89. Markt in Lebring - Website-Box
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8<br />
ERNTEKRONE<br />
Die Erntedankfeste <strong>in</strong> den Pfarren haben<br />
e<strong>in</strong>e lange Tradition. In den ländlichen<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>schaften werden zum Erntefest,<br />
aus Ähren große Erntekronen<br />
gebunden und <strong>in</strong> der Kirche aufgestellt.<br />
Die Krone, Symbol der Macht, wird<br />
gebunden auf den Kranz. Ohne Anfang<br />
und Ende steht er als Zeichen der Ewig-<br />
Tradition bedeutet „Überlieferung“, aber<br />
auch „Brauch“, „Gepflogenheit“. In der<br />
Volkskunde wird Tradition sichtbar - als das,<br />
was zu e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit gebräuchlich<br />
und <strong>in</strong> Gebrauch war und se<strong>in</strong>e Spuren im<br />
heutigen Leben h<strong>in</strong>terlassen hat. Volkskunde<br />
ist also auch: Spurensuche.<br />
VOLKSKUNDE IST BEGEGNUNG. Vergangenes<br />
ist nicht von sich aus <strong>in</strong>teressant. Es<br />
ist deshalb <strong>in</strong>teressant, weil es die Gegenwart<br />
mitbestimmt. In der Volkskultur lebt die<br />
Begegnung von Vergangenem und Gegenwärtigem<br />
und ermöglicht so e<strong>in</strong>e bewusste<br />
Wahrnehmung der eigenen Wurzeln und<br />
der damaligen und heutigen Lebensweise.<br />
Volkskunde ist also auch: Gegenwart.<br />
keit, der Unendlichkeit. Die Vielzahl der<br />
gebundenen Ähren, die die Krone bilden,<br />
er<strong>in</strong>nern die Menschen an ihre Abhängigkeit<br />
und an ihr Gebundense<strong>in</strong> an die<br />
Natur. Ohne e<strong>in</strong>e gute Ernte, ohne die<br />
unter harter Arbeit e<strong>in</strong>gefahrenen Naturgüter,<br />
war ke<strong>in</strong> Überleben im W<strong>in</strong>ter<br />
möglich. So wurde die Macht der Natur<br />
im Symbol der Erntekrone dargestellt.<br />
Die Ähren müssen so gebunden werden,<br />
VOLKSKUNDE ERZÄHLT GESCHICHTEN.<br />
Die Volkskunde bildet e<strong>in</strong>en besonderen<br />
Raum. E<strong>in</strong> Raum, der Geschichte erlebbar<br />
macht und Geschichten erzählt – von<br />
Objekten und Orten, von Gestern und<br />
Heute und vor allem von Menschen,<br />
ihrem Alltag und den D<strong>in</strong>gen, die diesen<br />
Alltag begleitet haben. Volkskunde ist<br />
also auch: Lebens-Raum.<br />
WOHNEN. Auf dem Land bedeutete Wohnen<br />
lange Zeit ke<strong>in</strong>eswegs den uns heute<br />
bekannten Rückzug <strong>in</strong>s Private. Ganz im<br />
Gegenteil: Wohnorte waren multifunktionale<br />
Räume, <strong>in</strong> denen Arbeits- und Familienleben<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander übergriffen. Bestes<br />
Beispiel dafür ist die Rauchstube, die bis<br />
MARKT IN LEBRING 09/2010<br />
Brauchtum im<br />
Herbstreigen …<br />
Der Herbst ist die Zeit der Ernte. Vieles was angebaut<br />
wurde, wird jetzt geerntet und steht dann für längere<br />
Zeit für Mensch oder Tier zur Verfügung. Ob We<strong>in</strong>lesefeste,<br />
Kürbisfeste, Almfeste oder Erntedankfeste, …<br />
der Spätsommer und der Herbst s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> guter Zeitpunkt<br />
zum Danken und für Feste und Brauchtum. Die<br />
Bäuer <strong>in</strong>nen und Bauern tragen die Traditionen mit<br />
und für die Menschen im ländlichen Raum weiter.<br />
wie sie gewachsen<br />
s<strong>in</strong>d. Sie<br />
müssen zudem<br />
stets mit der<br />
Ähre nach oben<br />
gebunden werden,<br />
sonst wird<br />
die kommende Ernte durch e<strong>in</strong> Unwetter<br />
zerstört, so e<strong>in</strong>e Überlieferung. Die<br />
erste Getreideart steht gegenüber der<br />
<strong>in</strong>s frühe 20. Jahrhundert <strong>in</strong> Teilen der<br />
Steiermark bewohnt wurde.<br />
RITUELLE HANDLUNGEN bestimmen das<br />
Leben des Menschen von der Geburt bis<br />
zum Tod. Die zahlreichen Ausprägungen<br />
religiöser und weltlicher Rituale von ländlichen<br />
Bräuchen und ihren sozialen Funktionen<br />
reichen von der privaten Andacht<br />
im „Herrgottsw<strong>in</strong>kel“ bis h<strong>in</strong> zum geme<strong>in</strong>samen<br />
b<strong>in</strong>den von Erntekronen, zu Aberglaube<br />
und Volksmediz<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> besonders<br />
schöner Brauch ist das Maibeten. Dieser<br />
ursprünglich heidnische Brauch dient dem<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl: Im Marienmonat<br />
Mai treffen sich die Menschen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Ortsgeme<strong>in</strong>schaften oft täglich vor Kapel-<br />
letzten Getreideart.<br />
Der Kranz wird von<br />
Westen nach Osten<br />
gebunden.<br />
Die Leibnitzer<br />
Bäuer<strong>in</strong>nen werden<br />
beim Gadymarkt e<strong>in</strong>e Erntekrone b<strong>in</strong>den.<br />
Sie können den Bäuer<strong>in</strong>nen dabei<br />
über die Schulter schauen.<br />
V O L K S K U N D E I S T T R A D I T I O N .<br />
len, um geme<strong>in</strong>sam für e<strong>in</strong> gutes Erntejahr<br />
zu beten. Rund um das bäuerliche<br />
Arbeitsleben formierten sich ebenfalls<br />
zahlreiche Bräuche, beg<strong>in</strong>nend mit Maria<br />
Lichtmess (2.Februar), dem Tag des Dienstbotenwechsels.<br />
Nach getaner schwerer<br />
körperlicher Arbeit, wie zum Beispiel der<br />
Ernte, nach dem Brecheln oder Dreschen<br />
gab es diverse ausgelassene Feste mit<br />
üppigen Festtagsspeisen und Tanzvergnügungen.<br />
Auch im Laufe des Lebens von<br />
e<strong>in</strong>st gab es rund um die diversen Anlässe<br />
wie Geburt, Taufe, Verlobung, Hochzeit,<br />
Begräbnisse etc. zahlreiche Bräuche, um<br />
das Glück oder die Trauer mite<strong>in</strong>ander zu<br />
erleben. Teilweise werden diese Rituale<br />
auch heute noch gelebt.