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Wege ins Unsichtbare

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„Und interpretiert die Ergebnisse, das Interpretieren ist entscheidend.“<br />

„Was man heute nicht alles erfindet! Das ist die Ernte der industriellen<br />

Bemühungen. Die Technik bringt die Medizin voran.<br />

Unglaublich, wirklich, ich freue mich.“<br />

„Das Führen der Fieberkurven und der Krankenjournale will ich<br />

in Basel im Spital üben, Papa. Professor Jung hat mir eine Assistenzstelle<br />

angeboten. Dort habe ich Gelegenheit, reiche Erfahrungen zu<br />

sammeln.“<br />

Jetzt nimmt der Vater die Pfeife aus dem Mund, er ist fassungslos.<br />

„Das kannst du auch in Flaach!“, fährt er den Sohn an, „ich brauche<br />

dich hier, Schangi.“<br />

„Papa, versteh doch, Flaach kann mir nicht viel bieten, was mich<br />

weiterbringt. In Basel werde ich täglich über 60 Patienten sehen,<br />

stell dir das vor, du, hier auf dem Land, siehst deren drei oder vier<br />

im Tag.“<br />

„Eine Landarztpraxis! Was erwartest du anderes!“<br />

„Du verlierst zu viel Zeit mit deinen Fussmärschen!“<br />

Jetzt schauen sie sich an. Johann ist verärgert. Was hat der junge<br />

Bursche ihm Zeitverschwendung vorzuwerfen? Was versteht er von<br />

der Mühsal seines Arztlebens? Hatte er denn je die Wahl, anders<br />

zu leben?<br />

Jean spürt den vorwurfsvollen Blick der Mutter auf sich gerichtet.<br />

„Entschuldige, Papa, ich weiss, du hast keine Wahl. Aber auf lange<br />

Sicht kann ich dir besser helfen, wenn ich dazulerne.“<br />

Jetzt hat er gelogen. Er weiss, dass er nie, niemals, sich in Flaach<br />

als Arzt niederlassen will. Er hat die weite Welt kennengelernt, die<br />

grössten Städte Deutschlands und Österreichs. Er will nach Zürich,<br />

auch wenn Zürich ein bescheidenes Städtchen ist, aber er will an<br />

die Universität, Professor werden.<br />

Johann kann es nicht fassen. Sein Sohn will nach Basel. Eine<br />

Tagesreise weit weg. Er wird ihn nur noch selten zu sehen bekommen.<br />

Basel! Er selbst ist nie bis nach Basel gereist, das lag ausserhalb<br />

seiner Möglichkeiten.<br />

„Wo willst du denn in Basel wohnen?“<br />

Jean hat alles vorbereitet, auch Wohnung und gute Verköstigung.<br />

„Du kennst doch etliche Baslerfamilien. Wir hatten wiederholt Patienten<br />

aus Basel bei uns.“<br />

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