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Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

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Abb. 2: Flächenverbrauch<br />

im <strong>Münsterland</strong> am Beispiel<br />

der Region Rheine: Zuwachs<br />

der Siedlungsflächen 1959 -<br />

1972 - 1998.<br />

die als Teil der umstrittenen Südtangente<br />

betrachtet werden muss.<br />

Was macht die Bahnbrache „Rheine-<br />

R“ so wertvoll? Es handelt sich um ein<br />

Trockengebiet mit hoher Artendichte,<br />

also ein sehr seltenes Landschaftselement<br />

in unserer monotonen Agrarlandschaft.<br />

Zwischen Mais, blütenlosen<br />

Ackerrandstreifen und Asphalt ist kein<br />

Platz mehr für Blumen, Schmetterlinge<br />

und Co. Der „stumme“ Frühling ist<br />

bereits auf 95% der Freiflächen Wirklichkeit<br />

geworden (vgl. hierzu Naturzeit<br />

Heft 7 „Ende der Artenvielfalt“).<br />

Das ist auch in Rheine nicht unbe-<br />

kannt. Schreibt doch das von der Stadt<br />

beauftragte Umweltbüro in seinem<br />

Bericht von einem „äußerst artenreichen<br />

Bahnbrache-Komplex, der durch<br />

die standörtliche <strong>Vielfalt</strong> auf kleinstem<br />

Raum entstanden ist“. Dennoch<br />

kommt das Büro zu dem völlig fachfremden<br />

Schluss, der Eingriff führe zu<br />

keiner gravierenden Beeinträchtigung.<br />

Wie heißt es so schön im Volksmund?<br />

„Welch Brot ich ess, des Lied ich sing“<br />

(vgl. hierzu Naturzeit Heft 4 „Was sich<br />

ändern muss“).<br />

Dabei weiß doch jedes Kind: Gewerbe<br />

gehört nun einmal dorthin, wo die<br />

Infrastruktur vorhanden ist. Das ist in<br />

„Rheine-R“ nicht der Fall. Die Stadt hat<br />

auf geplante Gewerbeflächen entlang<br />

der Autobahn und entlang bereits bestehender<br />

Gewerbegebiete verzichtet,<br />

um „Rheine-R“ bebauen zu können!<br />

Klimawandel und Biotopvernetzung<br />

Das Umweltbundesamt hat in seinem<br />

Hintergrundpapier „Klimafolgen<br />

und Anpassung an den Klimawandel<br />

in Deutschland“ zum x-ten Male auf<br />

die Bedeutung von Schutzgebiet-Vernetzungen<br />

hingewiesen, um ein weiteres<br />

Artensterben zumindest abzumildern.<br />

Zitat: „Mittel- und langfristig<br />

werden Veränderungen in der Zusammensetzung<br />

von Arten und Lebensgemeinschaften<br />

in Deutschland nicht<br />

aufzuhalten sein. Anpassungsmaßnahmen<br />

sollten vor allem darauf zielen,<br />

das natürliche Anpassungspotenzial<br />

zu schützen und weiterzuentwickeln.<br />

Dazu gehören das Verbessern von<br />

Wanderungsbewegungen (z. B. durch<br />

Vernetzen der Biotope) und das Einrichten<br />

von Schutzgebieten, die den<br />

Erhalt natürlich ablaufender Prozesse<br />

im Ökosystem als oberstes Schutzziel<br />

haben“.<br />

Im Klartext: Wir brauchen großräumige<br />

und dauerhaft gesicherte Naturschutzgebiete,<br />

die untereinander verbunden<br />

sind. Doch genau das Gegenteil passiert.<br />

Weiterhin setzen Kreise und Gemeinden<br />

alles daran, ihre Siedlungs- und<br />

Straßenbauprojekte durchzuziehen.<br />

Keiner fühlt sich verantwortlich für eine<br />

sinnvolle Freiraumpolitik. Spricht man<br />

die kommunalen Verantwortlichen auf<br />

dieses Thema an, so wird auf die Zuständigkeit<br />

des Kreises für den Landschafts-<br />

und Naturschutz verwiesen.<br />

Doch die kompetenzschwache Untere<br />

Landschaftsbehörde hat überhaupt<br />

keine Chance, die Interessen des Natur-<br />

und Artenschutzes zu vertreten.<br />

Regt sich von dort einmal Widerstand<br />

gegen unsinnige Projekte, so bekommen<br />

die Fachleute einen Maulkorb<br />

verpasst.<br />

Und so bleibt nur der ehrenamtliche<br />

Naturschutz, in der Regel der <strong>NABU</strong>,<br />

der mahnend seine Stimme erhebt.<br />

Politik ohne Verantwortung<br />

Wenn man sich klar macht, dass Naturschutzgebiete<br />

alle 20 Jahre neu<br />

bestätigt werden müssen und die Landesregierung<br />

die Mittel für den Ankauf<br />

schutzwürdiger Flächen gestrichen<br />

hat, dann weiß man, wie es um den<br />

Naturschutz bei uns bestellt ist.<br />

Es sind eben nicht nur die Länder der<br />

„zweiten und dritten Welt“, die einen<br />

nie dagewesenen Artenschwund verursachen,<br />

sondern auch unsere lokalen<br />

Verantwortungsträger. Die forcieren<br />

mit ihrer gedankenlosen Zersiedlungs-<br />

und Zerschneidungspolitik den Artenkollaps.<br />

£<br />

Kurt Kuhnen<br />

Abb. 3: Rheine-R: <strong>NABU</strong>-<br />

Exkursion zu den botanischen<br />

Kostbarkeiten<br />

Foto: K. Kuhnen<br />

NATURZEIT.org 25<br />

<strong>NABU</strong> Kreisverband Steinfurt

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