architecture - Alsecco
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ONE HOUR<br />
MIT DER KRAFT DER SONNE<br />
OB PLUSENERGIEHAUS, OFFSHORE-WINDPARK ODER ELEKTROAUTO – DIE ENERGIEWEN-<br />
DE IST IN GREIFBARE NÄHE GERÜCKT. INNERHALB VON 30 JAHREN KÖNNTEN WIR DAHER<br />
KOMPLETT AUF ERNEUERBARE ENERGIEN UMSTEIGEN, BEHAUPTET DER BEKANNTE<br />
FERNSEHJOURNALIST UND BUCHAUTOR FRANZ ALT. NEBEN POLITISCHEM WILLEN IST<br />
DAZU DAS ENGAGEMENT JEDES EINZELNEN NÖTIG.<br />
foto Hanno Keppel<br />
AFACE: Herr Alt, in Ihren Vorträgen und Büchern plädieren<br />
Sie für einen raschen Komplettumstieg auf erneuerbare<br />
Energien. Wie sollte die Energiepolitik der Zukunft aussehen?<br />
FRANZ ALT: Wir verbrennen heute an einem Tag so viel<br />
Kohle, Gas und Öl, wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt<br />
hat. Dass das keine Vision für die Zukunft sein<br />
kann, kann sich jeder leicht ausrechnen. Dieser riesige Verbrauch<br />
an fossilen Energieträgern führt nicht nur dazu, dass<br />
die weltweiten Vorräte in den nächsten Jahrzehnten weitgehend<br />
aufgebraucht sein werden, sondern er ist auch maßgeblich<br />
für den Treibhauseffekt verantwortlich. Atomenergie<br />
ist andererseits viel zu gefährlich. Außerdem weiß niemand,<br />
wo und wie der strahlende Müll entsorgt werden<br />
soll. Die heutige fossil-atomare Energiepolitik hat daher keine<br />
Zukunft!<br />
AFACE: Sie plädieren stattdessen für einen kompletten<br />
Umstieg auf erneuerbare Energien ...<br />
FRANZ ALT: Ja, das ist die einzige Alternative. Wind, Sonne,<br />
Wasser, Geothermie oder Biomasse sind ungefährlich,<br />
unbegrenzt vorhanden und bald preisgünstiger als die alte<br />
Energie. Je länger wir mit dem Umstieg warten, desto<br />
größere Probleme schaffen wir uns. Auch in finanzieller Hinsicht.<br />
Denn die Nachfrage nach Öl und Benzin wird weiter<br />
steigen. Nach den Gesetzen des Marktes werden wir in naher<br />
Zukunft gewaltige Benzinpreiserhöhungen bekommen.<br />
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Preis für ein Liter Benzin<br />
in fünf, sechs Jahren bei fünf Euro liegen wird. Das<br />
schätzt zum Beispiel das amerikanische Finanzministerium.<br />
Wer sich schnell umstellt, der tut also nicht nur der Umwelt,<br />
sondern auch seinem Geldbeutel etwas Gutes. Deutschland<br />
hat in diesem Bereich ein riesiges Potenzial: Wir sind weltweit<br />
führend in Photovoltaik, Windenergie und Bioenergietechnologie<br />
und besitzen dementsprechend hervorragende<br />
Perspektiven für den Export der Zukunftstechnologien.<br />
20 alsecco aface<br />
AFACE: Das klingt recht hoffnungsvoll. Der Klimagipfel in<br />
Kopenhagen ist dennoch gescheitert. Muss man da nicht<br />
eher resignieren?<br />
FRANZ ALT: Als Journalist habe ich in den vergangenen<br />
20 Jahren alle internationalen Klimakonferenzen beobachtet.<br />
Die Ergebnisse waren jedes Mal ernüchternd. Wenn<br />
190 Regierungen zusammenkommen und jede von ihnen<br />
den Klimawandel ausschließlich als Last empfindet, dann<br />
wird es zwangsläufig immer nur um die Verteilung dieser<br />
Lasten gehen. Das kann nicht funktionieren. Stattdessen<br />
müssen wir begreifen, dass die Entwicklung neuer Umwelttechnologien<br />
nicht nur dem Klima, sondern auch der<br />
Wirtschaft nutzt und viele Arbeitsplätze schaffen kann.<br />
Wenn dieses Umdenken gelingt, wird Klimaschutz zum Gewinn<br />
für alle.<br />
AFACE: Und Sie sind optimistisch, dass das gelingen kann?<br />
FRANZ ALT: Ja, auf jeden Fall. Denn wir werden die Realität<br />
nicht auf Dauer ausblenden können. Auf der einen Seite<br />
gibt es die zunehmenden Katastrophen und die Schäden<br />
der Rückversicherer, auf der anderen Seite steht die Entwicklung<br />
des Arbeitsmarktes. Alle großen Branchen haben<br />
in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze abgebaut. Die einzige<br />
Branche mit Wachstumspotenzial ist der Bereich der<br />
erneuerbaren Energien. Es ist also klar, wohin die Entwicklung<br />
weiter gehen wird.<br />
AFACE:Es soll jedoch demnächst die Umlage für Photovoltaikanlagen<br />
weiter gekürzt werden. Wie passt das zusammen?<br />
FRANZ ALT: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat bislang<br />
hervorragende Arbeit dabei geleistet, der Solarindustrie<br />
den Weg zu ebnen. Als wir 1992 unsere erste Photovoltaikanlage<br />
auf dem Dach unseres Hauses montieren ließen, da<br />
war sie im Vergleich viermal so teuer wie heute. Allein<br />
im letzten Jahr sind die Preise um 30 Prozent gesunken. Der<br />
Markt wird die Kürzung der Einspeisevergütung also<br />
NAME Franz Alt<br />
WAS MIR WICHTIG IST<br />
Aufklärung, Aufklärung,<br />
Aufklärung<br />
BUCH FÜR DIE INSEL<br />
Viel zu viele, aber vor allem<br />
die Bergpredigt<br />
MUSIK Viel Klassik<br />
GRÖSSTER WUNSCH<br />
Dass es uns rasch gelingen<br />
möge, von heute zehn Prozent<br />
Intelligenznutzung auf elf Prozent<br />
zu kommen. Dann wären schon<br />
die größten Probleme der<br />
Welt gelöst<br />
MOTTO Es gibt nichts Gutes,<br />
außer man tut es