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Ausgabe 1/2004 - Lagergemeinschaft Auschwitz

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30 <strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>erDie in diesem Band vorgestelltenUntersuchungen beruhen im wesentlichenauf den Forschungenansätzender beiden wissenschaftlich mit demThema „Kindertransporte“ befasstenZentren in England und Deutschland:dem Centre for German-Jewish-Studies der University of Sussex inBrighton und dem Zentrum für Antisemitismusforschungder TU Berlin.In zwei Workshops, 2001 in Brightonund 2002 in Berlin, wurden die Forschungsergebnisseaus literaturwissenschaftlichenund soziologischen,historischen und psychologischen Ansätzenvorgestellt. Auch die ehemaligenKindertransport-Teilnehmerselbst kamen zu Wort. Vorausgegangenwaren 1989 die erste Reunion derKindertransport-Kinder in London,einberufen von Bertha Leverton, unddie Anthologie „ l CAME ALONE“.Erstaunlich bleibt der späte Zeitpunktdieses Treffens, 50 Jahre nachder Aufnahmeaktion. Erstaunlichbleibt aber auch die Aktion selbst,nach den Novemberpogromen 1938in wenigen Wochen auf die Beine gestelltin einem selbst vom Krieg bedrohtenLand. Aus Sicht der gegenwärtigeneuropäischen Flüchtlingspolitikeine nahezu unglaubliche Hilfsbereitschaft,vielleicht ansatzweisevergleichbar mit der Bewegung ausder Mitte der Bevölkerung heraus beider Aufnahme von Chileflüchtlingen1973 und noch einmal ab 1992 fürFlüchtlinge aus Bosnien. Damals,1939, gab die englische Regierungzwar ihre Einwilligung zur Aufnahme,aber sämtliche Kosten mussten ausSpenden bereitgestellt werden. RebekkaGöpfert beschreibt in ihremBeitrag „Kindertransport“ den ständigenMangel an Geld und an Helfernder auf englischer Seite zuständigenRefugee Children’s Movement.Ab Dezember 1938 bis zumKriegsausbruch 1939 erreichten etwa10.000 Kinder zwischen 2 und 17 Jahrendie rettende Insel und wurden inPflegefamilien oder Kinderheimenuntergebracht. Immer wieder wird inden Beiträgen des Bandes die psychischeBelastung der Kinder deutlich,viele fühlten sich weggeschickt vonden Eltern und litten unter Heimweh,das Dilemma zwischen Dankbarkeitund Verbitterung spiele in den meistenInterviews für die „Erinnerungan die eigene Lebensgeschichte einetragende Rolle“ (S 38) Ruth Barnett -1939 selbst eines der jüngsten Kindertransportkinder- und Ute Benz beschreibendie Traumatisierung undderen Auswirkungen auf die Familienan einprägsamen Beispielen aus ihrertherapeutischen Arbeit.Claudia Curio untersucht in demBeitrag „Unsichtbare Kinder“ dieAuswahlstrategien der Hilfsorganisationenauf deutschsprachiger Seiteam Beispiel der Wiener IsraelitischenKultusgemeinde, bei der schon vorNovember 1938 10.000 Anträge bereitlagen.Weniger als 2400 Kinderkonnten gerettet werden, die meistender 8000 Übrigen wurden im Holo-

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