Jahresbericht 2009-Japanologie - Japanologie - Goethe-Universität
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enommierten Akutagawa-Preis erhalten hat. Im Anschluss legte Tanja Christmann die<br />
unaufgeregt dahinfließende „Message“ der Autorin Seo Maiko (*1974) dar. Seo erfüllt derzeit<br />
den Bedarf an gefühlsbetonten, unideologischen retro- und familienlastigen Texten in der<br />
Tradition von Yoshimoto Banana. Einer weiteren Akutagawa-Preisträgerin widmete sich<br />
Daniela Tan, indem sie die Frage nach „Frauen im Off“ in Kawakami Miekos (*1976) Chichi<br />
to ran (Milch und Eier; 2007) stellte. Abschließend unternahm Prof. Dr. Gebhardt eine<br />
Exkursion in das Psychodesign japanischer Moratoriumsliteratur, die – so ihre These – ideale<br />
Fluchträume eines Individuums beschreibt, das sich auf „Realität“ nicht mehr einlassen will<br />
und Gefühle als „Emo-Format“ für die seelisch Prekären des gegenwärtigen Japan kultiviert.<br />
Mit einer regen Diskussion der vorgestellten Texte, Beobachtungen und Interpretationen wurde<br />
das Panel abgeschlossen.<br />
T. Christmann, M.A.<br />
Bericht zum Panel Japanische Kindheiten<br />
Seit den fünfziger Jahren ist die Zahl der historischen Studien zur Kindheit gestiegen, und<br />
Philippe Ariès‘ Geschichte der Kindheit ist zu einem Klassiker der modernen<br />
Geisteswissenschaften geworden. Was für Westeuropa mit der „Entdeckung der Kindheit“ seit<br />
der Renaissance auf eine griffige Formel gebracht wurde, soll im Rahmen des Projekts<br />
„Japanische Kindheiten“ anhand der japanischen Geschichte auf seine Modellhaftigkeit hin<br />
untersucht werden, um damit ein Fenster aufzustoßen, das einen Blick auf den<br />
Spannungsbogen von Wirklichkeitskonstituierung einerseits – im Sinn theoretischer und<br />
normativer Ordnungsvorstellungen, mit denen ein Netz von Bedeutungszuschreibungen<br />
gewoben wird, das die Wirklichkeit als intelligibel und beherrschbar erscheinen lässt – und<br />
historischer Wirklichkeit andererseits – wie sie sich mit Hilfe von subjektiv gefilterten<br />
Repräsentationen in visuellen und textuellen Zeugnissen aber auch Relikten der materiellen<br />
Kultur nachzeichnen lässt – freigibt. Den ersten Anstoß dazu stellten ein Workshop in<br />
Frankfurt (25.9.<strong>2009</strong>) und das Panel „Japanische Kindheiten“ anlässlich des 14.<br />
Deutschsprachigen Japanologentages in Halle dar (28.9.<strong>2009</strong>). Die Teilnehmer Susanne<br />
Formanek (Wien), Eike Großmann (Frankfurt), Michael Kinski (Frankfurt) und Harald<br />
Salomon (Berlin) setzten sich zum Ziel, für ihre jeweiligen Untersuchungszeiträume Heian-<br />
Zeit (SF), Edo-Zeit (MK), Meiji-Zeit (EG) und frühe Shôwa-Zeit (HS) zentrale Themen der –<br />
überwiegend japanischen – Forschung zu identifizieren und an Beispielen vorzustellen.<br />
Verbunden damit wurde die Frage der Materialgrundlage für eine Auseinandersetzung mit der<br />
Geschichte der Kindheit und der Kindheitsbilder diskutiert und ein erster Forschungsüberblick<br />
versucht. Schnell zeigte sich, dass im gesetzten Rahmen die propagierte<br />
„Bestandsaufnahme“ zu ambitioniert war und weitere Recherchen folgen müssen, um erst<br />
einmal den Grundstein des Projekts „Japanische Kindheiten“ legen zu können. Die Teilnehmer<br />
vereinbarten, sich im September 2010 erneut zu treffen, um zusammen mit Lisette Gebhardt<br />
und Cosima Wagner (beide Frankfurt) die Bestandsaufnahme abzuschließen und unter<br />
Einschluss der Vortragstexte aus Halle in eine Publikation zu überführen.<br />
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Prof. Dr. M. Kinski