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Medizinhistorische Dissertation über Dr. med. Frederik Paulsen

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seinen Austritt äußert er sich nicht. Es bleibt offen, inwieweit er als 16- Jähriger,<br />

Hitlers politische Ziele durchschauen konnte. Es ist bemerkenswert, dass sich<br />

<strong>Paulsen</strong>, auch in den kommenden Jahren, trotz der zunehmenden Macht der<br />

Nationalsozialisten von ihnen fernhielt. Dass im wesentlichen emotionale<br />

Gründe ihn davon abhielten, der Versuchung des Nationalsozialismus<br />

nachzugeben, soll nicht angezweifelt werden, dennoch muss man seine<br />

Erklärung hierzu vor dem Hintergrund betrachten, dass er seine „Erinnerungen“<br />

im hohen Alter verfasst hat. Von daher erscheint es mir nicht unwahrscheinlich,<br />

dass er auch damals schon individuelle politische Vorstellungen hatte.<br />

1925 wurde <strong>Paulsen</strong> in Kiel konfirmiert. Während seines<br />

Konfirmandenunterrichts provozierte er, wie schon im Kindergottesdienst, den<br />

Pastor durch seine Fragen. Der konnte ihm oftmals nicht zu seiner<br />

Zufriedenheit antworten und geriet dadurch in Verlegenheit. 23 <strong>Paulsen</strong>s<br />

Interesse galt zusätzlich der Philosophie, er las viel und hatte mit seinen<br />

Freunden einen Diskutierklub gegründet. Mit einigen Schülern führte er<br />

Diskussionen <strong>über</strong> Religion und Philosophie. Gemeinsam lasen sie Bücher und<br />

tauschten sich hier<strong>über</strong> aus. Eine weitere Leidenschaft für ihn wurde die<br />

Teilnahme am kulturellen Leben: Er verdiente sich als Statist an der Oper und<br />

im Theater ein Taschengeld. Er schrieb Filmkritiken für die Norddeutsche<br />

Zeitung und bekam so freien Eintritt für alle Filme. 24 Er war ein recht guter<br />

Schüler und gab jüngeren Schülern Nachhilfeunterricht, auch eine ältere Dame<br />

unterrichtete er in Latein. Dieser Unterricht ging oftmals <strong>über</strong> das eigentliche<br />

Thema hinaus. Die alte Dame war die 70- jährige Witwe des berühmten<br />

Chirurgen F. Johann von Miculicz- Radecki (1859- 1905). Der Lateinunterricht<br />

mit ihr wurde mit der Zeit immer kürzer; die Unterhaltungen <strong>über</strong> die Kultur und<br />

Wissenschaft des alten Österreichs nahmen die meiste Zeit ein. „Durch sie<br />

bekam ich ein Bild von Wissenschaft und Kulturwelt des alten Österreichs, [...]<br />

ich sah den Untergang der Habsburger Monarchie als ein Unglück für Europa<br />

23 F. <strong>Paulsen</strong> (1992), Kiel, 19.<br />

24 Ibid, 20.<br />

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