Ärzteblatt Oktober 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Ärzteblatt Oktober 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Ärzteblatt Oktober 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
AKtUeLLeS<br />
ung sowie in Gemeinschaftseinrichtungen eine einmalige<br />
Impfung erhalten, bei entsprechender Indikation mit einem<br />
MMR-Impfstoff.<br />
Meningokokken<br />
Die bisherigen Impfempfehlungen zur MenC-Impfung bleiben<br />
bestehen. Aktualisiert wurde die Anwendung von Konjugat-<br />
(Typ C und A, C, W 135 , Y) und Polysaccharid-(Typ A, C und A, C,<br />
W 135 , Y) Impfstoffen, mit denen je nach Alter und Indikation<br />
bzw. vor Reisen die Impfung durchgeführt wird. Neu in die<br />
Empfehlung wurde ein <strong>2010</strong> zugelassener 4-valenter Konjugat-<br />
Impfstoff (Menveo ® /Novartis Vaccines) aufgenommen, der ab<br />
einem Alter von 11 Jahren (1x 0,5 ml i. m.) verimpft werden<br />
kann. Dieser Impfstoff wird Personen mit Immundefekten, gefährdetem<br />
Laborpersonal und Reisenden in bestimmte Länder<br />
empfohlen.<br />
Pneumokokken<br />
Alle Kinder sollen im 1. und 2. Lebensjahr eine Standardimpfung<br />
gegen Pneumokokken erhalten, für die ein 10-valenter<br />
(Synflorix ® /GSK) und ein 13-valenter (Prevenar 13 ® /Pfizer) Konjugat-Impfstoff<br />
zur Verfügung stehen. Kindern im Alter von<br />
zwei bis fünf Jahren, die eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung<br />
in Folge einer Grundkrankheit besitzen und im 1. und 2.<br />
Lebensjahr nicht gegen Pneumokokken geimpft wurden oder<br />
nur den damals verfügbaren 7-valenten Konjugat-Impfstoff<br />
Prevenar ® erhielten, wird eine zusätzliche Impfung mit dem<br />
13-valenten Konjugat-Impfstoff empfohlen. Eine Impfung mit<br />
dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff Pneumovax 23 ® /<br />
SPMSD kann den Risikokindern im Alter von zwei bis fünf Jahren<br />
nicht mehr angeraten werden (Epid. Bulletin Nr. 33/<strong>2010</strong>).<br />
Die in diesem Impfstoff enthaltenen zusätzlichen Antigene sind<br />
nur für eine geringe Zahl von Pneumokokken-Infektionen in<br />
dieser Altersgruppe verantwortlich und außerdem ist die Wirksamkeit<br />
des Polysaccharid-Impfstoffs bei Kindern im Alter von<br />
zwei bis fünf Jahren mit Risikofaktoren wenig belegt.<br />
Tollwut<br />
Da die Tollwut in Deutschland bei Wild- und Haustieren eliminiert<br />
werden konnte, besteht keine Notwendigkeit mehr, Tierärzte,<br />
Jäger, Forstpersonal u. a. präexpositionell gegen Tollwut<br />
zu impfen. Nur wenn die Wildtier-Tollwut erneut in einer Region<br />
auftreten sollte, wird die Impfung wieder empfohlen.<br />
Da jedoch noch bei Fledermäusen das Tollwutvirus nachgewiesen<br />
wurde, bleibt die Impfempfehlung für Personen mit Kontakt<br />
zu Fledermäusen sowie für Laborpersonal mit Expositionsrisiko<br />
bestehen.<br />
Neue Empfehlung:<br />
■ Berufliche Exposition<br />
- Tierärzte, Jäger, Forstpersonal u. a. Personen mit Umgang<br />
mit Tieren in Gebieten mit neu aufgetretener<br />
Wildtiertollwut<br />
- Personen mit beruflichen oder sonstigem engen Kontakt<br />
zu Fledermäusen<br />
- Laborpersonal mit Expositionsrisiko gegenüber Tollwutviren<br />
Cholera<br />
Die bisherigen Empfehlungen wurden aktualisiert. Die Impfung<br />
wird als Reiseimpfung bei Aufenthalten in Infektionsgebieten<br />
empfohlen, speziell unter mangelhaften Hygienebedingungen<br />
bei aktuellen Ausbrüchen (z. B. Naturkatastrophen, Flüchtlingslager).<br />
Rotavirus<br />
Die zwei- bzw. dreimalige Impfung mit den oralen Schluckimpfstoffen<br />
Rotarix ® /GSK und RotaTeq ® /SPMSD bei Säuglingen zwischen<br />
vollendeter 6. und 24. (26.) Lebenswoche wird von der<br />
STIKO noch nicht empfohlen (Epid. Bulletin Nr. 33/<strong>2010</strong>). Die<br />
Impfung wurde jedoch schon in vier neuen Bundesländern, darunter<br />
auch in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, in die Liste der „Öffentlich<br />
empfohlenen Schutzimpfungen“ aufgenommen. Zahlreiche<br />
Krankenkassen übernehmen bereits die Finanzierung der<br />
Impfung.<br />
Japanische Enzephalitis<br />
In Deutschland ist seit einiger Zeit ein Impfstoff gegen die Japanische<br />
Enzephalitis zugelassen (IXIARO ® /Novartis Vaccines), der<br />
ab einem Alter von 18 Jahren zweimal im Abstand von vier Wochen<br />
verimpft werden kann, wobei die zweite Impfung mindestens<br />
eine Woche vor Reiseantritt erfolgen sollte. Eine Boosterimpfung<br />
wird nach 12 bis 24 Monaten empfohlen. Die STIKO<br />
hat sich bereits mehrfach mit dem Thema beschäftigt, eine<br />
Empfehlung gibt es aber noch nicht.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale<br />
Gesundheit e.V. (DTG) empfiehlt die Impfung bei Reisen<br />
vor allem nach Südostasien in Abhängigkeit vom Reisestil, dem<br />
Vorliegen individueller Risikofaktoren und der Aufenthaltsdauer.<br />
Über die Kostenübernahme der neuen STIKO-Empfehlungen<br />
muß der Gemeinsame Bundesausschuß (G-BA) innerhalb von<br />
drei Monaten nach Veröffentlichung der Empfehlungen beraten<br />
und eine Entscheidung treffen.<br />
Begründungen und Erläuterungen zu den Änderungen der<br />
STIKO-Empfehlungen vom August <strong>2010</strong> sind im Epidemiologischen<br />
Bulletin Nr. 31- 33/<strong>2010</strong> (www.rki.de->Infektionsschutz<br />
->Impfen) veröffentlicht.<br />
Prof. Dr. med. Christel Hülße<br />
Mitglied der STIKO<br />
Vorsitzende Präventionsausschuß<br />
der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />
Seite 362 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN