REvIEWS - Webseite von Thomas Neumann
REvIEWS - Webseite von Thomas Neumann
REvIEWS - Webseite von Thomas Neumann
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SSS<br />
SAXON SHORE<br />
It Doesn’t Matter<br />
CD | Broken Factory | saxonshore.com | 54:20 ||<br />
„It Doesn’t Matter“ könnte man etwas freier mit „ist ja<br />
auch egal“ übersetzen, und schon hat man eine treffende<br />
Beschreibung für die Empfindungen, die einen beim<br />
Hören dieses Albums beschleichen. Aufgenommen haben<br />
es fünf Leute aus Philadelphia – keine Anfänger übrigens,<br />
denn das hier ist schon ihr fünftes Werk. SAXON<br />
SHORE nutzen die Fahrrinne, die Bands wie MOGWAI<br />
oder GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR aufgebrochen<br />
haben. Das Problem fast aller Nachzügler: Sie alle greifen<br />
auf bewährte Bausteine zurück, und die geben nun mal<br />
nicht besonders viel her. Schleppendes Tempo, schwebende<br />
Klänge und behäbiges Anschwellen der Intensität bis<br />
zur Lärmorgie – alles schon mal gehört, alles wenig überraschend.<br />
So leid es mir tut, die meisten Bands des Genres<br />
sind absolut austauschbar. SAXON SHORE mögen ihr<br />
Handwerk verstehen, aber auch sie bilden da leider keine<br />
Ausnahme. (6) Christian Meiners<br />
SONGDOG<br />
A Life Eroding<br />
CD | One Little Indian | indian.co.uk || Wehmut<br />
und Vergänglichkeit sind die zentralen Themen des neuen<br />
SONGDOG-Albums. Die Band aus South Wales rund um<br />
Singer/Songwriter Lyndon Morgan, konnte bereits mit<br />
den Vorgängeralben „A Wretched Sinner’s Song“ und „The<br />
Time Of Summer Lightning“ erstaunlich gute Reviews in<br />
der alternativen Musikpresse verzeichnen. Und das, wo<br />
man musikalisch doch sehr einfache und beschauliche<br />
Klanglandschaften erzeugt, fernab vom Mainstream. Bob<br />
Dylan und Leonhard Cohen sind die Vorbilder <strong>von</strong> SONG-<br />
DOG, für mich sind SONGDOG die folkigere und etwas<br />
eintönigere Variante <strong>von</strong> RICHMOND FONTAINE. Zwischen<br />
Streichern und Akustikgitarren wird das schnelle<br />
Vergehen der Zeit melancholisch betrachtet und beklagt.<br />
Schöne, angenehme Musik für die nachdenklicheren<br />
Momente im Leben, und funktioniert überdies auch gut als<br />
Hintergrundmusik beim Lesen. (7) Robert Buchmann<br />
SUPERCHARGER<br />
Handgrenade Blues<br />
CD | Voices Music & Entertainment | vme-group.<br />
com | 50:19 || Achtung, hier handelt es sich nicht um<br />
die Garagenpunker aus San Francisco, sondern um dänische<br />
Schweinrocker, die es wissen wollen. Mit ihrem vorliegenden<br />
Debütalbum konnten SUPERCHARGER bereits<br />
einige Erfolge verbuchen. Unter anderem räumten sie den<br />
Danish Metal Award in der Kategorie „Best Debut Album<br />
of the Year 2009“ ab. Gleich anschließend durfte die Band<br />
bei einigen Europaterminen <strong>von</strong> NASHVILLE PUSSY als<br />
Anheizer dabei sein und ihren Bluesrock- und Stonerbeeinflussten<br />
Rock’n’Roll in ganz Europa präsentierten.<br />
Wenn SUPERCHARGER in diesem Tempo weitermachen,<br />
wird man sicher noch einiges <strong>von</strong> dieser Band hören, denn<br />
diese ersten Erfolge konnte die Band völlig zu Recht feiern.<br />
(7) Simon Dillo<br />
THE STARS’ TENNISBALLS<br />
s/t<br />
MCD | Ampire | ampire-records.com || Zuerst die<br />
schlechte Nachricht: Es fehlen die Hits. Nun die gute: Die<br />
Produktion ist viel versprechend. Ganz bestimmt steckt bei<br />
THE STARS’ TENNISBALLS viel Herzblut mit drin. Dum-<br />
merweise entzünden die vier Songs plus Remix mit ihrem<br />
Indie/Acoucstic Gitarrenpop im Sinne <strong>von</strong> BRIGHT EYES<br />
nicht unbedingt das große Lagerfeuer, das hier vorbereitet<br />
wurde. „Let it go“ klingt wunderbar nach amerikanischem<br />
Indiefolk. Aber das wäre es dann auch schon. Talentiert<br />
sind die Jungs auf jeden Fall. Jetzt fehlt nur noch der<br />
Knaller-Song. Das wird schon. (5) Sebastian Wahle<br />
STONED ALIENS<br />
Moralwaschtag<br />
CD | Alienated But Striving | myspace.com/alienatedbutstriving<br />
| 35:14 || Satte 16 Jahre hat es gedauert,<br />
bis das Debütalbum „Moralwaschtag“ <strong>von</strong> den STONED<br />
ALIENS auf dem Planeten Erde das Licht der Welt erblickte.<br />
Wie heißt es doch so schön, gut Ding will Weile haben.<br />
Und das Ergebnis lohnt sich zu hören. Eine sehr unterhaltende<br />
halbe Stunde mit energiegeladenem Punkrock wird<br />
einem geboten. Überwiegend deutsche, aber auch zwei<br />
englische Titel haben die Jungs im Angebot. Wie es sich an<br />
einem „Moralwaschtag“ gehört, kommt die Politik natürlich<br />
nicht zu kurz („Blutige Freiheit“, „Drei Kriege“). Die<br />
STONED ALIENS bieten durchdachte Texte, die teilweise<br />
rauh, aber immer mit genügend Melodie unterlegt sind.<br />
Soundtechnisch klingt das Ganze nach einer Mischung aus<br />
BOXHAMSTERS, RASTA KNAST und einem Hauch BUT<br />
ALIVE. Insgesamt eine Mischung, die so einiges verspricht<br />
und dies auch halten kann. Die lange Wartezeit hat sich<br />
hier auf jeden Fall gelohnt. (7) Sven Grumbach<br />
SIX GALLERY<br />
Breakthroughs In Modern Art<br />
CD | Superball Music | superballmusic.com || Pop,<br />
Pathos und Fingertapping. SIX GALLERY aus Athens, Ohio<br />
haben sich für ihr Debütalbum viel vorgenommen. Dass<br />
die Band bis vor kurzem noch ohne Sänger reinen, instrumentalen<br />
und progressiven Post-Rock-Sound fabriziert<br />
hat, klingt fast bei jedem Song durch. Man kann schon<br />
sagen, dass das verspielte und vertrackte Gitarrenspiel der<br />
sage und schreibe vier Gitarristen um Sänger Daniel Francis<br />
zum Trademark der Band werden könnte. Sie machen<br />
da weiter, wo Bands wie MONO oder FROM MONUMENT<br />
TO MASSES ohne Sänger stehen bleiben müssen, und das<br />
macht es für den Zuhörer um einiges einfacher und die<br />
Songs greifbarer. Die zehn Tracks <strong>von</strong> „Breaktroughs In<br />
Modern Art“ sind gut, nur entdeckt man ab dem fünften<br />
Song („Eddie & the marble faun“) nicht mehr viel Neues.<br />
Eine EP mit der Hälfte der Songs hätte gute Chancen zur<br />
Veröffentlichung des Monats zu avancieren. Aber es ist<br />
nicht so, dass ab Track sechs alles öde wird. Es bleibt nur<br />
nicht mehr viel hängen. Tip <strong>von</strong> mir: das Album erst ab<br />
„Glaciar de las Lágrimas“ starten lassen. So hat man mehr<br />
da<strong>von</strong>. (6) Sebastian Wahle<br />
SOUL STALKER<br />
A Way Out<br />
CD | Manic Depression | manicdepressionrecords.<br />
com | 39:48 || Im Grunde genommen der beklemmendste<br />
Electro Dark Wave seit SIGLO XX, KLINIK,<br />
SKINNY PUPPY und FRONT 242. Man muss diese Musik<br />
in kleinen Clubs in Paris oder Strasbourg hören. Die Franzosen<br />
haben in diesem Genre schon seit langen ihre geistigen<br />
Überväter aus der belgischen EBM-Szene der Achtziger<br />
Jahre hinter sich gelassen und den Soundtrack zum<br />
maschinellen Untergang bereits vorprogrammiert. Und<br />
wenn DAF dieser Tage auf Tour sind (und Gabi Delgado-<br />
López unterhaltsam die Ausschreitungen bei einem DAF-<br />
Gig in Rom in den frühen Achtzigern resümiert), mag<br />
man auch deshalb vor Ort sein, weil das Vorprogramm <strong>von</strong><br />
NO MORE, die bereits auf Labelpartys <strong>von</strong> Manic Depression<br />
mit SOUL STALKER gespielt haben, bestritten wird,<br />
und deren Stellenwert in der französischen Dark-Wave-<br />
Gemeinde seit ihrer jüngsten Reunion enorm gestiegen ist.<br />
(8) Markus Kolodziej<br />
TONY SLY<br />
12 Song Program<br />
CD | Fat Wreck | fatwreck.com | 32:28 || Wird man<br />
mit dem Alter weiser oder ruhiger oder sucht man nach<br />
neuen Herausforderungen? Vielleicht trifft <strong>von</strong> alledem<br />
etwas auf Tony Sly zu.<br />
Nach mehr als 20 Jahren<br />
als Sänger und Gitarrist<br />
<strong>von</strong> NO USE FOR A<br />
NAME veröffentlicht er<br />
nun sein Solo-Debütalbum.<br />
Bereits vor sechs<br />
Jahren hat er zusammen<br />
mit Joey Cape <strong>von</strong> LAG-<br />
WAGON ein Akustik-<br />
Coveralbum aufgenommen,<br />
auf dem sie Songs<br />
ihrer Bands neu eingespielt<br />
haben. Nun präsentiert<br />
Herr Sly – nomen est omen – zwölf neue Stücke,<br />
die <strong>von</strong> Anfang an wesentlich ruhiger konzipiert waren.<br />
Meist wird auf mehr als eine Akustikgitarre ganz verzichtet,<br />
bei einigen Liedern gibt es dank Karina Denike <strong>von</strong> den<br />
DANCE HALL CRASHERS und Joey Cape gar mehr Sänger<br />
als Instrumente zu hören. Was schon bei NUFAN einen Teil<br />
der Songs ausmacht, wird hier zum Programm: in Akkorde<br />
gehüllte Melancholie vor einer auf- oder untergehenden<br />
kalifornischen Sonne. Damit macht Tony hier nebenbei<br />
auch die Stärke <strong>von</strong> NUFAN ganz deutlich, diese wunderbaren<br />
und fesselnden Melodien, die sowohl in vollem<br />
Punkrock- als eben auch in dünnem Akustikgewand funktionieren.<br />
„It’s all just a passing phase you’ll see“ – man<br />
kann nur hoffen, dass diese Zeile nichts mit der Frage zu<br />
tun hat, ob es weitere Soloalben <strong>von</strong> Tony Sly geben wird.<br />
Mit „Maybe I am no good at this“ liegt er schließlich ja<br />
auch vollkommen daneben. (9) Zoli Pinter<br />
STORY OF THE YEAR<br />
The Constant<br />
CD | Epitah | epitaph.com || STORY OF THE YEAR<br />
waren immer eine dieser Bands, die – ähnlich wie THE<br />
USED oder 30 SECONDS TO MARS – total an mir vorbei<br />
gegangen sind. Zu konstruiert, zu mainstreamig, zu langweilig<br />
klangen die paar Songs, die ich irgendwo gehört<br />
hatte. Stilistisch eben eher Alternative als Emo oder Post-<br />
Hardcore. Und auch das neue Album <strong>von</strong> STORY OF THE<br />
YEAR scheint meine Vorurteile zu bestätigen. Fast übertrieben<br />
hymnisch und perfekt produziert, spielen die<br />
Jungs aus St.Louis rockige Songs im Stile <strong>von</strong> Bands die ich<br />
aus gutem Grund nicht kenne. Gut machen sie das natürlich<br />
trotzdem, keine Frage. Nur halt nicht für mich. (6)<br />
David Schumann<br />
SMOKING HUT ON STONES<br />
Rope Around You<br />
CD | myspace.com/smokinghutonstones | 34:12<br />
|| Rock, baby, rock. SMOKING HUT ON STONES kommen<br />
aus Rostock und spielen heftigen (Stoner-)Rock,<br />
der die musikalische Nähe zu den Nachbarn <strong>von</strong> COO-<br />
GANS BLUFF und TRICKY LOBSTERS gar nicht verbergen<br />
will. Neue Rostocker Schule, würde ich mal sagen. Wie<br />
eine schwere Dampfwalze kommen die zehn Songs der CD<br />
rEvIEws<br />
auf dich zu und versuchen alles niederzuwalzen, was sich<br />
ihnen in den Weg stellt. Leider sind die Songs alle in demselben<br />
– einheitlich niedrigen – Tempo gespielt, so dass sie<br />
dich nicht wirklich erwischen können. Schade, denn der<br />
Sound dieses Debüts ist wirklich heftig und auch das Songwriting<br />
der jungen Norddeutschen ist schon recht überzeugend.<br />
Nur etwas mehr Abwechslung wäre schön gewesen,<br />
denn auf ganzer Länge wirken die Songs der CD doch<br />
etwas ermüdend. (6) Christoph Lampert<br />
SCARY MANSION<br />
Make Me Cry<br />
CD | Talitres | talitres.com | 32:29 || Die New Yorker<br />
Sängerin Leah Hayes, ehemals aus dem Antifolk-Singer/Songwriter-Umfeld<br />
und die zuletzt auch mit TV ON<br />
THE RADIO zusammenarbeitete, hat sich zwei Mitstreiter<br />
mit ins Boot geholt und macht jetzt großartigen und trashigen<br />
Electro No Wave, der wie THE KILLS auf Speed klingt<br />
(oder THE KILLS mit CHICKS ON SPEED). Mitunter wirkt<br />
Hayes wie eine Kopie <strong>von</strong> Alison Mosshart (der sie auch<br />
ähnlich sieht) mit kaputten SUICIDE-Sequenzern. Falls<br />
Mosshart als medial inszenierte Stilikone auf dem internationalen<br />
Catwalk mal schlapp machen sollte (und mal<br />
nicht für Ray-Ban-Brillen wirbt), kann Miss Hayes diesen<br />
Job ohne Zweifel übernehmen. Die Stimmungsfacetten<br />
<strong>von</strong> SCARY MANSION reichen <strong>von</strong> fast fragilen (dann<br />
klingt Hayes wie CAT POWER oder BAT FOR LASHES) bis<br />
hin zu explosiven Parts, in denen sie sich vermutlich live<br />
auf die Bretter wirft. Sie spielt selbst Gitarre, Klavier und<br />
den „Thunderstick“, ein traditionelles Instrument aus den<br />
Appalachen, das man sich als eine Art Banjo mit lediglich<br />
drei Saiten vorstellen muss. Zudem ist sie noch Illustratorin<br />
und gestaltet beispielsweise das Artwork für ein Ryan<br />
Adams-Album und ihre Arbeiten finde sich ebenso im The<br />
New Yorker und der New York Times. SCARY MANSION:<br />
das volle Paket Lifestyle aus der dunklen Ecke des Melting<br />
Pot. (8) Markus Kolodziej<br />
THE SAVANTS<br />
Mosquito Sunrise<br />
CD | Hulk Räckorz | punkrock.de | 35:35 || Das<br />
Info des Tübinger Quartetts liest sich wie folgt: 2 kg Punkrock,<br />
800 g Ska, ein Quentchen Pop, ein Viertel Liter Folk,<br />
eine Prise Klassik und 4 cl Metal. Leider trifft das Sprichwort<br />
„Zu viele Köche verderben den Brei“ manchmal zu.<br />
Die Punkrock-Songs, die mehr als Dreiviertel der Scheibe<br />
ausmachen, zimmern ordentlich rein. Guter, alter Punkrock<br />
im WIZO-Stil, auf deren Label dieses Album erscheint<br />
– jedoch wird hier (mit zwei Ausnahmen) auf Englisch<br />
gesungen. Manche Ska-Einlagen gefallen auf Anhieb,<br />
jedoch versuchen die vier Jungs bei manchen Songs auch<br />
noch die anderen oben genannten Musikgenres in die<br />
Songs einzuarbeiten, was leider ein wenig aufgesetzt wirkt.<br />
Aber da gibt’s ja noch die Songtexte, die dann wieder einiges<br />
wettmachen, da man hier echt auf seine Kosten kommt.<br />
Trotzdem: Jungs, bleibt beim Punkrock, der mir echt gut<br />
gefällt. (8) Peter Nitsche<br />
SPANKIES<br />
End Of Transmissions?<br />
MCD | Strictly Commerical | strictly-commercial.<br />
de | 20:05 || Mit „End Of Transmissions?“ legen SPAN-<br />
KIES aus Italien ihre Debüt-EP vor. Irgendwie klingen die<br />
darauf enthaltenen fünf Songs so, als habe man sie schon<br />
mal irgendwo gehört. Man könnte fast glauben, die SATA-<br />
NIC SURFERS, STRUNG OUT und ANTI-FLAG haben hier<br />
Pate gestanden, während die jungen MILLENCOLIN bei<br />
den Texten behilflich waren. Aber gleichzeitig haben die<br />
OX-FANZINE 105