01.12.2012 Aufrufe

medizin - Evangelisches Krankenhaus Mülheim

medizin - Evangelisches Krankenhaus Mülheim

medizin - Evangelisches Krankenhaus Mülheim

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

.<strong>medizin</strong><br />

Den Keimen keine Chance<br />

Infektionsrisiken zu erkennen und weitest möglich zu beseitigen ist die zentrale Aufgabe<br />

des Hygienemanagements. Gesetzliche Vorgaben werden strikt umgesetzt.<br />

Gabriele Kantor und Dr. Hans-Georg Knoob mit Angelika Schammler, Erste Leitung der<br />

Station 22, vor einem Plakat, das an die Hände-Desinfektion erinnert.<br />

„Absolute Sicherheit gibt es nicht“, sagt<br />

Dr. Hans­Georg Knoob, hygienebeauftragter<br />

Arzt im Ev. <strong>Krankenhaus</strong>. Er sorgt gemeinsam<br />

mit Gabriele Kantor, Leiterin des<br />

Hygiene managements, für größtmögliche<br />

Keim armut. Doch er fügt hinzu: „In der<br />

Vorsorge sind wir vorbildlich. Wir tun alles,<br />

um die Patienten und das Personal zu<br />

schützen, und richten uns dabei stets nach<br />

den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.“<br />

„Die Patienten werden immer älter und bringen<br />

viele Grunderkrankungen mit. Das ist ein<br />

Grund für die steigende Zahl der <strong>Krankenhaus</strong>infektionen“,<br />

erklärt Gabriele Kantor, die<br />

zuvor Krankenschwester auf der Intensivstation<br />

war. „Der zweite Grund ist, dass sich<br />

die invasive, also eingreifende Medizin immer<br />

weiter entwickelt. Bei einem Eingriff können<br />

Keime von der Haut des Patienten in seine<br />

Körperhöhlen gelangen und dort eine Infektion<br />

auslösen.“<br />

Um Infektionen zu vermeiden, führen die<br />

Hygienebeauftragten gemeinsam mit den<br />

Ärzten und dem Pflegepersonal ein ganzes<br />

Bündel von Maßnahmen durch. „Wir setzen<br />

die gesetzlichen Vorgaben und die Empfehlungen<br />

des Robert-Koch-Instituts systematisch<br />

und zeitnah um“, betont Dr. Knoob. „Um die<br />

Weiterverbreitung von MRSA 1) im <strong>Krankenhaus</strong><br />

zu verhindern und die Patientensicherheit<br />

nachhaltig zu erhöhen, setzen wir eine<br />

umfangreiche MRSA-Strategie um. Ähnlich wie<br />

in den Niederlanden, die eine sehr geringe<br />

MRSA-Rate haben. Unsere Maßnahmen gehen<br />

sogar noch darüber hinaus“, unterstreicht<br />

12<br />

Gabriele Kantor. „Alle Patienten mit einem<br />

Risikofaktor isolieren wir vorsorglich so lange,<br />

bis Tests in unserem Zentrallabor bestätigen,<br />

dass sie MRSA-frei sind.“<br />

Früher mussten die Ärzte zwei bis drei Tage auf<br />

das Testergebnis warten. „Doch seit August<br />

verwenden wir Schnelltests und wissen spätestens<br />

nach vier Stunden Bescheid. Sie sind<br />

wesentlich teurer. Da wir etwa 30 Prozent der<br />

neu aufgenommenen Patienten testen – täglich<br />

20 bis 30 – beträgt der Mehraufwand rund<br />

250.000 Euro im Jahr. Wir sind das einzige<br />

<strong>Krankenhaus</strong> im weiten Umkreis, das so verfährt.<br />

Aber weil wir größten Wert auf Hygiene<br />

legen, machen wir das trotz des Kostendrucks,<br />

unter dem die Krankenhäuser stehen“, betont<br />

Dr. Knoob.<br />

Dr. Hans­Georg Knoob: „Keime können<br />

nicht springen, die wollen getragen werden“<br />

Bei der Aufnahme werden die Patienten gezielt<br />

befragt: Zu den Risikofaktoren zählen unter<br />

anderem eine frühere MRSA-Erkrankung,<br />

eine Dialyse, eine BehandIung im <strong>Krankenhaus</strong><br />

in den letzten zwölf Monaten oder eine<br />

mit Antibiotika im letzten Halbjahr. Liegt ein<br />

Risiko vor, folgt der Schnelltest. Der Patient<br />

wird gesondert untergebracht, das Personal<br />

trägt Schutzkleidung. Fällt der Test positiv<br />

aus, bleibt es bei den Schutzmaßnahmen<br />

und die entsprechende Behandlung beginnt.<br />

Der Patient und seine Angehörigen werden<br />

persönlich und per Infoblatt aufgeklärt.<br />

„Bei Notfallpatienten geht Leben retten natürlich<br />

vor Hygienetests“, erläutert Dr. Knoob.<br />

Die Hygiene-Experten zeigen das richtige Desinfizieren der Hände: Optimal ist die<br />

Bedienung des Spenders mit dem Ellenbogen.<br />

„Wenn ein Patient nicht lebensbedrohlich<br />

erkrankt ist, wir ihn aber dringend stationär<br />

aufnehmen müssen, führen wir sofort einen<br />

Test durch.“<br />

Eine weitere Maßnahme im Kampf gegen<br />

Keime ist die gezielte Antibiotika-Therapie.<br />

Gabriele Kantor: „Mit dem Antibiotika-Verbrauch<br />

steigt die Erregerresistenz an. Um dies<br />

zu verhindern, haben wir eine Leitlinie eingeführt,<br />

die je nach Erreger und Infektions art<br />

Antibiotika und deren Dosierung empfiehlt.“<br />

Für den Umgang mit gefährlichen Keimen gibt<br />

es genaue Handlungsanweisungen, die den<br />

Ausbruch und die Verbreitung von Infektionen<br />

verhindern können. „Alle Mitarbeiter<br />

kennen und befolgen sie und gehen Checklisten<br />

durch – wie Piloten im Cockpit vor dem<br />

Start“, erklärt Dr. Knoob. ●<br />

Gudrun Heyder<br />

Info<br />

Im Jahr 2009 wurden 17,8 Millionen Menschen in<br />

deutschen Krankenhäusern stationär behandelt.<br />

Jährlich infizieren sich dort bis zu 800.000<br />

Patienten mit Keimen: Bakterien, Viren und Pilzen.<br />

Bis zu 40.000 von ihnen (jeder Zwanzigste) sterben<br />

an den Folgen.<br />

1) MRSA: Methicillin-resistente Staphylococcus<br />

aureus-Stämme sind Antibiotika resistent.<br />

Sie können bei Menschen mit geschwächtem<br />

Immunsystem zu schwerer bis tödlicher Erkrankung<br />

führen.<br />

Alles über Hygiene für Patienten und Besucher<br />

finden Sie im punct-Gesundheitstipp zum Sammeln<br />

auf der abtrennbaren Klappe an der Rückseite.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!