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Medizinhistorische Dissertation über Dr. med. Frederik Paulsen

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Regierung zu stürzen und so die Republik zu beseitigen. Die meisten Politiker,<br />

unter ihnen der Reichskanzler Gustav Bauer und der Reichspräsident Friedrich<br />

Ebert, waren zuvor aus dem Regierungsviertel nach Stuttgart geflohen. Kapp<br />

ernannte sich selbst zum Reichkanzler und preußischen Ministerpräsidenten;<br />

Freiherr von Lüttwitz wurde Reichswehrminister und Oberbefehlshaber der<br />

Reichswehr. Die sozialdemokratischen Regierungsmitglieder riefen jedoch zum<br />

Generalstreik auf. Nach vier Tagen scheiterte der Putsch, da den Putschisten<br />

die Unterstützung der Bevölkerung fehlte. Dies bedeutete jedoch nicht die<br />

Zustimmung der Bevölkerung zur bestehenden Republik. Die alte Regierung<br />

<strong>über</strong>nahm dennoch wieder ihre Ämter. 14<br />

Friedrichs 16- jähriger Bruder Paul wollte im Freikorps der Putschisten als Bote<br />

tätig sein. Als ihn seine Mutter mit einem Stahlhelm auf dem Kopf beim Essen<br />

zu Hause antraf, gab sie ihm eine Ohrfeige und warf den Stahlhelm auf die<br />

Straße. Die zu <strong>über</strong>bringende Information kam nie bei ihrem Empfänger an. 15<br />

Ob die Mutter grundsätzlich das Engagement ihres 16- jährigen Sohnes<br />

ablehnte oder ob sie mit der Seite, auf die sich ihr Sohn geschlagen hatte, nicht<br />

einverstanden war muss offen bleiben. In jedem Fall steht fest, dass sie sich<br />

durchsetzte.<br />

Mit Freude nahm Friedrich in Kiel am Kindergottesdienst teil. Er verteilte für ein<br />

kleines Taschengeld das Gemeindeblatt an Bedürftige. Hier begann er, sich um<br />

die Anliegen der Armen Gedanken zu machen und hinterfragte deren<br />

Lebensumstände. Er schreibt, „dass in diesem Kindergottesdienst“ [...] „sich<br />

zum ersten Mal meine Neigung zur Kritik regte.“ 16<br />

Friedrich erinnert sich, dass es während seiner Jugend von Bedeutung war,<br />

seine Weltanschauung und politische Gesinnung durch ein Abzeichen an der<br />

Jacke zu zeigen. „In der Weimarer Republik war es eine Schande, wenn ein<br />

Jüngling kein Abzeichen trug, also keine Gesinnung, keine Weltanschauung<br />

hatte. Auch der radikalste politische Gegner war besser als der Feigling ohne<br />

Abzeichen.“ 17 So schloss er sich 1923, 14- jährig, mit seinen Schulkameraden<br />

14<br />

U. Lange (2003), 551- 553.<br />

15<br />

F. <strong>Paulsen</strong> (1992), Kiel, 13.<br />

16<br />

Ibid, 15.<br />

17<br />

Ibid, 17.<br />

12

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