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REvIEWS - Webseite von Thomas Neumann

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ter. Ein wirklich gelungenes Debüt, mit dem Marceese jetzt<br />

schon zu den positivsten Entdeckungen 2010 zu rechnen<br />

ist. (8) Zoli Pinter<br />

MISFITS<br />

Land Of The Dead<br />

12“ | Misfits | misfits.com || Die guten Seiten: das<br />

Coverartwork stammt <strong>von</strong> Zeichnerlegende Arthur Suydam,<br />

wir erfahren, dass George A. Romero noch einen weiteren<br />

„... of the Dead“-Plot im Hinterkopf herumträgt,<br />

und das Vinyl ist farbig. Das war’s dann aber auch schon.<br />

Die Gesamtspielzeit beider Songs beträgt 4:59 Minuten,<br />

was eine kurze Single ergibt, statt einer 12“ zum Preis einer<br />

12“! Leider kann Jerry Only immer noch nicht singen, was<br />

die mittelmäßigen (aber gut produzierten) Songs auch<br />

nicht schlechter macht, als sie schon sind. Mal sehen, wie<br />

weit es noch in den Keller geht. (2) Kalle Stille<br />

MANTRIC<br />

The Descent<br />

CD | Prosthetic | prostheticrecords.com || Das Gute<br />

an Mathcore-Bands ist, dass man mit DILLINGER ESCAPE<br />

PLAN immer eine Referenzband hat. An DEP muss sich<br />

messen lassen, wer glaubt, er könnte Gehörgänge zerhacken.<br />

Die Norweger MANTRIC beweisen mit ihrem Prosthetic-Debüt,<br />

dass sie nicht nur einen guten Musikgeschmack<br />

haben, sondern auch viel <strong>von</strong> ihrem Handwerk<br />

verstehen. Die zwölf Songs <strong>von</strong> „The Descent“ sind gespickt<br />

mit Dillinger-Wahnsinn, NEUROSIS-Düsternis und der<br />

einen oder anderen cleanen Gesangslinie. Gemixt hat das<br />

Album Tue Madsen, der schon DARK TRANQUILLITY und<br />

THE HAUNTED bearbeitet hat. Auch bei MANTRIC hat er<br />

fantastische Arbeit geleistet. „Symptoms“ ist nur ein Knaller<br />

<strong>von</strong> vielen, die MANTRIC auf die geneigte Hörerschaft<br />

loslassen. Du solltest dazugehören. (7) Sebastian Wahle<br />

MET<br />

Einmal mit Profis<br />

CD | myspace.com/metberlin | 45:28 || MET sind<br />

drei Berliner Jungs und Mädels, die laut ihrer selbst punkige<br />

Pop-Songs und poppige Punk-Songs spielen und für<br />

Punkrock-Fans und die eine oder andere Mutti der Fans<br />

Musik machen. Dem stimme ich voll und ganz zu, nicht<br />

mehr und nicht weniger ist es, was MET seit vier Jahren<br />

erprobt und verbessert haben. 16 Songs finden sich auf<br />

ihrer dritten Veröffentlichung, die alle ganz originell sind,<br />

nett, und die man sich auf Konzerten anhören kann, ohne<br />

dass es langweilig wird. Auch wenn meinem Urteil nun<br />

etwas der Enthusiasmus abhanden gekommen ist, liegt das<br />

schlicht daran, dass mir einfach nicht mehr dazu einfällt,<br />

was ich über diese Platte sagen könnte. Aber. Doch. Okay.<br />

Passt schon. (6) Katrin Schneider<br />

MIDAS FALL<br />

Eleven. Return And Revert<br />

CD | Monotreme | monotremerecords.com | 37:48<br />

|| Die Schotten und ihre gepflegte Melancholie – ein<br />

Kapitel für sich. MIDAS FALL aus Edinburgh versprühen<br />

auf ihrem Debütalbum musikalisch den Charme <strong>von</strong><br />

RADIOHEAD und OCEANSIZE und haben mit Elisabeth<br />

Heaton eine passable Sängerin, die ab und an etwas an<br />

Dolores O’Riordan <strong>von</strong> den CRANBERRIES erinnert und<br />

die sich gut in die melancholischen (teilweise mit einer<br />

THE CURE-Hookline und viel Hallgitarre versehenen)<br />

Melodiebögen einfügt. Schöne und schlichte Melodien,<br />

unspektakulär in Szene gesetzt. Die Suche nach dem Erinnerungsgehalt<br />

gestaltet sich aber oft schwierig. Die Band<br />

ler richtet sich gegen staatliche Repression, die Willkür der<br />

Wärter und die Willkür der Rechtsbeugung im Strafsystem.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Land sich der<br />

Knast befindet. Das Konzept des Samplers erinnert mich an<br />

den im letzten Jahr veröffentlichten Sampler „Out Of Control“<br />

<strong>von</strong> Twisted Chords, nicht zuletzt weil auch einige<br />

Bands des Labels sich hier wieder finden. Beide CDs beinhalten<br />

ein Sammelsurium <strong>von</strong> musikalischen Genres. Im<br />

Vordergrund stehen politische Inhalte. Da ist es egal, ob<br />

man nun HipHop, Punk oder Liedermacher-Musik spielt,<br />

wichtig ist doch, dass aus allen Ecken Leute kommen, die<br />

dieses System hinterfragen und Musik nicht nur als Unterhaltung<br />

betrachten. Jeder Beitrag, ob bekannt oder unbekannt,<br />

zeigt Solidarität für die Menschen, die vorne mit<br />

dabei sind, während die meisten <strong>von</strong> uns doch mittlerweile<br />

satt und passiv geworden sind. Im Booklet schreiben<br />

die Inhaftierten über ihre Erfahrungen im Camp und<br />

aus dem Knast. Eine absolut lohnenswerte Investition. (8)<br />

Simon Brunner<br />

V.A. Soundflat Records<br />

Ballroom Bash Vol. 3<br />

CD | Soundflat | soundflat-records.de || Bereits<br />

zum dritten Mal jährt sich der Soundflat Ballroom Bash<br />

in Leipzig, und auch diesmal gibt es wieder eine entsprechende<br />

Compilation mit allen auf dem Festival spielenden<br />

Bands. Dabei sind die NORVINS, MUCK & THE MIRES,<br />

THE STAGS, PETER BERRY & THE SHAKE SET, DOCTOR<br />

EXPLOSION und KING SALAMI & THE CUMBERLAND<br />

THREE. Jede Band ist mit jeweils vier Songs vertreten, <strong>von</strong><br />

denen fast die Hälfte bisher unveröffentlicht sind. Leider<br />

gibt es nur einen CD-only-Release, der kostet dafür aber<br />

auch nicht die Welt. Das Festival findet übrigens vom 23.<br />

bis 24. Oktober 2010 in McCormacks Ballroom in Leipzig<br />

statt. (7) Finn Quedens<br />

V.A. Take Action Volume 9<br />

CD | Hopeless Records | hopelessrecords.com ||<br />

Auch auf dem neunten Teil des mittlerweile laut Labelinfo<br />

bereits mehrere Million Dollar eingespielt habenden<br />

Benefiz-Samplers des Hopeless Records Unter-Labels Sub<br />

City versammelt sich wieder die Crème de la Crème des<br />

gegenwärtigen HC, Punk und Emos, um mit 35 teilweise<br />

unveröffentlichten Songs für eine gute Sache einzutreten.<br />

Mit dabei sind diesmal unter anderem WE THE KINGS, SET<br />

YOUR GOALS, MAYDAY PARADE, FRANK TURNER, THE<br />

ALMOST, LIGHTS, COBRA STARSHIP und TAKING BACK<br />

SUNDAY. Viel besser kann man so einen Sampler eigentlich<br />

gar nicht mehr machen. (8) David Schumann<br />

V.A. The Taste Of Underground<br />

CD | Antikoerper Export | antikoerper-export.de |<br />

47:05 || „The Taste Of Underground“ ist einer <strong>von</strong> vielen<br />

Sampler, den man in die Kategorie „Nice-Price“ einsortieren<br />

kann. Denn dieser Sampler aus dem Hause Antikoerper-Export<br />

ist ebenfalls für wenige Euros zu erstehen. Insgesamt<br />

neun Bands konnte das DIY-Label zusammentrommeln.<br />

Mit dabei sind NEUE KATASTROPHEN, GOTTKAI-<br />

SER, NI JU SAN, NARCOLAPTIC, DISCO OSLO, ORÄN-<br />

GÄTTÄNG, HOMICIDAL HOUSEPIG, COUCHDRIVERS<br />

und mit GUERILLA POUBELLE auch eine Band aus Frankreich.<br />

Da einige Kapellen ja doch schon einigen Bekanntheitsgrad<br />

besitzen, ist der Samplertitel nicht ganz zutreffend,<br />

aber das wollen wir hier nicht überbewerten. Die<br />

neun Bands kommen aus unterschiedlichen Stilrichtungen.<br />

So findet sich hier eine gute Mischung aus Hardcore,<br />

Punk und roherem Gedöns. Wie auch bei einigen anderen<br />

Samplerreihen darf hier jede Band zwei Mal ran. Insgesamt<br />

ist die Zusammenstellung okay, aber nicht überragend.<br />

Anspieltip: GUERILLA POUBELLE. (7) Sven Grumbach<br />

hat das Potenzial, so richtig im Studentenradio zu zünden<br />

und im Pop-Radio zu Helden stilisiert zu werden. Der<br />

Song „17“ ist allerdings eine gekonnte Ballade. (6)<br />

Markus Kolodziej<br />

KENNETH MINOR<br />

In That They Can’t Help It<br />

CD | Hazelwood | hazelwood.de | 41:01 || Es wird<br />

einem manchmal nicht leicht gemacht. Wenn schon die<br />

Infobeilage lediglich mit so spannenden Erkenntnissen<br />

wie dem Wohnort des Sängers aufwartet, die Band auf der<br />

Netzseite des Labels noch nicht gelistet ist und die versprochene<br />

Homepage nur auf das beschissene MySpace umleitet,<br />

wo sich das Thema Info lediglich auf Nichtigkeiten<br />

beschränkt, dann hilft auch die bestgemeinte Recherche<br />

nichts. Natürlich kann man Musik für sich alleine sprechen<br />

lassen, dennoch wünsche ich mir gerade bei solchen Bands,<br />

die mir sehr gefallen, ein Minimum an Infos. Mich erinnern<br />

KENNETH MINOR, die aus Deutschland sind und die<br />

angenehmen, jedoch nie langweiligen Singer/Songwriter-<br />

Sound machen, streckenweise an die ruhigen Sachen der<br />

EELS, oder auch an dEUS, diese jedoch unplugged, was sich<br />

vor allem in der Stimme des Sängers manifestiert. Dass es<br />

sich um das Debüt der Band handelt, erfreut mich umso<br />

mehr, lässt es doch erwarten und hoffen, dass noch viel<br />

dergleichen folgen wird. (8) Claus Wittwer<br />

MISS MASSIVE SNOWFLAKE<br />

Songs About Music<br />

LP/CD | North Pole | northpolerecords.org | 39:43<br />

|| Hinter MISS MASSIVE SNOWFLAKE steckt der Multimediakünstler<br />

Shane De Leon aus Portland. Nach ausgiebigen<br />

Solotouren durch Europa und die Staaten mit Laptop,<br />

Projektor und Akustikgitarre, hat Shane De Leon für das<br />

zweite MISS MASSIVE SNOWFLAKE-Album diesmal eine<br />

ganze Band zusammengestellt. Die zehn Stücke auf „Songs<br />

About Music“ reichen <strong>von</strong> Glamrock, Pop und Post-Punk<br />

bis hin zu Jazz und Avantgarde. Am meisten Berührungspunkte<br />

gibt es mit Gruppen wie XTC während ihrer<br />

„Oranges & Lemons“-Phase. Ob es sich um die Bläserarrangements<br />

oder um <strong>von</strong> den BEATLES geprägte Pop-Einflüsse<br />

handelt, alles, was XTC auszeichnete trifft auch auf<br />

MISS MASSIVE SNOWFLAKE zu, nur dass diese dabei amerikanischer<br />

klingen. Zeitlose Musik, es handelt sich wirklich<br />

um „Songs About Music“. (7) Kay Werner<br />

THE MIGHTY STEF<br />

100 Midnights<br />

CD | Tonetoaster/Alive | tonetoaster.com | 55:49 ||<br />

Es ist relativ einfach, mich zu vergraulen. Man kann mir<br />

zum Beispiel Britpop oder Irish Folk vorspielen, dann<br />

ist in den meisten Fällen garantiert, dass ich zeitnah das<br />

Weite suche. Und plötzlich kommt dieser Typ daher ... Stefan<br />

Murphy aka THE MIGHTY STEF. Er sieht aus wie ein<br />

unehelicher Bruder der OASIS-Gallaghers und aus Dublin<br />

kommt er auch noch. Eigentlich schlechte Voraussetzungen<br />

dafür, dass wir Freunde werden. Und trotzdem schafft<br />

er es, mich mit meiner Musik in höchste Verzückungszustände<br />

zu versetzen. Okay, wenn ich die Musikstile Britpop<br />

und Irish Folk jetzt alleine stehen lassen würde, dann<br />

würde das im Falle THE MIGHTY STEF viel zu kurz greifen.<br />

Denn Stefan Murphy pickt sich mit seiner Band die<br />

Rosinen aus dem Kuchen. Egal, ob Folk, Punk, Rock, Country,<br />

Blues oder Soul – er beherrscht alles. Und das Ganze<br />

klingt perfekt, wie aus einem Guss! In einem Song setzt<br />

plötzlich ein beschwingter Gospelchor Akzente, bevor<br />

Murphy im nächsten Lied mit seiner beeindruckend vielfältigen<br />

Stimme den zynischen Hafenspelunken-Pianisten<br />

raushängen lässt und wieder zum sentimental-verkaterten<br />

Geschichtenerzähler wird. Trotzdem bilden die 13<br />

Songs ein ausgewogenes Album, das sehr ruhige Momente<br />

hat, aber teilweise auch gewaltig losrocken kann. Mal ehrlich,<br />

ich glaube Leute wie Tom Waits, Nick Cave oder Bruce<br />

Springsteen wären froh, wenn sie solche Nummern im<br />

Programm hätten wie THE MIGHTY STEF. Und mit Cait<br />

O’Riordan und Shane MacGowan (beide ex-POGUES)<br />

geben sich auch noch passende Gaststars die Ehre. Schon<br />

der Vorgänger „The Sins Of Sainte Catherine“ war bei mir<br />

ein Dauerbrenner und „100 Midnights“ knüpft dort nahtlos<br />

an. Mächtig gute Scheibe. (8) Bernd Fischer<br />

MOSKOVSKAYA<br />

20 Jahre Moskovskaya<br />

MCD | ANR Music/Broken Silence | anr-music.org |<br />

23:21 || Es gibt was zu Feiern. Die Tassen hoch: „20 Jahre<br />

Moskovskaya“. Anlässlich ihres Jubiläums gibt es mit dem<br />

neuen Sänger fünf neue Stücke in einem schmucken Digipak.<br />

Zur Band selbst und ihren Aktivitäten verweise ich auf<br />

das Interview in dieser Ausgabe. Die blitzsaubere Produk-<br />

tion beinhaltet angenehmen Ska mit herausragenden Bläser-Arrangements.<br />

Wie ihr in vergangenen Reviews nachlesen<br />

könnt, wussten mich MOSKOVSKAYA musikalisch<br />

bislang nicht zu überzeugen – ganz anders ist das bei dieser<br />

Mini-CD, die es mittlerweile mit dem Niveau der BUS-<br />

TERS, Mark Foggo’s SKASTERS und TOASTERS aufnehmen<br />

kann. Nur eine ganz wesentliche Sache fehlt für meinen<br />

Geschmack all diesen Bands in jüngster Zeit: dem Genre<br />

entsprechend eingängige Melodien zu schreiben, was bei<br />

allem musikalischen Können trotz allem immer noch das<br />

Wichtigste ist. (7) Simon Brunner<br />

MARDI GRAS.BB<br />

Von Humboldt Picnic<br />

CD | Hazelwood/Cargo | hazelwood.de | 43:16 ||<br />

Die zwanzigbeinige Groove-Maschine aus Mannheim<br />

schlägt zurück. Vielseitiger denn je geht das Bläserensemble<br />

auf Weltreise, im Rucksack<br />

das neue Album, auf<br />

dem die Einflüsse global<br />

gesammelt und dann<br />

verwurstet wurden, so<br />

dass es kaum irgendeinem<br />

bestimmten Stil<br />

zuzuordnen wäre. Der<br />

Opener „Delhi morning<br />

raga“ taugt als Bollywood-Soundtrack,<br />

„Blvd. de Clichy“ ist<br />

frankophil angehaucht,<br />

„Ismin Mahmut Altunay“<br />

orientalisch, „Americanos“ ist was für Chickichicki-Latino-Salsa-Tanzkurse,<br />

„Lotterie des Lebens“ bringt<br />

das Flair des PALAST-ORCHESTERs. Insgesamt stellt man<br />

fest, dass New Orleans als Bezugsgröße für die BB immer<br />

nebensächlicher wird. Es klingt so wie eine Band, die sich<br />

WDR-Funkhaus Europa-Musikredakteure am Telefon ausgedacht<br />

haben. Grundsätzlich ist das Picknick eine grundsolide,<br />

handwerklich perfekte, aber dennoch charmante<br />

Platte geworden. Mir fehlt etwas die einheitliche Linie,<br />

außerdem hätte ich gerne noch einen antarktischen Frühlingswalzer<br />

gehört. Aber das wird bestimmt noch ... (7)<br />

Gereon Helmer<br />

MAKEOUTS<br />

In A Strange Land!<br />

LP | Bachelor | bachelorrecords.com || Als die<br />

MAKEOUTS vor ein paar Jährchen in ihrer Garage TEEN-<br />

GENERATE-Sound auf ihren Gitarren schrammelten, hätten<br />

sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dieses Jahr<br />

den schwedischen Manifest-Award zu gewinnen. Dies ist<br />

eine <strong>von</strong> Independent-Produzenten organisierte Preisverleihung<br />

mit durchaus okayen Bands, also kein Schrott wie<br />

der Echo oder Comet. Aber da in Schweden Nachwuchsbands<br />

finanziell sogar vom Staat unterstützt werden, wundert<br />

mich das auch nicht sonderlich. Jedenfalls haben die<br />

MAKEOUTS seit ihren ersten (ebenfalls sehr zu empfehlenden)<br />

SUPERCHARGEResken Singles auf Bachelor und<br />

Radio Obligato mit dieser Platte einen großen Schritt in<br />

Richtung BLACK LIPS oder BLACK TIME gemacht und<br />

ihren Sound deutlich poppiger gestaltet. „In a strange<br />

land“ schlägt meiner Meinung nach auch locker die letzte<br />

BLACK LIPS-Platte, die ich mir seit dem letzten mit Vice-<br />

Leserinnen mit Nerdbrillen und Achtziger-Vintage-Ichzieh-mich-so-bescheuert-wie-möglich-an-Modeüberlaufenem<br />

Konzert sowieso nicht mehr antun werde. (9)<br />

Finn Quedens<br />

MEDICATIONS<br />

Completely Removed<br />

CD | Dischord | dischord.com | 39:46 || Seine<br />

Strahlkraft als exzeptionelles Label mit prägender Wirkung<br />

auf die (Post-)Hardcore-Szene hat Dischord eingebüßt,<br />

auch wenn das viele alte Fans nicht wahrhaben<br />

wollen. Dischord ist zu einem Nostalgie-Unternehmen<br />

geworden, das sich vor allem dem Aufbereiten der glorreichen<br />

Vergangenheit widmet, sprich: der Neuauflage remasterter<br />

Klassiker aus den Achtzigern und Neunzigern. Die<br />

Dokumentation der gegenwärtigen Musikszene der US-<br />

Hauptstadt? Das übernehmen andere. 2008 erschien auf<br />

Dischord keine einzige neue Platte, 2009 immerhin drei,<br />

und siehe da, 2010 bislang zumindest eine, das zweite<br />

MEDICATIONS-Album. Deren Debüt kam 2005, und wie<br />

im Hause Dischord üblich, waren/sind hier keine Menschen<br />

aktiv, die man nicht vorher schon mal im Dischord-<br />

Universum verorten konnte: Chad Molter war unter anderem<br />

bei FARAQUET, Devin Ocampo ebenfalls und zudem<br />

bei BEAUTY PILL und SMART WENT CRAZY, und für<br />

den ausgestiegenen Andy Becker kam Mark Cisneros. Das<br />

rEvIEws<br />

Ergebnis ist erneut ein wundervolles Album, das eine<br />

Myriade <strong>von</strong> Einflüssen offenbart und stilistisch zwar ganz<br />

grundsätzlich ins Dischord-Weltbild passt, also im weitesten<br />

Sinne Post-Punk-Rockmusik ist, aber <strong>von</strong> Powerpop<br />

über Psychedelic und „Sophisti-Pop“ (ein Begriff, der<br />

mir bislang unbekannt war und eben über den Weg lief)<br />

ein denkbar weites Spektrum abdeckt. David Bowie, Syd<br />

Barrett, Nick Drake und Ornette Coleman werden <strong>von</strong> der<br />

Band gleichermaßen als Inspiratoren genannt, und das ist<br />

hilfreich und verwirrend zugleich. Für mich ist es höchst<br />

angenehme, zeitlose Musik, die ich jedem ans Herz legen<br />

kann, der mit dem Schaffen der Dischord-Bands seit den<br />

späten Neunzigern vertraut ist. (8) Joachim Hiller<br />

THE MEN<br />

Four Good Men And True<br />

CD | Heptown/Cargo | heptownrecords.com | 37:07<br />

|| Yeah, Beat Baby, Beat, Beat, Beat! Als ob es die Kollegen in<br />

der Redaktion irgendwie gerochen hätten, dass ich mir erst<br />

unlängst einen beinahe maßgeschneiderten Lambretta-<br />

Nadelstreifenanzug für 120 Tacken leistete (Yep, Guido<br />

hat schon recht: Von „Hartz IV“ lässt es sich mitunter doch<br />

ganz vorzüglich leben, har, har ...), bekomme ich doch aus<br />

dem Headquarter eine absolut vorzügliche Retro-Mod-<br />

Scheibe reinsten Wassers zugesandt. Diese vier smarten<br />

Schweden kredenzen hier jedenfalls ein dermaßen soulful<br />

und unwiderstehlich groovendes Zwölf-Gänge-Menü,<br />

dass es eine wahre Wonne ist. Einerseits tief vom Spirit der<br />

„first generation heroes“ à la SMALL FACES, YARDBIRDS<br />

oder auch THE CREATION beseelt, gleichzeitig aber durch<br />

die superknusprige Produktion <strong>von</strong> Christoffer Lundquist<br />

(verdiente sich unter anderem schon seine Meriten bei<br />

keinen Geringeren als ROXETTE oder auch MONEYB-<br />

ROTHER), perfekt in die Jetztzeit transportiert, bekommt<br />

man hier ein Gute-Laune-Manifest der erlesensten Güteklasse<br />

präsentiert. Rhythm & Blues küsst Soul, der Bass<br />

treibt gnadenlos nach vorne, die Gitarren setzen rasiermesserscharfe<br />

Akzente und die dreistimmigen Harmoniegesänge<br />

sitzen mindestens genauso passgenau wie der<br />

feine Zwirn, den die Buben am Leibe tragen. Wobei insbesondere<br />

Frontmann Sven Köhler mit seinem supergeilen,<br />

rauen Gesangsstil fast schon homoerotische Gefühlsaufwallungen<br />

in mir erzeugt ... Exzellente Platte, die mit<br />

jedem erneuten Durchlauf sogar immer noch ein Stückchen<br />

hinzugewinnt – prima! (8) Ben Bauböck<br />

MAINTAIN<br />

Save Yourself<br />

MCD | Break Out | myspace.com/breakoutrecords<br />

|| Diese Band ist nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen<br />

deutschen Metalcorelern, obwohl beide Bands sich<br />

ähnlicher Stilmittel bedienen. Die Bostoner MAINTAIN<br />

jedoch legen den Fokus weniger auf Metalcore-Geschrote,<br />

sondern bedienen sich des Newschool-Hardcores der späten<br />

Neunziger Jahre und verpacken diesen in sieben Songs,<br />

die wuchtig in Szene gesetzt wurden und entsprechend<br />

viel Spaß machen. Da freut man sich doch auf das hoffentlich<br />

bald erscheinende Album. (7) Jens Kirsch<br />

MOTHER-UNIT<br />

Brain-Massage<br />

CD | Stickman | stickman-records.de | 45:17 || Was<br />

macht eigentlich 35007, jene niederländische Spacerock-<br />

Band, die ihren Namen LOOSE in alter Taschenrechnermanier<br />

in 35007 umwandelte? 2005 gab es ein letztes Album,<br />

seitdem herrscht Stille. 2003 schon war Bertus Fridael ausgestiegen,<br />

Gründungsmitglied und Gitarrist, und er ist es,<br />

der sich nun mit einem vier laaaaange Stücke umfassenden<br />

Album unter dem Namen MOTHER-UNIT zurückmeldet,<br />

dessen Titel das verspricht, was das Anhören tatsächlich<br />

ist – eine „Brain-Massage“. Mit spitzen, kundigen<br />

Fingern kneten Fridaels instrumentale Kompositionen<br />

einem die grauen Zellen durch, so dass man völlig entspannt<br />

dasitzt, während einem die psychedelischen Sounds<br />

durchs Hirn wabern. Und man stellt fest, das Bertus diese<br />

derzeit so beliebten, flächigen Post-Rock-Sounds schon<br />

drauf hatte, als die noch lange nicht so beliebt waren wie<br />

heute. Ein detailreiches, auch leisen Tönen Raum lassendes<br />

Album, das weniger durch Lautstärke und Monumentalität<br />

als durch Detailreichtum besticht. (7) Joachim Hiller<br />

MURDER BY DEATH<br />

Finch: Performing An Instrumental Soundtrack<br />

To The Book By Jeff Vandermeer<br />

10“/CD | Murder By Death | murderbydeath.com<br />

|| MURDER BY DEATH waren noch nie in der Verlegenheit,<br />

sich ob ihrer „fröhlichen Musik“ rechtfertigen zu<br />

müssen, aber dieser C imaginäre M Y CM Instrumentalsoundtrack<br />

MY CY CMY K<br />

zu dem „Blade Runner“ ähnlichen Buch „Finch“ <strong>von</strong> Jeff<br />

Butterfly Records presents...<br />

LANA LOVELAND (BUT-38)<br />

Fuzztones organist goes solo on her first Butterfly 45!<br />

THE<br />

DIRTY<br />

ROBBERS<br />

(BUT-39)<br />

THE<br />

KONGSMEN<br />

(BUT-36)<br />

THE<br />

MOOMBAS<br />

(BUT-37)<br />

ELS TRONS<br />

2ND PRESSING,<br />

ONLY 200 COPIES!<br />

(BUT-35)<br />

Distributed by<br />

Clearspot & Get Hip!<br />

MAX & THE<br />

TATRAPLAN<br />

(BUT-40)<br />

P.O. BOX 31225 · 08080 BARCELONA (SPAIN) · www.butterfly-records.com<br />

OX-FANZINE 101

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