Ärzteblatt Oktober 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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2.5 Projektile/Geschoßfragmente<br />
Projektile und Geschoßfragmente sind mit Gummihandschuhen<br />
anzufassen, zu trocknen und zu assevieren (z. B. in einem<br />
Kunststoffbehältnis; keine Pinzetten, kein Zerkratzen,<br />
kein Abwaschen).<br />
2.6 Bildgebende Verfahren<br />
Computertomographische Untersuchungen ermöglichen<br />
eine Rekonstruktion des Schußkanals und den Nachweis von<br />
Geschoß- und Knochensplittern.<br />
2.7 Fotodokumentation<br />
Eine Fotodokumentation (Übersichten und Details mit<br />
Maßstab) sollten nach Möglichkeit immer durchgeführt<br />
werden.<br />
3. Fazit<br />
Eine Berücksichtigung der Empfehlungen zur Schußspurensicherung<br />
im klinischen Bereich kann entscheidend zur Aufklärung<br />
von Straftaten und zur Klassifizierung von unklaren<br />
Schußverletzungen (Unfall? Suizid? Homizid?) beitragen. Bei<br />
einem Fremdverschulden dürfte eine sachgerechte Spurensicherung<br />
nicht nur im Interesse des Patienten, der Strafverfolgung<br />
(Polizei, Staatsanwaltschaft) und der Rechtsprechung<br />
(Gericht), sondern auch im Interesse des behandelnden Arztes<br />
sein, da er damit rechnen muß, als sachverständiger Zeuge<br />
vor Gericht aussagen zu müssen.<br />
Wenn es die Zeit im Rahmen der Notfallbehandlung erlauben<br />
sollte, ist die Konsultation eines Rechtsmediziners in Erwägung<br />
zu ziehen. Es wird empfohlen, wenn die ärztliche<br />
Schweigepflicht dem nicht entgegensteht, Asservate nach<br />
Schußspurensicherung im klinischen Bereich nur den ermittelnden<br />
Polizeibeamten zur weiteren Bearbeitung/Veranlassung<br />
zu übergeben.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren möchten sich bei allen klinisch tätigen Kollegen<br />
in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> bedanken, die den im<br />
Text angesprochenen Fragebogen ausgefüllt und umgehend<br />
zurückgesandt haben.<br />
Literatur bei den Verfassern:<br />
Dr. med. Fred Zack<br />
Dr. med. Johannes Manhart<br />
Dr. med. Jörg Rummel<br />
Prof. Dr. med. Andreas Büttner<br />
Institut für Rechtsmedizin der Universität Rostock<br />
St.-Georg-Str. 108<br />
18055 Rostock<br />
E-Mail: fred.zack@med.uni-rostock.de<br />
AUSGABE 10/<strong>2010</strong> 20. JAHRGANG<br />
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Empfehlungen zur Schußspurensicherung im<br />
klinischen Bereich ohne primäre Beteiligung der<br />
Polizei oder der Rechtsmedizin<br />
Checkliste<br />
1. Notwendigkeit<br />
■ aufgrund der drohenden Spurenvernichtung immer asservieren<br />
und fotografieren, wenn es die Notfallbehandlung<br />
zuläßt und wenn kein Widerspruch des Patienten<br />
besteht<br />
2. Asservate/Beweismittel<br />
■ zum Zeitpunkt der Schußverletzung getragene Bekleidung<br />
asservieren<br />
■ „Abklatsch“ der Haut vom Verletzungsbereich vor dem<br />
Abwaschen anfertigen (z. B. mit selbstklebendem Verband)<br />
■ Wundexzisate bei Steckschuß und Durchschuß asservieren<br />
■ Verbandsmaterial von der Notversorgung asservieren<br />
■ Projektile/Geschoßteile mit Gummihandschuhen asservieren<br />
(keine Kratzer hinterlassen)<br />
■ Fotoaufnahmen und bildgebende Untersuchungen dienen<br />
der Rekonstruktion und können wertvolle Beweismittel<br />
sein<br />
3. Fazit<br />
■ Asservate und Fotoaufnahmen können wesentlich zur<br />
Aufklärung von Straftaten beitragen<br />
■ sinnvoll auch im Interesse des behandelnden Arztes, da<br />
er ggf. als sachverständiger Zeuge vor Gericht aussagen<br />
muß<br />
■ Übergabe der Asservate an Polizei, ggf. unter Einbeziehung<br />
der Rechtsmedizin<br />
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