: www.attac-netzwerk.de/<br />
sommerakademie<br />
• Naturschutzwettbewerb<br />
MUNA belohnt Ehrenamt<br />
ZDF, MUNA 2002, 55115 Mainz<br />
Internet: www.dbu.de<br />
• AG Ökologie und<br />
Globalisierung gegründet<br />
AG Ökologie und Globalisierung, Sören<br />
Janssen<br />
Tel. 0177-4166487<br />
eMail: janssen@attac-netzwerk.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��45�
Verbände ����<br />
"Die Umweltbewegung hat<br />
sich institutionalisiert"<br />
Interview mit Michael Zschiesche<br />
Die Umweltbewegung ist heute institutionalisiert<br />
- und das ist auch gut so, solange<br />
sie transparent und realitätsbezogen<br />
bleibt. Dies meint Michael Zschiesche vom<br />
Unabhängigen Institut für Umweltfragen<br />
(UfU). <strong>Der</strong> 38-jährige Ökonom und Jurist<br />
arbeitet seit 1991 <strong>beim</strong> UfU, der ersten<br />
Institutsgründung in den neuen Bundesländern.<br />
Heute ist er Vorstandssprecher<br />
und Geschäftsführer. Das in Halle/Saale<br />
und Berlin ansässige gemeinnützige<br />
Forschungsinstitut arbeitet an neuen<br />
Konzepten zu Energiesparen, Verkehrslärm,<br />
Monitoring oder Umweltrecht. Mit<br />
Michael Zschiesche sprach Nick Reimer,<br />
taz-Umweltredakteur.<br />
Herr Zschiesche, wenn wir die Intensität<br />
der Umweltbewegung über die<br />
letzten Jahre verfolgen - wie verläuft<br />
die Kurve, die sich ergibt?<br />
Anfang der 90er hatte sie ein sehr hohes<br />
Niveau. Ab Mitte der 90er Jahre ging sie<br />
nach unten, inzwischen hat sie sich stabilisiert,<br />
auf recht hohem Niveau. Was als<br />
Bewegung begann, hat sich inzwischen<br />
vor allem institutionell entwickelt. Hier ist<br />
die Bewegung professioneller, aber auch<br />
gefestigter geworden - ich würde sogar<br />
sagen: institutionell abgesichert.<br />
Bewegung als Institution?<br />
Sicher verknüpft man mit "Bewegung"<br />
etwas anderes: Spontaneität, Kreativität,<br />
auch anarchistische Elemente; jedenfalls<br />
starken Veränderungswillen. Daraus wurde<br />
die Umweltbewegung anfangs sehr<br />
stark gespeist. Heute vermisst man oft<br />
solche Wesenszüge. So gesehen gibt es<br />
keine Umweltbewegung mehr. Ich aber<br />
sage: Es gibt heute eine ganz klare Andersartigkeit<br />
der Umweltbewegung. Und<br />
die hat mit Institutionalisierung zu tun.<br />
Hat Bewegung nicht etwas mit Masse<br />
zu tun? Mit Resonanz?<br />
Masse im Sinne von massivem Druck einer<br />
großen Zahl von Menschen, sicher. Unbestritten<br />
ist auch, dass die Resonanz der<br />
Umweltbewegung in der Bevölkerung<br />
heute geringer ist als Anfang der 90er<br />
Jahre. <strong>Der</strong> Resonanzboden ist aber auch<br />
anders geworden. Die Umweltprobleme<br />
sind heute komplexer, in einer anderen<br />
Dimension wahrnehmbar. Heute ist es<br />
nicht mehr der Industriekonzern, der sich<br />
durch die Dreckfahne aus seinem Schornstein<br />
verdächtig macht. �<br />
46�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Es war - aus heutiger Sicht - einfach,<br />
hierzu eine Resonanz, eine Antwort in der<br />
Gesellschaft, zu erzeugen. Gewissermaßen<br />
waren Gut und Böse erkennbar. Heute ist<br />
das nicht mehr so. <strong>Der</strong> moralische Anspruch,<br />
einst wesentlicher Impuls der Bewegung,<br />
ist nicht mehr aufrecht zu erhalten.<br />
Die Probleme sind gar nicht mehr<br />
ohne Weiteres wahrnehmbar. Ein entsprechendes<br />
G<strong>rund</strong>interesse und ein Sichdamit-Beschäftigen<br />
sind dafür notwendig.<br />
Das ist aber derzeit nur Wenigen gegeben<br />
- insofern ist der Resonanzboden kleiner<br />
geworden. Gleichzeitig ist dieser Boden<br />
heute anders geartet, weil ja auch vieles<br />
erreicht worden ist. Und damit wird der<br />
Mehrheit vorgespiegelt, alles sei bestens.<br />
Das nimmt der Umweltbewegung ein Stück<br />
Kraft, aber auch ein Stück Legitimation.<br />
Was ist heute das Umweltproblem<br />
Nummer eins?<br />
<strong>Der</strong> nach wie vor ungezügelte Verbrauch<br />
von Ressourcen, letztlich unsere Wirtschaftsweise.<br />
Wenn man so will: die Haltung,<br />
keine Verantwortung übernehmen<br />
zu wollen. Das Motto heißt: Na und? Aber<br />
hier ist die institutionalisierte Umweltbewegung<br />
auch Teil des Problems. Auch da<br />
ist jetzt viel Effekthascherei dabei, viel<br />
Marketing, Werbung, Mode. Oberflächliches<br />
in einer oftmals oberflächlichen Zeit.<br />
Umweltbewegung als Teil eines<br />
Umweltproblems?<br />
Die - pathetisch gesprochen - Vorbildrolle,<br />
die einst die Bewegung für sich reklamieren<br />
konnte, die auch in der Bevölkerung<br />
legitimiert war, ist verloren gegangen.<br />
Was ist effizienter? Die Struktur heute<br />
oder die Bewegung damals?<br />
Effizienter aus welcher Sicht? Das ist<br />
schwer messbar. Ich denke aber, dass mit<br />
funktionierenden Institutionen auch heute<br />
noch eine ganze Menge erreicht werden<br />
kann. Unstrittig ist allerdings, dass es<br />
diesem Apparat absehbar nicht gelingen<br />
wird, starke Änderungen im Bewusstsein<br />
der Gesellschaft - bei der Mehrheit der<br />
Menschen - zu erzeugen.<br />
Warum nicht?<br />
Umfragen verraten, dass viele Menschen<br />
bereit sind, mehr für den Umweltschutz zu<br />
tun, etwa mehr Geld für ökologische Lebensmittel<br />
auszugeben. Umweltprobleme<br />
haben immer noch eine große Priorität.<br />
Dieses Bewusstsein ist Erfolg und Produkt<br />
der Umweltbewegung der Vergangenheit.<br />
Die Bereitschaft, danach zu handeln, ist<br />
aber dann letztlich nicht da. �<br />
Was halten Sie von der Arbeit der<br />
Bürgerinitiativen?<br />
In den neuen Bundesländern, wo ich vor<br />
allem tätig bin, ist dies sehr differenziert<br />
zu sehen. Meist ist ein lokales Problem<br />
Auslöser dieser Initiativen. Diejenigen, die<br />
sich engagieren, sind bereit, viel Zeit zu<br />
investieren - indem sie in ihrer Freizeit<br />
Baupläne oder Rechtsvorschriften studieren,<br />
Geld für Prozesskosten spenden.<br />
Aber meist ist diese Arbeit dem lokalen<br />
Problem gewidmet. Nein, das ist keine<br />
"neue" Umweltbewegung...<br />
Eher eine "Betroffenenbewegung"?<br />
Das ist treffender. Zweifellos war die<br />
Umweltbewegung am Anfang auch eine<br />
Betroffenenbewegung - heute aber nicht<br />
mehr. Bei vielen Fachproblemen lässt sich<br />
keine Betroffenheit in der Gesellschaft<br />
hervorrufen. Die Probleme sind oft auch<br />
so speziell, dass sie nur noch von Fachleuten<br />
verstanden werden.<br />
Wie reagierte die Umweltbewegung?<br />
Sie hat sich stark spezialisiert. Wir haben<br />
heute Arbeitskreise und Experten. <strong>Der</strong><br />
Vielgestaltigkeit der Umweltprobleme<br />
begegnet die Bewegung mit organisierter<br />
Differenziertheit, um so auch differenzierte<br />
Antworten geben zu können. Das ist<br />
eine unwahrscheinlich aufwändige, zum<br />
Teil völlig unspektakuläre Arbeit, die man<br />
manchmal gar nicht sieht. Und sie hat<br />
nicht annähernd die Wirkung und den<br />
Erfolg, die etwa ein besetzter Schornstein<br />
einst zeigten. Den Umweltexperten sitzt<br />
zudem ein Heer gut bezahlter Wissenschaftler<br />
gegenüber, die viel mehr Fachwissen,<br />
Erfahrung und Ressourcen haben.<br />
Hochspezialisierte Experten-Teams -<br />
die Umweltbewegung der Zukunft?<br />
Wenn sich Politik, Wirtschaft oder Lobbyisten<br />
so bewegen, muss die Antwort darauf<br />
mindestens ebenbürtig sein. Idealerweise<br />
müsste die Umweltbewegung immer einen<br />
Schritt schneller sein: bei der Anwendung<br />
von Technologien, in der Umsetzung -<br />
eben pfiffig, schnell, kreativ.<br />
Was raten Sie der - wie Sie sagen -<br />
institutionalisierten Umweltbewegung,<br />
um fit für die Zukunft zu werden?<br />
Die Umweltbewegung kämpft heute mit<br />
Problemen, die professionell arbeitende<br />
größere Organisationen in anderen Bereichen<br />
auch haben: Wie finde ich gut ausgebildete<br />
Spezialisten, wie halte ich sie?<br />
Wie kann man die eigenen Abläufe so<br />
optimieren, dass man konkurrenzfähig<br />
bleibt? Wie die Finanzierung gestalten? �
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Die institutionelle Umweltbewegung muss<br />
personelle Kontinuität erreichen. Dafür<br />
muss sie sich einigermaßen finanziell<br />
absichern - nicht nur über staatliche<br />
Gelder, auch über Spendenwerbung,<br />
Mitgliedsbeiträge, Drittmittel. Anders als<br />
bei anderen Organisationen ist für die<br />
Umweltbewegung ganz wichtig, dass sie<br />
glaubwürdig bleibt. Transparenz ist entscheidend,<br />
demokratische Regeln und<br />
Mitbestimmung der Basis. Kurzfristig<br />
muss die Umweltbewegung wieder mehr<br />
konzeptionelle Angebote an die Gesellschaft<br />
unterbreiten - und zwar jenseits<br />
des Spezialwissens. Und wichtig ist Geduld.<br />
Wenn Bewegungen stagnieren,<br />
beobachtet man häufig, dass sie sektiererische<br />
Züge annehmen. Das hat uns der<br />
Kommunismus deutlich gezeigt. Umweltschützer<br />
müssen aufpassen, dass sie<br />
nicht das gleiche Schicksal ereilt.<br />
Muss die Umweltbewegung globaler<br />
denken?<br />
Die Wirtschaft breitet sich mit enormem<br />
Tempo aus. Die Frage ist: Wie kann die<br />
Umweltbewegung diesen Prozess mindestens<br />
ebenbürtig begleiten? Entscheidend<br />
wird die Qualität der Vernetzung sein, die<br />
Geschwindigkeit, in der bestimmte Informationen<br />
verfügbar sind. Ein Beispiel: Ich<br />
arbeite <strong>beim</strong> "Umweltrechtsnetzwerk<br />
weltweit" mit. Das ist eine Organisation, in<br />
der fortschrittliche Umweltrechtler, Anwälte<br />
und unabhängige Experten genauso<br />
mitarbeiten wie Betroffene. Über eine<br />
Datenplattform wird ein Nord-Süd- und<br />
Ost-West-Austausch organisiert. Einer<br />
meiner letzten Fälle war der: In Argentinien<br />
sollte eine Klärschlammanlage gebaut<br />
werden, in der Schlämme radioaktiv<br />
bestrahlt werden. Dies sollte den Abfall<br />
keimfrei machen. Die Firma, die die Anlage<br />
bauen wollte, argumentierte, dies sei eine<br />
probate Methode, die bereits in D<strong>eutschland</strong><br />
Anwendung finde. <strong>Der</strong> dortige Anwalt<br />
einer Nichtregierungsorganisation hat<br />
dann per E-Mail eine entsprechende<br />
Anfrage in das Netz gestellt. Ich habe<br />
daraufhin hier nach der Firma recherchiert,<br />
die als Referenz genannt wurde. Es<br />
gab tatsächlich eine Versuchsanlage mit<br />
dieser Technologie in D<strong>eutschland</strong>. Die<br />
hat aber weder die gewünschten Ergebnisse<br />
gebracht noch eine Zulassung bekommen.<br />
Die Argentinier waren mit diesen<br />
Informationen bestens gerüstet. Wenn<br />
man Globalisierung als Vernetzung von<br />
Informationen begreift, ist sie sehr wichtig<br />
für die Umweltbewegung. Ich würde mir<br />
wünschen, dass solche Netzwerke viel<br />
stärker an Gewicht gewinnen. �<br />
Das Internet als globales Hirn der<br />
Umweltbewegung?<br />
Ja, aber eher "Kanal" als "Hirn", da das<br />
Internet hauptsächlich der Verteilung von<br />
Informationen dient. Die Umweltbewegung<br />
war vor zehn Jahren noch ziemlich technikskeptisch.<br />
Das hat sich geändert. Heute<br />
gibt es eine große Begeisterung, fast<br />
schon Vergötterung des Computers. Das<br />
ist aber nicht das Hauptproblem. Im Gegenteil,<br />
wie manche Aktiven sich unter<br />
einfachsten Bedingungen ein Computer-,<br />
Problem- und Expertenwissen erarbeitet<br />
haben, das ist phantastisch.<br />
Was sollen denn Computerexperten<br />
und Netzwerke allein transportieren?<br />
Ich will die Umweltprobleme hier vor Ort<br />
nicht klein reden. Aber sie sind eben<br />
anders als die, die es in vielen Schwellenländern<br />
gibt. Dort kann man momentan<br />
jene Probleme beobachten, die in<br />
D<strong>eutschland</strong> in den 70er Jahren sichtbar<br />
waren. Diese Probleme führen zu starken<br />
Widersprüchen, aus denen "dort" wie einst<br />
"hier" eine wirkliche Massenmobilisierung<br />
wird. Die interessante Frage ist nun: Wie<br />
schafft es die Umweltbewegung hier, diese<br />
Kraft für sich verfügbar zu machen? Angesichts<br />
der Internationalität der ökologischen<br />
Probleme ist es wichtig, dass etwas<br />
von der Umweltszene dort, etwas an<br />
Ideen, an Bewegung hierher überschwappt<br />
und das Feuer wieder entfacht.<br />
Entscheidend wird sein, welche Netzwerke<br />
die Umweltbewegung sich dafür schafft.<br />
Glauben Sie, dass die Umweltbewegung<br />
bald wieder stärker wird?<br />
Es gibt eine Theorie, die ich für nicht<br />
unrealistisch halte: Die Umweltbewegung<br />
durchläuft unterschiedliche Wellen. Die<br />
Frage ist: Sind wir im Moment im Wellental<br />
- in einer Art Sättigungsphase? Dann<br />
käme als nächstes der Wellenkamm - ein<br />
ungeheurer Problemdruck.<br />
Und dem steht dann die institutionalisierte<br />
Umweltbewegung gegenüber?<br />
Strukturen oder Apparate sind immer nur<br />
die Antwort auf gesellschaftliche Realitäten.<br />
Das kann man ganz gut anhand der<br />
Gewerkschaften studieren. Ihre Struktur ist<br />
heute ihrem Wirkungsfeld nicht mehr<br />
angemessen. Und so wie sich der Gewerkschaftsapparat<br />
den Realitäten anzupassen<br />
versucht, wird dass auch die Umweltbewegung<br />
tun müssen. ��<br />
• "Die Umweltbewegung hat<br />
sich institutionalisiert"<br />
UfU, Michael Zschiesche, Greifswalder<br />
Str. 4, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 428-49930, Fax -00485<br />
eMail: zischei@cityweb.de<br />
Kurzfassung dieses und neun weiterer<br />
Interviews mit prominenten Umweltaktivisten<br />
(Hermann Scheer, Michaele<br />
Hustedt, Angelika Zahrnt u.a.) in:<br />
Nick Reimer, "Die Zukunft der Umweltbewegung<br />
- Analysen und Strategien in<br />
10 Interviews", Verlag baerens & fuss,<br />
Leipzig 2002, 60 S., 12,- Euro<br />
Herausgeber/Bezug: Grüne Liga ,<br />
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 2044-745, Fax -468<br />
eMail: material@grueneliga.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��47�
Verbände ����<br />
50 Jahre Bund gegen<br />
Missbrauch der Tiere<br />
Mit einer festlichen Veranstaltung zur<br />
Tierschutzpolitik der Zukunft hat der<br />
"Bund gegen Missbrauch der Tiere" am<br />
26. August in Berlin sein 50. Jubiläum<br />
begangen. Bundesverbraucherministerin<br />
Renate Künast gratulierte der Tierschutzorganisation<br />
und dankte den Aktiven für<br />
ihr großes Engagement. "Das schönste<br />
Geschenk zu Ihrem Jubiläum, die Aufnahme<br />
des Tierschutzes ins G<strong>rund</strong>gesetz,<br />
haben Sie mit Ihrem langjährigen Einsatz<br />
auch selbst erarbeitet", sagte die Minsterin.<br />
Bei aller Freude bleibe jedoch noch<br />
viel zu tun. Das "Dauerproblem Tiertransporte"<br />
und weitere Regelungen für die<br />
Nutztierhaltung stünden ganz oben auf<br />
der Tagesordnung. Zu der Veranstaltung<br />
waren auch die tierschutzpolitischen<br />
Sprecher der Bundestagsparteien gekommen.<br />
Schirmherrin für die Jubiläumsfeiern<br />
unter dem Motto "50 tierische<br />
Jahre" ist die WDR-Fernsehmoderatorin<br />
Claudia Ludwig.<br />
<strong>Der</strong> "Bund gegen Missbrauch der Tiere"<br />
wurde 1952 als Nachfolger des von den<br />
Nationalsozialisten verbotenen "Bundes<br />
gegen die Vivisektion" gegründet. <strong>Der</strong><br />
Verband gehört heute mit über 23.000<br />
Mitgliedern zu den großen, seriösen<br />
Tierschutzorganisationen in D<strong>eutschland</strong>.<br />
Ihm sind sieben Tierheime und elf Geschäftsstellen<br />
angeschlossen.<br />
Die Vorsitzende Jutta Breitwieser zog eine<br />
positive Bilanz der Tierschutzarbeit. Seit<br />
1952 wurden in den Tierheimen über<br />
500.000 Tiere betreut und vermittelt, vor<br />
allem Katzen, Hunde und Kleintiere, aber<br />
auch Pferde, Schweine und Schafe.<br />
Daneben betreibt der Verband auch mehrere<br />
Gnadenhöfe. Insgesamt werden<br />
derzeit 726 Gnadenbrottiere betreut.<br />
Monatlich werden über 50.000 Euro aus<br />
Spenden, Nachlässen und Mitgliedsbeiträgen<br />
für die Betreuung aufgewendet.<br />
Daneben betreibt der Verband politische<br />
Lobbyarbeit besonders in der landwirtschaftlichen<br />
Tierhaltung. Einer der größten<br />
Erfolge war das kürzlich beschlossene<br />
Verbot der Käfighaltung von Legehennen.<br />
1998 rief die Tierschutzorganisation das<br />
Projekt "Tierschutz im Unterricht" ins<br />
Leben. Eine Tierschutzlehrerin besucht<br />
auf Anfrage Schulen und unterrichtet zu<br />
Fragen des Tierschutzes. Das Jubiläumsjahr<br />
wird mit vielen verschiedenen Veranstaltungen<br />
begangen. ��<br />
48�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
20 Jahre Robin Wood<br />
In seiner Jubiläumsausgabe nahm das<br />
Robin Wood Magazin seine LeserInnen mit<br />
auf eine Reise durch 20 Jahre Umweltbewegung.<br />
Aktionsfotos aus den achtziger<br />
Jahren erinnerten daran, wie die ersten<br />
"Rächer der Entlaubten" auf Schornsteinen<br />
gegen das Waldsterben demonstrierten<br />
("Entschwefeln statt schwafeln") oder<br />
die Aktion GiroBlau mit fantasievollen<br />
Methoden zur Bezahlung der Stromrechnung<br />
starteten.<br />
Seitdem hat sich das Themenspektrum<br />
von Robin Wood erheblich erweitert.<br />
Geblieben sind bis heute die kreativen<br />
Aktionen. "Umweltprobleme sind Alltag<br />
und altbekannt geworden. Sie rutschen<br />
nur mit erheblicher Nachhilfe in die Kanäle<br />
der modernen Mediendemokratie", weiß<br />
Reiner Metzger, taz-Umweltredakteur und<br />
langjähriger Robin-Wood-Aktivist. Er<br />
schaute in seinem Beitrag auch in die<br />
Zukunft und skizziert die Rolle der Umweltbewegung,<br />
insbesondere die von<br />
Robin Wood.<br />
Djoeke Lueken, seit 20 Jahren Leiterin der<br />
Bundesgeschäftsstelle von Robin Wood in<br />
Bremen, wünschte Robin Wood vor allem<br />
genügend Nachwuchs, um die "ganz<br />
besondere Rolle" innerhalb der Umweltbewegung<br />
zu besetzen - bis alle Umweltprobleme<br />
gelöst sind.<br />
Nach 20 Jahren Engagement für die Umwelt<br />
haben die Aktiven von Robin Wood<br />
einiges bewegt. Trotzdem gibt es noch<br />
viel zu tun.<br />
Die spektakulären Schornsteinbesetzungen<br />
aus der Anfangszeit von Robin Wood<br />
haben den Einbau von Entschwefelungsanlagen<br />
in Kraftwerken beschleunigt.<br />
Dennoch ist der Wald weiter durch Luftschadstoffe<br />
aus Verkehr und Landwirtschaft<br />
in Gefahr.<br />
Robin Wood hat Verladekräne zum Umschlag<br />
von Tropenholz besetzt. AktivistInnen<br />
sind Baumärkten aufs Dach gestiegen<br />
und haben erreicht, dass etliche Handelsketten<br />
nur noch Gartenmöbel mit dem<br />
Gütesiegel des FSC verkaufen. Trotzdem<br />
werden heute jedes Jahr Millionen Hektar<br />
Regenwald zerstört. �<br />
Das Milliardengrab Transrapid von Hamburg<br />
nach Berlin wird nicht gebaut, aber<br />
schon wird an anderen Orten geplant.<br />
Allen Protesten von Robin Wood und<br />
seinen UnterstützerInnen zum Trotz<br />
wachsen der Individualverkehr und der<br />
Flugverkehr weiter ungebremst - mit allen<br />
negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit<br />
und unser Klima.<br />
Für den Atomausstieg, Erneuerbare Energien<br />
und Energiesparen trommelt Robin<br />
Wood seit 20 Jahren. Trotzdem ist der<br />
Atomausstieg längst nicht geschafft. Und<br />
der Energieverbrauch in den Industrieländern<br />
lässt den CO2-Gehalt in der Atmosphäre<br />
weiter steigen.<br />
Wie katastrophal die Folgen sein können,<br />
wenn Umweltschutz als Thema unter<br />
ferner liefen behandelt wird, hat uns<br />
zuletzt die Flut an der Elbe vor Augen<br />
geführt. Robin Wood wird auch nach 20<br />
Jahren für ein Umsteuern kämpfen: für<br />
den Schutz der Wälder und des Klimas<br />
durch weniger Verkehr und sparsamen<br />
Umgang mit Energie. ��<br />
Gastautorin: Christiane Weitzel,<br />
Robin Wood<br />
<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Naturschutzring</strong> gratuliert<br />
seinen Mitgliedsverbänden "Bund gegen<br />
Missbrauch der Tiere" und Robin Wood zu<br />
den Jubiläen.
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Mehr Mitglieder und Spenden<br />
BUND und NABU: Umweltschutz stößt<br />
auf großes öffentliches Interesse<br />
<strong>Der</strong> BUND konnte im Jahr 2001 die Zahl<br />
seiner Mitglieder und Förderer nach eigenen<br />
Angaben um <strong>rund</strong> acht Prozent steigern.<br />
Damit unterstützen jetzt über<br />
390.000 Menschen den auf Bundes- und<br />
Länderebene organisierten Umweltverband.<br />
Auch <strong>beim</strong> Naturschutzbund NABU<br />
traten im vergangenen Jahr knapp vier<br />
Prozent mehr Menschen ein und erhöhten<br />
die Mitgliederzahl auf über 366.000.<br />
Auch bei den Einnahmen verzeichneten<br />
die beiden mitgliederstärksten deutschen<br />
Umweltverbände ein Plus: Mit knapp 16<br />
Millionen Euro konnte der NABU trotz<br />
eines "insgesamt schwierigen Spendenjahres"<br />
seine Einnahmen gegenüber dem<br />
Vorjahr um 1,6 Prozent steigern. Die<br />
Mitgliedsbeiträge machten mit <strong>rund</strong> 11<br />
Millionen Euro knapp 70 Prozent der<br />
gesamten Erträge aus und blieben so die<br />
zentrale finanzielle Säule des NABU, sagte<br />
Schatzmeister Joachim Wagner. Beim<br />
BUND stiegen die Spenden um 3,2 Prozent<br />
auf über sechs Millionen Euro, die<br />
Mitgliedsbeiträge um 3,3 Prozent auf über<br />
4,7 Millionen Euro. Damit stammten neun<br />
von zehn Euro, die der BUND für die<br />
Umweltarbeit ausgab, aus Spenden und<br />
Mitgliedsbeiträgen. Diese Finanzg<strong>rund</strong>lage<br />
garantiere die politische Unabhängigkeit<br />
des Verbandes, so der BUND. ��<br />
Hubert Weinzierl mit Wilhelm-<br />
Hoegner-Preis ausgezeichnet<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende des <strong>DNR</strong>, Hubert Weinzierl,<br />
ist mit dem Wilhelm-Hoegner-Preis<br />
der bayerischen SPD ausgezeichnet worden.<br />
Fraktionsvorsitzender Franz Maget<br />
würdigte den langjährigen Vorsitzenden<br />
des Bund Naturschutz als "engagierten<br />
Naturschützer, der sich wie kein Zweiter<br />
für die Umwelt verdient gemacht hat".<br />
Maget nannte insbesondere den Einsatz<br />
Weinzierls gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage<br />
Wackersdorf und den<br />
Donauausbau in Niederbayern. Gestiftet<br />
wurde der Preis 1987 anlässlich des 100.<br />
Geburtstags von Wilhlem Hoegner, dem<br />
bisher einzigen SPD-Ministerpräsidenten<br />
in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. �<br />
Hugo-Conwentz-Medaille<br />
verliehen<br />
<strong>Der</strong> Bundesverband Beruflicher Naturschutz<br />
(BBN) hat die diesjährige Hugo-<br />
Conwentz-Medaille verliehen. <strong>Der</strong> in Anerkennung<br />
der Leistungen eines der Wegebereiter<br />
des Naturschutzes gestiftete<br />
Preis wurde anlässlich des 26. <strong>Deutsche</strong>n<br />
Naturschutztages in Hannover am 21. Juni<br />
gleich zweimal vergeben.<br />
<strong>DNR</strong>-Präsident Wolfgang Engelhardt<br />
für Lebenswerk geehrt<br />
Wolfgang Engelhardt erhielt die Medaille<br />
"für seine jahrzehntelangen herausragenden<br />
Leistungen in allen Bereichen des<br />
Natur- und Umweltschutzes, insbesondere<br />
in der Natur- und Umwelterziehung von<br />
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />
der Lehre und Forschung, der Bündelung<br />
verbandspolitischer Interessen und der<br />
Umsetzung natur- und umweltschutzpolitischer<br />
Strategien auf nationaler und internationaler<br />
Ebene".<br />
ZDF-Journalist Volker Angres für<br />
engagierte Berichte ausgezeichnet<br />
Für seine "engagierte und sachverständige<br />
Berichterstattung" über Natur- und<br />
Umweltschutz-Themen vor allem im<br />
deutschsprachigen Fernsehen wurde der<br />
Journalist Volker Angres geehrt. Angres<br />
habe durch Sendereihen und Dokumentationen<br />
schwierig zu vermittelnde Aspekte<br />
wie Naturschutzrecht, Artenschutz, Gebietsschutz<br />
oder Agenda 21 aufgegriffen<br />
und durch praxisnahe Anschauung der<br />
Öffentlichkeit verständlich und nachvollziehbar<br />
vermittelt, so der BBN in seiner<br />
Begründung. ��<br />
Das neue <strong>DNR</strong>-<br />
Aktionsprogramm (2)<br />
<strong>Der</strong> in der letzten Ausgabe angekündigte<br />
zweite Teil des neuen <strong>DNR</strong>-Programms<br />
(Land- und Forstwirtschaft) muss aus<br />
Platzgründen auf die nächste Ausgabe<br />
verschoben werden. �<br />
• 50 Jahre Bund gegen<br />
Missbrauch der Tiere<br />
Bund gegen den Mißbrauch der Tiere,<br />
Victor-Scheffel-Str. 15, 80803 München<br />
Tel. 089 / 383952-0, Fax -23<br />
eMail: office@bmt-tierschutz.dsn.de<br />
Internet: www.bmt-tierschutz.dsn.de<br />
• 20 Jahre Robin Wood<br />
Robin Wood, Langemarckstr. 210,<br />
28199 Bremen<br />
Tel. 0421 / 59828-8, Fax -72<br />
eMail: info@robinwood.de<br />
Internet: www.robinwood.de<br />
• Hugo-Conwentz-Medaille<br />
verliehen<br />
BBN e.V., Angelika Wurzel, Konstantinstr.<br />
110, 53179 Bonn<br />
Tel. 0228 / 331097<br />
email: bbn_naturschutz@yahoo.de<br />
• Mehr Mitglieder und<br />
Spenden<br />
BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 27586-489, Fax -449<br />
Internet: www.bund.net<br />
NABU, Herbert Rabius-Str. 26, 53225<br />
Bonn<br />
Tel. 0228 / 4036-141, Fax -200<br />
Internet: www.nabu.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��49�
Lesenswert ����<br />
Handbuch Naturschutzhelfer<br />
Das Handbuch "<strong>Der</strong> Naturschutzhelfer" ist<br />
in neuer Auflage erschienen. Den Leitfaden<br />
hat der <strong>DNR</strong> mit Hilfe von Autoren aus<br />
den Umweltverbänden zusammengestellt.<br />
Er wurde als Arbeitshilfe für alle ehrenamtlich<br />
und freiwillig tätigen Naturschutzhelfer,<br />
-warte und -wächter konzipiert.<br />
Das Buch soll das Niveau der ehrenamtlichen<br />
Naturschutzarbeit verbessern helfen<br />
und zu qualifizierten Entscheidungen und<br />
Planungen, insbesondere auf lokaler<br />
Ebene, beitragen. Es kann als Ausbildungsmaterial<br />
und Hilfsmittel für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden<br />
und bietet viele Anknüpfungspunkte zum<br />
Mit- und Nachmachen. Die auch für Laien<br />
ohne naturschutzfachliche Ausbildung<br />
verständliche Lektüre wird durch eine<br />
Sammlung wichtiger Adressen und Ansprechpartner<br />
ergänzt. ��<br />
Strukturwandel durch<br />
Ökologische Finanzreform<br />
Da nun auch für die <strong>Deutsche</strong>n die Boten<br />
des Klimawandels deutlich werden, sehen<br />
sogar die Gegner der Ökosteuer ein, dass<br />
es realpolitisch schwierig ist, die Steuer<br />
abzuschaffen, deren Einnahmen bereits<br />
fest für die Rentenfinanzierung verplant<br />
sind. Bedenklicher ist, dass sich die Befürworter<br />
zurückhalten, obwohl die Ökosteuer<br />
durchaus mit Erfolgen aufwarten<br />
kann und eine Weiterentwicklung in Richtung<br />
Umweltabgaben ansteht. Offenbar ist<br />
vielen politischen Akteuren selbst nicht<br />
klar, wie es weiter gehen soll. Klar ist<br />
aber, dass Umweltabgaben nicht ausreichen,<br />
solange an anderer Stelle umweltschädliches<br />
Wirtschaften unterstützt wird.<br />
Im Zentrum der Umweltpolitik der nächsten<br />
Jahre muss also eine wirtschafts- und<br />
sozialverträgliche Ökologische Finanzreform<br />
stehen, die Subventionen, Steuern,<br />
Sonderabgaben, Steuervergünstigungen,<br />
EU-Ausgaben, Länderfinanzausgleich u.v.a<br />
systematisch daraufhin untersucht, welche<br />
ökologisch nicht-wünschenswerten Auswirkungen<br />
sie haben - und die Ergebnisse<br />
in Reformschritte umsetzt. Die Ökologische<br />
Finanzreform gehört in die breite<br />
öffentliche Debatte. Die aktuelle Ausgabe<br />
der "politischen ökologie" bringt einen<br />
Überblick über das Themenspektrum<br />
sowie Beispiele für nächste Schritte, benennt<br />
aber auch die damit verbundenen<br />
Probleme. ��<br />
50�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Jugend schreibt Zukunft<br />
<strong>Der</strong> Rat für Nachhaltige Entwicklung hat<br />
mit einem ungewöhnlichen Beteiligungsprozess<br />
ein breit angelegtes bundesweites<br />
Projekt mit Jugendlichen zu Fragen<br />
nachhaltiger Entwicklung realisiert. Das<br />
Buch "Jugend schreibt Zukunft - Gedanken<br />
und Bilder zur Nachhaltigkeit" spiegelt in<br />
einer poetischen Form die Ergebnisse<br />
wider. Die Beiträge lassen Einblicke in<br />
bekannte und auch unbekannte Zusammenhänge<br />
nachhaltiger Entwicklung zu.<br />
��<br />
Zukunftsfähige Unternehmen<br />
Die Diskrepanz zwischen Problembewusstsein<br />
und der ernsthaften Suche nach<br />
gangbaren Wegen ist auch bei Unternehmen<br />
groß. Es mangelt an konkreten Vorstellungen<br />
darüber, was Nachhaltigkeit für<br />
ein einzelnes Unternehmen bedeuten<br />
kann. Dieses Defizit war der Ausgangspunkt<br />
für das Buch "Zukunftsfähige Unternehmen"<br />
von UnternehmensGrün und<br />
BUND. Das Buch zeigt, wie das notwendige<br />
Gewinnstreben mit gesellschaftlichen<br />
Ansprüchen und politischen Rahmenbedingungen<br />
in Einklang gebracht werden<br />
kann. AutorInnen aus Wissenschaft, Unternehmen<br />
und Verbänden entwerfen in<br />
ihren Beiträgen zu Unternehmensentwicklung<br />
und zukunftsfähigem Management<br />
Konzepte einer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />
Praktische Beispiele von 23<br />
Unternehmen aus den verschiedensten<br />
Bereichen zeigen, dass es keine Standardlösung<br />
gibt. Was die Unternehmen<br />
verbindet, sind Innovationsstärke und<br />
Verantwortungsbewusstsein. ��<br />
Von den Alpen zum Rest der<br />
Welt<br />
Die Internationale Alpenschutzkommission<br />
hat das Jahr der Berge zum Anlass genommen,<br />
ein umfangreiches Informationsangebot<br />
zur nachhaltigen Entwicklung der<br />
Berge ins Internet zu stellen. Die Informationen<br />
sind in erster Linie auf die Alpen<br />
hin orientiert, aber teilweise auch auf<br />
andere Bergregionen der Welt übertragbar.<br />
Sie reichen von Bevölkerung und<br />
Kultur über Klima, Boden, Wasser und<br />
Landwirtschaft bis zu Verkehr und Abfall.<br />
��<br />
Fundraising & Umweltschutz<br />
Die Mittelbeschaffung für Umweltinitiativen<br />
und -verbände - neudeutsch Fundraising -<br />
und seine (politischen) Bedingungen<br />
standen im Mittelpunkt einer Tagung, die<br />
FundNet und das Bundesumweltministerium<br />
im März veranstalteten. Könnte die<br />
Mittelvergabe des Bundes auf ganz andere<br />
Weise eingesetzt und den chronisch<br />
schlecht ausgestatteten kleinen Vereinen<br />
und Initiativen Hilfe zur Selbsthilfe geben,<br />
damit sie künftig selbst in der Lage sind,<br />
ihre Finanzierung auf mehrere Säulen zu<br />
stellen? Diese und andere Überlegungen<br />
dokumentiert die Broschüre. ��<br />
Verzeichnis der Alternativen<br />
Das Adressverzeichnis "Bunte Seiten"<br />
enthält über 13.500 Adressen von selbstverwalteten<br />
und Alternativbetrieben,<br />
sozialen Projekten und politischen Initiativen.<br />
Die über 60 Rubriken enthalten u.a.<br />
die Bereiche Ökologie, Gesundheit, Medien<br />
sowie Betriebe und Handwerk der<br />
verschiedensten Richtungen. Die "Bunten<br />
Seiten" sind die einzige derart umfassende<br />
Adressensammlung, die nicht vorrangig<br />
kommerziellen Zwecken dient. Das<br />
Verzeichnis ist nach Postleitzahlbereichen<br />
sortiert, darin nach Rubriken. <strong>Der</strong> Herausgeber,<br />
die Selbstverwaltungs-Zeitschrift<br />
"Contraste", steht für eine gewisse Seriosität,<br />
da sie sich dem Ausverkauf des<br />
Alternativ- und Selbstverwaltungsbereichs<br />
stets widersetzt hat. Die "Bunten Seiten",<br />
enthalten auch die Adressen vieler Verbände.<br />
Wichtiger Bestandteil ist außerdem<br />
der "Reader der Alternativmedien", das<br />
einzige gedruckte Verzeichnis von Alternativzeitungen<br />
im weiteren Sinne. Es<br />
enthält Adressen von mehreren hundert<br />
deutschsprachigen Zeitschriften. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Ökologische Riester-Rente<br />
Nach einer Umfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums<br />
wollen 84 Prozent<br />
der Verbraucher auf der Suche nach einer<br />
sicheren Rente auch wissen, was mit<br />
Ihrem Geld geschieht. Die Altersvorsorge<br />
soll möglichst nicht in Anlagen für Unternehmen<br />
fließen, die in ökologisch, ethisch<br />
oder sozial problematischen Geschäftsfeldern<br />
tätig sind. Die Riester-Rente sieht<br />
zwar eine entsprechende Berichtspflicht<br />
der Anbieter vor, in der Praxis stellt sich<br />
dies jedoch noch anders dar. Verbraucherzentralen,<br />
Bundesumweltministerium<br />
und Umweltbundesamt informieren jetzt in<br />
einer Broschüre über die verschiedenen<br />
Produkttypen. Beispielhaft wird aufgezeigt,<br />
wie die Anbieter "grüner Riester-<br />
Produkte" bei der Auswahl geeigneter<br />
Anlagen für die Vorsorgegelder vorgehen.<br />
Zudem erhält der Leser eine erste Marktübersicht<br />
ökologisch orientierter Altersvorsorgeprodukte.<br />
Eine Checkliste ermöglicht<br />
passende Produkte für die persönliche<br />
Vorsorgestrategie zu finden, anhand<br />
eines Fragenkatalogs die Anlagekosten<br />
aufzudecken und die ethischen, sozialen<br />
und ökologischen Anlagekriterien zu<br />
hinterfragen. ��<br />
Biologische Vielfalt mit der<br />
Land- und Forstwirtschaft?<br />
"Biologische Vielfalt mit der Land- und<br />
Forstwirtschaft?" - unter dieser Frage<br />
stand ein Symposium des Senats der<br />
Bundesforschungsanstalten im Mai 2001<br />
an der Bundesforschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft in Braunschweig. <strong>Der</strong> 380<br />
Seiten starke Tagungsband gibt die insgesamt<br />
30 Vorträge wieder und stellt die<br />
präsentierten Poster in Kurzfassungen<br />
vor. Die Spannbreite der Themen reicht<br />
von pflanzenbaulichen Möglichkeiten zur<br />
Sicherung der Biodiversität auf Ackerflächen<br />
über die mikrobiologische Vielfalt in<br />
Böden bis hin zu agroforstlichen Systemen<br />
in den Tropen. Vorsorgekriterien in<br />
der Fischerei zur Bewahrung der marinen<br />
Biodiversität wurden ebenso erörtert wie<br />
die ökonomische Bewertung von Maßnahmen<br />
zur Förderung der biologischen<br />
Vielfalt. ��<br />
Umwelt - Nachhaltigkeit -<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
In der Broschüre des Bundesumweltministeriums<br />
und des Umweltbundesamtes wird<br />
Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern<br />
als eine g<strong>rund</strong>legende Voraussetzung für<br />
eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung<br />
betrachtet. Die Agenda 21 von Rio<br />
fordert auch, Frauen stärker an den gesellschaftlichen<br />
und politischen Meinungsbildungsprozessen<br />
zu beteiligen. Die<br />
Broschüre dokumentiert beispielhaft, wie<br />
dies in D<strong>eutschland</strong> umgesetzt wird.<br />
Vertreterinnen von Behörden, Forschungseinrichtungen<br />
und Verbänden<br />
berichten über den oft mühsamen Weg<br />
der Integration von Geschlechteraspekten<br />
in die umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene<br />
Arbeit. Die Broschüre vermittelt<br />
Einblicke in die Praxis des "Gender<br />
Mainstreaming" und bietet so Anknüpfungspunkte<br />
für politische und fachliche<br />
Arbeit. Die Beispiele zeigen, wie sich das<br />
Thema "Frauen und Umwelt" in den letzten<br />
Jahren hin zu "Gender und Nachhaltigkeit"<br />
verändert hat, welche Wege zur<br />
Teilhalbe von Frauen erprobt und geebnet<br />
wurden und welche Hindernisse noch zu<br />
überwinden sind. ��<br />
Frischluft und Energiesparen<br />
Bei wenigen anderen Themen liegen<br />
Wissenschaft und Volksmeinung weiter<br />
auseinander als bei der Wohnungslüftung.<br />
Viele meinen, dass Wände "atmen" müssen,<br />
um Schimmelpilze zu vermeiden.<br />
Dabei hat die Bauforschung gezeigt, dass<br />
95 bis 98 Prozent der Luftfeuchte durch<br />
Lüften nach draußen gelangt. Die Wärmedämmung<br />
von Außenwänden ist also nicht<br />
die Ursache für Feuchteschäden in Wohnungen.<br />
Im Gegenteil verhindern warme<br />
Innenoberflächen die Kondensation der<br />
Luftfeuchte. Durch besseren Wärmeschutz<br />
bei modernen Gebäuden haben auch die<br />
Wärmeverluste durch Wände und Fenster<br />
abgenommen. <strong>Der</strong> Anteil der Wärmeverluste<br />
durch Lüftung macht dadurch 50-70<br />
Prozent aus. Wärmegedämmte Häuser<br />
erfordern daher ein Überdenken alter<br />
Gewohnheiten. Eine neue Broschüre liefert<br />
das G<strong>rund</strong>wissen und gibt Tipps, wie man<br />
Feuchteschäden und Schimmelpilz vermeidet,<br />
ohne Energie zu verschwenden.<br />
��<br />
• Handbuch Naturschutzhelfer<br />
<strong>DNR</strong> (Hrsg.): <strong>Der</strong> Naturschutzhelfer,<br />
Bonn 2002, 320 Seiten, 5,11 Euro;<br />
<strong>DNR</strong>, Am Michaelshof 8, 53177 Bonn,<br />
eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />
• Strukturwandel...<br />
politische ökologie 77/78 "Kassensturz";<br />
ökom GmbH, Waltherstraße 29,<br />
80337 München, Tel. 089/544184-0,<br />
Fax -49, eMail: kontakt@oekom.de<br />
• Jugend schreibt Zukunft<br />
Rat für Nachhaltige Entwicklung: Jugend<br />
schreibt Zukunft, ökom (s.o.),<br />
München 2002, 118 S., 14,80 €,<br />
ISBN 3-928244-91-4<br />
• Zukunftsfähige...<br />
BUND/UnternehmensGrün (Hrsg.): Zukunftsfähige<br />
Unternehmen, ökom, München<br />
2002, 256 S., zahlr. Tab. u. Abb.,<br />
18,50 Euro, ISBN 3-928244-81-7<br />
• Von den Alpen...<br />
Internet: www.alpmedia.net<br />
• Fundraising & Umweltschutz<br />
FundNet (Hrsg.): Fundraising und Umweltschutz,<br />
in: punkt.um 6/2002, ökom<br />
(s.o.), München 2002, 8 S.; im Internet:<br />
www.oekom.de/verlag/german/<br />
periodika/punktum/pdf/fundnet.pdf<br />
• Verzeichnis der Alternativen<br />
Contraste (Hrsg.): Bunte Seiten 2002/<br />
2003, 300 S., A4, 18,- EUR, ISBN<br />
3-924085-06-4, www.contraste.org<br />
• Ökologische Riester-Rente<br />
vzbv (Hrsg.): Effizienter vorsorgen,<br />
37 S., kostenlos (2 Euro Versand);<br />
vzbv Versandservice, PF 1116, 59930<br />
Olsberg, Tel. 02962/9086-47, Fax -49<br />
PDF-Datei im Internet: www.vzbv.de<br />
• Biologische Vielfalt...<br />
Landwirtschaftsverlag, Münster 2002,<br />
15 Euro, ISBN 3-7843-0494<br />
Internet: http://bmvel.zadi.de/anwis<br />
• Umwelt - Nachhaltigkeit -<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
Berlin 2002, 32 S., kostenlos; UBA-<br />
ZAD, PF 33 00 22, 14193 Berlin<br />
Internet: www.umweltbundesamt.de<br />
• Frischluft und Energiesparen<br />
Bonn 2002, 4 S., kostenlos; BINE Informationsdienst,<br />
Tel. 0228 / 92379-<br />
25, eMail: presse@bine.info<br />
Internet: www.bine.info<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��51�
Lesenswert ����<br />
ICE-Fehlplanung<br />
<strong>Der</strong> Bau der teuren ICE-Strecke von Nürnberg<br />
über Ingolstadt nach München ist<br />
weit über Bayern hinaus bekannt. Für ein<br />
paar gesparte Minuten werden enorme<br />
Summen verbaut. In der vorliegenden<br />
Dokumentation wird neben dem chronologischen<br />
Ablauf der Planung die Rechtlosigkeit<br />
der Betroffenen gezeigt. Deutlich<br />
wird, wie Ämter und Gerichte Alternativen<br />
systematisch ausblendeten. Anhand dieses<br />
Projekts wird exemplarisch vorgeführt,<br />
wie Politik, Banken, Bauindustrie und<br />
<strong>Deutsche</strong> Bahn AG zusammenarbeiten,<br />
und sei es auch angesichts eines voraussehbaren<br />
Desasters. ��<br />
Mengensteuerung des<br />
Verkehrs durch Lizenzen<br />
<strong>Der</strong> Autor untersucht die Erfolgsaussichten<br />
für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr.<br />
Um die Fahrleistung zu reduzieren, wird<br />
ein Konzept mit handelbaren Lizenzen<br />
favorisiert. Vorgegeben werden soll nur<br />
noch das Mengenziel; den Rest soll der<br />
Markt regeln. Politik und Verwaltung<br />
sollen nur noch wenig eingreifen, um den<br />
Weg zu beeinflussen. <strong>Der</strong> Handel mit den<br />
Lizenzen soll dann die Verkehrsmenge in<br />
den gewünschten Bereich regulieren. Das<br />
Maßnahmenbündel ähnelt dem der Emissions-Lizenzen,<br />
die als Möglichkeit bei<br />
den Klimakonferenzen vereinbart wurden.<br />
��<br />
Rechtsschutz gegen Fluglärm<br />
und Flughafenerweiterung<br />
Dieses Sonderheft aus der Reihe "Recht<br />
der Natur" bezieht sich überwiegend auf<br />
den Ausbau des Frankfurter Flughafens,<br />
ist aber auch für andere Anlieger geeignet.<br />
Zunächst werden Inhalt und Gegenstand<br />
eines Raumordnungsverfahrens<br />
vorgestellt und die einzelnen Verfahrensschritte<br />
wie auch rechtliche Eingriffsmöglichkeiten<br />
erläutert. Dann wird die Flugrouten-Änderung<br />
als Methode der Betreiber<br />
zur Streuung des Lärms vorgestellt.<br />
Schließlich wird die Klage gegen Nachtfluglärm<br />
vor dem Europäischen Gerichtshof<br />
erläutert. ��<br />
52�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Alles über den Metrorapid<br />
Am 1. März dieses Jahres gab gab der<br />
nordrhein-westfälische Landtag in Düsseldorf<br />
auf Betreiben von Ministerpräsident<br />
Clement den Startschuss für den Metrorapid.<br />
2006 soll demnach im Zehn-Minuten-<br />
Takt eine Magnetschnellbahn zwischen<br />
Düsseldorf und Dortmund fahren. Kritiker<br />
sprechen allerdings von Millionen-Risiken<br />
für die Steuerzahler bei "zweifelhafter<br />
verkehrspolitischer Sinnhaftigkeit". <strong>Der</strong><br />
Metrorapid im Rhein-Ruhr-Gebiet soll<br />
insgesamt 3,2 Milliarden Euro kosten. <strong>Der</strong><br />
Bund will sich mit 1,7 Milliarden Euro<br />
daran beteiligen.<br />
Seit einem Jahr gibt es die Bürgerinitiative<br />
ContraRapid, der sich inzwischen Gruppen<br />
aus mehreren Städten des Ruhrgebiets<br />
angeschlossen haben. Auf ihrer Internetseite<br />
finden sich Informationen aus der<br />
Sicht von Betroffenen, Umweltschützern,<br />
Verkehrswissenschaftlern und anderen<br />
Kritikern. Insbesondere wird die Machbarkeitsstudie<br />
ausführlich kritisch beleuchtet.<br />
Angaben über Strecken, Technik, Kosten<br />
und Nutzen fehlen ebensowenig wie aktuelle<br />
Pressestimmen, Anworten auf häufig<br />
gestellte Fragen, Termine und Links. ��<br />
Internet-Bauberatung<br />
<strong>Der</strong> virtuelle "Info-Baumarkt" des Bundesverbandes<br />
für Umweltberatung (bfub)<br />
bietet fachliche Beratung zum ökologischen<br />
Bauen und Renovieren. Er eignet<br />
sich für öffentliche und private Beratungseinrichtungen<br />
und andere Institutionen.<br />
Das Modul verfügt über ein komfortables<br />
Redaktionssystem, das weitgehende<br />
Möglichkeiten zur Veränderung des Layouts,<br />
der Text- und Bildinhalte bietet.<br />
Umfangreiche Sachinformationen, Link-<br />
Sammlungen und Kennzeichenerklärungen<br />
sowie ausführliche Antworten auf<br />
häufig gestellte Fragen zeichnen diese<br />
Internetseiten aus. Unter 17 getesteten<br />
Internet-Bauberatungsangeboten erhielt<br />
der "Info-Baumarkt" als einziges die Note<br />
gut. ��<br />
Chronik des Nitrofen-Skandals<br />
Mit der Presseerklärung von Bioland, in<br />
Putenfleisch sei das verbotenen Herbizid<br />
Nitrofen gefunden worden, begann am<br />
23. Mai die bisher schwerste Krise der<br />
deutschen Bio-Branche. Putenzüchter,<br />
Getreidelieferanten und Anbauverbände<br />
wussten schon Wochen zuvor von der<br />
Belastung, schwiegen aber. Am 1. Juni<br />
gab das Agrarministerium von Mecklenburg-Vorpommern<br />
bekannt, man habe die<br />
Malchiner Halle der Norddeutschen Saat-<br />
und Pflanzgut AG, die als Getreidelager<br />
angemietet war, als eine mögliche Ursache<br />
für die Nitrofenbelastung identifiziert.<br />
In dem ehemaligen DDR-Pestizidlager<br />
seien zwei Gramm Nitrofen pro Kilo Staub<br />
gefunden worden. Die Biologische Bundesanstalt<br />
für Land- und Forstwirtschaft<br />
nahm am 9. Juni weitere Proben, die<br />
weitaus höhere Nitrofenwerte ergaben.<br />
Die Halle gilt damit offiziell als einzige<br />
Quelle der Giftbelastung. Trotzdem äußerten<br />
einige Experten Zweifel. Heute ist der<br />
Skandal weitgehend aus den Schlagzeilen<br />
verschwunden. Eine umfassende Dokumentation<br />
findet sich in dieser Broschüre<br />
sowie im Internet.��<br />
Wasser-Computerspiel<br />
Yaku, die neue CD-ROM der Kindernothilfe,<br />
will Jugendliche für das Thema Wasser<br />
begeistern. Nach dem Motto "Erst das<br />
Vergnügen, dann die Arbeit" bietet die<br />
Anwendung ein Abenteuer-Computerspiel<br />
in drei Ländern, in dem die Protagonistin<br />
Kayla die Wasserreserven der Welt retten<br />
muss. Ausgangspunkt ist eine rissige<br />
Zisterne tief unter der Erde. Viele animierte<br />
Info-Grafiken sowie Daten, Satellitenbilder<br />
und ein Geographisches Informationssystem<br />
(GIS) machen die Anwendung für<br />
den Einsatz in der Sekundarstufe I und II<br />
attraktiv. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Schatten der Globalisierung<br />
"Globalisierung" bedeutet zunächst nur<br />
ein stärkeres Zusammenwachsen der<br />
Volkswirtschaften. Die Klagen wenden sich<br />
dagegen, w i e dieser Prozess vollzogen<br />
wird - besonders von Institutionen wie<br />
dem Internationalen Währungsfonds<br />
(IWF). Joseph Stiglitz zeigt, wie sehr die<br />
Ideologie freier Märkte und die Interessen<br />
der Finanzbranche und multinationaler<br />
Unternehmen dominieren und wie wenig<br />
die Politik diesen Prozess steuern kann.<br />
<strong>Der</strong> ehemalige Chefökonom der Weltbank<br />
und Nobelpreisträger für Wirtschaft des<br />
Jahres 2001 analysiert offen, wie die<br />
staatlichen oder institutionellen Eingriffe<br />
scheitern, weil sie nicht universell anwendbar<br />
sind. Beispiele findet Stiglitz in<br />
Osteuropa, Russland, Asien und Südamerika.<br />
Er legt die Funktionsweisen von<br />
Institutionen wie der Weltbank ebenso<br />
offen wie die operativen Geschäfte der<br />
Weltkonzerne und deutet den massiven<br />
Protest gegen die Weltwirtschaftsgipfel<br />
von seiner Wurzel her. Das Buch ist ein<br />
nachdrückliches Plädoyer für einen dritten<br />
Weg zwischen Neoliberalismus und Sozialismus.<br />
��<br />
Mythos Wildnis<br />
Wildnis - ein schillernder Begriff, der heute<br />
von Naturschützern und Reiseanbietern<br />
neu entdeckt wird. Doch wie unbeeinflusst<br />
vom Menschen muss ein Ort wirklich sein,<br />
dass er als Wildnis gilt? Und was von<br />
westlichen Menschen als Wildnis definiert<br />
wird, gilt vielleicht für die dort lebenden<br />
Menschen als nützlicher Garten, Medizinschrank<br />
oder eine Kulturlandschaft. Mit<br />
solchen Überlegungen, mit Verweisen auf<br />
historische und literarische Quellen wie<br />
auch aktuellen Fakten führt der Autor<br />
durch den Dschungel der Bedeutung und<br />
Verwendung von Wildnis. Ein aufschlussreiches<br />
Buch zum Internationalen Jahr des<br />
Ökotourismus. ��<br />
Ökobase Umweltatlas<br />
<strong>Der</strong> neue Ökobase Umweltatlas auf CD-<br />
ROM informiert über mehr als 40 unterschiedliche<br />
Umweltthemen - von der Luftqualität<br />
oder der Güte von Badegewässern<br />
bis zu umweltbelastenden Anlagen<br />
oder Umweltexperten. Mit diesem System<br />
können Umweltschutz-Daten mit beliebigen<br />
Orten verknüpft werden. <strong>Der</strong> Umweltatlas<br />
wendet sich an ein breites Publikum.<br />
Er lässt sich auf fast jedem PC installieren<br />
und ist einfach zu bedienen. Neu bei der<br />
Version 5.0 sind unter anderem Badegewässerdaten,<br />
der Reiseführer Boden<br />
sowie Klimakarten des deutschen Wetterdienstes.<br />
Erstmals enthalten sind wichtige<br />
Datenbanken zu Anschriften, Gefahrstoffen,<br />
Messeterminen, Produkten mit dem<br />
Umweltzeichen "Blauer Engel", Publikationen,<br />
Rechtsvorschriften, Umwelttipps,<br />
Umweltgesetzen und Umweltideen. Informiert<br />
wird auch über Deponien, Erneuerbare<br />
Energien, Förderprogramme, Forschungseinrichtungen,Müllverbrennungsanlagen,<br />
Projekte der <strong>Deutsche</strong>n Bundesstiftung<br />
Umwelt, Umweltingenieure, Umweltpreise<br />
u.v.m. ��<br />
Altbau - Fit für die Zukunft<br />
Diese neue Informationsbroschüre stellt<br />
Maßnahmen zu geringerem Energieverbrauch<br />
und höherem Wohnkomfort vor.<br />
Das Energieeinsparpotential im privaten<br />
Bereich ist enorm. Geeignete Maßnahmen<br />
reduzieren den Wärmebedarf bestehender<br />
Gebäude um bis zu 70 Prozent - und<br />
steigern die Behaglichkeit für die Bewohner.<br />
Energetisches Sanieren lohnt sich<br />
besonders dann, wenn ohnehin Modernisierungsarbeiten<br />
anstehen. Wer sein Haus<br />
mit einem Wärmeschutz versieht und die<br />
Haustechnik auf den richtigen Stand<br />
bringt, kann aus seinem "Altbau" sogar<br />
ein Niedrigenergiehaus machen. Ein Check<br />
zu Beginn einer Sanierung verschafft Klarheit,<br />
wieviel Energie ein Altbau verbraucht,<br />
wo am meisten verloren geht und wie<br />
lohnend einzelne Maßnahmen tatsächlich<br />
sind. Das Heft zeigt die möglichen Maßnahmen<br />
an der Gebäudehülle und bei der<br />
Haustechnik auf und führt in die g<strong>rund</strong>legenden<br />
Begriffe ein. ��<br />
• ICE-Fehlplanung<br />
W. Zängl: Mit Hochgeschwindigkeit in<br />
die Bahnpleite, in: BN Forschung Nr.6,<br />
257 S. , 19,90 Euro; Bund Naturschutz<br />
in Bayern, Bauernfeindstr. 23, 90471<br />
Nürnberg, Tel. 0911-818780, eMail:<br />
info@bund-naturschutz.de<br />
• Mengensteuerung...<br />
F. Schley: Wege zu mehr Nachhaltigkeit<br />
im Verkehr, Dresden 2001, 230 S., 15<br />
Euro; Bezug: TU, Lehrstuhl Verkehrsökologie,<br />
Hettnerstr. 1, 01062 Dresden<br />
• Rechtsschutz gegen...<br />
U. Philipp-Gerlach u.a.: Rechtsschutz<br />
gegen Fluglärm und Flughafenerweiterung,<br />
37 S., 8 Euro; IDUR, Niddastr. 71<br />
60329 Frankfurt, Tel. 069/252-477<br />
• Alles über den Metrorapid<br />
Internet:<br />
www.contrarapid.de/dindexneu.htm<br />
• Internet-Bauberatung<br />
"Info-Baumarkt" im Internet:<br />
www.umweltberatung.org; Nutzungslizenz:<br />
250 Euro; bfub, Tel. 0421/<br />
343400, eMail: bfubev@t-online.de<br />
• Chronik Nitrofen-Skandal<br />
Brennpunkt Lebensmittelsicherheit Nr.<br />
1/2002, 11 S., Behr´s, Averhoffstr. 10,<br />
22085 Hamburg, Tel. 040 / 2270080;<br />
Internet: www.animal-health-online.de/<br />
drms/rinder/nitrofenbehs.pdf<br />
• Wasser-Computerspiel<br />
CD-ROM "Yaku", 5 Euro Spende; Kindernothilfe,<br />
Düsseldorfer Landstr. 180,<br />
47249 Duisburg, Tel. 0180-3333300,<br />
Internet: www.kindernothilfe.de<br />
• Schatten der Globalisierung<br />
Joseph Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung,<br />
Siedler Verlag, Berlin 2002,<br />
256 Seiten, 19,90 Euro<br />
• Mythos Wildnis<br />
von Norbert Suchanek, Schmetterling<br />
Verlag, Stuttgart 2001, 9,80 Euro<br />
• Ökobase Umweltatlas<br />
16 Euro inkl. Versand; C. Hölter GmbH,<br />
Am Kuckesberg 9, 42781 Haan, Tel.<br />
02129 / 510-11, e-Mail: oekobase@<br />
t-online.de, Internet: www.oekobase.de<br />
• Altbau - Fit für die Zukunft<br />
BINE, Mechenstr. 57 53129 Bonn<br />
Tel. 0228/9 23 79-0<br />
eMail: bine@fiz-karlsruhe.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��53�
Lesenswert ����<br />
Ferienwandern 2002<br />
Im Jahr der Berge und des Ökotourismus<br />
hat der <strong>Deutsche</strong> Wanderverband mehr<br />
als 300 geführte Wander- und Radwandertouren<br />
in seinem Magazin "Ferienwandern<br />
2002" zusammengestellt. Ob Wanderprofi<br />
oder „Einsteiger“, D<strong>eutschland</strong>urlauber<br />
oder Weltenbummler, Single, Familie<br />
oder Freundeskreis, ob verlängertes<br />
Wochenende oder dreiwöchiger Urlaub -<br />
jeder kann hier etwas entdecken. Die<br />
Gruppenreisen werden von ausgebildeten<br />
Wanderführern geleitet. Für die zweite<br />
Jahreshälfte sind noch Plätze frei.<br />
Daneben bietet das Magazin Büchertipps,<br />
Termine <strong>rund</strong> ums Wandern, Beschreibungen<br />
überregional bedeutsamer Wanderwege<br />
und Informationen zu über 70 wanderfreundlichen<br />
Unterkünften mit Lage,<br />
Preisen, Ausstattung, Pauschalangeboten<br />
und Serviceleistungen für Wanderer.<br />
Wer nur eine ruhige und günstige Übernachtungsmöglichkeit<br />
sucht, kann im Buch<br />
„Wanderheime in D<strong>eutschland</strong>“ nachschlagen.<br />
In den 136 Unterkunftshäusern<br />
der Wandervereine sind auch Nichtmitglieder<br />
gern gesehen. Die Häuser liegen<br />
meist direkt an attraktiven Wanderwegen.<br />
Das Spektrum reicht vom einfachen Matratzenlager<br />
mit Selbstversorgung bis zum<br />
komfortablen Zimmer mit Vollpension.<br />
Jedes Haus wird mit Bild und ausführlicher<br />
Beschreibung vorgestellt. ��<br />
54�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Kostenloses Video: TAT-Orte -<br />
Gemeinden mit Zukunft<br />
Zwischen 1995 und 1999 wurden im<br />
Rahmen des TAT-Orte-Wettbewerbs insgesamt<br />
24 Gemeinden und Projekte ausgezeichnet.<br />
Gemeinsam ist ihnen eine<br />
besondere Innovationsfreude im Umweltschutz<br />
und die Fähigkeit zu vielfältiger<br />
Kooperation. Die "TAT-Orte" sollen zeigen,<br />
dass eine umweltgerechte Entwicklung in<br />
kleinen Gemeinden möglich ist. Aus in den<br />
Wettbewerbsjahren entstandenem umfangreiches<br />
Video-Rohmaterial wurde nun<br />
ein Film hergestellt, der Möglichkeiten für<br />
nachhaltiges Planen und Handeln in kleinen<br />
Kommunen aufzeigt. <strong>Der</strong> 60minütige<br />
Film besteht aus neun abgeschlossenen<br />
Bausteinen zu Themen wie Bauen, Energie,<br />
Abwasser, Öko-Vermarktung, Arbeitsplätze<br />
oder Tourismus. Eine Begleitbroschüre<br />
gibt mit Erläuterungen, Literaturhinweisen<br />
und Kontaktverzeichnis weitere<br />
Anregungen. <strong>Der</strong> Film richtet sich an<br />
Gemeinderäte, Umwelt- und Agendagruppen,<br />
Unternehmen, Beschäftigungsgesellschaften,<br />
BIs und engagierte Laien. ��<br />
Konsum, Kultur und<br />
Nachhaltigkeit<br />
Sind Nitrofen und Hormone in der Nahrung<br />
die Folge unseres Konsumverhaltens?<br />
Heutige Ernährungstrends entstehen<br />
unter dem Einfluss weltweiter politischer<br />
und wirtschaftlicher Verflechtung,<br />
Bevölkerungsrückgang, Vergreisung und<br />
Single-Dominanz. Welche dieser Trends<br />
verschärfen die negativen Folgen der<br />
Ernährung, welche mildern sie ab? Damit<br />
befasst sich das aktuelle Heft von "Gaia".<br />
Verschiedene Beiträge zeigen, dass die<br />
Gesellschaft und damit letztlich die Kultur<br />
nicht nur das Ernährungs-, sondern das<br />
Konsumverhalten allgemein bestimmt.<br />
Somit wird Konsum nur dann nachhaltig,<br />
wenn sich der Nachhaltigkeitsdiskurs der<br />
Kultur annimmt. Während Felix C. Matthes<br />
vom Öko-Institut ein düsteres Bild von<br />
Nachhaltigkeit als politischem Konzept<br />
zeichnet, eröffnen die Texte zum Konsum<br />
konkrete Handlungsoptionen. ��<br />
Umweltkommunikation -<br />
vom Wissen zum Handeln<br />
Umweltkommunikation soll unterschiedliche<br />
Zielgruppen zu umweltgerechtem<br />
Handeln motivieren. Sie geht dabei über<br />
die Weitergabe ökologischen Fachwissens<br />
hinaus und umfasst den gegenseitigen<br />
Informationsaustausch über das komplexe<br />
Wirkungsgeflecht von Ökonomie, Ökologie,<br />
Politik und Gesellschaft auf eine im Alltag<br />
nachvollziehbare Ebene. Umweltkommunikation<br />
soll neue Wege verfolgen und<br />
konkrete Handlungsmöglichkeiten vermitteln.<br />
Sie soll nicht nur das Umweltbewusstsein<br />
von Menschen stärken, sondern<br />
diese auch wirklich zu umweltgerechtem<br />
Handeln zu bewegen. Dies war Thema<br />
einer einwöchigen Tagung in St. Marienthal.<br />
<strong>Der</strong> Tagungsband enthält die Beiträge<br />
von mehr als 40 Autoren aus Wissenschaft,<br />
Umweltbildungszentren und Unternehmen,<br />
Werbeprofis, Fernsehjournalisten<br />
und Politiker und bringt so einen umfassender<br />
Überblick zu innovativen Ansätzen<br />
der Umweltkommunikation aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven. ��<br />
ÖkoSteuerNews<br />
<strong>Der</strong> Förderverein Ökologische Steuerreform<br />
(FÖS) gibt einen monatlichen kostenlosen<br />
Newsletter heraus, in dem über<br />
die aktuelle nationale und internationale<br />
Diskussion zu Ökosteuern sowie verwandte<br />
Themen (alternative Energien, Klimawandel<br />
u.a.) berichtet wird. ��
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Die Gärten der Frauen<br />
Lange wurden Gärten als bloße Dekoration<br />
etablierten städtischen Wohlstands<br />
gesehen. Heute hingegen wird ihre Notwendigkeit<br />
entdeckt. Weltweit verteidigen<br />
Kleinbauern und städtische Gärtnerinnen<br />
ihr Land, das so ein Fokus für neue soziale<br />
Bewegungen aus unterschiedlichen<br />
Richtungen wird. In erwerbslos gewordenen<br />
Dörfern Osteuropas sind Kleinstlandwirtschaft<br />
und Gärten für die Menschen<br />
mehr als nur Lebensinhalt. Aus dem öffentlichen<br />
Diskurs fällt das nicht besteuerbare,<br />
weil kaum Profit abwerfende "private<br />
Leben" als "volkswirtschaftlich unerheblich"<br />
immer wieder heraus. So werden<br />
Kleingärten in New York wie in Berlin oder<br />
Nairobi immer wieder als Brachen behandelt<br />
und müssen verteidigt werden. Auf<br />
der Weltfrauenkonferenz in Peking kritisierten<br />
Frauen die Politik der letzten 100<br />
Jahre, die es ihnen erschwert, durch die<br />
Bewirtschaftung eines Gemüseackers ihre<br />
Familie zu ernähren. Kleinbauern in Stadt<br />
und Land sind weltweit zu etwa zwei Drittel<br />
Frauen. Gärten und Kleinlandwirtschaften<br />
in Stadt und Land ernähren viele<br />
Menschen quer durch alle System-, Transformations-<br />
und Hungerkrisen bis heute<br />
sicherer und oft auch gesünder als die<br />
Märkte mit ihren für viele erwerbslose<br />
Arme unbezahlbare Produkten. Gärten<br />
ernähren Menschen auch im ästhetischen<br />
Sinne und werden in der Stadt auch aus<br />
Gründen des Klimaschutzes gebraucht -<br />
im wörtlichen wie im übertragenden Sinn.<br />
Diskutiert werden in diesem Buch Formen<br />
der Kleinstlandwirtschaft, ihre soziale,<br />
ökonomische und ökologische Notwendigkeit.<br />
<strong>Der</strong> Band dokumentiert auch Beiträge<br />
der Tagung "Perspektiven der Kleinstlandwirtschaft<br />
und Gärten", die im Jahr<br />
2000 in Berlin stattfand. ��<br />
Naturgeschichte Mitteleuropas<br />
nacherlebt am Hainich<br />
Zum Jahr der Geowissenschaften 2002<br />
erschien "Vom Urknall zum Urwald. Eine<br />
Zeitreise". Hier wird der erdgeschichtliche<br />
Werdegang des Hainich im geographischen<br />
Zentrum D<strong>eutschland</strong>s exemplarisch<br />
für Mitteleuropa nacherzählt. Auf<br />
mehreren "Zeitreise-Stationen" erlebt der<br />
Leser zusammen mit einer Reisegruppe<br />
die groß- und kleinräumliche Entwicklung<br />
unserer Welt über die letzten eine Milliarde<br />
Jahre hinweg und erhält einen Ausblick<br />
auf die nähere und fernere Zukunft. Spielerisch<br />
soll so prozesshaftes, ganzheitliches<br />
Denken und Weltverständnis vermittelt<br />
werden. Ein Wanderführer und eine<br />
Begleitkarte regen zu eigenen Exkursionen<br />
an. Auch Exkursionsziele (Land, Wasser,<br />
Flora u.a.) sowie Rund- und Streckenwanderwege<br />
in der Hainich-Region sind<br />
aufgeführt. ��<br />
• Ferienwandern 2002<br />
Ferienwandern 2002, 90 S., 3,50 Euro;<br />
Wanderheime in D<strong>eutschland</strong>, 146<br />
S., 9,60 Euro (alles inkl. Versand);<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wanderverband, Wilhelmshöher<br />
Allee 157, 34121 Kassel<br />
Tel. 0561 / 93873-0, Fax -10<br />
eMail: info@wanderverband.de<br />
• Kostenloses Video: TAT-Orte<br />
- Gemeinden mit Zukunft<br />
difu, United Motion/Michael Dillmann,<br />
60 Min., Begleitbroschüre 46 S., Berlin/Köln<br />
2002; difu, Maria Hamann,<br />
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin<br />
Tel. 030 / 39001-261, Fax -241<br />
eMail: tatorte@difu.de<br />
• Konsum, Kultur und<br />
Nachhaltigkeit<br />
GAIA - Ökologische Perspektiven in<br />
Natur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften,<br />
vierteljährlich, 80 S., 19 Euro<br />
pan Adress, Semmelweisstr. 8, 82152<br />
Planegg, Tel. 089/857091-55, Fax -<br />
31, eMail: oekom@pan-adress.de<br />
Internet: www.gaia-online.net<br />
• Umweltkommunikation -<br />
vom Wissen zum Handeln<br />
von Brickwedde/Peters (Hrsg.), Erich<br />
Schmidt Verlag, Berlin 2002, 439 S.,<br />
29,80 Euro, ISBN 3 503 06682 9<br />
• ÖkoSteuerNews<br />
monatlich, kostenlos; FÖS, Andrea<br />
Kuss, Brienner Str. 44, 80333 München,<br />
Tel. 089 / 520113-13, Fax-14,<br />
eMail: foes@foes-ev.de, Internet:<br />
www.foes-ev.de<br />
• Die Gärten der Frauen<br />
von Elisabeth Meyer-Renschhausen<br />
u.a. (Hrsg.), Centaurus Verlag, Herbolzheim<br />
2002, 336 S., 20,40 Euro,<br />
ISBN 3-8255-0338-0<br />
• Naturgeschichte<br />
Mitteleuropas nacherlebt<br />
am Hainich<br />
Andreas Lindner: Vom Urknall zum Urwald,<br />
208 S., 14,98 Euro, inhaltundform,<br />
Mühlhausen 2002, Tel. 03601/<br />
758666, ISBN 3-9807819-0-9<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��55�
Service ����<br />
Termine<br />
September<br />
4.9., Berlin<br />
Die EU Wasserrahmenrichtlinie - mehr<br />
Mitsprache <strong>beim</strong> Gewässerschutz?<br />
Seminar; Grüne Liga, Michael Bender,<br />
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-44, Fax -33<br />
wasser@grueneliga.de<br />
www.wrrl-info.de<br />
4.9., Berlin<br />
Nachhaltigkeitsstrategien für<br />
Wachstum und Beschäftigung<br />
ver.di-Fachtagung; ver.di-Bundesverwaltung,<br />
Ress. 1, Thomas Raabe<br />
Tel. 030 / 6956-1028, Fax -3006<br />
thomas.raabe@verdi.de<br />
5./6.9., Hamm/Westf.<br />
Energiemanagement bei Turn-, Sport-<br />
und Mehrzweckhallen<br />
Westfälischer Turnerbund (WTB), Zum<br />
Schloß Oberwerries, 59073 Hamm<br />
Tel. 02388 / 30000-0, Fax -99<br />
wtb-1@t-online.de<br />
www.wtb.de<br />
13./14.9., Winterberg/Sauerland<br />
Wandern und Radwandern<br />
Konflikte, Lösungen, Kooperationen<br />
Fachtagung <strong>Deutsche</strong>r Wanderverband<br />
AubE-Umweltakademie<br />
Tel./Fax 0521 / 61370<br />
info@aube-umweltakademie.de<br />
14.9., München<br />
Nachhaltigkeit und Ökologischer<br />
Landbau<br />
Naturland, Kleinhaderner Weg 1, 82166<br />
Gräfelfing<br />
Tel. 089 / 898082-0, Fax -90<br />
naturland@naturland.de<br />
www.naturland.de<br />
14.9., Köln<br />
Bundesweiter globalisierungskritischer<br />
Aktionstag<br />
Attac-Bundesbüro, Christoph Bautz, Artilleriestr.<br />
6, 27283 Verden Tel. 04231 /<br />
957-300, Fax -594<br />
info@attac-netzwerk.de<br />
www.attac-netzwerk.de/149<br />
56�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
16.9., Berlin<br />
Flächen- und Maßnahmenpools<br />
Bundesweite Statuskonferenz über Naturschutz-Kompensationsmaßnahmen<br />
TU Berlin, Sekr. FR 2-6, Britta Deiwick,<br />
Franklinstr. 28/29, 10587 Berlin<br />
Tel. 030 / 314-72741, Fax -23507<br />
deiwick@ile.tu-berlin.de<br />
www.tu-berlin.de/fb7/ile/fg_lbp/dbu/<br />
dbu.htm<br />
17.9.-13.10., Kyritz-Ruppiner Heide<br />
Friedenskarawane<br />
gegen geplanten größten europäischen<br />
Bombenabwurfplatz in Brandenburg<br />
KURVE, Kirchstr. 14, 29462 Wustrow<br />
Tel. 05843 / 9871-38, Fax -11<br />
friedenskarawane@kurvewustrow.org<br />
www.kurvewustrow.org<br />
18.-27.9., Bonn<br />
Vertragsstaatenkonferenzen zum<br />
Schutz wandernder Tierarten<br />
BMU, Alexanderplatz 6, 10178 Berlin<br />
Tel. 01888 / 305-2010, Fax -2016<br />
eMail: presse@bmu.de<br />
Internet: www.bmu.de<br />
21.9., Hannover<br />
Die EU Wasserrahmenrichtlinie - eine<br />
neue Chance für den Gewässerschutz?<br />
Seminar BUND/Grüne Liga; BUND Niedersachsen,<br />
PF 1106, 30011 Hannover<br />
Tel. 0511-965690, Fax -662536<br />
bund.nds@bund.net<br />
20.-22.9., Oberstaufen/Allgäu<br />
Nachhaltigkeit erfahren<br />
Erlebnis-Wochenende; B.A.U.M.-Regionalbüro<br />
München, Tel. 08106/351823<br />
21.-28.9., Allgäu<br />
Öko-Tourismus- Nische oder<br />
Trendwende?<br />
Umwelt-Werkstatt; Aktionsgemeinschaft<br />
Solidarische Welt e.V. (ASW), Hedemannstr.<br />
14, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 251-0265, Fax -1887<br />
mail@aswnet.de<br />
www.aswnet.de<br />
22.9., europaweit<br />
Europäischer Autofreier Tag<br />
(16.-22.9. Aktionswoche)<br />
Klimabündnis der europäischen Städte<br />
Tel. 069 / 70790083<br />
e.floesser@klimabuendnis.org<br />
www.klimabuendnis.de<br />
24.9., Alsfeld/Hessen<br />
Integrierte Managementsysteme<br />
Öko-Audit für KMU ermöglichen; B.A.U.M.<br />
Hannover, Dieter Brübach, Tel. 0511 /<br />
1650021; dieter.bruebach@baumev.de<br />
www.BAUMeV.de/Termine/im_anm.pdf<br />
24.9., Melsungen/Hessen<br />
Die Nutzung der Sonnenenergie in<br />
denkmalgeschützten Gebäuden<br />
Hessisches Umweltministerium, Mainzer<br />
Str. 80, 65189 Wiesbaden<br />
Tel. 0611 / 815-0, Fax -1941<br />
poststelle@mulf.hessen.de<br />
www.mulf.hessen.de<br />
28.9., Düsseldorf<br />
Verbändebeteiligung und<br />
Verbandsklage<br />
Einführungsseminar; BUND NRW, Merowingerstr.<br />
88, 40225 Düsseldorf<br />
Tel. 0211 / 302005-0, Fax -26<br />
bund.nrw@bund.net<br />
www.bund.net/nrw<br />
30.9./1.10., Berlin<br />
Governance and Sustainability -<br />
Neue Herausforderungen für Staat,<br />
Unternehmen und Zivilgesellschaft<br />
IÖW, Tobias Mickler Tel. 030 / 88-<br />
459416, Fax -25439<br />
kommunikation@ioew.de<br />
www.ioew.de/governance
� � �<br />
Kontakt �����<br />
Oktober<br />
3.-6.10., in 12 Städten<br />
Sinnenreich genießen -<br />
Bio-Erlebnistage<br />
FÖL, Spreeufer 5, 10178 Berlin<br />
Tel. 030 / 2472-9022, Fax -7468<br />
foel@gmx.de<br />
7.-11.10., Freiburg<br />
Einführung in das Wasserrecht für<br />
Nichtjuristen<br />
Intensiv-Lehrgang zum Wasserrecht der<br />
EU, des Bundes und der Länder; Uni<br />
Freiburg, Hydrologisches Institut, J. Lange<br />
jlange@uni-freiburg.de<br />
8.10., Arnsberg<br />
Die Verschandelung der Landschaft<br />
Landschaftsbildbewertung für Eingriffs-<br />
Ausgleichs-Bilanzen; LNU, Heinrich-Lübke-<br />
Str. 16, 59759 Arnsberg-Hüsten<br />
Tel. 02932-4201, Fax -54491<br />
lnu.nrw@t-online.de<br />
www.lnu.nrw.de<br />
9.-11.10., Göttingen<br />
Waldumbau im globalen Wandel<br />
Konferenz (siehe Seite 33); Universität<br />
Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaft<br />
Tel. 0551 / 39-3472, Fax -9787<br />
eMail: dekanat.forst@uni-goettingen.de<br />
Internet: www.uni-forsdt.gwdg.de/fwt<br />
10./11.10., Dresden<br />
10 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis<br />
Jubiläumskongress; B.A.U.M., Martin Oldeland,<br />
Tel. 040 / 4907-1118<br />
martin.oldeland@baumev.de<br />
18.10., Wuppertal<br />
Vögel an Fließgewässern<br />
Int. Fachtagung; Dr. Rainer Mönig, Laaken<br />
104, 42287 Wuppertal<br />
Tel. 02361 / 305-0, Fax -340<br />
nua-z@nua.nrw.de<br />
www.nua.nrw.de<br />
26.10.+2.11., Wetzlar<br />
Führungswissen - Solarthermische<br />
Nutzung<br />
Geförderter Lehrgang; Technologiezentrum<br />
Lahn, Dillufer 40, 35576 Wetzlar<br />
Tel. 06441 / 9455-12, Fax -55<br />
29./30.10., Rostock<br />
Ökosponsoring - Möglichkeit der<br />
Projektfinanzierung<br />
LFG, Fritz-Reuter-Platz 9, 1139 Malchin<br />
Tel. 03994 / 235-0, Fax -199<br />
lfg.malchin@t-online.de<br />
30.10., Mülheim an der Ruhr<br />
Natur und Landschaft im Ballungsraum<br />
- Lebensqualität für Mensch und Natur<br />
Landesanstalt für Ökologie - LÖBF NRW,<br />
Castroper Str. 30, 45665 Recklinghausen<br />
Tel. 02361 / 305-0<br />
poststelle@loebf.nrw<br />
www.loebf.nrw.de/abteilg/abteilg3/<br />
veranstaltung/index.htm<br />
31.10.-2.11., Leipzig<br />
Regionale Kreisläufe: Wirtschaften auf<br />
dem Weg zur Nachhaltigkeit<br />
Internationale Konferenz des Bundesforschungsministeriums;<br />
ICLEI-ITC, Kirsten<br />
Wolfrath, Eschholzstr. 86, 79115 Freiburg<br />
Tel. 0761 / 36892-28, Fax -29<br />
euregia.conference@iclei-europe.org<br />
www.regional-sustainability.de<br />
November<br />
November, Berlin<br />
Umsetzung der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie -<br />
Beiträge der Umweltverbände<br />
<strong>DNR</strong>, BUND, NABU<br />
<strong>DNR</strong> Berlin, Petra Brüggemann<br />
Tel. 030 / 443391-88, 0170-5865166<br />
petra.brueggemann@dnr.de<br />
5./6.11., Dortmund<br />
Zukunft der Abfallwirtschaft -<br />
Strategien kommunaler und privater<br />
Entsorger<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und<br />
Logistik (IML), Gregor Eckerth<br />
Tel. 0231 / 9743-238, Fax -451<br />
eMail: krw-netzwerk@iml.fhg.de<br />
9.11., Remscheid<br />
Baumschutzsatzungen<br />
Seminar zu Zielen und Möglichkeiten;<br />
RBN, Schmitzbüchel 2, 51491 Overath<br />
Tel. 02204-7977, Fax 74258<br />
13.11., Osnabrück<br />
Marketing und Kommunikationsmanagement<br />
in der Umweltberatung<br />
Verbraucherzentralen Bundesverband<br />
(vzbv), Susanne Breda, Markgrafenstr.<br />
66, 10969 Berlin<br />
Tel. 030 / 258002-13, Fax -18<br />
breda@vzbv.de<br />
22.-24.11., Loccum<br />
Die Welt als Schöpfung<br />
Die Weit als Ware<br />
Kommerzialisierung von Naturgütern und<br />
innere Verfasstheit der Menschen<br />
Tagung; Ev. Akademie, PF 2158, 31545<br />
Rehburg-Loccum<br />
Tel. 05766 / 81-0, Fax -900<br />
eal@evlka.de<br />
www.loccum.de<br />
� weiterlesen � Textende � siehe Kontakt 08.02 <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> ��57�
Service �����<br />
eMail-Infodienste<br />
Diese Informationsdienste senden regelmäßig<br />
aktuelle und unabhängige Nachrichten<br />
zu ausgewählten Umweltthemen<br />
per eMail zu. Soweit nicht anders angegeben,<br />
sind die Zusendungen kostenlos.<br />
Die Bestellung erfolgt jeweils bei den<br />
angegebenen eMail- oder Internet-<br />
Adressen.<br />
Umwelt - alle Themen<br />
ots.e-mail (täglich oder sofort; sehr um-<br />
fangreich, enthält auch die Meldungen<br />
der großen Umweltverbände)<br />
Internet: www.presseportal.de/otsabo/<br />
subscribe.htx ("ots-Umwelt/Natur"<br />
[unter "Vermischtes"])<br />
DRB (monatlich, Überblick aus Verbände-<br />
Sicht)<br />
eMail: info@dnr-berlin.de (formlos)<br />
Umweltschutz-NEWS.de (wöchentlich)<br />
Internet:<br />
www.umweltschutz-news.de (unten)<br />
ngo-mail (täglich; nicht nur Umwelt, aus<br />
NGO-Sicht)<br />
Internet:<br />
www.ngo-online.de/newsletter.php4<br />
ECO-News (wöchentlich; Themenbereiche<br />
wählbar; teils kommerziell/Lifestyle)<br />
Internet:<br />
www.eco-news.de/getabo.shtm<br />
(siehe auch ökom, Sonnenseite, vista<br />
verde, WWF)<br />
Agrarpolitik<br />
@grar.de Aktuell (täglich)<br />
Internet:<br />
www.agrar.de/aktuell/subscribe.htm<br />
Artenschutz, Naturschutz u.a.<br />
WWF-Journalisten-Newsletter (täglich; nur<br />
WWF-Meldungen)<br />
Internet:<br />
www.wwf.de/newsletter/index.html<br />
Betrieblicher Umweltschutz<br />
B.A.U.M.-@-News (monatlich)<br />
eMail: redaktion@baumev.de (formlos)<br />
Internet:<br />
www.baumev.de/Service/mail.htm<br />
58�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Energie<br />
BINE Newsletter (mehrmals monatlich;<br />
Technik, Politik)<br />
Internet: http://bine.fiz-karlsruhe.de/<br />
anm_newsletter.php<br />
Sonnenseite Newsletter (wöchentlich;<br />
Erneuerbare Energien, weitere Umweltthemen)<br />
Internet:<br />
www.sonnenseite.com (unten links)<br />
sfv-<strong>rund</strong>mail (mehrmals monatlich; Solar<br />
energie, Erneuerbare Energien, Politik)<br />
eMail: zentrale@sfv.de (formlos)<br />
Entwicklung, Weltwirtschaft<br />
W&E-Sonderdienst (monatlich)<br />
eMail: rfalk@pt.lu (formlos)<br />
Internet: www.weedbonn.org/<br />
mailman/listinfo/weed-news<br />
Gentechnik<br />
genPost (täglich; sehr ergiebig)<br />
eMail: genpost-request@gen.free.de<br />
(Betreff: "Subscribe", Text "subscribe")<br />
Internet: www.gene.ch/listmenu.html<br />
Gentechnik Nachrichten (sechs-<br />
wöchentlich)<br />
eMail: listserver@oeko.de<br />
(Betreff: ohne, Text: "subscribe<br />
gen-news@oeko.de")<br />
Internet: www.oeko-institut.org/<br />
bereiche/gentech/newslet/index.html<br />
Gen-Lex-News (14-tägig)<br />
eMail: info@blauen-institut.ch<br />
(Betreff: "subscribe d")<br />
Internet: www.blauen-institut.ch<br />
Globalisierungskritik<br />
attac-d-presse, attac-d-info u.a.<br />
Internet: www.attac-netzwerk.de/<br />
mailing.html<br />
Natur, Nachhaltigkeit u.a.<br />
vista verde (täglich)<br />
Internet: www.vistaverde.de/newsletter<br />
Nachhaltigkeit u.a.<br />
ökom Newsletter<br />
Internet: www.oekom.de/verlag/<br />
german/newsletter/<br />
Verkehr<br />
InformationsDienst Verkehr (IDV)<br />
(vierteljährlich)<br />
Kosten: 3,50 Euro pro Ausgabe<br />
eMail: info@umkehr.de<br />
Kein Bezug per eMail möglich<br />
Internet: www.umkehr.de ("Angebote")<br />
Wasser<br />
BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong> (14-tägig)<br />
Kosten: 1,- Euro pro Ausgabe<br />
eMail: nik@akwasser.de (Bezug per<br />
eMail nur bedingt möglich)<br />
Internet: www.ak-wasser.de/<br />
service/<strong>rund</strong><strong>brief</strong>/<strong>rund</strong><strong>brief</strong>.html
Interaktiv �����<br />
Verweise auf frühere<br />
Ausgaben<br />
<strong>Der</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> beschränkt<br />
sich auf aktuelle Informationen. Deshalb<br />
wird in einigen Artikeln auf vorangegangene<br />
Ausgaben verwiesen, z.B. "DRB<br />
04.02" als Hinweis auf Heft 4 des<br />
D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong>es im Jahr 2002.<br />
Verweise auf das EU-Rundschreiben (siehe<br />
rechts) sind ähnlich gehalten, z.B.<br />
"EUR 05.02".<br />
Dank, Empfehlung<br />
Für die Bereitstellung von Informationen<br />
zu diesem Rund<strong>brief</strong> dankt die Redaktion<br />
allen Beteiligten sowie den Umwelt-Informationsdiensten<br />
@grar.de, B.A.U.M.-@-<br />
News, BBU-Wasser-Rund<strong>brief</strong>, Gen-Lex-<br />
News, genPost, Greenpeace-PE, IDV, ngoonline,<br />
ökom Newsletter, Sonnenseite,<br />
TransGen, WWF-Journalisten-Newsletter.<br />
Diese Dienste sind auch für alle zu empfehlen,<br />
die sich unabhängig, aktuell und<br />
kostengünstig über bestimmte Umweltthemen<br />
informieren lassen wollen (siehe<br />
"eMail-Infodienste" im Service-Teil).<br />
D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong><br />
im Internet<br />
www.dnr.de/drb<br />
heißt die Internetseite des <strong>DNR</strong>-D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong>s.<br />
Dort finden Sie<br />
- Inhaltsverzeichnis und Editorial des<br />
letzten Heftes ("Zur aktuellen Ausgabe")<br />
- alle früheren Ausgaben ab 1999<br />
("Download"), komplett als PDF-Datei im<br />
Zeitungslayout, zum Ansehen, Herunterladen<br />
oder Ausdrucken<br />
- ausgewählte Artikel 2000-2001 nach<br />
Themen geordnet ("Volltextarchiv").<br />
Gegen Rückporto können die Materialien<br />
auch zugesandt werden.<br />
Gastbeiträge willkommen<br />
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge in Absprache<br />
mit der Redaktion.<br />
Beiträge von GastautorInnen stimmen<br />
nicht in allen Fällen mit der Meinung der<br />
Redaktion bzw. des Herausgebers überein.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Beiträge<br />
zu kürzen und zu überarbeiten.<br />
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Probelesen im Internet: www.dnr.de/<br />
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