R U - beim Bistum Mainz
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RELIGIONSUNTERRICHTheute 03-04/2005<br />
Abgrenzen – damit<br />
Lehrer- und Schülersein<br />
gelingt<br />
Werkstattbericht Supervision<br />
Von Alois Ewen<br />
Zu den vorliegenden Studien über Lehrerbelastungen gibt es<br />
immer wieder Berichte über neuere Untersuchungen zum Thema<br />
„Ausgebrannt-sein“ bei Lehrern. In einer überregionalen<br />
Tageszeitung war jüngst zu lesen: „Lehrer fühlen sich ausgebrannt.<br />
– Nach einer Studie sind Pädagogen an Schulen belasteter<br />
als Polizisten“ (Allgemeine Zeitung <strong>Mainz</strong>, 4.5.2005). Mit<br />
allgemeinen Rezepten ist der Thematik nur schwer zu begegnen,<br />
dafür sind Umstände, Bedingungen und Faktoren etc.,<br />
die zum „Ausbrennen“ führen, oft zu komplex.<br />
Um der Problematik im einzelnen zu begegnen gibt es allerdings<br />
manche Hilfe und Anti-Burnout-Strategie, wodurch sich die einzelne<br />
Lehrperson vor vorzeitigem Ausbrennen selbst schützen<br />
kann. Hagemann reflektiert als Arzt und systemischer Therapeut<br />
das System Schule und thematisiert die „Verantwortungsgemeinschaft<br />
Schule“ sowie die „Selbstverantwortung des Lehrers“<br />
1 . Hillert fokussiert in seinem „Anti-Burnout-Buch für Lehrer“<br />
den psychosomatischen Aspekt und setzt vor allem auch<br />
auf Prävention: „Prävention ist ein elementarer Bestandteil der<br />
Professionalität.“ Ferner stellt er fest: „So wie es zur Routine<br />
jedes Astronauten gehört, Notfälle zu trainieren, die hoffentlich<br />
nie eintreten, so sollte es auch jedem in Sozialberufen Tätigen<br />
hilfreich sein, sich in seiner Rolle, seinen Interaktionen und<br />
Belastungen zu reflektieren. Sie selber sind schließlich das Werkzeug,<br />
mit dem Sie arbeiten.“ 2 Andere Autoren betonen ebenso<br />
die Wichtigkeit der Balance von Abgrenzung/Distanz und<br />
Nähe. 3<br />
Es geht dabei vor allem darum, die Möglichkeiten der Selbsthilfe<br />
auszuschöpfen:<br />
Konkrete Anregungen und Methoden kennen und sich damit<br />
auseinandersetzen, z. B. in Fortbildung und Supervision, den<br />
Umgang damit erlernen (z. B. mit Entspannungsübungen) und<br />
dann praktisch anwenden und so mit Selbstdisziplin auf den<br />
Erfolg setzen. 4<br />
In einem Supervisions-Prozess steht für eine Religionslehrerin<br />
neben ihrem Konflikt mit Kollegen auch längere Zeit die Frage<br />
28<br />
im Vordergrund: Wie grenze ich mich besser ab? Wie bekomme<br />
ich (mehr) Abgrenzung zu meinen Schülern?<br />
Wie sich die Nicht-Distanz der Lehrerin zu ihren Schülern auswirkt<br />
und wie sie die erlebt, sei zusammenfassend u.a. in folgenden<br />
Punkten genannt:<br />
• Die Unlust und Demotivation der Schüler machen der Lehrerin<br />
immer wieder zu schaffen und sie bezieht das auf sich<br />
selbst, in dem sie das alles als ihre eigene Unfähigkeit, zu<br />
unterrichten, deutet, was sie deprimiert.<br />
• Die Erwartungen an die Schüler sind irgendwie unklar, in<br />
jedem Fall aber zu hoch, was die Mitarbeit und das Engagement<br />
angeht.<br />
• Die Lehrerin sieht sich selbst als Schülerin früher immer wieder<br />
in den Bankreihen im Unterricht sitzen – damals – und<br />
vergleicht die Schülerleistungen jetzt mit ihren eigenen, als<br />
gute und motivierte Schülerin, d. h. sie überträgt ihre eigene<br />
Schülerinmotovation etc. damals auf die vor ihr sitzenden<br />
Schüler heute.<br />
• Überhaupt fällt es der Lehrerin schwer, sich durchzusetzen,<br />
zu sanktionieren und eine klare und distanzierte Rolle einzunehmen,<br />
in aller Gelassenheit.<br />
• Im übrigen fühlt sie sich oft rasch verletzt und durch den<br />
Undank der Schüler gekränkt und reagiert dann völlig unprofessionell,<br />
genervt und gereizt durch Beschimpfungen und<br />
Zynismen etc.<br />
Nach einigen Phasen der methodischen Be- und Aufarbeitung<br />
der Problematik geht es dann konkret um die Erstellung von<br />
Merkpunkten zum Nachdenken, zur Einübung von Abgrenzung<br />
und zum Daraufachten:<br />
Wie bekomme ich mehr Abgrenzung zu meinen Schülern?<br />
Worauf soll ich als Lehrer/in achten? Merkpunkte und Reaktionsweisen:<br />
1. Sich in die Schüler hineinversetzen;<br />
2. Sich in die Schüler einfühlen;<br />
3. Die Schüler in ihrem So-sein – jetzt – (neu/anders) verstehen<br />
lernen;<br />
4. Die Schüler in ihrem So-sein – hier und jetzt – (mehr noch)<br />
akzeptieren lernen;<br />
5. Über den Schüler, sein So-sein heute sich mehr kundig machen<br />
und ihn anders/besser kennen lernen: d. h. aktuelle kinder-<br />
und jugendpsychologische, soziologische und familientheoretische,<br />
medienpädagogische Studien etc. lesen oder an<br />
einer solchen thematischen Fortbildung teilnehmen;<br />
6. Über das eigene Bild vom Schüler gezielt nachdenken und