d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR
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Wasser, Meere ����<br />
Tauziehen um Trinkwasser-<br />
Liberalisierung<br />
"Wenig zu gewinnen, aber<br />
möglicherweise viel zu verlieren!"<br />
Zu diesem Fazit kommt der Sachverständigenrat<br />
für Umweltfragen (SRU), der in<br />
seinem diesjährigen Jahresgutachten auch<br />
die Risiken der Privatisierung und Liberalisierung<br />
in der kommunalen Wasserwirtschaft<br />
untersucht hatte. Im Hinblick auf<br />
einen "Wettbewerb um den Markt" kommt<br />
der SRU zu äußerst kritischen Schlußfolgerungen.<br />
Beim "Wettbewerb um den Markt" geht es<br />
darum, dass die Konzessionen für die<br />
Wasserversorgung für einen bestimmten<br />
Zeitraum ausgeschrieben und an private<br />
Unternehmen vergeben werden. Vor allem<br />
die privaten Wasserkonzerne favorisieren<br />
diese Variante des "Wettbewerbs" - in der<br />
Hoffnung, dass sie dadurch zu langfristigen<br />
Konzessionsverträgen kommen. Dass<br />
es durch diese Betreiberverträge aber<br />
tatsächlich für die Endkunden zu signifikanten<br />
Preissenkungen kommt, zweifelt<br />
der Sachverständigenrat an. Ferner moniert<br />
er die "unseriösen" internationalen<br />
Wasserpreisvergleiche, mit denen die<br />
privaten Wasserversorger versuchen, die<br />
kommunale Wasserwirtschaft in schlechtes<br />
Licht zu rücken. Angesichts der unkalkulierbaren<br />
Risiken befürchtet der SRU<br />
deshalb, "dass durch eine weitere Privatisierung<br />
bzw. Liberalisierung der Wasserversorgung<br />
vermutlich nur wenig zu gewinnen,<br />
aber möglicherweise viel zu verlieren<br />
wäre".<br />
Mit dieser Warnung hat der neu besetzte<br />
Sachverständigenrat eine klare Kehrtwendung<br />
gegenüber seinem Vorgänger vollzogen.<br />
Dieser hatte sogar gefordert,<br />
künftig die Wasserentnahmerechte meistbietend<br />
zu versteigern. Im neuen Jahresgutachten<br />
steht auch, dass der SRU befürchtet,<br />
bei der Formulierung langfristiger<br />
Konzessionsverträge könnten Kommunen<br />
von den privaten Wasserversorgern über<br />
den Tisch gezogen werden. Als Alternative<br />
empfiehlt der SRU eine Kooperation der<br />
öffentlich-rechtlichen Wasserwerke zur<br />
Effizienzsteigerung. �<br />
42�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Länderwirtschaftsminister weiter für<br />
<strong>Der</strong>egulierung des Wassermarktes<br />
Ungeachtet der Vorbehalte aus der Wasserwirtschaft<br />
selbst, aus Gewerkschaften,<br />
Umweltverbänden, dem Umweltbundesamt<br />
und dem genannten Sachverständigenrat<br />
halten die Wirtschaftsminister der Bundesländer<br />
weiterhin eine <strong>Der</strong>egulierung des<br />
Wassermarktes für erforderlich - in der<br />
Gewissheit, damit "wettbewerbsfähige<br />
Wasserpreise und Abwassergebühren für<br />
Wirtschaft und private Verbraucher" erzielen<br />
zu können. Bei der letzten Wirtschaftsministerkonferenz<br />
im Mai listeten die<br />
Länderminister erneut die Argumente für<br />
die <strong>Der</strong>egulierung und Privatisierung der<br />
kommunalen Wasserwirtschaft auf. Vorrangig<br />
gehört dazu die Belastung der<br />
Abwassergebühren mit der Mehrwertsteuer,<br />
die Ermöglichung der Vollprivatisierung<br />
kommunaler Abwasserbetriebe in den<br />
Landeswassergesetzen sowie die "Prüfung<br />
der Einführung einer Ausschreibungspflicht<br />
bei der Aufgabenübertragung<br />
an Dritte".<br />
Um eine "verstärkte Einbeziehung Privater<br />
in die Wasserwirtschaft" zu erreichen, hat<br />
die Wirtschaftsministerkonferenz eine<br />
schon seit längerem tätige Ad-hoc-<br />
Arbeitsgruppe beauftragt, bis zur Konferenz<br />
im Dezember "konkret umsetzungsfähige<br />
Vorschläge" auszuarbeiten. Interessant<br />
an dem Beschluss ist, dass sich<br />
einzig Bayern bei der "Einführung wettbewerblicher<br />
Elemente in die Wasserwirtschaft"<br />
enthalten hat, während der damalige<br />
Berliner Wirtschaftssenator Gregor<br />
Gysi (PDS) für den Vorstoß stimmte. Die<br />
Wirtschaftsminister von Hessen, Niedersachsen<br />
und dem Saarland forderten<br />
sogar, dass "außerdem sorgfältig geprüft<br />
werden" müsse, ob die bislang geschützten<br />
Versorgungsgebiete der Wasserversorgungsunternehmen<br />
beseitigt werden<br />
könnten. ��<br />
Gastautor: Nikolaus Geiler,<br />
BBU, AK Wasser<br />
Grenzen der Privatisierung<br />
VKU und Umweltministerium gegen<br />
Waser- und Abfall-Liberalisierung<br />
Forderungen nach Liberalisierung und<br />
materieller Privatisierung der Wasserwirtschaft<br />
haben das Bundesumweltministerium<br />
und der Verband der Kommunalen<br />
Unternehmen (VKU) zurückgewiesen.<br />
Wasser sei als Lebensmittel keine beliebige<br />
Ware, sondern unverzichtbare Lebensg<strong>rund</strong>lage,<br />
erklärten Bundesumweltminister<br />
Trittin und VKU-Präsident Widder nach<br />
einem Gespräch über Probleme der Abfall-<br />
und Wasserwirtschaft im Juli in Berlin.<br />
Trittin sagte, die Wasserversorgung stelle<br />
traditionell eine Kernaufgabe der kommunalwirtschaftlichen<br />
Daseinsvorsorge dar.<br />
Diese dezentrale Struktur habe in der<br />
Vergangenheit eine im internationalen<br />
Vergleich beispielhafte Trinkwasserqualität<br />
und flächendeckende Versorgungssicherheit<br />
gewährleistet. <strong>Der</strong> Minister hob in<br />
diesem Zusammenhang hervor, dass die<br />
Weichenstellung, ob die Aufgabe der<br />
Wasserversorgung durch ein eigenes<br />
kommunales Unternehmen, in Kooperation<br />
mit anderen Kommunen oder durch<br />
Einbindung privater Anbieter gesichert<br />
werde, der alleinigen kommunalen Entscheidungshoheit<br />
unterliegen müsse.<br />
Auch eine vollständige Liberalisierung der<br />
Abfallwirtschaft sei weder ökonomisch<br />
noch ökologisch sinnvoll, erklärten die<br />
Gesprächspartner. Insbesondere der<br />
Hausmüllbereich solle weiterhin in kommunaler<br />
Zuständigkeit und damit öffentlicher<br />
Verantwortung verbleiben. Trittin und<br />
Widder verständigten sich auf zukünftig<br />
regelmäßige Gesprächs<strong>rund</strong>en. �<br />
Nordsee war sauberer<br />
Nach drei eher trüben Jahren sei der<br />
Sauerstoffgehalt der Nordsee Anfang dieses<br />
Sommers wieder "sehr gut", teilte das<br />
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie<br />
(BSH) nach einer zweiwöchigen<br />
Forschungsfahrt im Juli mit. Zum Teil sei<br />
das Wasser "ungewöhnlich klar", da die<br />
internationalen Maßnahmen zur Reduzierung<br />
des Nährstoffeintrags wirkten. Größte<br />
Problemzonen der Nordsee seien aber<br />
nach wie vor die Flussmündungen von<br />
Rhein und Elbe. Letztere werde infolge<br />
des Hochwassers die Nordsee in den<br />
nächsten Wochen wieder stark belasten.<br />
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