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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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28 <strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>erIn der Reihe „Lebensbilder - JüdischeErinnerungen und Zeugnisse“legt der Herausgeber Wolfgang Benzmit diesem Band ein nicht nur alsEinzelschicksal lesenswertes Buchvor. Im Kontext der Kindertransport-Literatur werden ebenso geschichtlicheEreignisse der Zeit zwischen 1930und 1948 anschaulich. Als fastSiebzigjähriger hat der 1924 in Berlingeborene, heute in Israel lebendeBehrendt seine Lebensgeschichteaufgeschrieben, zunächst für seine eigenenKinder - in englischer Sprache- offenbar auch unter dem Eindruckder seit 1989 stattfindenden Treffender „Kindertransportkinder“. AufDrängen seiner deutschen Verwandtenwurde daraus das vorliegendeBuch für eine deutsche Leserschaft.Zwar stammt Günther Behrendt -der heute nach mehreren Namensänderungenentsprechend seiner vielenLebensstationen Gideon heißt - auseiner jüdischen Großfamilie, abernach dem frühen Tod seiner Mutterwuchs er ohne Familiengeborgenheitauf. Seine vertrauteste Bezugspersonwaren sein älterer Bruder Heinz.1938 wird der Vater von der Gestapoabgeholt, Günther kommt in ein Kinderheimund erlebt dort die Wärmeeiner Gemeinschaft von Gleichaltrigenund den Respekt der Erwachsenen.Als Reaktion auf die Novemberpogromeim nationalsozialistischenMachtbereich läuft Ende 1938 inEngland die große Rettungsaktionfür jüdische Kinder an, Günther istunter den ersten, die für den Kindertransportausgewählt werden.Als Vierzehnjähriger entscheideter sich im englischen Aufnahmelager,nicht als Pflegekind in eine Familie zugehen, sondern mit anderen Jugendlichenin einem Hostel zu leben - Familiebedeutete für ihn „nur Vernachlässigungund das Gefühl eine Last zusein.“ Diese erste eigene Entscheidungprägt seinen weiteren Lebensweg.Er findet seine drei ihm bis heuteverbundenen Freunde, mit denen erseine neue Selbstständigkeit weiterstärken kann. Mit 16 geht er nachLondon, schlägt sich als Kellnerdurch und erhält dort die Nachrichtvon der Verhaftung seines Bruders.Heinz’ Schicksal bestärkt Günther indem dringenden Wunsch, seine ganzeKraft für die Niederlage Deutschlandseinzusetzen. Mit 18 endlich wirder in die englische Armee aufgenommenund erlebt als Fallschirmspringerden 6. Juni 1944, die Landung in derNormandie. Nach dem Sieg erreichtihn eine weitere Schicksalswende: einBrief seines Bruders. Heinz hat als einerder wenigen das Getto von Minskund die Schrecken mehrerer Konzentrationslagerüberlebt, jetzt bereiteter sich auf die illegale Einreise nachPalästina vor. Das Wiedersehen lässtin Günther die Vorstellung wach werden,auch seine eigene Wurzellosigkeitkönne durch die Auswanderungnach Palästina ein Ende finden. Mitwachsender Abneigung gegen eineArmee, die die jüdischen Palästinaeinwandererblutig bekämpft, bringt

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