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Download - INSTITUT FÜR AKTUELLE KUNST IM SAARLAND

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Wir sprachen über die Verantwortung des Künstlers. Worin sehen Sie die Aufgabe derKunst, Ihrer Kunst?Ihre Frage könnte wiederum zu einem historischen Streifzug verführen, ich lenke aberden Blick nur zusammenfassend auf verschiedene Epochen und frage: Welche Rolle habenKünstler jeweils erfüllt? Waren sie beauftragt oder sahen sie in sich selbst Veranlassunggenug, arbeiten zu wollen? Rückblickend müssen wir sagen, der Künstler beginntsich zunehmend selbst zu entdecken, als er in der Renaissance eine Bedeutung bekam. Erwurde beauftragt und er versuchte zunehmend Wege zu finden, die letztlich seine Handschriftwurden. Wir legen seither Wert auf die Signatur eines Kunstwerkes. Gesellschaftspolitischheißt das, dass der Künstler als Einzelner eine Rolle spielt. Das impliziert aber auchdie Frage: Wer verhilft ihm zu dieser Rolle? Das bedeutet ganz einfach: Wer will von demKünstler etwas? Das sind zunehmend Einzelne, nachdem die Kirche als öffentlicher Auftraggeberin den Hintergrund getreten ist und die sogenannte öffentliche Hand in Formvon Kunst im öffentlichen Raum unseren Umraum mehr möbliert als dialogfähige Kunst zu ermöglichen.Museen als öffentliche Foren haben immer geringere Etats, Sammler, eigentlichdie einzigen obsessiven Menschen, die helfen Kunst zu ermöglichen, geben oft viel zu früh ihreSammlungsstücke in die Museen. Und der Künstler bewegt sich zwischen den Stationen, dieich genannt habe, überwiegend auftragslos, mittellos. Der Blick auf seine Arbeit erscheintden meisten zwecklos, weil sie keinen Sinn darin sehen, zwecklos, weil sie für nurWenige sinnvoll erscheint. Und da sind wir wieder bei der Wahrnehmung – oder andersgesagt: Jeder sieht nur das, was er weiß. – Meine Ausstellungen heißen – und ichmache jetzt einen Satz daraus: Im Gegenüber und Dazwischen suchen und finden Skulpturenihren Ort. Orte zu bilden ist für mich selbst eine der reizvollsten Aufgaben. So istz.B. die Anlage im Tal, auf die wir sicher noch zu sprechen kommen, eine selbst gestellteAufgabe. Sie ist eine Großskulptur, bei der mir viele Kollegen geholfen haben. Sie ist auchAusdruck eines allgemeinen Wünschens und Wollens von Künstlern, sich engagieren zukönnen. Für uns Künstler gilt sicherlich verallgemeinernd gesagt, dass wir für ganz wenigeMenschen eine Rolle spielen. Es sind die Menschen, die uns auch anstiften, gemeinsamweiter zu arbeiten. Alles ganz anders: Solange der Drang des Künstlers stark genug ist,sich äußern zu wollen, wird es Kunst geben, unabhängig von Auftraggebern, somit stellter sich selbst die Aufgaben und verantwortet sie.Beitrag zum rechten WinkelAusstellung im Edwin Scharff Haus,Neu-Ulm, 2000Ihrem Werk geht eine lebenslange Suche, kohärentes Arbeiten voraus, um zu diesem‚Konzentrat’ zu kommen. Die Bereitschaft des Betrachters ist ja leider eher selten gegeben,sich wirklich auf eine solche Kunst in ihrer ganzen Dichte einzulassen. Wenn die Aufgabeder Kunst für Sie kaum zu beantworten ist – jedem Menschen und jedem Bereich in derGesellschaft kommt eine Aufgabe zu, ich denke auch an Klöster, Mönche – worin sehenSie die Aufgabe des Künstlers? Auf dem Weg zum Kloster Marienstatt sprachen Sie vonder »Wirksamkeit der Mönche«. Die Wirksamkeit des Künstlers –Wenn Sie von Mönchen reden, sollte man nicht unterschätzen, dass die Menschen,die ins Kloster gehen, diese Umgebung suchen, um sich auch selbst zu helfen. Die Mönchebilden eine Gemeinschaft, in einer Lebensform, die in der Gesellschaft eine Lebensideeverkörpert. Und wenn heute einer Kunst macht, wie ich es verstehe und immer eigentlichverstanden habe, ist das eine vergleichbare Entscheidung, das zu leben, was ich gernemöchte, also einer Lebensidee zu folgen.Ein Autor, Heiner Protzmann, hat Sie »Kunstpolitiker« genannt. Dieses Wort drängt sichauf, wenn man Ihre frühen Aktionen sieht. Soll Kunst politisch sein oder wirken? Ist IhreKunst politisch gedacht?In der Kunst der 70er Jahre gab es die Meinung, wie bereits erwähnt, man könneetwas verändern. Das geht nicht. Ich halte bis zum heutigen Tage im Sinne von HerbertMarcuse die Kunst grundsätzlich für politisch. Und deshalb muss es nicht eine ausgesprochenpolitische Kunst geben, die agitierend vorgeht, weil die Agitation viel zu sehr der Doktrinationunterliegt und in Ideologienähe gerät. Ich kann ja nur auf meine wenigen Dekadenzurückschauen und ins Verhältnis setzen, dass es vor 30 Jahren Begriffe gab wie Kunstund Politik, die bereits mit dieser polarisierenden Titelgebung vergessen hat, dass Kunsteigentlich immer politisch war. Weil alles, was im sozialen Raum stattfindet, eine politischeWirkung hat. Egal, was einer macht, das geschieht ja in einem gesellschaftlichen Raum. –Ich glaube, dass man sich zunächst darüber unterhalten müsste: Was wollen wir eigentlichgemeinsam unter politisch verstehen? Wenn Sie es so meinen, dass wir alle ein zoonpolitikon sind, beinhaltet dies, dass wir eine Existenzform gefunden haben, die in einemgesellschaftlichen Umfeld bestehen kann, so dass es eigentlich nichts gibt, was außerhalbdieses Raumes geschieht. Insofern ist dann in diesem Umfeld die Tätigkeit desKünstlers eine spezielle. Und dann kommt es auf das Ausdrucksvermögen an, das man hatund auf welche Membranen das trifft. Und daraus resultieren Anerkennungen oder

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