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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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<strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>er 3Ansprache von Janusz Mlynarski bei der Trauerfeier in GambachLiebe Anni - Alle <strong>Auschwitz</strong>er verneigen sich vor DirIch verabschiede dich - liebe Anni - im Namen der ehemaligen Häftlingevom Lager <strong>Auschwitz</strong>, wo ich vom 14. Juni 1940 bis 23. Januar 1945 als Häftlinginterniert war, das heißt, alle meine Kollegen haben Dir - liebe Anni - enormviel zu verdanken und du bist uns in unseren Geist tief eingewachsen. DeinePerson wird ewig bleiben, weil du warst für die Häftlinge wie ein Engel.Wir haben dich in zwei Phasen kennengelernt:In der ersten Phase war Annieine starke Frau. Sie war eine treue Ehefrau.Sie war unermüdlich in der Arbeitfür die Mitmenschen. Sie war eine Beschützerinfür die <strong>Auschwitz</strong>er. Sie hatsich nicht geschont und hat lange Nächtemit der Vorbereitung von Lebensmittelpaketenverbracht, vor allem in der Zeit,als in Polen Kriegszustand war, das heißtim Jahre 1980/81.Du hast,Anni, mit dem für uns unvergesslichenEhemann Hermann zusammendie Wohlfahrttransporte organisiert.Du hast mitgeholfen, Jugendtreffen zuorganisieren, wo die Jugend belehrt wurde,was für eine Tragödie für die Menschheitein faschistisches System ist. Du hastLehrerausflüge zum Lager <strong>Auschwitz</strong> organisiert. Du hast deine Zeit der Friedensideegeopfert und Euer Haus in ein Hotel für ehemalige KZ-Häftlinge verwandelt.Du hast mit Hermann deswegen Unbequemlichkeiten erdultet. Duhast nie gezeigt, dass dir die altruistische Tätigkeit Sorge bereitet hat. Du wolltestdie Hauptschulden des Nazi-Systems tilgen. Du hast mitgearbeitet bei derAnnäherung der deutschen und polnischen Nation. Für dich war nichts zu viel!In der zweiten Phase haben wir bemerkt, wie Du, liebe Anni, durch dieKrankheiten seit einigen Jahren gesundheitlich immer schwächer wurdest.Trotzdem hast du die <strong>Lagergemeinschaft</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>er nichtverlassen. Diesen Verein hast du übrigens zusammen mit Hermann Reineck insLeben gerufen.Wir alle sind Dir unendlich dankbar für deine Energie und deine Herzlichkeit.Alle <strong>Auschwitz</strong>er verneigen sich vor Dir! Du hast dich mit Hermann alsWohltäterin der <strong>Auschwitz</strong>er bewiesen und dein Name ist bei uns für immer imGedächtnis eingeprägt. Du scheidest aus der Welt, aber du lebst in unserenHerzen für alle Zeiten.Janusz Mlynarski (<strong>Auschwitz</strong>-Häftling Nr. 355)

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