03.12.2012 Aufrufe

Schauen Sie vorbei - Mediaradius

Schauen Sie vorbei - Mediaradius

Schauen Sie vorbei - Mediaradius

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

A k t u e l l<br />

Das kloster neustift<br />

Das Kloster Neustift ist ein Stift<br />

der Augustiner Chorherren in<br />

Neustift Vahrn. Es wurde 1142<br />

vom damaligen Brixner Bischof<br />

Hartmann gegründet und hat<br />

seither Geschichte gemacht.<br />

Das Kloster Neustift war von Anfang<br />

an auch ein viel besuchtes Hospiz<br />

und Raststätte für Pilger auf der<br />

Reise ins Heilige Land oder nach Rom.<br />

Davon zeugen heute noch die berühmte,<br />

sehr umfangreiche Stiftsbibliothek,<br />

die weitläufige Bildungstätigkeit und<br />

auch der gern besuchte Klosterkeller.<br />

Wirtschaftlich war und ist das Stift<br />

dank seiner Güter weitgehend selbstständig.<br />

Mit ihren Klosterschulen und<br />

dem Interesse für Wissenschaft und<br />

Kunst wurden die Chorherren bedeutende<br />

Träger für das kulturelle Leben.<br />

Derzeit 26 Augustiner chorherren<br />

Vom Stift aus werden zahlreiche Pfarreien<br />

in Süd- und eine in Osttirol betreut.<br />

Von den derzeit 26 Chorherren<br />

sind 16 außerhalb des Klosters als<br />

Seelsorger und Priester tätig. Geleitet<br />

wurde das Haus von 1969 bis 2005<br />

von Prälat Chrysostomus Giner. Im<br />

Mai 2005 übergab dieser sein Amt an<br />

Georg Untergaßmair. Zu den Haupt-<br />

aufgaben der Chorherren gehörte von<br />

Anfang an die Pflege der feierlichen<br />

Liturgie, das gemeinsame Chorgebet<br />

und die Tätigkeit in der Pfarrseelsorge.<br />

Im Klosterareal untergebracht ist<br />

eine private Mittelschule, eine Kellerei<br />

ein Morgen bei den chorherren<br />

Freitag, 28. November 2008: Nach dem<br />

Klopfen an der Klosterpforte in Neustift<br />

kommt der Stifts-Dekan Theobald Innerhofer<br />

und heißt mich willkommen.<br />

Um 6.00 Uhr beginnt das Morgenlob in<br />

der einfachen Stiftskapelle. Die Stifts-<br />

kapelle strahlt Ruhe aus, genauso wie<br />

die elf Chorherren, die sich zum Morgenlob<br />

(Laudes) einfinden. Das ist kein<br />

Beten wie sonst oft in der Kirche, wo<br />

vorgebetet und „nach gemurmelt“ wird.<br />

Es kommen klare, deutliche Worte, mit<br />

hörbarer Freude in den kräftigen Stimmen<br />

– eine klare Botschaft, die einen<br />

starken Eindruck hinterlässt.<br />

Nach dem Morgenlob geht es in die Stiftskirche<br />

zur Frühmesse, die von neun<br />

Chorherren und zwei Ministranten gefei-<br />

ert wird. Etwa 40 Gläubige sind anwesend,<br />

um die Heilige Messe mitzufeiern.<br />

Für mich war das Morgenlob irgendwie<br />

beeindruckender als die Frühmesse in<br />

der fast leeren Kirche. Bei voller Kirche<br />

an Sonn- und Feiertagen ist der Eindruck<br />

in der Stiftskirche sicher ein anderer …<br />

Frühstück im kloster<br />

Als Gast sitze ich mitten in der Runde<br />

der Chorherren. Es gibt Kaffee, frisches<br />

Brot, Marmelade, Käse und eine gute<br />

Stimmung; gesprochen wird über „Gott<br />

und die Welt“. Das Tagesgeschehen aus<br />

Wirtschaft, Kultur, Sport und Politik gehören<br />

ebenso dazu wie kleine verbale<br />

Sticheleien untereinander. So wird mir<br />

Peter Huber, einer der Chorherren und<br />

seit September in Pension als „abgehalf-<br />

terter Pfarrer von Völs“, vorgestellt …<br />

Überhaupt geht es hinter den Klostermauern<br />

keinesfalls so ernst zu, wie man<br />

oft meint. Neben der Tätigkeit als Priester<br />

und Seelsorger in den Pfarreien, sind die<br />

Chorherren betreut mit diversen Aufga-<br />

und ein Bildungshaus mit einem Umwelt-,<br />

Bibel-, Tourismus- und einem<br />

Computerzentrum.<br />

Zum Stift gehören auch die spätbarocke<br />

Stiftskirche, der spätbarocke<br />

Bibliothekssaal, ein Elektrizitätswerk,<br />

ein historischer Klostergarten und ein<br />

der Engelsburg in Rom nachempfundener<br />

Bau, der für Ausstellungen genutzt<br />

wird.<br />

ben innerhalb des Klosters. Diese reichen<br />

von der Gutsverwaltung bis zur Leitung<br />

des Schülerheimes. Es herrscht Leben im<br />

Kloster Neustift, obwohl man ob des hohen<br />

Durchschnittsalters der Chorherren,<br />

doch gewisse Zukunftssorgen hat.<br />

Franz Wimmer<br />

A k t u e l l<br />

von Mensch zu Mensch<br />

Einfach – Engagiert –<br />

Evangeliumsorientiert – um<br />

diese drei E kreist das Leben<br />

der Kapuziner. Die Nachfolge<br />

Christi durch Verzicht auf alles,<br />

was es nicht zum Leben<br />

braucht, das unbedingte<br />

Einsetzen für den Nächsten<br />

und eine tiefe, am Evangelium<br />

orientierte Spiritualität.<br />

Das Engagement leben die Kapuziner<br />

auf verschiedene Weise, in der Gemeinschaft<br />

und in der Gesellschaft, in<br />

der Gefängnis- und Krankenhausseelsorge,<br />

als Lehrer, Missionar, überall dort,<br />

wo Menschen, Menschen brauchen.<br />

Seine blauen Augen schauen über alle<br />

Barrieren hinweg tief in die Seele hinein.<br />

Pater Peter Brugger besucht dreimal<br />

in der Woche die Gefangenen in Bozen.<br />

„An diesem Ort ist die Begegnung<br />

das Wichtigste; im Gefangenen erfahre<br />

ich das Menschliche.“<br />

Der Mann für die kleinen<br />

notwendigkeiten<br />

Auf Ablehnung stößt der Pater mit<br />

dem unkomplizierten, fröhlichen<br />

und direkten Wesen eigentlich nie.<br />

„Ich bin eben einer, der ansprechbar<br />

ist; bin der Mann für die kleinen<br />

Notwendigkeiten – Batterien,<br />

Briefpapier usw. Manche kommen<br />

auch nur deswegen und das stört<br />

mich manchmal schon.“ Im Gefäng-<br />

nis hat er es mit 40 % Christen (Katholiken,<br />

Protestanten, Orthodoxe)<br />

und ca. 40 % Moslems zu tun. „Auch<br />

die kommen manchmal am Sonntag<br />

zum Gottesdienst, wenn sie Bedürfnis<br />

nach einem spirituellen Erlebnis haben.<br />

Ich schmeiß niemanden raus!“<br />

Pater Peter war vorher lange als Krankenhausseelsorger<br />

tätig. „Die Bedürf-<br />

tigkeit hier, ist ganz anders. Im Gefängnis<br />

ist man vor allem mit der Struktur,<br />

mit der Allgegenwärtigkeit der Polizei<br />

konfrontiert. Eine wesentliche Frage<br />

für seine Tätigkeit ist: „Was tue ich,<br />

um innerlich auf Distanz zu bleiben.<br />

Glaube und Berufung sind meine Motivation,<br />

(deren ich mich immer wieder<br />

bewusst werden muss.)“ Im Gefängnis<br />

begegnet man finanzieller, vor allem<br />

aber auch geistiger und seelischer Armut.<br />

Spenden sind willkommen auf<br />

dem Spendenkonto „Peter Brugger“ bei<br />

der Volksbank.<br />

Die Menschen im gebet vor gott tragen<br />

Seit 22 Jahren ist Markus Kerschbaumer<br />

Seelsorger im Krankenhaus Bozen.<br />

Ablehnung hat er dabei eigentlich nie erlebt.<br />

„Manchmal drehen sich die Leute<br />

um und tun so, als ob sie schlafen, oder<br />

sie sagen, sie seien Atheist.“ Aber letzt-<br />

lich sind sie doch froh über ein Wort,<br />

über eine Begegnung, einen Strahl Hoff-<br />

nung. „Gerade mit Menschen, die Gott<br />

ablehnen, kommt es oft zu den tiefsten<br />

Gesprächen und das sind wunderbare<br />

Erfahrungen.“<br />

„Gott ist in den Kranken erfahrbar und<br />

meine Aufgabe ist es, Trost zu spenden,<br />

Hoffnung zu geben, Anteilnahme zu<br />

zeigen und die Menschen im Gebet vor<br />

Gott hin zu tragen.“ Regelmäßig geht er<br />

von Zimmer zu Zimmer, schenkt den<br />

Menschen Zeit und Offenheit. „Meine<br />

Kraft kommt aus dem Glauben. Das ist<br />

nicht selbstverständlich, auch ich muss<br />

immer wieder danach suchen.“ Pater<br />

Markus sagt von sich selbst, er habe ein<br />

schönes Leben.<br />

Das „Pater Markus Hilfswerk“<br />

Die Begegnung mit Pater Markus und<br />

seinem bedingungslosen Einsatz für die<br />

Schwächsten und die Ärmsten waren für<br />

die Postangestellte Elisabeth Ondertoller<br />

ein Schlüsselerlebnis. „Wie er seine Auf-<br />

gabe angegangen ist, so bedingungslos<br />

und ohne jedes Vorurteil, das hat mich so<br />

fasziniert, dass ich wusste, das möchte<br />

ich auch machen. Ich wollte auch meinen<br />

christlichen Glauben durch ein soziales<br />

Engagement, eine sinnvolle Tätigkeit, leben.“<br />

Die Postangestellte hat Pater Markus<br />

in seinen letzten Lebensmonaten<br />

beigestanden, hat ihm geholfen, seine<br />

Korrespondenz mit den Gefängnisinsassen<br />

weiter zu führen. Und so ist gemeinsam<br />

mit vier anderen Helfern das „Pater<br />

Markus Hilfswerk“ in der Vinzenzgemeinschaft<br />

entstanden.<br />

12 10/2008<br />

10/2008 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!