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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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<strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>er 35wiegend antisemitisch und den Grundideender Nazis mindestens anfänglichdurchaus zugetan, auch wenn sie vonderen pöbelhaften Gewaltmethodenangewidert waren. Und da sie auch fastalle geradezu bösartig antikommunistischwaren,hatten die wenigsten etwasan Hitlers Überfall auf die Sowjetunionim Juni 1941 auszusetzen. Auf gar keinenFall wollten sie, dass Deutschlandden Krieg verlor. Verhasster Hitler hinoder her, die deutschen Interessen solltengewahrt werden. Der erst im Juni1944 wieder zu den Widerständlern gestoßeneGeneral Eduard Wagner sagte,es „sei untragbar,dass der Russe kämpfendins Reichsgebiet eindringt“. (...)Patrioten, hoffnungslos zerrissen zwischenEinsicht und Vaterlandsliebe.Daserinnert - fast spiegelbildlich - an die sozialdemokratischenEmigranten inEngland, deutsche Nationale, die zwardie Niederlage Nazideutschlandswünschten,aber deren Folgen nicht mittragenwollten.Aber eben jene Widerständler ander Ostfront wussten nicht nur von Verbrechen,sondern nahmen an ihnen teil- oder duldeten sie. Als 1995 der Begleitbandzur so genannten Wehrmachtsausstellungerschien und ChristianGerlach schrieb, Offiziere desmilitärischen Widerstands wie Henningvon Tresckow und Rudolf-ChristianFreiherr von Gersdorff seien anKriegsverbrechen beteiligt gewesen,erhob sich ein Entrüstungsgeschrei -das durfte nicht sein! Marion GräfinDönhoff und Richard Freiherr vonWeizsäcker, empörten sich über die„Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen“.Gräfin Dönhoff meinte, Gerlachhabe „die Kenntnis von Verbrechen alsbedeutungsgleich mit der Beteiligungan Verbrechen“ bewertet.Aber da haben der „gewisse Gerlach“und Gerd R. Ueberschär ebensohöflich wie entschieden widersprochenund nachgewiesen, dass Tresckow undGersdorff und nicht wenige andere Widerständlerdem Teufelskreis nicht hattenentrinnen können und nicht nurMitwisser, sondern auch Mittäter waren- und dass das, was Richard vonWeizsäcker behauptet hatte, an entscheidendenStellen nicht wahr ist.Hitler-GegnerGeneraloberst Hoepnerzum Beispiel war bereit,einen Giftgaskrieggegen Bewaffnete wie auch dievor den Kriegshandlungen oder denRepressalien der Besatzungsmacht indie Wälder geflüchtete Zivilbevölkerungzu führen,und Tresckow wie auchGeneral Carl-Heinrich von Stülpnagelund Generalquartiermeister EduardWagner unterstützten brutale Einsätzegegen Partisanen und die dazu erklärtenJuden, großräumige Gewaltaktionen,die sich hauptsächlich gegen unbewaffneteZivilisten richteten undtausenden das Leben kostete.Nicht wenigen Widerständlern wares am Ende wichtiger, das Regime zustürzen, als selbst frei von Schuld zusein. „Wir alle haben so viel Schuld aufuns geladen - denn wir sind ja mitverantwortlich,dass ich in diesem einbrechendenStrafgericht nur eine gerechteSühne für all die Schandtaten sehe, diewir Deutschen in den letzten Jahren begangenbzw. geduldet haben“, schriebGeneralmajor Helmut Stieff schon imJanuar 1942 an seine Frau - als die geradezuzwangsläufige Folge der Zeitgenossenschaft.Patriot und Widerständler - eine unauflöslicheKatastrophe: „Unglücklichdas Land, das Helden nötig hat“,schrieb Bertolt Brecht in „Das Lebendes Galilei“.“

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