Department 5 Geoengineering - GFZ - GeoForschungsZentrum ...
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Abb. 5.32: Epizentren katalogisierter Erdbeben (Grünthal & Wahlström,<br />
2003).<br />
Epicentres of catalogued earthquakes (Grünthal & Wahlström, 2003).<br />
-typen sowie den Wiederherstellungskosten solcher Wohngebäude<br />
spezifiziert für alle kommunalen Strukturen. Die<br />
grenzüberschreitenden Erdbebendaten in Form einer europäischen<br />
Datenbasis (Abb. 5.32) wurden am <strong>GFZ</strong> Potsdam<br />
von Grünthal und Wahlström (2003) erarbeitet. Ebenso<br />
wurden die Erdbebengefährdungsdaten von früheren Analysen<br />
am <strong>GFZ</strong> verwendet, die für den Erschütterungsparameter<br />
der makroseismischen Intensität kalibriert und für<br />
eine Nichtüberschreitenswahrscheinlichkeit von 90 % in<br />
50 Jahren berechnet sind (Abb. 5.33). Die Erdbebengefährdungsdaten,<br />
die primär für einen Gitterpunktabstand<br />
von 0,1° x 0,1° vorliegen, werden anhand von Interpolationen<br />
jeder der 13.490 separaten administrativen Kommunen<br />
in Deutschland zugeordnet.<br />
Für die Abschätzung der Häufigkeitsverteilung von<br />
Gebäuden bestimmter Verletzbarkeitsklassen wurde eine<br />
repräsentative Methodik entwickelt. Verschiedene Prototyp-Kommunen,<br />
die unterschiedlichen Klassen von Kommunen<br />
bezüglich ihrer Einwohnerzahl entsprechen, wurden<br />
anhand von Vor-Ort-Analysen im Hinblick auf ihre<br />
Vulnerabilitätsstruktur untersucht. Fünf Einwohnerklassen<br />
umfassen Orte mit weniger als 300 Einwohnern, 300<br />
bis 3.000, 3.000 bis 30.000, 30.000 bis 300.000 und mehr<br />
als 300.000. Zusatzinformationen konnten aus veröffentlichtem<br />
Material und der nationalen INFAS-Datenbank<br />
entnommen werden.<br />
Zur notwendigen Unterteilung von Verletzbarkeiten wurden<br />
die im Rahmen der Europäischen Makroseismischen<br />
Skala (EMS-98; Grünthal, 1998) erarbeiteten<br />
und international bewährten Vulnerabilitätsklassen<br />
zugrunde gelegt und<br />
deren repräsentative Häufigkeitsverteilungen<br />
in den fünf Kommunenklassen<br />
ermittelt.<br />
Schadenswahrscheinlichkeitsmatrizen<br />
wurden erarbeitet, die den erwarteten<br />
Schaden in Prozent der Zerstörung für<br />
verschiedene Kombinationen von Vulnerabilitätsklassen<br />
und makroseismische<br />
Intensitäten angeben. Diese sind in Abb.<br />
5.34 als Vulnerabilitäts- bzw. Fragilitätskurven<br />
dargestellt. Die Vulnerabilitätsklassenverteilung<br />
in Verbindung mit den<br />
Schadensmatrizen ergibt typische Schadenskurven<br />
für die Kommunengrößenklassen<br />
(Abb. 5.35). In einem nächsten<br />
Arbeitsschritt werden die makroseismischen<br />
Intensitäten für das betrachtete<br />
Gefährdungsniveau (bzw. Eintreffenswahrscheinlichkeit)<br />
mit den zugehörigen<br />
Werten der Fragilitätskurven kombiniert.<br />
Werden diese ortsbezogenen Daten<br />
wiederum mit den Wiederherstellungskosten<br />
verknüpft, folgt als Resultat die<br />
Erdbebenrisikokarte in Form von monetären<br />
Verlustaussagen (Abb. 5.36). Bisher<br />
wurden nur Wohnhäuser in die Analysen<br />
einbezogen. Die Angaben zum Werteinventar<br />
(Asset) in den einzelnen Kommunen sind von der<br />
Asset-Gruppe in CEDIM bereitgestellt worden.<br />
Den relativ geringen Schadenserwartungen für größere<br />
Städte (diese weisen infolge massiver Kriegseinwirkungen<br />
in stärkerem Ausmaß resistentere neuere Bauten auf als die<br />
Mehrzahl kleinerer Städte) stehen i. d. R. dennoch erhöhte<br />
Risikowerte gegenüber, die durch die im Gegensatz zu kleineren<br />
Kommunen erhöhten Wertekonzentrationen bedingt<br />
sind. Für die bevölkerungsreicheren Kommunen ist damit<br />
deren relativ zur Umgebung erniedrigte Vulnerabilität überkompensiert<br />
durch deren höhere totale Wertekonzentration.<br />
Für das gewählte Wahrscheinlichkeitsniveau von 10 %<br />
Überschreitenswahrscheinlichkeit in 50 Jahren ergeben<br />
sich damit erwartete Verlust von mehreren Hundert Millionen<br />
Euro in den am meisten gefährdeten größeren Kommunen.<br />
Die 15 Kommunen mit dem größten erwarteten<br />
Erdbebenrisiko sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />
Dieses methodische Vorgehen zur Abschätzung des seismischen<br />
Risikos wurde anhand beobachteter Schadenswerte<br />
von Beben der letzten 30 Jahre in Deutschland und<br />
im grenznahen benachbarten Ausland kalibriert. Obwohl<br />
nur Wohnbauten betrachtet wurden und keine sonstigen,<br />
gegenüber Erdbeben verletzbaren Objekte, gibt die vorliegende<br />
Risikokarte bereits einen guten Eindruck vom<br />
insgesamt zu erwartenden Erdbebenrisiko, zumal Wohngebäude,<br />
sowohl seitens ihres Werteinventars als auch vom<br />
sozialen Standpunkt aus betrachtet, in ihrer Summe die<br />
größte gesamtgesellschaftliche Bedeutung besitzen.<br />
Zweijahresbericht 2004/2005 <strong>GeoForschungsZentrum</strong> Potsdam<br />
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