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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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12 <strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>erschuldigten in Untersuchungshaft warenund die anderen in den Verhandlungspausenfrei herumliefen.Die Befragungen und Konfrontationenmit den Angeklagten wurde vielenZeugen zur Qual. Brumlik skizziertdies wie folgt: „Das befreiende Gefühl,Zeugnis ablegen zu können, wurdenicht nur durch die erniedrigenden unddemütigenden Verhöre der Verteidigerbeeinträchtigt, sondern erzwang zugleichquälende Erinnerung.Wenn dieserProzess Helden kannte, dann warenes neben dem unermüdlichen FritzBauer, neben Staatsanwälten, Nebenklagevertreternund Richtern vor allemdie <strong>Auschwitz</strong>-Überlebenden, diemit ihrer Kraft der westdeutschen Gesellschaftdie Chance boten, sich nichtnur äußerlich zu einem der Würde desMenschen verpflichtenden Gemeinwesenzu wandeln.“Die KZ-Überlebenden„gingen an die Arbeit“Welche Bedeutung die Aussagenfür viele der ehemaligen Häftlinge hatteund damit auch für uns Nachgeboreneder Tätergeneration, das beschreibtIrmtrud Wojak in ihrem Beitrag im Katalogmit einem ausführlichen Hinweisauf Hermann Langbein, den damaligenGenralsekretär des Internationalen<strong>Auschwitz</strong>-Komitees. In seinemnach dem Prozess verfassten Buch„Menschen in <strong>Auschwitz</strong>“ erklärteLangbein, er habe sich bei seiner Arbeitvon dem Grundsatz leiten lassen,den Andrzej Wirth in einem Nachwortzu den Erzählungen des KZ-ÜberlebendenTadeusz Borowski („Bei uns in<strong>Auschwitz</strong>“) formuliert hat: ’Die Wahrheitüber denMassenmordim zwanzigstenJahrhundertverlangtgenauso denVerzicht aufdie DämonisierungderMörder wieauf die Apotheoseder Opfer. Die Anklage gilt derHermann Langbein.unmenschlichen Situation, die das faschistischeSystem bewirkt.’ Nur dasWort ’faschistisch’ wollte Langbeindurch ’nationalsozialistisch’ ersetzen:’... denn es gab und gibt verschiedenefaschistische Systeme, jedoch nur ein<strong>Auschwitz</strong>.’Hermann Langbein und viele andere<strong>Auschwitz</strong>-Zeugen haben nach demProzess begonnen, über ihre Erfahrungenzu schreiben, viele von ihnen habensich in Schulen und Jugendzentrenimmer wieder der Diskussion mit jungenLeuten gestellt. Für manche vonihnen hat erst der <strong>Auschwitz</strong>-Prozessdiesen Schritt ermöglicht. So schriebLangbein: „Unmittelbar nach seinerVerhaftung wurde mir im Herbst 1960der SS-Sanitäter Josef Klehr gegenübergestellt,dessen Untaten ich genaukannte. Damals sind schmerzhaft alleErinnerungen wachgeworden. Als dergroße Frankfurter <strong>Auschwitz</strong>-Prozesszu Ende war, (...) sah ich in Klehr nichtmehr den Allmächtigen, den Schreckendes Krankenbaus, sondern einengealterten, überaus primitiven Verbrecher,der sich ungeschickt verteidigte.Als mir dieser Wandel bewusst wurde,traute ich mich an die Arbeit.“Hans Hirschmann

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