R U - beim Bistum Mainz
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RELIGIONSUNTERRICHTheute 03-04/2005<br />
Der Religionsunterricht<br />
vor neuen<br />
Herausforderungen<br />
Ein einführender Kommentar zur neuen<br />
bischöflichen Erklärung zum Religionsunterricht<br />
Von Rudolf Englert<br />
1. Zu Hintergrund und Entstehungszusammenhang<br />
der neuen Erklärung<br />
Schon eine vergleichsweise kurze Zeit nach dem Erscheinen ihrer<br />
Erklärung zur „bildenden Kraft des Religionsunterrichts“<br />
(1996) 1 hatten die Bischöfe das Empfinden, dass sich der Religionsunterricht<br />
„neuen Herausforderungen“ zu stellen habe. In<br />
seinem Vorwort spricht Kardinal Lehmann vor allem zwei Gründe<br />
dafür an, warum man nun neu reagieren müsse: „die gegenwärtige<br />
Schulreform und die veränderte religiöse Situation der<br />
Kinder und Jugendlichen“ 2 . Wobei die Verfasser der neuen Erklärung<br />
wohl einräumen würden, dass sich die Schüler-Situation<br />
seit 1996 nicht noch einmal so einschneidend geändert hat,<br />
als dass man vor allem deswegen eine neue Standortbestimmung<br />
hätte vornehmen müssen. Plausibler erscheint der Hinweis auf<br />
die „Schulreform“, die vor allem im Gefolge der PISA-Studie<br />
ordentlich Fahrt aufgenommen hat. Hier dürfte wohl der Hauptgrund<br />
dafür zu sehen sein, dass man den Religionsunterricht<br />
noch einmal neu positionieren wollte.<br />
Ursprünglich hatte man offenbar vor, eine umfangreichere Erklärung<br />
zu verfassen, die nicht nur eine konzeptionelle, sondern<br />
auch eine inhaltliche Neuorientierung des Religionsunterrichts<br />
versuchen sollte. Aus diesem Vorhaben sind schließlich zwei Veröffentlichungen<br />
geworden: 1. die Kirchlichen Richtlinien zu<br />
Bildungstandards für den katholischen Religionsunterricht in<br />
den Jahrgangsstufen 5-10/Sekundarstufe I (2004) 3 , die ein für<br />
die zukünftigen Lehrpläne dieser Schulstufe verbindliches Kerncurriculum<br />
enthalten und 2. eben jene Erklärung, von der hier<br />
die Rede ist. Man mag sich wundern, dass das Kerncurriculum<br />
der ja grundsätzlicher angelegten Erklärung vorausgegangen ist.<br />
Von der Sachlogik her hätte die umgekehrte Reihenfolge sicherlich<br />
näher gelegen. Nun, da beide Elemente vorliegen, ist es nicht<br />
14<br />
mehr von größerem<br />
Belang, welches dem<br />
anderen vorausgegangen<br />
ist. Wichtig<br />
ist vor allem, dass beide<br />
auf eine gute Weise<br />
miteinander korrespondieren,<br />
so dass<br />
nicht der Eindruck<br />
entsteht, hier wisse<br />
die linke Hand nicht,<br />
was die rechte tut.<br />
Zur Entstehungsgeschichte<br />
des neuen<br />
Beschlusses „Der Religionsunterricht<br />
vor<br />
neuen Herausforderungen“<br />
ist noch zu<br />
sagen, dass man sich hier in stärkerem Maße als bei vorausgegangenen<br />
Veröffentlichungen einschlägiger religionspädagogischen<br />
Kompetenz-Ressourcen bedient und nicht nur die bischöflichen<br />
Schulabteilungen in die Beratungen miteinbezogen hat,<br />
sondern auch Vertreter der Religionslehrerverbände und der wissenschaftlichen<br />
Religionspädagogik. Dies ist aus meiner Sicht<br />
ein positives Signal und zeigt den Willen, einem solchen Beschluss<br />
von vornherein eine bessere Akzeptanz zu sichern als es<br />
in der Vergangenheit teilweise der Fall war.<br />
2. Das Verhältnis der neuen Erklärung<br />
zu bisherigen Verlautbarungen<br />
Es ist eine Tradition offizieller kirchlicher Verlautbarungen, dass<br />
man die Kontinuität des Neuen mit dem bewährten Alten herausstellt.<br />
Dies ist in der neuen Erklärung von 2005 nicht anders,<br />
wo es heißt: „Besondere Beachtung verdienen der Beschluss<br />
der Würzburger Synode ,Der Religionsunterricht in der Schule‘<br />
(1974) und die bischöfliche Erklärung ,Die bildende Kraft des<br />
Religionsunterrichts‘ (1996)“ 4 . Interessant ist, was im Einzelnen<br />
als besonders beachtlich herausgestellt wird. Denn hier kündigt<br />
sich bereits an, welche Akzente im Weiteren gesetzt werden<br />
sollen. So wird bei der Anknüpfung an den Synodenbeschluss<br />
vor allem herausgestellt, dass der Religionsunterricht nicht nur<br />
theologisch, sondern auch schulpädagogisch verantwortbar sein