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R U - beim Bistum Mainz

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RELIGIONSUNTERRICHTheute 03-04/2005<br />

en, so meint man feststellen zu können, „wichtige religionsdidaktische<br />

Impulse ausgegangen“ 10 . Es ist also nicht etwa das Empfinden,<br />

der Religionsunterricht müsse (wieder einmal) aus einer<br />

Krise herausgeführt werden, die diese Erklärung veranlasst hat,<br />

sondern vielmehr die Einsicht, dass die positive Gesamtsituation<br />

nur gesichert werden könne, wenn man (erneut) zu Innovationen<br />

bereit ist und jetzt „neue religionspädagogische Schwerpunktsetzungen“<br />

11 vornimmt.<br />

Die kirchliche Bedeutung des Religionsunterrichts wird<br />

herausgestrichen.<br />

Schon im Vorwort von Kardinal Lehmann steht zu lesen, „dass<br />

der Religionsunterricht für eine wachsende Zahl von Kindern<br />

und Jugendlichen der wichtigste und oft auch einzige Ort der<br />

Begegnung mit dem Glauben“ 12 ist. Und die Erklärung selbst<br />

lässt keinen Zweifel daran, dass „der Religionsunterricht in der<br />

Schule für die Kirche und für die Zukunft des Glaubens von<br />

großer Bedeutung“ 13 ist. Das hat man in dieser Deutlichkeit<br />

von den deutschen Bischöfen meines Wissens noch nicht gehört.<br />

Es ist dies ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung der<br />

Arbeit der Religionslehrerinnen und Religionslehrer, einer Arbeit,<br />

die eben auch einen Dienst an der Lebendigkeit des Glaubens<br />

und der Kirche darstellt.<br />

Von der gegenwärtigen Schülerschaft wird mit Realitätssinn<br />

und Verständnis gesprochen.<br />

Am Würzburger Synodenbeschluss wurde zu Recht seine realistische<br />

Situationsdiagnose gerühmt. Solchen Realitätssinn beweist<br />

auch die neue Erklärung. Die weitgehende Bezugslosigkeit<br />

vieler Schüler zu Glaube und Kirche wird nicht beschönigt.<br />

Auch den Bischöfen ist bewusst: „Viele Schülerinnen und Schüler<br />

(kennen) weder Kreuzzeichen noch Vaterunser“ 14 ; eine religiöse<br />

Erziehung in der Familie findet kaum mehr statt. Daraufhin<br />

wird aber nicht der Zeigefinger ausgefahren und vom konsumistischen,<br />

hedonistischen und/oder relativistischen Geist unserer<br />

Zeit gesprochen, wie man es in diesem Zusammenhang von allen<br />

möglichen Kanzeln (und ja auch keineswegs ganz zu Unrecht)<br />

hören kann. Vielmehr wird auf die „veränderte religiöse<br />

Situation“ 15 mit geradezu erstaunlichem Verständnis reagiert.<br />

So wird eine ganze Reihe von Motiven angesprochen, die für<br />

eine Abstinenz der Eltern im Bereich religiöser Erziehung verantwortlich<br />

sein könnten: z. B. eigene Unsicherheit im Glauben,<br />

religiöse Sprachlosigkeit, (falsch verstandener) Respekt vor<br />

der religiösen Entscheidungsfreiheit des Kindes, „unbewältigte<br />

16<br />

Erfahrungen mit Fehlformen religiöser Erziehung“ 16 . Keineswegs<br />

dürfe man diese Abstinenz „einfach als Indiz für ein religiöses<br />

Desinteresse“ 17 verstehen. Kurz: Hier wird eine ungeschönte<br />

Darstellung von Veränderungen gegeben, die für die<br />

Kirche gewiss schmerzlich sind; zugleich wird aber eine Interpretation<br />

versucht, die von einem grundsätzlichen Wohlwohlen<br />

gegenüber den Menschen getragen ist; diese Sicht ermöglicht<br />

es, auch in der veränderten Situation produktive Handlungsmöglichkeiten<br />

zu entdecken. Und genau das ist ja nötig, wenn<br />

man „vor neuen Herausforderungen“ steht.<br />

Drei religionsunterrichtliche Aufgaben werden besonders in<br />

den Vordergrund gestellt.<br />

Wie soll den neuen Herausforderungen nun begegnet werden?<br />

Die Antwort darauf stellt das Kernstück der Erklärung dar. Sie<br />

umfasst drei Aufgaben, von denen die Bischöfe wünschen, dass<br />

man sich ihnen im Religionsunterricht zukünftig „mit noch größerem<br />

Nachdruck“ 18 stellt: 1. die „Vermittlung von strukturiertem<br />

und lebensbedeutsamem Grundwissen über den Glauben<br />

der Kirche“, 2. das „Vertrautmachen mit Formen gelebten Glaubens“<br />

und 3. die „Förderung religiöser Dialog- und Urteilsfähigkeit“<br />

19 .<br />

• Mit der ersten Aufgabe (Stichwort „Grundwissen“) wird vor<br />

allem auf die Debatte um Unterrichtsqualität und Unterrichtseffizienz<br />

reagiert. Man möchte in Zukunft klarer sagen<br />

können, „was Schülerinnen und Schüler können sollen, nachdem<br />

sie zehn oder zwölf Jahre am Religionsunterricht teilgenommen<br />

haben“ 20 . Gleichzeitig ist man sich im Klaren darüber,<br />

dass dies nicht dazu führen darf, religiöse Lernprozesse<br />

an der Lebenswirklichkeit und den Fragen der Schüler/innen<br />

vorbei einem vordefinierten Ziel zuzuführen, um so einen<br />

vermeintlich besseren ‚Output‘ zu erzielen. 21<br />

• Mit der zweiten Aufgabe (Stichwort „Erfahrung“) wird auf<br />

die veränderten religiösen Voraussetzungen der Schüler/innen<br />

reagiert, besonders auf den Mangel an Erfahrungen mit<br />

gelebtem Glauben. Die Bischöfe machen deutlich, dass es<br />

für einen „Religionsunterricht in der Teilnehmerperspektive“<br />

22 unerlässlich ist, Bezüge zwischen unterrichtlich gelehrtem<br />

und praktisch gelebtem Glauben herstellen zu können.<br />

Wo man solche Bezüge freilich nicht auf gelegentliche Begegnungen<br />

und Hospitationen beschränken, sondern religiöse<br />

Erfahrung zu einer Dimension religionsunterrichtlichen<br />

Handelns selbst machen möchte, begibt man sich, wie die<br />

bisherige Diskussion um einen solchen „performativen Reli-

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