Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.
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<strong>NABU</strong> Münster<br />
Weißt du wie viel Blümlein blühen…<br />
Beim Spazierengehen sieht man viele verschiedene Blumenarten - rote, blaue, weiße, gelbe -, dazu verschiedenste<br />
Gräser und Bäume. Scheinbar eine unüberschaubare <strong>Vielfalt</strong>, aber wie viele Pflanzenarten gibt es denn nun, zum<br />
Beispiel in Münster? Thomas Hövelmann versucht eine Antwort.<br />
Nach heutigen Schätzungen gibt es<br />
weltweit rund 500.000 Pflanzenarten,<br />
vor allem in den Tropen werden aber<br />
häufig noch neue Arten entdeckt. In<br />
Deutschland kommen ungefähr 3.000<br />
Arten vor, wobei gelegentlich einzelne<br />
Arten aussterben und dafür andere<br />
einwandern. In Nordrhein-Westfalen<br />
sind es mit etwa 2.000 Arten schon<br />
deutlich weniger, kein Wunder, fehlt<br />
hier doch die artenreiche Flora der<br />
Alpen und der Küsten. Und Münster<br />
nun - wie viele Arten gibt es in unserer<br />
Heimatstadt, die ja nur einen etwa<br />
300 km² kleinen Ausschnitt der Westfälischen<br />
Tieflandsbucht darstellt? Am<br />
ehesten kann diese Frage die Arbeitsgruppe<br />
Botanik des <strong>NABU</strong> Münster<br />
beantworten, die ihr Projekt „Flora von<br />
Münster“ im Jahr 2001 startete.<br />
Das Projekt „Flora von Münster“<br />
Seit dem Jahr 2001 erfasst die AG<br />
Botanik beim <strong>NABU</strong> Münster die Flora<br />
ihrer Heimatstadt mittels einer Rasterkartierung.<br />
Von Anfang an wurden<br />
die Daten in eine online erreichbare<br />
Datenbank (www.muenster.org/flora)<br />
eingegeben, die eigens von den ProjektmitarbeiterInnen<br />
erarbeitet worden<br />
ist. Bislang sind fast 30.000 Datensätze<br />
erfasst und eingegeben worden.<br />
Dadurch ist es jederzeit möglich, die<br />
aktuellen Angaben zur Verbreitung von<br />
Pflanzenarten im Stadtgebiet abzufragen.<br />
Das Projekt ist im Jahr 2005 mit<br />
dem Förderpreis des Westfälischen<br />
Naturwissenschaftlichen Vereins<br />
(WNV) ausgezeichnet worden.<br />
Neben der immer aktuellen Darstellung<br />
von Verbreitungskarten bietet die<br />
Flora von Münster den Vorteil, online<br />
auch verschiedene Auswertungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung zu stellen. Unter<br />
dem Menupunkt „Statistiken“ kann<br />
zum Beispiel eine Hitliste der häufigsten<br />
und seltensten Arten, die jeweili-<br />
22 NATURZEIT.org<br />
ge Artenzahl aller Quadranten und die<br />
Liste der fleißigsten KartiererInnen erstellt<br />
werden.<br />
Die Ergebnisse<br />
Bislang sind im Stadtgebiet von Münster<br />
728 Arten nachgewiesen worden.<br />
Darunter sind häufige und weit verbreitete,<br />
aber auch solche, die bislang erst<br />
ein Mal gefunden werden konnten. Die<br />
Hitliste der bislang zehn häufigsten Arten<br />
in Münster sieht so aus:<br />
Es fällt auf, dass praktisch alle oben<br />
aufgeführten Arten – mit Ausnahme<br />
unseres häufigsten Baumes, der<br />
Stiel-Eiche – stickstoffliebend sind, ein<br />
deutliches Zeichen für die allgemeine<br />
Überdüngung unserer Landschaft und<br />
Städte.<br />
Zu den seltensten Arten, die bislang<br />
nur ein oder wenige Male entdeckt<br />
werden konnten, gehören Arten wie<br />
das Fleischfarbene Knabenkraut (Dactylorhiza<br />
incarnata), die Erdkastanie<br />
(Bunium bulbocastanum) oder der<br />
Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum).<br />
Insgesamt finden sich unter den<br />
seltensten Arten fast ausschließlich<br />
solche, die auf wenig gedüngte oder<br />
besonders nasse bzw. trockene Standorte<br />
angewiesen sind.<br />
Interessant ist auch die mittlere Artenzahl<br />
der einzelnen Quadranten<br />
von jeweils 1 km², die Grundlage der<br />
Untersuchungen ist. Auf dieser überschaubaren<br />
Fläche finden sich im<br />
Schnitt etwa 200-250 Arten, von denen<br />
jeweils um die 200 regelmäßig auch<br />
in anderen Quadranten vorkommen.<br />
Anders herum gesagt: Wer die rund<br />
200 häufigsten Arten kennt, kann von<br />
sich behaupten, sich sehr gut auszukennen<br />
und praktisch alle vorkommenden<br />
Pflanzen benennen zu können.<br />
Platz Deutscher Name Wissenschaftlicher Name<br />
1 Große Brennnessel Urtica dioica<br />
2 Einjähriges Rispengras Poa annua<br />
3 Brombeere Rubus fruticosus agg.<br />
4 Gemeiner Löwenzahn Taraxacum officinale<br />
5 Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris<br />
6 Acker-Kratzdistel Cirsium arvense<br />
7 Gundermann Glechoma hederacea<br />
8 Breit-Wegerich Plantago major<br />
9 Stiel-Eiche Quercus robur<br />
10 Wiesen-Knäuelgras Dactylis glomerata<br />
Tab. 1: Die häufigsten Arten<br />
in Münster in Bezug auf die<br />
Anzahl besetzter Quadranten<br />
Wer das lernen möchte, kann das beispielsweise<br />
auch beim <strong>NABU</strong> Münster<br />
tun. Die AG Botanik bietet jährlich im<br />
Mai eine zweitägige Einführung in das<br />
Bestimmen von Blütenpflanzen an, näheres<br />
beim <strong>NABU</strong> oder unter<br />
� www.nua.nrw.de.<br />
Wie sieht die Zukunft aus?<br />
Vor dem Hintergrund der allgemeinen<br />
Diskussion über den Klimawandel<br />
stellt sich auch die Frage, wie sich