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Die erwähnten Titel sind doch ziemlich vage. Wenn ich sage »Stehende« oder »Liegende«,ist das doch eine sehr neutrale Zustandsbeschreibung. Denn ich sage ja nicht:Der liegt so und so. Oder es ist ein Zeichen für... Auch wenn ich sage »Kopf«, ist daseigentlich eine Arbeitsbeschreibung, es beschreibt eine Möglichkeit. Ich kann Ihnen nursagen, wenn ich in einer Arbeit »Kopf« auf assoziativem Wege eine Nase entdecke,kommt sie weg, weil ich darin im Sinne meines Gestaltungsinteresses eine Ablenkungsehen würde. Im Unterschied dazu lebten die Arbeiten in der Zeit, wo ich sogenanntepolitische Arbeiten gemacht habe, in hohem Maße von den Titeln als Inhaltsangabe.Man spricht von der Einsamkeit des Künstlers, die auch notwendig ist. Gerade Ihr Künstlerdaseinjedoch zeigt, dass Sie immer wieder den Austausch mit anderen suchen. In IhreProjekte, wie im Tal, beziehen Sie Künstlerkollegen ein. Sie haben deutlich den Weg in dieÖffentlichkeit gewählt. In welchem Verhältnis stehen Ihr Bedürfnis nach Rückzug und derAustausch mit anderen Künstlern?Ich glaube, man kann verallgemeinernd sagen, dass es in jedem von uns ein Grundbedürfnisgibt, alleine zu sein. Und nicht, wie es das zoon politikon zum Ausdruck bringt,mit dem Postulat als Frage: In welcher Weise wirkt der Einzelne in seiner Privatheit in denöffentlichen Raum? Und oft gilt, dass der, der in der größten Öffentlichkeit unentwegtpräsent ist, vielleicht der einsamste Mensch ist. Und um diese Einsamkeit auszuhalten,braucht er wiederum diese Öffentlichkeit. Wenn Sie mich so direkt fragen, ich bilde mirein, dass ich in hohem Maße alleinig bin, mit dem Glück, eine Familie zu haben, die immergrößer wird, wobei wir aber Wert darauf gelegt haben, dass in dieser Gemeinsamkeit,ähnlich wie in den sich addierenden Werkgruppen, ein jeder in der Familie seineAutonomie leben kann.In seinem geschützten Raum. Man fühlt in Ihrer Familie, in Ihrem Haus, dass es diesegeschützten Räume gibt und sich jeder auf seine Weise entfalten kann.Ja, sich zurückziehen kann. Wenn man lebenslänglich mit Künstlerkollegen zu tunhat, gibt es erfreulicherweise die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichstenAntworten auf dieses Grundproblem. Und wenn es in meiner Biographie immerwieder Beispiele gibt, dass ich mich mit Kollegen umgebe oder mich achtend mit demWerk anderer auseinandersetze, entspricht das einem Grundbedürfnis in mir. Mich interessierenin einem größeren Zusammenhang, sagen wir Gesellschaft, die Summe von Einzelwesen,einzelnen Autonomien, mit denen etwas entsteht, was sonst nicht entstehenwürde. In der Anlage im Tal tragen alle dazu bei, dass da etwas entsteht, das vielleichtan meinen Namen gebunden ist, sich aber neutralisiert. Schließlich bin ich einer der38 Künstler, der sich ins Verhältnis zur Natur setzt. Auf einen Aspekt will ich hinweisen,der mir insbesondere durch den schon erwähnten Vetter stärker bewusst wurde. DieserVetter aus der mütterlichen Linie ist nicht nur der größte Fleischfilialist in Deutschland,sondern auch ein bedeutender Taubenzüchter (vgl. »Tauben im Tal« 22 ). Er meinte, alsich von der Gleichzeitigkeit sprach, 1986 die Anlage im Tal begonnen und AcquavivaPicena entdeckt zu haben, das sei wie bei den Tauben. Sie seien die sesshaftesten Tiere,kämen am schnellsten in ihren Schlag zurück. Nähe und Ferne ist auch im Tal ein wesentlicherAspekt.Altes Schulhaus, Atelier, 1984Landschaft von HasselbachWie kann man sich Ihr Künstlerleben vorstellen? Bei der Fülle Ihrer Tätigkeiten müssenSie eine große Disziplin haben. Sie müssen Ihre Zeit sehr strukturieren, um zu bewältigen,was Sie bewältigen.Jeder Mensch braucht eine Disziplin, damit er möglichst viele Freiheiten hat.Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?Bei mir gibt es keine Unterscheidung zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Weil ich michjederzeit mir sehr nahe fühle. So fahre ich auch nicht nach Italien in Urlaub, sondern ichwechsele den Standort. Und weil ich dort die Möglichkeit habe, in einem hohen Maßeanders zu leben, gibt es sicherlich auch einen Erholungswert im Sinne einer Freizeit. Aberich arbeite dort.Wohnhaus des Künstlers (altes Schulhaus)und Haus für die Kunst (Architekt: Georg A.Schütz), Hasselbach, 12. Oktober 2003Was bedeuten Ihnen diese beiden Lebensorte, Hasselbach, wo Sie seit 1975 in einemalten Schulhaus leben, und Acquaviva Picena, seit 1986? Was macht den 'Standortwechsel'so wichtig? Über die Tatsache hinaus, dass Skulpturen in Hasselbach entstehen,Papierarbeiten in Acquaviva Picena.Wir haben das Glück der zwei Orte, an denen wir uns eine Antwort geben könnenauf das, was uns vorgeschwebt hat. Um das in Hasselbach zu erreichen, war der Aufwandimmens, und wir können heute sagen, das ist eine wunderbare Insel, die für alle zugänglichist. Wir haben viel tun müssen, um uns dort hin und wieder zurückzuziehen. Oder:

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