Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.
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Europaweite Besonderheit:<br />
Das Emstal<br />
Bewahrung biologischer <strong>Vielfalt</strong> ist nicht nur die Ausübung der Verantwortung gegenüber den Mitgeschöpfen auf<br />
der Erde. Vielmehr geht es auch um die Sicherung der Lebenschancen künftiger Generationen. Mehr und mehr werden<br />
auch die ökologischen und ökonomischen Risiken erkannt, die mit dem derzeit stattfindenden dramatischen<br />
Verlust der Biodiversität einhergehen. Weltweit gesehen ist die biologische <strong>Vielfalt</strong> in anderen Erdteilen zwar um<br />
vieles größer, doch wie sollen Europäer glaubhaft deren Bewahrung einfordern, wenn sie es selbst trotz ihres Wohlstandes<br />
nicht fertig bringen, ihrer eigenen Verantwortung für diese gerecht zu werden? Zu zaghaft sind die bisherigen<br />
Bemühungen, nur schleppend werden Fortschritte erzielt. Viel mehr noch muss auch im <strong>Münsterland</strong> die Bewahrung<br />
biologischer <strong>Vielfalt</strong> ernst genommen werden. Doch wo liegt unsere Hauptverantwortung, wo ist der größte<br />
Handlungsbedarf?<br />
Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal<br />
unter allen Flüssen Europas ist<br />
der hohe Sandanteil im Einzugsgebiet<br />
der Ems. Er ist für die enorme Artenvielfalt<br />
dieses Flusses mit seiner Aue<br />
und den angrenzenden Dünengebieten<br />
die entscheidende Grundlage.<br />
Der Sand ist durch Wasser und Wind<br />
leichter in Bewegung zu bringen als in<br />
Flussauen mit lehmigen Böden. Daher<br />
können sich leichter die für viele Arten<br />
so wichtigen vegetationsarmen Sand-<br />
Emsaue bei Haus Langen.<br />
Foto: W. Schürmann<br />
6 NATURZEIT.org<br />
böden bilden. Die für die Artenvielfalt<br />
bedeutsamen Uferabbrüche, ein aus<br />
Altwassern, Flutrinnen und trockenen<br />
Sandablagerungen gebildetes vielseitiges<br />
Relief, die großen Terrassenkanten<br />
am Rande der Aue und die Entstehung<br />
der Dünengebiete sind ebenfalls<br />
auf den hohen Sandanteil zurückzuführen.<br />
Dies vielseitig strukturierte Biotopmosaik<br />
schafft die Grundlage für<br />
ein weiteres Merkmal des Emstals:<br />
Ihre im natürlichen Zustand außerge-<br />
wöhnlich hohe biologische <strong>Vielfalt</strong>. Erkennbar<br />
ist diese vor allem dort, wo<br />
der Emsausbau nicht zu einer Befestigung<br />
der Ufer, einer Einebnung der<br />
Auenflächen und einer Nutzungsintensivierung<br />
geführt hat. Ein solches Re-<br />
ferenzgebiet für einen wenig veränderten<br />
Flussabschnitt stellt noch heute<br />
der an der Ems bei Münster-Handorf<br />
gelegene Truppenübungsplatz Dorbaum<br />
dar. Hier erreicht zum Beispiel<br />
die als Indikator für biologische <strong>Vielfalt</strong><br />
dienende Artengruppe der Wildbienen<br />
und Solitärwespen (Stechimmen) mit<br />
über 260 der insgesamt an der Ems im<br />
<strong>Münsterland</strong> etwa 330 Arten eine ansonsten<br />
in Nordwesteuropa fast konkurrenzlose<br />
Artenvielfalt. Angesichts<br />
der Schlüsselbedeutung als Bestäuber<br />
von Wild- und Nutzpflanzen sowie als<br />
Gegenspieler von zur Massenentwicklung<br />
neigenden Insektenarten (z.B.<br />
Mücken, Fliegen, Blattläuse, Schmetterlingsraupen)<br />
hat biologische <strong>Vielfalt</strong><br />
hier auch eine ökonomische Komponente.<br />
Für die Bewahrung dieser Artenvielfalt<br />
besteht somit ebenfalls eine<br />
herausragende Verantwortung.<br />
Bislang konnte das seit Anfang der<br />
1990er Jahre laufende Emsauenschutzprojekt<br />
des Landes NRW noch<br />
nicht ausreichende Grundlagen dafür<br />
schaffen, dass diese oft auf Kleinstflächen<br />
zurückgedrängte <strong>Vielfalt</strong> überlebensfähig<br />
wird. Belastungen der<br />
mageren Sandbiotope mit Düngemitteln,<br />
Nutzungsaufgabe und eine zu<br />
schwach entwickelte Auendynamik<br />
beeinträchtigen die mageren Lebensräume.<br />
Renaturierte Flussabschnitte<br />
sind auf kurze Vorzeigeabschnitte<br />
beschränkt und die weitere Renaturierung<br />
droht angesichts der Naturschutzpolitik<br />
des Landes gänzlich ins<br />
Stocken zu geraten: Der unverzichtba-