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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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<strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>er 19gen, so’n kleinen Nervenzusammenbruchoder was gehabt.Ich könnt michnicht mehr halten. Und der Vorsitzendehat dann die Verhandlung unterbrochen.Und es war eine sehr schlimmeGeschichte.Steinacker: Der Verteidiger wärekein Verteidiger, wenn er nicht Bekundungeneines Zeugen,die widersprüchlicherscheinen, die in sich vielleichtnicht nachvollziehbar sind, wenn ernicht durch Fragen an den Zeugen versuchenwürde, da Klarheit zu bekommen,beziehungsweise auch den Zeugenin dem einen oder anderen Punktdurch solche Fragen letzten Endes unglaubwürdigzu machen. Das ist alsomal die Aufgabe. Dass das von Journalisten,die ja die Zeugen als Verfolgte,als Opfer nur gesehen haben, vielleichtanders beurteilt worden ist, das kannich nicht ausschließen. Aber es kanndoch nicht, nur weil ein Opfer als Zeugeaussagt, kann ich doch nicht davonAbstand nehmen, nachzufragen, obdas,was er erzählt über einen bestimmtenVorgang, ob das richtig oder falschist.Das ist doch meine Aufgabe als Verteidiger.Dass das vonmanchen außenStehenden, insbesondere wenn esnatürlich dann Juden waren,anders gesehenwird, damit muss man leben.Hermann Reineck: Josef Klehr warSS-Mann. Er war als Sanitäts-Dienstgraddem Krankenbau zugeteilt. UndKlehr hat unter anderem auch Selektionenim Krankenbau gemacht. Dasheißt, er hat Häftlinge ausgesucht undhat dann auch getötet mit Phenol-Injektionen,die direkt ins Herz erfolgtenmit einer sehr langen Injektionsnadel.Ich hab ihn also zwei Mal unabsichtlichdabei gesehen. Als ich da in den Blockreingeh, steht die Tür so halb offen, undich seh grad, wie ein Häftling auf einemStuhl sitzt und Klehr ihm diese lange Injektionsnadelins Herz reinsticht undPhenol reinspritzt. Und Klehr hat michgesehen und sagt: „Was willst denn duda?“ Ich bin nämlich... ich war so schockiertund bin stehen geblieben undguck hin. Und er sagt: „Was willst denndu? Wenn du nicht gleich verschwindest,kommst du auch noch dran!“ Undich bin natürlichgelaufen... wegund...Wo gibt eseinen Menschenwie Josef Klehr,der so - manschätzt etwazwischen 25.000und 30.000Menschen umgebrachthat mitPhenol.Josef Klehr beim Prozessin Frankfurt.Bubis: Ich habe bis vor ganz wenigenJahren über diese Geschichtennichts hören, nichts lesen wollen. Ichhabe mir nie Filme aus dieser Zeit angeschaut.Ich wusste, dass der Prozesshier läuft, aber ich habe nicht einmaldie Berichte über diesen Prozess gelesen.Ich habe das alles von mir gewiesen.Ich ließ das nicht an mich heran.Ich weiß nicht, ob das richtig oderfalsch war,aber das war für mich in dieserZeit kein Thema. Kein Thema, weilich’s nicht wollte. Ein einziges Buch,bis heute, das ich gelesen habe, war dasBuch über das Lager Treblinka, womein Vater umgekommen ist. Das ist

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