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Medizinhistorische Dissertation über Dr. med. Frederik Paulsen

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Er berichtete, dass er meist in Einzelhaft untergebracht war, nur selten teilte er<br />

seine Zelle mit anderen Gefangenen. Dennoch entwickelten sich enge Kontakte<br />

zwischen den Gefangenen, viele waren wie er aus politischen Gründen<br />

verurteilt worden. Es war den Gefangenen erlaubt, drei eigene Bücher zu<br />

besitzen sowie einmal wöchentlich die Gefängnisbibliothek zu besuchen. Es<br />

war verboten, andere persönliche Dinge in der Zelle zu haben. Das Dekorieren<br />

des Zellenbodens mit Mustern aus Schuhcreme war ein besonderes<br />

Vergnügen. 69 Kontakte zur Außenwelt waren durch einen monatlichen Brief<br />

möglich. Tags<strong>über</strong> mussten die Gefangenen arbeiten. Dies war ihnen aber eine<br />

Abwechslung zu dem sonst tristen Gefängnisalltag, obwohl diese Arbeit nur aus<br />

Tütenkleben bestand. Die Arbeit wurde streng <strong>über</strong>wacht. Der Werkmeister war<br />

den politischen Gefangenen jedoch wohlgesonnen und stellte Kontakte<br />

zwischen den Studenten unter ihnen her. Sie konnten sich unterhalten und er<br />

informierte sie <strong>über</strong> die neuesten Nachrichten aus der Welt. 70 Das Tütenkleben<br />

bot somit nicht nur die Möglichkeit zum Informationsaustausch, sondern brachte<br />

auch Spaß und lockerte die monotone Arbeit durch Geschicklichkeits- und<br />

Schnelligkeitswettbewerbe auf. Sonntags fand in der Gefängniskapelle ein<br />

Gottesdienst statt. Die Gefangenen bekamen außerdem von einem Lehrer und<br />

dem Anstaltspastor Unterricht. <strong>Paulsen</strong> wurde zusätzlich von dem Pastor<br />

Bitterling in Hebräisch und Französisch unterrichtet. Während dieser Stunden<br />

entwickelte sich, laut <strong>Paulsen</strong>, zwischen ihm und dem Pastor ein enges<br />

Verhältnis. Sie diskutierten viel <strong>über</strong> die Bibel und <strong>über</strong> die Lage der Kirche im<br />

<strong>Dr</strong>itten Reich. Der Pastor ermöglichte für ihn heimlich private Treffen mit seinen<br />

Angehörigen und verhalf ihm nach der Entlassung aus dem Gefängnis zur<br />

Flucht. Pastor Bitterling soll zum Ende des Krieges selbst verhaftet worden<br />

sein, da er seinen Gefangenen zu oft geholfen hatte. 71<br />

Über ein besonders grausames Ereignis berichtete <strong>Paulsen</strong> in seinen<br />

Erinnerungen. Am 23. Februar 1934 wurde einer der Gefangenen, der frühere<br />

Reichstagsabgeordnete der KPD Christian Heuck, im Gefängnis ermordet. 72<br />

69<br />

F. <strong>Paulsen</strong> (1992), Meine Gefängniszeit 1934- 1935, 19.<br />

70<br />

Ibid, 21.<br />

71<br />

F. <strong>Paulsen</strong> (1992), Meine Mitgefangenen, 29.<br />

72<br />

Internet: www.kiel.de/Aemter/Ehrengraeber (06/06)<br />

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