VA- Appetite For Deconstruction! (2004/2005) / DVD / DestinyRec. KAFKAS - Paula / CD / Domcore THE MOVEMENT - Revolutionary Sympathies / Destiny Rec. ZWAKKELMANN Kulturbeutel 2010 / CD / RilRec NÖTIGUNG Bunkersinfonien In Arsch Voll CD / Impact EGOTRONIC - Ausflug Mit Freunden CD / LP+CD / Audiolith ADOLAR - Schwörende Seen, Ihr Schick- salsjahre / CD / LP / unterm durchschnitt RIOT BRIGADE Go On! / CD / LP / Concrete Jungle Rec. HÖRINFARKT - Popp- Und Blasmusik CD / Puke Music BRATZE - Korrektur Nach Unten CD / LP+CD / Audiolith KARATE DISCO - Discostress CD / LP / RilRec THE LAZY BOYS Shadows / CD / Part Rec. AUXES - Ichkannnichtmehr CD / LP+Downl. / Gunner Rec. THE TITTY TWISTERS ORCHESTRA Gorf Pow Bang Tump! / CD / LP /Soundflat JAMES CHANCE & TERMINAL CITY The Fix Is In / CD+DVD / CD / Le Son du Maquis NINJA GUN - Restless Rubes CD / LP+Downl. / Gunner Rec. TRIBUTE TO NOTHING - How Many Times Did We Live? / CD / Destiny Rec. RASTA KNAST - Die Katze Beißt In Draht CD / Destiny Rec. CRAZY ARM - Born To Ruin CD / LP+Downl. / Gunner Rec. ASHES OF A LIFETIME - When All Goes Up In Flames / CD / European Label Group rEvIEws OX-FANZINE 111
Reviews FANZINEMACHER! Schickt uns eure Hefte zum Besprechen! Im Tausch schicken wir euch natürlich das Ox. Also ab in die Post mit eurem Meister- oder auch Machwerk: Ox-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen ALLEINER THREAT Zine | mikareckinnen@gmx.de | alleinerthreat. blogsport.de | A6, 64 S., 1 Euro + Porto || Ein neues Egozine im Hosentaschenquerformat stammt <strong>von</strong> Mika Reckinnen, der lange Zeit das Strafraumpogo-Zine gemacht sowie schon für etliche andere Fanzines geschrieben hat, vom Drachenmädchen über Plastic Bomb bis zum Trust, vor allem aber den Pankerknacker. Inhaltlich geht es in der ersten Ausgabe hauptsächlich um den Umgang mit geistigen Eigentumsrechten, wobei er sich im ersten Beitrag („Das Ox zum Berge führen“) auf eine Kolumne <strong>von</strong> Joachim Hiller in Ox #82 bezieht und dabei – trotz scharfer Kritik – angenehm sachlich bleibt, im Unterschied zu seinem Fanzine-Kollegen „Stefan Stiletti“ im Pankerknacker, <strong>von</strong> dem sich Mika hier aber nur drei Fragen zur eigenen Person stellen lässt. In „Die Musikindustrie und die Verfolgung ihrer Kunden/innen“ und „Those Major Punks are Mysterious“ geht es wieder um das Schwerpunktthema. Mikas wahre Stärke aber ist die Short-Story, etwa seine Vision einer nahen Zukunft in „Patentierter Gewinner“ oder der U-Bahn-Horror „Als Hitler geht Gott an Karneval“. Außer einigen Konzert- und Alltagsfotos aus Thailand und den Philippinen gibt es dann noch zwei Rubriken: Live-Berichte aus dem Großraum Essen sowie die Fanzine- Reviews. Okay, das ist Punkrock 2010. Ute Borchardt HUMAN PARASIT #9 Zine | Philipp Bäppler, Norderstr. 35, 24939 Flensburg | humanparasit.blogspot.com | A5, 60 S., 2 Euro (inkl. MC 4,-) || „Chaos, Panik, Tohuwabohu ...“Am letzten Aprilwochenende veranstaltet Bäppi ein dreitägiges Punk-Festival im Flensburger Hafermarkt, angekündigt sind „10 Ausgaben Human Parasit Fanzine – 20 Kisten Freibier – 30 Jahre Bäppi“. Vor der Jubiläumsausgabe, die es exklusiv bei dem Festival geben soll, musste natürlich erst HP #9 erscheinen und wahrscheinlich ist das Heft deswegen ein kleines bisschen dünner ausgefallen. Genug ist trotzdem drin, zum Beispiel lange Interviews mit Niklas, dem Sänger <strong>von</strong> ALERT aus Kiel, und Clara <strong>von</strong> der schwedischen All- Girl-Band BEYOND PINK, die auch beide beim HP-Fest auftreten werden. Erfahrungen anderer Veranstalter sind da natürlich nicht uninteressant, zu Wort kommen daher Bollo/Break The Silence Festival und Jens <strong>von</strong> der Destruction Crew, eine Konzertgruppe in der Alten Meierei Kiel. Viel zu erzählen hat auch Micha, „Ururalt-Punk“ aus Hannover, etwa über die Chaostage, WOHLSTANDSMÜLL, Nasty Vinyl, „Höhnblöd“ und – die Bäckerehre. Ach ja, Bäppi wird jetzt Bäcker und somit „ein Eckpfeiler der Gesellschaft“, was ihm beim Quizshow-Casting leider auch nicht geholfen hat, aber die Story ist ein echtes Highlight. Statt also bei Pilawa aufzutreten, veranstaltet Bäppi hier sein eigenes Quiz, Hauptgewinn: Human Parasit #10, denn „... der Parasit bist du!“ Ute Borchardt IN THE STREETS OF HAMBURG #9 Zine | Fanladen FC St. Pauli | streetsofHH@yahoo.de | A5, 66 S., 1 Euro || Ausgabe #9 des Fanzines der St. Pauli Skinheads: inhaltlich eine runde Sache, mit vielen Berichten über Fußball und Musik, die uns Kurzhaarigen am Herzen liegt. Gegenkultur wird hier groß geschrieben, allerdings kann ich mit dem meisten Zeug nix anfangen, denn Fanzines im Portrait, teil 1 PunKrocK! Die erste Nummer des Mannheimer Fanzines erschien 2005. Gegründet wurde das Heft <strong>von</strong> Bocky, zuvor Pogopresse, und Oli Obnoxious und Richard, zuvor Punkrock Guide. Heute wird das Heft gemacht <strong>von</strong> Bocky, Oli Obnoxious und Dennis Degenerate. Die bevorzugten Stilrichtungen: Streetpunk, Anarcho-Punk, Hardcore, und etwas Oi! – aber eigentlich alles, was sich mit Punk in Verbindung bringen lässt. Was mich seit gut zehn Jahren antreibt, Fanzines herauszubringen, ist wohl derselbe Grund, weshalb andere Leute eine Band gründen. Aber da ich eben zu schlecht an einem Instrument bin, habe ich mich für den Stift und die Tastatur entschieden. Doch nicht nur deshalb, sondern weil Schreiben das Medium ist, in dem ich mich am besten ausdrücken kann. Zudem verstehe ich dieses halbwegs kreative Nach-außen-Gehen als unglaubliche Bereicherung und extrem hilfreich für eine Art der persönlichen Weiterentwick- OX-FANZiNe 112 der FC St. Pauli ist nicht mein Club und geht mir heftigst am Allerwertesten vorbei. Als Rautenträger schlägt mein Herz für den anderen Verein in Hamburg. In Sachen Musik sieht es da anders aus, denn mit dem SHAM 69 vs. 4 SKINS ist eine richtig gelungene Kolumne am Start, und die Berichte über GONNA GET YOURS und PRODUZEN- TEN DER FROIDE stimmen mich versöhnlich. Gute Bands ! Also, wer auf Bootboy-Fanzines und Fußball steht, sollte zugreifen. Ich halte es da frei nach Mark Twain: „Bevor ich die Leute, die mich hassen, liebe, fange ich lieber an, meine Freunde besser zu behandeln.“ – Hart & Smart. Sebastian Walkenhorst MONKEY BUSINESS #3 Zine | Brigade Nord 1516 c/o Jörn Drees, Hellkamp 13, 20255 Hamburg | BN1516@gmx.de | A5, 76 S. || Beim ersten Heft ging’s um den Klassenerhalt des VfL Osnabrück in der zweiten Fußballbundesliga. Der Fußballgott hatte kein Erbarmen und sagte sich „Lass’ die in der kommenden Saison in der dritten Liga verweilen und dann mal sehen, ob die Mannschaft und die Fans das Zeug für den Wiederaufstieg haben.“ Derzeit sieht es gar nicht schlecht aus, der Verein bewegt sich immer in der Aufstiegszone. Also mal sehen, auf welchem Tabellenplatz man am Ende der Saison steht. Bis dahin kann man sich das Fußball-Fanzine des Fanclubs Brigade Nord 1516 zu Gemüte führen. Neben diversen Auswärts- und Heimspielbesprechungen des VfL gibt es wieder Konzertberichte und Tonträgerbesprechungen und einige Insiderinfos in Sachen Fußball- und Fankultur, gemäß dem Motto: Fußball muss dreckig bleiben für den fußballbegeisterte Punk und Skin. Und auch dieses Mal gilt es Daumendrücken für den VfL Osnabrück, dass es mindestens der Relegationsplatz um den Aufstieg wird. In der Saison 2010/2011 sehen wir uns wieder in der zweiten Bundesliga! Simon Brunner PROUD TO BE PUNK #13 Zine | Jan Sobe, Stockartstr. 15HH, 04277 Leipzig | jan. sobe@t-online.de | A5, 80 S., 1,50 Euro + Porto || „Punk is resistance“ steht hier fett auf der Rückseite, und also per se politisch, ansonsten wäre es wohl kaum etwas, auf das einer wie der Jan aus Leipzig stolz sein könnte. Ein hoher Anspruch geht oft mit Enttäuschungen einher, da ist verständlich, dass Jan manchmal Lust hätte, die Brocken einfach hinzuwerfen – stattdessen ist sein Fanzine schon wieder eine ganze Ecke umfangreicher geworden. 80 engbedruckte Seiten und keine Inhaltsangabe, es ist ein bisschen wie eine Wundertüte, und immer wenn ich es aufschlage, gibt es etwas anderes zu entdecken: hier das lange Interview mit den Machern des Luzerner Romp-Fanzines, dort die Vorstellung einer überregionalen Kampagne „Wir bleiben alle!“ mit dem Ziel, selbstorganisierte Räume zu erkämpfen und verteidigen, dann der wie üblich überraschend umfangreiche Sachsen-Szene-Report. Und immer wieder das A im Kreis – ob im Gespräch mit dem AutorInnenkollektiv <strong>von</strong> „Libertad para todos“, einem „Medium Thüringer AnarchistInnen“, oder der Band STURZ- FLUG und ihr „Anarchist Raw Punk Terror“. Ausführlich vorgestellt werden auch die israelischen Aktivisten „Anarchists Against The Wall“, dazu passend an anderer Stelle die Filmdoku „Jericho’s Echo – Punk Rock in the Holy Land“ lung. Durch das ständige Angetriebensein, Dinge und/oder Tatsachen offensiv nachzufragen oder zu hinterfragen, eröffnen sich oft viele verschiedene Sichtweisen. Dadurch entwickeln sich gefestigte Meinungen, können aber solche auch gerne mal wieder ins Wanken bringen. So verarbeitet jeder unserer Schreiber seine Gedanken, Gefühle und Erlebtes in Texten oder Interviews. Dieser Mix ist ein Punkt, der meiner Meinung nach unser Fanzine ausmacht. Wir sind kein reines Musik-Fanzine, obwohl dieser Teil den überwiegenden Platz einnimmt. Wir achten darauf, dass wir nicht nur Bands präsentieren, die wir klasse finden. Mindestens genauso wichtig ist es uns aufzuzeigen, dass es neben der großen Leidenschaft zur Musik noch bedeutend mehr zu entdecken gibt. Da kommt dann gerne mal ein Zeichner oder Filmemacher zu Wort, ebenso gerne werden Wohnalternativen, kulturelle Projekte oder Personen vorgestellt, die nicht auf den ersten Blick Punkrock sind. Ich persönlich definiere Punk als eigenständige Kultur, die sich leider viel zu oft an der vorherrschenden Kultur orientiert und diese anprangert, anstatt selbst was auf die Beine zu stellen, um damit eine Alternative anzubieten. Punk bedeutet für mich, eine eigene Kultur zu schaffen und diese mit möglichst wenigen Kompromissen abseits dieses schrägen Systems zu leben. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Punk ist für mich keine Gegenkultur, sondern schlicht eine andere Kultur! Ein weiterer Teilaspekt, der das Punkrock!-Fanzine ausmacht ist die Qualität der ausgewählten Themen. Diese finde ich im Informationsoverkill des Internetzeitalters extrem wichtig. Damit behaupte ich einfach mal, dass wir essentielle Berichte für unsere Subkultur machen. Das meiste darüber hinaus ist einfach bloß Masse und hat wahrscheinlich alles, bloß keine Klasse. Diese Aussage ist ganz bewusst provozierend und kontrovers, womit wir bei einem weiteren ganz wichtigen Teil unseres Fanzines sind: Wir hauen auf die Kacke, treten gerne verbal in die Eier und fühlen mit Alufolie auf verplombte Zähne. Denn nichts ist langweiliger als eine nüchterne Berichterstattung. Und da es keine Objektivität gibt, ziehen wir liebreizender Diplomatie den blutverschmierten Baseballschläger vor! Unser Heft steht ebenso für Unverbohrtheit und dennoch Ernsthaftigkeit wie für heitere Ausgelassenheit und die Unterstützung des D.I.Y.-Gedankens. Bocky punkrock-fanzine.de ... Angemerkt sei noch, dass sich Jan bei alldem hier nun keinesfalls zum Szenepolizisten aufspielt, was nicht zuletzt sein Artikel „Political Correctness – Fluch oder Segen?“ beweist. Ute Borchardt PLASTIC BOMB #70 Zine+CD | plastic-bomb.de | A4, 80 S., 3,50 Euro || Der Herr auf dem Cover, der nur ab unterhalb der Brust abgebildet ist und dessen haarige Beine aus knappen Shorts ragen, macht deutlich, worum es in einem Heft-Special geht: Um schwule Punks, um „Gay Punks“. Ein interessantes Thema, fallen Sätze wie „Ey, bist du schwul oder was?!“ oder „Du Schwuchtel“ doch auch unter Punks in klar abfällig gemeinter Weise. Gleich am Anfang aber geht es um das Kennenlernportal „Abgefuckt liebt Dich!“, das ein durchaus interessantes Phänomen darstellt, bevor zu TE- LEMARK umgeschaltet wird, gefolgt <strong>von</strong> DISTEMPER und MOSKOVSKAYA im Doppelpack. OI POLLOI haben fürs PB ihre Tourerlebnisse protokolliert, MDC kommen mal wieder zu Wort, die Hardcore-Band OVERKILL FOR PROFIT erzählt über das Leben in Aserbaidschan (Timur bleibt vorsichtig, denn die Regierung liest mit ...), und Ronja fügt der „Herstory of Punk“-Serie mit Lizal <strong>von</strong> den DORKS aus Bayern eine weitere Folge hinzu. Inhaltlich wie immer eine bunte, sehr interessante Mischung, die unter dem in letzter Zeit wieder sehr chaotisch gewordenen Layout leidet. Joachim Hiller PUNKROCK! #11 Zine | punkrock-fanzine.de | P.O. Box 10 05 23, 68005 Mannheim | A5, 100 S., 3 Euro || Auch die elfte Ausgabe <strong>von</strong> Bockys Heft ist sehr lesenswert und unterhaltsam – und das fängt schon bei Bockys Kolumne an, in der er die Scheinheiligkeit <strong>von</strong> Pankerkacker-Kollege Stefan Uhl sowie <strong>von</strong> Ben und ANR Records thematisiert, was ihre „Holier than thou“-Attitüde im Umgang mit der so genannten „Grauzone“ anbelangt. Klare, aber unpolemische Worte, auf die der Pankerknacker-Mann nur mit stumpfem verbalem bzw. illustratorischem Hooliganismus zu reagieren wusste. Lesenswert: Der Australien-Tourbericht der SPERMBIRDS, die Lied-für-Lied-Kommentierung ihres Albums seitens EISENPIMMEL, Grundsätzliches in Sachen Skinhead-Kult, Chuck Ragan wurde ausgefragt, eine, die es wissen muss, berichtet vom Überlebenskampf der Kreuzberger Institution SO36, und es gibt Nachdenkliches zum Ende <strong>von</strong> MUFF POTTER. Dazu die Standards: Liveberichte, Fanzine-, Buch- und Plattenreviews, allesamt kompetent und scharfzüngig. Positiv auch das klare, aufgeräumte Layout. Joachim Hiller PANKERKNACKER #23 Zine || Kleiner Geist plus großes Ego ergeben in der Summe null. Joachim Hiller STADTMANDAT #3 Zine | stadtmandat-ol@web.de | A5, 56 S., 1,45 Euro + Porto || Böller beschreibt in seinem Egozine seine ganz eigenen Eindrücke <strong>von</strong> seiner Stadt Oldenburg. Oldenburg? Was fällt mir zur Stadt Oldenburg ein ... Das lässt sich jetzt also ändern, indem wir uns der Impressionen Böllers annehmen. Der erste Schwerpunkt in dieser Ausgabe ist das 16. internationale Filmfestival. Da es dort außerdem seit Jahren einmal wieder zu einer Hausbesetzung kam, wird ein kleiner Exkurs in die Hausbesetzerszene Deutschlands gewagt, allerdings meiner Meinung nach sehr oberflächlich. Und dann gibt es auch noch den VfB Oldenburg, der Fanzine-KlassiKer im Portrait, teil 1 THinK!?! fanzines sich in der Oberliga Niedersachsen-West durchaus einer aktiven und intakten Fan-Szene erfreuen darf. Der Verein lugt bereits seit zwei Jahren Richtung Regionalliga, hat den Sprung in der Relegation immer ganz knapp verpasst. In diesem Zusammenhang ist der Artikel über Fußball und Antirassismus vom Bündnis aktiver Fußballfans (B.A.F.F.) sehr interessant. Musik spielt im Stadtmandat nicht so die bedeutende Rolle, dennoch ist Böller aber in der Reihe über Oldenburger Musikgeschichte – in dieser Ausgabe mit Lutz Pruditsch (Trümmer Kassetten Label/RUDOLFS RA- CHE) – ein ausgezeichneter Beitrag gelungen. Informatives Heftchen! Simon Brunner TRUST #140 Zine | Trust, Postfach 11 07 62 28087 Bremen | trust-zine.de | A4, 68 S., 2,50 Euro || Nachdem das Boardstein- Magazin als letzte gedruckte Klammer zwischen Punkrock und Skateboardfahren mit der Einstellung des Magazins weggefallen ist, versucht das Trust mit dem aus dem Englischen übersetzten Artikel <strong>von</strong> David Ensminger diese Verbindung wieder in Erinnerung zu rufen. Durchaus interessant, aber neue Erkenntnisse habe ich auch nicht gewonnen. RITUAL werden interviewt, ebenso NUNSLAUGH- TER. LIMP WRIST und MAGRUDERGRIND, die Ende der Achtziger gegründeten Schwarzwald-Grinder CORROSI- VE, und Rev. Norb <strong>von</strong> BORIS THE SPRINKLER wude auch ausgegraben, doch irgendwie ist das Interview zwar lang, aber der „Relevanzfaktor“ ist dann doch eher gering. Das noch recht neue Label Cobra Records wird vorgestellt, gefolgt <strong>von</strong> der Reviewstrecke, in der sich eine Frei-Anzeige für das christlich-fundamentalistische Kinderhilfswerk World Vision versteckt – ein Versehen des Layouters, wie Dolf eingesteht. Joachim Hiller UNDERDOG # 31 Zine+CD | Fred Spenner, Narzissenweg 21, 27793 Wildeshausen | underdogfanzine.de | A5, 76 S., 2,50 Euro + 0,85 Porto || Im Underdog ist alles feinsäuberlich nach Rubriken sortiert. Nach dem Vorwort gibt es zum Einstieg ein paar gute, aber vielleicht nicht ernst gemeinte Ratschläge, wie man am besten die Polizei verarscht – jedenfalls mit ausgesuchter Höflichkeit. Nach ein paar Seiten mit News und Gerüchten finden sich die Kolumnen, kurze und längere, so verschieden wie ihre Autoren, aber allesamt lesenswert. Die vom Herausgeber dieses Fanzines steht unter dem schönen Motto: „Making Punk a Fred again!“ Danach kommen die politischen Themen: Antifaund Tierrechtsnews, immer mit Linktips, sowie ein paar Gedanken über Arbeit und Leistung (Überraschung, Guido W. kommt auch vor) und ein sehr informativer Artikel zum Thema HardxLine, der dokumentiert, wie die extreme Rechte seit den Neunzigern versucht, Straight Edge, HC und Veganismus für sich zu nutzen. Jetzt zur Abteilung Musik: Gespräch mit GUTS PIE EARSHOT, Infos zu den Bands der beigelegten CD – darunter LIPKICK, NEUE KATAST- ROPHEN, STROM und die mysteriösen MANKU KAPAK – und ausgesuchte Tonträger-Reviews. Es folgen zwei lange Interviews, einmal mit Karl Nagel – in jeder Hinsicht ein Charakterkopf, der ja „nur provozieren“ will – und nach diesem Szene-Urgestein eins mit dem 15-jährigen Nachwuchspunk Motte, der mit seinem Fanzine PanXnotdEaD! schon für einiges Aufsehen gesorgt hat. Zum Abschluss gibt es ausführliche Buch- und Fanzine-Besprechungen. Und ich muss sagen, mir gefällt diese Ordnung. Ute Borchardt Die erste Ausgabe dieses klassischen DIN A5-Fanzines (Nr. 7) erschien im Jahr 1987, davor gab es 1983-1986 diverse andere Fanzine-Gehversuche, wie Abfall-Comics, Vollsuff und Resistance. Bis zur letzten Ausgabe (Nr. 25) 1994 erschienen, je nach Zählweise, sieben oder neun Ausgaben (13+14 sowie 16+17 waren Doppelnummern) in jeweils 500er-Auflage sowie ein MISFITS-Fanzine mit insgesamt 1.500 Exemplaren. Das Think?!! war ein klassisches „Ego-Fanzine“ <strong>von</strong> mir (Kalle Stille, Hg.) und „Kiste“ (Olaf Kistenmacher) mit dem Schwerpunkt auf Satire, Comics, Geschichten und explizit wenigen Bandinterviews oder Szeneberichten aus Hinterdingenskirchen. Die aufblühende Punk- und Hardcore Szene der Zeit gab den Rahmen vor, in dem sich das Heft bewegte, ohne sich dabei nur auf den musikalischen Teil zu beschränken. Statt Bands gab es Märchen, Fotostorys mit der „Skatebrigade Tengelmann“, GG Allin-Hampelmännchen, das „Think Kochstudio“ mit BLACK FLAG-Fischstäbchen, Anzeigen für nichtexistente Spezialvertriebe oder „10 Gründe um Omis zu hassen“ und dergleichen, hauptsächlich Unsinn. Aus selbsternannter Genialität bekam das Heft ab der zweiten Ausgabe den Untertitel „Kultzine“, was <strong>von</strong> allen Lesern widerstandslos akzeptiert wurde. Unerklärtes Ziel war es, so vielen selbsternannten Szenepäpsten vor die Füße zu pinkeln, wie irgend möglich. Ein Vorsatz, den wir weitgehend erfüllt haben, weil die Szene damals noch Ironie <strong>von</strong> Geschäftsschädigung unterscheiden konnte. Ernst genommen haben wir uns dabei nicht, hatten aber dafür eine Unmenge Spaß. Das Think!!? bot uns den besonderen Luxus, dass wir mit dem Heft als Plattform tun und lassen konnten, was wir wollten. Was uns in den Sinn kam und für gut befunden wurde, fand ins Heft, was uns störte, wurde auf unsere Weise thematisiert, und was uns nicht gefiel, blieb einfach draußen. Aus unerfindlichen Gründen, Glück, Charme, Wasauchimmer ... gab es genügend Leute, die ihrerseits Gefallen an dem Unfug fanden, der mit dem Heft produziert wurde. Nach dem Think?!?: Beiträge in diversen anderen Fanzines, unter anderem Zap, Plot und Ox, in Letzterem bis heute. Ein Buch mit dem Besten aus 25 Jahren Fanzineverbrechen befindet sich in Arbeit. Website mit ein paar Hinterlassenschaften wie Comics, Bildern und Storys: bobtorture.de Kalle Stille bobtorture.de